Amtsblatt Amtsblatt - Druckhaus Borna
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Geschichte<br />
Clemens Thieme aus <strong>Borna</strong> – dem Schöpfer des<br />
Völkerschlachtdenkmals – zum 150. Geburtstag (Teil 3)<br />
Die Grundsteinlegung für das Völkerschlachtdenkmal fand am<br />
18. Oktober 1900 statt. Das Denkmal besteht zu 90 Prozent aus<br />
Beton, eine Innovation im damaligen Monumentalbau.<br />
Die eingesetzte Technik entsprach dem neuesten Stand und erleichterte<br />
den Arbeitern ihre Arbeit. Zwei Lokomobilen von 75<br />
bzw. 16 PS betrieben eine Anlage von vier Steinwinden, zwei<br />
Aufzügen, zwei Pumpen, eine Betonmischmaschine und eine eigens<br />
für den Kiestransport errichtete Drahtseilbahn. Dank der<br />
modernen Technik konnte der Denkmalsbau mit relativ wenig<br />
Arbeitskräften auskommen: Durchschnittlich 40 Arbeiter waren<br />
unter Bauleiter Otto Rudolph beschäftigt, deren wöchentlicher<br />
Lohn 9 Mark betrug.<br />
Am 13. Mai 1912 vollzog Clemens Thieme die feierliche Schlusssteinlegung.<br />
Dennoch war der Bau damit noch nicht beendet. Die<br />
verbliebene Zeit bis zur Einweihung wurde zu Überarbeitungen<br />
am Denkmal genutzt.<br />
Am 18. Oktober 1913 konnte das Denkmal nach 15 Jahren Bauzeit<br />
eingeweiht werden. Die Denkmalsweihe gestaltete sich als<br />
großes Fest und war der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen<br />
im Jahr 1913 anlässlich der 100. Wiederkehr der<br />
Völkerschlacht. Schon Wochen vor den Oktobertagen berichtete<br />
die Presse von den Ereignissen. Die Stadt Leipzig hatte keine Kosten<br />
und Mühen gescheut, sich auf dieses Fest vorzubereiten. Die<br />
ganze Stadt war festlich geschmückt.<br />
Die Feierlichkeiten am Tag der Einweihung begannen um 7 Uhr<br />
morgens mit dem Festumzug der studentischen Vereinigungen.<br />
Clemens Thieme und König Friedrich August III. von Sachsen<br />
beim Rundgang durch das Völkerschlachtdenkmal Textilreinigung Wennige Kunigundengasse 1<br />
04552 <strong>Borna</strong><br />
Gegen Mittag trafen die geladenen Ehrengäste auf dem Festgelände<br />
am Denkmal ein: Kaiser Wilhelm II. in Begleitung des<br />
Sächsischen Königs Friedrich August III., sämtliche Bundesfürsten,<br />
der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand, Großfürst<br />
Kyrill Wladimirowitsch von Russland, Prinz Wilhelm von<br />
Schweden, der Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg,<br />
hochrangige Militärvertreter, Sächsische Minister, Vertreter des<br />
Reichsgerichts, des Reichstages und des Landtages, Großmeister<br />
der deutschen Großlogen der Freimaurer, Geistlichkeit, Rat- und<br />
Stadtverordnete von Leipzig sowie der Vorstand des Deutschen<br />
Patriotenbundes. Wichtig schien dem Deutschen Patriotenbund<br />
als Veranstalter, möglichst alle Bevölkerungsschichten in die Feierlichkeiten<br />
einzubeziehen. Neben den geladenen Ehrengästen<br />
waren auch die verschiedensten Vereine, studentische Korporationen,<br />
Turn- und Sangesvereine eingeladen. Dies unterstrich<br />
noch einmal den Charakter, den das Denkmal haben sollte: Ein<br />
Denkmal aus dem Volk, für das Volk, das keinem Monarchen oder<br />
einer Persönlichkeit aus dem kulturellen oder religiösen Leben<br />
gewidmet war, sondern an die Heldentaten der Soldaten erinnern<br />
sollte, die Deutschland von der Schreckensherrschaft Napoleons<br />
befreit hatten und auf dem Schlachtfeld 1813 gefallen waren.<br />
Als erster ergriff Clemens Thieme das Wort zu seiner Weiherede<br />
und machte noch einmal deutlich, zu welchem Zweck das Völkerschlachtdenkmal<br />
konzipiert worden war: „Als Ehrenmal für die<br />
Gefallenen der Völkerschlacht, als Ruhmesmal für das deutsche<br />
Volk und als Mahnmal für kommende Geschlechter“.<br />
Nach dem Festakt besichtigten die Fürsten unter der Führung<br />
von Clemens Thieme das Denkmal. Am Abend fand ein Festmahl<br />
für Kaiser und König im Gewandhaus statt mit anschließendem<br />
Konzert- oder Theaterbesuch. Den Abschluss der offiziellen Feierlichkeiten<br />
bildete die abendliche Erleuchtung der Stadt mit<br />
Tausenden Kerzen, Glühlampen und den extra am Augustusplatz<br />
aufgestellten Pylonen mit Fackeln.<br />
Für seine Verdienste um das Völkerschlachtdenkmal ernannte die<br />
Stadt Leipzig Clemens Thieme noch am gleichen Tag zu ihrem<br />
Ehrenbürger.<br />
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