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Das Stadtteilmagazin
Leben
Links, links, drehen
Der Senioren-Tanzkurs übt wöchentlich
Mit großen Augen steht der kleine, etwa einjährige Junge vor einer offenen Tür
im Altenberger Hof und wippt konzentriert im Takt mit. „Aus?“, fragt er ganz enttäuscht,
als die Musik verstummt. Drinnen hört eine Gruppe älterer Damen gerade
aufmerksam den Erklärungen ihrer Trainerin zu. Die Schritte des israelischen
Kreistanzes, der neu eingeübt wird, sind nicht gerade einfach in der Abfolge.
Der Tanzkurs des Senioren-Netzwerks
Nippes trifft sich einmal wöchentlich.
Johanna Reich leitet die Gruppe seit
2002. Sie hat beim Bundesverband Seniorentanz
eine Ausbildung zur Seniorentanzleiterin
absolviert. Der Verband
erstellt auch die Musik-CDs mit internationalen
Kreis- und Paarwechseltänzen,
deren Klänge den kleinen Junge so begeisterten.
Von den 18 bis 20 Teilnehmerinnen sind
etwa die Hälfte emigrierte jüdische
Frauen aus der Ukraine. Für sie steht
neben dem Spaß und der Gemeinschaft
das Erlernen der deutschen Sprache in
lockerer Atmosphäre – alle sind per du
– im Mittelpunkt. Monika, die als Kind
Ballettunterricht hatte, begeistert gerade
diese Mischung zweier Nationalitäten.
Die jüngsten Tänzerinnen sind
um die 60. Die drei Ältesten, Änne, Elisabeth
und Gerda, sind bereits 83. Gerda
verrät: „Ich tanze schon seit 30 Jahren.
Das hält fit.“ Ein Mann hatte sich der
Gruppe für kurze Zeit auch mal angeschlossen,
aber generell, sagt Johanna,
sei das nichts für die „Herren der Schöpfung“.
Deshalb wird jedes Mal die Hälfte
der Frauen mit einem Bändchen am
Pullover gekennzeichnet und tanzt den
männlichen Part. „Die Gruppe ist toll zusammen
gewachsen,“ freut sich Johanna,
„die Frauen haben
viel Spaß miteinander,
werden
aber auch gefordert
und müssen
was lernen.“ Die
Folklore-Tänze aus
aller Welt haben
unterschiedliche
Schweregrade und
verlangen teilweise
höchste Konzentration
und
Raumgefühl, weil
paarweise im Drehen
gewechselt
wird oder im Rückwärtsgang
sich der Kreis verengt.
Nach 90 Minuten Bewegung – „auf die
15-minütige Trinkpause achte ich ganz
streng“, betont Johanna – geht’s ins Seniorenzentrum
in der Yorckstraße zum
Kaffeetrinken mit Torte und Brötchen
und natürlich zum Klönen.
Der wöchentliche Kurs ist nicht die
einzige Aktivität der Gruppe. „Jeden
Geburtstag feiern wir und unsere
Weihnachtsfeiern sind immer ganz
toll. Wir tanzen einen Lichtertanz mit
Teelichtern in den Händen. Jeder bringt
etwas mit für ein deutsch-ukrainischjüdisches
Buffet“, freut sich Ludmilla
schon jetzt auf den „Gefillte Fisch“, eine
jüdische Spezialität, von Sina. Richtig
feierlich wird es, wenn die deutschen
und ukrainischen Frauen ihre jeweiligen
Weihnachtslieder anstimmen.
Fetziger geht es zu, wenn die Frauen
mit ihren Männern an Weiberfast-
nacht das Seniorenzentrum stürmen:
„Wir bringen Stimmung in die Bude.“
Ab und an treffen sich einige der Kurs-
Frauen in den Chorweiler Kirchen zu
Konzerten oder machen Ausflüge wie
zuletzt in den japanischen Garten auf
dem Leverkusener Landesgartenschau-
Gelände. Wer die Damen einmal live erleben
möchte, kommt zum Herbstfest
des Vereins „Für Nippes“ im September
in den Altenberger Hof. ak
Der Tanzkurs möchte übrigens eine
wöchentliche Disco im Seniorentreff
auf die Beine stellen. Hat jemand Erfahrung
damit? Telefon 760 69 00
www.calida.com