ZUKUNFT VON INSURTECH IN DEUTSCHLAND
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zu einem vollen B2C-Maklermodell gereift.<br />
Relativ neu sind B2C-Onlinemakler in Form<br />
von Chatbots, bei denen der Kunde über<br />
Live Chats im Frage-Antwort-Dialog beim<br />
Abschluss einer Versicherung beraten<br />
wird. Besonderheit: Der Chat-Partner des<br />
Kunden ist tatsächlich kein Mensch, sondern<br />
ein intelligenter Algorithmus. Spixii hat<br />
mit diesem Modell international auf sich<br />
aufmerksam gemacht, in Deutschland will<br />
Insurgram an den Start gehen. Allerdings<br />
arbeiten die meisten B2C-Onlinemakler<br />
daran, ihre Chat-Technologie auszubauen,<br />
um in der Kundenbetreuung mit weniger<br />
Personal auszukommen.<br />
Zielkunden sind in der Regel technologieaffine<br />
Großstädter mit überdurchschnittlichem Einkommen.<br />
Basis ist bei allen Anbietern ein<br />
Maklerauftrag und eine Maklervollmacht, die<br />
der Kunde ausstellt. Mit den Dokumenten<br />
legitimiert der Kunde den B2C-Onlinemakler,<br />
ihn in allen (abgedeckten) Versicherungsfragen<br />
zu beraten und auch Willenserklärungen in<br />
seinem Namen gegenüber Versicherungsgesellschaften<br />
abzugehen. Alle B2C-Onlinemakler<br />
bieten in der Grundform eine selbstentwickelte,<br />
kundenfreundlich gestaltete Onlineversicherungsakte<br />
an. Auf dieser Basis können dann<br />
bestehende Versicherungen überprüft, verglichen<br />
und neu abgeschlossen werden – im<br />
Idealfall billiger und bedarfsgerechter.<br />
Den Versicherungsvergleich erledigt der Onlinemakler<br />
bislang im Hintergrund – analog zur<br />
Arbeitsweise eines klassischen Maklers. Auch<br />
die Unterstützung des Kunden beim Einreichen<br />
von Schadensfällen ist künftig als Service zu<br />
erwarten. Die große Vision der B2C-Onlinemakler:<br />
Man will zuerst die Kundenschnittstelle<br />
besetzen und dann schrittweise weitere attraktive<br />
Versicherungsfunktionen übernehmen,<br />
um die Wertschöpfung der Versicherung<br />
kontinuierlich auszuhöhlen.<br />
Entsprechend lag der Fokus aller Anbieter<br />
zunächst auf der aggressiven Neukundenakquise.<br />
Der Konfrontationskurs gegen<br />
etablierte Offline-Makler – insbesondere die<br />
Bestandsumdeckungen „per Klick“ – hat für<br />
viel Wirbel im Markt und einige Gegenreaktionen<br />
von Versicherungsgesellschaften<br />
gesorgt. So hat beispielweise der Versicherer<br />
Helsana in der Schweiz die Zusammenarbeit<br />
mit Knip beendet, und in Deutschland hat<br />
die Ideal-Versicherung die Courtage-Vereinbarungen<br />
mit „digitalen Versicherungsmaklern“<br />
kurzfristig gekündigt.<br />
Erste Strategieschwenks sind zu beobachten:<br />
So positioniert sich FinanceFox nun als Partner<br />
der Makler und bietet diesen ihre Technologie<br />
als White-Label-Lösung an. Wenn der Kunde<br />
seinen bestehenden Makler behalten möchte,<br />
ist die Erteilung einer Maklervollmacht nun<br />
auch nicht mehr Voraussetzung, um sich bei<br />
FinanceFox zu registrieren und Versicherungsabschlüsse<br />
zu tätigen. Auch bei etablierten<br />
Vergleichsportalen entsteht Bewegung: Check24<br />
arbeitet daran, das Versicherungsangebot in<br />
Richtung B2C-Onlinemakler auszubauen.<br />
Angesichts des hohen Bekanntheitsgrads der<br />
Marke und des sehr großen Kundenstamms<br />
könnte dies zu einer deutlichen Kräfteverschiebung<br />
in diesem Marktsegment führen.<br />
Die Digitalisierung der Backendprozesse bis<br />
hin zur Policierung auf Knopfdruck beim<br />
Versicherer wird von allen B2C-Onlinemaklern<br />
als Ziel genannt. Aktuell sind die Geschäftsmodelle<br />
in diesem Punkt noch ein gutes<br />
Stück von der Vision entfernt, woran auch der<br />
technologische Status quo der Versicherer<br />
einen nennenswerten Anteil hat. Langfristig<br />
könnte eine von allen Versicherern akzeptierte<br />
und verwendete Schnittstelle (API), die von<br />
allen Marktteilnehmern angesteuert werden<br />
kann, die Eintrittshürden für B2C-Onlinemakler<br />
nochmals deutlich senken.<br />
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