Heft 09/04 - beim LCH
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gesammelt. Schulteams, die eine eigene<br />
Aktion planen, sind gebeten, sie baldmöglichst<br />
bei den kantonalen <strong>LCH</strong>-Sektionen<br />
zu melden.<br />
Auf nationaler Ebene planen der <strong>LCH</strong><br />
und seine Westschweizer Schwesterorganisation<br />
SER eine Plakataktion mit<br />
dem einprägsamen Slogan: «Wenn Sie<br />
dies lesen können, danken Sie Ihren<br />
Lehrpersonen.» Die Weltformat-Plakate<br />
sollen vom 23. September bis zum 5.<br />
Oktober – dem «World Teachers’ Day» –<br />
in der ganzen Schweiz aushängen.<br />
«Es gibt Protest-Potential»<br />
Die Vertreterinnen und Vertreter der<br />
<strong>LCH</strong>-Mitgliedsorganisationen nahmen<br />
die von Beat W. Zemp namens der<br />
Geschäftsleitung präsentierten Pläne<br />
grundsätzlich positiv auf, wiesen jedoch<br />
auf die unterschiedlichen Voraussetzungen<br />
in den Kantonen hin. Beat Zemp<br />
erklärte dazu, die einzelnen Kantone<br />
seien frei, sich am Aktionstag zu beteiligen;<br />
ein Zeichen der Solidarität mit den<br />
anderen Beschäftigten des Service public<br />
sei aber auf jeden Fall angebracht.<br />
In der Diskussion meinte etwa der Walliser<br />
Rolf Eggel: «Die Bevölkerung ist zu<br />
wenig informiert. Ihr wird vermittelt:<br />
Sparen ist gut, Geld ausgeben ist<br />
schlecht. Lehrer und andere Beamte<br />
haben hohe Löhne und wenig Wirkung.»<br />
Es gehe darum, durch Information<br />
solche «Koppelungen» aufzuheben.<br />
Nicht nur nach aussen sei Information<br />
nötig, sondern vor allem auch nach<br />
innen, stellte Pius Egli vom Luzerner<br />
Lehrerinnen- und Lehrerverband fest:<br />
«Trotz der immer knapperen Ressourcen<br />
werden von vielen Lehrpersonen nach<br />
wie vor Top-Leistungen erbracht. Ich<br />
frage mich, wo die Schmerzgrenze<br />
liegt.»<br />
Der 23. September dürfe keine isolierte<br />
Einzelaktion bleiben, sagte Beat W.<br />
Zemp zusammenfassend, sondern<br />
müsse der Auftakt sein für «eine unbefristete<br />
Kampagne gegen den Abbau des<br />
Service public» und «Startschuss für die<br />
Erzeugung eines neuen Bewusstseins».<br />
Der Protest der Arbeitnehmenden gegen<br />
das «Kaputtsparen» am 23. September<br />
werde auf gutes Echo stossen, ist der<br />
<strong>LCH</strong>-Präsident überzeugt: «Es gibt Protest-Potential<br />
in der Bevölkerung.»<br />
Heinz Weber<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
sind die Vorbereitungen für den<br />
23. September noch in vollem<br />
Gang. Weitere Informationen werden<br />
in den kommenden Wochen<br />
laufend im Internet unter<br />
www.lch.ch publiziert, insbesondere<br />
im Anschluss an die nationale<br />
Medienkonferenz vom 14. September.<br />
In einem gemeinsamen Manifest<br />
erklären die beteiligten Gewerkschaften<br />
und Verbände ihren<br />
Willen, den Service public im Interesse<br />
der gesamten Bevölkerung<br />
und der Angestellten zu<br />
verteidigen. Dieses Manifest wird<br />
ebenfalls demnächst auf<br />
www.lch.ch zu finden sein.<br />
Schulteams, welche eigene Protestund<br />
Info-Aktionen planen, sind<br />
gebeten, diese bis spätestens<br />
7. September ihren Kantonalsektionen<br />
zu melden.<br />
So wird an der Bildung gespart und abgebaut<br />
Grössere Klassen, weniger Stütz- und Förderunterricht, Abbau <strong>beim</strong> Freifachangebot und Reduktion<br />
der Weiterbildung: Die Schule leistet dadurch weniger als sie leisten könnte.<br />
Im Hinblick auf den Nationalen Aktions-<br />
und Protesttag vom 23. September<br />
20<strong>04</strong> führte der <strong>LCH</strong> unter den Kantonalsektionen<br />
eine Erhebung über die<br />
Sparmassnahmen 20<strong>04</strong>/2005 im Bildungswesen<br />
durch. Die Resultate sind<br />
bedenklich: Gespart wird vor allem<br />
durch die Erhöhung der Klassengrösse,<br />
durch die Reduktion des Freifachangebots,<br />
durch Kürzungen bei der Weiterbildung<br />
der Lehrkräfte und durch den<br />
Abbau im Stütz- und Förderbereich.<br />
Lehrpersonen haben durch Streichung<br />
des Teuerungsausgleichs während Jahren<br />
zum Teil hohe Verluste erlitten.<br />
Die Erhebung des <strong>LCH</strong> zeigt, dass zwischen<br />
den Kantonen zum Teil erhebliche<br />
Unterschiede bestehen. Gewisse<br />
Kantone haben bereits in früheren Jahren<br />
massiv am Bildungswesen «gespart»,<br />
weshalb 20<strong>04</strong>/2005 die Ausgaben kaum<br />
mehr gekürzt werden können. In anderen<br />
Kantonen hingegen müssen die Bildung<br />
und die Lehrerschaft im laufenden<br />
und im kommenden Schuljahr massive<br />
Sparpakete hinnehmen (siehe dazu<br />
auch S. 27).<br />
Klare Stellungnahme gefragt<br />
Unter dem Abbau leidet die Qualität des<br />
Unterrichts. «Dies müssen die Lehrpersonen<br />
endlich deutlich sagen», meinte<br />
Anton Strittmatter, Leiter der pädagogischen<br />
Arbeitsstelle <strong>LCH</strong>, an der ausserordentlichen<br />
<strong>LCH</strong>-Präsidentenkonferenz.<br />
Nach wie vor sei unter den Lehrpersonen<br />
die Haltung verbreitet, zwar Sparmassnahmen<br />
zu kritisieren, eine Qualitätseinbusse<br />
durch diese Massnahmen<br />
aber abzustreiten.<br />
«Mit dieser Haltung werden wir zu<br />
Recht nicht ernst genommen», monierte<br />
Strittmatter. Der Öffentlichkeit<br />
müsse klar gemacht werden, was sie mit<br />
mehr Steuergeld «kaufen» könne<br />
respektive durch Sparen verliere: Qualität<br />
des Personals, Qualität der Infrastruktur,<br />
Zeit für Vor- und Nachbereitung<br />
des Unterrichts, Intensität der<br />
Schulung, Umfang der familienergän-<br />
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zenden Betreuung und damit Chancengleichheit.<br />
Die Sparmassnahmen führten zu einem<br />
Abbau in diesen wesentlichen Gebieten.<br />
Das nach der PISA-Studie vielgelobte<br />
Schweden leiste sich zum Beispiel<br />
eine doppelt so hohe Schulungsintensität<br />
wie die Schweiz. Während hier auf<br />
eine Lehrperson im Schnitt 16 Lernende<br />
kämen, seien es in Schweden nur<br />
deren 8. Auch die Pflichtstundenzahl<br />
sei in der Schweiz im Vergleich zu den<br />
meisten anderen Ländern sehr hoch.<br />
Ziel Privatisierung?<br />
«Wir müssen die Eltern für unsere<br />
Anliegen gewinnen», meinte <strong>LCH</strong>-Zentralsekrektär<br />
Urs Schildknecht. Für ihn<br />
ist klar, dass das Ziel der sparwütigen<br />
Politiker im Abbau der öffentlichen Einrichtungen<br />
liegt. So können Schritte in<br />
Richtung Privatisierung schneller gefordert<br />
werden. Das Ergebnis werde<br />
eine Zweiklassen-Gesellschaft sein.<br />
Annett Jucker