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Jahresbericht 2010 - McDonald's Kinderhilfe Stiftung

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12 <strong>Jahresbericht</strong> der McDonald’s kinderhilfe<br />

Gr anULoMatose<br />

Granulomatose ist eine sehr seltene<br />

Erbkrankheit. Ohne ständige<br />

medizinische Behandlung breitet<br />

sie sich ungehindert im Körper der<br />

Erkrankten aus. Dies führt dazu,<br />

dass nur die Hälfte der Betroffenen<br />

das Erwachsenenalter erreicht.<br />

Wer heute mit tom teschner spricht, käme<br />

nie auf den Gedanken, dass dieser Junge einen<br />

beträchtlichen teil seines Lebens im<br />

Krankenhaus verbracht hat. ›Ich liebe Feuer!‹<br />

Die Stimme des 8-Jährigen klingt so lebendig,<br />

als würde er beim Erzählen gleichzeitig quer<br />

durch den Raum springen – dabei sitzt tom<br />

ganz artig an seinem tisch, nur die Beine fahren<br />

wild hoch und wieder hinunter. ›Mit Feuer<br />

kann man grillen. Drachen sprühen Feuer!<br />

Nur, wenn ein Haus brennt, dann mag ich<br />

Feuer nicht!‹<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da war<br />

tom teschner gezwungen, sich über ganz<br />

ernste Dinge Gedanken zu machen – ungewöhnlich<br />

ernst für ein so kleines Kind. Als<br />

Anfang 2009 in einer Spezialklinik bei tom<br />

die sehr seltene Immunschwäche Granulomatose<br />

(siehe Kasten) diagnostiziert wurde, verschlug<br />

es Familie teschner erst einmal den<br />

Atem. In ganz Deutschland seien nur 150 Fälle<br />

der seltenen Krankheit bekannt, sagten die<br />

ärzte in Berlin. Pro Jahr sterben fünf Prozent<br />

eines Geburtsjahrgangs, hieß es. Und die, die<br />

überlebten, bezahlten einen hohen Preis: Von<br />

Krankheiten, die durch die Immunschwäche<br />

ausgelöst wurden, war die Rede, von langen,<br />

stationären Krankenhausaufenthalten und<br />

Medikamenten, von Nebenwirkungen, die<br />

die Lebensqualität des kleinen Patienten für<br />

immer beeinträchtigen würden. ›Am Anfang<br />

war das schlimm, ganz schlimm.‹ An einem<br />

ersten Frühlingstag im April 2011 hat toms<br />

Vater Daniel gerade mit seiner Frau und seinen<br />

beiden Söhnen zu Abend gegessen. ›Im<br />

November 2009 bekam tom eine Knochenmarktransplantation.<br />

Bis Ende <strong>2010</strong> hat er in<br />

der Berliner Charité verbracht – einen Großteil<br />

der Zeit ganz allein, auf der Isolierstation.<br />

Ich glaube, die meisten Menschen können<br />

sich gar nicht vorstellen, was das für einen<br />

so kleinen Jungen bedeutet.‹ Wenn Daniel<br />

teschner über das Schicksal seines Sohnes<br />

spricht, macht er regelmäßig lange Pausen –<br />

Pausen, die viel über die Zeit von tom auf der<br />

Isolierstation erzählen: über Magensonden<br />

und Katheter, über Schmerzmittel, Morphium<br />

und große Pflaster. ›Die Monate waren für<br />

mich und meine Frau eine riesige Herausforderung.<br />

Vor allem aber für unseren tapferen<br />

kleinen Sohn, der sie mit seiner besonderen<br />

Gabe gemeistert hat.‹ Diese besondere Gabe<br />

hat einen Namen: Fantasie. Im Krankenhaus<br />

schöpft tom Kraft aus den Figuren, die er sich<br />

ausdenkt – meist starke typen, die manch<br />

Meteoritenschauer aushalten, bis sie auf der<br />

Erde landen. tom brennt für seine Geschichten,<br />

für den Feuerbändiger Suko und dessen<br />

Kampf gegen die Sonnenfinsternis etwa, die<br />

alles zu verschlucken droht. Nur seinen Lieblingsplüschhund<br />

Schnuffi sieht er nun mit<br />

anderen Augen: tom glaubt, dass Schnuffi<br />

ihm sein Wissen wegnehmen will – sein<br />

Wissen und seine Zuversicht. Als der kranke<br />

Junge beginnt, sein Lieblingsspielzeug nicht<br />

mehr ganz so gern zu haben, verlieren seine<br />

Ein Mann und seine Maschine: Die Zeit mit seiner Familie hat<br />

die Heilungschancen beim kleinen Granulomatose-Patienten<br />

tom teschner sichtlich verbessert.

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