COLUMBA-02-2016
COLUMBA - Das Palliativ-Portal Magazin
COLUMBA - Das Palliativ-Portal Magazin
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Ausgabe <strong>02</strong> | <strong>2016</strong><br />
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Palliative Ansätze in der Kardiologie<br />
Eine kasuistische Selbstkritik<br />
Palliative Care und Politik<br />
Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner.<br />
Ausstellungskatalog<br />
Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer<br />
Kleine Kinder – große Gefühle<br />
Kinder in ihrer Trauer begleiten<br />
www.palliativ-portal.de<br />
Der besondere Fall<br />
Ein Palliativseelsorger berichtet
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
AMBULANT • • HOSPIZ •• STATIONÄR<br />
AMBULANT • HOSPIZ • STATIONÄR<br />
AMBULANT • HOSPIZ • STATIONÄR<br />
SOFTWARE SOFTWARE FÜR FÜR DIE DIE PALLIATIVVERSORGUNG<br />
SOFTWARE FÜR DIE PALLIATIVVERSORGUNG<br />
Liebe Freunde, liebe Kollegen, liebe Leser,<br />
als wir im Februar diesen Jahres mit unserem neuen Magazin an den Start<br />
gingen, betraten wir Neuland.<br />
KVDT<br />
DTA<br />
OPS<br />
KVDT<br />
DTA<br />
KVDTOPS<br />
DTA<br />
OPS<br />
KVDT<br />
DTA<br />
OPS<br />
• Alles auf einen Blick – teamspezifische Übersichten<br />
• Alles auf<br />
• Symptomerfassung<br />
einen Blick – teamspezifische<br />
mit Verlaufskurven<br />
Übersichten<br />
Eine Abschätzung des Interesses an Columba fiel schwer. Umso mehr<br />
wurden wir von der hohen Nachfrage überwältigt. Binnen weniger Tage<br />
waren die meisten der 5.000 gedruckten Exemplare bestellt und nach<br />
knapp vier Wochen waren alle vergriffen.<br />
SAP FI<br />
Lexware<br />
SAP FI<br />
HL7<br />
DATEV<br />
Lexware<br />
SAP FI<br />
HL7<br />
SAP FI<br />
HL7<br />
DATEV<br />
Lexware<br />
DATEV<br />
Lexware<br />
DATEV<br />
HL7<br />
• Medikation (ifap, Rote Liste<br />
• Alles auf einen Blick – teamspezifische R<br />
• Symptomerfassung mit Verlaufskurven , Hauslisten)<br />
und Verbrauch<br />
Übersichten<br />
• Alles<br />
• Medikation<br />
auf einen Blick<br />
(ifap,<br />
–<br />
Rote<br />
teamspezifische<br />
Liste<br />
Übersichten<br />
R<br />
, Hauslisten)<br />
und • Symptomerfassung Verbrauch<br />
• Pflegedokumentation mit Verlaufskurven<br />
• Symptomerfassung (Planung und mit Kontakte) Verlaufskurven<br />
• Medikation (ifap, Rote Liste R<br />
• Pflegedokumentation<br />
, Hauslisten)<br />
• Medikation • Aufgaben-, (ifap, Rote Mitteilungs- Liste und<br />
und Verbrauch<br />
R<br />
(Planung und Kontakte) , Hauslisten)<br />
Terminverwaltung<br />
und Verbrauch<br />
• Aufgaben-, • Fall- und Mitteilungs- Teambesprechungen und<br />
• Pflegedokumentation<br />
Terminverwaltung<br />
• Pflegedokumentation<br />
(Planung (Planung • Schnelle und Kontakte) und Abrechnung Kontakte) auf Knopfdruck<br />
• Fall- und (KVDT, Teambesprechungen<br />
DTA)<br />
• Aufgaben-, • Aufgaben-, Mitteilungs- Mitteilungs- und und<br />
• Individuelle Formulargenerierung<br />
Terminverwaltung<br />
• Schnelle Terminverwaltung<br />
Abrechnung auf Knopfdruck<br />
(Arztbriefe etc.)<br />
(KVDT, DTA)<br />
• Fall- und • Fall- • Teambesprechungen<br />
Umfangreiche und Statistiken und Kennzahlen<br />
• Individuelle Formulargenerierung<br />
(Arztbriefe • OPS Unterstützung etc.) (inkl. PKMS)<br />
• Schnelle • Schnelle Abrechnung Abrechnung auf Knopfdruck auf Knopfdruck<br />
(KVDT, • Umfangreiche (KVDT, DTA) • Lese- DTA) und Statistiken Schreibzugriff und ohne Kennzahlen Internet<br />
• Individuelle • OPS • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung<br />
• Individuelle Unterstützung Formulargenerierung<br />
Formulargenerierung<br />
(inkl. PKMS)<br />
(Arztbriefe nach etc.) KBV Empfehlung<br />
(Arztbriefe etc.)<br />
• Lese- und Schreibzugriff ohne Internet<br />
• Umfangreiche Statistiken und Kennzahlen<br />
• Ende-zu-Ende-Verschlüsselung<br />
• Umfangreiche Statistiken und Kennzahlen<br />
• OPS nach Unterstützung KBV Empfehlung (inkl. PKMS)<br />
• OPS Unterstützung (inkl. PKMS)<br />
• Lese- und Schreibzugriff ohne Internet<br />
• Lese- und Schreibzugriff ohne Internet<br />
• Ende-zu-Ende-Verschlüsselung<br />
nach • KBV Ende-zu-Ende-Verschlüsselung<br />
Empfehlung<br />
nach KBV Empfehlung<br />
Dies war uns eine große Freude und ist genauso Auftrag für die aktuelle<br />
und alle kommenden Ausgaben, wichtige und relevante Themen aus dem<br />
Bereichen hospizlicher und palliativer Arbeit für Sie aufzubereiten.<br />
Auch diesmal haben wir interessante Gespräche, Hintergründe und<br />
Informationen für Sie zusammengestellt.<br />
Wir waren beispielsweise im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten<br />
Emmi Zeulner, berichten über die Diskussion eines Kardiologen in der<br />
Palliativmedizin und beleuchten das Thema Sterbefasten.<br />
Ihr<br />
Dr. Jörg Cuno | Palliativmedziner und Initiator des Palliativ-Portals<br />
www.pallidoc.de<br />
3
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
14 | Thema<br />
Palliative Ansätze<br />
in der Kardiologie<br />
Die Wege von Herrn R. und seinem behandelnden Kardiologen<br />
kreuzten sich erstmals vor etwa 10 Jahren auf plötzliche und<br />
dramatische Weise: Herr R. hatte einen Herzinfarkt, genauer,<br />
einen frischen Vorderwandinfarkt – ein Fall für eine sofortige<br />
Herzkatheteruntersuchung.<br />
Inhalt<br />
<strong>02</strong>|<strong>2016</strong><br />
3 Vorwort von Dr. Jörg Cuno<br />
6 Palliative Care und Politik<br />
9 Kolumne: Vom Arbeiten mit dem Tod<br />
10 Kleine Kinder – große Gefühle<br />
11 Kinder in ihrer Trauer begleiten<br />
12 Diskursprojekt: 30 Gedanken zum Tod<br />
14 Thema: Palliative Ansätze in der Kardiologie<br />
20 Sterbefasten<br />
23 Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer<br />
24 Leidenschaft für „Lebensfarben“<br />
25 Vom Sterben zu Hause...<br />
26 Impulse für die Seele<br />
28 Der besondere Fall: spiritual care<br />
30 Sterben kann auch schön sein<br />
35 Besuch des Irmengardhof in Gsadt am Chiemsee<br />
36 Leserbriefe<br />
37 Rätsel lösen und gewinnen<br />
38 Vorschau, Kontakt und Impressum<br />
06 |<br />
Palliative Care und Politik<br />
Das Palliativ-Portal im Gespräch<br />
mit der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner<br />
23 |<br />
Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer<br />
Die Hospiz-Akademie Bamberg feierte im Jahr 2012 ihr 10-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr hat sie<br />
sich zusammen mit dem Hospizverein Bamberg dem Themenkreis auf humorvoll-nachdenkliche Weise<br />
im Rahmen der Karikaturenausstellung „Sie hat mir der Himmel geschickt“ zu nähern versucht.<br />
20 | Sterbefasten<br />
Im Jahr 2010 erschien das mittlerweile für die fünfte Auflage<br />
vorbereitete Buch von Bodewijn Chabot: „Ausweg am Lebensende“.<br />
Es beschreibt den Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit<br />
(FVNF) als eine bewusste Möglichkeit, das Leben selbstbewusst zu<br />
beenden.<br />
37 | Rätsel lösen und gewinnen www.columbamagazin.de<br />
28 |<br />
Der besondere Fall<br />
Palliativseelsorger trifft Patientin zum Gespräch. Diesmal führt die<br />
unplanbare Situation zu einer außergewöhnlichen Begegnung, dem<br />
Widerstand der Angehörigen und zu einem Ritual.<br />
Drei Liter Tod -<br />
Mein Leben im<br />
Krematorium<br />
4<br />
Inhalt<br />
5
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Das Palliativ-Portal im Gespräch<br />
mit der Bundestagsabgeordneten<br />
Emmi Zeulner<br />
Palliative Care und Politik<br />
Von Yvonne Dauer<br />
Frau Zeulner, als Mitglied des Gesundheitsausschusses<br />
haben Sie die<br />
geplanten Verbesserungen der Hospiz-<br />
und Palliativversorgung mitgestaltet.<br />
Auf welchem Wege sind Sie<br />
erstmals mit dieser Thematik in Berührung<br />
gekommen und was hat Sie<br />
dazu bewogen, derart viel Energie<br />
und Zeit in eben diese zu investieren?<br />
Ich habe selbst in der Familie erlebt,<br />
wie wichtig eine gute Versorgung und<br />
eine professionelle Begleitung am Lebensende<br />
sind. Zudem habe ich während<br />
des Studiums in der Sozialstiftung<br />
Bamberg gearbeitet und konnte<br />
auf der Palliativstation im Bereich der<br />
Verwaltung wertvolle Erfahrungen<br />
sammeln, die mich ebenfalls geprägt<br />
haben. Wenn ein Mensch aus dem Leben<br />
scheidet, so verlangt dies seinen<br />
Angehörigen psychisch und emotional<br />
unglaublich viel ab. Deswegen<br />
verdient der Betroffene mit seiner Familie<br />
eine besondere Unterstützung.<br />
Was verstehen Sie, fern von abstrakten<br />
Begrifflichkeiten, die immer wieder<br />
auftauchen, unter einer ‚guten‘<br />
Palliativversorgung?<br />
Der Patient und seine Familie sollten<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit unterstützt<br />
werden, damit ihnen vor allem<br />
in Krisenzeiten jemand beistehen<br />
kann. Diese Unterstützung sollte unabhängig<br />
vom Wohnort gewährleistet<br />
sein und medizinische, pflegerische<br />
und seelsorgerische Bedürfnisse gleichermaßen<br />
berücksichtigen.<br />
Foto: Paul Blau<br />
Ist diese Vorstellung in den letzten<br />
Jahren ein Stück realer geworden?<br />
Ja, wir kommen dieser Vorstellung<br />
immer näher. Seit wir 2007 die SAPV<br />
gesetzlich verankert haben, haben<br />
wir diese Errungenschaft stetig und<br />
auf hohem Niveau in die Fläche getragen.<br />
Auch gibt es deutlich mehr Hospize<br />
und Palliativstationen als noch<br />
vor einigen Jahren. Das Palliativgesetz<br />
stellt weitere Weichen, damit<br />
die palliative wie auch die hospiz liche<br />
Versorgung die Menschen überall<br />
dort erreicht, wo sie ihre letzten Tage<br />
verbringen. Die positiven Auswirkungen<br />
der mit dem Hospizgesetz beschlossenen<br />
Maßnahmen werden sich<br />
voll umfänglich in einigen Jahren bemerkbar<br />
machen.<br />
Durften Sie das bereits ‚live‘ erleben?<br />
Das heißt, konnten Sie sich selbst von<br />
den verbesserten Bedingungen auf<br />
Palliativstationen, in Hospizeinrichtungen,<br />
Pflegeheimen oder im Bereich<br />
der ambulanten Palliativversorgung<br />
überzeugen?<br />
Ja, wir konnten erreichen, dass meine<br />
Heimat Oberfranken quasi flächendeckend<br />
mit SAPV versorgt wird.<br />
Die Verhandlungen, um die letzten<br />
verbliebenen weißen Flecken zu<br />
schließen, laufen gerade. In meiner<br />
Funktion als Berichterstatterin für<br />
Hospiz- und Palliativversorgung für<br />
die Unionsfraktion besuche ich regelmäßig<br />
Hospize und Palliativstationen,<br />
auch in Pflegeheimen bin ich regelmäßig,<br />
um mir ein Bild von der Situation<br />
zu machen. Für mich ist es ganz<br />
wichtig, zu wissen, wie es vor Ort aussieht:<br />
Kommen die Maßnahmen, die<br />
wir in Berlin beschließen, auch wirklich<br />
in der Versorgung an? Wo müssen<br />
wir noch nachbessern? Woran hakt<br />
es möglicherweise? Dazu stehe ich in<br />
engem Austausch mit Fachleuten aus<br />
dem Bereich der Palliative Care.<br />
Was sind die nächsten Schritte in dieser<br />
Richtung, die Ihrer Meinung nach<br />
unbedingt eingeleitet werden sollten?<br />
Wir müssen eine noch bessere Vernetzung<br />
zwischen den Sektoren erreichen,<br />
damit überall niedrigschwellige<br />
Versorgungsangebote vorhanden<br />
sind. Mit dem Hospiz- und Palliativgesetz<br />
gehen wir wichtige Schritte in<br />
diese Richtung: Zum einen tragen wir<br />
den Hospiz-Gedanken verstärkt in<br />
die Pflegeheime. Nachdem für jeden<br />
Zweiten das Krankenhaus der Sterbeort<br />
ist und nur 15 Prozent der Krankenhäuser<br />
über eine Palliativstation<br />
verfügen, haben wir mit dem Gesetz<br />
die Einführung von multiprofessionellen<br />
Palliativdiensten beschlossen.<br />
Dafür habe ich mich mit Nachdruck<br />
stark gemacht. Kleine Krankenhäuser<br />
können den Dienst auch über Kooperationen<br />
organisieren. Dies sind nur<br />
zwei Beispiele für die umfangreichen<br />
Maßnahmen, die wir auf den Weg gebracht<br />
haben.<br />
Sehr häufig wird angeführt, dass eine<br />
optimierte Palliativversorgung auch<br />
signifikanten Einfluss auf die Menschen<br />
hat, die den Tod der, manchmal<br />
ungewiss langen, Phase der Krankheit,<br />
des Sterbens vorziehen. Für wie<br />
allgemeingültig halten Sie dieses Argument?<br />
Tatsächlich zeigt eine Studie aus dem<br />
Jahr 2012, dass hinter einem vermeintlichen<br />
Sterbewunsch oftmals<br />
der Wunsch steht, die Kontrolle über<br />
das eigene Leben zu erhalten. Palliative<br />
Behandlung kann erwiesenermaßen<br />
die Angst vor einem leidvollen<br />
Sterben lindern, denn sie lindert<br />
nicht nur Schmerzen, sondern betreut<br />
den Patienten auch pflegerisch<br />
und psychologisch-seelsorgerisch.<br />
Dennoch wird es immer Einzelfälle<br />
geben, in denen auch die Palliativmedizin<br />
einen Sterbewunsch nicht nehmen<br />
kann.<br />
Wo sehen Sie die Grenzen von Palliative<br />
Care?<br />
Palliative Care stellt für mich vor allem<br />
eine Haltung gegenüber unseren<br />
Mitmenschen dar, Grenzen treten<br />
nur im medizinischen Bereich auf.<br />
Doch Palliative Care bedeutet diese<br />
Grenzen zu respektieren und – unter<br />
Berücksichtigung des Wunsches des<br />
Patienten – sie nicht unbedingt auszureizen.<br />
Unnötige Behandlungen können<br />
vermieden, Schmerzen gelindert<br />
werden. Trotzdem gibt es Einzelfälle,<br />
bei denen die Qualen der Patienten<br />
auch mit den Mitteln der Palliativmedizin<br />
nicht vollständig gelindert werden<br />
können. In solchen Fällen kommt<br />
eine palliative Sedierung infrage, mit<br />
deren Hilfe die Patienten in einen Zustand<br />
der Bewusstlosigkeit versetzt<br />
werden. Das Ziel der Palliativversorgung<br />
ist es, dem Sterbenden beizustehen<br />
und ihm größtmögliche Erleichterung<br />
zu verschaffen.<br />
So konkret sich „Tod“ und „Sterben“<br />
einerseits definieren lassen, so<br />
schwer greifbar und unendlich persönlich<br />
sind diese Ereignisse und Prozesse<br />
andererseits. An diesem Punkt<br />
wird der Einzelne nicht nur mit einer<br />
medizinischen Faktenlage konfrontiert,<br />
sondern immer auch mit philosophischen<br />
oder spirituellen Fragen.<br />
Wie sehr beeinflussen derlei Aspekte<br />
Überlegungen zu zunächst theoretischen<br />
und rationalen Gesetzesentwürfen?<br />
Ist es überhaupt möglich,<br />
solch per se private und individuelle<br />
Grenzsituationen zu ‚verwalten‘?<br />
Wir als Politiker können zwar nicht<br />
jedem Einzelnen die passenden Antworten<br />
vorgeben. Wir können jedoch<br />
die notwendigen Angebote bereitstellen,<br />
damit sich jeder individuell mit<br />
seiner Spiritualität aufgehoben fühlt<br />
und diese ausleben kann. Dadurch,<br />
dass beispielsweise die Palliativteams<br />
multiprofessionell aufgestellt sind,<br />
das heißt auch seelsorgerische Begleitung<br />
anbieten, geben wir eine Antwort<br />
auf diese Frage. Wie Sie so passend sagen:<br />
Es ist ein unendlich persönlicher<br />
Prozess und es lassen sich keine pauschalen<br />
Aussagen und Vorkehrungen<br />
treffen, welche spirituelle oder philosophische<br />
Begleitung der Einzelne be-<br />
6<br />
Palliative Care und Politik<br />
7
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
nötigt. Gerade deswegen gilt meine absolute<br />
Hochachtung dem Personal und<br />
den Ehrenamtlichen, die die Patienten<br />
am Ende des Lebens ganz individuell<br />
alen Defiziten resultieren? Zeigen uns<br />
Debatten um Palliativversorgung und<br />
Sterbehilfe nicht nur Probleme des<br />
Sterbens und des Todes auf, sondern<br />
sere Gesellschaft ergreifen. Palliative<br />
Care bedeutet für mich auch, unsere<br />
Mitmenschen und das Leben anzunehmen,<br />
wie sie sind bzw. wie es ist.<br />
Kolumne: Und jeden Morgen, wenn ich aufstehe, ist er wieder da.<br />
Vom Arbeiten mit dem Tod<br />
begleiten und ihnen Stütze sind. Am<br />
Ende geht es häufig nicht um die großen<br />
philosophischen oder spirituellen<br />
Fragen, sondern einfach darum, dass<br />
vielmehr Probleme, die aus der Mitte<br />
einer sehr lebendigen, schnelllebigen<br />
Gesellschaft stammen?<br />
Trotz aller Beachtung, die die Hospizund<br />
Palliativbewegung mittlerweile<br />
findet – werden Krankheit, Sterben,<br />
Seit fünf Jahren arbeite ich nun mit diesem einen Thema, mit diesem Bereich des Lebens, den so viele von uns lieber unbesprochen<br />
lassen wollen. Seit einem halben Jahrzehnt stoße ich mit dem Finger immer wieder in die Wunde der Sterblichkeit,<br />
in einer Gesellschaft, die meint unsterblich zu sein. Mein Geschäft ist der Tod.<br />
die Betroffenen nicht alleine sind.<br />
Wie bereits erwähnt, geht es bei Pallia-<br />
Tod auf politischer wie sozialer Ebene<br />
tive Care und den Hospizen selbstver-<br />
zu sehr tabuisiert?<br />
Von Juliane Uhl<br />
Palliative Care steht für das Bestre-<br />
ständlich um eine generelle Haltung.<br />
ben, den Menschen am Ende seines<br />
Lebens physisch, psychisch und seelisch<br />
so gut wie möglich zu betreuen.<br />
Er soll medizinisch optimal versorgt<br />
sein, sich geborgen und geliebt<br />
fühlen, von Menschen umgeben, die<br />
ihn schätzen, achten und respektieren.<br />
Welchen Stellenwert haben diese<br />
Grundbedürfnisse jedoch lange Zeit<br />
vorher? Permanente gesundheitsschädigende<br />
Einflüsse im Alltag, der Spagat<br />
zwischen Bore-Out und Burn-Out,<br />
die längst ‚typische‘ Vereinsamung im<br />
Alter… treten in der Palliativphase,<br />
in der dann aber auch alles richtig gemacht<br />
werden muss, nicht Probleme<br />
zu Tage, die aus grundsätzlichen sozi-<br />
Nicht nur zum Sterben, sondern auch<br />
zum Leben. Die Begrifflichkeiten zeigen<br />
bereits die Intention dahinter:<br />
Palliativ stammt von dem lateinischen<br />
palliare, also „mit einem Mantel umhüllen“<br />
und das hospitium beschreibt<br />
einen Ort der gastfreundlichen Aufnahme.<br />
Genau diesem Grundgedanken<br />
folgt die Arbeit hier: Der Patient<br />
soll als Gast aufgenommen werden<br />
und durch das Personal in einen „Mantel“<br />
gehüllt werden. Sich sicher fühlen.<br />
Eben nicht alleine mit seinen Ängsten<br />
und Schmerzen gelassen werden. Diese<br />
Haltung sollte idealerweise nicht<br />
bei einer Situation am Lebensende<br />
stehen bleiben, sondern generell un-<br />
Sterben und Tod sind naturgemäß<br />
Themen, mit denen man sich per se<br />
nicht gerne beschäftigt. Sterben darf<br />
nicht im Verborgenen stattfinden. Es<br />
ist Teil des Lebens und muss auch<br />
wieder Teil der Gesellschaft werden.<br />
Die Beratungen zum Hospiz- und Palliativgesetz<br />
einerseits, und die Diskussion<br />
um die ärztliche Suizidbeihilfe<br />
andererseits, haben im vergangenen<br />
Jahr eine politische und gesellschaftliche<br />
Debatte ausgelöst. Für mich war<br />
diese Debatte längst überfällig – ich<br />
hoffe sehr, dass sich die Auseinandersetzung<br />
mit den Themen Sterben und<br />
Tod weiter fortsetzt und verstetigt.<br />
Das hört sich zynisch an, provokant<br />
und auch anmaßend. All das ist es<br />
wahrscheinlich auch. Tagtäglich habe<br />
ich Särge und Urnen um mich und recherchiere<br />
zu Sterbenden und Toten in<br />
aller Welt und zu den neuesten Trends<br />
im Bestattungswesen. Immer wenn<br />
ich Zeit habe, lese ich außerdem wissenschaftliche<br />
Abhandlungen über das<br />
Sterben vor Publikum, den Tod in der<br />
Kunst oder alte Todeskulturen. Bald<br />
weise ich junge Studenten der Soziologie<br />
in das Thema ein. Der Tod ist überall<br />
in meinem Leben. Er steht mit mir<br />
auf, sitzt neben mir im Bürostuhl und<br />
geht mit mir zu Bett. Doch macht mich<br />
das zu einer Fachfrau? Immer mal wie-<br />
und Eltern, schlimmstenfalls unsere<br />
Kinder verabschieden und bestatten<br />
müssen. So grauenvoll der Gedanke daran<br />
auch sein mag, wir werden diesen<br />
Erfahrungen besser begegnen können,<br />
wenn wir etwas über den Tod wissen,<br />
etwas mehr als das medial vermittelte<br />
Bild von Leid und schlechten Dienstleistern.<br />
Stellen Sie sich einmal vor, sie<br />
kaufen sich ein Auto für ca. 3.000 Euro.<br />
Niemals würden sie das tun, ohne zuvor<br />
in Erfahrung zu bringen, welche<br />
Marke verlässlich ist, ob der Wagen<br />
sicher und bequem ist, umweltverträglich<br />
vielleicht und ein guter Kauf.<br />
Wenn wir Menschen bestatten (lassen),<br />
findet diese Prüfung nicht so oft statt.<br />
denkbar – im Rahmen der landesrechtlichen<br />
Bestattungsregeln. Machen Sie<br />
sich ein Bild von einer guten Bestattung<br />
und fordern Sie Ihren Dienstleister.<br />
Wir haben vor vielen Jahrzehnten<br />
die Versorgung unserer Toten aus der<br />
Hand gegeben, sie an Bestatter und<br />
Kirchen ausgelagert. Nun haben wir<br />
die Möglichkeit, uns etwas von dem<br />
zurück zu erobern, was Gesellschaft<br />
auch ausmacht – eine lebendige Totenund<br />
Trauerkultur. Diese ist die Fortsetzung<br />
einer menschlichen Kultur, die<br />
auch für Kranke und Sterbende einen<br />
offenen Lebensraum gewährleistet.<br />
der wird mir genau das vorgeworfen,<br />
So kommt es, dass wir in einer akuten<br />
dass ich keine Fachfrau sei. Über den<br />
Phase des Verlustes schwerwiegende<br />
Tod reden dürfen demnach scheinbar<br />
Entscheidungen treffen, finanziell und<br />
nur Mediziner, Juristen, Philosophen<br />
gestalterisch. Denn eine Bestattung ist<br />
und Angestellte der Kirchen, allenfalls<br />
neben einem Kostenfaktor vor allem<br />
noch der Bestatter, dem jedoch gern per<br />
eines: Ein gestaltbarer Moment in un-<br />
se Profitgier unterstellt wird. Doch ist<br />
serem Leben, den wir wahrnehmen<br />
es wirklich so, dass nur die Spezialisten<br />
sollten. Es geht dabei weniger darum<br />
sich in diesem Thema auskennen, welches<br />
uns alle trifft, so sehr wir auch die<br />
Augen davor verschließen? Sollte nicht<br />
ein jeder Experte sein, was den Tod<br />
angeht? Wir alle werden sterben und<br />
diesem Fakt kann man sicher noch mit<br />
teure Lebensendprodukte zu kaufen<br />
und aufzustellen, sondern vielmehr<br />
darum auch mit kleinen Mitteln einen<br />
angemessenen Abschied zu gewährleisten.<br />
Zünden Sie Kerzen an, lassen<br />
Sie Luftballons steigen, bemalen Sie<br />
Juliane Uhl<br />
Soziologin und Autorin, arbeitet in einem<br />
Krematorium und engagiert sich für die<br />
FUNUS Stiftung. Ihr Büro heißt „Der tote<br />
Winkel“. Sie schreibt für die „drunter&drüber“–<br />
Das Magazin für Endlichkeitskultur und<br />
einiger Gelassenheit begegnen, da uns<br />
den Sarg, werfen Sie anstelle von Erde<br />
regelmäßig für die „Columba“. Juliane Uhl lebt<br />
die Umstände unseres Tot-seins egal<br />
sein werden, wenn wir eben tot sind.<br />
Schokolade in das Grab (ja, das gab es<br />
schon in Erinnerung an einen Schoko-<br />
und arbeitet in Halle (Saale), ist verheiratet und<br />
hat zwei kleine Töchter.<br />
Doch wir werden unsere Großeltern<br />
ladenliebhaber). Es ist erst einmal alles<br />
Vom Arbeiten mit dem Tod<br />
9
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Trauern zutrauen<br />
Kinder in ihrer Trauer begleiten<br />
Nicht nur unter Pädagogen ist es unumstritten, dass es Kindern hilft, Gelegenheit zu haben, offen über Tod und Trauer zu<br />
sprechen. Als Sozialpädagogin, Sterbe- und Trauerbegleiterin geht es in meinem beruflichen Alltag weniger um die Frage, ob<br />
ich mit Kindern über das sensible Thema spreche, sondern vielmehr darum, WIE.<br />
Kinder sind spontan mit all ihren Fragen und Anliegen, wenn sie etwas beschäftigt.<br />
Kleine Kinder – große Gefühle<br />
Oft sind wir Erwachsene nicht wirklich darauf vorbereitet, wenn Kinder nach dem Tod und dem Sterben fragen. Dabei begegnen<br />
unsere Kinder häufig dem Tod in ihrem Leben: in der Lesezeit in den Märchen, im Alltag in der Natur, aber auch in der<br />
Gemeinschaft. Im Vor- und Grundschulalter begegnen Kinder dem Tod mit offenem Auge und offenem Herzen.<br />
Von Anja Gehrke-Huy<br />
Sicher ist es uns „Großen“ nicht recht,<br />
wenn Kinder traurige Erfahrungen<br />
ma chen. Und so neigen viele von uns<br />
dazu, Kinder vor dem Thema Tod und<br />
Abschied schützen zu wollen. Doch<br />
wovor wollen wir sie eigentlich beschützen?<br />
Vor dem Leben zu dem der<br />
Tod dazu gehört? Kinder in ihrem Leben<br />
von Anfang an offen und ehrlich,<br />
vertrauensvoll und schützend zu begleiten,<br />
bedeutet nicht, sie vor Traurigem<br />
zu bewahren, sondern sie einzubeziehen<br />
und sie zu unterstützen,<br />
einen Ausdruck für all ihre Gefühle zu<br />
finden.<br />
Das Thema Tod und Trauer ist noch immer<br />
ein Tabuthema. Es wird möglichst<br />
verschwiegen oder die große Ablenkung<br />
soll als „Lösung“ herhalten. Kinder<br />
haben tausend Antennen. Sie haben<br />
auch, wie jeder Mensch, ein Recht<br />
auf Antworten, wenn sie spüren, dass<br />
irgendwie “etwas“ anders ist.<br />
Der Tod begegnet uns heute oft still<br />
und im Verborgenen. Vor allem, wenn<br />
Kinder während der Schwangerschaft,<br />
bei der Geburt oder kurz danach sterben,<br />
bleibt dies oft ein Tabuthema. Geschwisterkinder<br />
spüren, wenn mit der<br />
Mama etwas nicht in Ordnung ist; Geschwisterkinder<br />
fragen, wo das Brüderchen<br />
oder Schwesterchen nun sei.<br />
Stellt sich hier die Frage, ab welchem<br />
Alter spreche ich mit Kindern über<br />
den Tod? Bereits im Babyalter werden<br />
fröhliche und auch traurige Dinge von<br />
den Eltern übertragen. Trauergefühle<br />
schwingen nonverbal mit und gerade<br />
Kleinkinder nehmen Veränderungen<br />
deutlich wahr: Stimmen klingen anders,<br />
Gesichter verändern sich, Gerüche<br />
verändern sich, Berührungen werden<br />
anders. Der Tod kann zwar kognitiv<br />
nicht verstanden und eingeordnet werden,<br />
aber Kleinkinder spüren Unruhe,<br />
Aufregung und Traurigkeit. Babys und<br />
Kleinkinder können Tod oder “gestorben“<br />
nicht kognitiv wahrnehmen, aber<br />
sie fühlen, dass etwas anders ist. Kinder<br />
benötigen emotionale Zuwendung.<br />
Bei Kleinkindern ist hier der Trost<br />
durch emotionale Begleitung wichtig.<br />
Zuwendung und körperliche Nähe<br />
sind in diesem Alter wichtiger als Erklärungen.<br />
Gewohnte Rituale können<br />
in Zeiten der Veränderung Sicherheit<br />
und Orientierung bieten. Das abendliche<br />
Kuscheln, gewohnte Tagesabläufe,<br />
Gute-Nacht-Geschichten und Lieder<br />
oder die geliebten Stofftiere können<br />
Sicherheiten in einer unsicheren und<br />
von Trauer gezeichneten Zeit geben.<br />
Ach ja: Mein Literaturtipp<br />
für diesen Artikel:<br />
Lilly ist ein Sternenkind – passt zu<br />
diesem Thema ganz gut, denke ich,<br />
und ist ein wunderbares Kinderbuch,<br />
wenn Eltern die Worte fehlen, während<br />
Kinder daheim auf ihr Geschwisterchen<br />
warten, welches aber bei der<br />
Geburt verstorben ist.<br />
Kindgerecht eben, das ist wichtig. Unsere<br />
Kinder begegnen häufig dem Tod<br />
– im Alltag, in der Natur, aber auch<br />
in der Gemeinschaft, in Märchen, in<br />
den Medien. Sie spielen Cowboy und<br />
Indianer, sehen tote Tiere am Straßenrand<br />
und auch die Bestattungswagen.<br />
Über dieses besondere Auto, sagte ein<br />
Junge kürzlich zu mir, das wäre „das<br />
Taxi für die Toten“. Eine so schöne<br />
Beschreibung in den eigenen und für<br />
alle verständlichen Worten eines 6-jährigen<br />
Jungen. Nicht selten wollen wir<br />
Erwachsene die Kinder vor dieser Lebensthematik<br />
schützen. Doch genau all<br />
das Unausgesprochene, das Ungesehene<br />
führt bei Kindern häufig zu vielen<br />
Fantasien, die ängstigend sein können.<br />
In den Trauerbegleitungen und auch in<br />
den vielseitigen pädagogischen Projekten<br />
in Schulen und Kitas unterstütze<br />
ich Kinder, Eltern und Erzieherteams<br />
darin, einen offenen Umgang zu erlernen,<br />
um den Kindern dadurch viele<br />
Ängste zu nehmen und sie an ein vergängliches<br />
Leben in der Natur heran zu<br />
führen. Je sicherer Kinder im Umgang<br />
mit den kleinen Abschieden im Alltag<br />
(Übergang von Kita in die Schule, Verabschiedungsrituale<br />
im Alltag, jahreszeitliche<br />
Projekte, Verabschiedung von<br />
Praktikanten etc.) werden, desto besser<br />
sind sie in ihrem Leben auf die großen<br />
Abschiede vorbereitet.<br />
Diese kleinen Abschiedsrituale im Alltag<br />
sind die Basis für eine spätere gute<br />
Trauerbewältigung.<br />
Kinder sind sehr häufig spontan mit all ich auf die ein oder andere Frage keine<br />
Antwort, dann sage ich es auch di-<br />
ihren Fragen. So können mir so manche<br />
Vorschulkinder ganz wunderbar rekt und ehrlich. Zum Beispiel werde<br />
erklären, wie Raketen in den Himmel ich häufig gefragt, wie wohl die Seelen<br />
aussehen? Nun, da ich das nicht<br />
starten, wie das Korn zum Mehl wird,<br />
wie ein Gewitter entsteht oder wie das weiß, sage ich dies den Kindern und<br />
Wasser aus dem Wasserhahn kommt. lade sie ein, sich ihre ganz eigenen<br />
Bei den kindlichen Vorstellungen über Vorstellungen von den Seelen zu machen<br />
und nicht selten malen wir diese<br />
Sterben und Tod wird nicht selten abgewiegelt,<br />
obwohl Kinder auch hier ihre auf: da gibt es bunte Seelen, schwarze<br />
Seelen und durchsichtige Seelen.<br />
ganz eigenen Vorstellungen haben.<br />
Der erste Trost, den wir Erwachsenen<br />
unseren Kindern geben können, ist:<br />
traurig sein zu dürfen. Trauernden Kindern<br />
das Trauern zuzutrauen ist wichtig.<br />
Und nicht selten wissen Kinder intuitiv sehr gut, was sie in der Trauersituation möchten<br />
und was nicht. Bauchgefühl. Auch trauernde Kinder und Jugendliche haben Rechte:<br />
Du hast das Recht auf ehrliche Information, die im Zusammenhang mit<br />
dem Tod des Menschen stehen, um den Du trauerst.<br />
Und nicht selten wissen Kinder intuitiv<br />
sehr gut, was sie in der Trauersituation<br />
möchten und was nicht. Bauchgefühl.<br />
Auch trauernde Kinder und Jugendliche<br />
haben Rechte:<br />
Es ist gut, wenn Kinder all ihre Fragen<br />
stellen dürfen. Denn trösten kann nur<br />
die Wahrheit. Sie brauchen also ehrliche<br />
Begleiter in ihrer Familie und ihrem<br />
Umkreis, die bereit sind, sich mit<br />
dem Tod auseinander zu setzen. Habe<br />
Anja Gehrke-Huy<br />
10 Kleine Kinder – große Gefühle<br />
Kinder in ihrer Trauer begleiten<br />
11
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Durchführung des Diskurses<br />
„Wer oder was ist der Tod?“ Niemand kennt aus persönlicher Erfahrung eine Antwort auf diese Frage.<br />
Diskursprojekt: 30 Gedanken zum Tod<br />
30 Interviews mit betroffenen, begleitenden und behandelnden Menschen zu der Frage „Was ist der Tod“ sollen den aktuellen<br />
gesellschaftlichen Diskurs über den Tod – insbesondere in den sozialen Medien – anregen. Das vom Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt wird in Kooperation von der Universität Witten / Herdecke und der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf realisiert.<br />
Von Martin W. Schnell und Christian Schulz<br />
„Wer oder was ist der Tod?“ Niemand<br />
kennt aus persönlicher Erfahrung eine<br />
Antwort auf diese Frage. Wenn ich tot<br />
bin, ist mein Ich, dessen Tod „mein<br />
Tod“ sein soll, nicht mehr. Dennoch ist<br />
der Tod etwas, über das im Leben – und<br />
nur im Leben – nachgedacht wird. Das<br />
Nachdenken entsteht, weil der Tod offenbar<br />
nicht neutral ist, denn er wird<br />
erwartet, verleugnet, gefürchtet oder<br />
ersehnt. Der Tod betrifft jeden, denn<br />
er ist unausweichlich. Wir leben als<br />
endliche Wesen, ohne zu wissen, was<br />
uns am Ende und wann uns das Ende<br />
erwartet.<br />
Ziel des Diskursprojekts<br />
Der Diskurs „30 Gedanken zum Tod“<br />
möchte dazu beitragen, dass öffentlich<br />
über den Tod in einer freien und<br />
zugleich in einer demokratieverträglichen<br />
Art und Weise debattiert wird. Es<br />
geht darum, Erfahrungen und Expertisen<br />
zum Ausdruck und zur Geltung zu<br />
bringen, die für den gesellschaftlichen<br />
Diskurs und für jede individuelle Person<br />
höchst wichtig sind. Damit sind<br />
auch Sicht- und Handlungsweisen gesellschaftlicher<br />
Funktionsträger – z.B.<br />
Juristen, Politiker, Ärzte – gemeint.<br />
Im August 2015 startete eine Interviewreihe, an deren Ende im April <strong>2016</strong> 30 ausgewählte Personen ihre jeweilige Sicht auf den Tod<br />
geäußert haben werden. Die Interviews sind filmisch aufgezeichnet. Die Filme sind zu Clips geschnitten und auf die Seiten der sozialen<br />
Netzwerke des Projekts gestellt:<br />
www.facebook.com/30GedankenzumTod<br />
www.30gedankenzutod.de/vimeo<br />
http: /30gedankenzumtod.tumblr.com<br />
Jede und jeder kann die Videointerviews ansehen und möge die in ihnen aufgezeichneten Gedanken zum Tod kommentieren.<br />
Outcome des Diskurses<br />
Neben den über die Sozialen Netzwerke<br />
zugänglichen Videoclips steht eine<br />
Fotodokumentation am Ende des Diskurses,<br />
die alle 30 Interviewpartner<br />
portraitiert (vgl.: Martin W. Schnell/<br />
Christian Schulz: 30 Gedanken zum<br />
Tod. Fotoportraits von Olaf Schlote.<br />
Mit einem Vorwort von Klaus Honnef,<br />
Nicolai-Verlag, Berlin <strong>2016</strong>). Der Fotokünstler<br />
Olaf Schlote – Experte für<br />
den bildlichen Dialog mit Menschen<br />
in vulnerablen Situationen – hat die<br />
Fotoportraits erstellt. Ergänzend widmet<br />
sich eine Begleitforschung der<br />
Frage, welche Vorstellung vom Tod<br />
die 30 Interviewpartner vertreten. Die<br />
Ergebnisse dieser Forschung werden<br />
ebenfalls veröffentlicht.<br />
In einer öffentlich angelegten Veranstaltung<br />
im April <strong>2016</strong> wird der Diskurs<br />
der Öffentlichkeit übergeben. Zu<br />
diesem Anlass werden alle Personen,<br />
die den Diskurs initiiert haben, zusammenkommen,<br />
um ihre Erfahrungen<br />
auszutauschen.<br />
Das aktuelle Diskursprojekt „30 Gedanken<br />
zum Tod“ knüpft an das Projekt<br />
„30 junge Menschen sprechen mit<br />
sterbenden Menschen“ (www.30jungemenschen.de)<br />
an und erweitert<br />
dabei die Perspektive des Diskurses.<br />
Während „30 junge Menschen“ die<br />
Sicht von Schülern, Auszubildenden<br />
und Studenten auf den Tod dokumentiert,<br />
bringt „30 Gedanken zum<br />
Tod“ Erfahrungen und Expertisen<br />
zum Ausdruck und zur Geltung, die<br />
von jungen Menschen nicht realisiert<br />
werden können, aber für den gesellschaftlichen<br />
Diskurs und für jede individuelle<br />
Person wichtig sein können.<br />
Der Diskurs artikuliert und präsentiert „30 Gedanken zum Tod“ von:<br />
zehn Personen, die den Tod in unserer Gesellschaft definieren: z. B. Juristen, Politiker, Historiker, Archäologen, Journalisten,<br />
zehn Personen, die den Tod in der Konfrontation durchleben: schwerkranke und sterbende Menschen, alte Menschen,<br />
zehn Personen, die mit dem Tod Anderer konfrontiert sind: z. B. Ärzte, Pathologen, Seelsorger, Bestatter, Tatortreiniger.<br />
Aufruf<br />
Wer oder was ist der Tod für dich?<br />
Das Projekt ‚30 Gedanken zum Tod‘ zeigt, dass es zu dem Thema viel mehr zu sagen gibt, als es auf den ersten Blick scheint. Wir<br />
haben verschiedene Menschen über ihre Ideen zum Tod befragt: vom Cartoonisten bis zum Rechtsmediziner, vom Buddhisten bis zur<br />
Bestatterin. Zu sehen sind die Gespräche in einer Kurz- oder Langfassung auf verschiedenen Kanälen:<br />
Hintergrund und Aktualität<br />
Begriff und Sache des Todes sind keine<br />
rein wissenschaftlichen Expertenbegriffe,<br />
sondern auf jeden Menschen<br />
bezogen und insofern auch Gegenstand<br />
öffentlicher Auseinandersetzungen.<br />
Der Hirntod ist als medizinisches<br />
Todeskriterium des Menschen<br />
weiterhin umstritten. Der Versuch,<br />
die Differenzen durch Rechtssicherheit<br />
am Lebensende (BGB § 1901a:<br />
„Patientenverfügung“) zu klären, erhöht<br />
eher den Interpretationsbedarf.<br />
Durch die im Februar 2014 ergangene<br />
Gesetzgebung in Belgien ist auch in<br />
Deutschland die Debatte um die sog.<br />
„Sterbehilfe“ erneut aufgeflammt. Im<br />
Deutschen Bundestag wurde darüber<br />
diskutiert, ob Beihilfe zum Selbstmord<br />
von Patienten durch Ärzte nicht<br />
komplett legalisiert werden solle. Diese<br />
Initiative führte zum politischen<br />
Dissens. Der Tod ist nicht nur medizinisch,<br />
rechtlich und politisch umstritten,<br />
sondern auch in Kunst, Religion,<br />
Philosophie, Kultur und Alltag.<br />
www.facebook.com/30GedankenzumTod<br />
www.vimeo.com/channels/30gedanken<br />
Jetzt sind wir neugierig auf Eure Reaktion - Was bedeutet der Tod für Dich? Wir freuen uns auf Eure Beiträge.<br />
Projektinformationen gibt es auf: www.30gedanken.de<br />
Kontakt zur Projektleitung: Prof. Dr. Martin W. Schnell (Schnell@uni-wh.de)<br />
12 Diskursprojekt: 30 Gedanken zum Tod<br />
13
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Palliative Ansätze in der Kardiologie:<br />
Eine kasuistische Selbstkritik<br />
Die Wege von Herrn R. und seinem behandelnden Kardiologen kreuzten sich erstmals vor etwa 10 Jahren auf plötzliche und<br />
dramatische Weise: Herr R. hatte einen Herzinfarkt, genauer, einen frischen Vorderwandinfarkt – ein Fall für eine sofortige<br />
Herzkatheteruntersuchung.<br />
Von Dr. Hendrik Bachmann<br />
Es gelang in einer stressgeladenen<br />
Stunde, das verschlossene Infarktgefäß<br />
zu eröffnen und mittels Stent<br />
zu stabilisieren. Es sah gut aus: mit<br />
Schäden war nicht zu rechnen, der<br />
ser Operation blieb sowohl der Bypass<br />
als auch der Stent dauerhaft offen.<br />
Kommt es zu einem Infarkt, droht die<br />
Nekrose des Herzmuskels im nicht<br />
durchbluteten Areal. Zwar ist ein Verlust<br />
lungsvolumen der Herzkammer, desto<br />
höher die Wandspannung bzw. der<br />
Innendruck, den der Herzmuskel zu<br />
verkraften hat. Da der Innendruck einer<br />
ausreichenden Durchblutung des<br />
schlanke und sportlich wirkende<br />
der strukturellen Integrität des Myokards entgegenwirkt, kommt es<br />
End-Fünfziger hatte nach einer Phase<br />
der Rehabilitation gute Aussichten<br />
auf eine unbeschadete Rückkehr in<br />
sein altes Leben. So kam es auch – zunächst.<br />
Denn in den folgenden Jahren geschah<br />
es immer wieder: trotz eskalierender<br />
medikamentöser Prophylaxen<br />
erlitt Herr R. ein ums andere Mal erneut<br />
eine Stentthrombose mit Vorderwandreinfarkten.<br />
Ein ständig wiederkehrender<br />
Verschluss eines Stents am<br />
Herzen trotz aller medikamentöser<br />
Vorbeugung ist ein seltenes Ereignis<br />
und weist darauf hin, dass das erstmalige<br />
Implantat offensichtlich nicht<br />
optimal der Gefäßwand anmodelliert<br />
war.<br />
Schließlich galt es, eine Entscheidung<br />
zu treffen: das Infarktgefäß wurde<br />
mittels Bypass behandelt, sodass bei<br />
weiterer Stentthrombose ein Backup<br />
Herzmuskels eine seltene Rarität, jedoch<br />
gelingt nach einer Herzmuskelnekrose<br />
keine vollwertige Reparatur<br />
mehr, Muskel wird nicht durch Muskel,<br />
sondern durch Bindegewebe ersetzt.<br />
Dieses hat jedoch keine kontraktile<br />
Potenz.<br />
Unter dem Stichwort ‚Remodelling‘<br />
beschreiben Kardiologen einen weiteren<br />
langsam entstehenden ungünstigen<br />
Effekt, der den negativen Einfluss<br />
einer nicht kontraktilen Narbe<br />
multiplizieren oder gar potenzieren<br />
kann: Durch den Verlust an Muskelkraft<br />
verändert sich die Geometrie<br />
des gesamten Herzmuskels. Der Sauerstoffbedarf<br />
der noch gesunden Areale<br />
wird über die vermehrte mechanische<br />
Beanspruchung erhöht und eine<br />
erhöhte Wandspannung des latent<br />
überlasteten Herzmuskels führt zur<br />
allmählichen Dehnung der gesamten<br />
in relativen Mangelsituationen zu weiteren<br />
Myokardnekrosen. Der Circulus<br />
vitiosus ist in Gang gesetzt.<br />
Der Patient bemerkt einen langsam<br />
schleichenden Verfall seiner kardialen<br />
Leistungsbreite, es entsteht eine Herzschwäche.<br />
Die New York Heart Association<br />
hat eine weltweit anerkannte<br />
sehr einfache klinische Einteilung der<br />
Herzschwäche vorgenommen, die die<br />
subjektive Belastbarkeit des Betroffenen<br />
zum Maß hat (siehe Infokasten).<br />
Schon ab Stufe II erleben die Betroffenen<br />
einer Herzschwäche ihre Einschränkungen<br />
dahingehend, dass sie<br />
beim Alltagssport oder im Urlaub mit<br />
Familie und Freunden nicht mehr<br />
mithalten können. Doch in dieser Phase<br />
gibt es durchaus gute und schlechte<br />
Tage. Kann man mit einem Blick über<br />
Jahre hinweg klar erkennen, dass eine<br />
Herzschwäche in der Regel eine chronisch<br />
für die Vorderwand bestand. Seit die-<br />
Herzhöhle. Je größer jedoch das Fül-<br />
fortschreitende Erkrankung<br />
darstellt, so muss sich dies dem Betroffenen<br />
im Alltagsleben anfangs wenig<br />
erschließen, noch weniger seinem<br />
Behandler.<br />
Insofern bleiben zahlreiche Patienten<br />
mit einer leichten Herzschwäche auch<br />
untertherapiert und unterversorgt.<br />
Nicht so bei Herrn R., der sich sehr<br />
intensiv um seine eigene Gesundheit<br />
kümmerte, die leitliniengerechte Therapie<br />
aus kaliumsparenden Diuretika,<br />
Nachlastsenkern und Betablockern<br />
einnahm und wöchentlich zur Herzsportgruppe<br />
ging, die ich seinerzeit<br />
auch mit betreute. Anfangs hatte ich<br />
nach einer Trainingseinheit deutlich<br />
mehr Belastungsluftnot als mein Patient.<br />
Doch die Dinge änderten sich<br />
kaum merklich.<br />
Eines Tages geschah etwas, das wir<br />
Mediziner ein ‚Indexereignis‘ nennen,<br />
ein kurzfristiger Einbruch der Herzfunktion.<br />
Herr R. bemerkte, dass er<br />
seinen Oberkörper nachts höher legen<br />
musste, dann bekam er besser Luft.<br />
Der Schlaf wurde wiederholt durch<br />
Harndrang unterbrochen und es wurden<br />
ihm Prostatamedikamente verschrieben.<br />
Eine herbstliche Bronchitis<br />
wollte sich einfach nicht bessern,<br />
mehrfacher Antibiotikatherapien zum<br />
Trotz. Und eines Nachts musste er den<br />
Notarzt rufen: akute Atemnot bei dekompensierter<br />
Herzinsuffizienz.<br />
Bei seiner erneuten Einweisung waren<br />
die Unterschenkel des Patienten etwas<br />
geschwollen, gleichzeitig wirkte Herr<br />
R. weniger gut ernährt, als noch ein<br />
Jahr zuvor.<br />
Nach einer Akuttherapie mit Diuretika<br />
nahmen die Ärzte sein Herz unter<br />
die Lupe: es war ein sogenanntes<br />
Aneurysma entstanden. Die dünne<br />
Bindegewebsplatte, die den starken<br />
Herzmuskel an der Vorderwand ersetzt<br />
hatte, wölbte sich bei jeder Kontraktion<br />
nach außen, während sich<br />
der Herzmuskel außenherum nach innen<br />
zog. Ein Vorderwandaneurysma große Erwartungen an diesen Ein-<br />
erhielt er einen Defibrillator. Er hatte<br />
beschleunigt das beschriebene ‚Remodelling’.<br />
Ein Ausschneiden der Binbrillator<br />
oder ICD ‚das Leben retten‘.<br />
griff. Schließlich könne ihm der Defidegewebsplatte<br />
und eine Raffung des Und leben, das wollte Herr R. auch<br />
verbliebenen Herzmuskels stellt hier jetzt unbedingt. Das Leben war immer<br />
eine mögliche therapeutische Option noch schön für ihn und vielleicht würde<br />
es ihm ja auch mit dem Gerät wie-<br />
dar, aber dies hätte eine neuerliche<br />
Operation am offenen Herzen bedeutet.<br />
Ein hoher Preis, schließlich hatte Doch es ist ein weit verbreitetes Phäder<br />
besser gehen.<br />
sich Herr R. unter der stationären Therapie<br />
längst verbessert. Er war wieder und Zweck des Gerätes nur sehr unnomen:<br />
Herr R. wurde über den Sinn<br />
‚NYHA II‘ und wurde entlassen. scharf unterrichtet. Denn ein (einfacher)<br />
ICD ändert an der Pumpfunkti-<br />
Bei seiner nächsten Aufnahme nur<br />
Herzschwäche nach NYHA-Stadium<br />
I Herzschwäche ohne alltägliche Beschwerden<br />
II Luftnot bei erheblicher körperlicher Anstrengung (mehrere Stockwerke steigen)<br />
III Luftnot bei leichter körperlicher Belastung (maximal ein Stockwerk)<br />
IV Luftnot auch bei körperlicher Schonung (beim Gang zur Toilette, im Liegen)<br />
ein halbes Jahr später hatte Herr R. on des Patienten rein gar nichts, auch<br />
das Stadium NYHA III erreicht, er nicht an seiner Lebensqualität. Er ist<br />
verspürte also schon bei geringer körperlicher<br />
Belastung Atemnot. Arbeits-<br />
von sonst tödlichen Herzrhythmusstö-<br />
ein nackter ‚Lebensretter‘ im Falle<br />
fähig war er nicht mehr. Als alleinstehender<br />
Mann war er zunehmend hervorrufen können.<br />
rungen, die den plötzlichen Herztod<br />
auf die Unterstützung seiner beiden Für einen Spezial-Defibrillator mit<br />
Töchter angewiesen. Neben Atemnot einer sogenannten Resynchronisationsfunktion,<br />
der alleine in der Lage<br />
und Hustenattacken im Liegen hatte<br />
der Patient merklich an Muskel- und wäre eine Symptombesserung herbeizuführen,<br />
kam er mangels Wirksam-<br />
Fettmasse verloren. Die kardiale Kachexie,<br />
das krankhafte Untergewicht keitskriterien nicht in Frage, zumal<br />
bei Herzschwäche basiert auf zahlreichen<br />
Faktoren: Angst und Depression bei jedem Dritten das Gerät nichts be-<br />
selbst bei Erfüllung aller Kriterien<br />
‚schlagen auf den Magen‘, chronisch wirkt. Diese Wirkungslosigkeit wird<br />
erhöhte Stresshormonspiegel führen im medizinischen Sprachjargon eher<br />
zum Proteinabbau aus den eigenen dem Patienten angehängt: er ist ein<br />
Reserven, ein venöser Rückstau vor ‚Non-Responder‘! Objektiv betrachtet<br />
dem Herzen führt zu einer Dysfunktion<br />
des Magen-Darm-Traktes und man-<br />
Patientenproblem, sondern einerseits<br />
handelt es sich jedoch nicht um ein<br />
gelnde Bewegung zu einer Inaktivitätsatrophie<br />
des Bewegungsapparates. nauen Auswahlkriterien für diese<br />
um einen Mangel an ausreichend ge-<br />
Als er erneut mit einer Dekompensation<br />
in die Klinik eingewiesen wurde, ein suboptimales<br />
Therapie und nicht selten auch um<br />
Eingriffsergebnis.<br />
14 Thema - Palliative Ansätze in der Kardiologie: Eine kasuistische Selbstkritik<br />
15
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Spätestens bei einer Herzschwäche<br />
im Stadium NYHA III befinden sich<br />
Betroffene in einem Krankheitsfortschritt,<br />
der eine deutliche Einschränkung<br />
der Prognose und der Lebensqualität<br />
mit sich bringt. Eine Rate<br />
von 10% (NYHA III) bis 50% (NYHA<br />
ein Patient mit weit fortgeschrittener<br />
Herzschwäche im NYHA-Stadium IV<br />
nach einem Jahr nur noch eine statistische<br />
Lebenserwartung von 50%. Die<br />
deutsche Gesellschaft für Kardiologie<br />
rät in diesem Stadium zur Zurückhaltung<br />
bei der Indikationsstellung für Defibrillatoren,<br />
vergütung erfahren. Technik geht im<br />
aktuellen DRG-System (Diagnosis-related<br />
Groups = Fallpauschalen nach<br />
Diagnosen) eindeutig vor. Dieses System<br />
der Leistungsvergütung basiert<br />
auf dem politischen und gesellschaftlichen<br />
Willen unseres Landes, es ist<br />
1. Die Herzschwäche kann eine lange klinisch asymptomatische Phase durchlaufen.<br />
2. Die erste schwere Dekompensation stellt das Indexereignis für eine akzelerierte Krankheitsphase dar.<br />
3. Bei der Behandlung einer Herzschwäche mit Defibrillatoren ist strikt und für die Patienten unmissverständlich nach<br />
vollziehbar in zwei Aspekte zu differenzieren:<br />
a Die Wirkung des Defibrillators Risiko, eines plötzlichen Herztodes zu sterben<br />
b Der Effekt der Therapie auf die Lebensqualität jetzt und zukünftig<br />
c Prognose (z.B. 20% Sondenbrüche in 5 Jahren mit Risiko einer inadequaten Schockabgabe)<br />
4. Im chronischen fortgeschrittenen Stadium haben die Betroffenen eine stark eingeschränkte Lebenserwartung und<br />
Lebensqualität. Die Ein-Jahres-Sterblichkeit beträgt im Stadium III mehr als 10%, im Stadium IV mehr als 50%.<br />
IV) Sterblichkeit pro Jahr übersteigt,<br />
dank zahlreicher Neuerungen in der<br />
Krebsmedizin, inzwischen erheblich<br />
die Risiken selbst mancher fortgeschrittenen<br />
Tumorerkrankung. Die<br />
Lebensqualität unter einer modernen<br />
onkologischen Therapie beispielsweise<br />
mittels neuerer Tyrosinkinaseinhibitoren,<br />
unterscheidet sich drastisch<br />
von jenen Schreckenswerkzeugen der<br />
Chemotherapie der 70er Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts.<br />
Doch wir haben diese zügigen Entwicklungen<br />
der Medizin weder kulturell<br />
noch emotional nachvollzogen.<br />
Immer noch ist traditionell der Krebspatient<br />
in der Eigenbetrachtung aber<br />
auch in der Wertung des nicht spezialisierten<br />
da sie an dieser Prognose<br />
nichts mehr ändern können. Vielmehr<br />
stellen sie dann eher Modifikatoren<br />
der Sterbeart dar: terminale Herzschwäche<br />
oder plötzlicher Herztod.<br />
Was in der Tumormedizin nun bereits<br />
wesentlich besser verinnerlicht worden<br />
ist, die Betrachtung der Erkrankung<br />
als eine psychosoziale, mentale<br />
und emotionale Belastung, die zu<br />
Rückzug, Vereinsamung, Ängsten und<br />
zu Depression führen kann, spielte in<br />
der Behandlungsplanung von Herrn<br />
R. keine Rolle.<br />
Dieses Wegsehen wird allerdings auch<br />
mit harten Argumenten gefördert.<br />
Denn das aktuelle Fallpauschalensystem<br />
belohnt die Implantation eines<br />
also nicht schicksalhaft oder gottgegeben<br />
begründet.<br />
Andere Schwerpunkte setzt das Vergütungssystem<br />
im Bereich der Palliativmedizin,<br />
deren Sinnhaftigkeit und<br />
Förderungswürdigkeit von Politik und<br />
Gesellschaft einhellig bejaht wird.<br />
Doch wie viele NYHA-III-Patienten<br />
werden aktuell einem Palliativmediziner<br />
vorgestellt oder von ihm behandelt?<br />
Die Palliativmedizin ist kaum in<br />
der Kardiologie angekommen. Auch<br />
andere Fächer ohne Bezug zu Krebserkrankungen<br />
haben das Potenzial dieser<br />
Fachrichtung nicht erkannt.<br />
Gleichzeitig bewirkt das System der<br />
Fallpauschalen eine Tendenz zur Ausdifferenzierung<br />
und Spezialisierung<br />
Arztes der mit dem Tod Be-<br />
Defibrillators mit erheblichen Gewin-<br />
medizinischer Kompetenz, sodass<br />
drohte.<br />
Gleichzeitig überschätzen selbst Kardiologen<br />
wider besseren Wissens die<br />
nen für das Haus und über dessen<br />
internes Bonussystem oft auch direkt<br />
den behandelnden Arzt, während psychokardiologische<br />
Patienten leicht in Gefahr geraten,<br />
entweder durch einen Kardiologen<br />
oder durch einen Palliativmediziner<br />
prognostizierte Lebenserwartung ihres<br />
und sozialthera-<br />
behandelt zu werden, ein Trennungs-<br />
Patienten um den Faktor 5 gegenüber<br />
belegten Studiendaten. So hat<br />
peutische Interventionen an diesem<br />
Punkt eine unzureichende Leistungsprinzip,<br />
dass dem Ideal der Ganzheitlichkeit<br />
offensichtlich im Wege steht.<br />
NEU NEU<br />
Herr R. erhielt seinen Defibrillator.<br />
Dieser bescherte der Klinik eine günstige<br />
Fallpauschale, dem Patienten aber<br />
Ratlosigkeit aufgrund fortbestehender<br />
Luftnot. Er musste zwischenzeitlich<br />
die Herzsportgruppe verlassen, weil<br />
er nicht mehr mithalten konnte.<br />
Herr R. wurde in kürzeren Abständen<br />
klinisch eingewiesen und erhielt noch<br />
ein weiteres Gerät, ein sogenanntes<br />
CCM-Gerät. Nun wölbte sich unter der<br />
Haut des abmagernden Patienten unter<br />
dem linken Schlüsselbein der Defibrillator,<br />
unter dem rechten das CCM.<br />
greifend von seinem Wert für die Patientenbehandlung<br />
überzeugen konnte.<br />
Leider verfehlte es bei Herrn R. die<br />
erhoffte Wirkung.<br />
Aus Sicht von Herrn R. konnte es aber<br />
so nicht weitergehen. Der Leidensdruck<br />
des Patienten blieb sehr hoch.<br />
Gegen sozialen Rückzug und Depression<br />
kämpfte er mal mehr mal weniger<br />
erfolgreich an.<br />
Es gab noch immer die Möglichkeit<br />
der Aneurysmaresektion. Aber in seinem<br />
Zustand konnte es möglich sein,<br />
dass er dann vorrübergehend ein Assist-Device<br />
te man nicht gehen, führten sie nur hinüber<br />
in ein besseres Leben? Herr R.<br />
ging in ein Herzzentrum.<br />
Doch aus ‚Bridge to Recovery‘ war<br />
eine ‚Destination Therapy‘ geworden,<br />
also Therapie ohne Abkehr vom<br />
Apparat. Von nun an hing Herr R. an<br />
einem kleinen Rucksack, in dem die<br />
Steuereinheit und die Batterien für<br />
seine Pumpe saßen. Ein Steuerkabel,<br />
die sogenannte ‚Driveline‘, führte<br />
über einen langen subkutanen Tunnel<br />
vom Bauch bis zum Brustraum, wo die<br />
Pumpe saß. Somit hatte der Patient<br />
Die kardiale Kontraktilitätsmodulation<br />
benötigte. Das ist eine Mi-<br />
eine permanente Eintrittsstelle am<br />
, CCM abgekürzt, ist ebenfalls<br />
ein ähnlich hochtechnisches Verfahren,<br />
dass die Herzschwäche eines Patienten<br />
verbessern soll. Das Gerät ist<br />
zur Implantation bei dieser Indikation<br />
zugelassen, auch wenn es bislang die<br />
kardiologische Fachwelt nicht durchniaturpumpe,<br />
die in einer aufwändigen<br />
Operation an das Herz angebaut<br />
wird und beim Pumpen hilft. Später<br />
könnte man dann die Pumpe zurückfahren<br />
und schließlich stilllegen.<br />
Die Pumpe diente dann als ‚Bridge to<br />
Recovery‘. Über welche Brücken woll-<br />
Bauch, die eine ständige Wundpflege<br />
erforderlich machte.<br />
Darüber hinaus befindet sich der Träger<br />
einer solchen Pumpe auf Dauer<br />
zwischen Skylla und Cha rybdis:<br />
thrombotische Verstopfung der Pumpe<br />
oder Blutungsgefahr durch zu<br />
Tel.: 089/ 4400 77930<br />
www.christophorus-akademie.de<br />
Neben allen Qualifizierungskursen im Bereich Palliative Care bieten wir auch immer wieder Workshops und<br />
Updates zu Einzelthemen sowie Kurse nach dem Curriculum der Palliativen Praxis an, hier ein Auszug aus<br />
unserem Kursangebot:<br />
20.06. - 24.06.<strong>2016</strong> ( 160 Std. - 1. Woche)<br />
Palliative Care für Mitarbeitende in der Eingliederungshilfe<br />
07.06.<strong>2016</strong><br />
Update Palliativstation im Wandel<br />
29.06.<strong>2016</strong><br />
Workshop: Das Fremde verstehen<br />
30.06.<strong>2016</strong><br />
Workshop für Fortgeschrittene im Konsildienst<br />
04.07. - 08.07.<strong>2016</strong> (40 Std.)<br />
Koordinationsfachkräfte in der ambulanten Hospizarbeit<br />
04.10.<strong>2016</strong><br />
Update SAPV: Fallbesprechung<br />
Klinikum der Universität München<br />
Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin<br />
Christophorus Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospitzarbeit<br />
NEU<br />
NEU<br />
16<br />
Thema - Palliative Ansätze in der Kardiologie: Eine kasuistische Selbstkritik<br />
17
Anzeige<br />
Anzeige<br />
Exemplarischer Verlauf einer chronischen Herzschwäche<br />
Lebensqualität und Symptomlast<br />
Index<br />
starke Blutverdünnung. Die letzten<br />
Monate des Patienten bestanden aus<br />
massivem Widerspruch der Angehörigen<br />
endlich sterben gelassen.<br />
wiederkehrenden Krankenhausauf-<br />
Herr R. steht in diesem Aufsatz für<br />
enthalten wegen Wundinfektionen. Tausende Patienten mit Herzschwäche.<br />
Sein NYHA-Stadium betrug trotz<br />
Wir wären gut beraten, unsere<br />
Pumpe nun IV: kein Tag mehr ohne Augen zu öffnen für diese Menschen,<br />
Luftnot.<br />
die mehr als Tabletten und Geräte<br />
Herr R., der sich in den letzten Jahren<br />
brauchen. Sie bilden zusammen mit<br />
als freiwilliger Helfer in einem Betroffenen aus anderen Krankheits-<br />
Pflegeheim betätigt hatte, um einfach entitäten, die einen ähnlichen Verlauf<br />
nur Kontakte zu haben, zog nun selbst haben (zum Beispiel M. Parkinson,<br />
dort ein. Er war tief traurig und doch COPD und Lungenemphysem), eine<br />
immer noch dankbar für jede Form Gruppe unterversorgter Patienten, für<br />
der menschlichen oder fachlichen Zuwendunglichen<br />
die wir die Türen zu einer ganzheit-<br />
und symptomorientierten lei-<br />
Mehrfach waren die Gerinnungswerte<br />
denslindernden Medizin, wie sie die<br />
falsch eingestellt, das Blut ‚zu dick‘. Palliativmedizin eindrucksvoll verdenslindernden<br />
Würde die Pumpe verstopfen, dann tritt, aufstoßen.<br />
wäre es rasch vorbei. Herr R. war darauf<br />
Doch es sind nicht zuerst die Palliativ-<br />
vorbereitet. Er hatte längst eine mediziner, die diese Tür aufstoßen<br />
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht<br />
müssen. Pneumologen, Kardiologen,<br />
vorbereitet und die ihn behan-<br />
Neurologen und all die anderen klassi-<br />
delnden Ärzte darüber auch informiert. schen ’Somatiker‘ der Medizin sollten<br />
Doch als es passierte, der lang ihre Aufmerksamkeit für palliativmedizinische<br />
erwartete letzte Akt, wurde er vom<br />
Ansätze schärfen. Die<br />
Notarzt in ein anderes Krankenhaus antagonistische Betrachtungsweise<br />
gefahren. Trotz Patientenverfügung zwischen Kardiologie oder Palliation<br />
wurde er in sein Herzzentrum verlegt, sollte durch einen synergistischen<br />
dort später reanimiert und erst nach Ansatz abgelöst werden. In einem<br />
18<br />
Thema - Palliative Ansätze in der Kardiologie: Eine kasuistische Selbstkritik<br />
derartigen Umfeld würde beim Patienten<br />
auch keine Angst vor dem Palliativmediziner<br />
entstehen, weil er sich<br />
Symptom<br />
Atemnot 61%<br />
Husten 35 %<br />
Tagesmüdigkeit 69%<br />
Depression 59%<br />
Angst 30%<br />
Häufigkeit<br />
mit dem Schritt in die Palliation nicht<br />
mehr aufgegeben fühlen würde, sondern<br />
ganzheitlich betrachtet.<br />
In diesem Sinne muss man die gemachten<br />
Schritte weitergehen: Von der<br />
Hospizbewegung über die stationären<br />
Angebote der symptomlindernden Medizin<br />
und den palliativmedizinischen<br />
konsiliardienstlichen Angeboten hin<br />
zu einer Reintegration des Sterbens ins<br />
Leben und Bejahung der Endlichkeit<br />
unseres Daseins in allen Nuancen medizinischer<br />
und pflegerischer Arbeit.<br />
Dr. Hendrik Bachmann<br />
Internist, Kardiologie und Intensivmediziner<br />
Palliativversorgung dient dazu, dass es Ihnen bei einer lebensbedrohlichen<br />
Krankheit besser geht. Sie richtet sich nicht nur an<br />
Sterbende - als ginge es ihr darum, das Sterben zu verkürzen<br />
oder nur angenehmer zu gestalten. Studien zeigen, dass es für<br />
unheilbar Kranke wichtig ist, rechtzeitig auch palliativ versorgt<br />
zu werden. Es gelingt bereits früh, die Lebensqualität zu verbessern:<br />
indem wir womöglich schädliche Therapien ausklammen,<br />
Nebenwirkungen vermeiden oder wenigstens lindern. Durch<br />
eine angemessene Palliativversorgung und Hospizarbeit soll<br />
es Schwerstkranken möglich sein, auf breiter Basis am Leben<br />
teilzunehmen.<br />
Das ist gerade für die Angehörigen wichtig − nicht nur die<br />
Patienten, auch sie werden durch die Diagnose einer schweren<br />
Krankheit aus ihrem Lebensumfeld gerissen.<br />
Unser Ziel ist es, dass alle Menschen die Chance haben, Wünsche<br />
und Vorstellungen über das eigene Sterben auszusprechen;<br />
sie brauchen dazu ein tragfähiges Netzwerk, das die Versorgung<br />
garantiert.<br />
Aufklärung durch Bewegung -<br />
die sozialsportliche Initiative der DPS „I run for life“.<br />
Auch in diesem Jahr können Läufer im Rahmen unserer Aktion<br />
„I run for life“, Preisgelder in Höhe von über 40.000 € für eine<br />
hospizlich-palliative Einrichtung gewinnen. Die Teilnahme ist ganz<br />
einfach: Hobby- und Profiläufer, die einen offiziell gewerteten Lauf<br />
absolviert haben, sind aufgerufen, ihre zurückgelegten Kilometer<br />
einer gemeinnützigen hospizlich-palliativen Institution ihrer Wahl<br />
zu widmen. Dazu tragen die Läufer ihre zurückgelegten Laufkilometer<br />
auf der Internetseite von „I run for life“ ein. Die Institutionen,<br />
die am Ende des Jahres die meisten Laufkilometer erhalten<br />
haben, können sich über eine Zuwendung der DPS freuen.<br />
Bitte unterstützt unsere Arbeit!<br />
Der Wunsch nach Sterben in Würde ist ein stiller Wunsch, der<br />
in unserem Gesundheitssystem bislang kaum wahrgenommen<br />
wird.<br />
Mit Ihrer Spende oder Zustiftung helfen Sie, Sterbenden diesen<br />
Wunsch zu erfüllen, Angehörige zu unterstützen und bei den Verantwortlichen<br />
in Politik und Gesellschaft wieder ein Bewusstsein<br />
für Würde bis zuletzt zu wecken.<br />
Spendenkonto:<br />
Genossenschaftsbank Fulda<br />
IBAN: DE74 5306 0180 0000 0610 00<br />
Deutsche PalliativStiftung<br />
Am Bahnhof 2<br />
36037 Fulda<br />
Tel. 0661 - 48 04 97 97<br />
Fax 0661 - 48 04 97 98<br />
info@palliativstifung.de<br />
Und damit nicht genug: Ein Großteil der Läufer trägt „I run<br />
for life“-Shirts. Durch das Tragen des Shirts unterstützen die<br />
Läufer die DPS darin, dass Wissen um die hospizlich- und<br />
palliativen Möglichkeiten in die Öffentlichkeit zu tragen. Jeder<br />
soll am Ende seines Lebens die Gelegenheit haben, an einem<br />
vertrauten Ort, inmitten vertrauter Menschen, ohne körperliche<br />
Beschwerden und unter ganzheitlicher Betreuung sein Leben<br />
bis zuletzt leben zu können.<br />
Genau dafür setzt sich die DPS ein. Die Sportinitiative „I run for<br />
life“ wurde ins Leben gerufen, um bewusst Menschen zu erreichen,<br />
in deren Leben die Thematik Tod und Sterben meist noch<br />
wenig Platz einnimmt.<br />
Die „I run for life“-Laufshirts sowie die Bücher<br />
aus dem Verlag der Deutschen PalliativStiftung<br />
können Sie über unsere Geschäftsstelle bestellen.<br />
Weitere Informationen zu „I run for life“ finden Sie<br />
unter www.irunforlife.de.<br />
www.palliativstifung.de
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
mit dominiert der Patientenwille un-<br />
lichen oder mutmaßlichen Patienten<br />
mäßige Förderung der Selbsttötung.<br />
verhandelbar über der Indikation für<br />
Willen entspricht (§ 1901a BGB) und<br />
Angehörige oder Menschen, die dem<br />
eine Maßnahme. Jede Therapiemaß-<br />
dazu dient, einem ohne Behandlung<br />
Sterbewilligen nahe stehen, schränkt<br />
nahme, die gegen seinen Willen getrof-<br />
zum Tode führenden Krankheitspro-<br />
es bei der Unterstützung nicht ein. Mit-<br />
fen oder weitergeführt würde, käme<br />
zess seinen Lauf zu lassen.“ (2. Strafse-<br />
hin ist eine Beratung zum FVNF nicht<br />
einer nicht indizierten Körperverlet-<br />
nat des BGH,2StR 454/09)<br />
nur erlaubt, sondern geradezu gefor-<br />
zung, einer Würdeverletzung und letzt-<br />
Dieses kann geschehen durch das<br />
dert, um einer Suizidabsicht zu begeg-<br />
Sterbefasten<br />
Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit<br />
lich einem Missbrauch von Ressourcen<br />
der Allgemeinheit gleich.<br />
Sterbebegleitung<br />
„Sterben lassen“, dem bewussten Verzicht<br />
auf weitere Therapieversuche<br />
oder -angebote (Therapiezieländerung<br />
/ Therapieverzicht) oder der Ermög-<br />
nen und diese zu entschleunigen.<br />
Ethische und gesellschaftliche<br />
Dimension<br />
Im Jahr 2010 erschien das mittlerweile für die fünfte Auflage vorbereitete Buch von Bodewijn Chabot: „Ausweg am Lebensende“.<br />
Es beschreibt den Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit (FVNF) als eine bewusste Möglichkeit, das Leben<br />
Eine Begleitung beim Sterben kann<br />
durch Familienmitglieder und Freunde<br />
stattfinden, kann gewährleistet werden<br />
lichung eines „Sterbens unter Therapie“<br />
mit der Gabe von Medikamenten<br />
zur Schmerzbehandlung, bei Atem-<br />
Der FVNF verlangt geradezu nach<br />
einer ausführlichen ethischen Fallprüfung<br />
und eine Reflexion über die<br />
selbstbewusst zu beenden. Auf einfühlsame Weise erläutert es anhand zahlreicher Beispiele die Tradition, die physiologi-<br />
durch Pflegeeinrichtungen, Ärzte, Hos-<br />
insuffizienz und durch eine palliative<br />
gesellschaftlichen Interaktionen mit<br />
schen und rechtlichen Grundlagen und das praktische Vorgehen dieses Weges. Wenngleich es von einem Teil der praktizierenden<br />
Anhänger gerne auch als eine Suizidmethode ohne primäre körperliche Beschwerden oder als Alternative zu einer<br />
aktiven Sterbehilfe gesehen wird, so richtet sie sich doch vorwiegend an Menschen mit einer hohen Symptomlast am Lebensende<br />
bei Aussichtslosigkeit einer Therapie. Von jenen wird es gerne “Sterbefasten“ genannt<br />
piz- und Palliativeinrichtungen und<br />
durch die Seelsorge. Sie ist legal, wenn<br />
sie durch „Unterlassen, Begrenzen oder<br />
Beenden einer begonnenen medizinischen<br />
Behandlung … dem tatsäch-<br />
Sedierung.<br />
Ärztlich assistierter Suizid<br />
Der Paragraph 217 des Strafgesetzbuches<br />
verurteilt allein die geschäfts-<br />
dem Bezugssystem. Hierzu gibt es<br />
eine Reihe von standardisierten Vorgehensmethoden.<br />
Insbesondere haben<br />
diese Verwendung zu finden, wenn der<br />
FVNF bei kognitiven Einschränkungen<br />
Von Dr. Roland Martin Hanke<br />
Diesen Erkrankungssituationen begegnen<br />
Ehrenamtliche und Professionelle<br />
in der Hospiz-und Palliativversorgung<br />
regelmäßig. Sie können<br />
den möglichen Wünschen und Fragen<br />
95 % aufgrund einer Depression entsteht.<br />
Durchführende sind vor allem ältere<br />
Männer über dem 45. Lebensjahr.<br />
Bei beiden Ursachen gilt es vorwiegend<br />
herauszufinden, welcher Art der Ster-<br />
schiedliche Weise zu seinem Entschluss.<br />
Je nachdem wie sehr er in sein<br />
weiteres Bezugssystem integriert ist,<br />
tendiert er zwischen dem in Ruhe gelassen<br />
werden über den Wunsch nach<br />
Jetzt<br />
Frühbucher-<br />
Rabatt sichern!<br />
Bis 16. Mai <strong>2016</strong> *<br />
nach einer aktiven Lebensbeendigung<br />
bewunsch ist, um ihnen mit psychoso-<br />
Schmerzfreiheit hin zu dem Abschal-<br />
der Ratsuchenden nicht ausweichen.<br />
zialen Hilfen und gegebenenfalls Medi-<br />
ten von lebenswichtigen Geräten, der<br />
Gerade hier bietet ein Gespräch über<br />
kamenten begegnen zu können.<br />
Beendigung der Medikation, einem Sui-<br />
den Freiwilligen Verzicht auf Nahrung<br />
Der größte Teil der Nachfragen zu ei-<br />
zid oder gar der Tötung auf Verlangen.<br />
und Flüssigkeit eine hochsensible<br />
ner bewussten und selbstbestimmten<br />
Möglichkeit, dem Sterbewunsch in sei-<br />
Verkürzung des Leidens kommt von<br />
Somit hat die Haltung der Begleiten-<br />
ner Vieldimensionalität zu begegnen.<br />
Patienten und deren Angehörigen, die<br />
den eine sehr sensible, sogar passive<br />
unter sehr schweren, annähernd nicht<br />
zu sein. Sie ist nicht eine „Hilfe zum<br />
Gründe zur Beendigung des Lebens<br />
mehr kontrollierbaren, vorwiegend<br />
Sterben“, sondern ganz bewusst eine<br />
Der Suizid ist mit Sicherheit der aggres-<br />
körperlichen Symptomen leiden.<br />
Sterbebegleitung, eine „Hilfe beim<br />
sivste Schritt, seinem Leben ein Ende<br />
So sollen sich auch folgende Be-<br />
Sterben“.<br />
zu setzen. Als Appellations-Suizid ver-<br />
trachtungen nicht mit der Beendi-<br />
klagt er die Gesellschaft wegen mang-<br />
gung nicht-limitierten Lebens be-<br />
Darf man das?<br />
eln der Beachtung, Integration und<br />
fassen, sondern mit der Verkürzung<br />
Die rechtliche Situation ist dabei ein-<br />
Würdigung: „Leben ja, aber nicht unter<br />
eines Leidens- und Sterbeprozesses.<br />
deutig. “Das Leben darf nicht verlängert<br />
den derzeit herrschenden Bedingung-<br />
werden, auch wenn der Sterbeprozess<br />
en!“ Schwerer wiegt der Bilanz-Suizid,<br />
„Wenn schon, dann auf meine Weise“<br />
noch nicht eingesetzt hat“. (Kempten<br />
der neben einer Lebenssattheit zu gut<br />
Der Sterbewillige gelangt auf unter-<br />
Urteil BHG 1 StR 357/94 Kempten) Da-<br />
20 Sterbefasten - Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit<br />
21
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
bei Demenzerkrankungen und hirnorganischen<br />
Schäden durchgeführt werden<br />
soll.<br />
Durchführung<br />
Die Einleitungsphase ist von der Herbeiführung<br />
eines informed consent<br />
aller Beteiligten geprägt. Es empfiehlt<br />
sich, die Begleitmedikation für mögliche<br />
Symptome bereitzustellen, eine<br />
Darmentleerung zu ermöglichen, psychosoziale<br />
Unterstützungen zu organisieren<br />
und spirituelle Reflexionen mit<br />
nahen Angehörigen oder Seelsorgern<br />
zu initiieren. Das Vorgehen ist stets ein<br />
multidimensionales, ganzheitliches Geschehen<br />
auf allen Ebenen des total pain.<br />
Im Anschluss kann ein schrittweiser<br />
oder kompletter Nahrungs- und Flüssigkeitsverzicht<br />
begonnen werden. Mit<br />
den Angehörigen werden Pflege- oder<br />
Lagerungsmaßnahmen vereinbart und<br />
Mundpflegemaßnahmen eingeübt. Von<br />
diesen weiß man, dass sie das Durstgefühl<br />
weitestgehend vermeiden helfen,<br />
gleichzeitig aber einen additiven psychosozialen<br />
Nutzen bringen. Durch die<br />
involvierten An-und Zugehörigen wird<br />
der sehr intime Akt der Mundpflege als<br />
ein „liebendes Tun“ verstanden.<br />
Jederzeit werden in Reichweite des<br />
Durchführenden frische Nahrungsmittel<br />
und Getränke vorgehalten. Durch<br />
die bewusste Dehydrierung kommt es<br />
zu einer Urinkonzentration und -minderung.<br />
Schmerzen durch das lange<br />
Liegen können durch sublingual und<br />
transdermal verabreichte Medikamente<br />
beherrscht werden. Auftretende Unruhe<br />
nenden Erkrankung gelitten hat und<br />
mit dem Ableben zu rechnen war“, ist<br />
das Versterben durch den FVNF eine<br />
natürliche Todesursache.<br />
entsteht in der Regel durch die<br />
bei einer Dehydrierung anfallenden<br />
Endomorphine, durch den Kaliumanstieg<br />
und das Freiwerden von toxischen<br />
Stoffwechselsubstanzen.<br />
Eine Übersicht über die medikamentösen<br />
Möglichkeiten zur Symptomlinderung<br />
hat die Königliche Gesellschaft<br />
Fazit<br />
Der freiwillige Verzicht auf Nahrung<br />
und Flüssigkeit ist als selbstbestimmtes<br />
Handeln am Lebensende aus der<br />
Alten pflege bekannt. Er ist in den<br />
ersten sieben Tagen seiner Durchführung<br />
folgenlos umkehrbar. In seiner<br />
der Medizinischen Arbeitsgemeinschaft<br />
ethischen Dimension ist er begreifbar<br />
der Niederlande beispielhaft<br />
zusammengestellt. (Caring for people<br />
who consciously choose not to eat and<br />
drink so as to hasten the end of life, Royal<br />
Dutch Medical Association (KNMG)<br />
and the Dutch Nurses’ Association<br />
(V&VN), 2014)<br />
Während der ersten sieben Tage ist die<br />
eingeleitete FVNF jederzeit ohne organische<br />
Folgen umkehrbar.<br />
Normalerweise tritt der Tod nach 12-14<br />
und kann mitgetragen werden.<br />
Er bietet einen sehr großen Raum für<br />
die ganzheit liche Vorbereitung und<br />
die Abschiednahme von Menschen,<br />
die mit dem Bewusstsein weiterzuleben<br />
haben, ein helfendes Tun durch<br />
ein liebendes Loslassen eingetauscht<br />
zu haben. Die lange Zeit des Verabschiedens<br />
bietet allen Beteiligten sehr<br />
großen Raum und eine hochintensive<br />
Zeit der Reflexion und des Versöhnens<br />
Tagen infolge des Kaliumanstiegs im<br />
Rahmen des Nierenversagens durch<br />
ein Herzflimmern ein. Er wird von Außenstehenden<br />
in der Regel als friedlich<br />
wahrgenommen und lässt diese ohne<br />
Schuldgefühle zurück.<br />
Natürlicher oder unnatürlicher Tod?<br />
Nachdem ein Tod dann „natürlich“ ist,<br />
Dr. Roland Martin Hanke<br />
„wenn er aus innerer, krankhafter Ursache<br />
geschieht, an der der Verstorbe-<br />
Leitender Palliativmediziner und ärztlicher<br />
Geschäftsführer des Palliativ-Care Teams Fürth<br />
ne infolge einer bestimmt zu bezeich-<br />
Jakob-Henle Straße 1, PWG II - 90766 Fürth<br />
„Sie hat mir der Himmel geschickt“<br />
ist als Wanderausstellung konzipiert und wird auf Nachfrage<br />
gerne anderen Hospizvereinen und –initiativen zur Verfügung gestellt.<br />
Im Palliativ-Portal Shop kaufen<br />
Ausstellungskatalog „SIE hat mir der Himmel geschickt!“<br />
Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer<br />
Die Hospiz-Akademie Bamberg feierte im Jahr 2012 ihr 10-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr hat sie sich zusammen mit<br />
dem Hospizverein Bamberg dem Themenkreis auf humorvoll-nachdenkliche Weise im Rahmen der Karikaturenausstellung<br />
„Sie hat mir der Himmel geschickt“ zu nähern versucht. Mit keinem anderen Medium als der Karikatur wäre es wohl besser<br />
gelungen, auf derart plakative Weise den Betrachter zu erreichen, bisweilen auch provokativ zu sensibilisieren und zum<br />
Nachdenken anzuregen.<br />
Herausgeber: Michael Kleiner und Prof. Dr. Gerhard Seitz<br />
Mutig geworden durch eine Fotoausstellung<br />
über das Sterben im Jahr 2010<br />
unter dem Titel „Noch mal leben vor<br />
dem Tod“, hat die Hospiz-Akademie<br />
Bamberg 2012 zu ihrem 10-jährigen Jubiläum<br />
die Karikaturenausstellung „Sie<br />
hat mir der Himmel geschickt!“ zum<br />
Themenkreis Sterben, Tod und Trauer<br />
veranstaltet. Der Erfolg des Karikaturenprojektes<br />
hat die kühnsten Erwartungen<br />
übertroffen. Mit wohl kaum<br />
einem anderen Medium als der Karikatur<br />
wäre es uns gelungen, auf derart<br />
plakative Weise den Betrachter humorvoll<br />
und nachdenklich zu erreichen.<br />
In den Karikaturen wird bewusst überzeichnet,<br />
zugespitzt, mitunter lächerlich<br />
gemacht und mit Humor manche<br />
Ungereimtheit in unserem heutigen<br />
Umgang mit Sterben, Tod und Trauer<br />
ISBN: 978-3-931432-31-7<br />
95 Seiten, 22,5 cm x 22,5 cm.<br />
Selbstverlag Hospizverein Bamberg<br />
und Hospiz-Akademie Bamberg<br />
Detlef Ermold - Leiter der Hospiz-Akademie Bamberg<br />
Konrad Göller - Vorsitzender des Hospizvereins Bamberg<br />
aufgezeigt. Sie gewähren dazu realistische<br />
und hoffnungsvolle Perspektiven.<br />
Erstmals haben wir die Ausstellung<br />
2012 im Klinikum Bamberg gezeigt.<br />
Seitdem hat sie an über 30 Orten der<br />
Bundesrepublik Deutschland, darunter<br />
beispielsweise Nordhorn, Leonberg,<br />
Hof und Miesbach, Station gemacht.<br />
Vor allem viele Hospizvereine haben<br />
die Gelegenheit genutzt, um den Themenkreis<br />
Sterben, Tod und Trauer einmal<br />
anders zu beleuchten. „Sie hat mir<br />
der Himmel geschickt“ ist als Wanderausstellung<br />
konzipiert und der Erfolg<br />
ermutigt uns, sie auch weiterhin auf<br />
Nachfrage gerne anderen Hospizvereinen<br />
und –initiativen zur Verfügung<br />
zu stellen. Nähere Informationen dazu<br />
sind auf der Homepage: www.hospiz-akademie.de.<br />
Dort kann man auch<br />
den Ausstellungskatalog bestellen, der<br />
mit einer Gesamtauflagenhöhe von inzwischen<br />
über 18.000 Exemplaren europaweit<br />
gefragt und damit zu einem<br />
Bestseller geworden ist. In Zusammenarbeit<br />
von Hospizverein Bamberg und<br />
der Hospiz-Akademie Bamberg unter<br />
tatkräftiger Mithilfe von Prof. Dr. Gerhard<br />
Seitz, Chefarzt des Institutes für<br />
Pathologie am Klinikum Bamberg, und<br />
Michael Kleiner vom Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Hospizvereins<br />
und durch finanzielle Unterstützung<br />
von Seiten der Oberfrankenstiftung<br />
und der Sparkasse Bamberg sind diese<br />
Ausstellung und die Herausgabe<br />
des Kataloges erst möglich geworden.<br />
22 Sterbefasten - Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit<br />
Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer<br />
23
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Ein Palliativseelsorger, eine Kirchenband und ein außergewöhnliches „spiritual care“-Projekt<br />
Leidenschaft für „Lebensfarben“<br />
10 Musikerinnen und Musiker stehen in einer Reihe, mit Rosen in den Händen, und erhalten stehende Ovationen und lautstarken<br />
Beifall für ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Konzert. Hinter den Künstlern liegen 120 Minuten voller Emotion<br />
und Monate der Vorbereitung. Leidenschaft für die gute Sache hat sie dazu gebracht, ihre vielfältigen Talente zu einem Konzertereignis<br />
zusammenzuführen, das die Besucherinnen und Besucher noch lange nach dem letzten Akkord bewegte. Jetzt<br />
sind CD und DVD erhältlich und die Band geht mit ihrem „Lebensfarben-Projekt“ on tour.<br />
Columba Redaktion<br />
Bamberg. Die Mitglieder der Band<br />
Variabel fühlen sich der Hospizidee<br />
verbunden und haben in den vergangenen<br />
Jahren Lieder zum Thema „Tod<br />
und Leben” getextet, komponiert und<br />
arrangiert. In Kooperation mit dem<br />
Palliativseelsorger Markus Starklauf<br />
wurde das wichtige Thema dann zu<br />
einem spirituellen Konzertereignis<br />
mit Texten, die die Seele berühren,<br />
Bildern, die die Botschaften der Lieder<br />
illustrieren und Lichteffekten,<br />
du gehst“ Margarethe, einer Frau in<br />
den mittleren Lebensjahren, deren<br />
Leben vom Krebs durchkreuzt wurde,<br />
die aber in und mit ihrer Familie ihre<br />
letzten Tage auf ganz besondere Weise<br />
gestaltete. Oder sie erheben sich beim<br />
Kanon „Leben aus Gottes Kraft“, um<br />
miteinander dafür einzustehen und<br />
gemeinsam zu singen, dass ein liebender<br />
Gott auch in schweren Zeiten an<br />
der Seite der Menschen steht. Schließlich<br />
werden sie am Ende des Konzertes<br />
zarbeit ihre Wertschätzung aus. Markus<br />
Starklauf, Palliativseelsorger im<br />
Team der SAPV Bamberg und Moderator<br />
des Abends, bringt es auf den<br />
Punkt: „Sie halten aus – manches<br />
unaussprechliche Leid, sie stellen<br />
sich der Not der Menschen, wachen<br />
und weinen, lachen und beten mit<br />
ihnen in ihren letzten Stunden. Für<br />
uns von Varibel ist das wie „Himmel“<br />
und wir sind überzeugt, dass diese<br />
Frauen und Männer für Sterbende<br />
welche den Raum atmosphärisch<br />
durch das rockige Themenlied „Le-<br />
und Trauernde „den Himmel<br />
erden“.<br />
Der Tod und ich:<br />
Vom Sterben zu Hause...<br />
„Oh mein Gott“ sagen die meisten Freunde, wenn ich ihnen erzähle, dass ein Mensch in unserem Haus gestorben ist. „Wieso<br />
habt ihr das denn gemacht?“ fragen sie. Und ich sehe erstaunt in ihre Augen, spanne die Schultern an, strecke mein Rückgrat<br />
soweit in den Himmel wie es geht und antworte mit fester Stimme: „Weil wir es konnten!“<br />
Von Juliane Uhl<br />
Es ist nun fünf Jahre her, dass wir meine<br />
Schwiegermutter und ihren Tumor<br />
in unser Wohnzimmer holten. Das<br />
wuchtige Pflegebett hatten wir neben<br />
einen großen Sessel gestellt, in einem<br />
Teil des Raumes, der etwas abgegrenzt<br />
war, so dass sie ein wenig Privatsphäre<br />
hatte. Ihre Sachen, zwei Hosen und<br />
drei Pullover, legten wir in den Fernsehschrank.<br />
Neben dem Bett gab es<br />
ein Regal für die Schokolade, die ich<br />
ihr immer hinstellte und die stets meine<br />
Tochter aß. Fünf Wochen konnten<br />
wir noch füreinander da sein. Meine<br />
Schwiegermutter hat in dieser Zeit<br />
wieder gegessen, sie hat geschlafen,<br />
sie hat gelebt. Ihre Enkelin fuhr den<br />
ganzen Tag mit dem Pflegebett hoch<br />
und runter und sah sich Bücher an.<br />
Oma fuhr mit. Wir haben noch Wein<br />
getrunken, wir haben gelacht, ich habe<br />
ihr die Füße massiert. Wenn wir vergessen<br />
konnten, welch schwere Zeit<br />
uns bevorstehen würde, dann war alles<br />
ganz leicht. Vielleicht auch, weil wir<br />
wussten, dass es nicht lange andauern<br />
würde. Das SAPV-Team war jeden Tag<br />
Gast in unserem Haus und versorgte<br />
sie mit Schmerzmitteln und uns mit<br />
guten Worten. Die Ärzte und Pfleger<br />
überraschten und unterstützen uns vor<br />
allem durch ihre Ehrlichkeit. Von Beginn<br />
an machten sie uns klar, dass der<br />
Tod zu uns kommen würde. Sie erklärten<br />
uns was das bedeutet, was genau<br />
passiert, welche Funktionen sich abschalten<br />
und wie sich Sterben anhört.<br />
Als meine Schwiegermutter begann<br />
stockend zu atmen und zu röcheln,<br />
konnten wir es ertragen. Wir hatten<br />
weniger Angst vor ihrem Ende. Sie dabei<br />
zu begleiten war eine sehr intuitive<br />
Angelegenheit, denn wir wussten einfach<br />
was zu tun war. Meine Schwiegermutter<br />
starb an einem Sonntagabend,<br />
zehn Minuten nach dem Ende des Krimis,<br />
im Haus ihres Sohnes, im Kreis ihrer<br />
Familie. Warum? Weil sie es konnte.<br />
Für die CD- und DVD-Erstellung wurden Sponsoren gefunden,<br />
so dass der Reinerlös aus dem Verkauf dieses „spiritual<br />
care-Produktes“ zu 100 % der Arbeit des Hospizvereins<br />
Bamberg zufließt. CD und DVD sind ab sofort zum Preis von<br />
10,- bzw. 15,- € und im Paket für 22,- € erhältlich über den<br />
Hospizverein Bamberg e.V. (www.hospizverein-bamberg.de).<br />
Für die Band „variabel“, die zwar schon einige<br />
CDs produzierte, wurde das neue Projekt zur<br />
Berufsbegleitende Fachweiterbildung und Fachseminare<br />
großen Herausforderung. Nachdenkliche Songs<br />
lassen mitten im Alltag nach dem Wesentli-<br />
für Pflegende, Therapeuten und Interessierte.<br />
ausleuchten, ausgestaltet. Durch den<br />
Abend zieht sich wie ein roter Faden<br />
das Plädoyer, angesichts der eigenen<br />
Endlichkeit „den Tagen mehr Leben<br />
zu geben“. Die Konzertbesucher wer-<br />
bensfarben“ mit einem integrierten<br />
Rap ermutigt, alle Farben des Lebens<br />
auszuspielen.<br />
Mit dem Song „Den Himmel erden“<br />
drückt die Band in Form einer Hom-<br />
chen fragen, fetzige Rhythmen unterstützen<br />
die Einladung, „mehr” aus dem eigenen Leben<br />
zu machen.<br />
Informieren Sie sich auf unserer Homepage über die Qualifizierung zur<br />
Aromapflegerin im Fachbereich Pflege und die Qualifizierung zur<br />
Aromapraktikerin Fachbereich Prävention, über unsere Dozenten und unser<br />
umfangreiches Seminarprogramm.<br />
den mitgenommen auf eine Reise in<br />
das eigene Leben. Sie begegnen dort<br />
mage haupt- und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im<br />
www.vivere-aromapflege.de<br />
in dem Trauer- und Liebeslied „Wenn<br />
Bereich palliative care und Hospi-<br />
24 Leidenschaft für „Lebensfarben“<br />
Sabrina Herber<br />
Schulstr. 17<br />
55767 Schwollen<br />
Tel.: 06787-970630<br />
25
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Columba „spiritual care“<br />
Impulse für die Seele<br />
Texte aus dem Projekt „Lebensfarben“ (Artikel Seite 26)<br />
Ein Text nimmt die eigene Lebensbilanz in den Blick und lädt ein, angesichts der eigenen Endlichkeit, das Leben<br />
im Hier und Jetzt achtsam zu gestalten.<br />
Manchmal, wenn mein Leben mal<br />
nicht an mir vorbeirauscht, sondern<br />
kurz anhält und sich zu mir setzt, wenn<br />
ich mich mal nicht ablenke oder ablenken<br />
lasse, wenn mal gar nichts anderes<br />
da ist außer mir, dann spür ich<br />
mich und kann aus mir lesen wie aus<br />
einem Buch. Ich schlage die Kapitel<br />
auf, lese Geschichten von früher, sehe<br />
meine Sehnsucht von heute und fühle<br />
meine Träume für mein Morgen. Im<br />
Buch meines Lebens find ich sie alle,<br />
meine ganzen Lebensfarben. Da ist das<br />
Rot, das mein Herz klopfen lässt. Hier<br />
das Blau, das von meiner Sehnsucht<br />
erzählt. Und hier ist das Grau, das<br />
mich manchmal einholt und auch das<br />
Schwarz, das mich weinen lässt. Und<br />
hier, hier ist das Grün, das für meine<br />
Hoffnung steht.<br />
Wenn es mal so ist, dass ich bei mir bin<br />
und meine Lebensfarben spüre, dann<br />
sind das die Augenblicke, in denen ich<br />
lebe, in denen ich in mir wohne.<br />
Und dann kommt – so als Geschenk- –<br />
eine tiefe Dankbarkeit, dass ich leben<br />
darf, dass ich lieben darf, dass ich liebenswert<br />
bin und dass es einen gibt,<br />
der mich atmen lässt und sich nichts<br />
mehr wünscht als mein Glück.<br />
Dann, ja dann, ist das ein bisschen wie<br />
Himmel, ich inhaliere Leben und spüre<br />
meine Lebensfarben.<br />
Und dann will ich nichts mehr verpassen,<br />
will mich bunt und will mich frei.<br />
Damit ich dann – irgendwann – versöhnt<br />
mit mir sagen kann: Ich habe<br />
mein Leben nicht vertan. Drum fang<br />
ich jetzt an, mag nichts mehr verdrängen,<br />
nichts mehr verschieben, mag<br />
nichts mehr auf morgen aufheben, sondern<br />
heut meine Farben leben.<br />
Weißt du noch, wir fragten oft: Wer darf<br />
als erster gehen?<br />
Jetzt bist du fort und lässt mich hier alleine<br />
stehen.<br />
Ich wünsch dir, dass dir jetzt dort drüben<br />
der Himmel ganz unendlich blüht.<br />
Hast dich dein liebes langes Leben so<br />
um die anderen gemüht.<br />
So lang ich kann und mich die Beine Morgen, ja dann bring ich dir, Blumen<br />
tragen, besuch ich dich an jedem Tag, und ein neues Licht,<br />
Ich wär jetzt gern, in deiner Welt, seh’n Sie haben dir ja stets gefallen, du weißt:<br />
wir uns wieder, sag?<br />
„Vergiss mein nicht.“<br />
Siehst du mich grad? Hörst du mich Jetzt geh ich heim, zu uns nach Haus,<br />
weinen? Bist du in meiner Nähe? wo wir einst geborgen.<br />
Was gäb’ ich drum, wenn ich noch mal Mein Herz tut weh, die Zeit wird lang…<br />
dein verschmitztes Lachen sähe. Wir sehen uns dann morgen.<br />
Text: Markus Starklauf, Musik: Matthias Stengel<br />
Markus Starklauf<br />
Ein Liedtext erzählt von einem Mann, der seine krebskranke Frau zuhause – mit Unterstützung des<br />
SAPV-Teams – liebvoll und bis zuletzt begleitete. Liebe, die „wesentlich“ ist, geht über den Tod hinaus.<br />
Wenn du gehst<br />
Ein Gedicht erzählt von einer<br />
Begegnung auf dem Friedhof<br />
und der Hoffnung, dass Liebe<br />
unendlich ist.<br />
Ich sah ihn auf dem Friedhof – ein alter Mann vor dem Grab seiner kürzlich verstorbenen<br />
Frau. Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und ich fragte mich: Wie kann er mit dem Schmerz<br />
leben? Wie kann er alleine sein - ohne sie? Er legte Blumen an ihr Grab, als ob er ihr zeigen<br />
wollte, dass seine Liebe zu ihr niemals sterben kann.<br />
Vergiss mein nicht<br />
In uns’ren Wänden lebst du noch, und Ich sitz viel da und geh kaum weg,<br />
lachst und schimpfst mit mir. Ich rieche<br />
dich, dein Duft tut weh. Es ist nicht Ich sag dir dann, wie du mir fehlst. Was<br />
doch jeden Tag zu dir.<br />
mehr was es mal war - mit dir.<br />
soll ich hier?<br />
Ich vermiss schon jetzt dein buntes<br />
Lachen, das alle Herzen höher schlagen<br />
lässt. Deine Kunst mich sanft und<br />
sicher abzuholen, sitz’ ich mal wieder<br />
hinter meinen Mauern fest.<br />
Wir wollten uns und das Leben voll genießen,<br />
aber dafür war ja viel zu wenig<br />
Zeit. Bleib bitte noch, verlass’ mich<br />
nicht! Denn wenn du weggehst, fühl’ ich<br />
mich tot, ich bin einfach nicht bereit.<br />
Du hast mich wesentlich ganz tief berührt.<br />
Ich bin eins mit dir und ich spür,<br />
dass in mir alles bleibt, auch wenn du<br />
gehst. Hast mich tief berührt. Ich bin<br />
eins mit dir und ich spür’, dass in mir<br />
alles bleibt, auch wenn du gehst.<br />
Dein leerer Platz tut jetzt schon weh,<br />
dein langes Sterben zerreißt auch mir<br />
mein Herz! Ja ich würd’ so gern an<br />
deiner Stelle gehen, bin nur noch Ohnmacht,<br />
Vorwurf und Schmerz.<br />
Du hast mich wesentlich ganz tief berührt.<br />
Ich bin eins mit dir und ich spür,<br />
dass in mir alles bleibt, auch wenn du<br />
gehst. Hast mich tief berührt. Ich bin<br />
eins mit dir und ich spür’, dass in mir<br />
alles bleibt, auch wenn du gehst.<br />
Ich wünsch’ dir Glück auf deinem Weg,<br />
dass du geborgen bist in Gottes Hand!<br />
Ich bleib’ zurück, auf Wiedersehen, du<br />
bleibst das Beste, das ich im Leben fand!<br />
Markus Starklauf<br />
26 Columba „spiritual care“ - Impulse für die Seele<br />
27
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Diskussion:<br />
Angehörige haben in der Welt von<br />
nen palliative Versorgung erschwert<br />
sich, sie stützt und schützt den „inner<br />
„palliative care“ eine große Bedeu-<br />
wird. Im Fall von Bianca P. zeigt sich<br />
circle“ ihres Bezugssystems. Nach<br />
Patientin, weiblich, Jahrgang 1972, metastasiertes Colonkarzinom<br />
tung. Sie gehören zum Bezugssystem,<br />
auch ihre Not und ihr Schmerz wird<br />
das Bemühen, möglichst allen seelischen<br />
Schmerz von der geliebten<br />
Aussage der Mutter am Ende dieser<br />
„spiritual care“- Begegnung, waren<br />
Der besondere Fall: spiritual care<br />
gesehen und mitbedacht. Nicht selten<br />
führt die ohnmächtige Liebe zu den<br />
Tochter und Freundin fernzuhalten.<br />
Die starke Frau trägt nicht nur das<br />
das Gespräch und auch das „Loslassen“<br />
im Weinen jedoch im wahrsten<br />
Patienten auch zu Situationen, in de-<br />
Leid ihres unsäglichen Schicksals bei<br />
Sinn des Wortes not-wendig.<br />
Palliativseelsorger trifft Patientin zum Gespräch. Diesmal führt die unplanbare Situation zu einer<br />
außergewöhnlichen Begegnung, dem Widerstand der Angehörigen und zu einem Ritual.<br />
Der Fall zeigt gleichzeitig für „spiritual care“ auf:<br />
Von Dipl.-Theol. Markus Starklauf<br />
Grundhaltung: Seelsorge / „spiritual care“ geschieht nie von oben herab aus der Perspektive eines „Glaubensexpertens“,<br />
sondern immer auf Augenhöhe. Spirituelle Themen werden nicht missionarisch aufgedrängt, sondern ergeben sich aus dem<br />
Lebensgeschichten werden niemals<br />
zur Routine, sie sind individuell und<br />
bunt. Manche Schicksalsschläge allerdings<br />
nehmen besonders mit, oft<br />
trägt schwer daran, dass sie nach ihrem<br />
Tod nicht mehr für ihn da sein<br />
kann. „Mir kann keiner verzeihen,<br />
wo ich doch meinen Sohn zurück las-<br />
sorger dann, dass sich „alle dort drüben“<br />
(sie meint die Angehörigen und<br />
Freunde im Wohnzimmer) fast ein<br />
wenig zu viel um sie sorgen und dass<br />
Gespräch, als Angebot. Unbedingte Wertschätzung muss oberste Maxime seelsorglichen Handelns sein.<br />
Rituale: Die Kirchen haben ein Repertoire an Ritualen, auch für Notsituationen wie Krankheit, Abschiednehmen, Trauer, Sterben<br />
und Tod; zu nennen sind hier die klassischen Gebete oder auch Sterbesegen, Krankensalbung oder Beerdigung. Für kirch-<br />
das ganze Team. Das wird bei jener<br />
se“. Überhaupt wisse sie nicht, was<br />
sie es kaum ertragen können, wenn<br />
lich Verwurzelte und als Angebot können diese „Rituale“ sinnstiftend, kraftspendend und befreiend sein. Gleichzeitig erfordern<br />
Teamsitzung im Oktober 2012 sofort<br />
spürbar, als es um die Patientin Bianca<br />
P. und ihre soziale Situation geht.<br />
Die 42-jährige Frau und Mutter des<br />
kleinen 9-jährigen Felix ist nach einem<br />
kurzen Aufenthalt auf der Palliativstation<br />
wieder zu Hause und wird<br />
danach komme, das wollte sie mich<br />
eben fragen. Gleichzeitig macht sie<br />
aber deutlich, dass sie nicht mit „einfachen“<br />
Antworten abgespeist werden<br />
wolle. „Erzählen Sie mir nichts, was<br />
Sie nicht wirklich wissen“, so ihr Auftrag<br />
an mich. „Ich könnte Ihnen da-<br />
sie weint. Deshalb reiße sie sich auch<br />
zusammen, wenn sie da sind. Mein<br />
Angebot, dies im Wohnzimmer zur<br />
Sprache zu bringen, weist sie allerdings<br />
klar zurück. Wir vereinbaren<br />
einen neuen Termin, zu dem es allerdings<br />
nicht mehr kommen sollte. Ich<br />
die „bunten“ Biographien in einer ausdifferenzierten Gesellschaft und die individuelle Situation am Sterbebett nicht selten<br />
ebenso individuelle Angebote: ein freigesprochenes Gebet kann die Lebenssituation von Patient und Familie ins Wort nehmen,<br />
manche Rituale können sich – wie im Fallbeispiel – situativ ergeben. Dieser kreative und verantwortliche Umgang mit dem<br />
Schatz an Traditionen auf der einen und den spirituellen Bedürfnissen von Patienten und Angehörigen auf der anderen Seite<br />
ist eine Herausforderung für alle, die im Namen von „spiritual care“ in palliative Situationen gerufen werden. Dieser Herausforderung<br />
sollte auch in Aus- und Weiterbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern entsprochen werden.<br />
dort von den Eltern und Freundinnen<br />
von erzählen, was ich glaube, worauf<br />
verabschiede mich und stehe schon<br />
umsorgt. Tage vorher hatte sie eine<br />
ich hoffe, wenn Sie das wünschen.“<br />
an der Tür.<br />
Entscheidung für sich getroffen, folgenschwer<br />
für alle Beteiligten und<br />
Im Laufe des weiteren Gesprächs geht<br />
es zum einen um die Schuldfrage und<br />
„Darf ich Sie um etwas bitten? Wür-<br />
Fazit:<br />
dennoch für die Mutter in ihrer Wahr-<br />
die Tragik ihres persönlichen Schick-<br />
den Sie mir auch so ein Kreuz auf die<br />
„Spiritual Care“ ist eine Antwort auf<br />
rungen beider Kirchen mit Seelsor-<br />
nehmung die einzig richtige: Ihr Sohn<br />
sals, zum anderen um Gott und meine<br />
Stirn machen, wie es Ihre Oma bei Ih-<br />
die ganzheitliche Sicht der Palliativ-<br />
gerinnen und Seelsorgern in Projekt-<br />
soll ab sofort bei seinem Vater – die<br />
Hoffnung. Ich erzähle vor allem Bio-<br />
nen gemacht hat?“<br />
medizin auf den Menschen, das „total<br />
teams ermutigen, diese Dimension<br />
Eltern hatten sich getrennt – leben.<br />
graphisches, von Menschen, die mich<br />
Ich setze mich an ihre Seite und zeich-<br />
care“ Konzept eine Erwiderung auf die<br />
in stationärer und ambulanter Palli-<br />
Er solle das alles nicht miterleben<br />
bedingungslos liebten und mir diesen<br />
ne langsam ein Kreuz auf ihre Stirn.<br />
Erkenntnis von Cicely Saunders, dass<br />
ativversorgung flächendeckend mit-<br />
müssen, so der Wunsch der Patientin.<br />
Gott glaubhaft nahe brachten als ei-<br />
„Behüt’ Sie Gott, Frau P.“<br />
Menschen in ihren letzten Lebensta-<br />
zudenken. Die Tatsache, dass auch<br />
Nun bitten mich in jener Teamsitzung<br />
nen, der an der Seite der Menschen<br />
gen nicht nur körperlichen, sondern<br />
bei Palliativteams angesichts der<br />
– auf Wunsch der Patientin – die be-<br />
steht und geht. Unter anderem berich-<br />
Am Tag nach dem Besuch gibt es zwei<br />
auch sozialen, psychischen und see-<br />
ständigen Konfrontation mit Tod und<br />
handelnden Ärzte und Pflegekräfte,<br />
Bianca P. zuhause zu besuchen.<br />
Sehr schnell kommt die junge Mutter<br />
auf den Punkt: es geht zunächst um<br />
Felix und um Schuld. Sie ist sich nicht<br />
te ich von einem Ritual – meine Großmutter<br />
zeichnete jeden Morgen, bevor<br />
ich in die Schule aufbrach, ein Kreuz<br />
auf meine Stirn. Eine Berührung mit<br />
Ansage: Dir soll nichts passieren. „Behüt’<br />
dich Gott, mein Bub“, so die Oma.<br />
Nachrichten für das SAPV-Team. Zunächst<br />
rufen die Angehörigen an, um<br />
zu sagen, dass der Seelsorger vielleicht<br />
nicht mehr kommen solle, da<br />
das Gespräch Frau P. so sehr aufgewühlt<br />
hätte, dass sie danach geweint<br />
lischen Schmerz bewältigen müssen.<br />
Dabei geht es bei „spiritual care“ um<br />
eine ganze Bandbreite von Themen:<br />
Veränderungen durch die Krankheit,<br />
Tragkraft von Beziehungen, Lebensbilanz,<br />
Schuld und Versöhnung oder<br />
Sterben spirituelle und rituelle Unterstützung<br />
(Gespräche, Totengedenken,<br />
spirituelle Angebote) hilfreich und<br />
befreiend sein kann, untermauert die<br />
Wichtigkeit von „spiritual care“. Weil<br />
Lebensgeschichten individuell und<br />
Markus Starklauf<br />
Dipl.-Theol. und HP Psychotherapie,<br />
Referent für Hospiz- und Palliativseelsorge<br />
im Erzbistum Bamberg, Palliativseelsorger<br />
im SAPV-Team<br />
mehr sicher, ob ihre Entscheidung für<br />
Das Gespräch wird noch ein wenig<br />
habe. Der zweite Anruf kommt am<br />
auch die Frage nach Gott und dem<br />
bunt sind, rufen sie am Lebensende<br />
Felix das Richtige gewesen ist und<br />
weitergeführt. Frau P. sagt dem Seel-<br />
Nachmittag: Frau P. ist gestorben.<br />
Warum oder dem Danach. Die Erfah-<br />
auch nach ganzheitlicher Begleitung.<br />
28 Der besondere Fall: spiritual care<br />
29
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Tagebuch<br />
Sterben kann auch schön sein.<br />
Vom Mut und der Fähigkeit Ängste zu überwinden und eine(n) Angehörige(n) zu Hause „nach<br />
Hause“ zu begleiten. Nichts ist unmöglich, wenn man den Mut hat, etwas zu wagen.<br />
Von Eva Mittenzwei<br />
Vorwort<br />
Diese Aufzeichnungen sind zehn Tage nach dem Tod meiner Mama entstanden. Sie sollen nicht beschreiben wie Mama starb, sondern<br />
sollen Mut machen, Grenzen zu überwinden. Sterben gehört zum Leben dazu. Es ist etwas ganz Natürliches.<br />
Freitag, 26.06.2015<br />
Gegen Mittag erreicht mich eine<br />
Nachricht meines Bruders. „Wann<br />
kannst Du zu Mama gehen am Wochenende?“.<br />
Ich antworte – “Samstag<br />
von 8-10 Uhr und Sonntag ab 17 Uhr”<br />
Mein Telefon klingelt. „Das reicht<br />
nicht“ sagt mein Bruder. „Mama kann<br />
nicht mehr alleine bleiben. Sie ist zu<br />
schwach.“ Ich sitze im Auto, denke<br />
besser, der Zustand schlechter. Zuletzt<br />
eine Chemotherapie. Am Mittwoch<br />
war sie aus dem Krankenhaus<br />
zurückgekehrt. Schwach auf den Beinen.<br />
Körperlich gezeichnet. Wir wissen<br />
um Ihre Krankheit und um ein<br />
„Wenn Sie sich 5-10 Tage Zeit<br />
nehmen können, dann bleiben<br />
sie mit ihrer Mama hier bei ihr<br />
bisschen reden, den Kopf frei bekommen.<br />
Ich werde dann gleich morgen<br />
zu Mama fahren, denke ich. Gegen<br />
halb zwölf nachts laufe ich nach Hause.<br />
Ich packe meine Tasche und fahre<br />
zu Mama. Kurzschlussreaktion. Ein<br />
Bauchgefühl. Leise schleiche ich mich<br />
in die Wohnung, so leise es der alte<br />
knarrende Dielenboden zulässt. Ich<br />
decke mir das Bett im Gästezimmer<br />
nach. Ich habe doch Termine am Wochenende,<br />
wollte zum Pferd, meine<br />
auf. Mama schläft. Um ein Uhr werde<br />
ich wach, der Dielenboden knarrt.<br />
zu Hause. Wir helfen Ihnen<br />
dabei.“<br />
Tochter kommt am Sonntag heim.<br />
Ich laufe in den Flur. Mama tappt<br />
Vor drei Wochen habe ich doch noch<br />
mit Mama den Garten umgegraben?<br />
Mama ist jetzt 70 Jahre alt, hat<br />
seit sechs Jahren Krebs. Erst Darmkrebs,<br />
seit drei Jahren Leberkrebs.<br />
Das letzte Jahr – ok, es war nicht gut.<br />
Ständig Krankenhaus, der Zustand<br />
mögliches Ende. Aber so plötzlich?<br />
Ich bringe zunächst meine Tochter<br />
zu Papa. Wir leben getrennt. Er ist<br />
für unsere Tochter da. Gemeinsam<br />
mit den Schwiegereltern. Das gibt<br />
mir Kraft. Ich gehe danach zu einer<br />
Freundin in der Nachbarschaft. Ein<br />
Richtung Toilette. Als sie mich sieht,<br />
erschrickt sie. „Wo kommst Du denn<br />
her?“. „Ich wollte bei dir sein, Mama.“<br />
Samstag, 27.06.2015<br />
Ich wache um sieben Uhr auf. Mama<br />
liegt noch im Bett. Sie ist schwach. Sie<br />
spricht wirr. Kann nicht gut laufen.<br />
Gegen Mittag kommen mein Bruder<br />
und seine Frau. „Heute Nachmittag<br />
kommt das Palliativteam“ sagt mein<br />
Bruder. „Wir müssen uns beraten lassen,<br />
wie es weitergehen soll.“ Zwei<br />
Wochen zuvor hatten mein Bruder<br />
und ich einen Beratungstermin beim<br />
Hospizverein der Diakonie. Nur um<br />
uns zu informieren. Wir überarbeiteten<br />
gemeinsam mit Mama ihre Patientenverfügung<br />
und bereiteten eine<br />
Vorsorgevollmacht vor. Nur für den<br />
Fall der Fälle. Auch das Thema „Sterben“<br />
besprachen wir mit Mama. Jahrelang<br />
hatte sie uns „abblitzen“ lassen,<br />
wenn wir darüber reden wollten.<br />
„Seid doch nicht so negativ“, sagte sie.<br />
„Ich werde gesund.“ Wir wollten nur<br />
nicht irgendwann ohne Informationen<br />
dastehen. Wir wollen doch wissen<br />
was sie sich wünscht.<br />
Mama stimmte einer letzten Zeit im<br />
Hospiz zu. Nach einem dreistündigen<br />
Besuch im Hospiz in Darmstadt waren<br />
mein Bruder und ich uns einig –<br />
hier ist es wirklich schön.<br />
Um 16 Uhr klingelt es an der Tür. Eine<br />
Ärztin und eine Assistentin des Palliativteams<br />
sind da. Mama liegt auf<br />
der Couch. Dort war ich am Morgen<br />
mit ihr hingelaufen. Im Bett wolle<br />
sie nicht bleiben. „Es sei ja jetzt Tag“<br />
sagte sie. Mamas Zustand wird begutachtet.<br />
Viel sagt Mama nicht, sie döst.<br />
Seit Donnerstag bekommt sie bereits<br />
Morphium gegen die Schmerzen im<br />
Bauchraum.<br />
Wir gehen mit dem Palliativteam in<br />
die Küche. „Was sollen wir tun?“ fragen<br />
wir. „Ein Hospizplatz ist noch<br />
nicht frei. Sollen wir uns hier im<br />
Pflegeheim erkundigen?“ Ich bin berufstätig,<br />
alleinerziehend, habe eine<br />
Tochter, sage ich. Mein Bruder ist<br />
selbstständig, hat Angestellte, Baustellen.<br />
Seine Frau arbeitet auch.<br />
„Wir können uns nicht 24 Stunden<br />
um Mama kümmern. Und wir haben<br />
auch Angst davor. Wir sind doch keine<br />
Ärzte.“ Geduldig hört man uns zu. Wir<br />
überhäufen die beiden Mitarbeiterinnen<br />
des Palliativteams mit Fragen.<br />
Als wir fertig sind, beginnt die Ärztin<br />
zu sprechen. „Wenn Sie sich 5-10<br />
Tage Zeit nehmen können, dann bleiben<br />
sie mit ihrer Mama hier bei ihr zu<br />
Hause. Wir helfen Ihnen dabei.“ Fünf<br />
bis zehn Tage? In dieser Zeit wird<br />
Mama sterben? Wir wissen um Ihren<br />
schlechten Zustand aber diese Ansage<br />
trifft uns wie ein Schlag. Aber sie befreit<br />
uns auch. Niemand hat bisher so<br />
offen mit uns gesprochen.<br />
Meine Tasche steht noch im Gästezimmer.<br />
Ich bleibe. Mein Bruder übernimmt<br />
dann die Nächte ab Sonntag.<br />
Seine Frau unterstützt uns wo sie nur<br />
kann. Mein Neffe ist auch an Board.<br />
Ich muss ja wieder arbeiten. Meine<br />
Tochter muss zur Schule. Es wird anders<br />
kommen. Und das ist auch gut so.<br />
Am Nachmittag setzt sich Mama auf<br />
der Couch auf. Ich habe ihr etwas ge-<br />
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30 Sterben kann auch schön sein<br />
31
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
kocht, sitze neben ihr. Mama möchte<br />
die Schüssel selbst halten, die Gabel<br />
auch. Weder das eine noch das andere<br />
klappt wirklich gut. Mama wird<br />
grantig, als ich versuche ihr zu helfen.<br />
„Lass mich“ sagt sie. Ich nehme<br />
ihr langsam die Gabel aus der Hand<br />
und sage „Mama, ich erinnere mich<br />
zwar nicht mehr so genau daran, aber<br />
ich glaube, du hast mich die erste<br />
Zeit meines Lebens auch gefüttert.<br />
Sonst wäre ich verhungert.“ „Ja“, sagt<br />
Mama. Sie isst etwas und schläft dann<br />
wieder.<br />
Den Abend verbringen wir mit telefonieren<br />
und SMS schreiben. Familie,<br />
Freunde, Bekannte informieren. Einer<br />
nach dem anderen meldet seinen<br />
Besuch an. Ist das nicht zu viel auf<br />
einmal, fragen wir uns. Nein, ist es<br />
nicht. Wenn es zu spät ist, kann niemand<br />
mehr kommen. Wir schaffen das<br />
schon, die Wohnung ist groß genug.<br />
Sonntag, 28.06.2015<br />
Die Nacht war ruhig. Einmal knarrte<br />
der Dielenboden. Mama stand in der<br />
Schlafzimmertür. Ich half ihr auf<br />
die Toilette zu laufen. Mein Bruder<br />
kommt gleich am Morgen. Auch der<br />
Pflegedienst unterstützt uns jetzt jeden<br />
Tag und hilft Mama bei der Körperpflege.<br />
Am späten Morgen helfen<br />
wir ihr vom Bett im Schlafzimmer<br />
auf die Couch. Das Laufen fällt ihr<br />
schwer. Es wird der letzte Tag sein,<br />
an dem sie mit uns in verständlichen<br />
Sätzen spricht. Den ganzen Sonntag<br />
über ist das Haus voll. Familie, Freunde.<br />
Wir essen gemeinsam. Alle Türen<br />
sind geöffnet, die Sonne scheint, Musik<br />
läuft. Meine Schwägerin hat toll<br />
gekocht. Mama döst. Jeder nimmt<br />
sich seine Zeit alleine bei ihr. Redet<br />
mit ihr. Antworten kann sie am Nachmittag<br />
schon nicht mehr. Am Morgen<br />
hat sie uns noch sagen können, dass<br />
sie sich Ei, Spinat und Kartoffeln<br />
wünscht. Ein wenig davon isst sie am<br />
Nachmittag. Wir füttern sie. Wie sie<br />
uns einst gefüttert hat.<br />
Montag, 29.06.2015<br />
Die Nacht war wieder recht ruhig.<br />
Diesmal war mein Bruder bei Mama.<br />
Ich war bei meiner Tochter zuhause.<br />
Habe ruhig geschlafen. Trotzdem<br />
sind wir müde und erschöpft.<br />
Wieder haben sich viele Menschen<br />
angemeldet, um Mama und uns zu<br />
besuchen. Um halb neun am Morgen<br />
kommt mein Bruder mit Oma. Mamas<br />
Mama. Oma ist 93, für ihr Alter<br />
top fit. Sie lebt im Seniorenheim im<br />
selben Ort. „Ich bleibe über Nacht<br />
hier, im Heim wird der Boden neu gemacht.<br />
Und ich habe ja hier auch ein<br />
Zuhause“, sagt Oma freudig. Wir sind<br />
überrascht. Ja, sie hat ein eingerichtetes<br />
Zimmer bei Mama. Aber wird<br />
das nicht zu viel? Zu viel für uns,<br />
wenn wir jetzt auch noch auf Oma<br />
achten müssen? Heute schämen wir<br />
uns für den Gedanken. Es ist doch<br />
Alle Türen sind geöffnet, die<br />
Sonne scheint, Musik läuft. Wir<br />
schauen uns gemeinsam Fotoalben<br />
an. Sprechen darüber.<br />
ihre Tochter die hier im Sterben liegt.<br />
Schickt man eine Mutter von ihrem<br />
Kind weg? Nein. Oma bleibt. Die ganze<br />
Woche. Wir bemerken, dass es ein<br />
großes Geschenk ist, sie da zu haben.<br />
Der Tag geht dahin. Das Haus voller<br />
Menschen. Familie, Freunde. Auch<br />
eine Ärztin des Palliativteams ist noch<br />
einmal da. Mit Familie und Freunden<br />
essen wir gemeinsam. Alle Türen sind<br />
geöffnet, die Sonne scheint, Musik<br />
läuft. Wir schauen uns gemeinsam Fotoalben<br />
an. Sprechen darüber. Mama<br />
spricht nicht mehr. Aber sie hört uns<br />
ganz sicher. Sie schläft viel. Am Morgen<br />
hatten wir sie mit dem Toilettenstuhl<br />
zur Couch gebracht, am Abend<br />
wieder zurück ins Bett. Sie mag nichts<br />
mehr essen, trinken fällt ihr schwer.<br />
Am Mittag fahre ich kurz heim zu<br />
meiner Tochter, am Nachmittag nochmal<br />
alleine zu Mama.<br />
Am Abend bringe ich meine 11-Jährige<br />
gegen 21 Uhr erschöpft ins Bett.<br />
Ich hatte die letzten Tage mit ihr über<br />
Mamas Zustand gesprochen, ihr freigestellt<br />
noch einmal mitzukommen.<br />
An der Bettkante sagt sie „Mama,<br />
morgen komme ich mit zu Oma, versprochen“.<br />
Als ich die Tür schließen<br />
will, fängt sie an zu weinen. „Mama,<br />
ich will doch sofort zu Oma. Wenn Sie<br />
heute stirbt, dann habe ich sie nicht<br />
mehr gesehen.“ Also los – Hose an,<br />
Schuhe an. Wir fahren zu Oma. Gegen<br />
23 Uhr sind wir wieder zu Hause.<br />
Dienstag, 30.06.2015<br />
Meine Tochter entscheidet sich nochmal<br />
mit zur Oma zu kommen. Die<br />
Familie auf einem Haufen. Das ist Leben.<br />
So traurig der Anlass, so schön ist<br />
das gemeinsame Leben in diesen Tagen<br />
bei Mama in der Wohnung. Bis 16<br />
Uhr bleibe ich mit meiner Tochter. Sie<br />
sitzt viel bei Oma, redet mit ihr. Auch<br />
viele Freunde sind da. Es ist schön.<br />
Wirklich schön. Meine Tochter wird<br />
später von ihrem Papa abgeholt. Sie<br />
ist erschöpft. Von der Schule stelle ich<br />
sie frei. Es ist eine Ausnahmesituation.<br />
Ich selbst bin seit Montag von der<br />
So traurig der Anlass, so schön<br />
ist das gemeinsame Leben in<br />
diesen Tagen bei Mama in der<br />
Wohnung.<br />
Ihre Insel des Gesundheit<br />
Bettina Thiel • Apothekerin • Heilpraktikerin<br />
Bamberger Str. 24 • 96135 Stegaurach<br />
Tel.: 0951 / 2971795 • Fax 0951 / 2971796<br />
email: info@neue-apotheke-stegaurach.de<br />
Arbeit befreit. Mein Bruder hat seinen<br />
Betrieb für eine Woche geschlossen.<br />
Wir können danach noch viele<br />
Jahre arbeiten.<br />
Mama war den ganzen Tag sehr unruhig.<br />
Sie nestelt an sich rum, wir fragen<br />
sie, was wir tun können. Sie antwortet<br />
nicht mehr. Alles was uns bleibt, ist<br />
für sie da zu sein. Am Abend sitzen<br />
wir bei ihr, sie ist immer noch unru-<br />
In der ganzen Zeit bisher nehmen<br />
mein Bruder und ich uns<br />
abwechselnd Auszeiten. Ohne<br />
die geht es nicht.<br />
hig. Die Nacht wird die schlechteste<br />
der ganzen Woche. Mama bleibt nun<br />
auf der Couch. Ihre Kraft reicht nicht<br />
aus, um mit unserer Hilfe mit dem<br />
Toilettenstuhl ins Schlafzimmer zu<br />
fahren. Sie ist pflegebedürftig. Komplett.<br />
Mein Bruder, mein Neffe und<br />
ich sitzen noch bis tief in die Nacht bei<br />
ihr zusammen, versuchen Mama zu<br />
beruhigen. Mein Bruder und ich bleiben<br />
ab jetzt nachts zu zweit bei Mama.<br />
Bis in die Morgenstunden schläft sie<br />
nicht richtig. Wir selbst bekommen<br />
ein paar unruhige Stunden Schlaf auf<br />
dem Teppich und auf einer Matratze.<br />
Mittwoch, 01.07.2015<br />
Nach dem täglichen Besuch des<br />
Pflegedienstes besucht uns am Mittag<br />
eine Hospizhelferin. Sie strahlt<br />
Niederkasseler Str. 1<br />
40547 Düsseldorf<br />
Albatros Kranken- und<br />
Palliativpflegedienst GmbH<br />
Kerstin Hommel<br />
Tel.: <strong>02</strong> 11 / 9 24 20 21<br />
Fax: <strong>02</strong> 11 / 2 51 95 78<br />
Mail: kontakt@krankenpflegedienst-albatros.de<br />
Web: www.krankenpflegedienst-albatros.de<br />
Ruhe und Wärme aus. Wir mögen sie<br />
sehr. In der ganzen Zeit hat sie uns<br />
schon unterstützt. Mama ist immer<br />
noch sehr unruhig. Selbstständig getrunken,<br />
hat sie nicht mehr seit Montag.<br />
Auch nicht gegessen. Ihre Patientenverfügung<br />
untersagt die Zufuhr<br />
von Flüssigkeit und Nahrung. Alles<br />
was jetzt geschieht, ist ein ganz natürlicher<br />
Vorgang. Nachmittags verlasse<br />
ich für ein paar Stunden das Haus. In<br />
der ganzen Zeit bisher nehmen mein<br />
Bruder und ich uns abwechselnd Auszeiten.<br />
Ohne die geht es nicht. Als<br />
ich am Abend zurückkehre, steht das<br />
Auto des Palliativteams vor Mamas<br />
Tür. Ich renne hoch in die Wohnung.<br />
„Mama hatte einen Blasenstau“ sagt<br />
mein Bruder. Nach legen eines Katheters<br />
schläft sie tief und fest ein. Welch<br />
eine Erlösung muss das sein. Wir sind<br />
beruhigt. Die Nacht wird gut.<br />
Donnerstag, <strong>02</strong>.07.2015<br />
Mama schläft immer noch. Es ist das<br />
sogenannte Leberkoma. Regungslos.<br />
Nur das Herz schlägt noch. Die Atmung<br />
wird flacher. Das Palliativteam<br />
ruft jeden Tag an, um sich zu erkundigen.<br />
Wir fühlen uns einfach gut betreut.<br />
Das gibt uns Kraft. Es ist eine<br />
unerträgliche Hitze. Wassermelone<br />
tut uns allen gut. Oma bügelt schon<br />
seit Tagen all unsere Wäsche. Mittags<br />
Ergotherapeutische Leistungen<br />
und Kurse/Präventionskurse<br />
Industriering 19 - 96149 Breitengüßbach<br />
Tel.: 09544 / 98 700 98<br />
Mail: info@ergotherapie-dinkel.de<br />
WWW.ERGOTHERAPIE-DINKEL.DE<br />
32 Sterben kann auch schön sein<br />
33
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
schläft Oma in ihrem Zimmer. Es ist<br />
so schön sie da zu haben. Mamas Lieblings<br />
CD läuft auf und ab. Wir rechnen<br />
jeden Moment damit, dass sie „nach<br />
Hause“ geht.<br />
Freitag, 03.07.2015<br />
Die Hitze wird immer schlimmer.<br />
Die Außentemperaturen steigen über<br />
38 Grad. Auch in der Wohnung ist es<br />
nicht besser. Mama bekommt Fieber.<br />
41 Grad. Wir kühlen ihre Beine, Arme<br />
und den Kopf mit feuchten Handtüchern.<br />
Das hilft. Ein Anruf beim Palliativteam<br />
beruhigt uns. Alle Freunde,<br />
Bekannte, Familienmitglieder waren<br />
nun da. Mama darf „nach Hause“ gehen.<br />
Wir sind bei ihr. Wir lassen sie<br />
nicht alleine.<br />
Samstag, 04.07.2015<br />
Der Tag verläuft wie der Tag davor.<br />
Es ist furchtbar heiß. Erdrückend.<br />
Mamas Fieber ist runtergegangen.<br />
Wir sind alle erschöpft. Eine Woche<br />
ist nun vorbei. War das eine gute<br />
Zeit! Wir können nicht aufhören darüber<br />
zu reden. Es war wirklich schön.<br />
Und wer alles da war. Und die Musik,<br />
die Gespräche. Mama findet das sicher<br />
auch schön. Das hoffen wir doch.<br />
Um 16.30 Uhr an diesem Tag atmet<br />
Mama zum letzten Mal ein und aus. An<br />
ihrer Seite sitzt Oma, ihre Mama. Und<br />
Mamas Vermieterin, für Mama wie<br />
eine Schwester. Mein Bruder und ich<br />
hatten zu dieser Uhrzeit das erste<br />
Mal gemeinsam das Haus verlassen.<br />
Mama hatte diesen Zeitpunkt vielleicht<br />
so gewählt. Wir nehmen uns<br />
viel Zeit um Auf Wiedersehen zu sagen.<br />
Denn wir freuen uns auf ein Wiedersehen.<br />
Wir zünden Kerzen an, legen<br />
ihr persönliche Gegenstände von<br />
uns in die Arme. Die Pfarrerin kommt<br />
zur Aussegnung. Ja, es ist ein Segen.<br />
Diese Zeit die wir mit Mama hatten.<br />
Es ist ein Segen. Die Zeit die jetzt für<br />
sie kommen wird. Ohne Schmerzen.<br />
Schlusswort<br />
Wenn wir eines in dieser Woche gelernt haben, dann ist es zu vertrauen. Abzugeben. Loszulassen. Sich etwas zu trauen, sich etwas<br />
zuzutrauen. Mit der Hilfe von Menschen, der Familie, Freunden, Pflegedienst, Palliativteam, Hospizhelfern. Nichts ist unmöglich<br />
wenn man den Mut hat, etwas zu wagen. Wir sind unendlich dankbar. Für die Jahre mit Mama. Und diese letzte Zeit.<br />
Es war und ist ein großes Geschenk.<br />
Besuch des Irmengardhof in Gsadt am Chiemsee<br />
Übergabe eines Spendenschecks<br />
Beim Besuch des Irmengardhof in Gsadt am Chiemsee übergaben wir einen Spendenscheck aus dem Verkauf unserer Palliativ<br />
Portal Taubenkissen und auch einige unserer Kissen selbst. Wir sind tief beeindruckt von der Arbeit, die dort geleistet wird.<br />
„Der Irmengard-Hof“ am bayerischen Chiemsee ist ein Haus zur psychosozialen Nachsorge für Familien mit krebs- oder<br />
chronisch kranken Kindern. Dazu hat die Björn Schulz Stiftung, die sich seit vielen Jahren in Bayern für diese Familien engagiert,<br />
einen historischen Dreiseithof (Irmengardhof)<br />
vom Benediktinerinnenkloster Frauenwörth<br />
in Erbpacht übernommen.<br />
Der Dreiseithof im Ortsteil Mitterndorf wurde in<br />
den vergangenen Jahren in zwei Bauabschnitten<br />
umfangreich saniert und behindertengerecht<br />
ausgebaut. Seit dem Sommer 2011 steht der rechte<br />
Flügel des Irmengard-Hofs den Familien zur<br />
Verfügung. Die Renovierungsarbeiten im linken<br />
Flügel sind seit kurzem nahezu abgeschlossen.<br />
In diesem Teil der Anlage sind auch großräumige<br />
Zimmer mit mehreren Räumen für schwerst pflegebedürftige<br />
Kinder und ihre Familien. Das Vorhaben<br />
finanziert sich zum größten Teil aus Spenden.“<br />
Mit jedem Verkauf der Taubenkissen aus<br />
unserem Shop können wir solche wunderbaren<br />
Einrichtungen unterstützen und dies machen wir<br />
von Herzen sehr gerne.<br />
Im Palliativ-Portal Shop kaufen<br />
26. bis 27. Oktober <strong>2016</strong><br />
Konflikte bearbeiten, lösen und begleiten<br />
17. bis 18. November <strong>2016</strong><br />
Trauma, Tod und Trauer im Betrieb<br />
Übergabe eines Spendenschecks<br />
35
Leserbriefe<br />
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Artikel „Der besondere Fall“<br />
(Ausgabe 01|<strong>2016</strong>)<br />
Sehr geehrter Dr. Muggenthaler,<br />
mit großem Interesse habe ich Ihren Fallbericht über den Notarzteinsatz bei einer<br />
älteren Dame gelesen. Im Fazit sehen sie für diese und ähnlich gelagerte Fälle die Implementierung<br />
der SAPV als hilfreich, wenn Patienten im Sterbeprozess zu Hause vom<br />
Notarzt aufgefunden werden. Leider ist es in Hessen so geregelt, dass eine SAPV-Verordnung<br />
nicht vom Notarzt ausgestellt werden darf. Vertraglich ist festgelegt, dass nur<br />
der Haus- oder Facharzt oder ein Krankenhaus die Verordnung für SAPV ausstellen<br />
dürfen. Im von Ihnen geschilderten Fall wäre also kein Hinzuziehen eines SAPV-Teams<br />
im Notfall möglich. Genauso einen Fall, wie Sie ihn schildern, hatten wir schon, sind auf<br />
Anraten des Notarztes zum Patienten gefahren und der Hausarzt hat sich dann geweigert,<br />
die VO 63 zu erstellen…..der Patient war gut versorgt, aber die Kosten konnten<br />
von uns nicht abgerechnet werden.<br />
Aus unserer Sicht als SAPV-Team wäre es wünschenswert, wenn der Notarzt eine<br />
Verordnung ausstellen dürfte, um Krankenhauseinweisung zu verhindern oder auch<br />
um den Wunsch des Patienten umzusetzen, zu Hause versorgt zu werden, selbst bei<br />
schwerer Symptomatik.<br />
Zum Innehalten<br />
Rätsel lösen und gewinnen<br />
Mit etwas Glück können Sie in dieser Ausgabe eines von drei Fachbüchern<br />
„Drei Liter Tod - Mein Leben im Krematorium“ von Juliane Uhl gewinnen.<br />
Schicken Sie die richtige Lösung bis zum 31.03.<strong>2016</strong> mit Ihrer Lieferanschrift unter dem Stichwort „Columba“<br />
an gewinnspiel@palliativ-portal.de. Der/Die Gewinner/in wird schriftlich per Post benachrichtigt.<br />
Juliane Uhl<br />
Drei Liter Tod -<br />
Mein Leben im<br />
Krematorium<br />
Über Columba<br />
(Ausgabe 01|<strong>2016</strong>)<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Nicole Schneider-Kehne<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Cuno,<br />
Koordinatorin<br />
Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen<br />
Palliativteam Hochtaunus GmbH<br />
erst jetzt schaffe ich es, Ihnen zu schreiben, um Ihnen meinen (und nicht nur meinen)<br />
äußerst positiven Eindruck vom neuen Magazin Columba mitzuteilen. Nicht nur ich,<br />
auch Familienmitglieder, Freunde und Bekannte haben das Magazin gelesen und sind<br />
sowohl von seiner optischen Gestaltung, von den Texten und der Professionalität aber<br />
besonders von der Liebe beeindruckt, die das ganze Projekt ausstrahlt.<br />
Die Texte sind gut verständlich und leicht lesbar, dabei treffend und mitunter berührend.<br />
Die Gestaltung ist sehr sehr feinfühlig gemacht; leicht in der Optik, dabei elegant<br />
und auch dem Thema angemessen.<br />
Text und Bilder ergänzen sich gut, auch mit den Anzeigen steht alles in Harmonie.<br />
Von Bamberg bis an den Waginger See (mein verstorbener Mann kam von dort) haben<br />
Leserinnen und Leser mir ihren positiven Eindruck mitgeteilt.<br />
Bitte geben Sie diesen und damit verbundenes großes Lob an Ihre Mitarbeiter, von der<br />
Textgestaltung, über die Grafik bis zur Anzeigenverwaltung, etc. weiter.<br />
Lösungswort<br />
„Ein Buch über den Tod zu schreiben,<br />
scheint außergewöhnlich.<br />
Zumindest deuten das die Gesichter<br />
an, in die ich schaue, wenn ich von<br />
meinem Todesbuch erzähle. Für<br />
mich war es die Chance sehr tief in<br />
das Thema meines Lebens einzusteigen.<br />
Der Tod ist der Teil unseres<br />
Seins, der garantiert eintreten wird.<br />
Aus diesem Grund halte ich es für<br />
sinnvoll, ja angebracht, sich seinen<br />
Facetten anzunähern. Ich glaube<br />
daran, dass mein Wissen um und<br />
mein Gefühl für den Tod, mir das<br />
Sterben irgendwann einmal leichter<br />
machen wird. Und jetzt im Leben –<br />
da gibt er mir eine unerschöpfliche<br />
Gelassenheit.“<br />
Mit den besten und herzlichsten Grüßen<br />
und einem großen Dankeschön und weiter so!<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Ihre<br />
Susanne Beck<br />
36 Leserbriefe<br />
Rätsel lösen und gewinnen<br />
37
Vorschau<br />
<strong>COLUMBA</strong><br />
Das Palliativ-Portal Magazin<br />
Ausgabe 03 | <strong>2016</strong> unter anderem mit diesen Themen<br />
Impressum<br />
Der Platz an der Sonne<br />
Mit Herrn Dr. Ehrat haben wir uns dem Wirken<br />
der Ideolektik genähert – und ihm selbst.<br />
Das Palliativ-Portal Magazin erscheint vierteljährlich.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge erscheinen unter<br />
Verantwortung der Verfasser und geben nicht automatisch<br />
die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Herausgeber<br />
Palliativ-Portal - Dr. med. Jörg Cuno<br />
Oberer Stephansberg 37<br />
96049 Bamberg<br />
Apotheker in der<br />
Palliativversorgung<br />
Apotheker kommen in den Medien nicht sonderlich<br />
gut weg – pauschalisierende Stereotypen vom<br />
„Schubladenzieher“ mit seinen „Apothekenpreisen“<br />
Tel.: (0951) 30945699<br />
info@palliativ-portal.de | www.palliativ-portal.de<br />
Redaktion<br />
Dr. med. Jörg Cuno, Tatjana Düring<br />
Satz und Layout<br />
mdm medien | www.mdmmedien.com<br />
oder von neueren Apothekenmodellen (Versand-<br />
oder Discounterapotheken) verzerren teils<br />
eigenverschuldet, teils politisch durchaus forciert<br />
das Bild unseres Berufsstandes.<br />
Druck<br />
Druckerei Distler GbR<br />
Oberer Löserweg 2<br />
96114 Hirschaid<br />
Bestellung<br />
Die Sternenkinder<br />
Nachbestellung des Magazins per E-Mail<br />
unter info@palliativ-portal.de<br />
www.tabea.de<br />
In dieser Ausgabe<br />
vorgestellte Bücher<br />
Wenn ein Kind stirbt oder eine Diagnose erhält,<br />
bleibt die Welt stehen – und zwar nicht nur für<br />
einen kurzen Augenblick, sondern für eine unendlich<br />
lange Zeit-vielleicht auch für immer. Ganze<br />
Familien systeme erstarren und versuchen irgendwie<br />
zu überleben.<br />
Ausstellungskatalog<br />
„SIE hat mir der Himmel geschickt!“<br />
95 Seiten, Selbstverlag Hospizverein Bamberg<br />
und Hospiz-Akademie Bamberg<br />
ISBN: 978-3-931432-31-7<br />
Juliane Uhl<br />
„Drei Liter Tod – Mein Leben im Krematorium“<br />
224 Seiten, Verlag: Kösel-Verlag (31. August 2015)<br />
ISBN: 978-3-466-37131-0<br />
Bildnachweis<br />
Tielbild: Fotomontage, mdm medien<br />
Seite 3: Dr. Jörg Cuno, privat<br />
Seiten 4, 10, 12, 14, 20, 26, 28, 32, 38: fotolia.de<br />
Seite 6: Emmi Zeulner, Fotograf: Paul Blau<br />
Seite 9: Juliane Uhl, privat<br />
Seite 11: Anja Gehrke-Huy, privat<br />
Seite 18: Dr. Hendrik Bachmann, privat<br />
Seite 22: Dr. Roland Martin Hanke, privat<br />
Seite 23: Titelbild © Barbara Henninger<br />
Seite 24: variabel, privat<br />
Seite 29: Markus Starklauf, privat<br />
Seite 30: Taube, Eva Mittenzwei<br />
Seite 35: Scheckübergabe, privat<br />
Seite 35: Dr. Ehrat, Fotograf: Michael Düring<br />
In eigener Sache<br />
Werden Sie Werbepartner<br />
Sie ereichen uns unter info@palliativ-portal.de.<br />
TABEA – Leben in Geborgenheit<br />
Am Isfeld 19<br />
22589 Hamburg<br />
Tel. (040) 80 92 - 0<br />
TABEA – Leben bei Freunden<br />
Luruper Hauptstraße 119<br />
22547 Hamburg<br />
Tel. (040) 84 05 23 - 0<br />
Alten- und Pflegeheim TABEA<br />
Kästnerstraße 2<br />
23769 Fehmarn<br />
Tel. (04371) 503 - 300<br />
TABEA – Leben in Heiligenstadt<br />
Familienzentrum 6<br />
91332 Heiligenstadt<br />
Tel. (09198) 808 - 0<br />
Das Diakoniewerk TABEA befasst sich seit vielen<br />
Jahren in seinen stationären Pflegeeinrichtungen<br />
mit Hospizkultur – und Palliativkompetenz.<br />
Bewohner und Angehörige werden durch Palliativ<br />
Care Pflegefachkräfte, ehrenamtliche Hospizbegleitung<br />
und Unterstützung der Seelsorger<br />
beratend, respektvoll und behutsam begleitet.<br />
Durch die Weiterentwicklung der medizinisch/<br />
pflegerischen Versorgung und die Spezialisierung<br />
der ambulanten Palliativversorgung gibt es in den<br />
TABEA Einrichtungen eine gute Vernetzung aller<br />
Professionen. Die TABEA Einrichtungen haben<br />
Kooperationsverträge mit den SAPV Teams vor<br />
Ort und die Hamburger Einrichtungen sind zudem<br />
Teil des Netzwerks Palliative Geriatrie Hamburg.<br />
38<br />
Impressum<br />
1 Seite 1/2 Seite 1/4 Seite 1/3 Seite<br />
PalliativPartner Hamburg C.A.P.E<br />
Mühlenberger Weg 64<br />
22587 Hamburg<br />
Tel. (040) 86 <strong>02</strong> 88<br />
Wir pflegen, leben und entwickeln Hospizkultur<br />
und Palliativkompetenz weiter. Denn:<br />
Wir bewahren Lebensqualität.
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