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Bellwald_2014

Projektwoche ZFA2

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Projektwoche <strong>Bellwald</strong><br />

Gewerblich-industrielle Berufsfachschule Liestal<br />

<strong>2014</strong>


2


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt<br />

Organisation 3<br />

Aufgabenstellung 4<br />

<strong>Bellwald</strong> Eckdaten/Allgemein 6<br />

Die ersten Eindrücke 7<br />

Tagesberichte & Vortäge<br />

Tagesbericht Montag 8<br />

Vortrag Zweitwohnungsbau 9<br />

Tagesbericht Dienstag 10<br />

Vortrag über <strong>Bellwald</strong> 11<br />

Tagesbericht Mittwoch 12<br />

Tagesbericht Donnerstag 13<br />

Tagesbericht Freitag 14<br />

Bericht über Alp und Dorf 15<br />

Beschreibung Wohnhaus 32-33<br />

Olivia Stöcklin 34-35<br />

Ümra Karahan 36-37<br />

Simon Furlenmeier 38-39<br />

Fabia Heierli 40-41<br />

Valentin Sedlmeier 42-43<br />

Beschreibung Speicher 53<br />

Fabienne Knecht 54-55<br />

Sophia Kamber 56-57<br />

Laura Jäggi 58-59<br />

Corinne Nebiker 60-61<br />

Marco Casagrande 62-63<br />

Projekte<br />

Visuelle Erlebnisse 16-17<br />

Parzellenplan <strong>Bellwald</strong> 19<br />

Beschreibung Stadel 21<br />

Franziska Lüscher 22-23<br />

Gian Althaus 24-25<br />

Dorian Wernli 26-27<br />

Lukas Schällibaum 28-29<br />

Cédric Bütler 30-31<br />

3


Organisation<br />

4.1 Reise :<br />

Basel ab: 07.59 Liestal: 08.09<br />

<strong>Bellwald</strong> an: 11.14<br />

<strong>Bellwald</strong> ab: 13:30<br />

Basel an: 16:59<br />

4.2 Unterkunft :<br />

Lagerhaus Wilera <strong>Bellwald</strong><br />

4.3 Wochenverlauf :<br />

Am Montag, Dienstag, Mittwoch arbeiten<br />

wir am Projekt. Am Do sind wir auf einer<br />

Exkursion.<br />

4.4 Tagesverlauf :<br />

08.00 Morgenessen<br />

09.00 Arbeitsbeginn/Einführung<br />

12.00 - 13.30 ind. Mittagspause<br />

13.30 Arbeitsfortsetzung<br />

17.00 -18.00 gegenseitiges Vorstellen der<br />

Arbeiten, anschliessend aufarbeiten, ergänzen<br />

und persönliche Refl exion zum Tag.<br />

19.00 Nachtessen<br />

4.5 Planungs- und Verpflegung-steams :<br />

Die Verpfl egungsteams sind bereits gebildet.<br />

Ein Planungs-team begleitet die ganze<br />

Projektarbeit, plant und koordiniert mit der<br />

Projektleitung (Bild, Text und Digitalisierung,<br />

Druck etc.).<br />

4.6 Persönliches Material :<br />

warme Kleidung, Schlafsack, Ersatzwäsche,<br />

Frottiertuch, Toil.Artikel, Sonnencrème, feste<br />

Schuhe (bergtauglich!), Regenschutz, Kopfbedeckung,<br />

Rucksack, Notiz-, Schreib- und<br />

Zeichnungsmaterial, Arbeitsbuch, wenn<br />

möglich Foto- oder Filmkamera.<br />

Zusätzliches Material:<br />

Farben, Brettunterlagen und A3-Papier,<br />

Transparentpapier und Folien etc. sind<br />

vorhanden, bzw. werden von der Projektleitung<br />

mitgenommen.<br />

5. Die Kosten :<br />

Reise: 75.--<br />

Unterkunft: 4x17.50 70.--<br />

Essen: 4x15.- 60.--<br />

Dossier: 15.--<br />

Ausfl ug Aletschgletscher 50.--<br />

Total Fr.: 270.--<br />

6. Die Projektleitung<br />

Beat Hofer, Zeichnungslehrer,<br />

Berufsschullehrer<br />

Roberto Brunetti, Architekt,<br />

Berufsschullehrer<br />

Georg Birkner, Architekt, Berufsschullehrer<br />

Enrico Pertinez, ABU-/Turnlehrer<br />

7. Die Rekognoszierung<br />

Absprachen, Feinplanung, Augenschein<br />

usw. mit lokalen Behörden, Architekt und<br />

Detaillisten durch die Projektleitung.<br />

8. Die Kontakte in <strong>Bellwald</strong><br />

Gemeinde: 027 970 19 40<br />

Bäckerei:<br />

Volg: 027 303 47 10<br />

Arzt: Dr. Agten Fiesch<br />

027 971 26 36 / Notruf 144<br />

Natel der Projektleitung wird noch bekanntgegeben.<br />

9. Die Regeln<br />

Wir berufen uns auf den gemeinsamen Projektvertrag<br />

und die Hausordnung. Alle Arten<br />

von Drogen sind strikte verboten. Nach<br />

dem Nachtessen ist Alkohol in gemässigtem<br />

Mass (nichts Hochprozentiges!) erlaubt.<br />

Alkoholkonsum auf den Zimmern ist verboten.<br />

4


Aufgabenstellung<br />

Themen, Ueberblick:<br />

Der Einstieg in die Projektarbeit erfolgt in<br />

zwei Gruppen.<br />

Die eine Gruppe setzt sich in einfachen<br />

Schemenskizzen mit der Dorfstruktur <strong>Bellwald</strong>s<br />

auseinander.<br />

Die andere Gruppe beschäftigt sich mit<br />

der Lage des Siedlungskerns in Relation zur<br />

Landschaft und Topografi e.<br />

Nach einem kurzen Austausch<br />

und einem Rundgang durchs Dorf, wird<br />

jeder Person ein Gebäude für die weitere<br />

Projektarbeit zugeteilt.<br />

Dabei ist wichtig, dass die Auswahl zwischen<br />

Wohn- und den 3 Nutzbautypologien<br />

Stallscheune, Speicher und Stadel in der<br />

Klasse möglichst ausgeglichen ist.<br />

Einteilung der Themenkreise :<br />

Mo Nachmittag:<br />

-Siedlungs- und Landschaftsstrukturen<br />

-Lage des Objekts in der Siedlung<br />

Dienstag:<br />

-Proportionen und volumetrische<br />

Gliederung des Objekts<br />

-proportionale Aufnahmen der Fassaden<br />

-Erkennen der tragenden/nicht tragenden<br />

Strukturen im Gebäude<br />

-Grundriss- und Nutzungsannahme<br />

Dorfführung 16.00-17.30<br />

Donnerstag:<br />

Aletschgletscher - Tour<br />

Freitag:<br />

Abschlussarbeiten, Ergänzungen und Koordination<br />

für die 2. Projektwoche in Liestal.<br />

Arbeitsumfang pro Tag:<br />

Jede Person bearbeitet alle Themen chronologisch<br />

am zugewiesenen Objekt.<br />

Mindestanforderung:<br />

2 Seiten Eintrag ins persönliche Arbeitsbuch<br />

pro Tag (bildet die Grundlage für die Präsentation<br />

der Tagesarbeit am Abend).<br />

In der zweiten Blockwoche werden die<br />

erarbeiteten Inhalte in 2 Seiten verdichtet.<br />

Diese zwei Blätter werden im Gesamtdossier<br />

veröffentlicht.<br />

Der Projektleitung ist es wichtig, dass alle<br />

Lernenden Eigenverantwortung über die<br />

Qualität und den Inhalt ihrer Arbeit übernehmen.<br />

Unterschiede in<br />

Qualität, Auseinandersetzungstiefe und<br />

der Arbeitshaltung der Lernenden werden<br />

dadurch sichtbar.<br />

Dies soll die Lehrbetriebe veranlassen, das<br />

Gespräch mit dem Lernenden zu suchen<br />

und den Leistungsstand des Lernenden im<br />

Quervergleich der Klasse zu diskutieren.<br />

Mittwoch:<br />

-Witterungseinfl üsse auf die<br />

Materialien<br />

-ortstypische Konstruktionen<br />

und Bauweisen<br />

-Detaillösungen<br />

-Zierformen und Ornamentik<br />

5


<strong>Bellwald</strong> Eckdaten/ Allgemeines<br />

<strong>Bellwald</strong> ist eine kleine Dorfgemeinde hoch über dem Goms und dem<br />

Fieschertal. Mit einer Höhenlage von 1563 m ü. M. ist <strong>Bellwald</strong> das höchstgelegenste<br />

Dorf im Goms. <strong>Bellwald</strong> ist eine typische Hanggemeinde und<br />

liegt zu Füssen eines schönen Waldes, daher wahrscheinlich auch der<br />

Name <strong>Bellwald</strong>. Der Aletschgletscher ist nicht weit entfernt.<br />

Zu welcher Zeit dieser <strong>Bellwald</strong>erberg besiedelt worden ist, ist unklar. Die<br />

einzelnen Siedlungen sind wohl durch Einzelhöfe entstanden. Es entstanden<br />

das Dorf <strong>Bellwald</strong> und die dazugehörigen Weiler Ried, Egga, Bodmen und<br />

Fürgangen. Diese bestehen auch heute noch. Beim Weiler Ried wurden in<br />

den letzten Jahren sehr viele neue Häuser gebaut, dadurch wird das alte<br />

Dörfl ein auf der Krete fast erdrückt.<br />

Eggen ist der kleinste Weiler von <strong>Bellwald</strong>, heute gibt es dort nur noch vier<br />

alte Häuser. Bis im Jahre 1821 soll der Weiler Bodmen eine eigene Gemeinde<br />

gewesen sein. Das Dorf ist heute noch in Besitz von Wald. Der Weiler Fürgangen<br />

wurde fast vollständig durch ein Feuer zerstört. Früher gab es noch<br />

weitere Weiler, Nesselschlucht, Schlettern, Willera, Ze Fäle und Z’Mettje,<br />

diese sind heute aber ausgestorben und verschwunden. Auch auf der Alp<br />

Richinen, die früher fast ein kleines Dorf war, ist nur noch die Kapelle und<br />

ein Gebäude übrig geblieben. Die weiteren Gebäude sind zerfallen oder<br />

wurden abtransportiert und im Dorf <strong>Bellwald</strong> oder im Freilichtmuseum Ballenberg<br />

wieder aufgebaut. Von diesen einstigen Wohnsiedlungen sind nur<br />

noch einige Ställe und Mauerreste übrig geblieben.<br />

‚Zblattun’ hiess das Hauptdorf <strong>Bellwald</strong> im Jahre 1374. Daran erinnert noch<br />

heute der Dorfteil ‚unner dr Blatte’, dieser befi ndet sich unterhalb der Kirche.<br />

Die weiteren Dorfquartiere nennt man: ‚üffem Platz, bim Brunne, üff dr<br />

Schlüecht, dr Biel, dr Geissfärrich, ds Mättelti, d’Steirufena und Turre’.<br />

Im Jahr 1394 war ein Kreuzpunkt für die Zusammenkunft einer Bauernzunft,<br />

welche sich so von jeglichen Abgaben freikaufen wollten. Als die Gemeinde<br />

<strong>Bellwald</strong> und die dazugehörigen Weiler sich 1394 zusammenschlossen,<br />

teilte man sich das wirtschaftliche Leben und die Landnutzung untereinander<br />

auf. Die Kleingemeinde <strong>Bellwald</strong> war sehr lange nicht erschlossen.<br />

Durch den Bau der Seilbahn Fürgangen zum Dorf <strong>Bellwald</strong> im Jahre 1956<br />

bekam das Dorf die erste Erschliessung.<br />

Erst im Jahre 1970 wurde die letzte Etappe der Strassenerschliessung beendet.<br />

Davor waren das Dorf und Weiler Bodmen, Egga und Ried nur zu Fuss<br />

erreichbar.<br />

Nach der Fertigstellung der Strasse ins Dorf begann ein enormer Bauboom.<br />

<strong>Bellwald</strong> entwickelte sich vom Bauerndorf zum Tourismusort. Es wurden Ferienchalets,<br />

Apartmenthäuser und Hotels gebaut. Es entstand ein Skigebiet<br />

mit Bergbahnen. Heute hat <strong>Bellwald</strong> ungefähr 4'500 Gästebetten.<br />

Durch ein fehlendes Bebauungskonzept entstand eine Streusiedlung, dies<br />

ist aus raumplanischer Sicht sehr unbefriedigend.<br />

Staat Schweiz<br />

Kanton Wallis (VS)<br />

Bezirk Goms<br />

Höhe 1560 m ü. M.<br />

Fläche 13.7 km2<br />

Einwohner 434<br />

<strong>Bellwald</strong> war über Jahrhunderte hinweg durch die bäuerliche Lebensweise<br />

bestimmt worden. Die bäuerliche Bewirtschaftung bestand aus den sogenannten<br />

alpinen Zweistufenbetrieben. Das Siedlungsbild wird neben den<br />

Haufensiedlungen geprägt durch die grosse Anzahl von Ausfütterungsställen,<br />

die in Gruppen oder als Einzelbauten verstreut auf den Wiesen erbaut<br />

worden sind. Durch die Höhenlage und die schlechte Erschliessung, der aus<br />

vielen Parzellen bestehenden Streubesitze, war der Transport von Heu ins<br />

Dorf erschwert. Darum brachte man das Vieh zum Heu. So entstand der sogenannte<br />

alpine Zweistufenbetrieb. Die Sommerweiden befi nden sich über<br />

der Waldgrenze an den Talhängen. Durch die Alpbewirtschaftung entstand<br />

das kleine Dorf mit 34 Gebäuden auf der Alp Richinen. Die Selbstversorgungswirtschaft,<br />

die aus Viehzucht und Ackerbau bestand, bezeichnet<br />

man als Mehrzweckbauerntum. Mit den geringen Bodenressourcen konnten<br />

nicht alle Anwohner ernährt werden und waren gezwungen das Dorf zu<br />

verlassen.<br />

6


Die ersten Eindrücke von <strong>Bellwald</strong><br />

7


Tagesbericht, Montag 23.06.<strong>2014</strong><br />

Am Montagmorgen reisten wir mit dem Zug via Bern nach Brig. Die Matterhorn-Gotthardbahn<br />

transportierte uns weiter nach Fürgangen. In Fürgangen<br />

nahmen wir die Seilbahn nach <strong>Bellwald</strong>. Von der Talstation aus durften<br />

wir unsere Koffer den steilen, langen Weg rauf ins Lagerhaus schleppen.<br />

Wir wählten unsere Zimmer aus und assen zusammen Lunch. Am Nachmittag<br />

führten uns Herr Birkner und Herr Hofer durch das Dorf.<br />

Anschliessend teilten wir uns in zwei Gruppen auf und beschäftigten uns mit<br />

der Siedlungs- und Landschaftsstruktur.<br />

Leider begann es im Laufe des Nachmittags zu regnen, doch wir durften im<br />

Gemeindezentrum weiterzeichnen, bis die Sonne wieder hervorkam.<br />

Zurück im Lagerhaus stellten wir der Klasse kurz unsere Arbeiten vor, während<br />

die Kochgruppe in der Küche Curryreis und Fruchtsalat vorbereitete.<br />

Um 19 Uhr gab es Abendessen. Es war der beste Curryreis, den wir je gegessen<br />

hatten. Einige fi ngen sogar an zu weinen vor Freude!<br />

Nach dem Spiel schauten wir drüben im WM-Zelt das Spiel Brasilien gegen<br />

Kamerun. Brasilien gewann verdient 4:1.<br />

8


Martin Bittel: Vortrag Zweitwohnungsbau<br />

<strong>Bellwald</strong> war bis 1970 ein reines Bauerndorf. Seit 1956 ist das Dorf mit der<br />

Seilbahn von Fürgangen erreichbar. Nachdem das Dorf 1970 durch Strassen<br />

erschlossen wurde, setzte ein grosser Bauboom ein, da das Material und die<br />

Maschinen viel einfacher ins Dorf transportiert werden konnten. Es wurden<br />

vor allem Ferien-Chalets, aber auch Appartementhäuser und die bahntechnische<br />

Erschliessung des Skigebiets erstellt. Deshalb existieren heute etwa<br />

1‘100 Chalets mit insgesamt 5‘000 Fremdenbetten während das Dorf nur 436<br />

Einwohner hat.<br />

Die Infrastruktur <strong>Bellwald</strong>s ist auf die Spitze im Winter ausgelegt, wenn die<br />

Fremdenbetten von Familien benützt werden, die zum Ski fahren hier sind.<br />

Die Infrastruktur kostet die Gemeinde viel Geld und wird im Sommer von den<br />

wenigen Touristen und Einwohnern kaum ausgenützt. Da <strong>Bellwald</strong> kein Bebauungskonzept<br />

hat, führte der Bauboom zu einem unbefriedigenden Siedlungsbrei.<br />

Im Jahr 2012 nahm das Schweizer Stimmvolk die Zweitwohnungsinitiative an;<br />

Mit der neuen Verordnung darf eine Gemeinde nicht mehr als 20 % Zweitwohnungen<br />

haben. Da <strong>Bellwald</strong> über 80% Zweitwohnungen hat, dürfen in<br />

<strong>Bellwald</strong> keine Zweitwohnungen mehr erstellt werden.<br />

Doch dies ist eigentlich gar keine grosse Neuerung in <strong>Bellwald</strong>. Im Jahr 2009<br />

erliess die Gemeinde <strong>Bellwald</strong> freiwillig eine Kontingentierung um die Zersiedlung<br />

zu stoppen. So durften nur noch etwa 3 Chalets pro Jahr gebaut werden.<br />

Zum Vergleich: Früher wurden in den besten Jahren bis zu 30 Chalets<br />

pro Jahr gebaut.<br />

Die Bevölkerungszahl ist zwar momentan konstant, doch durch den Baustopp<br />

gibt es viel zu wenig Arbeit für die wenigen Unternehmer hier; viele<br />

Leute müssen entlassen werden. Die Folge davon wird in der Zukunft Abwanderung<br />

sein.<br />

Herr Bittel sieht das grösste Problem darin, dass bestehende Bauten nicht<br />

mehr saniert und erweitert werden dürfen. Viele der älteren Gebäude sind<br />

völlig veraltet und müssten dringend erneuert werden. Deshalb hoffen die<br />

Firmen auf die Umsetzung der Ausnahmeregelungen, die der Bundesrat vorschlägt.<br />

Dies würde wieder einige Aufträge generieren.<br />

In Zukunft wird man den Tourismus fördern müssen. Es gibt ein Projekt, das<br />

vorsieht <strong>Bellwald</strong> mit dem Aletschgebiet zu verbinden. Man will das Skigebiet<br />

erweitern, mehr Seilbahnen bauen und Familien vom Aletschgebiet nach<br />

<strong>Bellwald</strong> holen. Doch das Projekt ist im Moment noch massiv zu teuer und<br />

kann deshalb nicht realisiert werden.<br />

9


Tagesbericht, Dienstag 24.06.<strong>2014</strong><br />

Den heutigen Tag begannen wir um 8 Uhr mit dem Frühstück. Es fi el nicht<br />

allen leicht aus dem Bett zu kommen, jedoch waren alle mehr oder weniger<br />

pünktlich.<br />

Nach einer Instruktion durch die Lehrpersonen über die Aufgaben des heutigen<br />

Tages marschierten wir um 9 Uhr in Richtung Dorfzentrum ab. Unterwegs<br />

wurde jedem Schüler ein Gebäude zugeteilt, welches er die nächsten<br />

zwei Tage bearbeiten wird. Die erste Aufgabe des Morgens war die<br />

Darstellung des Gebäudes in der Umgebung. Es sollte einerseits die Lage im<br />

Terrain, sowohl auch die Lage mit den Nachbarhäusern dargestellt werden.<br />

Dies beschäftigte die Klasse bis zum Mittag, welcher individuell gestaltet<br />

wurde. Einige lagen faul in der Sonne, andere genossen ein Fondue im Restaurant<br />

mit Panoramablick. Nach der gemütlichen Mittagspause ging das<br />

Arbeiten mit ein bisschen Verspätung weiter.<br />

Am Nachmittag ging es darum, die Fassaden der jeweiligen Gebäude zu<br />

zeichnen. Die Schwierigkeit dabei bestand darin, die Richtigen Proportionen<br />

zu erkennen und sich nicht von der grossen Gebäudehöhe täuschen zu lassen.<br />

Dabei wurden wir einmal mehr vom Regen unterbrochen. Da man in<br />

<strong>Bellwald</strong> aber sehr fl exibel ist, haben wir die geplante Dorfführung mit Herrn<br />

Willy Jeiziner vorverlegt und im Gemeindesaal gestartet. Der Gemeindesaal<br />

war jeweils unser Zufl uchtsort, wenn die Regenschauer einsetzten. Willy zeigte<br />

uns die bedeutendsten Gebäude und gab uns viele Hintergrundinformationen.<br />

Die Führung war sehr interessant und abwechslungsreich. Willy war ein<br />

auskunftsreicher Ansprechpartner für die ganze Projektwoche, da er schon<br />

sehr lange in <strong>Bellwald</strong> lebt und die Geschichte zu fast jedem Gebäude kennt.<br />

Danach ging es für die Kochgruppe zum einkaufen und ans kochen, während<br />

die anderen sich entspannten oder einen Fussballmatch spielten.<br />

Gegen sieben Uhr gab es dann das Nachtessen. Die Kochgruppe zauberte<br />

ein köstliches Menü. Es gab Lasagne zum Hauptgang und Merengue mit<br />

Beeren zum Dessert. Die Klasse und die Lehrpersonen, sowie unser Gast<br />

Willy waren beeindruckt von unseren Kochkünsten. Anschliessend sassen wir<br />

noch ein bisschen gemütlich zusammen, ehe sich dann einige in Richtung<br />

WM-Bar verbschiedeten und die hochstehenden WM-Spiele genossen.<br />

Ganz nebenbei nutzten einige die Gelegenheit ihren Bierpass zu füllen. Dies<br />

war eine gute Gelegenheit sich mit Einheimischen anzufreunden, was sehr<br />

leicht viel. Die Menschen waren sehr offen und interessiert.<br />

Insgesamt war es ein ereignisreicher Tag, welcher sehr anstrengend war.<br />

10


Willy Jeiziner: Vortrag <strong>Bellwald</strong><br />

Heute Nachmittag nahm uns der Architekt Willy Jeiziner auf eine Reise in die<br />

Vergangenheit von <strong>Bellwald</strong> mit. Da es zu diesem Zeitpunkt wieder einmal<br />

regnete, trafen wir uns zuerst im Gemeindesaal, welcher 1884 erbaut wurde<br />

und zu Beginn als Schulhaus genutzt wurde. Willy hat wie wir Hochbauzeichner<br />

gelernt. In verschiedenen Architekturbüros, unter anderem auch in Basel,<br />

hat er sich ein tiefgründiges Wissen aufgebaut und anschliessend während<br />

39 Jahren ein eigenes Architekturbüro geführt. Heute bewohnt er in <strong>Bellwald</strong><br />

das Elternhaus seiner Mutter. Dieses hat er sehr schön umgebaut, ohne die<br />

ursprüngliche Optik des Hauses gross zu verändern.<br />

Im 8. und 9. Jahrhundert erfolgte die Besiedelung von <strong>Bellwald</strong> durch die Alemannen<br />

des Rôhnetals, zuerst in der Hanglage und später im Tal. Sie rodeten<br />

Wälder und bauten Höfe. Allmählich wuchsen diese zu Weilern und Dorfsiedlungen<br />

an. <strong>Bellwald</strong> besteht aus dem Dorf selbst und den Weilern Fürgangen,<br />

Bodmen, Egga und Ried. Fürgangen liegt in der Talsohle unterhalb von <strong>Bellwald</strong><br />

und ist mit einer 1956 erbauten Seilbahn mit <strong>Bellwald</strong> verbunden. Die<br />

Seilbahn bildete die erste Erschliessung mit dem Tal. Erst 1970 wurde die letzte<br />

Etappe der Strasse fertiggestellt. Bis dahin waren die Weiler und das Dorf nur<br />

über Fusswege zu erreichen. Alle Materiallieferungen die mit der Bahn kamen,<br />

mussten von Fürgangen oder Niederwald mit dem Tschifera (Rückentragkorb)<br />

an Ihr Ziel getragen werden. Die erste Elektrizitätsleitung gab es ab<br />

1937, welche nur das Nötigste, d.h. eine Lampe in Stube und in der Küche<br />

mit Strom versorgen konnte.<br />

Die Wasserversorgung für die Wohnhäuser wurde 1970 realisiert. Bis dahin<br />

holte man sich das Wasser von den zahlreichen Brunnen welche noch heute<br />

das Dorfbild schmücken. Auch die Kleider wurden in einem dieser Brunnen<br />

gewaschen, im Sommer wie auch im Winter. Bevor die Seilbahn eine Wende<br />

für <strong>Bellwald</strong> brachte und der Tourismus Einzug hielt, war das Leben in <strong>Bellwald</strong><br />

sehr hart. Die <strong>Bellwald</strong>er waren Selbstversorger, man lebte auf kleinstem<br />

Raum mit Kindern und Nutztieren wie Ziegen, Schweinen, Hühnern und Kühen<br />

zusammen. Ausserdem bewirtschaftete man noch einen kleinen Gemüsegarten.<br />

Die Kühe wurden im Sommer auf die Alp gebracht, demzufolge<br />

brachte man die Kühe zum Futter und nicht umgekehrt. Die Bodenressourcen<br />

waren beschränkt und vermochten nicht alle Menschen zu ernähren.<br />

Immer wieder wurden einige Bewohner zur Auswanderung gezwungen.<br />

Des Weiteren steht hier beim Dorfplatz eine Hütte (der Alpstafel Richinen),<br />

welche zum Alpmuseum umgebaut wurde. 1986 hat die Urversammlung<br />

<strong>Bellwald</strong>s unverständlicherweise beschlossen, die 34 auf der Richinen Alp stehenden<br />

Gebäude abzubrechen. Fünf weitere Hütten und Ställe wurden gerettet<br />

und stehen jetzt auf dem Ballenberg. Ebenso auf dem Dorfplatz steht<br />

ein Speicher. An diesem ist sehr gut ersichtlich, dass ein Speicher oder eben<br />

auch ein Stadel mehrere Miteigentümer hat. So kommt es, dass dieser Stadel<br />

so viel Eingangstüren wie auch beteiligte Parteien hat. In <strong>Bellwald</strong> fi ndet man<br />

die vier verschiedenen Gebäudetypen: Wohnhaus, Speicher, Stallscheune<br />

und Stadel. Ausserdem existieren noch viele kleine Gebäude welche der<br />

Kleintierhaltung, als Geräteschuppen oder Werkstatt dienten. Als Baumaterial<br />

wurde vorwiegend Lärchenholz verbaut, welches im Spätherbst gefällt<br />

wurde und im Winter mit dem Schlitten ins Dorf gebracht wurde.<br />

Heute haben viele dieser Gebäude ihre ursprüngliche Nutzung verloren,<br />

wurden zu Ferienwohnungen umgebaut oder stehen leer und drohen langsam<br />

zu zerfallen. Ackerbau gibt es nicht mehr. Landwirtschaft ist nicht mehr<br />

die Haupteinnahmequelle und die traditionellen Heuställe entsprechen nicht<br />

mehr den heutigen Tierschutznormen. Die meisten Einwohner von <strong>Bellwald</strong><br />

arbeiten im Tal. Es gibt aber auch viele Menschen die sich dafür einsetzten,<br />

dass dieses wichtige Kulturerbe erhalten bleibt und auch bei einer Umnutzung<br />

nicht den ursprünglichen Charakter verliert. Ein Beispiel dafür ist der<br />

Kirchstadel, welchen wir nach der obligatorischen Führung noch besichtigen<br />

durften. Dieser war 1990 in einem ruinösen Zustand, der damalige schweizerische<br />

Botschafter in Rom setzte sich für den Stadel ein, kaufte ihn und liess ihn<br />

aufwändig renovieren. Von aussen hat der Stadel seinen Charakter vollkommen<br />

bewahrt. Er gründete einen Kunstverein und heute gibt dieser Verein<br />

verschiedenen Künstlern die Möglichkeit für einige Monate in diesem zum<br />

Atelier umgebauten Stadel zu arbeiten.<br />

Der Rundgang mit Herrn Jeiziner war sehr intensiv und spannend. Wir gingen<br />

noch sein Haus besichtigen und erhielten dort sogar noch eine kleine Stärkung,<br />

was der schöne Abschluss eines langen Tages bildete.<br />

Die Bewirtschaftung des Berges besteht auch heute noch aus einem zweistufi<br />

gen Betriebssystem. Die Wiesen und Äcker bis auf 1`800 Meter über Meer<br />

sind in Privatbesitz. Die obere Stufe befi ndet sich im Miteigentum aller Bauernbetriebe<br />

und der Alpstafel Richinen.<br />

Nachdem wir einen ersten Überblick von der Geschichte <strong>Bellwald</strong>s erhalten<br />

haben, hat es aufgehört zu regnen. Also gingen wir auf den Dorfplatz. Hier<br />

steht die Kirche, welche 1698 im Zentrum gebaut wurde. Vor der Erbauung<br />

der Dorfkirche mussten die Familien jeweils ins Tal um den Gottesdienst zu<br />

besuchen.<br />

11


Tagesbericht, Mittwoch 25.06.<strong>2014</strong><br />

Heute hatten wir nicht so grosse Mühe mit dem Aufstehen, wie am Tag zuvor,<br />

da gestern Abend nicht ein wirklich spannender Match lief und so beschäftigten<br />

wir uns am Abend zuvor mit diversen Spielen im Lagerhaus. Daher waren<br />

auch alle mehr oder weniger pünktlich um 08.00 Uhr beim Morgenessen.<br />

Als nach dem Frühstück die Letzten um ca. 09:10 im Aufenthaltsraum eintrafen,<br />

bekamen wir wie gewohnt die Tagesaufgaben. Anschliessend machte<br />

sich die ganze Klasse auf den Weg hinunter ins Dorf. Dort versuchten wir eine<br />

Annahme der Grundrisse zu zeichnen, teilweise begann man auch schon mit<br />

diversen Details.<br />

Während der Mittagspause nutzte der Eine oder Andere die Zeit, um seine<br />

Zeichnungen der Vortage fertig zu stellen, andere wiederum gnossen die<br />

Zeit in der Mittagssonne. Da wir zum ersten Mal richtig Sonne hatten, waren<br />

einige schon nach dem Mittag leicht rot und bis zum Abend, rot wie eine<br />

Tomate.<br />

Aber siehe da, die Kochgruppe improviesierte bestens und meisterte die<br />

Aufgabe tiptop. Alle waren positiv überrascht und keiner musste eine Pizza<br />

bestellen.<br />

Vor dem bevorstehenden Match stärkten wir uns noch mit einem sehr feine<br />

Dessert. Zum Glück etwas das allen bekannt war: ein Beerentiramisu.<br />

Im Verlaufe des Nachmittags konnten wir unsere Gebäude besichtigen und<br />

so die Grundrisse korrigieren. Leider konnten nicht alle ihr eigenes sehen,<br />

aber jeder konnte eines besichtigen, das seinem ähnlich war. Die Hauptaufgabe<br />

war jedoch, drei wichtige Details vom Haus zu verstehen und diese<br />

im Arbeitsbuch verständlich darzustellen und natürlich die Arbeiten von den<br />

Vortagen zu beenden, da es der letzte Arbeitstag war. Am Ende des Nachmittags<br />

durften wir noch einen kurzen Vortrag über die Zweitwohnungsiniative<br />

und deren Auswirkungen für <strong>Bellwald</strong> von Herr Bittel, dem Gemeindepräsidenten,<br />

hören.<br />

Zurück im Lagerhaus konnten wir ein etwas aussergewöhnliches Nachtessen<br />

geniessen, welches für viele neu war. Zum Dessert gab es dann etwas, das<br />

jeder kannte: ein Tiramisu. Nach dem Abwaschen und diversen Nacharbeiten<br />

der Zeichnungen machten sich dann alle auf den Weg ins Zelt von Cello,<br />

um den Match Schweiz-Honduras zu schauen. Nach dem sehr erfolgreichen<br />

Schweizer-Match gingen einige schon sehr früh ins Bett, während die Restlichen<br />

erst in den frühen Morgenstunden auch noch den Weg ins Bett fanden.<br />

Heute gab es Bulgur mit Rind- /Pouletfl eisch und einem Gemüseeintopf zum<br />

Nachtessen. Da nicht mal die Kochgruppe dieses Essen je probiert, geschweige<br />

es selbst gekocht hatten, waren ziemlich viele skeptisch. Der Eine<br />

oder Andere machte sogar schon reichlich Witze darüber, dass er oder<br />

sie wahrscheinlich noch eine Pizza bestellen müsste, da man ja schliesslich<br />

nicht mit leerem Magen den Schweizer-Match schauen wollte.<br />

12


Tagesbericht, Donnerstag 26.06.<strong>2014</strong><br />

Trotz einer langen und durchzechten Nacht, die Schweiz hatte sich am<br />

Vorabend doch tatsächlich für die Achtelfi nals der WM in Brasilien qualifi<br />

ziert, machten wir uns mehr, oder auch weniger fi t, jedoch pünktlich um<br />

07:00 Uhr auf den Weg zur Gondelstation. Kaum im Tal unten angekommen<br />

erwartete uns schon der Zug in Richtung Fiesch. Nach einem kurzen Marsch<br />

über die Weisswasser und vorbei an der Kirche von Fiesch, trafen wir uns<br />

mit unserem Bergführer Richard, einem waschechten Walliser. Richi, dessen<br />

Hände noch von seiner letzten Bergtour gezeichnet waren, informierte uns<br />

über den geplanten Tagesablauf. Kurz darauf bestiegen wir auch schon<br />

die Gondel zur Fiescher Alp. Zu Fuss nahmen wir die erste Etappe unserer<br />

geplanten Gletschertour in Angriff. Entlang der Fiescher Alp führte uns der<br />

Weg schliesslich durch den Zugangsstollen des Märjelen-Stausees zur Gletscherstube.<br />

Während uns Richi alle mit „Gstältli“ ausrüstete, gönnten sich einige einen<br />

frischen Kaffee und ein Stück von Oma`s leckerem Marmorkuchen. Den<br />

Zeitplan vor Augen führte uns Richi jedoch bald darauf bereits weiter. Noch<br />

einen steilen Abhang hinunter und dann war es soweit, endlich erblickten<br />

wir den Aletschgletscher. Von nun an ging es mit den Gstältli weiter. Richi<br />

kontrollierte noch, ob alle Gstältli richtig sitzen und fi xierte jeden einzeln mit<br />

den Karabinerhaken an seinem Seil. Im Gänsemarsch betraten wir einer<br />

nach dem anderen die gewaltigen Eismassen des Aletschgletschers.<br />

Dort angekommen stärkten wir uns für die Rückreise und Richi sammelte<br />

noch die Gstältli ein, bevor wir durch den Stollen wieder zurück zur Gondelstation<br />

spazierten. Im Tal unten angekommen, machte sich die Kochgruppe<br />

zusammen mit Herrn Brunetti und Herrn Hofer auf, um die Zutaten und<br />

die Unmengen an Fleisch für den Grillplausch zu beschaffen. Als der Rest im<br />

Lagerhaus ankam, war die Kochgruppe bereits fl eissig am waschen, schälen,<br />

schnetzeln, spalten, feuern und garnieren. Und mit ein wenig Hilfe von<br />

hungrigen Kameradinnen, bereitete die Kochgruppe innert einer Stunde<br />

einen leckeren Grillplausch mit reichlich Fleisch, leckeren Baked-Potatoes<br />

und schmackhaftem Salat vor. Die ganze Klasse traf sich anschliessend<br />

beim lodernden Feuer zum Apéro und stiess gemeinsam mit den Lehrpersonen<br />

auf den fröhlichen Abschluss der Projektwoche in <strong>Bellwald</strong> an. Einige<br />

saftige Steaks, Bratwürste und bewegenden Dankes- und Abschiedsreden<br />

später trafen wir uns zum krönenden Dessert, zwei leckeren Schwarzwälder<br />

Torten, im Speisesaal. Gemütlich liessen einige den letzten Abend im Lagerhaus<br />

ausklingen, andere machten sich ein weiteres Mal auf zu Cello‘s WM-<br />

Zelt und gönnten sich noch einmal ein wohltuendes, kühles Blondes.<br />

Für Manche waren es die ersten Schritte auf einem Gletscher, dementsprechend<br />

gross waren auch die Aufregung und die Bewunderung. Während<br />

unserer Tour über den Gletscher stoppten wir von Zeit zu Zeit, weil uns Richi<br />

etwas über den Gletscher erzählen oder etwas Spannendes zeigen wollte.<br />

Die Meisten waren jedoch froh, als es dann jeweils wieder weiterging, denn<br />

die Temperaturen auf dem Gletscher waren ziemlich kühl. Nach etwas<br />

mehr als einer Stunde erreichten wir dann endlich die zweite Schuttmoräne,<br />

wo wir es uns an den Gletschertischen gemütlich machten und den hochverdienten<br />

und langersehnten Lunch zu uns nahmen.<br />

Nach der kurzen Mittagspause machten wir uns auf den Rückweg. Richi<br />

führte uns weiterhin sicher an tiefen Gletscherspalten und Wasserlöchern<br />

vorbei, bis wir schliesslich wieder festen Boden unter den Füssen hatten.<br />

Zum Abschluss der Tour jagte er uns noch einen steilen Hang hinauf und<br />

manch Eine/r kam dabei ins Schwitzen. Doch die Mühe hat sich für alle gelohnt,<br />

denn der kleine Klettersteig führte uns zu einem kleinen Felsvorsprung,<br />

von wo sich uns eine sagenhafte Aussicht bot und uns der Gletscher sein<br />

gewaltiges Ausmass nochmals eindrücklich vor Augen führte. Etliche<br />

Schnappschüsse später machten wir uns wieder auf den Weg zurück zur<br />

Gletscherstube.<br />

13


Tagesbericht, Freitag 27.06.<strong>2014</strong><br />

Am Freitagmorgen riss uns Robin in aller Frühe aus den Federn. Nach einem<br />

feinen Frühstuck, das die Kochgruppe unter der Leitung von Dorian bereitgestellt<br />

hatte, ging es noch zum letzten Mal an die Arbeit.<br />

Es wurde die Basis für die nächste Blockwoche gelegt. Die Einen vervollständigten<br />

noch die Zeichnungen im Arbeitsbuch, während die Anderen bereits<br />

ihre Texte über ihre Gebäudetypen niederschrieben.<br />

Danach ging es ans Putzen. Dies wurde schnell und gründlich erledigt. Bis<br />

auf das Männerklo, welches nach längeren Diskussionen dann von Robin<br />

und Gian mit Widerwillen doch noch von diversen Rückstände befreit wurde.<br />

Jetzt war es soweit, unser Gepäck eine Viertelstunde lang hinab ins Dorf, zur<br />

kleinen Gondel zu schleppen. Wie bestiegen nun die MG-Bahn und fuhren<br />

damit nach Brig, wo wir dann in die SBB umstiegen. In Bern wurde es dann<br />

nochmals hektisch, weil uns zum Umsteigen auf unseren Anschlusszug nach<br />

Basel nur sehr wenig Zeit blieb.<br />

Am Schluss kamen aber alle heil und ein bisschen müde zu Hause an.<br />

14


Beschreibung: Alp und Dorf<br />

Die Alp Richinen<br />

Ende der 1930er Jahre standen auf der Alp Richinen 16 Sennhütten und 23<br />

Ställe. Die Veränderungen des 20. Jahrhunderts machten sie überfl üssig, und<br />

das Alpdorf zerfi el zusehends. Nur wenige Gebäude entgingen der Zerstörung.<br />

Fünf Bauten wurden im Freilichtmuseum Ballenberg, eine Sennhütte<br />

mitten in <strong>Bellwald</strong> wieder aufgebaut.<br />

Die erstmals 1499 urkundlich erwähnte Alp Richinen befi ndet sich seit 1807<br />

im Besitz der Bürgergemeinde <strong>Bellwald</strong>. Über viele Jahre stand das Auftriebsrecht<br />

nur ortsansässigen Bürgern zu. Diese konnten alle Tiere, welche sie auf<br />

ihren Heimgütern überwintern konnten gegen ein geringes Entgeld auf der<br />

Alp sömmern. Der Alpbetrieb dauerte ca. 70 Tage.<br />

Einzelsenntum<br />

Bis 1937 wurde Richinen als Einzelsenntum-Alp genutzt. Allabendlich stiegen<br />

die Männer von <strong>Bellwald</strong> nach Richinen hoch, versorgten ihre Tiere, verkästen<br />

- jeder für sich - die Milch und übernachteten in den Sennhütten. Nach<br />

dem frühmorgendlichen Melken kehrten sie zu ihrem Tagwerk ins Dorf zurück.<br />

Die Tiere überliessen sie der Obhut der Hirten. Die ehemalige Siedlungsstruktur<br />

erklärt sich durch diese Form der privaten Bewirtschaftung. In die Sennhütten<br />

und Ställe teilten sich meist mehrere Bauern, die teilweise auch die<br />

anfallenden Arbeiten füreinander verrichteten.<br />

Genossenschaftliches Senntum<br />

1937 wurde der Alpbetrieb reorganisiert und auf genossenschaftliche Basis<br />

mit fest angestellten Sennen und Gehilfen umgestellt. Statt 16 Sennhütten<br />

genügten jetzt drei. Gleichzeitig wurde das Stafelwesen eingeführt und auf<br />

verschiedenen Höhenstufen Hütten für die drei Senntum erstellt. Um Personalkosten<br />

einzusparen, wurden ab 1958 die Kuh- und Rinderherden zusammengelegt<br />

und 1960 die drei Senntum auf zwei reduziert.<br />

Nach der Erstellung eines Gemeinschaftsstall und einer Milchpipeline Ende<br />

der 1960er Jahre wurden die Sennhütten und Alpställe aufgelassen. Auch<br />

wurden die höher gelegenen Alpwiesen nur noch als Tagweiden genutzt.<br />

In den 70er und früher 80er Jahren versuchten private Interesssenten und<br />

auch der Gemeinderat verschiedentlich erfolglos, das Alpdorf einer neuen<br />

Nutzung zuzuführen. Die Ställe und Alphütten des Stafels wurden 1984 abgebrochen.<br />

Austauschbeziehungen zwischen Alp und Dorf<br />

Zur Zeit des Einzelsenntums herrschte zwischen dem Dorf und der Alp ein reges<br />

Auf und Ab. Käsemilch wurde hinunter, die Kost für die Hirten hinauf geschafft.<br />

Pro gesömmertes Tier hatten die Bauern 1 Kilo Brot und ½ Kilo Käse<br />

zu liefern.<br />

Mit der Einrichtung der drei Senntum blieben die Bauern vielen Gängen erspart.<br />

Das Vieh wussten sie in guten Händen. Doch bei anhaltend schlechter<br />

Witterung mussten die Besitzer Notheu auf die Alp tragen und schlimmstenfalls<br />

die Tiere zurück in das Dorf treiben. Für die Verpfl egung des Alppersonals<br />

waren die Bauern in einer durch das Los bestimmten Reihenfolge weiterhin<br />

zuständig. Die Sennen mussten aber ihre Verpfl egung selbst im Dorf abholen.<br />

Durch die Umstellung auf den Senntumsbetrieb konnten die Bauern einerseits<br />

mehr Zeit für die anfallenden Sommerarbeiten aufwenden. Andererseits<br />

wurde Alpnutzen durch die stetig wachsenden Kosten für die Sennen,<br />

Zusennen und Hirten beträchtlich geschmälert. Darüber hinaus waren die<br />

Bauern weiterhin verpfl ichtet, ihren Anteil am Gemeinwerk zu leisten: Wege<br />

ausbessern, Viehzäune aufstellen oder abbauen, Weiden säubern, Tränken<br />

instand setzen, Brennholz zurichten etc. Wer diesen Arbeiten fernblieb, bekam<br />

am Ende des Alpsommers eine höhere Rechnung präsentiert.<br />

Quelle: Dorfmuseum <strong>Bellwald</strong><br />

15


16<br />

Visuelles Erlebnis


17


18


Parzellenplan <strong>Bellwald</strong> und ausgewählte Objekte<br />

Bevor wir mit der persönlichen Projektierung angafangen haben, durfte<br />

man ein Gebäude, das einem ansprach auswählen.<br />

Auf diesem Parzellenplan werden Haustypen nach Farbe unterschieden.<br />

Im folgenden Kapitel werden Haustypen analysiert und danach<br />

auch Beispiele dargestellt.<br />

Die Projekte werden in den folgenden Seiten von den unten erwähnten<br />

Personen bearbeitet.<br />

Franziska/ Dorian/ Lukas/ Cedric<br />

Olivia/ Ümra/ Fabia/ Simon/ Valentin<br />

Robin/ Elia/ Cyrill/Gian<br />

Fabienne/ Laura/ Corinne/ Marco/ Sophia<br />

Stadel / Halbstadel<br />

Wohnhaus<br />

Stallscheune / Doppelstall<br />

Speicher<br />

19


20


Beschreibung Stadel<br />

Der Stadel zählt zu den vier Hauptgebäuden, die Anderen sind das Wohnhaus,<br />

der Speicher und der Stall. Der Stadel hat etwas vom Speicher, jedoch<br />

ist er unspektakulärer als der Speicher, da er für die Bauern als Nutzgebäude<br />

zählte. Daher wurde beim Bau des Stadels auch nicht so auf die<br />

Details geachtet und bei den Eckverbindungen gab es oft auch ein wildes<br />

Gwätt.<br />

In der Konstruktionsweise sind der Stadel und Speicher sehr ähnlich (siehe<br />

Beschrieb beim Speicher). Meist hatte er drei Etagen: Im Stadelunterbau<br />

(bei den Einheimischen „Unnerbuww“ genannt) befi ndet sich ein grosser<br />

Raum, es gab keine Innenwände (im ganzen Stadel), dort wurden oft die<br />

Maschinen der Bauern untergebracht. Die „Brigi“ (zweite und dritte Etage),<br />

welche sich von der ersten Etage durch Stelzen mit Rundplatten abhebt,<br />

damit die Mäuse und Marder das Getreide nicht fressen konnten. An den<br />

beiden Traufseiten in den oberen Etagen wurde zur Erntezeit das Getreide<br />

(z.B Roggen) gelagert, welches in den Wintermonaten im zentral angelegten<br />

Tenn gedroschen wurde. Natürlich wurde auch wie im Speicher Stroh<br />

gelagert und als Einstreu für das Vieh verwendet.<br />

Nutzungsbedingt hat er ein grösseres Gebäudevolumen und befi ndet sich<br />

in der Regel auch im Miteigentum mehrerer Dorfbewohner, wie die anderen<br />

Gebäudetypen im Dorf auch.<br />

Weil die Stadel-Gebäude nicht mehr gebraucht werden, wurden zwischenzeitlich<br />

bei vielen Stadeln die Stelzen und Rundplatten entfernt und die „Brigi“<br />

auf den Stadelunterbau abgestellt. Daher sieht man zur heutigen Zeit<br />

den Unterschied dieser zwei Gebäuden viel besser als früher. Sind jedoch<br />

die Stelzen und Rundplatten vorhanden, ist es für die meisten eher schwierig<br />

den Unterschied zu erkennen. Als Hapuptmerkmal gilt vor allem das<br />

Tröschstenn, welches heute oft nicht mehr sichtbar ist, da man es abschnitt.<br />

Heute gehört ein Stadel in <strong>Bellwald</strong> oft noch mehreren Familien. Er wird<br />

nicht mehr viel genutzt. Meist nur noch zum Abstellzweck oder ganz selten<br />

wurde er renoviert, um als Wohn-/Ferienhaus in den Sommer- und Wintermonaten<br />

genutzt zu werden.<br />

Quellen: - Dossier von Willy Jeiziner<br />

- www. walsermuseum.ch<br />

21


Franziska Lüscher<br />

Stadel vom<br />

„Oberer Mättelti“<br />

Ich habe mich<br />

für einen zentral<br />

glegenen Stadel<br />

entschieden, welcher<br />

im Gebiet<br />

„Oberes Mättelti“<br />

liegt. Auf den ersten<br />

Blick fällt er einem<br />

nicht gleich<br />

ins Auge. Doch<br />

auf den zweiten<br />

Blick erkennt man<br />

seine gut durchdachten<br />

Details.<br />

Die Türe im Stadelunterbau<br />

wurde<br />

durch den Gebrauch<br />

von grösseren<br />

Maschinen<br />

verbreitert. Im Stadelunterbau<br />

befi<br />

nden sich Räume<br />

unterschiedlicher<br />

Nutzung. In der<br />

„Brigi“ werden an<br />

beiden Traufseiten<br />

zur Erntezeit<br />

das Getreide gelagert.<br />

Durch die<br />

Rundplatten wird<br />

das Eindringen<br />

von Tieren verhindert,<br />

welche sonst<br />

das Getreide fressen<br />

würden.<br />

22


T ü r d e t a i l<br />

Die Tür ist zwischen<br />

zwei Studen mit<br />

Ausschnitt eingearbeitet<br />

worden.<br />

Die Tür befi ndet<br />

sich in der Mitte<br />

der Seitenlänge.<br />

Die Stude übernehmen<br />

eine statische<br />

Funktion.<br />

D E T A I L S T E L Z E N<br />

Die Stelzen sind traditionell in die „Läger“ des Unterbaus<br />

eingearbeitet worden. Für die Verbindung kann man aber<br />

auch die Schwalbenschwanz-Verbindung anwenden.<br />

S t a t i s c h e<br />

Ü b e r l e g u n g e n<br />

Damit ich die statische Ableitung nachvollziehen konnte,<br />

habe ich mit Hilfe des Blitzableiter Systems die verschiedenen<br />

Kräfte aufgezeichnet. So konnte ich die<br />

Statik meines Stadels besser verstehen. Bei genauer Betrachtung<br />

sind mir interessante Konstruktionen aufgefallen,<br />

welche ich versucht habe zu begreifen und darzustellen.<br />

D E T A I L 1<br />

D E T A I L 2<br />

23


Dorian Wernli<br />

Beschrieb“Kunst-Stadel“<br />

Bei meinem Gebäude handelt es sich um einen<br />

ganz speziellen Stadel. Früher als Kornspeicher<br />

und Dreschschopf genutzt, beherbergt er heute<br />

ein Malatelier. Trotz seines stattlichen Alters von<br />

fast 400 Jahren, befi ndet er sich in einem aussergewöhnlich<br />

guten Zustand. Bei seiner Renovation<br />

vor rund 3 Jahren mussten lediglich das in<br />

die Jahre gekommene Dach, der stark verwitterte<br />

Balkenkranz, sowie einzelne, der Feuchtigkeit<br />

ausgesetzten Aufl eger im Sockelbereich erneuert<br />

werden. Der gesamte Stadel wurde damals mit Eisenträgern<br />

unterlegt, angehoben und auf einen<br />

neuen mächtigen und freiliegenden Balkenkranz<br />

gestellt. Die massiven Lärchenstelzen, mit Schwalbenschwänzen<br />

am Kranz fi xiert, hieven den Stadel<br />

auf rund 1.5 m über Boden. Auch die „Mauserplatten“,<br />

die grossen tellerförmigen Schieferplatten,<br />

deren Funktion durch die angebaute Treppe<br />

eigentlich hinfällig wurde, wurden sorgfältig zwischen<br />

Stelzen und Aufl ager wieder eingeschoben.<br />

Ostansicht Kunst-Stadel mit Kirche<br />

Ortsplan <strong>Bellwald</strong><br />

Perspektive<br />

Balkenkranz mit Mäuseplatten<br />

Der Stadel, der in der traditionellen Strickbauweise<br />

erbaut wurde, kommt trotz einer stattlicher Länge<br />

von bis zu 7m an Nord- und Südfassade, ohne zusätzliche<br />

Zwischenwände zur Stabilisierung aus. Einzig<br />

vier bis unter den First reichende Spillen verstärken<br />

die Fassaden zusätzlich und steifen den Stadel und<br />

die Gwätte aus. Der mächtige First, der auf rund 7m<br />

Höhe liegt, besteht aus einem einzigen Lärchenstamm,<br />

der im Durchmesser mindestens 50 cm misst<br />

und wie das gesamte Baumaterial aus den umliegenden<br />

Mischwäldern stammt. Das Dach wurde<br />

mit einem dämmenden Unterdach ausgestattet<br />

und wieder mit Lärchenschindeln eingedeckt.<br />

Der Stadel, der sich in unmittelbarer Nähe zur Kirche<br />

befi ndet, gehört somit zu den grössten und<br />

schönsten Stadeln in <strong>Bellwald</strong>. Dank seinem freiliegenden<br />

Balkenkranz, der weder untermauert<br />

noch unterkellert ist und nur durch neun grosse<br />

Felsbrocken vom Boden getrennt ist, ist er der letzte<br />

seiner Art und damit einzigartig in der Region.<br />

Ostfassade<br />

Südfassade<br />

Westfassade<br />

Nordfassade<br />

24


Der gegen Osten ausgerichtete Stadel besitzt als<br />

einziger Stadel in <strong>Bellwald</strong> eine „Hintertür“, diese<br />

wurde sehr wahrscheinlich erst viele Jahre später<br />

eingebaut, um beim Dreschen das Tenn, den Mittelteil,<br />

besser durchlüften zu können. Die Hauptöffnung,<br />

bestehend aus zwei Flügeltüren, bildete<br />

lange Zeit die einzige Öffnung des Stadels, dessen<br />

OG wohl ebenfalls als Kornspeicher diente.<br />

Holzscharnier Haupteingang<br />

Damals führte nur eine Leiter durch eine kleine<br />

Öffnung in der Decke ins OG. Bei der Renovation<br />

stattete man den Stadel mit einer Holztreppe<br />

aus, die die Besucher ins Atelier führt. Auch<br />

ein kleines Bad erleichtert der Künstlerin das Leben<br />

im ehemals fi nsteren Stadel. Durch kleine<br />

Öffnungen im Bad und im Obergeschoss, die<br />

vor allem zur Lüftung des Stadels dienen, dringt<br />

mittlerweile sogar natürliches Licht in das Atelier.<br />

Ich hoffe ich konnte Euch einen Eindruck<br />

über mein Gebäude vermitteln. Solllte jemand<br />

es jemals nach <strong>Bellwald</strong> schaffen, ist<br />

das Kunst-Atelier defi nitiv einen Besuch wert!<br />

Zum Schluss möchte ich mich bei Herrn Willy Jeiziner<br />

und der Künslterin Frau Theresa Beitl für Ihre<br />

freundliche und offene Art, Ihre tatkräftige Unterstützung<br />

und Ihre tadellose Auskunft bedanken.<br />

Besten Dank!<br />

4<br />

1<br />

3 2<br />

1 Stelze 2 Aufl eger<br />

3 Aufl ager 4 Schwalbenschwanz<br />

3<br />

2<br />

1 Aufl ager 2 Aufl eger 3 Dübel<br />

1<br />

Detail Balkenkranz<br />

Der freiliegende Balkenkranz,<br />

d.h. ohne Untermauerung/Untergeschoss<br />

ist einzigartig in<br />

<strong>Bellwald</strong>. DIe komplette Konstruktion<br />

besteht aus dem witterungsbeständigen<br />

Hartholz, der Lärche.<br />

Detail Gwätt<br />

Die gesamte Bausubstanz im Dorfkern<br />

von <strong>Bellwald</strong> wurde in der Strickbauweise<br />

ausgeführt. Die Aufl ager<br />

und Aufl eger wurden aus Lärchenstämmen<br />

zugeschnitten und mit<br />

Dübel versehen. Diese wirken dem<br />

„Schwinden“ der Lärchenbalken<br />

entgegen und erhalten noch heute<br />

die Form und Dichte der Fassaden.<br />

Die beiden Flügeltüren, die aus einem einzigen<br />

mächtigen Lärchenstamm geschnitten wurden,<br />

kommen ohne jedliche Metall-Scharniere aus.<br />

Die Türblätter wurden unten, sowie oben direkt in<br />

die Schwelle und den Türsturz eingepasst(siehe<br />

Detail). Wie eine Art Kugellager funktionierend,<br />

stattete man die Einfassungen zusätzlich mit<br />

Lederstücken aus, um die Abnutzung und das<br />

„Knarren“ beim Öffnen der Türen zu verringern.<br />

Im Innern errinern einzig die alten eingekerbten<br />

Stützen, die einst die Trennwände des<br />

Tenns einfassten, an die ehemalige Funktion<br />

als Dreschschopf. Der Boden des Mittelteils,<br />

der sogenannte Dreschboden, wurde mit<br />

Federn ausgestattet. Dadurch konnte das lebenswichtige<br />

Korn beim Dreschen nicht durch<br />

die Spalten und Zwischenräume entweichen.<br />

Grundriss EG<br />

um 1800<br />

Grundriss OG<br />

um 1800<br />

Grundriss EG<br />

heute<br />

Grundriss OG<br />

heute<br />

2<br />

1<br />

1 Bodenbalken 2 Feder<br />

Detail Dreschboden<br />

Damit das Korn nicht durch<br />

die Spalten und Zwischenräume<br />

der Balken fi el, stattete man<br />

die Böden im Tenn, dem Mittelteil<br />

der Stadel, mit Federn aus.<br />

Detail Eingangstür<br />

Die Türen wurden ohne jegliche Eisenscharniere<br />

konstruiert. Man fertigte<br />

das Türblatt aus dicken Lärchenstämmen<br />

und passte es mit einem<br />

Rundkopf in Schwelle und Sturz<br />

ein. Um Abnutzung und das Knarren<br />

zu verringern, wurden die Einfassungen<br />

mit Leder ausgekleidet.<br />

25


Lukas Schällibaum<br />

Erste Impressionen von <strong>Bellwald</strong><br />

Oben sieht man eine ehemalige wichtige Verkehrsachse<br />

<strong>Bellwald</strong>s. Rechts sieht man ein Wohngebäude,<br />

links ein Nutzgebäude. Im Hintergrund sind drei<br />

Wohngebäude.<br />

Mein Objekt ist ein Speicher, der um 1700 in der<br />

ortstypischen Strickbauweise gebaut wurde. Er hat<br />

ein Sockelgeschoss und zwei Obergeschosse, die<br />

von Holzstelzen getragen werden. Alle Geschosse<br />

sind in Firstrichtung gehälftet, das zweite Obergeschoss<br />

durch eine von aussen sichtbare Wandgwätt.<br />

Im Innern gelangt man über eine Treppe vom<br />

ersten ins zweiten Obergeschoss. Früher wurde das<br />

Sockelgeschoss als Stauraum für Geräte, Maschinen<br />

etc. genutzt. Die beiden Obergeschosse dienten als<br />

Vorratskammer für Nahrungsmittel, wie zum Beispiel<br />

Brot und Käse. Auf den Holzstelzen sind Steinplatten<br />

als Mäuseschutz, damit die Mäuse nicht ins Obergeschoss<br />

klettern können. Die Treppe mit Laubenpodest<br />

wurde nachträglich angebaut und zerstört<br />

die Funktion des Mäuseschutzes, weil die Mäuse die<br />

Treppe raufklettern können. Ich konnte zwar nicht in<br />

die Obergeschosse reinschauen, doch ich bin mir<br />

sicher, dass sie heute nur noch als Stauraum dienen.<br />

Das Objekt liegt an einer ehemaligen „Hauptverkehrsachse“<br />

<strong>Bellwald</strong>s. Anhand der zwei Eingänge<br />

kann man erkennen, dass das Objekt zwei Eigentümer<br />

hat. Auch im Sockelgeschoss hat es zwei<br />

Türen. Im zweiten Obergeschoss hat es einen Eingang,<br />

der aber nur mit einer Leiter erreichbar ist.<br />

Deshalb ist die Dachfl äche auf der Westseite mit<br />

Wellblech, diejenige auf der Ostseite mit Holzschindeln<br />

bedeckt. Das zweite Obergeschoss ist<br />

auf der Nord- und Südseite um eine Balkenbreite<br />

auskragend. Da es ein Nutzgebäude ist, hat<br />

es keine Zierformen. Trotzdem fi nde ich es eines<br />

der schönsten Objekte im Dorf; Die Grundproportionen<br />

des Hauses und die Struktur des über<br />

300 Jahre alten Holzes gefallen mir sehr. Die<br />

Wettereinfl üsse haben das Holz dunkel verfärbt.<br />

Die Last wird über die massiven Holzwände<br />

abgetragen. Von den Wänden geht die<br />

Last über die Holzstelzen in die Wände im Sockelgeschoss.<br />

Teilweise sieht man am unteren<br />

Teil des Sockelgeschoss einen Steinsockel.<br />

26


Fassade Nord<br />

Fassade Ost<br />

Detail 1<br />

eschoss<br />

Detail 2<br />

eschoss<br />

Fassade Süd<br />

eschoss<br />

Fassade West<br />

Detail 1<br />

Die Holzstütze ist durch einen Schwalbenschwanz mit dem liegenden<br />

Balken verbunden, der den Abschluss des Sockels bildet.<br />

Der liegende Balken ist an den Enden abgeschrägt, damit<br />

der Schnee nicht liegen bleibt. Dadurch kann das Faulen<br />

des Balkens verhindert werden. Die Bretter auf der linken Seite<br />

sind am Balken befestigt, indem sie reingesteckt werden.<br />

Detail 2<br />

Auf der Holzstütze liegt ein abgefl achter Stein als Mäuseschutz,<br />

damit die Mäuse und andere Schädlinge nicht<br />

ins Obergeschoss klettern kännen. Das Laubenpodest<br />

liegt auf dem Balken. Als horizontale Befestigung ist es<br />

beim Balken ausgeschnitten. Oben sieht man das Prinzip<br />

der Strickbauweise; die Balken sind ausgeschnitten,<br />

damit sie ineinander gesteckt werden können. Dadurch<br />

entsteht durch den Überstand der Balken eine Gwätt.<br />

27


Cédric Bütler<br />

Ortsplan Westfassade Bild Perspektive<br />

Funktionen / Gebäudetyp<br />

Der Weiler Richinen bestand bis 1986 aus<br />

34 Gebäuden. Durch einen Beschluss der<br />

Gemeinde <strong>Bellwald</strong> wurden 1986 28 dieser<br />

34 Gebäude abgerissen. Fünf dieser übriggebliebenen<br />

Alpstadel wurden auf dem<br />

heutigen Ballenberg neu aufgebaut. Das<br />

übrig Gebliebene wurde im alten Dorfkern<br />

von <strong>Bellwald</strong> mit einem neuen Sockel aufgerichtet,<br />

und dient heute als Dorfmuseum.<br />

Auf der Alp wurde dieses Gebäude noch<br />

als Speicher und zur Käseproduktion genutzt.<br />

Es diente auch als Schlafunterkunft<br />

der Sennen.<br />

Nordfassade<br />

Ostfassade<br />

Südfassade<br />

Westfassade<br />

Lage<br />

Das Gebäude befi ndet sich heute im alten<br />

Dorfkern von <strong>Bellwald</strong>. Um die Erreichbarkeit<br />

des Alpstadels von der neuen Dorfstrasse<br />

zum Dorfplatz besser zu machen, wurde<br />

das Gebäude im Gelände um 180 Grad<br />

gedreht. Somit war der Haupteingang zur<br />

Strassenseite und nicht wie üblich zur Talseite<br />

hingerichtet. Das Gebäude liegt sehr<br />

nahe am Dorfplatz, wo sich auch die Kirche<br />

von <strong>Bellwald</strong> befi ndet. Direkt nördlich<br />

neben dem Alpstadel ragt der ehemalige<br />

Gemeindespeicher hervor, östlich liegt der<br />

Garten eines Wohnhauses und westlich das<br />

schönste Wohnhaus von <strong>Bellwald</strong>.<br />

28


Konstruktion<br />

Der Alpstadel ist sehr einfach aufgebaut. Die Dimension<br />

und Kubatur hing von der Natur und<br />

der Funktion ab. Das Gebäude hat kein Untergeschoss.<br />

Durch die Versetzung wurde ein neuer<br />

Sockel errichtet, der als Fundament dient. Dieser<br />

wird durchlüftet. Auf der Alp hatte dieses Gebäude<br />

noch keinen Steinsockel, somit war das Holz der<br />

direkten Feuchtigkeit des Terrains ausgesetzt. Dadurch<br />

mussten teilweise die Kanthölzer der Wände<br />

ausgetauscht werden. Diese Flickstellen sind noch<br />

heute sehr gut sichtbar.<br />

Das Gebäude ist ein Strickbau. Es wurden Holzbalken<br />

aus Lärchenholz benutzt und die Enden miteinander<br />

verstrickt. Die Holzbalken wurden jeweils<br />

abwechselnd im 90 Grad-Winkel verwinkelt. Durch<br />

das Eigengewicht des Holzes entstand eine stabile<br />

Wand. Durch regelmässiges Setzten von Dübeln<br />

war die Wand auch bei starker Fäulnis noch stabil.<br />

Wir hatten den Auftrag durch die genaue Analyse<br />

der Fassadenstruktur eine Grundriss Annahme zu<br />

machen<br />

Die Grundrissannahme war sehr einfach. Schon<br />

von aussen gab das Gebäude die nötigen Informationen<br />

zur richtigen Annahme der Grundrissstruktur.<br />

Dies liegt an der Strickbauweise. Deshalb<br />

werden auch alle Innenwände von aussen sichtbar.<br />

Dadurch kam ich schnell zu einem Entschluss.<br />

Das Gebäude muss aus 3 Teilen bestehen, die parallel<br />

zu einander laufen. Dieser Verdacht bestätigte<br />

sich dann auch, als ich das Gebäude von innen<br />

begutachtete.<br />

Stütze mit Stud<br />

Die Pritsche wird durch eine Stütze<br />

gehalten. Eine Einkerbung stützt den<br />

Querbalken. Auf dem Querbalken<br />

sind Längsbalken zu einer Fläche aneinander<br />

geschoben.<br />

Ansicht Gwätt mit Pfette<br />

Nut<br />

Die Wand wir durch eine Nut in einer<br />

Einkerbung der Stütze statisch gehalten.<br />

Die Bohlen wurden mit einem Beil<br />

zurecht geschlagen.<br />

Durch die guten Informationen von Herr<br />

Jeitziner hatte ich auch schnell die Funktionen<br />

der drei Gebäudeteile herausgefunden.<br />

Der linke Teil diente als Lager<br />

oder Speicher. Die anderen zwei Räume<br />

waren zur Käseproduktion und Schlafplatz<br />

gedacht. Als Schlafplatz diente<br />

eine Pritsche die oberhalb des Einganges<br />

aufgebaut wurde.<br />

Das Dach ist von der Konstruktion her<br />

sehr interessant. Sparren leiten die Druckkraft<br />

auf die vier Wände hinab. Auf den<br />

Sparren wurden Rundkonterlatten befestigt,<br />

die als Basis für die drei Schichten<br />

Lärchenschindeln bilden. Eine Wärmedämmkonstruktionsschicht<br />

gibt es weder<br />

in den Wänden noch im Dach. Der<br />

Grund dafür ist die zeitliche Nutzung.<br />

Dieses Gebäude wurde ausschliesslich im<br />

Sommer genutzt.<br />

Das Gwätt mit Pfette<br />

Das Gwätt ist eine Holzverbindung mit Kanthölzern,<br />

welche durch den Strickbau auch ausserhalb<br />

sichtbar ist. Der obere Abschluss bildet eine Pfette.<br />

Das Gwätt ist demnach Konstruktion und Zierform<br />

zugleich. Es leitet die Kräfte, die durch die Dachlasten<br />

entstehen, durch die Wand in den Sockel ab.<br />

Kräfteplan:<br />

Ableitung der Kräfte über das Gwätt<br />

in den Sockel.<br />

Morgenlicht in <strong>Bellwald</strong><br />

29


Beschreibung Wohnhaus<br />

Das Wohnhaus, auch Walserhaus genannt, ist die Bezeichnung für ein historisches<br />

Blockhaus, welches von der Bevölkerungsgruppe, den Walsern,<br />

entwickelt wurde. Ein spezifi sches Walserhaus gibt es jedoch nicht. Die<br />

Häuser wurden an die Umgebung und den Lebensstil angepasst, trotzdem<br />

weisen sie markante, gemeinsame Merkmale auf.<br />

Wir haben ermittelt, dass das ganze Haus aus ca. 16 cm dicken Lärchenbalken<br />

besteht, die an den Ecken ein Gwätt (Eckverbindung) ausbilden.<br />

Dies ist auch die tragende Konstruktion des Gebäudes. Wenn mitten in der<br />

Fassade ein Gwätt zu erkennen ist, gibt uns dies eine Annahme, wie die<br />

Raumeinteilung im Inneren des Gebäudes zu liegen kommt.<br />

Bevor es jedoch das Wohnhaus gab, bestand ein Dorf aus Einzweckbauten,<br />

wie das Feuerhaus, das Schlafhaus, der Stadel, der Stall und der Speicher.<br />

Das Schlafhaus wurde von aussen beheizt. Das spezielle an der Küche<br />

war, dass sie bis unters Dach offen geblieben ist, so dass der Rauch<br />

durch die Dachritzen verschwinden konnte.<br />

Die extremen Wintermonate führten zum Wunsch, das Schlafhaus und das<br />

Feuerhaus beieinander zu haben. Es entstanden zweiraumtiefe Häuser.<br />

Doch anfänglich waren die Eingänge noch separat. Erst später hatten<br />

die Häuser nur einen Eingang in die Küche und eine Erschliessung von der<br />

Küche in den Schlafraum. Auch die Heizung wurde später nach innen<br />

verlegt. Neben dem Herd wurde eine zweite Öffnung für die Wärmeabgabe<br />

versehen. Nun mussten die Bewohner nicht mehr so oft nach draussen<br />

und konnten im Haus Wartungsarbeiten durchführen. Der Wohnungsstandart<br />

stieg.<br />

Die beiden Räume waren in Giebelrichtung angeordnet und der Eingang<br />

befand sich auf der Traufseite.<br />

Dieser primitive Grundriss ist in den Alpen, den Maiensässen, noch oft zu<br />

fi nden. In den Dauersiedlungen ist der Grundriss ein wenig komplexer.<br />

Es gibt eine Stube und eine Kammer auf der Schauseite, eine Küche mit<br />

Vorratskammer und einen Gang auf der Bergseite. Das Haus steht mit der<br />

Giebelseite zur Sonne. Für die Toilette wurde ein separater Anbau erstellt.<br />

Dort befand sich ein Plumsklo mit zwei verschieden grossen Öffnungen,<br />

das kleine Loch für die Kinder und das grössere für die Erwachsenen. Die<br />

ganze Kloake wurde dort gesammelt und einmal im Jahr von Hand wegtransportiert.<br />

Der Dämmperimeter aller Wohnhäuser verläuft innseitig. Ein wichtiges Bauteil<br />

in der Mauerkonstruktion ist das Windpapier zwischen der Dämmung<br />

und den Lärchenbalken. Es verhindert eine Beschädigung des Dämmperimeters.<br />

Die Fassade wird von aussen durch Witterungseinfl üsse (Regen,<br />

Sonne) dunkelbraun bis schwarz verfärbt.<br />

Die Fenster sind oft nicht sehr hoch, dafür lang, ein typisches Merkmal für<br />

die Walserhäuser. Doch dies ist nicht aus ästhetischen Gründen der Fall,<br />

sondern weil das Holz auch noch nach vielen Jahren arbeitet (Quell- und<br />

Schwindfunktion). Heute sind alle Fenster erneuert und teilweise vergrössert<br />

oder verkleinert worden. Dadurch sind leider oft die Friesen, welche<br />

die Fenster verziert hatten, zerstört worden.<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1 Stube<br />

2 Küche<br />

3 Holzschopf<br />

4 Nebenstube<br />

5 Vorraum<br />

6 Speisekammer<br />

6<br />

5<br />

1<br />

2<br />

4<br />

30


Aber nicht nur die Fenster wurden renoviert, es mussten auch Teile der Wände<br />

ersetzt werden, weil das Holz bis auf das gewachsene Terrain zu liegen<br />

kam. Ein Milieu für Schimmel/Fäulnis entstand. Die meisten Wände des Sockelgeschosses<br />

sind heute durch Bruchsteinmauern oder Betonwände ersetzt<br />

worden.<br />

Auch die Schindeldächer sind wegen dem grossen Konstruktionsaufwand<br />

nicht mehr überall zu fi nden. Oft wurden sie durch Eternit- oder Tonziegel ersetzt.<br />

In anderen Regionen im Wallis sind auch Dächer aus Schiefer zu fi nden.<br />

Anhand des hellen Holzes um die Fenster,<br />

sieht man dass diese renoviert und sehr wahrscheinlich<br />

vergrössert wurden.<br />

Das Wasser musste lange Zeit von den Brunnen geholt werden. Ein Wasseranschluss<br />

im Haus bestand nicht. Der Strom kam 1937 erstmals in die Häuser<br />

von <strong>Bellwald</strong>.<br />

Weil die Bewohner der Alpgemeinden meist auf sich selbst angewiesen waren,<br />

hatten sie einen Garten um das Haus, in dem Sie Kartoffeln, Roggen<br />

(Getreide) und andere Nutzpfl anzen mit kurzer Vegetationszeit angebaut<br />

haben. Wohlhabende Familien besassen 3-4 Ziegen. Diese lieferten Milch<br />

wenn die Kühe auf der Alp waren.<br />

Das verputze Wandteil ist neu, früher hat sich<br />

in er Innenseite immerwieder Schimmel gebildet.<br />

Auch diese Steinmauer ist neu.<br />

31


Olivia Stöcklin<br />

Lage:<br />

Das Wohnhaus der Famlie Eggs liegt am nördlichen Rande des<br />

alten Dorfkerns. Wenn man auf dem Dorfplatz steht und Richtung Biel<br />

(Berg) schaut, liegt es hinter dem Haus, in dem sich früher die Post befand.<br />

An der Stelle, wo das Wohnhaus steht, ist es ziemlich steil. Auf die<br />

Tiefe des Hauses macht die Steigung des Hanges ein Stockwerk aus,<br />

deshalb ist es nicht ganz unterkellert.<br />

Südfassade<br />

Westfassade<br />

Nordfassade<br />

Ostfassade<br />

Aufbau/ Statik:<br />

Die Aussenwände sind mit einer Steckverbindung, dem Gwätt, verbunden. Auch die<br />

Innenwände halten mit dieser Ver bindung an den Aussenwänden. So kann man schon<br />

von Aussen den Grundriss erahnen. Zudem sind einzelne Balken in der Fassade sichtbar,<br />

die Binder. Diese geben den gegenüberliegenen Wänden Stabilität. Anhand dieser<br />

Binder sind die Geschosshöhen von Aussen ablesen.<br />

Der älteste Binder im Haus der<br />

Familie Eggs ist aus dem Jahre 1592.<br />

32


Zange<br />

Zapfen<br />

Stud<br />

Türe:<br />

Dieses Detail ist bei beiden Kellertüren zu fi nden. Der Leibungspfosten,<br />

das Stud, ist zwischen dem Schwellenholz<br />

und dem Sturz eingespannt. Auf der einen Seite ist<br />

eine Nut für die Wandbalken eingekerbt. Die Türhöhe<br />

ergibt sich aus der Anzahl Balken, so dass der<br />

oberste den Sturz bildet.<br />

Zange:<br />

Die Wandbalken sind mit Zapfen verbunden.<br />

Damit sie aber noch mehr<br />

Stabilität erhalten, wurden im nachhinein<br />

Zangen an die Fassaden angebracht,<br />

die den Wänden mehr Halt<br />

geben.<br />

Überblattung<br />

Gwätt:<br />

Die Eckverbingung zweier Wände nennt man Gwätt. Beide<br />

Balken werden so eingeschnitten, dass die Wände keine<br />

Spalten aufweisen, diese Technik nennt mann Überblattung.<br />

Renovation:<br />

Im Jahre 1958 hat die Familie Eggs ihr Haus komplett renoviert. Auf<br />

der Südseite wurde es nur von drei Steinen abgestützt. Die unteren<br />

Wände die bis oder sogar ins Erdreich reichten, waren verfault.<br />

Deshalb haben sie dem Haus einen Bruchsteinsockel gegeben. An<br />

den Stellen, die von aussen nicht sichtbar sind, wurden normale<br />

Backsteine oder Beton verwendet.<br />

Die Fenster wurden vergrössert, die ehemaligen Formate sind bei<br />

genauerer Betrachtung noch zu erkennen.<br />

Auch im Innern wurde einiges umgebaut. Im Erdgeschoss wurde<br />

die Stube vergrössert, indem eine Wand heraus genommen wurde.<br />

Die Stube dient nun als Küche und Wohnraum. Die frühere Küche<br />

wird als Büro genutzt. Im Obergeschoss wurde eine Nasszelle<br />

eingebaut.<br />

Vorschutz:<br />

Auf der Ost- und Westfassade ist ein<br />

Versatz der Schauseite zu sehen, der<br />

Vorschutz. Dieser dient zur Aufl ockerung<br />

der Fassade, aber auch zum<br />

Schutz vor Schlagregen. Dadurch<br />

werden die zwei Türen im Kellergeschoss<br />

geschützt.<br />

Die Deckenbalken sind mit Schnitzereien<br />

versehen, die untere Abrundung<br />

dient als Tropfnase.<br />

33


Ümra Karahan<br />

Das Haus von Schiner ist Südlich<br />

ausgerichtet und schliesst mit der<br />

Frontfassade nördlich den Kirchplatz<br />

ab.<br />

Dem Obergommner Barockhäuser i 17. Jh. entspricht dieses Objekt in seinem Haustypus. Im<br />

Jahre 1975/76 wurden Renovationen an der hinteren Giebelwand vorgenommen und Anbau<br />

eines Treppenhauses. Durch das Einschieben von Stockwerken wird das Barockhaus zu einem<br />

imposanten Baukörper, der die Umgebung beherrscht. Der „Vorschutz“ wird beibehalten,<br />

und besondere Aufmerksamkeit schenkte man der Innenausstattung. Die Barockwelle fl oss<br />

auch in die Wohnräume.<br />

Barockhaus im Goms, Ernen<br />

Eckverkämmung; vgl. Chriitzgwätt; von «wetten = verbinden»;<br />

bezeichnet die erkämmte Kreuzung der Wandbalken<br />

(Kantholz). Das Gwätt ist ein typisches Merkmal des alpinen<br />

Blockbaus und wurde noch heute als zierendes Element<br />

auch beim Ständer-, oder verschalten Riegelbau verwendet;<br />

in diesem Falle sind die Gwätti nur Attrappe.<br />

Stockwerken werden Knaggen(Konsolen) zur Aussteifung und zur Abtragung von Lasten<br />

zwischen den Ständern und den auskragenden Balken eingebaut. Die Verbindung<br />

zu dem auskragenden Balken wird dabei durch einen Zapfen hergestellt, die Verbindung<br />

zu dem Ständer durch einen Versatz, wenn vertikale Lasten übertragen werden<br />

sollen. Häufi g sind die Knaggen mit Schnitzereien, Figuren oder Ornamenten versehen.<br />

Vorkragung <br />

Der Vorschutz ist ein<br />

dekoratives Element.<br />

Die bestehenden<br />

Konsolen sind mit<br />

Rossköpfen/<br />

Pferdeköpfen<br />

verziert. Eine von denen<br />

ist mit dem<br />

Schiner-Wappen geschmückt.<br />

Die Mauer unterhalb<br />

der Auskragung hat<br />

immer bestanden,<br />

jedoch war sie nicht<br />

so schön verputz wie<br />

heute.<br />

34


Nordfassade<br />

Ostfassade<br />

Südfassade<br />

Aus der Hauptfassade<br />

kann man durch die<br />

Raumteiler-Balken<br />

ablesen das im untern<br />

Stockwerk ein Wohnzimmer<br />

und ein Kammer/<br />

Schlafraum ist. Im<br />

hinteren Haus ist ein weiterer<br />

Schlafraum und ein<br />

Arbeitsraum. Im hinteren<br />

Haus haben die Arbeiter<br />

gewohnt. Die Toilette<br />

und das Treppenhaus<br />

ist nachträglich gebaut<br />

worden.<br />

Westfassade<br />

Stadel -> Dieser Stadel steht in der Nähe vom Dorfplatz und<br />

wird heute als Kunst Atelier genutzt. Er ist seit kurzem renoviert<br />

worden und beinhaltet WC/Du und im oberen Stockwerk ein<br />

Arbeits-/Austellerraum mit den wichtigsten Elektroanschlüsse für<br />

Belichtung und Heizung.<br />

Die Neigung der Dächer im Dorf,entsprechen der Neigung<br />

der Gebirgsketten im Hintergrund<br />

Der Balkon ist an der rechten Traufseite auf<br />

wandartig vorstehenden Konsolen mit<br />

Rossköpfen abgestützt.<br />

Am Blockwerk unter und oberhalb der Fensterpartier sind Relikte eines<br />

Würfelfrieses erhalten. Die Ornametikbalken zeigen die Grösse der Fenster.<br />

Die Fenster und die dazugehörigen Setzhölzer sind erneuert worden. Das<br />

Auskragende Holzklotz ist der Raumteiler/Längsbalken.<br />

EINDRUCK<br />

Mein Gebäude fi el mir mit seiner opulenten Erscheinung direkt auf. Als ich mich mit diesem Haus beschäftigte, bemerkte<br />

ich wie vielfältig dieses Gebäude war. Die Fassade widerspiegelte den Grundriss, joch wusste man kaum<br />

etwas über Innenausbau. Dank der Besichtigung durch den Hausherrn konnte ich mir ein Bild vom Inneren machen.<br />

Ich konnte alle Räumlichkeiten besichtigen und erhielt Auskunft, mit was für Materialien er arbeitet und was<br />

noch renoviert werden muss. Das Haus ist eines der wertvollsten Häusern in <strong>Bellwald</strong>.<br />

35


Simon Furlenmeier<br />

Der Grundeigentümer des Wohnhauses wohnt im Erdgeschoss. Im Obergeschoss wohnt<br />

ein Mieter. Das Dachgeschoss wird als Estrich genutzt. Die Estrichnutzung erfolgt individuell.<br />

Bezüglich den Fassaden kann man Äusserungen bezüglich dem Terrain machen. Man<br />

kann sagen, dass der hintere Fasssade ca. der Hälfte der Höhe der vorderen Fassade<br />

entspricht.<br />

Die Lagerwoche in <strong>Bellwald</strong> konnte ich dazu nutzen, um mich mit der Baustruktur<br />

in <strong>Bellwald</strong> auseinanderzusetzen. Als erstes habe ich mich mit der<br />

Zusammensetzung der Häuser in <strong>Bellwald</strong> auseinandergesetzt. Dies habe ich<br />

veranschaulicht, indem ich den Dorfplatz in <strong>Bellwald</strong> abgezeichnet habe.<br />

Grundmerkmale für <strong>Bellwald</strong> mit Veranschaulichung der Dorfplatzzeichnung:<br />

- Häuser nah beieinander<br />

- Strassen mit Kiesbelag<br />

- Kirche als wichtiger Knotenpunkt<br />

- Alle Häuser wurden der Hanglage angepasst gebaut<br />

- Der Dorfplatz wurde ausgeebnet und liegt waagrecht<br />

Das Wohnhaus:<br />

Mein Wohnhaus liegt nahe an einem Nachbarshaus auf einer Seite. Auf der anderen<br />

Seiten befi ndet sich ein Garten. Das besondere daran ist hierbei bereits, dass der Bewohner<br />

einen Garten im eigenen Besitz hat. Dies ist eher ungewöhnlich für das System<br />

in <strong>Bellwald</strong>. Vor dem Haus steht ein Sockel mit einem weiteren Gartenanbau drauf. Vor<br />

dem Sockel befi ndet sich eine gepfl ästerte Durchgangsstrasse. Das Haus wurde dem<br />

steilen Gelände angepasst. Die ursprüngliche Holzkonstruktion steht auf einem gemauerten<br />

Sockel. In jüngerer Zeit wurde das Innenleben rennoviert. Den äusseren Bestand<br />

hat man jedoch in gutem Erhalt belassen.<br />

36


Merkmale + Beschrieb Innenstruktur<br />

DG<br />

Das Wohnhaus, welches eine eher zentrale Platzierung<br />

aufweist, wird in 2 Wohnungen aufgeteilt. Der Grundbesitz<br />

des Hauses, dass heisst Grundeigentümer, ist hier die<br />

Bewohnerin des Erdgeschosses. Die Innenräume wurden<br />

mit den Jahren renoviert, deshalb konnte man die<br />

innere Gliederung von aussen her nur schwer abschätzen.<br />

Im Obergeschoss wohnt ein Mieter. Die Gliederung<br />

des Grundrisses zieht sich über alle Geschosse ungefähr<br />

gleich.<br />

Imposante Kulisse in <strong>Bellwald</strong><br />

Diverse Durchgänge<br />

Küche, Essen, Wohnen<br />

Nasszellen<br />

Weitere Nutzräume<br />

Diverse Durchgänge<br />

37


Fabia Heierli<br />

Als vor mehr als 300 Jahren die Häuser gebaut wurden,<br />

achtete man auf die umliegende Natur. Diese<br />

Dächer verlaufen parallel und leicht ansteigend<br />

zum Hang. so bilden sie eine schöne Symbiose mit<br />

der Umgebung.<br />

Wohnhaus mit drei Wohnungen<br />

Wohnhaus unter dem Biel<br />

Das Wohnhaus mit welchem ich mich die letzten Tage auseinandergesetzt habe liegt in der Nähe des Dorfplatzes. Es steht inmitten<br />

von anderen Wohnhäusern, welche von meinem Haus überragt werden. Mein Gebäude steht im Hang weshalb nur der<br />

hintere Teil unterkellert ist. Oberhalb dieses Hanges beginnt eine weitere topographische Höhenebene namens „üff em biel“<br />

mit weiteren Häusern die zum ursprünglichen Dorfkern gehören.<br />

Leider war es nicht möglich einen Schlüssel für die Besichtigung des Hauses zu organisieren, was sehr schade war. Es hätte mich<br />

sehr interessiert, welche Menschen auf welche Art hier leben. Als ich den Anbau sah, ging ich davon aus, dass das gesamte<br />

Haus modern und hell umgebaut wurde. Der Eigentümer des Nachbarhauses berichtete mir, dass dem nicht so sei. Es wurde<br />

immer mal wieder etwas um- bzw. angebaut. Ausser beim Anbau hat das Haus im Innen- und Aussenraum den ursprünglichen<br />

Charakter nicht verloren. Wie bei allen Häusern in <strong>Bellwald</strong> sind auch hier nicht mehr die ursprünglichen Fenster vorhanden,<br />

insgesamt sind diese grösser ausgestaltet.<br />

Das statische System ist sehr gut ersichtlich. Die Außenwände sind mit einer Eckverbindung, dem sogenannten „Gwätt“, verbunden.<br />

Die Innenwände sind ebenfalls mit den Aussenwänden verbunden. So lassen sich beim Blick auf die Fassade die<br />

Grundrisse sehr gut erahnen. Die Balken mussten aus statischen Gründen über die ganze Fassade durchgezogen werden.<br />

Deshalb ist die Grösse eines Hauses sehr abhängig von der Länge der verfügbaren Balken. Vorwiegend wurde Holz von Lärchenbäumen<br />

als Baumaterial verwendet.<br />

Das Auseinandersetzen mit diesem Gebäude war eine sehr spannende und intensive Arbeit.<br />

Wit-hüs (angebautes Treppenhaus)<br />

38


An vielen Gebäuden in <strong>Bellwald</strong>, wie<br />

auch an meinem, zieren oberhalb und<br />

unterhalb der Fensterreihen Friesborde<br />

die Fassade.<br />

Bei meinem Haus<br />

Rautenfries<br />

Mitte und<br />

3. Viertel 18. J.h.<br />

Süd-Fassade<br />

Auf dieser Seite des Hauses ist ersichtlich,<br />

dass sich das Haus stark nach links neigt.<br />

Früher bestand der erdnahe Unterbau<br />

aus Holz und wurde mit der Zeit faulig. So<br />

begann sich das Haus zu neigen weshalb<br />

der Holzunterbau durch eine Steinmauer<br />

ersetzt wurde.<br />

Ost-Fassade<br />

EG<br />

Die Wohnung im EG erreicht man über die<br />

Treppe im Westen. Auf der heutigen Terrasse<br />

stand früher die Trockentoilette und<br />

darunter der Schweinestall. Das Bad war<br />

ursprünglich ein Durchgang hinüber zum<br />

Schopf und auf der Fläche des heutigen<br />

Gartens stand der Hühnerstall.<br />

Rillenfries<br />

1510-1540<br />

heufi g um<br />

1530<br />

Würfelfries<br />

Mitte und<br />

2. Hälfte<br />

17. J,h.<br />

Eher ungewöhnlich für diese Art von Bauten<br />

ist der Vorsprung des Hauses auf der<br />

linken Seite. Dieser wird von einem Holzbalken<br />

gestützt.<br />

Nord-Fassade<br />

2. OG<br />

Obwohl dieser Anbau eher modern gehalten<br />

ist, passt er gut in die Umgebung. Er<br />

macht diesen Bau irgendwie auch spannend.<br />

Die blickgeschützte Terrasse davor<br />

lädt zum Verweilen ein.<br />

Die Wohnungen 1. und 2. OG erreicht man<br />

über das Treppenhaus auf der hinteren<br />

Seite, was auch früher schon so war.<br />

Die Trockentoillette war dort wo das Bad<br />

auch heute ist, war aber nur von aussen<br />

zugänglich. Der Balkon wurde vor 50 Jahren<br />

angebaut.<br />

39


Valentin Sedlmeier<br />

Erdgeschoss:<br />

Grundrissannahme<br />

Alt- und Neubau<br />

Das Wohnhaus von Willy Jeiziner<br />

Mein Wohngebäude in <strong>Bellwald</strong>, gehört<br />

Willy Jeitziner. Auch er hat wie wir eine<br />

Lehre als Hochbauzeichner absolviert<br />

und sogar ein eigenes Architekturbüro<br />

geleitet. Jetzt ist er pensioniert. Es ist das<br />

Elternhaus der Mutter, welches Herr Jeiziner<br />

geerbt hat. Das Haus wurde von<br />

unserer Vorgängerklasse nicht erfasst und<br />

ist somit eine neue Herausforderung für<br />

mich.<br />

Westfassade<br />

Südfassade<br />

Wanderung zum Aletschgletscher<br />

Ostfassade<br />

Nordfassade<br />

Das Gebäude in seiner Grundstruktur wurde 1783 erbaut. Der Anbau an das alte Gebäude (Wohnungserweiterung)<br />

wurde 1963 an das bestehende System gegliedert. 2004 fand ein Wohnungsumbau statt, Innenwände<br />

wurden abgebrochen und neu platziert. Alt- und Neubau weisen Lärchenfassaden auf, welche von der Witterung<br />

gekennzeichnet sind. Das alte Gebäude besitzt eine liegende und der Anbau eine stehende Holzfassade.<br />

So können beide Typen des Gebäudes relativ einfach auseinandergehalten werden. 1991 wurde beim<br />

Altbau eine Sanierung durchgeführt. Die Fenster und das Dach wurden komplett erneuert und Teile der alten<br />

Fassade durch neuwertige ersetzt.<br />

Das Gebäude wurde von mir mittels einer sorgfältigen Auswahl von Arbeitstechniken auseinandergenommen.<br />

Für die Perspektive suchte ich mir einen Standort, an welcher Stelle Alt- und Neubau möglichst gut erkennbar<br />

waren. Am Dienstag stand die proportionale Aufnahme der Fassaden im Programm. Diese habe ich am<br />

Wochenende dank den vielen Fotos noch überarbeiten können. Am Mittwoch befasste ich mich mit dem<br />

Grundriss und den Details des Gebäudes. Das Gwätt an der Fassade gab mir eine Annahme wie das<br />

Gebäude im inneren strukturiert sein könnte. Die Detailentwickling habe ich mit Herrn Jeiziner genau<br />

besprochen und spezifi ziert.<br />

40


Perspektive:<br />

Viele Walserhäuser besitzen Verzierungen,<br />

welche die Ästhetik verbessern, bautechnisch<br />

relevant sind und geschichtliche Informationen<br />

über das entsprechende Gebäude preisgeben.<br />

Dachdetail:<br />

Aufbau gem. Besprechung mit Herr Jeitziner:<br />

-Eternitschiefer<br />

-Schieferlattung<br />

-Konterlattung<br />

-Dachschalung<br />

-Sparrenlage, mit Zwischensparrendämmung<br />

-Dampfbremse<br />

-Innenlattung<br />

-Holzverkleidung<br />

Abtropfnase<br />

Innseitig der tragenden Holzkonstruktion (Wand)<br />

befi ndet sich das Windpapier. Es verhindert eine<br />

Verletzung der inneren Bauteile.<br />

Auch wenn ich keine Angaben zum Aufbau der Wände<br />

und Decken hatte, probierte ich ein Detail zu konstruieren,<br />

welches ungefähr dem Neubau des Gebäudes<br />

entspricht. Ich habe mich auf den Sockel fokusiert, auf<br />

dem eine Rahmen- oder Ständerbaukonstruktion gestellt<br />

wurde.<br />

Standort für die die Skizze:<br />

Mörtel<br />

Weg/Gasse:<br />

Das kleine Dörfchen <strong>Bellwald</strong> fasst zirka 450 Einwohner, ist sehr dicht<br />

besiedelt und erstreckt sich von dem Rotten bis zum Finsteraarhorn.<br />

Es bestehen viele, enge und schmale Gassen. Die meisten Wege sind<br />

öffentlich.<br />

Der komplette Anbau<br />

wurde über der Bruchsteinmauer<br />

auf eine ca.<br />

20cm dicke Schicht Mörtel<br />

gelegt und ausnivelliert.<br />

Die Eckverbindung des<br />

Strickbaus wird als Gwätt<br />

bezeichnet<br />

41


42


Beschreibung Stallscheune / Doppelstall<br />

Scheunen sind grundsätzlich landwirtschaftliche Lagergebäude,<br />

welche zur Lagerung von Heu und Futter dienen.<br />

Ställe sind Gebäude, welche zur Haltung der Nutztiere vorgsehen sind<br />

und in denen mit dem Vieh gearbeitet wird. In diesem Fall sind diese zwei<br />

Gebäudetypen als Stallscheune vereint. Die typischen Stallscheunen sind<br />

zweigeschossig.<br />

Unmittelbar nach der Stalltüre führen Treppen in das obere Scheunengeschoss.<br />

Durch diese Erschliessung wurde das Heu von der oberen in die<br />

untere Etage transportiert. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes<br />

war direkt unter der Dachschräge das Scheunentor, durch welches die<br />

Heuernte in die Scheune gebracht wurde. Die Stallscheunen gehörten nur<br />

selten einer einzigen Person alleine. Wie einiges im Wallis wurden auch die<br />

Stallscheunen auf mehrere Besitzer aufgeteilt. Dies entstand einerseits aus<br />

Vererbungen oder einfach nur aus neuen Platzbedürfnissen.<br />

Seit mehreren Jahrzehnten ist diese Art der Tierhaltung verboten. Deshalb<br />

haben diese Gebäude heute nicht mehr ihren ursprünglichen Nutzen und<br />

werden für andere Lagerzwecke verwendet. So zum Beispiel für Festbänke<br />

oder andere allgemeine Utensilien der Gemeinde oder auch von Privatpersonen.<br />

Das untere Stockwerk davon war für das Vieh vorgesehen, welches durch<br />

die zentriert positionierte Stalltüre in den Mittelgang gelang. Dieser Mittelgang<br />

erstreckt sich auf die ganze Gebäudelänge und diente als Arbeitsund<br />

Kotbereich. Links und rechts des Mittelgangs waren die Tiere angekettet.<br />

Sie blieben den Winter über in diesen sehr niedrigen und dunkeln<br />

Ställen und hatten kaum Bewegungsfreiheit.<br />

43


Gian Althaus<br />

Mein Haus ist im alten Dorfkern,<br />

oder auch oberes Mätteli genannt,<br />

gelegen. Die Stallscheune<br />

befi ndet sich an der füheren<br />

Hauptstrasse und hat heutzutage<br />

einen sehr hohen Wert. Das<br />

Dorf ist aufgebaut aus einem<br />

Dorfplatz der direkt neben der<br />

Dorfkirche liegt. Vom Dorfplatz<br />

entlaufen die verschiedenen<br />

Verkehrsachsen welche durch<br />

den alten Dorfkern verlaufen.<br />

Ich habe eine kleine Stallscheune im inneren Dorfkern ausgewählt. Ich habe dieses<br />

Gebäude ausgesucht, da es keinen Anbau bzw. Umbaus besitzt wie einige andere<br />

Häuser. Leider besitzt die Stallscheune keine getrennten Innenräume im EG, wie auch<br />

im OG. Das wusste ich zu Beginn nicht, dass Stallscheunen allgemein so aufgeteilt sind.<br />

Meine Stallscheune besitz im EG einen Stall, in dem im Winter Kühe und Geissen gehalten<br />

wurden. Im oberen Geschoss wurden das Heu und das Futter für die Tiere gelagert.<br />

Das OG hat an der Frontfassade ein grosses Tor in der Mitte, das man öffnen konnte<br />

und das Heu einfach runter werfen konnte. So war das Füttern der Tiere einfacher.<br />

Das Haus wurde im spähten 17. Jahrhundert gebaut, welches man sehr gut sehen<br />

kann, denn das Holz ist schon ganz dunkelbraun, fast schwarz, aber dennoch<br />

stabil. Am Haus selber wurde nichts umgebaut, nur die Türen wurden ersetzt.<br />

Heute wird die Stallscheune nicht mehr als Stallscheune genutzt, da es viel zu klein ist<br />

um Tiere im Stall zu halten. Oft werden Werkzeuge und andere Scahen daringelagert.<br />

44


Südfassade:<br />

Ostfassade:<br />

Der Grundriss vom<br />

Obergeschoss ist nicht<br />

spektakulär. das muss<br />

er aber auch nicht<br />

sein, denn früher wurde<br />

hier nur das Heu<br />

und Stroh gelagert und<br />

dafür brauchte man<br />

nur einen geschützten,<br />

trockenen Platz,<br />

was hier im Dachgeschoss<br />

gegeben ist.<br />

Nordfassade:<br />

Die Südfassade ist zugleich<br />

die Frontfassade bei der<br />

sich der Eingang zum Stall<br />

und zur derüberliegenden<br />

Scheune Befi ndet. Das<br />

Grosse Tor in der Mitte des<br />

Obergeschosses dient zum<br />

Befördern des Heus bzw.<br />

Futters, ins Erdgeschoss.<br />

Westfassade:<br />

Die Ostfassade besitzt keine<br />

Oeffnungen, sprich<br />

keine Fenster und Türen.<br />

Die Träger stehen aus der<br />

Wand raus, welche mit einer<br />

Spille versehen ist um<br />

die Balken gerade und stabil<br />

zusammen zu halten.<br />

Das Erdgeschoss ist<br />

ebenfalls sehr einfach<br />

und rustikal eingerichtet.<br />

In der Mitte<br />

entlang laufend, befi<br />

nden sich zwei Stützen<br />

welche die Träger<br />

der Decke stüzen.<br />

Hier wurden fürher Kühe<br />

und Geissen gehalten.<br />

Die Nordfassade ist geschlossen<br />

und ausser der<br />

Spille ist nichts sichtbar.<br />

Bei der Westfassade gibt es<br />

keine Unterschiede zur Ostfassade.<br />

Auch hier ist die<br />

Spille zu sehen und die zwei<br />

Träger die die Struktur des<br />

Obergeschosses gewähren.<br />

Die eckverkämmten Balken<br />

bilden das typische Gwätt.<br />

Die Spille dient zur Stabilität<br />

und Begradigung der<br />

Seitenwände um die Holzbalken<br />

im Lot zuhalten.<br />

45


Robin Böller<br />

Mir wurde eine alte Stallscheune als Haus zugeteilt. Es ist ein Gebäude aus dem späten 17. Jahrhundert, was man ihm auch ansieht. Von unserer Vorgängerklasse hat niemand<br />

dieses Gebäude untersucht, was die Herausforderung noch zusätzlich steigerte. Eine grosse Schwierigkeit bestand auch darin, dass ich nicht in das Gebäude hinein<br />

gehen konnte. So entstanden meine Feststellungen durch Gespräche mit dem einheimischen Architekten Willy Jeiziner, sowie meinen Beobachtungen von der Fassade.<br />

Das Gebäude war ursprünglich eine Stallscheune, welche heute als Lager<br />

für die Gemeinde genutzt wird. Es verfügte ursprünglich über drei<br />

Geschosse. Von der Talseite zugänglich war das unterste Geschoss, welches<br />

der Stall darstellte. Es ist ein Halbgeschoss und verläuft ins Terrain.<br />

Durch ein circa 1.40 Meter hohes Stalltor gelangten Schweine, Ziegen<br />

oder Kühe in den Stall, welcher im Bereich des Terrain aus Bruchsteinwänden<br />

gebaut ist. Die Konstruktion darüber besteht aus Lärchenbalken,<br />

welche sich in den Ecken mit einer Gwätt-Konstruktion ausbilden.<br />

Die Balken bilden die Aussenwände für die Scheune, welche von der<br />

Bergseite durch das Scheunentor erschlossen ist. Durch dieses Tor wurde<br />

das Heu vom Feld angeliefert. Es wurde im Obergeschoss gelagert<br />

und dann durch eine Klappe oder einem Deckendurchbruch in den<br />

Stall zu den Tieren befördert. Ursprünglich war noch eine weiter Geschossdecke<br />

eingezogen, welche aber grösstenteils eingestürzt ist.<br />

46


Der Dorfkern von <strong>Bellwald</strong> besteht<br />

grösstenteils aus den folgenden<br />

drei Gbäudetypen: Stadel, Speicher<br />

und Stallscheune. Diese wurden<br />

oft von meherern Leuten gemeinsam<br />

genutzt und standen<br />

nahe beieinander. Alle Typen haben<br />

jeweils die selbe Grundstruktur.<br />

Für zusätzliche Stabilität der Fassade<br />

sorgt die Spille. Dies ist ein Balken, welcher<br />

senkrecht entlang der Fassade verläuft<br />

und durch herausragende Mittelbalken<br />

befestigt wird. Die Spille hat seine<br />

Wirkung allerdings nicht komplett erfüllt,<br />

denn die Fassade ist windschief und man<br />

erkennt schnell, dass das Gebäude stark<br />

der Witterung ausgesetzt war und auch<br />

darunter gelitten hat. So biegen sich die<br />

Sockelbalken stark durch und wurden<br />

zum Teil auch schon provisorisch punktuell<br />

unterstützt. Die Innenbalken sind ohne<br />

spezielle Verbindungen aufgelegt. Dies<br />

sieht zwar nicht sonderlich stabil aus,<br />

erfüllt seinen Zweck aber vollkommen.<br />

Die Eckverbindungen dieses<br />

Gebäudes sind Balken, welche<br />

im neunzig Grad Winkel<br />

miteinander verstrickt sind, das<br />

„Gwätt“. Durch das Eigengewicht<br />

der Balken ist dies eine<br />

sehr stabile Methode. Zusätzlich<br />

werden oft auch noch Dübel<br />

eingesetzt. Diese Art der Eckverbindung<br />

ist in den Alpen sehr<br />

verbreitet und ist auch äusserlich<br />

schön anzuschauen. Obwohl<br />

es durch Schnee oft feucht<br />

wird, verfault das Holz nicht,<br />

da es von der starken Sonne<br />

schnell wieder getrocknet wird.<br />

47


Elia Mahler<br />

Ich habe eine kleine, umgebaute Stallscheune<br />

ausgewählt. Sie liegt etwas höher<br />

im Dorf wie die meisten anderen<br />

Projektierungen.<br />

das um etwa 1700 erbaute, quadratische<br />

Häuschen wurde vor ca. 100 Jahren erweiteret.<br />

So entstand ein Fassadenlängenverhältnis<br />

von 7x5.<br />

Nur wenige Dinge wurden an der Fassade<br />

neu gemacht. Innen ist vieles umgebaut;<br />

einige Wände wurden rausgerissen, alles<br />

wurde getäfert und die Fenster sind neu.<br />

Besonders auffällig ist, dass man von aussen<br />

nur Glas sieht, keinen Rahmen.<br />

Eine ältere Frau wohnt im Haus nebenan.<br />

Als ich ins Hausinnere wollte, um meine<br />

Grundrissannahme zu überprüfen, kam ich<br />

in den Genuss einer Führung durch ihren<br />

Nachbarn, der nebenan sein Haus am<br />

renovieren war.<br />

Dachsilouette/ Bergen<br />

Die Dachsilouette korrespondiert mit den im Hintergrund<br />

sichtbaren Neigungen der Berge.<br />

Auffällig ist eine dichte Verbauung. Die eher fl achen Dächer<br />

sind unter anderem dafür, damit der Schnee liegen<br />

bleibt, den so dient er als Dämmung in den kalten Wintermonaten.<br />

Aquarell-Bild von Berg während der<br />

Wanderung.<br />

Perspektive von meinem Haus.<br />

Der Strickbau (auch Blockbau genannt)<br />

ist eine der ältesten Holz-Massivbauweisen<br />

und vorallem in Europa und Asien verbreitet.<br />

Sie zählt zu den grundlegenden<br />

Konstruktionsformen im Holzbau.<br />

In <strong>Bellwald</strong> sind fast alle Häuser anhand<br />

dieser Technik gebaut.<br />

Vor allem bei den alten Bauten, im Dorfinneren,<br />

bringt der Strickbau interessante<br />

Details hervor.<br />

48


Die Fenster am Haus<br />

wurden vor ca. 10 Jahren<br />

eingebaut. Die Details<br />

davon sind sehr speziell<br />

und schön, vor allem wenn<br />

man bedenkt, dass dieser<br />

Bau schon hunderte Jahre<br />

alt ist.<br />

Von aussen ist nur Glas zu<br />

sehen, kein Rahmen.<br />

Um den Rahmen komplett<br />

zu verstecken, wurden<br />

Bretter auf die Fenster Einfassung<br />

geschraubt.<br />

Schlafzimmer<br />

Kochen/<br />

Essen<br />

Grundrissannahme<br />

Ich habe zuerst von aussen eine Grundrissannahme aufskizziert.<br />

Später konnte ich das Haus von Innen besichtigen und habe<br />

dabei meine Annahme überprüft und verbessert.<br />

EG<br />

An das ehemalige, quadratische Häuschen, wurde vor ca. 100<br />

Jahren ein Anbau generiert. So enstand ein Fassadenlängenverhältnis<br />

von 7:5. Später wurde die Trennwand wieder heraus<br />

gerissen. die Treppe ist um ein Mauerwerk gedreht gebaut.<br />

OG<br />

Im Obergeschoss wurde aus der Trennwand nur einen<br />

Auschnitt für die Treppe und eine Tür gemacht.<br />

Das Gwätt der Trennwand ist über beide Geschosse zu sehen.<br />

Eingang<br />

Bad<br />

Wohnen/<br />

Büro<br />

Erdgeschoss<br />

Obergeschoss<br />

Gwätt<br />

Westfassade<br />

Nordfassade<br />

Holzbalken<br />

Spille<br />

Kloben<br />

Um die Wände und somit das Haus stabil<br />

zu bauen, wurden während dem Aufbau<br />

Kloben in die Ausschnitte der Wandbalken<br />

gelegt. Durch die zwei Löcher in den Kloben,<br />

werden im Innen- und Aussenbereich<br />

die Spillen durchgezogen. Somit erhält das<br />

Haus seine Aussteifung.<br />

49


Cyrill Strub<br />

Lage<br />

Das Gebäude steht am nördlichen Rand des<br />

Dorfkerns von <strong>Bellwald</strong> (VS), im sogenannten<br />

oberen Mätteli. Es ist umgeben von Wiesen<br />

und einigen anderen Strickbauten.<br />

Beschrieb Gebäude<br />

Mein Gebäude besteht aus einem Kleinviehstall und<br />

einer Stallscheune, Sie standen sehr nah beieinander,<br />

was den Zusammenbau ermöglichte. So wurden Sie<br />

im Jahr 2010 zu einem einzigen Haus, Zweck des Wohnens<br />

zusammengebaut.<br />

Materialisierung, Konstruktion, Optik<br />

Beim Bau handelt es sich um zwei Strickbauten aus<br />

Lärchenholz, welche zu einem zusammengefasst wurden,<br />

Einige Balken davon mussten beim Umbau ersetzt<br />

werden. Man errichtete zwei völlig neue, ortstypische<br />

Satteldächer, welche durch eine Shedrinne bei<br />

den beiden inneren Traufseiten verbunden sind. Der<br />

bestehende Sockel aus Bruchsteinen wurde z. T. durch<br />

einen Betonsockel ersetzt. Zudem hat man Öffnungen<br />

verglast und damit die alte Strickbaufassade nicht<br />

verloren geht, innenseitig gedämmt und verputzt. Das<br />

Gebäude erscheint trotz seines Alters, ziemlich neu.<br />

Im Vergleich zu den anderen Häusern wirkt es eher<br />

gross. Es ist heute nur schwer zu erkennen, dass das<br />

Gebäude aus zwei einzelnen, freistehenden Gebäuden<br />

entstanden ist. Dank seinen vielen Öffnungen an<br />

der Westfassade ist es sehr ansprechend.<br />

Vor dem Umbau<br />

Das Haus rechts (an Westfassade betrachtet)<br />

war früher eine Stallscheune. Es gilt als wertvoll<br />

und erhaltenswert und war relativ gut unterhalten.<br />

Die Stallscheune wurde 1880 erstellt. Im<br />

ebenerdigen Geschoss befand sich der Stall<br />

und im Obergeschoss die Scheune, welche<br />

man durch eine Balkentreppe (West) erreichte.<br />

An der Ostfassade befand sich ein, über eine<br />

Leiter zugängliches, Heutor. Das alte Dach war<br />

mit Schindeln eingedeckt.<br />

Beim Haus links (an Westfassade betrachtet)<br />

handelte es sich früher um einen Kleinviehstall.<br />

Es gilt als wertvoll, erhaltenswert und wurde in<br />

der 1, Hälfte des 20, Jahrhunderts gebaut. An<br />

der Westfassade leicht nach links aus der Gebäudeachse<br />

verschoben befand sich der Stalleingang.<br />

In der hinteren Giebelwand (Ost) ein<br />

ebenerdig zugängliches Heutor. Die Dachkonstruktion<br />

mit verschraubter Giebelzange ist mit<br />

Dachschindeln eingedeckt.<br />

Nordfassade<br />

Ostfassade<br />

Südfassade<br />

Westfassade<br />

Aussicht von meinem Ojekt auf <strong>Bellwald</strong><br />

Westfassade<br />

50


1<br />

2<br />

4<br />

Legende:<br />

Eigenlast<br />

Schlafen<br />

Wohnen<br />

Tragstruktur/ Statik<br />

Die Kräfte werden von der Holzkonstruktion auf<br />

den neu erstellten Betonsockel geleitet.<br />

Die Wandbalken sind ineinander verstrickt, zusätzlich<br />

sorgen Dübel und Spillen für die Versteifung.<br />

3<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

5 6<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

Nutzlast<br />

Küche<br />

DU/<br />

WC<br />

Schemaschnitt Statik<br />

Mein Eindruck<br />

Mir hat das Gebäude sehr gut gefallen. Ich war<br />

sehr überrascht, wie modern es innen eingerichtet<br />

ist. Es hat mir vor allem gefallen, wie gut<br />

alles eingerichtet ist - klein aber fein.<br />

Sheddach<br />

Man hat die beiden Satteldächer<br />

mit einer Shedrinne, welche sonst bei<br />

Industriebauten üblich sind, zusammengeführt.<br />

Das Gewicht des etwas<br />

oberen Daches wird über 2 Ausgleichsbalken<br />

auf die Fusspfette des unteren<br />

und somit auf die Wand geleitet. Das<br />

Wasser wird in einer Blechshedrinne<br />

geführt.<br />

Wohnen<br />

Küche unter Balkentreppe<br />

Legende:<br />

Bestehend<br />

Neu<br />

Abbruch<br />

1 Küche<br />

2 Essen<br />

3 Eingang<br />

4 Dusche / WC<br />

5 Schlafen<br />

6 Wohnen<br />

Gwätt<br />

Das Gwätt ist die übliche Eckverbindung<br />

der Balken im Strickbau. Es dient<br />

zudem auch als gute Versteifung. Da<br />

man früher nicht so genau arbeiten<br />

konnte und möglichst viel Holz aus<br />

dem Baum gewinnen wollte, hatten<br />

die Balken andere Höhen, was beim<br />

Zusammenführen der Balken im Gwätt<br />

immer andere Nuttiefen ergeben hat.<br />

Oft sind die Balken beim Gwätt verdübelt.<br />

Balkentreppe<br />

Umbau / Innenausbau<br />

Den oberen Grundrissen zu entnehmen, handelt<br />

es sich bei meinem Objekt um einen Umbau. Das<br />

Stalltor des Kleinviehstalls wurde hierbei zur Hauseingangstüre,<br />

bei der man direkt in den Küchen-<br />

/ Essenbereich kommt. Im Übergang der beiden<br />

Häuser befi ndet sich neu eine Dusche mit einem<br />

WC. Steigt man die Treppe hoch, kann man sich<br />

auf dem Zwischenpodest entscheiden, ob man<br />

nach links zum Schlafbereich oder nach rechts<br />

zum Wohnen hochsteigen möchte. Das Ganze<br />

ist sehr modern eingerichtet und passt überhaupt<br />

nicht zur Aussenfassade.<br />

Traufe<br />

Früher fasste man das Wasser nicht in<br />

Rinnen ab. Man liess es nur runterfl iessen.<br />

Es kommt nun mehr und mehr auf,<br />

dass man Regenrinnen dazubaut. Das<br />

Wasser wird hier in einer Kastenrinne<br />

geführt, welche von unten fast nicht<br />

auffällt, und so ein immer noch traditionelles<br />

Hausbild, ohne Rinne, von sich<br />

gibt.<br />

Schlafen<br />

Wohnen mit Sicht auf Trepppe<br />

51


52


Beschreibung Speicher<br />

Der Speicher ähnelt äusserlich stark dem Stadel. Neben dem Wohnhaus<br />

war dieser der gepfl egteste Bau.Der Speicher ist ein Nutzgebäude zur Aufbewahrung<br />

von Wertsachen, Kleidern und Lebensmitteln. Das Sockelgeschoss<br />

wurde als Lagerraum für z.B. Maschinen, selten zur Tierhaltung gebraucht.Das<br />

Gebäude besteht aus 2-3 Geschossen: Einem Sockelgeschoss<br />

aus Holz und auf Stelzen ruhende Obergeschosse.Da die untersten Balken<br />

im Sockelgeschoss zu schimmeln und faulen begannen, wurde das Holz<br />

oftmals durch einen steinernen Sockel ersetzt.<br />

Die Stelzen, welche das Obergeschoss tragen und vor Feuchtigkeit schützen,<br />

liegen auf einem sogenannten Schlafbaum oder Läger. Der Schlafbaum<br />

ist ein Kranz aus Balken, der auf den Wänden des Sockelgeschosses<br />

ruht. Auf den hölzernen Stelzen befi nden sich runde Steinplatten aus Schiefer<br />

oder Granit zum Schutz vor Mäusen und anderen Tieren. Diese Platten<br />

sind ein Wahrzeichen der Walliser Baukultur.<br />

Die in der Strickbauweise aus Lärchenholz konstruierten Obergeschosse<br />

liegen auf drei Hauptbalken, in denen die Bodenlatten (Bohlen) eingenutet<br />

sind. Eine Leiter, welche meist im Zwischenraum des Ober- und Sockelgeschosses<br />

verstaut ist, wird benötigt um auf das Podest vor den Eingängen<br />

auf dem ersten Obergeschoss zu gelangen. An der Anzahl der Türen erkennt<br />

man die Anzahl Besitzer und Räume. Das Rauminnere bestand aus<br />

einem einzigen Raum. Manchmal wurden die Namen der Besitzer über der<br />

Tür eingraviert. Die Räume in den Obergeschossen werden durch aussenliegende<br />

Treppen erschlossen.Der Speicher ist das einzige Gebäude das<br />

verschliessbare Türen besass.<br />

Das Dach wurde traditionell mit Schindeln aus Lärchenholz eingedeckt.<br />

Verzierungen und Zierformen sind rar vorhanden. Fenster waren selten, dafür<br />

sorgten Zuluftschlitze für eine gute Belüftung.<br />

Das Gwätt des Strickbaus gibt es in zwei Formen:<br />

- wildes Gwätt<br />

- normales Gwätt<br />

Steinplatten aus<br />

Schiefer/Granit<br />

Stütze<br />

2. Obergeschoss<br />

1. Obergeschoss<br />

Sockelgeschoss<br />

Schlaufbaum/<br />

Läger<br />

normaler Speicher<br />

Doppelspeicher<br />

53


Fabienne Knecht<br />

„Minä Spychär“<br />

Mein Speicher steht auf einer freien Wiese im alten<br />

Dorfkern von <strong>Bellwald</strong>. Bei den Einheimischen ist es der<br />

„Spychär Nr. 17 bim unneru Mättelti“. Früher stand diagonal<br />

davor noch ein weiteres Gebäude, wo zur heutigen<br />

Zeit die schöne grosse Wiese ist. Jedoch brach<br />

es zusammen und so ging wie bei jedem Gebäude,<br />

welches zusammen stürzte der Boden zur Gemeinde<br />

über.<br />

Der Speicher besteht - ausser einem Betonsockel -<br />

komplett aus Lärchenholz und besitzt drei Ebenen.<br />

Im untersten Kubus wurden früher die Maschinen der<br />

Bauern oder die Tiere(z.B Schafe, Ziegen, etc.) untergebracht.<br />

Der leicht eingetiefte Unterbau aus gestrickten<br />

Flecklingen steht auf einer Fundamentmauer.<br />

In die oberen Kuben gelangt man<br />

nur mittels Treppen. Anstelle der zwei Treppen,<br />

gab es früher nur eine Leiter, da sonst<br />

die Mäuse die ganzen Vorräte aufessen<br />

konnten. Die zwei Treppen, welche in die<br />

oberen zwei Kuben führen wurden erst einige<br />

Jahre später gebaut. Im zweiten Kubus<br />

wurde meist das Stroh aufgehoben und im<br />

dritten die Lebensmittel und Wertsachen der<br />

Bauern.<br />

Die Grundrisse sind sehr einfach gehalten: In<br />

jedem Geschoss gibt es nur die Aussenwände,<br />

keine Trennwände. In der Nordassade<br />

befi nden sich die Eingänge des ersten und<br />

zweiten Kubus. Über Ostfassade kommt man<br />

in den dritten Kubus. Fenster hat es nur zwei,<br />

eines in der Südfassade und eines in der Ostfassade.<br />

Amsonsten hat es vereinzelt kleine<br />

Luftschlitze, welche zum lüften dienen.<br />

Verziehrungen hat mein Speicher nur eine<br />

und zwar an der Tür im zweiten Geschoss.<br />

Man sieht sie aber nur, wenn man es weiss.<br />

An der Westfassade wurde eine Laterne angebracht,<br />

wie an vielen anderen Gebäuden<br />

auch.<br />

Der Dachstuhl musste vor ein paar Jahren<br />

neu gemacht werden, er wurde wieder wie<br />

das Original aus Lärchenholz und Schindeln<br />

gefertigt. Ebenfalls wurde er auch wieder<br />

leicht über die vier Wände vorgezogen um<br />

als Vordach zu dienen.<br />

Heute gehört dieser Speicher mehreren Familien<br />

und hat für diese meist einen bedeutenden<br />

Wert.<br />

Nordfassade<br />

Ostfassade<br />

Südfassade<br />

Westfassade<br />

54


Detail 1 bis 4<br />

Wie bei fast allen Objekten<br />

habe ich auch die<br />

Eckverbindung vom Holzstrickbau<br />

als erstes Detail<br />

gewählt. Mit Nägeln<br />

wurde früher nicht oft<br />

gearbeitet, da man alles<br />

miteinander verstrickte.<br />

Der Holzstrickbau ist in<br />

sich stabil, da alle Wände<br />

miteinader verstrickt<br />

sind und die sonstigen<br />

Holzbalken auch. Bei der<br />

Treppe brauchte man<br />

keine Nägel, man löste<br />

es, in dem man mit Nut<br />

und Kamm arbeitete.<br />

Bei den Eigenschaften<br />

vom Speicher fi el mir sofort<br />

die Laterne auf, diese<br />

ist nicht bei jedem Speicher<br />

vorhanden, denn<br />

sie wurde erst später angebracht.<br />

Was mir auch<br />

auffi el, war, dass jedes<br />

Türschloss anders ist. Die<br />

in den unteren Kuben<br />

aus Metall und die im<br />

oberen Kubus aus Holz.<br />

Verzierungen und Ornamente<br />

sind bei meinem<br />

Speicher kaum zu fi nden.<br />

Erst bei genauerem Hinschauen<br />

fi ndet man eine<br />

kleine Verzierung bei der<br />

Tür im zweiten Geschoss.<br />

Detail 1 Gwätt<br />

Die Eckverbindungen des Holzstrickbaus wurde durch die sich kreuzenden<br />

Holzbalken, welche in den Eckbereichen eingeschnitten und gegenseitig<br />

ineinader verstrickt wurden sehr stabil.<br />

Detail 2 Eckstud<br />

Das ist eigentlich sehr ähnlich wie das Gwätt, ausser das auf einer Seite<br />

eine Türe miteingebunden ist. Der Eckstud übernimmt die selbe Funktion<br />

wie wenn die Holzbalken dort wären. Der Stud und das Wandholz werden<br />

in einader verstrickt und danach kann die Türe am Stud befestigt werden.<br />

Spezielle Eigenschaften<br />

vom Speicher<br />

1. eine Laterne<br />

2. Zierde an der Tür<br />

3. vers. Türgriffe<br />

Eckstud<br />

Schwelle<br />

Wandholz<br />

Detail 3 Blocktreppe<br />

Die Tritte wurden dreiekig ausgeschnitten und aufgesattelt. Das Podest<br />

wurde mit doppelter Nut und Kamm miteinader verbunden.<br />

Detail 4 Mäuseplatte<br />

Die Stelze wird mit einem Schwalbenschwanz in den Schlafbaum (Kranz)<br />

gebaut, auf die Stelze kommt eine grosse Steinplatte welche verhindert,<br />

dass Tiere in die oberen Geschosse konnten und die Lebensmittel assen.<br />

Auf den Stein kommt noch ein wenig Holz, damit der obere Kranz nicht<br />

beschädigt wird.<br />

Nut<br />

Schlafbaum (Kranz)<br />

Kamm<br />

Mäuseplatte<br />

Stelze<br />

55


Sophia Kamber<br />

Der Gemeindespeicher ist eines der bedeutensten Gebäude in der Gemeinde <strong>Bellwald</strong>.<br />

Der Speicher wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut, eine genauere<br />

Datierung ist nicht vorhanden. Das Gebäude steht sehr zentral, direkt beim Dorfplatz und der Kirche.<br />

Die Einheimischen nennen diesen Ort `Unner dr Platte.`<br />

An der Türanzahl vom Oberbau erkennt man, dass dieser Speicher mindestens vier Eigentümer hatte.<br />

Es ist bekannt, dass vor vielen Jahren ein Dorfl aden im Gemeindespeicher war. Der Blockbau<br />

besteht aus einem Unter- und einem Oberbau, diese sind durch sechs Stützen getrennt. Die Balken<br />

sind aus Lärchenholz und somit sehr robust. Beim Unterbau wurden die Tür- und Fensteröffnungen<br />

geändert, er wird durch Stützel in zwei Kammern unterteilt. Die Obergeschosse werden durch eine<br />

freistehende Treppe erschlossen.<br />

Auch der zweigeschossige Oberbau ist entlang des Firstes in jeweils zwei Kammern gehälftet.<br />

Der Speicher diente den Eigentümern als Lagerort. Dinge, wie Fleisch, Getreide, Kleider usw. wurden<br />

im Speicher gelagert. Um zu verhindern, dass Tiere wie Mäuse, Katzen und Marder an das<br />

kostbare Gut kommen, haben sie den Oberbau des Speichers auf Stelzen mit einer Steinplatte<br />

gebaut. Der Oberbau hat keine Fensteröffnungen, sondern nur Lüftungslöcher. Das Satteldach hat<br />

eine Dachhaut aus Schindeln.<br />

Ostfassade Südfassade Westfassade Nordfassade<br />

56


Rundbogen:<br />

Türstürze mit einem Rundbogen kann man bei einem Speicher nur sehr selten antreffen.<br />

Die Stützen links und rechts von der Türe wurden zum Bauzeitpunkt ausgeschnitten und<br />

oben wurden drei bis vier cm Luft gelassen, um die Setzung des Gebäudes bzw. des Holzes<br />

aufnehmen zu können. Ohne diese Vorkehrungen hätten sich links und rechts Schlitze<br />

gebildet.<br />

Eckverbindung:<br />

In der Fachsprache nennt man diese Eckverbingdung Gwätt. Diese Verstrickung gibt<br />

dem Gebäude eine enorme Stabilität, dies ist sehr typisch für den Blockbau.<br />

Holzbalkentreppe:<br />

Die Dellen in den Köpfen der Balken der Treppe sind keine Zierform. Wenn im Winter das<br />

Holz gefriert und durch den Sonnenschein wieder taut, kann das Wasser besser abtropfen.<br />

Die Treppentritte wurden mit einem Bolzen befestigt.<br />

Stelzen mit darüberliegenden Steinplatte:<br />

Diese Skizze zeigt die Verankerung der Stelze in den obersten Balkenkranz vom Unterbau.<br />

Türsturz aus einem Rundbogen<br />

Eckverbindung (Gwätt)<br />

Balkentreppe Stützen mit Steinplatten Verbindung zwischen Balkenkranz und Stütze<br />

57


Laura Jäggi<br />

Speicher N ° 13<br />

Dieser Speicher liegt an einer offenen, grasbewachsenen<br />

Fläche, auf der früher ein weiteres Gebäude stand. Merkmale<br />

des Speichers sind das „wilde Gwätt“ und die Laterne<br />

die später daran montiert wurde.<br />

Der Speicher hat drei Geschosse: Ein Sockelgeschoss aus<br />

Holz, welches später untermauert wurde, und zwei Obergeschosse.<br />

Das Sockelgeschoss hat zwei Türen: Eine in nördliche –<br />

und eine in westliche Richtung.<br />

Im ersten Obergeschoss ist auf der Vorderseite ein Podest,<br />

zu dem man mittels Leiter gelangt. Ins zweite Obergeschoss<br />

führt eine steile Aussentreppe, die an einem kleinen<br />

Laubenpodest endet. Ich nehme an, dass in beiden<br />

Obergeschossen nur ein Raum ist. Das Untergeschoss<br />

jedoch wurde mit einer Zwischenwand abgetrennt.<br />

Das Dach ist traditionell mit Schindeln eingedeckt.<br />

Das ganze Gebäude hat keine Fenster. Luftschlitze in den<br />

Fassaden sorgen für die Belüftung.<br />

Der Speicher steht etwas schief. Wahrscheinlich hat auf<br />

einer Seite das Holz im Sockelgeschoss angefangen zu<br />

faulen und das Gebäude sank ab. Durch das Untermauern<br />

und ausbessern konnte man weiteres Absinken verhindern.<br />

Der Speicher weist noch eine andere Eigenheit auf:<br />

Er hat einen statischen „Fehler“, nämlich fehlen auf zwei<br />

gegenüberliegenden Seiten die Mittelstelzen, die neben<br />

den Stelzen in den Ecken das Obergeschoss tragen.<br />

Dadurch entstand eine ungleiche Lastverteilung und der<br />

Schlafbaum begann sich in der Mitte zu heben.<br />

Nutzung:<br />

Im Sockelgeschoss wurden sehr wahrscheinlich Tiere<br />

untergebracht, aber auch Gerätschaften. In den Obergeschossen<br />

bewahrte man Fleisch, Getreide, Kleider und<br />

andere Wertsachen auf.<br />

58


Detail 1:<br />

Bei folgendem Detail sieht man<br />

die Schwalbenschwanzverbindung,<br />

mit der die Stelze auf<br />

dem Eckstud steht. Die Schlafbäume<br />

sind so ausgearbeitet,<br />

dass man sie „überblatten“<br />

konnte.<br />

Nordfassade<br />

Westfassade<br />

Detail 2:<br />

Ein Schnitt durch das Sockelgeschoss<br />

zeigt, wie die Bohlen<br />

(das Dach des Sockelgeschosses)<br />

in die Schlaf- beziehungsweise<br />

Dielbäume eingenutet<br />

sind. Auch für die Aussen- und<br />

Innenwände ist eine Nut eingearbeitet,<br />

welche für Stabilität<br />

sorgt.<br />

Südfassade<br />

Ostfassade<br />

Zierform:<br />

Die Fassaden:<br />

Wie schon erwähnt, hat dieser Strickbau ein wildes Gwätt,<br />

das heisst, dass die Enden des Wandholzes nicht gerade abgeschnitten<br />

wurde, sondern so gelassen wie sie waren. Diese Balken<br />

wurden nämlich zum Teil von älteren, zerfallenden Gebäuden<br />

genommen und wiederverwendet.<br />

An der Süd- und Norddfassade steht zwischen erstem und zweitem<br />

Obergeschoss ein Balken hervor, in diesem ist - wie im Detail<br />

1 sichtbar - der Boden eingenutet.<br />

Im Schlafbaum, oberhalb der<br />

nördlichen Türe, ist eine kleine<br />

Zierform in das Holz eingeschnitzt.<br />

Der Speicher hat sonst<br />

keine weiteren Zierformen und<br />

auch die im Türsturz ist eher<br />

schlicht und unauffällig.<br />

59


Corinne Nebiker<br />

Perspektive meines Objektes<br />

in seiner Umgebung<br />

Standort meiner<br />

Perspektive<br />

Beschrieb meines Speichers:<br />

Mein Speicher befi ndet sich im alten Dorfkern von <strong>Bellwald</strong>.<br />

Er hat einen quadratischen Grundriss. Anhand der Anzahl Türen<br />

kann abgelesen werden, dass der Speicher zwei Miteigentümern<br />

gehört. Jedem Miteigentümer gehört ein Geschoss. Hinter jeder<br />

Türe befi ndet sich ein einziger Raum ohne weitere Aufteilungen.<br />

Die Untergeschosswände sind als Steinmauern und Holzkonstruktionen<br />

ausgeführt.<br />

Die zwei Obergeschosse sind in Strickbauweise aus Lärchenholz<br />

und einem normalen Gwätt ausgeführt. Sechs Stelzen mit Steinplatten<br />

(Mäuseschutz), welche wiederum auf einem Schlafbaum<br />

stehen, tragen den oberen Aufbau.<br />

Auf das Podest gelangt man mit einer Leiter, welche auf dem<br />

Untergeschoss verstaut wird, da sonst die Tiere zu den wertvollen<br />

Gegenständen (wie z.B. Lebensmittel, Kleider und Wertgegenstände)<br />

in den Obergeschossen gelangen würden. Im Untergeschoss<br />

wurden Maschinen und Objekte aufbewahrt und<br />

verstaut, welche nicht vor Mäusen und anderen Tieren geschützt<br />

werden mussten. Heute kann dem Speicher kein grosser Nutzen<br />

mehr zugeteilt werden, daher wird mein Speicher nur noch als<br />

Stauraum für selten benutzte Dinge gebraucht.<br />

Das Dach ist ein fl aches Satteldach und ursprünglich mit Schindeln<br />

aus Lärchenholz gedeckt.<br />

Nordfassade Ostfassade Südfassade<br />

Westfassade<br />

Beschrieb der Fassaden:<br />

Das Untergeschoss besteht aus einer Bruchsteinmauer in der Nord- und Ostfassade. Auf der<br />

Süd- und Westfassade gibt es kleine Stücke von Mauerwerk, mehrheitlich bestehen diese jedoch<br />

aus einem Strickbau aus Lärchenholz. In der Nordfassade befi ndet sich eine in Holz errichtete<br />

Türe. Ein Zuluftschlitz gibt es in der Ostfassade.<br />

Im ersten Obergeschoss gibt es eine eingemittelte Türe in der Nordfassade. Dieses besitzt keine<br />

Fensteröffnungen, jedoch zwei kleine Schlitze für die frische Zuluft. Auf der Nord- und Ostseite des<br />

Speichers befi ndet sich eine Laube, auf welcher die Erschliessungstreppe für das zweite Obergeschoss<br />

beginnt.<br />

Das zweite Obergeschoss hat eine Türe in der Ostfassade und ein Fensterluke in der Nordfassade.<br />

Drei Zuluftschlitze befi nden sich im Giebel.<br />

Grundrisse meines Speichers<br />

Untergeschoss<br />

Stützen<br />

1. Obergeschoss 2. Obergeschoss<br />

Lage meines Objektes:<br />

Mein Speicher befi ndet sich hinter<br />

der Kirche, zwischen einem anderen<br />

Speicher und einem kleinen<br />

Gebäude. Dahinter befi nden sich<br />

weitere Speicher und Gebäude.<br />

Er steht an einer der beiden<br />

Hauptverkehrswege des alten<br />

Dorfkernes. Dieser ist ein Fussweg<br />

aus Splitt.<br />

Vis-à-vis befi ndet sich ein grosses<br />

Wohnhaus.<br />

Situation<br />

60


Das Detail sieht<br />

sehr komplex aus.<br />

Es ist die Ecke, wo<br />

der Eckstud mit der<br />

Stütze in Verbindung<br />

tritt. Mich hat<br />

interessiert, wie es<br />

aussehen könnte<br />

wenn die Bestandteile<br />

auseinander<br />

gezogen würden.<br />

Auf Richtigkeit<br />

konnte meine Idee<br />

nicht geprüft<br />

werden.<br />

Der Strickbau ist<br />

eine Holzmassivbauweise.<br />

Hauslange,<br />

rechteckige<br />

Holzstämme<br />

werden übereinander<br />

gelegt. Die<br />

Eckverstrebungen<br />

werden als Gwätt<br />

ausgeführt. Mein<br />

Speicher hat ein<br />

normales Gwätt,<br />

d.h. die Balken<br />

wurden gleich lang<br />

zugeschnitten.<br />

Die Türe ist<br />

drehbar, dafür<br />

sorgt ein runder Keil<br />

oben und unten<br />

am Türblatt. Damit<br />

die Türe ausgehenkt<br />

werden<br />

kann, wurde im<br />

Sockelbalken einen<br />

Einschnitt vorgenommen.<br />

Die<br />

Türe kann angehoben<br />

und schräg<br />

rausgezogen<br />

werden.<br />

Zierform Zwischenraumperspektive Impressionen meines Speichers<br />

Die einzige Zierform<br />

bei meinem<br />

Speicher ist oben<br />

an den<br />

Türeinfassungen.<br />

61


Marco Casagrande<br />

Der Speicher<br />

Den Speicher den ich zugewiesen<br />

bekommen habe, wurde<br />

1611 erbaut. Er befi ndet<br />

sich an der früheren Hauptverkehrsachse.<br />

Die Speicher<br />

wurden genutzt, um die ganze<br />

Nahrung, Kleidung, Wertsachen<br />

und Dinge die nicht<br />

gebraucht wurden zu lagern,<br />

weil hier eine geringere Feuergefahr<br />

bestand als in anderen<br />

Gebäude. Im Untergeschoss<br />

wurden Maschinen gelagert<br />

und selten Tiere untergebracht.<br />

Der Aufbau<br />

Der Ganze Speicher steht auf einem Sockel aus Stein. Früher bestand der Sockel aus Holz, als dieses jedoch zu faulen und<br />

schimmeln begann, ersetzte man es durch einen Steinsockel.Über dem Sockel befi ndet sich ein Balkenkranz auf dem neun<br />

Stützen befestigt sind. Auf diese neun Stützen werden Steinplatten gelegt, damit Tiere wie Mäuse, Marder, usw. nicht in den<br />

Speicher gelangen können. Den Boden bilden jeweils drei Hauptbalken auf denen die Bodenplatten befestigt sind. Das<br />

restliche Gebäude wurde in der Strickbauweise konstruiert. Durch ein Wandgwätt wird das Gebäude entlang des Firstes in<br />

die Hälfte geteilt.<br />

Grundriss<br />

Der Boden, der das Gebäude in zwei Stockwerke<br />

teilt, lässt vier Räume enstehen. Die<br />

Anzahl Besitzer wird meist durch die Anzahl<br />

Türen sichtbar.<br />

Nordfassade Ostfassade Südfassade Westfassade<br />

62


Inschrift und Verzierungen<br />

An meinem Objekt gab es über den Türen des ersten Geschosses verschiedene Inschriften. Die Namen<br />

der Besitzer, H. Nelen und P. Nelen, das Baujahr 1611. Was das „oH“ bedeutet habe ich nicht herausgefunden.<br />

Circa mittig der Türe ist je ein Kreuz eingeritzt.<br />

Verziert war mein Objekt nur sehr spartanisch. An den Setzpfosten und Treppenstufen waren kleine Halbkreise<br />

eingeschnitten.<br />

Strickbauweise<br />

Der Strickbau ist eine Blockbauweise. Man schneidet die Balken so zu, dass man sie an den Ecken oder<br />

auch an anderen Schnittpunkten, aufeinander stecken kann (siehe Skizze)<br />

So entsteht das Gwätt an den Eck- und Schnittpunkten.<br />

Die Balkentreppe<br />

Die Balkentreppe ist ein<br />

wichtiges Merkmal der<br />

Walliser Baukultur. Sie wird<br />

meist an Stadeln und Speichern<br />

angewandt. Sie besteht<br />

aus einem Hauptbalken<br />

am unteren Ende und<br />

einen am oberen Ende.<br />

Diese sind so zugeschnitten,<br />

dass dicke Bretter verkeilt<br />

werden können. Mit<br />

Bolzen werden nun die im<br />

Querschnitt dreieckigen<br />

Treppenstufen befestigt.<br />

Immer auf der Aussenseite<br />

der Treppe gibt es ein Geländer.<br />

Perspektive von Nordosten auf mein Objekt.<br />

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