Luzern
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Vom Agrarmuseum zum alimantia.burgrain<br />
Text und Interview: Maximilian Marti<br />
Wer bisher das Schweizerische Agrarmuseum<br />
Burgrain im luzernischen Alberswil<br />
besuchte, machte eine Zeitreise zurück, in<br />
die Anfänge unserer Landwirtschaft. Wie<br />
jedes Museum als Wissensvermittler geplant,<br />
soll hier dem Publikum anhand einer<br />
wundervollen, einmaligen Sammlung von<br />
Gerätschaften, Maschinen und Bildern aufgezeigt<br />
werden, wie Fleisch, Brot, Gemüse,<br />
Milch, Obst, Beeren, Butter und Honig auf<br />
den Tisch kamen, als das Getreide noch mit<br />
der Sichel geerntet wurde. Und lange bevor<br />
die Landwirtschaft lernte, sich selber als<br />
solche wahrzunehmen. Man sieht, wie aus<br />
Selbstversorgern mit Überlebensstrategie<br />
erfahrene Bauern und Landwirte wurden<br />
und die Rolle als Versorger der Allgemeinheit<br />
übernahmen.<br />
Wer wie ich als Bub noch erlebte, wie in der<br />
Tenne schweissgebadete Knechte in<br />
staubschwerer Luft an riesigen, donnernden<br />
und ratternden Dreschmaschinen<br />
schufteten, triff hier auf alte Bekannte.<br />
Zugegeben, die Dreschmaschine ist nicht<br />
so riesig wie damals aus der Perspektive<br />
des Vierjährigen gesehen, aber an Faszination<br />
hat sie nichts verloren. Ebenso wenig<br />
wie das Ungetüm daneben, ein dampfbetriebenes<br />
Lokomobil, das mit Lederriemen<br />
über Transmissionen verschiedene<br />
Maschinen zum Laufen brachte, auch die<br />
Dreschmaschine. Ja, Sie waren genial,<br />
diese Ingenieure der maschinellen Frühzeit.<br />
Sie erfanden so manches, was uns im<br />
Prinzip noch heute dient, aber in der modernen<br />
Version leider viel zu schnell kaputt<br />
geht, weil die Einfachheit verloren ging.<br />
Zurzeit erfährt das Museum eine grundlegende<br />
Verwandlung, vom Agrarmuseum<br />
zum modernen, publikumsorientierten Begegnungs-<br />
und Erlebnisort. Worum es bei<br />
dieser Renaissance genau geht wollte ich<br />
von Beatrice Limacher wissen, der Leiterin<br />
des Museums.<br />
Frau Limacher, hat das Museum ausgedient?<br />
Nein, im Gegenteil. Für Leute, die mehr<br />
wissen wollen über die Geschichte unserer<br />
Landwirtschaft, die Entwicklung der technischen<br />
Einrichtungen und Gerätschaften<br />
und die Zusammenhänge von Produzent<br />
Museumsleiterin Beatrice Limacher<br />
und Verbraucher im Ernährungsumfeld,<br />
waren und bleiben wir eine interessante<br />
Destination. Deshalb wurden wir mehr und<br />
mehr zur Anlaufstelle für Schulklassen und<br />
Lehrende, die bei uns Exponate und Anschauungsmaterial<br />
zur Verfügung haben,<br />
die dem Thema Ernährung und Landwirtschaft<br />
ein Gesicht geben. Um diese jungen<br />
Leute ihrer Erwartung entsprechend abzuholen,<br />
wird das Museum umfunktioniert zur<br />
Erlebnis-Zone. Zudem bedarf die ganze<br />
Anlage einer Sanierung, damit ein vernünftiger<br />
Unterhalt gewährleistet ist und auch<br />
die Kinder der heutigen Schüler in Zukunft<br />
noch sehen können wie die Biene zum<br />
Honig kommt und dass Spaghetti nicht in<br />
Italien gemäht werden.<br />
Wir freuen uns auch darauf, den vielen Vereinen,<br />
Gruppen und Privaten, die ihren Festen<br />
und Feiern in unserem ungewöhnlichen<br />
Ambiente abhalten wollen, eine moderne<br />
Infrastruktur in einer geschichtlich geprägten<br />
Kulisse präsentieren zu können.<br />
Das Schweizerische Agrar Museum in Burgrain<br />
Ist denn die Vergangenheit so wichtig?<br />
Wenn man die Zukunft verstehen will schon.<br />
Deshalb bauen wir das ganze Projekt so<br />
auf, dass einzelne Module über spezifische<br />
Themen Auskunft geben und das Überfliessen<br />
von Tradition in die Gegenwart und<br />
Zukunft aufzeigen. Wir wollen Lehrern und<br />
Schülern in einem zeitgemässen Umfeld<br />
praxisnahes Anschauungsmaterial zur Verfügung<br />
stellen, damit auch mehrfache,<br />
nach Themen gestaffelte Besuche spannend<br />
bleiben.<br />
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