2010 |11 - Wolfgang Borchert Theater
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Heinrich von Kleist<br />
7 | DIE HERMANNSSCHLACHT<br />
Schauspiel.<br />
Anläßlich des Kleist-Jahres 2011, dem 200. Todestages des Dichters am 21. November, spielt das WBT<br />
seinen großen Fünfakter. Der Cheruskerfürst Hermann ist ein außergewöhnlicher Stratege: Realist und<br />
Idealist zugleich, spielt er den Römern überzeugend vor, sich mit ihnen verbünden zu wollen, um<br />
gemeinsam den verhaßten Suebenfürsten Marbod zu unterwerfen. Sein tatsächlicher Plan zielt aber<br />
darauf ab, die Freiheit der Germanen als höchstes Gut zu bewahren – auch wenn es den Verlust von<br />
Heimat und Besitz nach sich zieht. Der römische Feldherr Varus stellt Hermann die "höchste Herrschergewalt<br />
in Deutschland" in Aussicht. Doch Instinkt und Intellekt sagen Hermann, daß auf das Wort der<br />
Römer kein Verlaß ist. Um seine politischen Ziele durchzusetzen, scheut Hermann auch nicht davor<br />
zurück, seine schöne Frau Thusnelda zur ahnungslosen Komplizin zu machen. Er treibt sie sehenden<br />
Auges in die Arme des römischen Legaten Ventidius. Gemeinsam mit Marbod bezwingt Hermann zur<br />
gleichen Zeit Varus und das römische Heer in der entscheidenden Schlacht im Teutoburger Wald: eine<br />
Schlacht, die zur vernichtenden Niederlage der Römer wurde und die Grenzen des deutschen Reiches<br />
verlagerte.<br />
Kleists HERMANNSSCHLACHT ist Dichtung und Vorwegnahme eines politischen Programms,<br />
worin die unbedingte Hingebung ans Vaterland und der unbedingte Vernichtungswille des<br />
Feindes gepredigt werden.<br />
Regisseurin Tanja Weidner spricht dem Werk klare gegenwärtige Bezüge zu: "Mittlerweile sind wir<br />
Arminius-Nachfolger alle Römer geworden. Und wer würde denn heute in ein ökonomisch wie kulturell<br />
weiterentwickeltes Land ziehen, die Gewohnheiten annehmen, die Sprache, das Aussehen, einen<br />
gehobenen Lebensstandard genießen und am Ende in seine 'barbarische Heimat' zurückgehen und<br />
gegen das Land, das uns zu einer ansehnlichen Karriere verholfen hat, militärisch vorgehen? Und dazu<br />
noch ohne eine religiös-fundamentalistische Motivation? Da wird eine Identifikation mit dem ersten<br />
großen 'Deutschen' anscheinend schwer, ohne unsere Ziele zu verraten. Denn das Völkische und<br />
Tümelnde lehnen wir ab, Entwicklung und Völkerverständigung befürworten wir. Mit den Römern<br />
können wir uns identifizieren. Mit ihren Augen gucken wir auf das Fremde der Germanen."<br />
Tanja Weidner gibt mit DIE HERMANNSSCHLACHT ihr WBT-Debüt. Sie war jahrelang Regieassistentin<br />
von Claus Peymann und inszenierte unter anderem Anne Frank Tagebuch und Medea.Stimmen am<br />
Berliner Ensemble.<br />
Inszenierung | Tanja Weidner | Ausstattung | Daniel Reim | Musik | Hans-Jörn Brandenburg<br />
Premiere A | Donnerstag, 21. April 2011<br />
Premiere B | Samstag, 23. April 2011<br />
WBT_ SAAL