Ausbildungsjahr 2011/2012 - Fachgemeinschaft Bau
Ausbildungsjahr 2011/2012 - Fachgemeinschaft Bau
Ausbildungsjahr 2011/2012 - Fachgemeinschaft Bau
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Ausgabe Nr. 05 / Oktober <strong>2011</strong><br />
<strong>Ausbildungsjahr</strong><br />
<strong>2011</strong>/<strong>2012</strong>
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
am 1. September habe ich den Staffelstab von Wolf Burkhard Wenkel als<br />
Hauptgeschäftsführer der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> übernommen. Die<br />
erfolgreiche Arbeit von Wolf Burkhard Wenkel möchte ich weiterführen –<br />
insbesondere, was das Engagement unseres Verbandes gegen die<br />
Schwarzarbeit am <strong>Bau</strong> angeht. Aber auch ein weiteres Thema liegt mir<br />
sehr am Herzen: die Sicherung des Fachkräftebedarfs unserer Branche.<br />
Nur, wenn es uns gelingt, gute Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu<br />
halten, können wir die Leistungsstärke der <strong>Bau</strong>wirtschaft in Berlin und<br />
Brandenburg erhalten. Um junge Leute für einen Beruf im <strong>Bau</strong>hauptgewerbe<br />
zu gewinnen, geht der Lehrbauhof der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> seit<br />
einiger Zeit neue, erfolgsversprechende Wege, indem er sich gerade<br />
den etwas schwächeren Schulabgängern widmet. Mit einem besonderen<br />
Programm zur Berufsqualifi zierung von Jugendlichen, die auf dem regulären<br />
Ausbildungsmarkt keine Lehrstelle bekommen haben, gelingt es ihm,<br />
junge Leute in den Arbeitsmarkt zu vermitteln und gleichzeitig das Defi zit<br />
an Nachwuchskräften zu verringern. Ein gutes Beispiel dazu lesen Sie<br />
auf Seite 7.<br />
Es geht aber nicht nur darum, Schulabgänger zu fördern: Auch die<br />
Leistungsträger müssen motiviert werden. Zu diesem Zweck hat der<br />
Lehrbauhof erstmals seit Jahren wieder „Leistungswettbewerbe“ abgehalten,<br />
bei denen insgesamt 28 junge Menschen geehrt wurden. Ein<br />
schöner Erfolg – nachzulesen auf Seite 6.<br />
Um für die Zukunft gut gerüstet zu sein, benötigt unsere Branche neben<br />
guten Arbeitskräften aber auch noch etwas anderes: die richtigen Rahmenbedingungen.<br />
Diese sollen derzeit in Brandenburg verändert werden –<br />
mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf die regionale <strong>Bau</strong>wirtschaft.<br />
So wird die geplante Ausweitung der wirtschaftlichen Betätigungsmöglichkeit<br />
von Kommunen, sollte sie wirklich im derzeit diskutierten<br />
Umfang umgesetzt werden, insbesondere kleine <strong>Bau</strong>betriebe unter einen<br />
erheblichen Preisdruck setzen. Die <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> setzt sich<br />
gemeinsam mit der Wirtschaft Brandenburgs seit geraumer Zeit gegen<br />
den Gesetzesentwurf zur Wehr. Über die Fortschritte unseres Einsatzes<br />
halten wir Sie wie gewohnt auf dem Laufenden. Ab Seite 12 fi nden Sie<br />
zudem eine Zusammenstellung der wesentlichen Pro- und Contra-Argumente<br />
sowie des aktuellen Status Quo.<br />
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.<br />
Ihr<br />
Reinhold Dellmann<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Berlin braucht dich!<br />
Über 40 Prozent der Berliner<br />
Schulabgänger haben einen Migrationshintergrund<br />
– und spielen<br />
damit auch für die Fachkräftesicherung<br />
eine immer größere<br />
Rolle. Wie es gelingen kann, sie<br />
erfolgreich zu integrieren, zeigt die<br />
Kampagne Berlin braucht dich!,<br />
die der Integrationsbeauftrage<br />
des Berliner Senats, Günther<br />
Piening, auf Seite 4 vorstellt.<br />
Debatte um Gesetzesentwurf<br />
in Brandenburg<br />
Brandenburgs Kommunen sollen<br />
sich künftig stärker wirtschaftlich<br />
betätigen können – das sieht<br />
zumindest ein aktueller Gesetzesentwurf<br />
vor. Die Wirtschaft ist<br />
alarmiert und befürchtet billige<br />
Konkurrenz und in der Folge<br />
Insolvenzen kleiner Betriebe.<br />
Informationen dazu ab Seite 12.<br />
Countdown läuft<br />
Der <strong>Bau</strong> des neuen Flughafens<br />
Berlin-Brandenburg schreitet weiter<br />
voran: Am 3. Juni <strong>2012</strong> soll er<br />
in Betrieb gehen. Vom rasanten<br />
<strong>Bau</strong>fortschritt konnten sich nun<br />
rund 90 Mitgliedsunternehmen<br />
der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> überzeugen.<br />
Lesen Sie dazu den Bericht<br />
auf Seite 16.
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Im Fokus Aktuelles<br />
<strong>Ausbildungsjahr</strong><br />
<strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Günther Piening<br />
Grußwort des Integrationsbeauftragten<br />
des Berliner<br />
Senats<br />
Was bringt das neue<br />
<strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/12?<br />
Leistung lohnt sich!<br />
Auf Umwegen zum<br />
Ausbildungsplatz<br />
Berlins bester Zimmermann<br />
ist eine Frau<br />
9<br />
10<br />
10<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Nach 18 Jahren in den<br />
Ruhestand<br />
Reinhold Dellmann neuer<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
Sommer, Sonne, Schloss<br />
Lindstedt: Regionalkonferenz<br />
und Sommerfest der FG <strong>Bau</strong><br />
in Brandenburg<br />
Konkret gefragt:<br />
Dr. Dietmar Woidke<br />
Keine Gefahr für den<br />
freien Markt erkennbar<br />
Konkret gefragt:<br />
Knut Deutscher<br />
Verlässliche Wirtschaftspolitik<br />
sieht anders aus<br />
Recht am <strong>Bau</strong><br />
Änderung der brandenburgischen<br />
Kommunalverfassung<br />
Nachhaltigkeit von<br />
Verkehrsinfrastruktur muss<br />
im Haushaltsplan <strong>2012</strong> eine<br />
klare Rolle spielen<br />
16<br />
17<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
Aus dem Verband<br />
Der Countdown läuft – vierte<br />
und letzte <strong>Bau</strong>stellentour?<br />
Jubiläen und Geburtstage<br />
Buchbesprechung<br />
Handbuch Sichtbeton –<br />
Beurteilung und Abnahme<br />
Die Einführung der E-Bilanz<br />
Zu guter Letzt<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
wirkt sich kaum auf<br />
regionale <strong>Bau</strong>wirtschaft aus<br />
<strong>Bau</strong>wirtschaftliche Eckdaten
Grußwort des Integrationsbeauftragten<br />
des Berliner Senats,<br />
Günther Piening<br />
In der Altersgruppe, die sich auf<br />
den Übergang in eine berufl iche Ausbildung<br />
vorbereitet, machen Migrantinnen<br />
und Migranten einen großen<br />
Anteil aus. Über 40 Prozent sind<br />
es nach den Kriterien des Amts für<br />
Statistik Berlin-Brandenburg. Sie<br />
sind Teil der nächsten Generation,<br />
sie sind Berlinerinnen und Berliner;<br />
sie gehören zu uns. Natürlich spielen<br />
sie auch für die Sicherung des<br />
Fachkräftebedarfs der Berliner Wirtschaft<br />
eine zunehmend wichtige<br />
Rolle.<br />
Das haben viele Branchen erkannt,<br />
ebenso der Senat, der seit 2006<br />
die Kampagne Berlin braucht dich!<br />
durchführt. Erklärtes Ziel der Kampagne<br />
ist, den Anteil von Auszubildenden<br />
aus Einwandererfamilien<br />
in der öffentlichen Verwaltung<br />
zu erhöhen. Dabei hatten wir in den<br />
letzten fünf Jahren gute Erfolge:<br />
Waren es im Jahr 2006 noch 8,6 %,<br />
so stieg der Anteil von Migranten/<br />
innen unter den neu eingestellten<br />
Auszubildenden bis 2010 auf 19,1%.<br />
Damit hat sich deren Anteil in den<br />
vergangenen drei Jahren mehr als<br />
verdoppelt. Ziel der Kampagne ist<br />
es, bis zum Jahr 2013 eine Ausbildungsquote<br />
junger Migrantinnen<br />
und Migranten von 25 % zu erreichen.<br />
Von Beginn an habe ich Berlin<br />
braucht dich! als Arbeitgeberkampagne<br />
organisiert, um bei jungen<br />
Zuwanderern Interesse für die Aufnahme<br />
der Arbeit in einer öffentlichen<br />
Verwaltung zu gewinnen –<br />
bei einem Teil der Berliner Bevölkerung<br />
also, der im öffentlichen<br />
Dienst unterrepräsentiert ist. Wir<br />
haben dies als Verpfl ichtung angesehen;<br />
ebenso wichtig war die Sicherung<br />
guten Nachwuchses, um<br />
den Herausforderungen der Einwanderungsstadt<br />
Berlin gerecht zu werden.<br />
Dazu gehört, Vielfalt – diversity<br />
– in unsere Verwaltungen und<br />
auch unsere Programme zu bringen.<br />
Neben den Senats- und Bezirksverwaltungen<br />
beteiligen sich seit zwei<br />
Jahren auch die großen öffentlichen<br />
Unternehmen an der Kampagne –<br />
darunter die Wasserbetriebe, die<br />
Stadtreinigung, Vivantes und die<br />
BVG. Mit der Beteiligung der Unternehmen<br />
haben wir das Spektrum<br />
der Aktivitäten von Berlin braucht<br />
dich! erweitert. Erstens kommen<br />
heute viel mehr Ausbildungsberufe<br />
und auch Ausbildungsplätze in Betracht,<br />
als wir in der Verwaltung anbieten<br />
können. Auch eine Reihe von<br />
<strong>Bau</strong>berufen wie z.B. <strong>Bau</strong>geräteführer/in,<br />
<strong>Bau</strong>zeichner/in, <strong>Bau</strong>wirtschaftsingenieur/in,<br />
Beton- und<br />
Stahlbetonbauer/in, Geomatiker/in,<br />
Maler/in und Lackierer/in, Tischler/in,<br />
Vermessungstechniker/in und Gleisbauer/in<br />
geraten damit in den Blick<br />
der Jugendlichen.<br />
Zweitens geht es Berlin braucht dich!<br />
um neue Formen der Berufsorientierung.<br />
Im Rahmen der Kampagne<br />
haben wir interkulturell sensible<br />
Angebote der berufl ichen Orientierung<br />
und Betriebsbegegnungen für<br />
Schüler/innen aus Einwandererfamilien<br />
der 7.-10. Klasse entwickelt.<br />
Hierfür hat der von uns beauftragte<br />
Träger BQN Berlin ein Konsortium<br />
ins Leben gerufen, in dem derzeit<br />
32 Schulen und 46 Betriebe berlin-<br />
weit zusammen an der Entwicklung<br />
von vier aufeinander aufbauenden<br />
Formen von Betriebsbegegnungen<br />
arbeiten: einen betrieblichen Erstkontakt,<br />
ein Schnupper- oder ein<br />
dreiwöchiges Betriebspraktikum<br />
sowie einen Bewerbertag. Das Ergebnis<br />
dieser Arbeit ist eine deutlich<br />
gesteigerte Motivation und<br />
Zielsicherheit in der Berufsfi ndung<br />
bei den Jugendlichen.<br />
Die Kampagne Berlin braucht dich!<br />
zeigt, dass durch eine Personalpolitik,<br />
die interkulturelle Kompetenzen<br />
erkennt und entsprechende<br />
Rekrutierungsstrategien entwickelt,<br />
auch kurzfristig Erfolge zu erzielen<br />
sind. Berlin braucht dich! zeigt zudem,<br />
wie wichtig die sorgfältige<br />
Vorbereitung von Betriebskontakten<br />
ist, um das Interesse für eine duale<br />
Ausbildung zu wecken. Die entwickelten<br />
Instrumente und Strategien<br />
reichen weit über den öffentlichen<br />
Dienst hinaus und sind in modifi -<br />
zierter Form auch für die Privatwirtschaft<br />
geeignet.<br />
Mittlerweile haben mehrere Branchen<br />
Interesse an einer Beteiligung<br />
an der Kampagne signalisiert. Ich<br />
freue mich über dieses Interesse<br />
und sage ihnen gern meine Zusammenarbeit<br />
dabei zu.<br />
Günter Piening<br />
Der Beauftragte des Senats von<br />
Berlin für Integration und Migration<br />
4 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Grußwort
Was bringt das neue<br />
<strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/12?<br />
Der Trend ist eindeutig: Nach neuesten Meldungen waren Anfang September<br />
in Berlin noch 7.000 Lehrstellen offen. Auch in der regionalen<br />
<strong>Bau</strong>wirtschaft sind zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben.<br />
Beim Berufsförderungswerk der<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> musste man<br />
feststellen, dass für rund 50 der von<br />
den Betrieben ursprünglich angezeigten<br />
Ausbildungsplätze keine<br />
geeigneten Bewerber gefunden werden<br />
konnten. Die Gründe dafür sind<br />
unterschiedlich: Zum einen sind die<br />
Bewerberzahlen insgesamt rückläufi<br />
g, die <strong>Bau</strong>fi rmen spüren also die<br />
Auswirkungen des demographischen<br />
Wandels. Zum anderen ist aber<br />
auch das Problem der mangelnden<br />
Ausbildungsreife nach wie vor ein<br />
großes Hindernis auf dem Weg<br />
von der Schulbank in ein betriebliches<br />
Ausbildungsverhältnis.<br />
Neben diesen branchenübergreifenden<br />
Problemen zeigte sich<br />
bei einer Informationsveranstaltung<br />
am Lehrbauhof zum Start des<br />
neuen <strong>Ausbildungsjahr</strong>es allerdings<br />
auch, dass sich die Situation von<br />
Gewerk zu Gewerk unterscheidet:<br />
Während die Entwicklung in den<br />
Bereichen Tief- und Straßenbau im<br />
Großen und Ganzen offenbar befriedigend<br />
verläuft, sind die rückläufi<br />
gen Ausbildungszahlen im Hochbau<br />
und vor allem in den Ausbaugewerken<br />
bedenklich.<br />
Trotz dieser teils unterschiedlichen<br />
Bewertung der aktuellen Situation<br />
ist der Branche eines klar:<br />
Das kommende Jahr muss ganz im<br />
Zeichen der Werbung für <strong>Bau</strong>berufe<br />
stehen. Das fängt bei den Schülern,<br />
Lehrern und Eltern an und<br />
reicht bis zu den Vermittlungseinrichtungen<br />
der Arbeitsagenturen.<br />
Im Fokus: <strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Darüber hinaus ist es wichtig, Jugendlichen,<br />
die sich zwar für einen<br />
<strong>Bau</strong>beruf interessieren, bisher aber<br />
keinen Ausbildungsplatz fi nden<br />
konnten, Chancen für die Aufnahme<br />
einer betrieblichen Ausbildung<br />
einzuräumen – immer vorausgesetzt,<br />
sie erweisen sich als motiviert<br />
und zuverlässig! Das Projekt<br />
„Berufsintegration <strong>Bau</strong>“ ist ein<br />
erster Schritt des Berufsförderungswerks<br />
in diese Richtung. Hier müssen<br />
Jugendliche, die auf dem Ausbildungsmarkt<br />
bislang leer ausgegangen<br />
sind, unter Beweis stellen,<br />
dass sie die Voraussetzungen für<br />
das erfolgreiche Absolvieren einer<br />
Ausbildung mitbringen. Interessierte<br />
Unternehmen haben dann<br />
die Möglichkeit, geeignete Teilnehmer<br />
in Praxisphasen kennenzulernen<br />
und sie gegebenenfalls<br />
nach erfolgreicher Testphase als<br />
Auszubildende in ihrem Betrieb<br />
zu übernehmen.<br />
Auch für diejenigen jungen Leute,<br />
die eine Ausbildung gefunden<br />
haben, gibt es einige Neuerungen<br />
am Lehrbauhof: So sorgt die Einführung<br />
des sogenannten „Blauen<br />
Ordners“ für eine lückenlose Dokumentation<br />
der Lehrlingsarbeiten.<br />
In diesem Ordner werden alle vom<br />
Lehrbauhof bereitgestellten Aufgaben,<br />
Werkstücke und fachkundlichen<br />
Informationsmaterialien gesammelt.<br />
Die Auszubildenden müssen<br />
ihren Ordner immer schon zum<br />
Kursbeginn mitbringen: Er dient<br />
ihnen sowie den Ausbildungsbe-<br />
trieben damit als Möglichkeit, sich<br />
über den Verlauf der Ausbildung zu<br />
informieren und die Ausbildungsinhalte<br />
gegebenenfalls nachzuarbeiten.<br />
Unabhängig davon führen<br />
alle Azubis weiterhin ihr Berichtsheft.<br />
Der Kontrolle der Berichtshefte<br />
während der Lehrbauhofphasen in<br />
puncto inhaltliche Korrektheit, Vollständigkeit<br />
und ordnungsgemäße<br />
Führung gilt künftig das verstärkte<br />
Augenmerk der Ausbilder.<br />
Bereits vor einiger Zeit startete<br />
der Lehrbauhof zudem sein Angebot<br />
an (freiwilligem) Förderunterricht,<br />
welches sowohl von den teilnehmenden<br />
Betrieben als auch von<br />
den Auszubildenden ausgesprochen<br />
positiv aufgenommen worden ist.<br />
Da der Kreis an interessierten Firmen,<br />
die ihre Lehrlinge zum Förderunterricht<br />
entsenden, größer sein könnte,<br />
wird das Angebot des Lehrbauhofs,<br />
den Förderunterricht auszuweiten,<br />
noch einmal erneuert. Die<br />
Voraussetzung dafür ist das Erreichen<br />
entsprechender Gruppengrößen<br />
sowie das Sicherstellen einer<br />
regelmäßigen Teilnahme.<br />
Fachkräftesicherung fängt bereits<br />
bei der Ausbildung an: Darüber<br />
sind sich Ausbildungsbetriebe, Ausbilder<br />
und Lehrbauhof einig. Um<br />
den erfolgreich gestarteten Modernisierungsprozess<br />
der Ausbildung<br />
am <strong>Bau</strong> in Berlin auch weiterhin<br />
auf Kurs zu halten, werden daher<br />
auch zukünftig die interessanten<br />
Diskussionen und der sich dabei ergebende<br />
rege Gedankenaustausch<br />
in Form von halbjährlich stattfi ndendenInformationsveranstaltungen<br />
weitergeführt.<br />
KM<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 5
Leistung lohnt sich!<br />
Interner Leistungswettbewerb auf dem Lehrbauhof mit<br />
positiver Resonanz von allen Seiten<br />
Eine im wahrsten Sinne des Wortes<br />
lohnende Erfahrung durften die<br />
Gewinner beim internen Leistungswettbewerb<br />
des Berufsförderungswerks<br />
der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
machen. Insgesamt 114 Auszubildende<br />
aus unterschiedlichen Gewerken<br />
beteiligten sich an diesem<br />
internen Leistungsvergleich, der<br />
– nach längerer Pause – in diesem<br />
Jahr wieder neu aufgelegt wurde.<br />
Unter Prüfungsbedingungen fertigten<br />
die Teilnehmer von ihren Ausbildern<br />
ausgewählte Werkstücke<br />
an, dabei mussten sie sowohl zeitlichen<br />
Anforderungen als auch qualitativen<br />
Ansprüchen genügen.<br />
Am 12. September war es dann soweit:<br />
28 Auszubildende – viele in<br />
Begleitung ihrer Firmenchefs oder<br />
ihrer Ausbilder – durften ihre<br />
Ehrungen im Rahmen einer feierlichen<br />
Preisverleihung entgegen-<br />
nehmen. Die Sieger, also die jeweils<br />
besten drei aus jeder Wettbewerbsgruppe,<br />
erhielten neben<br />
einer Urkunde auch entsprechend<br />
ausgelobte Prämien.<br />
Der Präsident der <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong>, Dipl.-Ing. Michael Schrobsdorff,<br />
ließ es sich nicht nehmen,<br />
einige Worte an die versammelten<br />
Lehrlinge und Firmenvertreter zu<br />
richten. Dabei betonte er die Wichtigkeit,<br />
jungen Menschen den Leistungsgedanken<br />
wieder nahe zu<br />
bringen. Wer etwas leiste, sei kein<br />
Streber, sondern könne auf das<br />
Erreichte mit Stolz blicken und<br />
dürfe von anderen als Vorbild betrachtet<br />
werden. Dieser Stolz spiegelte<br />
sich auch in den Mienen<br />
der Gewinner der Leistungswettbewerbe<br />
wider – die allgemeine<br />
Zustimmung der Anwesenden war<br />
Schrobsdorff damit gewiss.<br />
Poliervorbereitungskurse (Kursbeginn)<br />
5. Oktober <strong>2011</strong> Tiefbau - Abendkurs<br />
5. Oktober <strong>2011</strong> Hochbau - Abendkurs<br />
Meistervorbereitungskurse (Kursbeginn)<br />
Oktober <strong>2011</strong> Meistervorbereitungskurs „Maurer/Betonbauer + Zimmerer“ Teil I + Teil II - Abendkurs<br />
Januar <strong>2012</strong> AEVO (Meistervorbereitungskurs Teil IV - Geprüfter Polier Teil III) - Tageskurs - 2 Wochen<br />
Februar <strong>2012</strong> Meistervorbereitungskurs „FPM + Stuck“ Teil I + Teil II - Abendkurs<br />
Februar <strong>2012</strong> Meistervorbereitungskurs „Straßenbau“ Teil I + Teil II - Abendkurs<br />
Gruppenbild der Jahrgangsbesten<br />
Warten auf die Preisverleihung<br />
Den Leistungsgedanken hochzuhalten<br />
ist auch das erklärte Ziel<br />
des Berufsförderungswerks der<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong>. Dazu können<br />
Anreize wie ein interner Leistungswettbewerb<br />
beitragen. Das<br />
beweist nicht zuletzt das positive<br />
Echo von Lehrlingen, Unternehmen<br />
und Ausbildern. Veranstaltungen<br />
wie diese zeigen jungen Menschen<br />
also vor allem eines: Leistung lohnt<br />
sich! KM<br />
Weiterbildungskurse Alle Kurse auch im Katalog „Qualifi zierungs-Angebot“ (Q-Katalog) einsehbar.<br />
Monat Kurs Beginn Ende Q-Katalog Kurstage<br />
Okt 11 Brunnenbau und Spezialtiefbau für Fach- und Führungskräfte Sa 22.10.<strong>2011</strong> 9 - 14 Uhr S. 16 1<br />
Nov 11 Mitarbeiterkompetenzcheck Do 10.11.<strong>2011</strong> 9 - 17 Uhr S. 42 1<br />
Nov 11 GW330 - Verlängerungskurs Di 15.11.<strong>2011</strong> 8 - 17 Uhr S. 17 1<br />
Nov 11 GW330 - Verlängerungskurs Mi 16.11.<strong>2011</strong> 8 - 17 Uhr S. 17 1<br />
Nov 11 Kalkulation im <strong>Bau</strong>wesen Sa 19.11.<strong>2011</strong> 8 - 15 Uhr S. 43 1<br />
Nov 11 Beschwerdemanagement Sa 19.11.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr S. 38 1<br />
Nov 11 TRGS 521 Do 24.11.<strong>2011</strong> 8 - 15 Uhr S. 13 1<br />
Nov 11 SIVV Weiterbildung Di 29.11.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr Mi 30.11.<strong>2011</strong> S. 6 2<br />
Nov 11 GW330 - Verlängerungskurs Mi 30.11.<strong>2011</strong> 8 - 17 Uhr S. 17 1<br />
Dez 11 GW330 - Verlängerungskurs Do 01.12.<strong>2011</strong> 8 - 17 Uhr S. 17 1<br />
Dez 11 Schimmelpilz im Wohnungsbau Sa 03.12.<strong>2011</strong> 8 - 15 Uhr S. 11 1<br />
Dez 11 Endgültiger Deckenschluss im innerstädtischen Umfeld Sa 03.12.<strong>2011</strong> 9 - 16 Uhr S. 18 1<br />
Dez 11 GW330 - Grundschulung Mo 05.12.<strong>2011</strong> 7 - 16 Uhr Fr 09.12.<strong>2011</strong> S. 17 5<br />
Dez 11 Erste Hilfe - Grundausbildung Mo 05.12.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr Di 06.12.<strong>2011</strong> S. 31 2<br />
Dez 11 Erste Hilfe - Nachschulung Mi 07.12.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr S. 31 1<br />
Dez 11 MVASS99 - 1 1/2 Tage Do 08.12.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr Fr 09.12.<strong>2011</strong> 8 - 11 Uhr S. 25 1,5<br />
Dez 11 Chef sein - Die 10 Todsünden und Ihre Erlösung Do 08.12.<strong>2011</strong> 9 - 17 Uhr S. 40 1<br />
Dez 11 Berufskraftfahrer-Modul 1 Sa 10.12.<strong>2011</strong> 8 - 16 Uhr S. 26 1<br />
Alle Kursinformationen sind auch auf der<br />
Webseite www.lehrbauhof-berlin.de unter<br />
der Rubrik „Qualifi zierungsangebote“<br />
abrufbar.<br />
Weitere Informationen unter<br />
Tel.: 030 / 723 89-723 bzw.<br />
weiterbildung@lehrbauhof-berlin.de<br />
6 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Im Fokus: <strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong>
Auf Umwegen<br />
zum Ausbildungsplatz<br />
Immer mehr Firmen können ihre Ausbildungsstellen<br />
nicht besetzen. Gleichzeitig<br />
bleibt die Anzahl der Schulabgänger,<br />
die keine Lehrstelle fi nden,<br />
erschreckend hoch. Mit einem besonderen<br />
Programm bringt der Lehrbauhof<br />
der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> beide<br />
Seiten zusammen.<br />
Für Patrick Orlowski ist die Woche gut<br />
gestartet: Gerade hat der erfahren,<br />
dass er bei der Firma Horgas Straßen-<br />
und Wegebau GmbH einen Ausbildungsplatz<br />
bekommen hat. Das Ungewöhnliche<br />
daran: Die Lehre startet<br />
am 1. Dezember und nicht, wie sonst<br />
üblich, am 1. September. Orlowski gehört<br />
zu den Schulabgängern, die<br />
über ihre reguläre Bewerbung keine<br />
Ausbildungsstelle fi nden konnten –<br />
meistens, weil ihre Schulnoten zu<br />
schlecht sind. Oliver Franzen, <strong>Bau</strong>leiter<br />
bei der Firma Horgas und zuständig<br />
für alle Fragen rund um die Berufsausbildung,<br />
stören schlechte Noten<br />
nicht. Er ist froh, überhaupt noch<br />
einen Lehrling gefunden zu haben:<br />
„Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger,<br />
Auszubildende zu fi nden. Wenn<br />
wir dann doch jemanden in Aussicht<br />
haben, interessieren mich Abschlussnoten<br />
auf Schulzeugnissen<br />
eher weniger. Wichtiger ist, was ein<br />
Jugendlicher tatsächlich leistet und<br />
wie er arbeitet – und das zeigt er auf<br />
unseren <strong>Bau</strong>stellen und im Betrieb.“<br />
Franzen weiß, wovon er spricht:<br />
Seit gut zwei Jahren greift die Firma<br />
auf Nachzügler zurück, die auf dem<br />
regulären Ausbildungsmarkt keinen<br />
Platz gefunden haben und daher zunächst<br />
in das außerbetriebliche Ausbildungsprogramm<br />
des Berufsförde-<br />
Im Fokus: <strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Ausbildung am Lehrbauhof<br />
rungswerks der <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong> aufgenommen wurden. Seinen<br />
Vermittlungsservice hat der Lehrbauhof<br />
nun mit einem besonderen<br />
Projekt weiter ausgebaut: Seit zwei<br />
Monaten werden Ausbildungsplatzsuchende,<br />
die bislang leer ausgegangen<br />
sind, mit einem speziellen<br />
Programm für <strong>Bau</strong>berufe qualifi ziert –<br />
und dann in reguläre Ausbildungsverhältnisse<br />
in <strong>Bau</strong>betrieben vermittelt.<br />
Mit Erfolg, wie der Fall von Patrick<br />
Orlowski zeigt: „Herr Orlowski<br />
hat zwar keine hervorragenden Noten,<br />
allerdings hat er bei uns im Rahmen<br />
des Berufsqualifi zierungsprojekts<br />
des Lehrbauhofs ein Praktikum<br />
absolviert – und uns von seiner Leistung<br />
überzeugt“, erklärt Franzen.<br />
„Jetzt kann er bei uns ab Dezember<br />
eine reguläre Ausbildung beginnen –<br />
das Grundlagenwissen über die <strong>Bau</strong>branche<br />
hat er sich bis dahin bereits<br />
am Lehrbauhof angeeignet.“<br />
Natürlich ist die schulische Leistung<br />
trotz aller praktischen Kompetenz<br />
nicht ganz unwichtig, das räumt<br />
auch Franzen ein. Gerade die Leistungen<br />
in Mathematik bedürfen häufi g<br />
einer Verbesserung. „Aber da vertrauen<br />
wir auf unseren guten Draht zu<br />
den Berufsschulen – sobald hier etwas<br />
nicht so laufen sollte wie wir<br />
uns das vorstellen, werden wir informiert.“<br />
Bislang sei es hier aber<br />
noch nie zu schwerwiegenden Problemen<br />
gekommen, zumal die Jugendlichen<br />
nicht zuletzt auch durch die<br />
Grundlagenausbildung am Lehrbauhof<br />
schnell verstehen, wozu sie das<br />
Schulwissen tatsächlich brauchen.<br />
Das Qualifi zierungsprogramm des<br />
Lehrbauhofs, das mit Mitteln aus der<br />
Senatsarbeitsverwaltung Anfang August<br />
mit zunächst 30 Jugendlichen<br />
gestartet ist und gerade noch einmal<br />
aufgestockt wurde, dieses Mal mit<br />
Mitteln aus der Wirtschaft, birgt aber<br />
noch einen weiteren Vorteil: Die Teilnehmer<br />
verlieren im Vergleich zu „normal<br />
gestarteten“ Azubis keine Zeit,<br />
denn die Qualifi zierung wird mit der<br />
regulären Ausbildungszeit verrechnet.<br />
Und auch in Sachen Integration<br />
leiste das Programm gute Arbeit, ist<br />
sich Roland Bank, Geschäftsführer<br />
des Lehrbauhofs, sicher: „Gerade für<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
ist dieses Projekt gut geeignet. Denn<br />
während der Berufsorientierung können<br />
wir gezielt auf Förderbedarfe, beispielsweise<br />
bei sprachlichen Defi ziten,<br />
mit unserem Angebot eingehen.“<br />
Nach Bank stellt das Qualifi zierungsprogramm<br />
eine klassische<br />
Win-Win-Situation dar: So profi tieren<br />
nicht nur die jungen Leute davon.<br />
Auch <strong>Bau</strong>fi rmen, die zunehmend<br />
keine geeigneten Bewerber mehr fi nden,<br />
können dank des Projekts ihre<br />
Lehrstellen wieder besetzen. Wie<br />
die Firma Horgas, die die Schwierigkeiten<br />
bei der Suche nach Auszubildenden<br />
bestätigen kann: „In den<br />
letzten beiden Jahren haben sich<br />
bei uns gar keine Bewerber mehr<br />
gemeldet, obwohl wir jedes Jahr<br />
bis zu drei Lehrlinge einstellen können<br />
und auch wollen. Daher ist für<br />
uns die Zusammenarbeit mit dem<br />
Lehrbauhof die Chance, die so entstandene<br />
Lücke zu schließen. Bislang<br />
haben wir mit den Jugendlichen,<br />
die wir vom Lehrbauhof vermittelt<br />
bekommen, meistens gute<br />
Erfahrungen gemacht – daher sehen<br />
wir auch dem Ausbildungsverhältnis<br />
mit Herrn Orlowski mit hohen<br />
Erwartungen entgegen.“ W<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 7
Berlins bester Zimmermann ist eine Frau<br />
Am 25. September <strong>2011</strong> ging Deutschlands<br />
größte Freisprechungsfeier in<br />
die zweite Runde: Mit einer exklusiven<br />
Musical-Vorführung der Show<br />
„We will rock you“ feierten die Berliner<br />
Innungen des <strong>Bau</strong>-, des Maler-<br />
und des Friseurhandwerks die Freisprechung<br />
von rund 900 Junggesellinnen<br />
und -gesellen. Auch die<br />
Jahrgangsbesten wurden geehrt:<br />
Im <strong>Bau</strong>handwerk hatte eine Frau<br />
die Nase vorn.<br />
Henrieke Meyercordt, Zimmerin,<br />
hatte mit den besten Noten in Theorie<br />
und Praxis ihre männlichen<br />
Kollegen abgehängt und wurde als<br />
Jahrgangsbeste ausgezeichnet. Das<br />
sorgte für eine Überraschung in<br />
einer Branche, in der die Frauenquote<br />
bei unter 0,5 Prozent liegt.<br />
Das Zimmererhandwerk konnte bei<br />
der Ehrung der Jahrgangsbesten<br />
gleich doppelt punkten: Auch der<br />
Zweitbeste des diesjährigen Ab-<br />
Beste Zimmerfrau: Henrieke Meyercordt (Fünfte v.l.)<br />
schlussjahrgangs der Berliner <strong>Bau</strong>handwerke,<br />
Malte Giesebrecht, hat<br />
seine Ausbildung als Zimmermann<br />
erfolgreich abgeschlossen.<br />
Bei den beiden weiteren beteiligten<br />
Innungen wurden ebenfalls die Jahrgangsbesten<br />
geehrt: Im Bereich der<br />
Friseure konnte sich Magdalena Stadelmann<br />
über eine besondere Auszeichnung<br />
freuen, Beste im Bereich<br />
Kosmetik wurde Yasemin Herbke.<br />
Jahrgangsbester Maler ist Lars Tim<br />
Hoffmann, als Fahrzeuglackierer mit<br />
guter Abschlussnote hat Christian<br />
Borowski eine Auszeichnung mit<br />
nach Hause genommen.<br />
Klaus-Dieter-Müller, Obermeister<br />
der <strong>Bau</strong>gewerks-Innung Berlin, beglückwünschte<br />
die frischgebackenen<br />
Junggesellen zur bestandenen<br />
Prüfung und rief sie dazu auf, ihr<br />
Handwerk ehrenvoll auszuführen.<br />
Sich weiterzubilden, solle trotz<br />
Abschluss der Lehrzeit für die<br />
jungen Leute selbstverständlich<br />
sein: „Ich möchte Sie ermuntern,<br />
auch nach bestandener Gesellenprüfung<br />
und dem offi ziellen Abschluss<br />
Ihrer Lehrzeit nie mit dem<br />
Lernen aufzuhören. Bleiben Sie<br />
am Ball und damit auch weiterhin<br />
Ihres Glückes Schmied.“ Auch<br />
Jan Kopatz, Obermeister der Friseur-<br />
Innung Berlin, und Markus Straube,<br />
Obermeister der Maler- und Lackierer<br />
Innung Berlin, betonten die<br />
Wichtigkeit des lebenslangen Lernens<br />
und wiesen auf die hervorragenden<br />
Karriereperspektiven der<br />
jungen Berufsstarter hin.<br />
Bei Deutschlands größter Freisprechungsfeier<br />
wurden rund 900 junge<br />
Gesellinnen und Gesellen aus 13<br />
verschiedenen Ausbildungsberufen<br />
freigesprochen. Mit einer exklusiven<br />
Showvorführung sorgten die<br />
Künstler des Musicals „We will rock<br />
you“ im Anschluss für gute Unterhaltung.<br />
Das Berliner „Theater des<br />
Westens“ mit seinen 1.500 Plätzen<br />
war restlos ausverkauft.<br />
Die Gesellenfreisprechung geht<br />
zurück auf eine Tradition aus dem<br />
Mittelalter: Durch die Lossprechung<br />
von ihren Ausbildungspfl ichten traten<br />
die jungen Gesellen damals<br />
auch gleichzeitig aus dem Familienverband<br />
ihres Meisters aus und<br />
wurden so zu eigenständigen<br />
Mitgliedern der mittelalterlichen<br />
Gesellschaft. Das moderne Handwerk<br />
erinnert mit seinen Freisprechungsfeiern<br />
an diese Tradition.<br />
8 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Im Fokus: <strong>Ausbildungsjahr</strong> <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
W
Nach 18 Jahren in den Ruhestand<br />
Wolf Burkhard Wenkel ist nach<br />
knapp 18 Jahren verdienstvoller<br />
Arbeit in den Ruhestand gegangen.<br />
Unter seiner Leitung etablierte sich<br />
die <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> als zentrales<br />
Organ der regionalen <strong>Bau</strong>wirtschaft.<br />
Wolf Burkhard Wenkel ist nach<br />
knapp 18 Jahren verdienstvoller Arbeit<br />
an der hauptamtlichen Spitze der<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> zum 31. August<br />
<strong>2011</strong> in den Ruhestand gegangen.<br />
Dem 65-jährigen Juristen, der als<br />
Geschäftsführer auch den Zweckverbund<br />
Ostdeutscher <strong>Bau</strong>verbände<br />
(ZVOB) und die <strong>Bau</strong>gewerks-Innung<br />
Berlin geleitet hat, war vor allem die<br />
effektive Bekämpfung der Schwarzarbeit<br />
am <strong>Bau</strong> ein Anliegen: Unter<br />
seiner Leitung führte die <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong> als bundesweit<br />
einziger Arbeitgeberverband <strong>Bau</strong>stellenläufer<br />
ein, die im Detektivstil<br />
<strong>Bau</strong>stellen in Berlin und Brandenburg<br />
beobachten und Verdächtiges<br />
an den Zoll weiterleiten. Im<br />
Schnitt werden so Jahr für Jahr<br />
rund 400 Verdachtsbaustellen an<br />
den Zoll gemeldet, der diese dann<br />
auf Schwarzarbeit überprüft. Die<br />
<strong>Bau</strong>stellenläufer der <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong> mauserten sich schnell<br />
zu einer Erfolgsgeschichte: Die<br />
Trefferquote auf <strong>Bau</strong>stellen, die<br />
von ihnen an den Zoll weitergemeldet<br />
wurden, liegt bei rund 90%.<br />
Auch durch die konstante und intensive<br />
Öffentlichkeitsarbeit über<br />
die Arbeit der Läufer steht das<br />
Thema Schwarzarbeit am <strong>Bau</strong> seit<br />
einigen Jahren verstärkt im Fokus<br />
medialer Berichterstattung und<br />
Aktuelles<br />
wird von der Öffentlichkeit dementsprechend<br />
wahrgenommen.<br />
Aber nicht nur auf dem Gebiet der<br />
Schwarzarbeitsbekämpfung hat<br />
die FG <strong>Bau</strong> unter tatkräftiger Leitung<br />
durch Wolf Burkhard Wenkel<br />
eine Vorreiterstellung innerhalb<br />
der Branche eingenommen: Mit<br />
ihrem Spitzenverband, dem ZVOB,<br />
gibt sie seit der Jahrtausendwende<br />
der ostdeutschen <strong>Bau</strong>wirtschaft eine<br />
starke Stimme, indem sie sich ebenso<br />
wie der ZVOB für eine marktgerechte<br />
Mindestlohn- und Tarifpolitik<br />
einsetzt, die den kleinen und mittelständischen<br />
<strong>Bau</strong>betrieben in den<br />
neuen Ländern gerecht wird. Der<br />
ZVOB-Gründung vorausgegangen<br />
war der Austritt der <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong> aus den Spitzenverbänden<br />
der <strong>Bau</strong>wirtschaft und ein daran<br />
anschließender, fast zwei Monate<br />
andauernder Streik durch die IG<br />
BAU – der mit einem Erfolg für die<br />
FG <strong>Bau</strong> endete. Dieser Erfolg, der<br />
sich unter anderem in der Gründung<br />
des ZVOB niederschlug, ist nicht<br />
zuletzt der konsequenten Interessensvertretung<br />
und der klaren<br />
Steuerung der Verbandsinteressen<br />
durch Wenkel und dem damaligen<br />
Präsidenten, Dr. Kaspar-Dietrich<br />
Freymuth, zu verdanken.<br />
Sein Einsatz für die Anliegen der<br />
regionalen Wirtschaft kommt den<br />
Unternehmen in Berlin und Brandenburg<br />
auch nach Wolf Burkhard<br />
Wenkels Abschied von der FG <strong>Bau</strong><br />
zugute: Der ehemalige Hauptgeschäftsführer<br />
des <strong>Bau</strong>verbands<br />
setzt sich ehrenamtlich für das Verschmelzen<br />
der Bundesländer Berlin<br />
und Brandenburg zu einer gemeinsamen<br />
Wirtschaftsregion ein.<br />
W<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 9
Reinhold Dellmann neuer<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
Fachkräftesicherung und Schwarzarbeitsbekämpfung<br />
stehen im Fokus<br />
der Verbandsarbeit.<br />
Nachfolger von Wolf Burkhard<br />
Wenkel an der hauptamtlichen<br />
Spitze der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
ist Reinhold Dellmann, ehemaliger<br />
Minister für Raumordnung und<br />
Infrastruktur in Brandenburg.<br />
Dellmann sieht eine der wesentlichen<br />
Herausforderung der künftigen<br />
Verbandsarbeit in der Sicherung des<br />
Fachkräftebedarfs: „Die Leistungsstärke<br />
der <strong>Bau</strong>wirtschaft in Berlin<br />
und Brandenburg ist für den Arbeitsmarkt<br />
und die wirtschaftliche<br />
Struktur beider Länder sehr wichtig.<br />
Um sie zu erhalten, brauchen<br />
wir gute Nachwuchskräfte. Daher<br />
wollen wir mit einem modernen<br />
und an den aktuellen Erfordernissen<br />
ausgerichteten Aus- und Weiterbildungsangebot<br />
noch intensiver als<br />
bisher qualifi zierten Nachwuchs ausbilden<br />
und fi t halten. So sichern<br />
wir die Zukunftsfähigkeit unserer<br />
Betriebe und tragen zu einer Stabilisierung<br />
der Wirtschaftskraft<br />
beider Länder bei.“<br />
Nach wie vor steht auch die Bekämpfung<br />
von Schwarzarbeit am<br />
<strong>Bau</strong> im Fokus des Verbands. Dellmann<br />
weiter: „Schattenwirtschaft<br />
vernichtet massiv reguläre Arbeitsplätze<br />
und höhlt die wirtschaftliche<br />
Basis der Branche aus. Als Interessensvertreter<br />
der kleinen und<br />
mittelständischen <strong>Bau</strong>betriebe werden<br />
wir uns hier weiterhin mit starker<br />
Stimme für mehr Kontrollen<br />
sowie für eine Vergabepraxis einsetzen,<br />
die sich auf die Verhinderung<br />
von Schwarzarbeit am <strong>Bau</strong> konzentriert.“<br />
W<br />
Sommer, Sonne, Schloss Lindstedt: Regionalkonferenz<br />
und Sommerfest der FG <strong>Bau</strong> in Brandenburg<br />
Hochsommerliche Temperaturen und<br />
strahlender Sonnenschein lockten<br />
rund 350 Gäste nach Schloss Lindstedt:<br />
Am 26. August hatte die <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong> wieder zu ihrem<br />
traditionellen Sommerfest geladen.<br />
Wie immer konnten sich die Mitgliedsbetriebe<br />
zunächst über die<br />
aktuelle wirtschaftspolitische Lage<br />
in Brandenburg informieren: Im<br />
Mittelpunkt der diesjährigen Regionalkonferenz<br />
stand die geplante<br />
Ausweitung der wirtschaftlichen<br />
Betätigung von Kommunen. Während<br />
Brandenburgs Innenminister<br />
Woidke versuchte, den anwesenden<br />
<strong>Bau</strong>unternehmern die Notwendigkeit<br />
des Gesetzentwurfes darzustellen,<br />
schienen sich die meisten<br />
Teilnehmer der Konferenz im Verlauf<br />
der Veranstaltung dann doch der<br />
Argumentation des zweiten Redners,<br />
Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer Cottbus,<br />
anzuschließen, der den Entwurf und<br />
seine befürchteten Auswirkungen<br />
auf Brandenburgs Wirtschaft massiv<br />
kritisierte. Die kontroverse Diskussion<br />
sorgte für anregende Gesprächsimpulse<br />
auch auf dem anschließenden<br />
Sommerfest der <strong>Fachgemeinschaft</strong><br />
<strong>Bau</strong>.<br />
Und noch ein weiteres Thema stand<br />
bei der diesjährigen Veranstaltung<br />
im Mittelpunkt der Gespräche: die<br />
Staffelstabübergabe von FG <strong>Bau</strong>-<br />
Hauptgeschäftsführer Wolf Burkhard<br />
Wenkel an seinen Nachfolger, den<br />
ehemaligen <strong>Bau</strong>minister Brandenburgs<br />
Reinhold Dellmann. Bran-<br />
denburgs jetziger <strong>Bau</strong>minister Jörg<br />
Vogelsänger und Berlins <strong>Bau</strong>senatorin<br />
Ingeborg Junge-Reyer würdigten<br />
in ihren Grußworten den Einsatz<br />
Wenkels für die regionale <strong>Bau</strong>wirtschaft<br />
und gaben Dellmann in<br />
seiner neuen Funktion ihre guten<br />
Wünsche auf eine weiterhin fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit auf den<br />
Weg. Auch Jochen Forßbohm, Präsident<br />
des Zweckverbunds Ostdeutscher<br />
<strong>Bau</strong>verbände (ZVOB), dankte<br />
Wenkel für seine Verdienste, insbesondere<br />
mit Blick auf den Aufbau<br />
des ZVOB zu einem starken Organ<br />
der ostdeutschen <strong>Bau</strong>betriebe. Bei<br />
einem gewohnt guten Büfett, ungewohnt<br />
warmen Temperaturen und in<br />
stimmungsvoller Atmosphäre klang<br />
der Abend schließlich aus. W<br />
10 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Aktuelles
„Keine Gefahr für den<br />
freien Markt erkennbar“<br />
Über die geplante Ausweitung der<br />
kommunalen Daseinsvorsorge in<br />
Brandenburg wird derzeit heftig<br />
debattiert. FG <strong>Bau</strong> Konkret sprach<br />
dazu mit Brandenburgs Innenminister,<br />
Dr. Dietmar Woidke (SPD).<br />
FG <strong>Bau</strong> Konkret: Herr Minister, was<br />
ist der Zweck des Gesetzes?<br />
Wir wollen vor allem drei Dinge erreichen:<br />
mehr Transparenz und Kontrolle<br />
bei kommunalen Unternehmen,<br />
eine sinnvolle und begrenzte Erweiterung<br />
der kommunalen Handlungsspielräume<br />
und vor allem wollen wir<br />
wirtschaftliche Tätigkeit von Gemeinden,<br />
Städten, Ämtern und Landkreisen<br />
im Bereich der Daseinsvorsorge<br />
von unnötigen Hemmnisse befreien.<br />
Ich bin für Wettbewerb auf Augenhöhe.<br />
Entscheiden soll allein die<br />
Leistung, ohne dass private oder<br />
kommunale Unternehmen zurückgesetzt<br />
werden. Und bei Gleichheit<br />
der Ergebnisse soll es wie überall<br />
Entscheidungsfreiheit geben. Am<br />
besten entscheiden können das<br />
die kommunal Verantwortlichen vor<br />
Ort. Die Daseinsvorsorge ist im Übrigen<br />
verfassungsrechtlich garantierter<br />
Bestandteil der kommunalen<br />
Selbstverwaltung und damit ein<br />
hohes Gut.<br />
Wie wird sich das Gesetz Ihrer Meinung<br />
nach auf Wirtschaftsbetriebe<br />
in Brandenburg und den freien Wettbewerb<br />
auswirken?<br />
Ich bin überzeugt, dass das Gesetz<br />
den Wettbewerb beleben wird. Schon<br />
dadurch, dass die Zahl der gleichberechtigten<br />
Wettbewerber wächst.<br />
Auch die Kommunalunternehmen sind<br />
ein ja wichtiger Teil des Marktes. Wir<br />
alle wissen doch, dass der Wettbewerb<br />
vom ungehinderten Marktzugang<br />
aller Wirtschaftsteilnehmer lebt.<br />
Mit dem neuen Gesetz schaffen wir<br />
mehr Wettbewerb. Mehr Wettbewerb<br />
bedeutet für die Bürger aber<br />
auch die Chance auf bessere Leistung.<br />
Die Bürger werden profi tieren.<br />
Was entgegnen Sie den Bedenken<br />
der Wirtschaftsvertreter, die mit<br />
Inkrafttreten des Gesetzes den<br />
freien Markt in Gefahr sehen?<br />
Ich kann keine Gefahr für den freien<br />
Markt erkennen. Ich halte entsprechende<br />
Befürchtungen für unbegründet.<br />
Es gilt ja weiter das Prinzip:<br />
Wer die beste Leistung bietet, gewinnt.<br />
Allerdings wird jetzt niemand<br />
mehr von vornherein bevorteilt wie<br />
bisher. Ich habe ja in der Debatte<br />
Töne vernommen, die Allerschlimmstes<br />
für die privaten Unternehmen<br />
vermuten ließen. Man konnte den<br />
Eindruck haben, in Brandenburg<br />
stünde die Rückkehr des Sozialismus<br />
unmittelbar bevor. Das ist natürlich<br />
völliger Unfug.<br />
Ich rate dazu, mit beiden Beinen auf<br />
dem Boden der Tatsachen zu bleiben.<br />
Es geht bei der Gesetzesänderung<br />
nicht darum, den Weg für eine allgemeine<br />
wirtschaftliche Betätigung<br />
der Kommunen freizumachen. Es geht<br />
ausschließlich um Bereiche wie Wasserversorgung,<br />
Abwasserentsorgung,<br />
Stromversorgung, Müllabfuhr, Straßenreinigung<br />
und ähnliches – also<br />
um die kommunale Daseinsvorsorge.<br />
Wer meint, dass die Neuregelungen<br />
zur Staatswirtschaft führen und<br />
damit den direkten Weg zum Kom-<br />
munismus beschreiben, dem kann<br />
ich nur empfehlen, einmal in die<br />
Gemeindeordnungen und das Gemeindewirtschaftsrecht<br />
anderer<br />
Länder zu schauen. Ich meine hier<br />
vor allen Dingen Bayern und Baden-<br />
Württemberg. Beide Länder sind<br />
ja doch sozialistischer und staatswirtschaftlicher<br />
Umtriebe eher unverdächtig.<br />
Dort muss im Bereich<br />
der kommunalen Daseinsvorsorge<br />
nicht einmal geprüft werden, ob ein<br />
privater Anbieter günstiger arbeitet.<br />
Welche Veränderungen am bestehenden<br />
Entwurf wären denkbar,<br />
ohne den Zweck des Gesetzes<br />
einerseits und den freien Markt<br />
andererseits zu einträchtigen?<br />
Vor der Formulierung des Gesetzentwurfs<br />
sind intensive Gespräche<br />
mit Kommunen und Wirtschaftsverbänden<br />
geführt worden. Viele<br />
Anregungen aus diesen Gesprächen<br />
sind in den Gesetzentwurf<br />
eingefl ossen. Auch die ausführliche<br />
Anhörung von Experten und Interessenvertretern<br />
vor dem Innen- und<br />
Wirtschaftsausschuss hat gezeigt,<br />
dass die Regierung einen gegenüber<br />
allen Seiten fairen Entwurf vorgelegt<br />
worden hat. Der Beratungen<br />
im Landtag laufen noch. Wir werden<br />
sehen, ob der Landtag Änderungsbedarf<br />
sieht. Das liegt jetzt<br />
in der Hand des Parlaments.<br />
12 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Konkret gefragt
„Verlässliche Wirtschaftspolitik<br />
sieht anders aus“<br />
Auch mit Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer<br />
Cottbus, sprach FG <strong>Bau</strong> Konkret über<br />
die geplante Ausweitung der kommunalen<br />
Daseinsvorsorge.<br />
FG <strong>Bau</strong> Konkret: Herr Deutscher, was<br />
ist für Sie das Ziel des Gesetzentwurfs?<br />
Mit dem Gesetzentwurf will die rotrote<br />
Landesregierung den Grundsatz<br />
unserer sozialen Marktwirtschaft<br />
„Privat vor Staat“ abschaffen.<br />
Erklärtes Ziel ist es, die maroden<br />
Haushalte der Kommunen zu<br />
sanieren, indem sich Städte und<br />
Kommunen leichter wirtschaftlich<br />
betätigen können. Das soll auf Kosten<br />
der privaten Wirtschaft erfolgen.<br />
Meines Erachtens kann das<br />
nicht der richtige Weg sein!<br />
Wie wird sich das Gesetz Ihrer Meinung<br />
nach auf Wirtschaftsbetriebe<br />
in Brandenburg und den freien Wettbewerb<br />
auswirken?<br />
Unsere Handwerksbetriebe fürchten<br />
nicht die Konkurrenz durch kommunale<br />
Unternehmen, wenn diese<br />
zu gleichen Konditionen am Markt<br />
agieren. Privatunternehmen sollen<br />
aber nur noch an kommunale Aufträge<br />
kommen, wenn sie besser sind<br />
als Kommunalbetriebe. Es reicht also<br />
nicht aus, die Leistung zu gleichen Bedingungen<br />
wie das kommunale Unternehmen<br />
anzubieten. Dabei haben kommunale<br />
Betriebe deutliche Vorteile.<br />
Dies fängt an beim Wissensvorsprung<br />
durch die enge Verflechtung zwischen<br />
Verwaltung und Kommunalbetrieb und<br />
setzt sich bei steuerlichen Aspekten,<br />
den Mindestlöhnen und Abgaben<br />
an Berufsgenossenschaften sowie<br />
Zusatzversorgungskassen fort.<br />
Konkret gefragt<br />
Nicht vergessen werden darf auch,<br />
dass ein Unternehmer das wirtschaftliche<br />
Risiko trägt. Dieses Risiko<br />
besteht für kommunale Unternehmen<br />
nur bedingt. Vielfach wird<br />
hier der Steuerzahler für Fehlentscheidungen<br />
aufkommen müssen.<br />
Was werfen Sie dem Gesetzentwurf<br />
vor allem vor?<br />
Es besteht überhaupt kein Bedarf,<br />
die bestehenden Regelungen zu<br />
ändern. Auch bisher war es für Kommunen<br />
möglich, sich wirtschaftlich<br />
zu betätigen. Nur galt eben bisher:<br />
Der Staat soll sich zurückhalten,<br />
wenn ein Privater die Aufgabe genauso<br />
gut erledigen kann.<br />
Mit der Abkehr vom Vorrang der<br />
Privatwirtschaft wird ein in Deutschland<br />
einmaliger Paradigmenwechsel<br />
vollzogen und ein deutliches Zeichen<br />
an die private Wirtschaft gesendet.<br />
Ich mache mir Sorgen über die Auswirkung<br />
auf Investoren, die planen,<br />
sich im Land Brandenburg anzusiedeln.<br />
Das Vertrauen in eine verlässliche<br />
Wirtschaftspolitik wird<br />
so sicher nicht gestärkt.<br />
Um die Daseinsvorsorge zu stärken,<br />
bedarf es der Änderungen nicht.<br />
Findet sich kein privates Unternehmen<br />
und entscheidet die Gemeindevertretung,<br />
die Leistung dennoch<br />
vorhalten zu wollen, kann niemand<br />
etwas gegen diese wirtschaftliche<br />
Betätigung haben. Das ist aus meiner<br />
Sicht kommunale Daseinsvorsorge.<br />
Zudem scheint die Politik zu verkennen,<br />
dass starke Privatunternehmen<br />
auch starke Steuerzahler sind.<br />
Gerade unsere Gemeinden profi tieren<br />
von den Gewerbesteuereinnahmen<br />
starker Betriebe. Außerdem<br />
engagieren sich viele Unternehmer<br />
ehrenamtlich und sind lokale Sponsoren.<br />
Wenn man in diesen funktionierenden<br />
Markt eingreift, sind die<br />
Folgen viel weitreichender, als die<br />
Landesregierung offenbar meint.<br />
Dadurch, dass sich Kommunen<br />
wirtschaftlich frei betätigen können<br />
und sich auch nicht mehr an<br />
die Grenzen der eigenen Kommune<br />
halten müssen, steigen auch<br />
die wirtschaftlichen Risiken. Ich<br />
habe Bedenken, ob die Kommunalvertreter<br />
abschätzen können,<br />
welche Risiken ihre Entscheidung<br />
mit sich bringt. Schon in der Vergangenheit<br />
haben kurzsichtige Entscheidungen<br />
in der Folge tiefe Löcher<br />
in die Haushaltskassen gerissen.<br />
Nicht zuletzt durch die fehlende<br />
Möglichkeit, Rechtsmittel gegen<br />
die Vergabe von öffentlichen<br />
Aufträgen einzulegen, befürchte<br />
ich, dass sich die eine oder andere<br />
Kommune nicht an die Spielregeln<br />
halten wird.<br />
Welche Veränderungen am bestehenden<br />
Entwurf wären denkbar,<br />
ohne den Zweck des Gesetzes einerseits<br />
und den freien Markt andererseits<br />
zu beeinträchtigen?<br />
Der offenkundige Zweck des Gesetzes<br />
und meine Vorstellungen<br />
von einem freien Markt stehen in<br />
einem klaren Widerspruch. Für mich<br />
wäre es aber vor allem wichtig, dass<br />
die Annextätigkeiten, also Nebenleistungen<br />
zum Hauptauftrag, wie<br />
bisher an kleine und mittlere Handwerksbetriebe<br />
vergeben werden.<br />
Hieran hängen viele Existenzen.<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 13
Änderung der brandenburgischen<br />
Kommunalverfassung<br />
Der Entwurf des „Gesetzes zur Stärkung<br />
der kommunalen Daseinsvorsorge“<br />
betrifft das Verhältnis zwischen<br />
Kommunen und Unternehmen<br />
der freien Wirtschaft und verstärkt<br />
das Spannungsfeld, das durch die<br />
gegensätzlichen Interessen entsteht.<br />
Die brandenburgische Regierung<br />
strebt mit dem Gesetzesentwurf die<br />
Erweiterung der Handlungsspielräume<br />
und die Erleichterung der wirtschaftlichenBetätigungsmöglichkeiten<br />
der Kommunen an. Folge der geplanten<br />
Änderungen wäre, dass sich<br />
das derzeit bestehende Verhältnis<br />
zwischen Wirtschaft und Kommunen<br />
zu Lasten der Wirtschaft grundlegend<br />
ändert.<br />
Bisher galt in der Kommunalverfassung<br />
der Grundsatz der strengen<br />
Subsidiarität. Er besagt, dass die<br />
Kommunen keine Leistungen anbieten<br />
dürfen, wenn diese in gleicher<br />
Qualität und Zuverlässigkeit bei<br />
gleichen oder geringeren Kosten<br />
durch die Privatwirtschaft erbracht<br />
werden können. Dieser Grundsatz<br />
soll nunmehr abgeschwächt (laut<br />
Gesetzesbegründung sogar abgeschafft)<br />
werden. Nach der neuen<br />
Regelung sind die Leistungen nur<br />
dann auf Private zu übertragen,<br />
wenn diese die Leistungen wirtschaftlicher<br />
erbringen können. Folge<br />
dieser Regelung ist, dass bei<br />
Gleichwertigkeit nicht mehr die<br />
Privatwirtschaft Vorrang hat, sondern<br />
die Kommune. Die Privaten<br />
müssen daher nunmehr besser<br />
anbieten um die Leistungen erbringen<br />
zu können. Auf die Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
kann die Gemeinde<br />
sogar ganz verzichten, wenn sie<br />
die wirtschaftliche Betätigung der<br />
Gemeinde im öffentlichen Interesse<br />
für erforderlich hält. Diese Änderung<br />
hätte zur Folge, dass das Subsidiaritätsprinzip<br />
im Ergebnis vollständig<br />
ausgehebelt werden kann.<br />
Auch die Regelung in Hinblick auf<br />
die Frage, wie die Vergleichbarkeit<br />
überhaupt festgestellt wird, soll geändert<br />
werden. Bisher mussten Vergleichsangebote<br />
eingeholt werden<br />
und Vergleichsberechnungen vorgenommen<br />
werden. Nach der neuen<br />
Regelung sind damit entweder Vergleichsberechnungen<br />
oder Vergleichsangebote<br />
erforderlich.<br />
In einer weiteren Regelung ist die<br />
Ausweitung des so genannten Örtlichkeitsprinzips<br />
vorgesehen. Das<br />
Örtlichkeitsprinzip besagt, dass<br />
eine Gemeinde nur innerhalb ihrer<br />
Gemeindegrenzen tätig werden darf.<br />
Dieses Prinzip wird aufgehoben,<br />
soweit die jeweilige Gemeinde,<br />
in der Leistungen erbracht werden<br />
sollen, mit der Leistungserbringung<br />
einverstanden ist.<br />
Weiter soll die Möglichkeit der<br />
Erbringung von Nebenleistungen,<br />
auch genannt Annextätigkeiten,<br />
durch kommunale Betriebe erleichtert<br />
werden. Bisher durften Nebenleistungen<br />
nur erbracht werden,<br />
wenn sie nach Art und Umfang für<br />
die Geschäftstätigkeit von untergeordneter<br />
Bedeutung sind und den<br />
öffentlichen Hauptzweck nicht beeinträchtigen.<br />
Nunmehr kann die<br />
Gemeinde jede Nebenleistung anbieten,<br />
wenn sie der Ausnutzung<br />
bestehender, sonst brachliegender<br />
Kapazitäten bei der Gemeinde oder<br />
einem Unternehmen der Gemeinde<br />
dient. Sobald die Gemeinde also die<br />
praktischen Mittel hat, die Nebenleistungen<br />
zu erbringen, könnte<br />
sie demzufolge ohne jegliche weitere<br />
Begründung tätig werden.<br />
Weiter werden die Kontrollrechte<br />
gelockert. Eine bisher zwingende<br />
Muss-Vorschrift, die einen ausführlichen<br />
Nachweis über die Erfüllung<br />
der gesetzlichen Voraussetzungen<br />
vorsieht, soll in eine unverbindliche<br />
Soll-Vorschrift umgewandelt werden.<br />
Darüber hinaus kann mit den neuen<br />
Regelungen auf eine öffentliche Bekanntmachung<br />
von Unternehmensgründungen<br />
sowie auf die Einholung<br />
von Vergleichsangeboten verzichtet<br />
werden. Voraussetzung hierfür<br />
ist lediglich, dass die Gemeinde<br />
die Unternehmensgründung im<br />
öffentlichen Interesse für erforderlich<br />
hält.<br />
Schließlich bleibt festzustellen,<br />
dass der Gesetzesentwurf keinen<br />
direkten Rechtsschutz für betroffene<br />
Unternehmen vorsieht. Dies<br />
stellt zwar keine Änderung dar,<br />
ist jedoch aufgrund der zu erwartenden<br />
Streitpunkte in der neuen<br />
Gesetzesfassung deutlich problematischer<br />
als bisher.<br />
Wie sich die Gesetzesänderung im<br />
Falle ihres Inkrafttretens tatsächlich<br />
auswirkt, bleibt abzuwarten. Re<br />
14 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Recht am <strong>Bau</strong>
„Nachhaltigkeit von Verkehrsinfrastruktur muss<br />
im Haushaltsplan <strong>2012</strong> eine klare Rolle spielen“<br />
Wie gut ist eigentlich der Zustand<br />
der Infrastruktur in Brandenburg und<br />
Berlin? Diese Frage sollten sich die<br />
Verantwortlichen des Landes und der<br />
Kommunen ständig stellen. Wir als<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong> müssen diese<br />
Frage immer wieder thematisieren.<br />
Im Vorfeld der Berliner Abgeordnetenhauswahlen<br />
haben Verbände,<br />
darunter auch die FG <strong>Bau</strong>, in einer<br />
viel beachteten Diskussionsveranstaltung<br />
in der „Humboldt-Box“ mit<br />
den Berliner Parteien die Situation<br />
in der Hauptstadt analysiert. Die Ergebnisse<br />
für die Berliner Straßen sind<br />
nicht nur ernüchternd, sondern schlicht<br />
erschreckend. Über die weitere Einführung<br />
von Tempo 30-Zonen wird<br />
man bald nicht mehr diskutieren müssen,<br />
sie entstehen durch unterlassene<br />
Unterhaltung und Instandsetzung<br />
fast von allein.<br />
Brandenburg wird oft ein besseres<br />
Zeugnis ausgestellt. Zu Recht? Sicher,<br />
in den vergangenen Jahren ist sehr<br />
viel erneuert worden und neu entstanden.<br />
Ortsumgehungen, Bundesstraßen,<br />
der Ausbau der Autobahnen,<br />
gute Radwege: Die Liste kann man<br />
noch verlängern. Viele Politiker sind<br />
der Auffassung, nun könnte man erst<br />
einmal für Jahre die Maßnahmen für<br />
die Straßeninfrastruktur der Kommunen<br />
und des Landes deutlich herunterfahren.<br />
Bürger diskutieren in Leserbriefen<br />
die aus ihrer Sicht überzogene<br />
Erneuerung scheinbar neuer<br />
Straßendecken an Bundes- und an<br />
Landesstraßen.<br />
Trübe Bilanz für<br />
Brandenburgs Straßen<br />
Ist diese Sicht wirklich richtig?<br />
Aktuelles<br />
Welche Strategien braucht Brandenburg<br />
für den Erhalt seiner Straßeninfrastruktur?<br />
Auch wenn der Begriff<br />
der Nachhaltigkeit ursprünglich aus<br />
dem Forst kommt und im brandenburgischen<br />
Eberswalde an der dortigen<br />
Forstakademie geprägt wurde, lässt<br />
er sich auch gut für die Infrastruktur<br />
verwenden. Als Regel für den Wald<br />
gilt: Man soll nur so viel Holz aus dem<br />
Wald entnehmen, wie gleichzeitig nachwachsen<br />
kann. Übertragen auf die<br />
Straße heißt das: Man muss jedes<br />
Jahr so viel Geld für Unterhaltung und<br />
Instandsetzung einsetzen, dass kein<br />
Werteverzehr stattfi ndet.<br />
Ist das jedoch die Richtschnur des<br />
Handelns, sieht die Bilanz für Brandenburg,<br />
insbesondere für die Landesstraßen,<br />
mehr als trübe aus: Von<br />
Jahr zu Jahr gibt es weniger Landesmittel,<br />
und auch Bundesverkehrsminister<br />
Ramsauer stellt deutlich weniger<br />
Geld für Bundesstraßen und Autobahnen<br />
bereit. Nachhaltige Infrastrukturpolitik<br />
sieht anders aus. Brandenburgs<br />
rund 9.400 km Bundes- und<br />
Landesstraßen müssen jedoch intensiv<br />
und nachhaltig bewirtschaftet<br />
werden.<br />
Haushaltsplanentwurf <strong>2012</strong><br />
zementiert sinkende<br />
Mittelbereitstellung<br />
Mit dem Haushaltsplanentwurf <strong>2012</strong><br />
der Landesregierung Brandenburg<br />
wird die Tendenz der sinkenden Mittelbereitstellung<br />
leider fortgesetzt. Auch<br />
der aktuell verabschiedete Landesstraßenbedarfsplan<br />
ist nicht ansatzweise<br />
ausfi nanziert und stellt schon<br />
heute mehr eine Wunschliste als ein<br />
reales Planungsinstrument für die<br />
Landesstraßenbauverwaltung dar.<br />
So sinken laut Haushaltsplanentwurf<br />
die Ausgaben für Straßen- und<br />
Brückenbau von <strong>2011</strong> bis <strong>2012</strong> um<br />
3,5 Prozent. Allein die Zuführung<br />
an den Landesbetrieb Straßenwesen<br />
für betriebliche Aufgaben sinkt<br />
von 30.950.297 Euro im Jahr 2010<br />
über 28.940.000 Euro im laufenden<br />
Jahr auf nur noch 26.700.000 Euro<br />
in <strong>2012</strong>. Dies ist ein Rückgang von<br />
13,5 Prozent innerhalb von nur zwei<br />
Jahren! So kann Straßeninfrastruktur<br />
auf Dauer nicht sinnvoll erhalten<br />
werden. Notwendig wäre ein<br />
deutliches Anheben der Mittel für<br />
Instandsetzung und Unterhaltung.<br />
Dies ist übrigens auch immer ein<br />
Beitrag zur regionalen Wirtschaftsförderung,<br />
da ein Großteil der anstehenden<br />
Aufträge an regionale<br />
<strong>Bau</strong>fi rmen vergeben werden.<br />
Diese Wahrheiten müssen deutlich<br />
angesprochen werden, bei aller<br />
Wertschätzung für Ausgaben im<br />
Bereich Bildung und Wissenschaft:<br />
Ohne eine vernünftige Infrastruktur<br />
– und hierzu gehören auch vernünftige<br />
Straßen – kann Brandenburg<br />
auf Dauer weder Gewinner bei<br />
gewerblichen Ansiedlungen noch<br />
attraktives Tourismusziel sein.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass im parlamentarischen<br />
Verfahren zum<br />
Haushaltsplan <strong>2012</strong> das Thema<br />
Nachhaltigkeit von Verkehrsinfrastruktur<br />
eine klare Rolle spielt und<br />
noch Veränderungen vorgenommen<br />
werden. Die FG <strong>Bau</strong> unterstützt<br />
hier klar die Vertreter nachhaltigerVerkehrsinfrastrukturpolitik.<br />
De<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 15
Der Countdown läuft –<br />
vierte und letzte <strong>Bau</strong>stellentour?<br />
Wünsche werden (fast) sofort erfüllt<br />
– Wunder dauern etwas länger.<br />
Entsprechend dieser Maxime<br />
sind wir zur wahrscheinlich letzten<br />
<strong>Bau</strong>stellentour zum Flughafen<br />
Berlin-Brandenburg gestartet.<br />
Fast 90 Personen unserer Mitgliedsbetriebe<br />
haben am 12. September<br />
<strong>2011</strong> mit uns die Entwicklung des<br />
<strong>Bau</strong>fortschritts auf dem Flughafen<br />
beobachtet. Wir wurden daran erinnert,<br />
dass die Planung und <strong>Bau</strong>vorbereitung<br />
im Jahr 1996 begann<br />
und bis zum Jahr 2005 andauerte.<br />
Der erste Spatenstich auf der <strong>Bau</strong>stelle<br />
für den Flughafen Berlin-Brandenburg<br />
erfolgte im Jahr 2006,<br />
erste <strong>Bau</strong>arbeiten sowie die Ausschreibungen<br />
von diversen <strong>Bau</strong>leistungen<br />
wurden auch in diesem Jahr<br />
durchgeführt. Bereits im Jahr 2007<br />
begann der <strong>Bau</strong> des unterirdischen<br />
Bahnhofs, die Errichtung des Info-<br />
Towers, die Schließung der alten<br />
Nordbahn, der Beginn der Straßenanbindungen<br />
sowie der Anlagen<br />
für die Ver- und Entsorgung und<br />
des Rollbahnsystems. Im Jahr 2008<br />
konnten wir den <strong>Bau</strong>start des Terminals,<br />
den Lückenschluss an die<br />
Autobahn, den <strong>Bau</strong>beginn der neuen<br />
Südbahn und der Vorfelder sowie<br />
die Fertigstellung des GAT beobachten.<br />
Die <strong>Bau</strong>arbeiten des Terminals<br />
im Rohbau, der <strong>Bau</strong>beginn an der<br />
Fassade und dem Dach für das Terminal<br />
des Flughafens sowie die<br />
Fertigstellung des anschließenden<br />
Bahnhofs im Rohbau und der <strong>Bau</strong>beginn<br />
der Hauptterminalrings waren<br />
wichtige Stationen im Jahr 2009.<br />
Im Jahr 2010 erfolgte die Übergabe<br />
der Gepäcksortierhalle, die Fertig-<br />
stellung des Gasnetzes, das Richtfest<br />
für das Terminal, die Vergabe<br />
von Gastronomie- und Einzelhandelsfl<br />
ächen, die Übergabe der unterirdischen<br />
Bahnanlagen für den<br />
Flughafen und der Start des Probebetriebs<br />
in den Energiezentralen.<br />
In diesem Jahr konnten wir die<br />
Fertigstellung der Feuerwachen<br />
Ost und West, des betriebsspezifi<br />
schen Gebäudes sowie die<br />
Fertigstellung der Parkhäuser in<br />
der Airport City erleben.<br />
Am 03. Juni <strong>2012</strong> soll der neue<br />
Flughafen Berlin-Brandenburg tatsächlich<br />
eröffnen. Der gesamte Flugverkehr<br />
der Region wird sich dann<br />
im Südosten Berlins am Standort<br />
des Flughafens Schönefeld konzentrieren.<br />
Es soll ein Flughafen mit<br />
kurzen Wegen sein, bei dem das<br />
Terminal zwischen den beiden parallel<br />
angelegten Start- und Landebahnen<br />
liegt. Der Flughafen wirbt<br />
damit, kostengünstig, weltoffen und<br />
funktional zu sein.<br />
Je nach Passagierentwicklung kann<br />
der Flughafen für bis zu 45 Millionen<br />
Passagiere ausgebaut werden, dabei<br />
ist im Jahr <strong>2012</strong> eine Startkapazität<br />
von ca. 27 Millionen Fluggästen<br />
vorgesehen. Der größte Umzug<br />
muss am 02. Juni <strong>2012</strong> gemeistert<br />
werden. Die Flughäfen Tegel und Schönefeld<br />
schließen an diesem Abend.<br />
In einer Nacht werden alle mobilen<br />
Geräte, Maschinen und Anlagen<br />
zum neuen Hauptstadt-Airport gebracht.<br />
Die erste Linienmaschine<br />
soll dann am 03. Juni <strong>2012</strong> vom<br />
neuen Airport abheben.<br />
Das Terminalgebäude im <strong>Bau</strong><br />
Großbaustelle Flughafen<br />
Bereits ab Mitte November <strong>2011</strong><br />
soll ein sechsmonatiger Probebetrieb<br />
des Flughafens anlaufen soll.<br />
Dabei wird der neue Flughafen bis<br />
Mai <strong>2012</strong> in zahlreichen Tests auf<br />
seine Tauglichkeit untersucht. Dem<br />
Aufruf des Flughafens, ihn zu testen,<br />
sind bereits ca. 6.000 Interessenten<br />
aus Berlin und Brandenburg<br />
gefolgt und haben sich für<br />
einen entsprechenden Komparsenjob<br />
in der Zeit vom 26. Januar <strong>2012</strong><br />
bis 16. Mai <strong>2012</strong> angemeldet.<br />
Mit Spannung wird auch die ausstehende<br />
Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts<br />
in Leipzig zum<br />
Lärmschutzkonzept des Flughafens<br />
(Nachtfl ugverbot) erwartet.<br />
An dieser Stelle prallen das Lärmschutzbedürfnis<br />
der Anwohner und<br />
die Einnahmen und Wertschöpfung<br />
des Flughafens bisher ungebremst<br />
aufeinander.<br />
Es bleibt abzuwarten, ob die Fertigstellung<br />
des Flughafens und dessen<br />
Inbetriebnahme tatsächlich am<br />
03. Juni <strong>2012</strong> erfolgen wird oder<br />
ob wir möglicherweise noch eine<br />
fünfte <strong>Bau</strong>stellenstellenrundfahrt<br />
unternehmen können. R<br />
16 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Aus dem Verband
Geburtstage &<br />
Firmenjubiläen<br />
Geburtstage im September und Oktober <strong>2011</strong><br />
23.09. 60 Jahre<br />
Dipl.-Ing. Andreas Neugebauer<br />
FSB Spezial-<strong>Bau</strong> und Fassaden GmbH<br />
Annenstr. 4, 12683 Berlin<br />
23.09. 65 Jahre<br />
Ing. Rüdiger Ring<br />
RING-BAU GmbH<br />
Wiesengrund 7, 15859 Storkow<br />
29.09. 50 Jahre<br />
Ralf Schuster<br />
FAMOSA <strong>Bau</strong> GmbH<br />
Fichtelbergstr. 7, 12685 Berlin<br />
29.09. 60 Jahre<br />
Joachim Klammer<br />
Erd-u. Landschaftsbau Klammer u. Pech GbR<br />
Dorfstr. 11, 03130 Spremberg<br />
15.10. 70 Jahre<br />
Reinhard Lüdecke<br />
Complet-<strong>Bau</strong><br />
Hoch- u. Sanierungsbau<br />
Colditzstr. 33, 12099 Berlin<br />
26.10. 70 Jahre<br />
Jochen Forßbohm<br />
Präsident ZVOB<br />
Apelsteinallee 9, 04416 Markkleeberg<br />
Firmenjubiläen im September und Oktober <strong>2011</strong><br />
01.09. 25 Jahre<br />
Alsleben Brunnenbau<br />
Mühlentor 24, 14793 Ziesar<br />
01.10. 40 Jahre<br />
Maurermeister Reinhard Hildebrandt<br />
<strong>Bau</strong>ausführungen<br />
Berliner Str. 133, 15569 Woltersdorf<br />
Aus dem Verband<br />
Buchbesprechung<br />
Handbuch Sichtbeton – Beurteilung und Abnahme<br />
Das „Handbuch Sichtbeton“ gibt ausführliche Hinweise<br />
und Beispiele zur Beurteilung und Abnahme von Sichtbeton<br />
und stellt unter anderem einen Kommentar zum<br />
Merkblatt „Sichtbeton“ aus der Sicht eines Praktikers dar.<br />
Es berücksichtigt auch die Regelwerke in Österreich und<br />
der Schweiz.<br />
Der Inhalt im Überblick:<br />
Deutsche Regelwerke zum Thema Sichtbeton<br />
Sichtbetonklassen – mit Kommentar<br />
Herstellungstechnische Grenzen – VORdenken erforderlich<br />
Porigkeit, Ebenheit – mit Empfehlungen<br />
SOLL-IST-Vergleich<br />
Berechnung der Minderung<br />
Beispiele typischer „Streitigkeiten“<br />
Sichtbeton – Mangel und Haftung aus rechtlicher Sicht<br />
In dem Buch sind Inhalt und Lösungsvorschläge nach bestem<br />
Wissen des Autors zusammengestellt. Hinsichtlich<br />
der Anwendung der Inhalte kann jedoch weder seitens<br />
des Autors noch des Verlags Gewähr übernommen werden.<br />
Das Buch ersetzt daher nicht die projektbezogene<br />
Planungsleistung. Seine Lektüre entbindet nicht von<br />
der Pfl icht zur Prüfung der Normvorgaben und ihrer<br />
Gültigkeit für den jeweiligen Anwendungsfall. Ro<br />
Joachim Schulz:<br />
Handbuch Sichtbeton – Beurteilung und Abnahme<br />
Verlag <strong>Bau</strong>+Technik GmbH, Düsseldorf 2010,<br />
158 Seiten, Dipl.-Ing. Joachim Schulz, ö.b.u.v.<br />
Sachverständiger IHK Berlin u. a. für Sichtbeton<br />
ISBN 973-3-7640-0531-3; 98,00 Euro<br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 17
Die Einführung<br />
der E-Bilanz<br />
Durch das Steuerbürokratieabbaugesetz<br />
vom 20.12.2008 wurde § 5b<br />
neu in das Einkommensteuergesetz<br />
(EStG) eingefügt. Er regelt die elektronische<br />
Übermittlung von Bilanz<br />
und Gewinn- und Verlustrechnung<br />
nach amtlich vorgeschriebenen Datensatz<br />
(sogenannte E-Bilanz) durch<br />
Datenfernübertragung an das Finanzamt.<br />
Nachdem am 16. August <strong>2011</strong> die<br />
Anhörung zur Pilotphase der E-Bilanz<br />
stattfand, gab die Finanzverwaltung<br />
bekannt, dass die erstmalige elektronische<br />
Übermittlung für das Wirtschaftjahr<br />
2013 zu erfolgen hat. Das<br />
endgültige Anwendungsschreiben<br />
zum § 5b EStG, mit dessen Veröffentlichung<br />
in Kürze zu rechnen ist,<br />
wird eine Nichtbeanstandungsregelung<br />
enthalten, die klar stellt,<br />
dass die Abgabe einer Papierbilanz<br />
für das Wirtschaftjahr <strong>2012</strong><br />
nicht bemängelt wird.<br />
Jedes Unternehmen sollte sich darüber<br />
bewusst sein, dass die Erfüllung<br />
der gesetzlichen Anforderun-<br />
gen des § 5b EStG erhebliche Eingriffe<br />
in die betrieblichen Prozessabläufe<br />
des Funktionsbereichs Finanzen<br />
sowie in die EDV-Landschaft<br />
der Unternehmen auslöst,<br />
die sich allerdings in Abhängigkeit<br />
von der Unternehmensgröße<br />
verschieden gestalten.<br />
Bei Kleinst- und Kleinunternehmen<br />
erfolgen Finanzbuchhaltung sowie<br />
die Erstellung von Jahresabschlüssen<br />
und Steuererklärungen zumeist<br />
durch den Steuerberater. Die steuerlichen<br />
Berater werden zum gegebenen<br />
Zeitpunkt mit einem Update<br />
der Standardkontenpläne in die Lage<br />
versetzt werden, nach den Anforderungen<br />
der Steuertaxonomie (Feldzuordnung<br />
bei der elektronischen<br />
Übertragung) buchen zu können.<br />
Die Finanzverwaltung hat sich bei<br />
der Ausarbeitung der Steuertaxonomie<br />
an den häufi g eingesetzten<br />
Standardkontenplänen orientiert.<br />
Es sind daher erhebliche Übereinstimmungen<br />
zwischen der sogenannten<br />
Kerntaxonomie und dem<br />
DATEV SKR 04 zu fi nden. Die eigentliche<br />
Umstellungsarbeit liegt in der<br />
geänderten Bebuchung vieler neuer<br />
Konten sowie der entsprechenden<br />
Schulung der Mitarbeiter. Bei dieser<br />
Größenklasse werden also die Anpassung<br />
der Beratersoftware sowie<br />
die Mitarbeiterschulung im Fokus<br />
stehen. Der personelle und fi nanzielle<br />
Aufwand dürften daher überschaubar<br />
bleiben.<br />
Bei mittelgroßen Unternehmen erfolgt<br />
in der Regel die Finanzbuchhaltung<br />
im betrieblichen Rechnungswesen,<br />
während die Steuererklärungen<br />
von einem externen steuerlichen<br />
Berater erstellt werden. Das steuerliche<br />
Ergebnis wird meist durch<br />
eine Überleitungsrechnung aus<br />
der handelsrechtlichen Buchfüh-<br />
rung abgeleitet. Somit kommen<br />
die Informationen nicht mehr aus<br />
ein und derselben Datenquelle und<br />
es liegt ein Bruch im Datenfl uss vor.<br />
Diesem gilt es durch eine qualifi<br />
zierte Ausgestaltung der Schnittstelle<br />
zwischen Unternehmen und<br />
steuerlichem Berater zu begegnen.<br />
Dies wird umso erforderlicher, je<br />
mehr mit Spezialkontenrahmen<br />
oder Branchenlösungen gearbeitet<br />
wird. Es besteht hier ein Zielkonfl<br />
ikt zwischen dem Erfordernis der<br />
verstärkten Standardisierung im<br />
Buchungsverhalten auf Grund der<br />
Steuertaxonomie und den unternehmensindividuellen<br />
Lösungen.<br />
Es werden hier also Aufgaben wie<br />
Kontenplananpassungen und Anpassung<br />
der Schnittstelle zwischen<br />
Finanzbuchhaltung und Steuerdeklarationssoftware<br />
sowie auch<br />
Tabellenkalkulationslösungen im<br />
Mittelpunkt stehen.<br />
Das Thema „Einführung der E-Bilanz“<br />
biete auch noch einmal die<br />
Gelegenheit darauf hinzuweisen,<br />
dass die Arbeitsweise von steuerlichen<br />
Beratern so wie auch von<br />
Unternehmen bisher stark geprägt<br />
war von der Identität von Handels-<br />
und Steuerbilanz. Viele Unternehmen<br />
und Berater führen diese einheitliche<br />
Bilanzierung auch für nach<br />
dem 31. Dezember 2009 beginnende<br />
Geschäftsjahre (nach Einführung<br />
des BilMoG) fort. Durch das BilMoG<br />
und dem damit verbundenen Wegfall<br />
der umgekehrten Maßgeblichkeit<br />
gem. §5 Abs.1 EStG a.F. kommt<br />
es zu vielen unterschiedlichen Wertansätzen<br />
in Handels- und Steuerbilanz.<br />
Dies bietet in gewissem<br />
Umfang die Möglichkeit zur Ausübung<br />
einer Steuerbilanzpolitik,<br />
die gemeinsam mit den steuerlichen<br />
Beratern genutzt werden<br />
sollte. Pol<br />
18 Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> Aus dem Verband
Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
wirkt sich kaum auf<br />
regionale <strong>Bau</strong>wirtschaft aus<br />
Lange wurde über sie geredet und<br />
vor ihr gewarnt: Mit der vollständigen<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
können seit Mai <strong>2011</strong> Arbeitnehmer<br />
aus Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien,<br />
der Slowakei und dem Baltikum<br />
ohne Beschränkungen auf dem<br />
deutschen Markt arbeiten bzw. Unternehmen<br />
ihre Dienstleistungen anbieten.<br />
Insbesondere Betriebe aus<br />
der <strong>Bau</strong>wirtschaft befürchteten dadurch<br />
weitere Billigkonkurrenz und<br />
<strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
Berlin und Brandenburg e.V.<br />
Nassauische Str. 15<br />
10717 Berlin<br />
Tel.: 030 / 86 00 04-0<br />
Fax: 030 / 86 00 04-12<br />
E-Mail: info@fg-bau.de<br />
Internet: www.fg-bau.de<br />
Redaktion:<br />
Christiane Witek / W (V.i.S.d.P.)<br />
Tel.: 030 / 86 00 04-19<br />
E-Mail: witek@fg-bau.de<br />
Zu guter Letzt<br />
generell wirtschaftliche Nachteile<br />
für ihre Unternehmen.<br />
In einer entsprechenden Umfrage zu<br />
Jahresbeginn <strong>2011</strong> sahen demnach<br />
auch 64 Prozent der Berliner Betriebe<br />
und 42 Prozent der Brandenburger<br />
Unternehmen die Arbeitsmarktöffnung<br />
als reines Risiko an, immerhin<br />
noch 24 Prozent in Berlin und 53<br />
Prozent in Brandenburg sahen in ihr<br />
sowohl Risiko als auch Chance.<br />
Wie hat sich die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
auf Ihren Betrieb ausgewirkt?<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
17,4<br />
26,1<br />
28,3<br />
84,8<br />
17,5<br />
17,5<br />
10,0<br />
77,5<br />
17,4<br />
22,1<br />
19,8<br />
81,4<br />
Berlin Brandenburg Gesamt<br />
Alle Angaben in Prozent.<br />
Mehrfachnennungen waren möglich.<br />
Quelle: Umfrage FG <strong>Bau</strong> August <strong>2011</strong><br />
Negativ: Mehr Konkurrenz für mein<br />
Unternehmen durch osteuropäische<br />
Unternehmen.<br />
Negativ: Preisverfall durch Billigkonkurrenz<br />
am Markt<br />
Negativ: Anstieg von Schwarzarbeit<br />
in meiner Region<br />
Neutral: Die Freizügigkeit hat bislang<br />
kaum/keine Auswirkungen auf<br />
meinen Betrieb<br />
Umfrage zur Arbeitnehmerfreizügigkeit: Nicht angekreuzt wurden die Antworten<br />
„Mehr Fachkräfte am Markt“, „Mehr Auszubildende am Markt“ und „Marktöffnung<br />
wirkt sich allgemein positiv auf mein Unternehmen aus“.<br />
Mitarbeit:<br />
Reinhold Dellmann / De<br />
Andreas Koch-Martin / KM<br />
Annette Pollex / Pol<br />
Sylke Radke / R<br />
Anne-Sophie Rebensburg / Re<br />
Hans Joachim Rosenwald / Ro<br />
Gestaltung:<br />
explonauten.net GmbH<br />
[agentur für design & kommunikation]<br />
www.explonauten.net<br />
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.<br />
Belegexemplar erbeten.<br />
Gute sieben Monate später hat sich<br />
die Sorge vor negativen Effekten auf<br />
den Arbeitsmarkt etwas gelegt: So<br />
gaben 81 Prozent aller <strong>Bau</strong>betriebe<br />
in Berlin und Brandenburg an, bislang<br />
weder positive noch negative<br />
Effekte der Arbeitsmarktöffnung spüren<br />
zu können. Allerdings werden<br />
die Effekte, die schon spürbar sind,<br />
durchweg negativ wahrgenommen:<br />
So führen 22 Prozent der Befragten<br />
einen zunehmenden Preisverfall<br />
am Markt direkt auf die Freizügigkeit<br />
zurück, immerhin noch knapp<br />
20 Prozent sieht einen Anstieg von<br />
Schwarzarbeit als Folge des Wegfalls<br />
der Grenzbeschränkungen.<br />
17 Prozent geben zudem zu Protokoll,<br />
mit mehr Konkurrenz aufgrund<br />
osteuropäischer Betriebe kämpfen<br />
zu müssen als vor der Marktöffnung.<br />
Die vor allem von Handwerkskammern<br />
erhofften positiven Effekte<br />
auf Beschäftigung und Auszubildende<br />
können die <strong>Bau</strong>betriebe hingegen<br />
nicht bestätigen: Kein Betrieb<br />
in Berlin und Brandenburg fi ndet,<br />
dass die Öffnung des Arbeits- und<br />
Dienstleistungsmarkts zu mehr Fachkräften,<br />
mehr Auszubildenden oder<br />
generell einer positiveren wirtschaftlichen<br />
Lage der Betriebe geführt hat.<br />
Die gesamte Konjunktur umfrage mit<br />
allen Diagrammen und den Auswertungen<br />
nach Berlin und Brandenburg<br />
sind unter www.fg-bau.de zu fi nden.<br />
W<br />
Bildnachweise:<br />
S. 1: Boris Geilert; Lehrbauhof der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
S. 3: Boris Geilert; Lehrbauhof der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
S. 3: blechbox – Fotolia.com<br />
S. 4: Beauftragter des Berliner Senats für Integration und<br />
Migration<br />
S. 6: Lehrbauhof der <strong>Fachgemeinschaft</strong> <strong>Bau</strong><br />
S. 8: Sven Anhoff, stilbrand<br />
S. 12: Ministerium des Innern Brandenburg<br />
S. 13: Handwerkskammer Cottbus<br />
S. 14: Franjo – Fotolia.com<br />
S. 17: felinda – Fotolia.com<br />
S. 18: eyezoom1001 – Fotolia.com<br />
Alle übrigen Bilder: FG <strong>Bau</strong><br />
Konkret 05 / Oktober <strong>2011</strong> 19
<strong>Bau</strong>wirtschaftliche<br />
Eckdaten<br />
Berlin Brandenburg Region<br />
Jun 11 Jun 10 Jun 09 Jun 11 Jun 10 Jun 09 Jun 11 Jun 10 Jun 09<br />
Beschäftigte laut Amt für Statistik<br />
(Tätige Personen; inkl. kaufm./techn.<br />
Angestellte, tätige Inhaber, Azubis) 19.471 18.205 17.800 31.782 31.454 31.396 51.253 49.659 49.196<br />
Beschäftigte laut Sozialkasse<br />
des <strong>Bau</strong>gewerbes 13.704 12.901 12.497 22.984 22.536 22.569 36.688 35.437 35.066<br />
geleistete Arbeitsstunden<br />
(in 1.000 Std.)<br />
<strong>Bau</strong>hauptgewerbe gesamt 1.868 1.922 1.610 3.561 3.690 3.530 5.429 5.612 5.140<br />
davon Wohnungsbau 888 762 559 1.391 1.239 1.279 2.279 2.001 1.838<br />
davon Wirtschaftsbau 552 628 588 1.161 1.316 1.265 1.713 1.944 1.853<br />
davon Öffentlicher <strong>Bau</strong> 428 532 463 1.009 1.135 986 1.437 1.667 1.449<br />
<strong>Bau</strong>gewerblicher Umsatz<br />
(in 1.000 Euro)<br />
<strong>Bau</strong>hauptgewerbe gesamt 234.136 213.145 182.797 313.889 272.006 330.040 548.025 485.151 512.837<br />
davon Wohnugsbau 89.333 71.856 48.973 107.526 76.716 102.732 196.859 148.572 151.705<br />
davon Wirtschaftsbau 94.270 83.942 84.268 103.984 101.191 133.511 198.254 185.133 217.779<br />
davon Öffentlicher <strong>Bau</strong> 50.533 57.347 49.556 102.379 94.099 93.797 152.912 151.446 143.353<br />
Auftragseingang<br />
(in 1.000 Euro)<br />
<strong>Bau</strong>hauptgewerbe gesamt 194.205 153.090 109.319 196.195 242.807 199.624 390.400 395.897 308.943<br />
davon Wohnugsbau 47.600 38.228 21.682 26.326 30.397 24.461 73.926 68.625 46.143<br />
davon Wirtschaftsbau 92.531 77.313 56.087 85.680 138.752 73.765 178.211 216.065 129.852<br />
davon Öffentlicher <strong>Bau</strong> 54.074 37.549 31.550 84.189 73.658 101.398 138.263 111.207 132.948<br />
Jun 10 Jun 09 Jun 08 Jun 10 Jun 09 Jun 08 Jun 10 Jun 09 Jun 08<br />
Anzahl der <strong>Bau</strong>betriebe im<br />
<strong>Bau</strong>hauptgewerbe (jährlich) 2.727 3.019 3.104 4.532 4.703 4.824 7.259 7.722 7.928<br />
1. Vj. 11 1. Vj. 10 1. Vj. 09 1. Vj. 11 1. Vj. 10 1. Vj. 09 1. Vj. 11 1. Vj. 10 1. Vj. 09<br />
Insolvenzen im <strong>Bau</strong>hauptgewerbe<br />
(vierteljährlich) 13 16 13 9 7 16 22 23 29<br />
Feb 11 Feb 10 Feb 09 Feb 11 Feb 10 Feb 09 Feb 11 Feb 10 Feb 09<br />
Kurzarbeiter 2.272 2.763 k.A. 6.581 8.560 k.A. 8.853 11.323 k.A.