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VON WOLFRAM HEGEN<br />
HINTER GITTERN<br />
Arbeiten im Knast<br />
Schwere, vergitterte Türen, ein hasserfüllter<br />
rauer Umgangston, muskelbepackte<br />
maximaltätowierte<br />
Brutalos, Schlägereien, überfüllte<br />
Zellen oder Isolationshaft, Folter:<br />
Gefängnisse sind rechtlose anarchische Parallelgesellschaften,<br />
in denen Wärter mit den<br />
Rädelsführern der Umtriebe noch gemeinsame<br />
Sache machen oder lieber Mal wegschauen,<br />
wenn ein Insasse verprügelt wird, anstatt ihm<br />
zu helfen: Dieses Bild haben wohl viele, wenn<br />
sie an die Zustände in einem Knast denken. Geprägt<br />
von Filmen und Serien, weil eine scheinbar<br />
so fremde Welt spannender zu erzählen ist<br />
als der möglicherweise viel langweiligere Alltag.<br />
Geprägt sicher auch von Meldungen über<br />
die Zustände in Gefängnissen totalitärer Systemen<br />
ohne rechtsstaatliche Mindeststandards.<br />
Doch auch in Deutschland wird jeder vierte<br />
Insasse einmal im Monat Opfer körperlicher<br />
Gewalt, sagt eine Studie des Kriminologischen<br />
Forschungsinstituts Niedersachsen aus dem<br />
Jahr 2012. Das ist zwar nicht annähernd vergleichbar<br />
mit den Zuständen in manch anderen<br />
Ländern, aber eben auch alles andere als ein<br />
fröhlicher Urlaub in einer Jugendherberge.<br />
In so einem Umfeld zu arbeiten, als Justizvollzugsbeamter<br />
täglich seine Arbeit zu leisten,<br />
ist also auch hierzulande eine besondere Herausforderung.<br />
Nicht umsonst ist die Zahl der<br />
Frühpensionierungen in diesem Beruf hoch,<br />
liegt bei um die 50%. Jeder Zweite also hört<br />
vor der Rente auf. Auch der Krankenstand ist<br />
hoch. Ausdruck auch des hohen Drucks, unter<br />
dem Beamte in einer JVA stehen. Viele Gefangene<br />
sehen die Uniformträger nicht als Betreuer<br />
oder Helfer, als Begleiter oder Aufpasser auf<br />
Zeit, im besten Fall sogar als Vorbereiter auf<br />
die Zeit nach dem Knast, sondern als Feind, als<br />
Weggeschlossen<br />
AUSGABE <strong>13</strong> / NOVEMBER 2016 <strong>BAMBERGER</strong> | DAS MAGAZIN 17