Wunsch und Wirklichkeit Lebensgefahr Rauchen - Patientenliga ...
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Zentraler Beitrag: <strong>Lebensgefahr</strong> <strong>Rauchen</strong><br />
schlechtspezifische Unterschiede nachgewiesen. Es<br />
wird angenommen, dass die geringere Größe <strong>und</strong> die<br />
feinere Anatomie der Atemwege <strong>und</strong> die ausgeprägtere<br />
Überempfindlichkeit der Atemwege dafür verantwortlich<br />
sein könnten, dass Frauen – relativ gesehen –<br />
schneller <strong>und</strong> häufiger als Männer an der COPD erkranken.<br />
Die Gründe für den Geschlechterunterschied<br />
sind noch nicht im Detail bekannt. Frauen haben außerdem<br />
offenbar stärker unter den Beschwerden einer<br />
COPD zu leiden als männliche Patienten: Sie haben<br />
subjektiv mehr Beschwerden, leiden stärker unter der<br />
Atemnot, weisen größere Lungenfunktionsverluste auf<br />
<strong>und</strong> sind daher körperlich weniger belastbar als Männer<br />
mit derselben Krankheit. Männer entwickeln demgegenüber<br />
häufiger ein Emphysem, also eine Überblähung<br />
des Lungengewebes, die die Lungenbläschen<br />
zerstört. Frauen haben dagegen deutlich öfter dauerhaft<br />
verengte Atemwege. Warum sich die Krankheit so<br />
unterschiedlich manifestiert, ist nach wie vor unklar.<br />
Durch das kleinere Lungenvolumen sind die vermehrten<br />
Beschwerden im Vergleich zu Männern erklärbar, bei<br />
denen dieselben Funktionsverluste messbar sind. Ges<strong>und</strong>e<br />
Frauen haben ein Lungenvolumen von dreieinhalb<br />
bis fünf Litern, ges<strong>und</strong>e Männer von vier bis sechs<br />
Litern. Mit zunehmendem Alter verringert sich das Volumen<br />
um durchschnittlich 20 bis 30 Milliliter pro Jahr,<br />
bei Raucherinnen hingegen sind es 100 bis 150 Milliliter<br />
pro Jahr. Eine 40-jährige Raucherin, die heute bereits<br />
an einer mittelschweren COPD leidet, wird in 20<br />
Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Atemorgane<br />
so geschädigt haben, dass sie unter anderem auf die<br />
Gabe von Sauerstoff angewiesen ist.<br />
Für die weltweite BOLD („Burden of Obstructive Lung<br />
Disease“)-Studie, die die Verbreitung von COPD untersucht,<br />
wurden auch in der Region Hannover Unter-<br />
KLINIK SCHILLERHÖHE<br />
Zentrum für Pneumologie, Thoraxchirurgie<br />
<strong>und</strong> Beatmungsmedizin<br />
Als Akutkrankenhaus bieten wir neben den<br />
etablierten Verfahren alle Behandlungsmöglichkeiten<br />
u.a. bei folgenden Indikationen:<br />
� Chronisch obstruktive Bronchitis<br />
� Schlafbezogene Atemstörungen<br />
� Emphyseme<br />
� Mukoviszidose<br />
� Lungenkrebs<br />
� Tuberkulose<br />
� Pneumonien<br />
Mehr unter www.klinik-schillerhoehe.de<br />
Solitudestraße 18 � 70839 Gerlingen � Telefon 07156/203-0<br />
Ein Unternehmen der Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH, Stuttgart<br />
suchungen durchgeführt. Dabei zeigte sich unter anderem,<br />
dass sich für Raucherinnen mit zunehmendem Alter<br />
das Risiko einer Erkrankung dramatisch steigert. Bei<br />
den 40-jährigen Patienten ist das Verhältnis zwischen<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen noch gleich. Im Alter von 70 Jahren<br />
sind jedoch viermal mehr Raucherinnen als Raucher<br />
erkrankt. Die Forscher rechnen aufgr<strong>und</strong> dieser Ergebnisse<br />
in den nächsten Jahren mit einer dramatischen<br />
Steigerung der Anzahl an COPD-erkrankter älterer<br />
Frauen.<br />
Daher raten die Lungenärzte Frauen jetzt verstärkt dazu,<br />
lieber heute als morgen mit dem <strong>Rauchen</strong> aufzuhören,<br />
um ihr geschlechtsbedingt erhöhtes COPD-Risiko so<br />
klein wie möglich zu halten. Auch scheinen Frauen stärker<br />
von den COPD-Folgeerkrankungen wie Gewichtsverlust,<br />
Lungenfunktionsverlust <strong>und</strong> Depressionen betroffen<br />
zu sein als Männer. Unbestritten ist, dass COPD-<br />
Erkrankungen bei Frauen heute fast genauso häufig<br />
vorkommen wie bei Männern. In den USA verstarben<br />
seit dem Jahr 2000 sogar erstmals mehr Frauen als<br />
Männer an einer COPD, obwohl insgesamt etwas weniger<br />
Frauen rauchten.<br />
Ärzte empfehlen: Raucherentwöhnung <strong>und</strong><br />
frühzeitige Therapie<br />
Eine frauenspezifische Therapie gibt es nicht. Die wichtigste<br />
Maßnahme ist die komplette Aufgabe des <strong>Rauchen</strong>s.<br />
Eine Reduzierung des Zigarettenkonsums alleine<br />
verhindert die jährliche Lungenfunktionsverschlechterung<br />
nicht. Raucherinnen scheinen noch größere<br />
Probleme zu haben, dauerhaft von Zigaretten wegzukommen<br />
als Männer. Sollte es die Patientin nicht alleine<br />
mit der Schlusspunktmethode schaffen oder bereits<br />
mehrere Rückfälle gehabt haben, ist eine medikamentöse<br />
Raucherentwöhnung in Kombination mit verhaltenstherapeutischen<br />
Maßnahmen zu empfehlen. Je nach<br />
Stadium der COPD müssen eine medikamentöse antiobstruktive<br />
<strong>und</strong> antientzündliche Therapie <strong>und</strong> eine konsequente<br />
Therapie der Begleiterkrankungen erfolgen.<br />
In einer aktuellen Studie der Britischen Lungenstiftung<br />
wurde nachgewiesen, dass in England fast genauso<br />
viele Frauen an der COPD wie an Brustkrebs versterben.<br />
Zu den größten ges<strong>und</strong>heitlichen Ängsten von<br />
Frauen zählt jedoch nur bei einem Prozent die COPD,<br />
hingegen fürchten die meisten Frauen die Diagnose<br />
Brustkrebs. Dies zeigt, dass die COPD in ihrer Schwere<br />
deutlich unterschätzt wird <strong>und</strong> dass viele Frauen sich<br />
der Gefahren von chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen<br />
gar nicht bewusst sind. Eine frühzeitige Aufklärung<br />
– insbesondere bei Jugendlichen – ist daher nachhaltig<br />
erforderlich.<br />
Dr. med. Dagmar Gillmann-Blum, Mainz<br />
niedergelassene Lungenärztin