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Dialog mit Titorelli Analyse des Scheiterns Unterschiedliche ...

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ANALYSE DER DIALOGE UM SCHULD UND FREIHEIT<br />

ORIGINALTEXT GEKÜRZT KOMMENTAR<br />

"Sie sind unschuldig?" fragte er. "Ja",<br />

sagte K.<br />

"Ich bin vollständig unschuldig."<br />

"So", sagte der Maler, senkte den Kopf<br />

und schien nachzudenken. Plötzlich<br />

hob er wieder den Kopf und sagte:<br />

"Wenn Sie unschuldig sind, dann ist ja<br />

die Sache sehr einfach."<br />

"Meine Unschuld vereinfacht die<br />

Sache nicht", sagte K.<br />

Es kommt auf viele Feinheiten an, in<br />

denen sich das Gericht verliert. Zum<br />

Schluß aber zieht es von irgendwoher,<br />

wo ursprünglich gar nichts gewesen ist,<br />

eine große Schuld hervor."<br />

"Ja, ja, gewiß", sagte der Maler, als<br />

störe K. unnötigerweise seinen<br />

Gedankengang. "Sie sind aber doch<br />

unschuldig?"<br />

Darin stimmten aber alle überein, daß<br />

leichtsinnige Anklagen nicht erhoben<br />

werden und daß das Gericht, wenn es<br />

einmal anklagt, fest von der Schuld <strong>des</strong><br />

Angeklagten überzeugt ist und von<br />

dieser Überzeugung nur schwer<br />

abgebracht werden kann."<br />

"Niemals ist das Gericht davon<br />

abzubringen<br />

"Ja", sagte K. für sich und vergaß, daß<br />

er den Maler nur hatte ausforschen<br />

wollen.<br />

Definition : Unschuld aus der Sicht<br />

von K:<br />

Frei von Schuld,<br />

also auch freizusprechen<br />

vor Gericht<br />

Aus Sicht von K:<br />

„Sache“ = sein Prozess<br />

“sehr einfach“ = Freispruch sehr<br />

einfach<br />

„Wortaufnahme“ = K. kommt nicht auf<br />

die Idee, dass Tit. etwas anderes<br />

meinen könne!<br />

K. bezweifelt nun die „Einfachheit“ <strong>des</strong><br />

Freispruchs – die unbekannte große<br />

Schuld.<br />

<strong>Titorelli</strong> widerlegt die Zweifel implizit<br />

<strong>mit</strong> dem Hinweis auf K.’s Unschuld.<br />

Logik: Wenn K. unschuldig ist, woher<br />

soll dann die große Schuld kommen?<br />

T. gibt verbal „Entwarnung“<br />

K. insistiert auf seinem Einwand und<br />

bekräftigt ihn noch einmal.<br />

JETZT sagt T. das Entscheidende:<br />

Alles, was er nach der Logik von K. in<br />

seinen Aussagen implizit angedeutet<br />

hat, ist da<strong>mit</strong> fraglich geworden.<br />

K. bleibt fast wortlos der <strong>Dialog</strong> endet<br />

völlig anders, als er begann – emotional<br />

und inhaltlich.

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