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Bürgerbrief Vereinsheft Ausgabe 90 - November 2016 - Vereinsheft vom Bürgerverein Wüsting e.V.

Bürgerbrief Ausgabe 90 - November 2016 - Vereinsheft vom Bürgerverein Wüsting e.V. AUS DEM INHALT: Erster Zughalt liegt über 144 Jahre zurück Vorstand Bürgerverein Wüsting Grummersorter Dorfstraße Gedichte Wüstinger Fotowettbewerb 2016 Veranstaltungstipps Besichtigung der Großleitstellen Oldenburger Land Bürgerverein Wüsting enterte das Börteboot Schlusswort Weihnachtsmarkt Wüsting

Bürgerbrief Ausgabe 90 - November 2016 - Vereinsheft vom Bürgerverein Wüsting e.V.


AUS DEM INHALT:
Erster Zughalt liegt über 144 Jahre zurück
Vorstand Bürgerverein Wüsting
Grummersorter Dorfstraße
Gedichte
Wüstinger Fotowettbewerb 2016
Veranstaltungstipps
Besichtigung der Großleitstellen Oldenburger Land
Bürgerverein Wüsting enterte das Börteboot
Schlusswort
Weihnachtsmarkt Wüsting

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AUSGABE <strong>90</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />

7<br />

Nachtrag aus der letzten <strong>Ausgabe</strong> Nummer 89 – Mai <strong>2016</strong><br />

Straßennamen in <strong>Wüsting</strong> –<br />

GELLENERHÖRNE<br />

Wir haben versehentlich das<br />

Quellverzeichnis vergessen.<br />

Das möchten wir jetzt gerne<br />

nachholen und bitten um<br />

Entschuldigung dafür.<br />

Bericht: Siegfried Hoffmann<br />

In Erinnerung an Günther<br />

Suhr, der wesentliche Anregungen<br />

für diesen Bericht<br />

beigetragen hat.<br />

Vielen Dank an Harry Heinemann,<br />

Werner Mahlstede<br />

und Herbert Heinemann für<br />

die freundliche Unterstützung.<br />

LITERATURHINWEISE:<br />

für den Begriff „Gehn“: Historisches<br />

Wörterbuch von<br />

1871, von Dr. A. Lübben Bd. 1<br />

– Nds. Staatsarchiv Oldenburg<br />

– Dr. Nistal<br />

Oldenburger Jahrbuch des<br />

Vereins für Altertumskunde<br />

und Landesgeschichte, Bd. 28<br />

1924, Seite 26 und 32<br />

Lexikon deutscher Fluss- und<br />

Ortsnamen von Dr. Hans Ballow,<br />

1981, Seite 41<br />

– Nds. Staatsarchiv Oldenburg<br />

– Dr. Nistal<br />

„Das Wüstenland“ von Dr. H.<br />

Munderloh, 1981, Seite 20 –<br />

25 u. 119<br />

„Zwischen Sturmflut und<br />

Oberwasser, von R. Kramer u.<br />

H. Hoffer 1991<br />

Seite 166 -. 169, 291 – 293 ff.<br />

Biographisches Handbuch<br />

zur Geschichte des Landes<br />

Oldenburg, 1992<br />

von Hans Friedel u.a., Seite<br />

495 – 496<br />

Mooriemer Chronik, 1997,<br />

Seite 19<br />

BILDNACHWEISE:<br />

Bild 1: aus dem Buch „Zwischen<br />

Sturmflut und Oberwasser<br />

Bild 2: aus Ol –Jahrbuch Bd.<br />

28<br />

10<br />

GELLENERHÖRNE<br />

-Begradigung der Gellenerhörne-<br />

STRASSENNAMEN<br />

in <strong>Wüsting</strong><br />

Die Straßenbezeichnung in der Ortschaft Oberhausen<br />

bezieht sich auf die nördlich der Hunte gelegene Bauerschaft<br />

Gellen. Der Ort entstand im Zuge der Besiedlungsphase<br />

in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.<br />

Nördlich der Hunte gelegene weitere Dörfer wie Moorhausen,<br />

Paradies und Moordorf gehörten bis 1600 n. Chr.<br />

zum Kirchspiel Holle. Durch Deichveränderungen an<br />

der Hunte, Sturmfluten und Überschwemmungen wurden<br />

die Dorfbewohner nach Altenhuntorf ungespfarrt.<br />

Das Dorf Gellen gehörte bis 1974 zur früheren Gemeinde<br />

Mooriem und ist danach in die Stadt Elsfleth eingegliedert<br />

worden. Historisch wird der Ort Gellen um 1124<br />

als Gelinde und 1158 als Ghelinde in Urkunden des<br />

Klosters Rastede erwähnt.<br />

Einen „Ableger“ des Dorfes Gellen hat es südlich der<br />

Hunte schon als Siedlungsplatz um 1000 n. Chr. gegeben.<br />

Einen Beweis dafür hat der leider verstorbene<br />

Günter Suhr geliefert, in dem er 1952 Scherben in unmittelbarer<br />

Nähe seines elterlichen Hofes beim Ausheben<br />

eines Grabens fand. Weitere Fundstücke waren<br />

Tierzähne und viele „Steine“, die offensichtlich im Feuer<br />

scharfkantig zersprungen waren. (Die „Steine“ stammen<br />

wahrscheinlich aus der Raseneisenerz-Schmelze. Die<br />

Der Huntefluss hatte auch seine Tücken. Die Windungen<br />

im Flussbett, an denen sich Sandbänke bildeten, waren<br />

in jener Zeit ein Gefahrenpunkt für die Schifffahrt. Außerdem<br />

sorgten die Krümmungen für Stauungen und<br />

gefährliche „Küsel- und Wirbelströme“. Dadurch entstanden<br />

auch Schäden am Deich. Beladene Segelschiffe<br />

mussten daher ihre Fracht im Bereich der Fährbucht<br />

(Brunsfähr) auf flachgehende Boote umladen. Diese erreichten<br />

dann im Treidel-Verfahren den Oldenburger<br />

Hafen. Der südlichste Punkt der Hunteschlinge heißt<br />

noch heute „Südwendung“. Der davon weiter südliche<br />

liegende Hof heißt darauf bezogen „Südwenje-Hof“. Er<br />

wurde bereits 1433 erwähnt und ist heute im Besitz der<br />

Familie Suhr.<br />

Dieser desolate Zustand der Hunte in diesem Bereich<br />

(der damals schon „Gellener Hörne“ hieß), war auch der<br />

dänischen Regierung bekannt. (Nach dem Tode von Graf<br />

Anton Günther 1667 wurde das Königreich Dänemark<br />

unter Christian V. Nachfolger der Grafschaft Oldenburg).<br />

1681 schuf die dänische Regierung eine neue Deichordnung<br />

und mit ihr das Amt des Deichgrafen.<br />

Der am 9. Juni 1650 auf Gut Brokdeich / Oberhausen im<br />

Wüstenland geborene Anton Günther Mönnich hatte<br />

sich umfangreiche Kennnisse im Deichbau durch seinen<br />

Vater Rudolf Mönnich angeeignet. Ab 1669 vertiefte er<br />

sein bisheriges Wissen durch intensives Selbststudium<br />

im Bezug des Deichwesens. Praktische Erfahrungen in<br />

diesem Bereich kamen noch dazu. Hier insbesondere<br />

seine im französischen Militärdienst erworbenen Kenntnisse<br />

der Mathematik.<br />

Aufgrund seines erworbenen Fachwissens im Deichbau<br />

und deren Unterhaltung berief ihn die dänische Regierung<br />

1682 zum Oberdeichgräfe für den Huntedeich von<br />

Oldenburg bis Elsfleth.<br />

Wegen der Verhinderung einer durchgehenden Schifffahrt<br />

entwickelte er einen Plan, hier eine dauerhafte Änderung<br />

des bisherigen Hunteverlaufs herbeizuführen.<br />

löchrigen Klumpen waren auch unter dem Begriff „Sinderklöße“<br />

bekannt). Der damalige Archäologe Dr. Pätzold<br />

datierte den Fund um 1000 n. Chr. Er wies darauf<br />

hin, dass es sich hier um einen Siedlungsplatz handelte,<br />

der dem Hochmittelalter zuzurechnen ist. In Erinnerung<br />

an diesen alten Siedlungsort hat Günter Suhr einen<br />

Gedenkstein mit der Inschrift „Gerlinde 1158“ im Jahr<br />

2013 am Huntedeich aufgestellt. Günter Suhr hat diese<br />

Ortsbezeichnung dem Urkundenbuch Nr. 129 des Hamburger<br />

Staatsarchivs entnommen.<br />

Andere Quellen geben diesen Ortsbegriff mit „Gehn“<br />

an. Diese Vorsilbe bedeutet: „Wald in einem sumpfigen<br />

Gelände“. Dieser Begriff stammt in seinem Ursprung<br />

aus dem keltischen Sprachraum. Die Kelten wurden<br />

aufgrund ihrer eigenwilligen Kriegsführung durch die<br />

Römer aus ihrem Siedlungsraum verdrängt. Er befand<br />

sich im Raum der Pyrenäen. Während ihres Rückzuges<br />

durchstreiften sie vermutlich auch unser Gebiet. Anzunehmen<br />

ist daher, dass ihre Sprache in Teilen hier hängen<br />

geblieben ist. Ihr Untergang war im 1. Jahrhundert<br />

v. Chr. besiegelt. Vereinzelt setzten sich einige Stämme<br />

in das heutige Irland ab. Sie vermischten sich dort mit<br />

den bereits hier Sesshaften.<br />

Der zusammenhängende Ortsbegriff „Genlinde“ bezieht<br />

sich in der zweiten Silbe auf den Laubbaum „Linde“. Dieses<br />

Gehölz hat die Eigenschaft, mit seinem breit auslaufenden<br />

Wurzelwerk Wasser aufzusaugen, ideal für einen<br />

nassen Siedlungsplatz. Aus dem o. g. „Gehnlinde“ ist im<br />

Laufe der Zeit der heutige Ortsname „Gellen“ entstanden.<br />

Soweit der historische Rückblick zur Entstehung des<br />

Ortsnamens Gellen.<br />

Das zweite Wort im Straßennamen „Hörne“ (plattdeutsch)<br />

bedeutet: Ecke, Landspitze oder Landzunge).<br />

Tatsächlich weist die Hunte in ihrem früheren Verlauf<br />

mit ihren sternförmigen Windungen auf diesen Begriff<br />

hin. Diese Windungen sind Eintiefungen, die zum Ende<br />

der Weichselkaltzeit um <strong>90</strong>00 v.Chr. in unserem Gebiet<br />

entstanden sind.<br />

Der Huntefluss war im Mittelalter und ist noch heute ein<br />

wichtiger Verkehrsweg für den Gütertransport. Bereits<br />

im Hohen Mittelalter herrschte auf dem Fluss ein reger<br />

Handelsverkehr, der hauptsächlich von Bremen über die<br />

Weser und natürlich über die Hunte nach Oldenburg<br />

verlief. Der Kramermarkt in Oldenburg z.B. war für die<br />

Bremer Kaufleute ein beliebter Verkaufsort. Graf Anton<br />

Günther gründete 1607 diesen Markt in Oldenburg.<br />

AUSGABE 89 MAI <strong>2016</strong><br />

Sein Bruder Johann Dietrich und der Iprumper Gastwirt<br />

Claus Bolling waren Deichgeschworene. Diese drei Fachleute<br />

arbeiteten an einem Bauvorhaben zur Begradigung<br />

der Hunte.<br />

Deswegen kamen sie mit den Vögten der 4 Moormarschen<br />

aus Mooriem, Oldenbrok, Hammelwarden und<br />

Strückhausen. Im Deichkrug Iprump kam es zur Beratung<br />

dieses Planes.<br />

Danach legten sie ihren Ausbauplan mit Kostenvoranschlag<br />

dem dänischen König vor. Die Kosten für die<br />

Entlöhnung der Arbeiter und des heranzuschaffenden<br />

Materials wurden mit 5.850 Taler veranschlagt. Die Gesamtkosten<br />

verteilte man auf die vier Marschvogteien:<br />

Delmenhorst, Altenesch, Berne und dem Wüstenland.<br />

Der Plan sah vor, dass die bisherigen Krümmungen der<br />

Hunte durch einen geraden Flusslauf abgetrennt werden<br />

sollten.<br />

Wasserbautechnisch muss man sich dieses Vorhaben so<br />

vorstellen, dass zunächst ein schmaler Graben ausgehoben<br />

wurde, der sozusagen als „Vorzeigemodell“ dienen<br />

sollte. Dieser Graben markierte den späteren geraden<br />

Flusslauf. Man begann mit dem Aushub dieses schmalen<br />

Einschnittes mit einer Entfernung von ca. 50 m von dem<br />

Ende des nach Süden verlaufenden bisherigen Flusslaufes.<br />

An der Westseite verfuhr man genauso mit der<br />

gleichen Entfernung. So die Darstellung der Fachleute<br />

<strong>vom</strong> I. Deichband in Brake.<br />

Am 20. Juli 1683 stellten die Mönnich Brüder dieses<br />

Graben-Modell der Öffentlichkeit vor. Sie hatten den<br />

Kanzler von Breitenau, als Vertreter des Oberlanddrosten<br />

Graf von Ahlefeld, den Landrentmeister von Felden,<br />

sowie sämtliche Vögte der Umgebung dazu eingeladen.<br />

Aber zuerst widmete sich die illustere Gesellschaft<br />

dem Mittagsmahl im Iprumper Deichkrug. Rechtzeitig<br />

gegen 18:00 Uhr waren dann die Herren vor Ort. Bei nun<br />

geöffneten Durchlässen an beiden Krümmungen konnte<br />

nun das steigende Hochwasser in den schmalen Kanal<br />

einlaufen. Überzeugt <strong>vom</strong> Gelingen dieses Bauvorhabens<br />

fuhren die Herren zur Residenz nach Oldenburg,<br />

die Vögte in ihre Heimatorte. Aber nicht alle Bewohner<br />

nördlich der Hunte waren von dieser Baumaßnahme<br />

überzeugt. Das Land in dieser Hunteschlinge gehörte<br />

damals zu Moorhausen und war an Bornhorster, bzw.<br />

Ohmsteder Bauern verpachtet. Hierbei handelte es sich<br />

um eine Fläche von ca. 100 ha. Nach dem Durchstich<br />

war dieses Gebiet von den Bauern nur noch mit Booten<br />

zur Bewirtschaftung erreichbar. Überliefert wurde, dass<br />

diese südlich gelegenen Ländereien später aus diesem<br />

Grund verkauft wurde. Nun konnten die eigentlichen<br />

Arbeiten zur Begradigung der Gellenerhörne beginnen.<br />

Die vorgesehene Tiefe des neuen Hunteflusses betrug 3-4<br />

Fuß (ca. 1,20 m) und die Breite war für 40 Fuß (ca. 12 m)<br />

ausgelegt. Die Deichkrone war „mannshoch“.<br />

11

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