Die Macht des Orakels - Mystikum
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<strong>Die</strong> Lenkung durch die Priester<br />
Doch wäre es möglich, dass die heilige Pythia<br />
in Trance nur als Schauspielerin fungierte, um<br />
die wahren Hintergründe von Delphi zu verschleiern?<br />
<strong>Die</strong> zusammenhanglosen Wörter, die die Pythia<br />
im Trancezustand vor sich hinstammelte, wurden<br />
ja von den Propheten (Priestern) den Ratsuchenden<br />
übersetzt und gedeutet. Sie besaßen die<br />
<strong>Macht</strong> und entschieden oft über Krieg und Frieden.<br />
Da das Orakel von Delphi niemals irrte,<br />
wurde es zur führenden Pilgerstätte der Antike.<br />
Ein weiser Spruch der Pythia aus Delphi war das<br />
einzige, worauf Könige und Staatsmänner vertrauten.<br />
<strong>Die</strong> Aufrechterhaltung dieser Monopolstellung<br />
als Heiligtum der Wahrheit erforderte<br />
viele kluge und geschickte Methoden. In einer<br />
Schmähschrift soll einer der Tricks festgehalten<br />
worden sein, wie die Priester ihre <strong>Macht</strong>position<br />
über so lange Zeit behielten. Alle Ratsuchenden<br />
mussten ihre Frage, die sie der Pythia stellen<br />
wollten, auf Wachstäfelchen schreiben und zur<br />
Zeremonie mitbringen. Angeblich sollen die<br />
listigen Priester diese Wachstäfelchen bereits<br />
vor der Zeremonie den Ratsuchenden abgenommen<br />
haben, um sie heimlich mit einer glühenden<br />
Nadel zu öffnen. So konnten sie die Frage<br />
an die Pythia ungestört lesen und sich passende<br />
Antworten überlegen bzw. die Auswirkungen<br />
<strong>des</strong> Spruchs gedanklich durchspielen. Damit<br />
die Ratsuchenden von dieser List nichts mitbekamen,<br />
wurde das Wachstäfelchen nach dem<br />
Lesen der Zeilen wieder versiegelt. So<br />
erklärt sich auch, warum die Pythia<br />
genau wusste, was Kroisos kochte.<br />
<strong>Die</strong> Priester hatten wohl einen Spion<br />
losgeschickt, der herausfinden<br />
sollte, was Kroisos vorhatte. Um<br />
schneller an wichtige Informationen<br />
heranzukommen, errichtete<br />
Delphi in größeren Städten Außenposten,<br />
die ein dichtes Netzwerk<br />
für einen schnellen Informationsaustausch<br />
lieferten. Man könnte sagen,<br />
dass Delphi eine geschickte CIA<br />
in antiken Zeiten gewesen ist. Delphi<br />
war also der größte geheime Informationsknotenpunkt<br />
Griechenlands.<br />
Im Laufe der Zeit bekleideten immer mehr<br />
weltliche Autoritäten das Priesteramt. So<br />
wurden weltliche Veränderungen durch das<br />
Priesteramt entscheidend gelenkt.<br />
Neben der zentralen Lage, die Delphi in Griechenland<br />
besaß, wurde ein zusätzlicher Anreiz<br />
geschaffen, um nach Delphi zu pilgern: Delphi<br />
veranstaltete alle vier Jahre eigene Sportwettkämpfe<br />
– die pythischen Spiele, die fast den<br />
gleichen Ruhm verliehen wie die olympischen<br />
Spiele. Den Siegern wurde unsterblicher Ruhm<br />
versprochen. Vor allem dann, wenn sie nach ihrem<br />
Sieg eine Statue von sich anfertigen ließen<br />
und diese dem Heiligtum von Delphi zukommen<br />
ließen.<br />
�Di e Le n k u n g d u r c h d i e Pr i e ste r<br />
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