Energie-Allee
Energie-Allee_01-2017_final_LoRes
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<strong>Energie</strong>-<strong>Allee</strong><br />
Das Magazin der juwi-Gruppe<br />
Januar 2017<br />
Auf in die zukunft<br />
Die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n verändern das gesamte<br />
<strong>Energie</strong>system. Wir betrachten die Trends, die die <strong>Energie</strong>wirtschaft<br />
in den kommenden Jahrzehnten prägen werden.
2 energie-allee | JANUAR 2017
Gelebte Werte<br />
Alles unter<br />
einen Hut<br />
Vier Kinder unter zehn, die Eltern beide<br />
berufstätig und beide im Job erfolgreich –<br />
geht das wirklich? Peter Kehm und sein<br />
Arbeitergeber juwi zeigen: Ja, es geht.<br />
Ein Montagmorgen in Mainz: Zwischen halb sechs und<br />
sechs stehen Peter Kehm und seine Frau Regina auf,<br />
ab sechs kommen Anna-Lena, Raja, Jannes und Merle<br />
dazu – Familienfrühstück. Kurz vor halb acht steigt Peter mit den<br />
Kindern ins Auto, bringt die zwei Großen zur Schule und fährt dann<br />
weiter zu juwi. Dort gibt er die Kleinen im Betriebskindergarten<br />
juwelchen ab und startet in seinen Arbeitstag. „In der Familie und<br />
im Job liegt der Fokus eindeutig auf Koordination“, erklärt er.<br />
Katrin Hahn<br />
Seit 2011 arbeitet Katrin Hahn bei<br />
juwi und hat im Personalbereich<br />
große Themen wie Arbeitszeitrichtlinie<br />
und Vergütungssystem vorangebracht.<br />
Seit 2013 ist sie Personalleiterin.<br />
Die <strong>Energie</strong>branche kennt<br />
sie von der Pike auf, denn ihr duales<br />
Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
hat die 34-Jährige bei der<br />
MVV <strong>Energie</strong> AG in Mannheim<br />
absolviert. Die Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf lebt sie selbst:<br />
Sie und ihr Mann arbeiten in Teilzeit<br />
und haben so Zeit für Sohn Leo.<br />
Als Projektmanager ist es seine Aufgabe, die Projektierung von<br />
Windparks in Rheinland-Pfalz zu steuern. Begonnen hat er 2012<br />
bei juwi mit einer vollen Stelle. Als seine Frau Ende 2014 ihre<br />
Arbeit als Dozentin an einer Hochschule aufnehmen wollte, war<br />
schnell klar: Das geht nur, wenn beide flexibel sind und die Arbeitgeber<br />
mitspielen. „Mein Vorgesetzter arbeitet selbst in Teilzeit und<br />
konnte meine Gründe sofort nachvollziehen. Und er wusste, dass<br />
das Modell umsetzbar ist.“ Peter arbeitet seit 2015 auf einer<br />
75-Prozent-Stelle, hat seine tägliche Anwesenheit im Büro auf<br />
sechs Stunden reduziert. Seine Frau versucht, für die Hochschule<br />
so viel wie möglich von zu Hause aus zu erledigen.<br />
Was sich liest wie aus einem Werbeprospekt für Arbeitgeber, ist<br />
bei Kehms Realität. Dass juwi seinen Mitarbeitern neben der Kita<br />
juwelchen solche Möglichkeiten bietet, empfindet der 39-Jährige<br />
als großen Vorteil. Er weiß, wovon er spricht: Der vierfache Vater<br />
war vorher schon in zwei anderen Unternehmen als Projektmanager<br />
tätig. „Dort wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen.“<br />
Dass seine Kollegen und Vorgesetzten sein Arbeitszeitmodell<br />
so akzeptieren, zeigt für ihn die offene Unternehmenskultur.<br />
Er selbst bleibt ebenfalls offen. „Wenn es das Projektgeschäft<br />
erfordert, arbeite ich abends auch von zu Hause; denn natürlich<br />
kommen auch vor acht und nach drei Uhr noch E-Mails rein. Das<br />
ist für mich selbstverständlich.“ Kolleginnen und Kollegen, die sich<br />
für Teilzeitmodelle interessieren, empfiehlt er: „Einfach ohne<br />
Scheu ansprechen.“<br />
Am Nachmittag sammelt Peter seine Kinder in umgekehrter Reihenfolge<br />
wieder ein, danach geht’s zur Musikschule, zum Fußball,<br />
Einkäufe erledigen oder zu Freunden. „Ich habe für jeden Tag eine<br />
Art Laufzettel, damit alles klappt – so ist das eben als Projektmanager“,<br />
meint Peter, lacht und macht sich auf den Weg.<br />
Beruf und Familie<br />
Bei juwi liegt das durchschnittliche<br />
Mitarbeiteralter bei 40 Jahren. Um<br />
gut ausgebildete und erfahrene<br />
Bewerber einstellen und halten zu<br />
können, braucht es Lösungen, mit<br />
denen sich Familienleben und Beruf<br />
vereinbaren lassen. Flexible Arbeitszeiten,<br />
Arbeitszeitkonten, Teilzeitmodelle<br />
und die betriebseigene Kindertagesstätte<br />
gibt es bereits. Um<br />
weitere Handlungsfelder zu identifizieren,<br />
strebt juwi die Auditierung<br />
„Familie und Beruf“ an.<br />
3
Inhalt<br />
20<br />
inhalt<br />
10<br />
ECO<br />
ECO<br />
ECO<br />
24<br />
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05<br />
WEGBEREITER<br />
Welcher Trend wird die <strong>Energie</strong>wirtschaft<br />
besonders verändern? Wir lassen drei Experten<br />
zu Wort kommen.<br />
FÜNF MINUTEN<br />
Ein spektakulärer Rotorblatt-Transport, der wahre<br />
Preis für konventionellen Strom und der bewegende<br />
Dokumentarfilm eines Hollywoodstars – hier finden<br />
Sie kurz und knapp viele spannende Informationen.<br />
Wegbereiter<br />
Wie sieht die <strong>Energie</strong>landschaft in 20 Jahren<br />
IM FOKUS<br />
aus? Unsere drei Wegbereiter haben da ganz<br />
Wir klare haben Vorstellungen. uns angeschaut, welche Trends und<br />
Entwicklungen die <strong>Energie</strong>wirtschaft verändern<br />
werden. fÜnf minuten Der Berliner Professor Volker Quaschning<br />
erklärt Projekte, im Interview, Zahlen, Termine: warum Auf unserer Strom-, Fünf- Wärme- und<br />
Minuten-Seite finden Sie viele Neuigkeiten –<br />
Mobilitätssektor unter anderem zur zusammenwachsen.<br />
neuen juwi-Homepage.<br />
06 22<br />
08 24<br />
18<br />
20<br />
im foKus<br />
MITARBEITER<br />
Alrik Wir Schiede blicken zurück ist Experte auf 20 Jahre für juwi: kritische Nicht nur<br />
das Unternehmen hat sich stark gewandelt, Infrastrukturen,<br />
sondern Julia Wolf auch die treibt Branche die insgesamt. <strong>Energie</strong>wende in Baden-<br />
Württemberg voran, und der Franzose Thibaud<br />
interVieW<br />
Abadie Fred Jung baut und einen Michael Wind- Class und sprechen Solarpark über frühere in Bahrain –<br />
27<br />
drei Erfolge, juwi-Mitarbeiter, schwierige Zeiten drei und spannende neue Höhenflüge. Geschichten.<br />
mitarbeiter<br />
Die eine kauft Windenergie-Anlagen ein, der zweite<br />
plant weltweit Solarparks, der dritte vermarktet<br />
Services im Bereich der Betriebsführung.<br />
ProJeKt<br />
86 Megawatt: In der südafrikanischen Halbwüste<br />
Karoo verwirklicht juwi derzeit den größten<br />
Solarpark der Firmengeschichte.<br />
08<br />
28<br />
20<br />
22<br />
24<br />
24<br />
20<br />
PROJEKT<br />
In Japan haben wir einen unserer Kollegen<br />
bei einem Solarprojekt begleitet und ganz nebenbei<br />
auch ein japanisches Urlaubsparadies kennengelernt.<br />
PARTNER<br />
Angefangen hat es mit Küchengeräten. Inzwischen<br />
ist das dänische Unternehmen Vestas einer der<br />
größten Windenergie-Anlagen-Hersteller weltweit.<br />
REPORTAGE<br />
Laut oder leise, das ist hier die Frage. Wer Windenergie-Anlagen<br />
plant, der muss beim Thema Schall<br />
Partner ziemlich viel beachten. Wir haben juwi-Mitarbeiter<br />
Gerd Seel ist ein Urgestein der <strong>Energie</strong>wende.<br />
von der Planung bis zur Umsetzung begleitet und<br />
Für die Windparks von juwi hat seine Firma<br />
bereits etliche Betonfundamente gemeinsam mit gegossen. ihnen nachgemessen, wie laut<br />
die Anlagen tatsächlich sind.<br />
rePortage<br />
Was eine Windenergie-Anlage alles kann: Sie<br />
produziert Strom STANDPUNKT<br />
und sammelt darüber hinaus<br />
Daten – am laufenden<br />
27<br />
Jetzt Band. geht es los mit der Ausschreibungswelt<br />
für Windenergie. Auf die bevorstehenden Marktveränderungen<br />
müssen wir reagieren, sagt<br />
standPunKt<br />
Thomas<br />
juwi ist fit für die künftige Ausschreibungswelt. Das<br />
betont Thomas Broschek, Kubitza, Geschäftsführer der juwi der juwi <strong>Energie</strong>projekte.<br />
<strong>Energie</strong>projekte GmbH.<br />
energie ENERGIE<br />
Eine Kilowattstunde<br />
28<br />
Der – Schnee ist das viel kommt oder immer häufiger aus Schneekanonen<br />
mit ihr machen – und kann, die lesen fressen ganz schön viel Strom,<br />
wenig? Was man<br />
Sie auf der Rückseite dieses Heftes.<br />
wie unsere <strong>Energie</strong>zahl zeigt.<br />
Impressum<br />
imPressum<br />
Herausgeber: Herausgeber: juwi AG, <strong>Energie</strong>-<strong>Allee</strong> juwi AG, 1, 55286 <strong>Energie</strong>-<strong>Allee</strong> Wörrstadt; energie-allee@juwi.de<br />
1, 55286 Wörrstadt; energie-allee@juwi.de Verantwortlich und<br />
Verantwortlich und Chefredaktion: Christian Hinsch, Thomas Hoch Hoch Redaktionsteam: Benedikt Brüne, Eva Eichberger, Laura in het<br />
redaktionsteam: Panhuis, Benedikt Dr. Sabine Brüne, Eva Schmidt, Eichberger, Felix Dr. Sabine Wächter Schmidt, Konzept, Felix Wächter Gestaltung, Produktion: SIGNUM communication<br />
Konzept, Gestaltung, Werbeagentur produktion: GmbH, SIGNUM Mannheim communication Druck: Werbeagentur Heyne-Druck GmbH, GmbH, Mannheim Offenbach am Main Bildnachweise: Stephan Dinges:<br />
Druck: Heyne-Druck Titel, 2, GmbH, 3, 6, Offenbach 10, 18, 23, am Main 24, 27; Thomas Kiesswetter: 6; Pixabay: 28; The Noun Project, ProSymbols: 7;<br />
bildnachweise: Oliver Stephan Raupach: Dinges 12–13; (Titel, Seiten Silke 3, 6, Reents: 7, 10–19, 15; 27), Tourismusbüro Feed the Hungry (2, Japan: 3), 21; juwi; privat Auflage: 3.000 Exemplare<br />
Bundestagsbüro Dr. Nina Scheer (5), GLS Bank (5), Verlag C. Bertelsmann / Foto Hollin, Inhaber<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 1. Dezember 2016<br />
Andreas Plank (6), www.state.gov (6), Seewind GmbH (22 f.), fotolia.com (28), juwi, privat<br />
auflage: 3.500 Exemplare<br />
redaktionsschluss dieser ausgabe: 11. März 2016<br />
4 energie-allee | JANUAR 2017<br />
4 enerGie-allee | april 2016
Wegbereiter<br />
Was ist der nächste groSSe<br />
Trend für die <strong>Energie</strong>versorgung?<br />
Zusätzlich zum Zubau regenerativer Erzeugungskapazitäten ändert sich der <strong>Energie</strong>markt<br />
in vielerlei Hinsicht. Unsere Wegbereiter beschäftigen sich diesmal mit der Frage, in<br />
welchem Bereich die <strong>Energie</strong>wende eine neue Dynamik entfalten kann.<br />
KASPAR KNORR<br />
ist Leiter des Forschungsprojekts Kombikraftwerk 2<br />
am Fraunhofer-Institut für Windenergie und <strong>Energie</strong>systemtechnik<br />
(IWES) in Kassel. In diesem Projekt<br />
hat er sich intensiv mit der Netzstabilität und der<br />
Sicherheit der <strong>Energie</strong>versorgung beschäftigt.<br />
KATHRIN HOFFMANN<br />
ist Social-Media-Expertin und seit Juni 2016 PR-<br />
Beraterin bei der auf Cleantech spezialisierten<br />
Agentur DWR eco. Als engagierte <strong>Energie</strong>bloggerin<br />
zählt sie zu den Top Ten der Social Media Influencer<br />
im Nachhaltigkeitsbereich.<br />
Marco Demuth<br />
ist gemeinsam mit Dr. Christian Feißt Geschäftsführer<br />
der beegy GmbH, eines jungen Unternehmens<br />
der MVV <strong>Energie</strong> Gruppe. Mit ihrem Team arbeiten<br />
sie aktiv an der <strong>Energie</strong>wende und denken <strong>Energie</strong><br />
ganz neu.<br />
Die EEG-Novelle kann den nächsten<br />
Trend für die <strong>Energie</strong>versorgung auslösen.<br />
Sie erhöht den Wettbewerbsdruck und<br />
fördert windschwache Standorte etwas<br />
stärker. Die Folgen könnten ein Preisverfall<br />
und mehr Windenergie im Süden des<br />
Landes sein. Technisch scheint der Weg<br />
der <strong>Energie</strong>wende geebnet zu sein. Wenigstens<br />
gilt das für die Stromwende mit<br />
den Stromautobahnen als der nächsten<br />
markanten Ausprägung. Bei der Wärmeund<br />
Verkehrswende lassen auch bescheidenere<br />
Signale weiterhin auf sich warten.<br />
Die <strong>Energie</strong>wende fordert Geduld. Ich<br />
denke, dass der Abgang des alten <strong>Energie</strong>systems<br />
zunächst aufsehenerregender<br />
sein wird als der Aufbau des neuen.<br />
Das größte disruptive Potenzial hat aus<br />
meiner Sicht das Thema Blockchain – der<br />
Handel über den Gartenzaun. Mit dem<br />
größten Vorzeigeprojekt in New York und<br />
ersten innovativen Geschäftsideen von<br />
Start-ups in Europa hat die Technologie das<br />
Potenzial, den <strong>Energie</strong>markt zu revolutionieren.<br />
Peer-to-Peer-Stromhandelsmodelle<br />
werden möglich, Elektroautos laden sich<br />
eigenständig, und Abrechnungsprozesse<br />
laufen automatisch. Verbraucher können<br />
ihren Strom frei wählen, zum Beispiel nur<br />
aus Solarenergie oder direkt vom Nachbarn<br />
nebenan. Und private Anlagenbesitzer<br />
verkaufen ihren Strom zu attraktiven Konditionen<br />
an den eigenen Arbeitgeber oder<br />
spenden ihn an soziale Einrichtungen.<br />
Der nächste große Trend beginnt gerade:<br />
Verbraucher schließen sich zu Gemeinschaften<br />
zusammen, um sich gegenseitig<br />
mit Strom zu versorgen. Diese<br />
Communitys basieren auf erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n und einem digitalen <strong>Energie</strong>management.<br />
So produziert beispielsweise<br />
jedes Mitglied mit seiner eigenen Anlage<br />
Solarenergie, um sie entweder direkt zu<br />
verbrauchen, in einem Batteriespeicher<br />
zwischenzuspeichern oder an die Community<br />
weiterzuleiten. All dies regelt ein<br />
<strong>Energie</strong>management, das zudem dafür<br />
sorgt, dass jedes Mitglied in dem Moment,<br />
in dem es selbst zu wenig Strom hat, von<br />
der Community versorgt wird. Der Trend<br />
geht also zu einem Geben und Nehmen.<br />
5
5 Minuten<br />
INNOVATION<br />
Spektakulärer Transport<br />
Kleine Straßen, schmale Durchgänge und steile Auffahrten – eine Windpark-Baustelle<br />
stellt alle Beteiligten immer wieder vor große Herausforderungen. Wie bekommt man die<br />
großen Komponenten für die Mühlen zur Baustelle? Hier werden immer häufiger sogenannte<br />
Selbstfahrer eingesetzt – Kräne, die selbst die schwierigsten Hindernisse überwinden<br />
und sich per Fernsteuerung bedienen lassen.<br />
Auszeichnung<br />
Wind Website<br />
Award<br />
für juwi<br />
Branchenprimus: Die juwi-Website hat den Preis für<br />
die beste Internetpräsenz der Windbranche bekommen.<br />
Verliehen wurde der Preis von einer Fachjury im<br />
Rahmen der Windenergie-Tage in Potsdam.<br />
Betriebsführung<br />
GroSSauftrag für juwi<br />
Die CEE-Gruppe, internationaler Investor für erneuerbare <strong>Energie</strong>n mit Sitz in Hamburg,<br />
hat juwi beauftragt, ihren Solaranlagen-Bestand mit 285 Megawatt Gesamtleistung<br />
thermografisch zu analysieren. „Wir freuen uns, dass wir den Vertrag im Rahmen<br />
unseres Praxisforums im September unter Dach und Fach bringen konnten“, erklärt<br />
Klaus Krüder, Geschäftsführer der juwi Operations & Maintenance GmbH. Bei der<br />
thermografischen Analyse werden die Module mit hocheffizienten Wärmebild-Kameras<br />
gescannt. Temperaturunterschiede und damit Minderleistungen werden als Farbkontrast<br />
auf den Bildern sichtbar. Fehler können zügig behoben werden, bevor es zu<br />
Störungen oder gar Ausfällen kommt.<br />
Filmempfehlung<br />
Leonardo DiCaprio &<br />
Fisher Stevens: Before<br />
the Flood<br />
Von den giftigen Teersand-<br />
Gebieten in Kanada bis zu den<br />
abgebrannten Wäldern<br />
Indonesiens: Zwei Jahre lang<br />
reiste Hollywoodschauspieler<br />
und UN-Friedensbotschafter<br />
Leonardo DiCaprio um die<br />
Welt, um mit Politikern,<br />
Wissenschaftlern und Unternehmern<br />
über den Klimawandel<br />
zu sprechen. Der scheidende<br />
US-Präsident Barack<br />
Obama, UN-Generalsekretär<br />
Ban Ki-moon, aber auch Tesla-<br />
Chef Elon Musk kommen in<br />
dem Dokumentarfilm zu Wort.<br />
Regie führte Fisher Stevens.<br />
Das Ergebnis ist ein spannender<br />
Film über die Ursachen<br />
und die Folgen des weltweiten<br />
Klimawandels.<br />
Das englische Original von<br />
„Before the Flood“ kann über<br />
Amazon bezogen werden,<br />
ausgewählte Interviews<br />
finden sich auch auf der<br />
Website des Senders National<br />
Geographic TV:<br />
www.natgeotv.com/de/<br />
dokumentationen/natgeo/<br />
before-the-flood<br />
6 energie-allee | JANUAR 2017
SÜDAFRIKA<br />
Mit der Kraft der Sonne<br />
einkaufen<br />
JUWI International<br />
NEUES REGIONALBÜRO<br />
juwi im Land<br />
der 1.000 Seen<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist nicht nur bei<br />
Touristen für seine Küste, Seen und Naturparks<br />
bekannt. Das Land hat auch beste<br />
Voraussetzungen für den Ausbau einer sauberen<br />
und umweltfreundlichen <strong>Energie</strong>versorgung.<br />
Grund genug für juwi, dort jetzt auch<br />
ein eigenes Regionalbüro zu eröffnen. Vom<br />
schönen Waren an der Müritz aus wird die<br />
juwi-Gruppe deshalb in Zukunft ihre Aktivitäten<br />
in Mecklenburg-Vorpommern steuern.<br />
Im südafrikanischen Johannisburg hat jetzt ein internationales<br />
juwi-Team eine Photovoltaik-Dachanlage auf einem Einkaufszentrum<br />
gebaut und in Betrieb genommen. Das Besondere: Die Anlage<br />
läuft unter Netzparitätsbedingungen: Der produzierte saubere<br />
Strom ist also günstiger als konventionell erzeugte <strong>Energie</strong> und<br />
wird komplett für die Elektrifizierung des Gebäudes genutzt. Eine<br />
tolle internationale Teamleistung mit deutschem Design und südafrikanischer<br />
Umsetzung.<br />
USA<br />
Erster juwi-Solarpark<br />
in Colorado<br />
Ende September hat juwi zusammen mit PSEG Solar Source und<br />
Platte River Power Authority den Solarpark PSEG Rawhide Flats<br />
Solar Center eingeweiht. Das Solarkraftwerk hat eine Kapazität von<br />
36,6 Megawatt und befindet sich 40 Kilometer nördlich von Fort<br />
Collins in Colorado – dem Heimatbundesstaat der US-Niederlassung<br />
von juwi. In Zukunft soll der Solarpark, der aus rund 117.000<br />
polykristallinen Modulen besteht, genug Strom für 8.000 Haushalte<br />
produzieren. juwi hat das Projekt nicht nur entwickelt, sondern auch<br />
als Generalunternehmer umgesetzt und wird zukünftig auch für die<br />
Betriebsführung zuständig sein.<br />
„Würden die Subventionsund<br />
Umweltkosten der<br />
konventionellen <strong>Energie</strong>n<br />
nach EEG-Methode in die<br />
Stromrechnungen eingepreist,<br />
müssten private Haushalte<br />
rechnerisch eine Konventionelle-<strong>Energie</strong>n-Umlage<br />
von zehn Cent für eine Kilowattstunde<br />
Strom bezahlen.“<br />
Swantje Fiedler<br />
Studienleiterin Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft<br />
7
5 Minuten<br />
WECHSEL IM VORSTAND<br />
Dagmar Rehm Übernimmt<br />
Finanzressort<br />
Mit Beginn des Jahres<br />
2017 verantwortet Dagmar<br />
Rehm das Finanzressort<br />
im Vorstand der juwi-<br />
Gruppe. Die 53-jährige<br />
Volkswirtin übernimmt die<br />
Nachfolge von Marcus<br />
Jentsch (48), der den<br />
Vorstand auf eigenen<br />
Wunsch verlässt. Sie<br />
wechselt von der Mannheimer<br />
Bilfinger SE nach<br />
Wörrstadt. Bei Bilfinger verantwortete sie zuletzt als<br />
Finanzdirektorin den Bereich Engineering, Automation<br />
& Control.<br />
WIND IM WALD<br />
Windparks in<br />
der Eifel am Netz<br />
Erneuerbare live erleben<br />
Rückblick<br />
WINDENERGY HAMBURG<br />
Ende September 2016 fand die Weltleitmesse WindEnergy<br />
in Hamburg statt. Mit 1.400 Ausstellern und 35.000<br />
Besuchern hat sich die Veranstaltung schon mit ihrer<br />
zweiten Ausgabe auch international sehr gut etabliert. Das<br />
können auch die juwi-Teilnehmer bestätigen: Der<br />
juwi-Stand war durchgehend hoch frequentiert – das zeigt,<br />
dass juwi im Markt als zuverlässiger Partner<br />
wahrgenommen wird. Nach dem positiven Feedback fiel<br />
übrigens eine Entscheidung leicht: Die Standfläche für<br />
2018 hat juwi bereits gebucht.<br />
Der juwi-Messestand in Hamburg war gut besucht.<br />
Ausblick<br />
World Future Energy Summit<br />
Die Messe ist Teil der Nachhaltigkeitswoche 2017 in Abu<br />
Dhabi. juwi ist eins von 600 Unternehmen, welche sich<br />
vom 16. bis 19. Januar 2017 in Abu Dhabi präsentieren<br />
werden.<br />
In der Vulkaneifel entsteht der Windpark<br />
Obere Kyll mit zwölf Anlagen.<br />
Südwestfälischer ENERGIEtag<br />
Ein Kompass für die <strong>Energie</strong>wende ist der 8. Südwestfälische<br />
<strong>Energie</strong>tag in Soest. Auch juwi ist am 29. März 2017<br />
mit dabei.<br />
In der Eifel hat juwi im Jahr 2016 mit zwei Waldprojekten<br />
Akzente gesetzt. In Simmerath, nahe der Grenze<br />
zu Belgien, wurden bis Dezember sieben Vestas V112<br />
errichtet. 50 Kilometer weiter südlich liegt der Windpark<br />
Obere Kyll, zu dem zwölf Turbinen zählen – ebenfalls<br />
vom Typ Vestas V112. Das Projekt in Simmerath<br />
haben die juwi-Experten aus dem NRW-Regionalbüro<br />
in Bochum geplant. Anfang Mai waren die Mitarbeiter<br />
von Essen in ein neues Bürogebäude unweit des<br />
Bochumer Bahnhofs umgezogen.<br />
SolarEx<br />
Es ist der Treffpunkt zum Netzwerken für die Solarbranche<br />
in der Türkei: Vom 6. bis 8. April 2017 findet die SolarEx in<br />
Istanbul statt. juwi wird wieder mit Ansprechpartnern<br />
vertreten sein.<br />
Weitere Termine finden Sie auf www.juwi.de.<br />
8 energie-allee | JANUAR 2017
12,7 Minuten<br />
Im Jahr 2015 lag nach<br />
Angaben der Bundesnetzagentur<br />
die durchschnittliche<br />
Dauer von Stromunterbrechungen<br />
pro Verbraucher<br />
in Deutschland bei 12,7 Minuten<br />
– gegenüber<br />
12,28 Minuten im Jahr<br />
2014. Nach den Worten von<br />
Jochen Homann, Präsident<br />
der Bundesnetzagentur,<br />
liegt die Versorgungsqualität<br />
weiter auf sehr hohem<br />
Niveau. Ursache für den<br />
Anstieg seien vor allem<br />
Wetterereignisse wie<br />
Stürme und Hitzewellen.<br />
„Die <strong>Energie</strong>wende und der<br />
steigende Anteil dezentraler<br />
Erzeugungsleistung haben<br />
weiterhin keine negativen<br />
Auswirkungen auf<br />
die Versorgungsqualität.“<br />
THÜRINGEN<br />
Windparks im<br />
Wartburgkreis<br />
Die Arbeiten am dritten juwi-Windpark im<br />
Freistaat sind in vollem Gange: Nach den<br />
beiden bereits fertiggestellten Parks Mihla I<br />
und II baut juwi derzeit im Wartburgkreis<br />
zwei weitere Anlagen. Der Windpark Reitenberg<br />
soll noch Ende 2016 in Betrieb genommen<br />
werden. Dann werden die beiden Enercon-Anlagen<br />
des Typs E-101 mit je drei<br />
Megawatt Leistung genug Ökostrom für rund<br />
3.800 Haushalte produzieren.<br />
SPORTLICH, SPORTLICH<br />
juwi läuft<br />
RHEINLAND-PFALZ<br />
Aus neun<br />
mach 15<br />
Zuwachs für den Windpark Gollenberg:<br />
Bis Ende Januar baut juwi in<br />
den Landkreisen Germersheim und<br />
Südliche Weinstraße sechs Anlagen<br />
vom Typ Vestas V126 mit jeweils<br />
3,3 Megawatt Leistung. Der Windpark<br />
wächst damit auf 15 Anlagen.<br />
Die ersten neun Turbinen hatte juwi in<br />
den Jahren 2003 und 2005 an dem<br />
Standort in der Südpfalz errichtet.<br />
BAYERN<br />
Zwei V126 für<br />
Dinkelsbühl<br />
Tolle Teamleistung: Beim Firmenlauf in Mainz waren im<br />
September rund 50 juwi-Mitarbeiter am Start.<br />
Es läuft bei juwi. Oder besser gesagt: juwi läuft.<br />
Unsere Kollegen haben in diesem Sommer in vielerlei<br />
Hinsicht bewiesen, wie fit sie sind. Beim Firmenlauf<br />
in Mainz oder beim gemeinsamen Ablegen des<br />
Sportabzeichens machten sie alle eine gute Figur.<br />
Der größten Herausforderung hat sich allerdings ein<br />
kleines Team von vier juwi-Mitarbeitern gestellt: Sie<br />
absolvierten einen 100-Kilometer-Marsch und sammelten<br />
damit Spenden für Oxfam.<br />
Auf Flächen des bayerischen<br />
Staatswaldes in Mittelfranken hat<br />
juwi in diesem Sommer zwei<br />
Windräder vom Typ Vestas V126<br />
installiert. Für juwi ein Heimspiel:<br />
Das Regionalbüro in Dürrwangen<br />
liegt nur zehn Kilometer vom<br />
Standort des Windparks Dinkelsbühl<br />
im Landkreis Ansbach entfernt.<br />
Anfang August wurden die<br />
Großkomponenten geliefert: Turmsegmente,<br />
Maschinenhäuser und<br />
Rotorblätter. Ende September<br />
waren beide Turbinen fertig montiert.<br />
Sie produzieren jährlich sauberen<br />
Windstrom für rund 6.000<br />
Haushalte.<br />
9
Im fokus<br />
verantwortung<br />
und vernetzung<br />
Die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n rücken ins<br />
Zentrum der <strong>Energie</strong>wirtschaft. Die meisten<br />
Experten sind sich einig: Das wird die<br />
<strong>Energie</strong>wirtschaft grundlegend verändern.<br />
Dies sind die wichtigsten Trends.<br />
Trend 1<br />
Strom, Wärme<br />
und Mobilität wachsen zusammen<br />
Als Leiter der Abteilung Unternehmensstrategie<br />
bei juwi gehören für<br />
Björn Broda die Trends der <strong>Energie</strong>wirtschaft<br />
zum Handwerkszeug.<br />
Die <strong>Energie</strong>wende in Deutschland ist bislang eine Stromwende. Bei der<br />
Stromversorgung hatten die Erneuerbaren Ende 2015 einen Anteil von<br />
fast 32 Prozent, bei der Wärmeversorgung waren es gerade einmal<br />
13,2 Prozent, bei der Mobilität nur 5,2 Prozent. Damit sich das ändert,<br />
dürfen die drei Sektoren nicht mehr getrennt betrachtet werden. „Der<br />
Schlüssel für eine echte <strong>Energie</strong>wende ist das Zusammenwachsen von<br />
Strom, Wärme und Mobilität“, erklärt Björn Broda, der bei juwi für das<br />
Thema Unternehmensstrategie zuständig ist. Die Idee: In Zeiten mit viel<br />
Wind und Sonne, in denen Strom im Überschuss vorhanden ist, wird der<br />
Strom in Wärme umgewandelt. Die Stichworte lauten Power-to-Gas oder<br />
Power-to-Heat. Aber auch Luft-Wärme-Pumpen brauchen Strom für ihren<br />
Betrieb. Der Berliner Professor Volker Quaschning hat für das Zusammenwachsen<br />
der <strong>Energie</strong>bereiche den Begriff der Sektorenkopplung geprägt.<br />
10 energie-allee | JANUAR 2017
Trend 2<br />
Aus Konsumenten werden<br />
Prosumer<br />
Mit den vielen Photovoltaik-Anlagen auf privaten Hausdächern wird<br />
der Strommarkt nicht nur kleinteilig, die Grenzen zwischen Erzeugern<br />
und Verbrauchern verschwimmen zusehends. Der Fachbegriff<br />
zu diesem Trend lautet: Prosumer. Gemeint ist: Die privaten Haushalte<br />
sind nicht mehr nur Stromverbraucher. Viele von ihnen werden<br />
zu Stromproduzenten, die ihren Strom zum Teil selbst verbrauchen<br />
und die ihre Dachanlagen inzwischen immer häufiger auch mit<br />
eigenen Batteriespeichern im Haus kombinieren. Es gibt zudem<br />
Ansätze, in denen sich Prosumer in eigenen <strong>Energie</strong>-Communitys<br />
vernetzen. Sie nutzen zwar noch die Verteilnetze, ansonsten bleiben<br />
in diesen Modellen die klassischen Stromanbieter aber außen vor.<br />
Eine neue Technologie für die datentechnische Abwicklung der<br />
Stromtransfers innerhalb der Communitys – die sogenannte Blockchain-Technologie<br />
– ist Teil dieser Entwicklung.<br />
Trend 4<br />
Ohne <strong>Energie</strong>effizienz<br />
keine <strong>Energie</strong>wende<br />
„Ein durchschnittlicher Haushalt könnte ohne<br />
Weiteres bis zu 50 Prozent sparen“, erklärte<br />
Professor Rainer Grießhammer vom Öko-Institut<br />
in Freiburg dem Onlineportal Klimaretter jüngst in<br />
einem Interview. Die Crux: Realisiert werden die<br />
Potenziale nur bei einem sehr kleinen Teil der<br />
Haushalte. „Die meisten Haushalte murren zwar<br />
über hohe Stromkosten, 70 Prozent von ihnen<br />
können aber gar nicht beziffern, was sie bezahlen,<br />
geschweige denn, was sie einsparen könnten“,<br />
erläuterte der Freiburger Forscher. Noch immer<br />
spielt das Thema <strong>Energie</strong>effizienz eine Nebenrolle.<br />
Bislang ist es der Politik nicht gelungen, hier<br />
die richtigen Anreize zu setzen. Dass die Potenziale<br />
bei der <strong>Energie</strong>effizienz gehoben werden<br />
müssen, zeigen die Studien von Professor<br />
Quaschning, der bei seinen Hochrechnungen<br />
beispielsweise für den jährlichen <strong>Energie</strong>bedarf<br />
bei Raumwärme und Warmwasser ein Absinken<br />
von 770 auf 150 Terrawattstunden ansetzt.<br />
Trend 3<br />
Mit der Digitalisierung<br />
kommen neue Player<br />
auf den Markt<br />
Früher war die <strong>Energie</strong>welt noch einfach. Der<br />
Strom wurde in großen, zentralen Kraftwerken<br />
produziert und die Menge durch die Nachfrage<br />
bestimmt. In einer dezentralen Welt mit vielen<br />
kleinen, schwankenden Erzeugungseinheiten<br />
geht das nicht mehr so einfach. Hier ist eine<br />
neue, intelligente Form des Datenaustauschs und<br />
der Steuerung zwischen Erzeugern, Speichern,<br />
Verbrauchern und dem Netzmanagement gefragt.<br />
Das Stichwort lautet: Smart Grids. Noch steht die<br />
Digitalisierung der <strong>Energie</strong>wirtschaft eher am<br />
Anfang – dass sie kommen wird, daran gibt es<br />
aber kaum einen Zweifel mehr. „Die <strong>Energie</strong>welt<br />
ist bunter und vielfältiger, da mit der Digitalisierung<br />
der <strong>Energie</strong>wirtschaft neue Player wie<br />
Google oder innovative Start-ups auf den Markt<br />
drängen“, erklärt juwi-Experte Broda.<br />
Trend 5<br />
Speichertechnologien<br />
werden wichtiger<br />
Nicht immer scheint die Sonne, und auch der Wind weht<br />
wechselhaft. Je mehr die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n ins Zentrum<br />
der <strong>Energie</strong>versorgung gelangen, desto wichtiger<br />
werden die Speicher. Das gilt vor allem für Langzeitspeicher,<br />
mit denen auch mehrere Tage überbrückt werden<br />
können. Hierfür gibt es verschiedene Ansätze: Bei Pumpspeicher-Kraftwerken<br />
wird mit überschüssiger <strong>Energie</strong><br />
Wasser in ein höher gelegenes Becken gepumpt und bei<br />
Bedarf wieder zur Stromerzeugung genutzt. Auch Batteriespeicher<br />
kommen als Speicher infrage, sie sind allerdings<br />
noch zu teuer. Das gilt auch für andere Technologien wie<br />
Power-to-Gas oder Druckluftspeicher. „Damit die Speichertechnologien<br />
eine wirtschaftliche Chance haben, müssen<br />
auch regulatorische Hindernisse beseitigt werden. Speicher<br />
werden in der <strong>Energie</strong>wirtschaft noch als ganz normale<br />
Verbraucher behandelt. Sie haben für das Gesamtsystem<br />
aber eine völlig andere Rolle und müssen deshalb entlastet<br />
werden“, erläutert Björn Broda.<br />
11
Im fokus<br />
Bereit, Systemverantwortung<br />
zu übernehmen<br />
Die Erneuerbaren sind vom Nischendasein zur dominanten<br />
<strong>Energie</strong>quelle im deutschen Strommarkt aufgestiegen.<br />
Die tragende Säule dieser Entwicklung ist die Windenergie.<br />
Mit technischen Innovationen und der Integration in<br />
den Regelenergie-Markt wird die Windbranche künftig<br />
System verantwortung übernehmen.<br />
12 energie-allee | JANUAR 2017
Sonne und Wind scheinen und wehen<br />
bekanntlich nicht konstant. Mit dem Ausbau<br />
der Erneuerbaren werden die<br />
Schwankungen zwischen Stromerzeugung und -verbrauch<br />
weiter zunehmen. Um dieses Ungleichgewicht<br />
auszugleichen, benötigen die Übertragungsnetzbetreiber<br />
sogenannte Regelenergie, auch<br />
Regelleistung genannt, um die Netzfrequenz stabil<br />
bei 50 Hertz zu halten.<br />
Noch wird diese Leistung überwiegend durch konventionelle<br />
Kraftwerke erbracht, die deshalb immer mit<br />
einer Mindestkapazität am Netz sein müssen, also<br />
Strom erzeugen. Um diese sogenannte Must-Run-<br />
Kapazität konventioneller Kraftwerke zu verringern,<br />
müssen verstärkt erneuerbare <strong>Energie</strong>n in den Regelenergie-Markt<br />
integriert werden. Technisch sind sie<br />
dazu in der Lage. Im Falle der Windenergie kann beispielsweise<br />
durch ein koordiniertes Abregeln der<br />
Windenergie-Anlagen negative Regelleistung bereitgestellt<br />
werden. In Verbindung mit Präqualifizierungsverfahren<br />
der Netzbetreiber, die stärker auf die Windenergie<br />
angepasst sind, steht der Windenergie damit<br />
auch der Markt für Regelenergie offen.<br />
„Wir sind bereit, deutlich mehr Systemverantwortung<br />
zu übernehmen“, sagt Hermann Albers, Präsident des<br />
Bundesverbands Wind<strong>Energie</strong>. Der Blick ins nördliche<br />
Nachbarland Dänemark sowie die technische Innovationskraft<br />
der Branche stimmen mehr als zuversichtlich,<br />
dass die Windindustrie das schaffen wird.<br />
Regelleistung aus Windenergie möglich<br />
Dass Windparks Regelleistung bereitstellen können,<br />
haben diverse Pilotprojekte bereits gezeigt. So zum<br />
Beispiel eines des Turbinenherstellers Enercon: Das<br />
Projekt im Windpark Estinnes in Belgien mit insgesamt<br />
elf Windrädern der 7,5- beziehungsweise Sechs-<br />
Megawatt-Klasse konnte beweisen, dass die Anlagen<br />
bei Frequenzschwankungen dem Stromnetz zuverlässige<br />
Ausgleichsleistungen zur Verfügung stellen konnten<br />
– innerhalb der geforderten Zeit von maximal<br />
15 Minuten.<br />
Während der Projektphase war der Windpark<br />
Bestandteil der Sekundärreserve des belgischen<br />
Netzbetreibers Elia und stellte dem Netz je nach<br />
Bedarf bis zu zehn Megawatt an negativer Regelleistung<br />
bereit. Das heißt, die aktive Leistungsabgabe<br />
des Windparks konnte in Echtzeit um den benötigten<br />
Sollwert durch das Verstellen der Rotorblätter heruntergeregelt<br />
werden, bis das Gleichgewicht im Netz<br />
wieder hergestellt war.<br />
Dänemark ist bei der Integration von Windenergie in<br />
den Regelenergie-Markt ein gutes Stück weiter als<br />
Deutschland. Bereits seit Ende 2011 können Windenergie-Anlagen<br />
dort am Regelenergie-Markt teilnehmen.<br />
Eine verpflichtende Teilnahme am Regelenergie-<br />
Markt gibt es nicht, dennoch nutzt das Gros der<br />
Betreiber das System der sogenannten „voluntary<br />
bids“ sowohl für positive als auch für negative Regelenergie.<br />
Pilotprojekte mit Speicherlösungen<br />
Wer Verantwortung für das <strong>Energie</strong>system übernehmen<br />
möchte, muss vor allem verlässlich und planbar<br />
sein. Hier liegt die Chance der Erneuerbaren, vor<br />
allem in Kombination mit Speicherlösungen. Windund<br />
Sonnenstrom werden so zu einer dauerhaft verlässlichen<br />
Größe. Erste Projekte laufen bereits. Die<br />
Ergebnisse sind vielversprechend. So zum Beispiel<br />
der fünf Megawatt starke Batteriegroßspeicher in<br />
Lankow bei Schwerin, diverse Power-to-Heat-Projekte<br />
oder das Power-to-Gas-Projekt <strong>Energie</strong>park Mainz.<br />
Einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg,<br />
Regelenergie bereitzustellen, gehen GE Renewable<br />
Energy und die Max Bögl Wind AG. Die Unternehmen<br />
kündigten an, eine Kombination aus Windpark mit<br />
integriertem 16-Megawatt-Pumpspeicher realisieren<br />
zu wollen. Es wäre das erste Kombikraftwerk seiner<br />
Art und soll Ende 2018 bei Gailsdorf (Baden-Württemberg)<br />
auf dem Höhenzug der Limpurger Berge in<br />
Betrieb gehen.<br />
13
Im fokus<br />
„Müssen alle Sektoren<br />
miteinander vernetzen“<br />
Wer <strong>Energie</strong>wende sagt, meint heute in erster Linie den Bereich der Elektrizität. Sollen<br />
auch die Wärmeversorgung und der Verkehrssektor in Deutschland kohlendioxidfrei<br />
werden, muss die regenerative Stromerzeugung deutlich schneller ausgebaut werden.<br />
Der Wissenschaftler Volker Quaschning erläutert sein Konzept der Sektorenkopplung.<br />
Herr Professor Quaschning, was sind die großen<br />
Trends bei der <strong>Energie</strong>versorgung mit Blick auf<br />
die nächsten zehn bis 20 Jahre?<br />
Wenn wir das Pariser Klimaschutzabkommen ernst<br />
meinen und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad<br />
Celsius begrenzen wollen, muss unsere <strong>Energie</strong>versorgung<br />
spätestens in gut 20 Jahren ganz ohne<br />
Erdöl, Erdgas und Kohle auskommen. Das gilt für<br />
die Stromversorgung genauso wie für den Wärmebereich<br />
und den Verkehr. Für die letzten beiden<br />
Sektoren wird der Bedarf an klimaneutralem Strom<br />
aus Solar- und Windkraft-Anlagen deutlich ansteigen,<br />
und die <strong>Energie</strong>wende kann letztendlich nur gelingen,<br />
wenn wir alle Sektoren miteinander vernetzen.<br />
Nach Ihrem Konzept der Sektorenkopplung wird<br />
Strom also nicht nur für Elektrizität gebraucht.<br />
Welche Größenordnung bei den regenerativen<br />
Erzeugungskapazitäten ist dafür notwendig?<br />
Wenn wir uns im Effizienzbereich enorm anstrengen,<br />
wird der Strombedarf für die vollständige Dekarbonisierung<br />
„nur“ auf gut das Doppelte ansteigen.<br />
Ansonsten brauchen wir noch viel mehr Strom.<br />
Derzeit decken erneuerbare <strong>Energie</strong>n rund ein<br />
Drittel des Strombedarfs ab. Das bedeutet, wir<br />
müssen die regenerative Erzeugung in Deutschland<br />
in den nächsten 20 bis 25 Jahren mehr als versechsfachen.<br />
Wir reden dann über 200 Gigawatt Wind an<br />
Land und über 400 Gigawatt Photovoltaik.<br />
Welche Vorteile bringt es denn, wenn die drei<br />
Bereiche zusammenwachsen?<br />
Erst einmal sind Wind- und Solarstrom die einzigen<br />
Optionen, auch die Wärme und den Verkehr vollständig<br />
zu dekarbonisieren. Uns bleibt also gar nichts<br />
anderes übrig, als die drei Bereiche zusammenzubringen.<br />
Auf der anderen Seite lassen sich so auch<br />
Überschüsse aus Solar- und Windkraft-Anlagen<br />
leichter nutzen, indem diese für die Wärmeversorgung<br />
und den Verkehr verwendet werden.<br />
Schon heute gibt es zunehmend Widerstände<br />
gegen den Bau von Windparks. Wie lässt sich da<br />
der weitere Ausbau bewerkstelligen?<br />
Hier ist es enorm wichtig, die Bürger vor Ort frühzeitig<br />
in die Standortplanung einzubeziehen und ihnen<br />
finanzielle Beteiligungsmodelle für alle Parks anzubieten.<br />
Statt die Bürgerbeteiligung zur Pflicht zu<br />
machen, drückt die Regierung gerade Ausschreibemodelle<br />
durch, die diese Aspekte nur am Rande<br />
Ausbautempo<br />
erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong>n<br />
Um den Pariser<br />
Klimaschutzverpflichtungen<br />
gerecht zu<br />
werden, muss das<br />
derzeitige Tempo der<br />
<strong>Energie</strong>wende und<br />
damit der Umstieg auf<br />
erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />
erheblich gesteigert<br />
werden.<br />
100 %<br />
80 %<br />
60 %<br />
40 %<br />
Fossil<br />
Erforderliches Tempo der <strong>Energie</strong>wende<br />
2040<br />
Aktuelles Tempo der <strong>Energie</strong>wende<br />
2150<br />
20 %<br />
2015<br />
12,6 % Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
0 %<br />
am Primärenergieverbrauch<br />
2000 2015<br />
2040 2150<br />
Regenerativ<br />
14 energie-allee | JANUAR 2017
erücksichtigen. Das ist eine fatale Entwicklung und<br />
ausgesprochen kurzsichtig gedacht.<br />
Stichwort <strong>Energie</strong>effizienz: Die Forderung, <strong>Energie</strong><br />
zu sparen, ist alt. Warum geht der Verbrauch<br />
nicht deutlicher zurück?<br />
Weil unser Wohlstand immer mehr steigt. Der<br />
Fernseher wird sparsamer, aber größer, und dann<br />
kommt noch ein zweiter hinzu. Die richtig großen<br />
Effizienzpotenziale müssen aber erst noch gehoben<br />
werden. Elektromotoren müssen Verbrennungsmotoren<br />
mit ihren mageren Wirkungsgraden um die<br />
30 Prozent ersetzen, und Wärmepumpen können<br />
den <strong>Energie</strong>bedarf zum Heizen um den Faktor zwei<br />
bis fünf senken. Damit sinkt der Gesamtenergiebedarf<br />
enorm, gleichzeitig steigt aber der Strombedarf<br />
weiter an.<br />
Volker Quaschning<br />
ist seit 2004 Professor für das Fachgebiet Regenerative<br />
<strong>Energie</strong>systeme an der Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft HTW Berlin.<br />
Ausführliche Informationen zum Konzept der<br />
Sektorenkopplung finden Sie im Internet:<br />
www.volker-quaschning.de.<br />
Für Windprojekte, das Rückgrat der <strong>Energie</strong>wende,<br />
gibt es zukünftig einen gesetzlich festgeschriebenen<br />
Ausbaudeckel, der deutlich unter<br />
den Zubauraten der letzten Jahre liegt. Welche<br />
politische Änderung ist besonders dringlich aus<br />
Ihrer Sicht, wenn wir das Tempo der <strong>Energie</strong>wende<br />
um den Faktor vier oder fünf steigern<br />
wollen?<br />
Mit dem jetzigen Tempo ist die deutsche <strong>Energie</strong>wende<br />
erst im Jahr 2150 beendet. Damit können wir<br />
den Klimaschutz in Deutschland komplett vergessen.<br />
Wir brauchen Ausbaukorridore, die sich an den<br />
Klimaschutzzielen orientieren. Je mehr wir danebenliegen,<br />
desto mehr muss künftig gebaut werden.<br />
Dafür sollte das inzwischen total vermurkste EEG<br />
durch ein modernes Klimaschutzgesetz abgelöst<br />
„Das inzwischen total vermurkste<br />
EEG sollte durch<br />
ein modernes Klimaschutzgesetz<br />
abgelöst werden.“<br />
Volker Quaschning,<br />
Professor für Regenerative <strong>Energie</strong>systeme<br />
werden. Außerdem ist es absurd, dass Wärmepumpen,<br />
die mit Photovoltaik-Anlagen laufen, mit einer<br />
Eigenverbrauchsabgabe belastet werden, während<br />
fossiles Heizöl weitgehend von Abgaben befreit ist.<br />
Die Eigenverbrauchsumlage auf erneuerbaren Strom<br />
muss weg, und stattdessen müssen fossile <strong>Energie</strong>träger<br />
mit einer Kohlendioxid abgabe belegt werden.<br />
Letztendlich werden wir aber auch an ordnungspolitischen<br />
Maßnahmen nicht vorbeikommen. Autos mit<br />
Benzin- und Dieselmotoren sowie Öl- und Gasheizungen<br />
dürfen schon recht bald nicht mehr neu<br />
gebaut werden, sonst müssen wir diese später mit<br />
teuren Abwrackprämien wieder aus dem Verkehr<br />
ziehen. Wir brauchen also nicht nur eine politische<br />
Änderung, sondern eine komplett neue und mutige<br />
Politik, die den Klimaschutz und den Erhalt der<br />
Lebensgrundlagen künftiger Generationen endlich<br />
ernst meint.<br />
15
Im Fokus<br />
Schöne neue <strong>Energie</strong>welt<br />
Die Technologien für eine <strong>Energie</strong>versorgung ohne<br />
konventionelle und atomare Erzeugung sind längst<br />
vorhanden. Jetzt kommt es auf die Geschwindigkeit an,<br />
mit der die <strong>Energie</strong>wende vorangetrieben wird.<br />
4<br />
2<br />
5<br />
ECO<br />
ECO<br />
6<br />
16 energie-allee | JANUAR 2017
1 Windpark, verbunden mit einer<br />
Power-to-Gas-Anlage<br />
Mit dem Ausbau der Windenergie gewinnen Speichertechnologien<br />
wie Power-to-Gas und Power-to-Heat an Bedeutung.<br />
5 PassivHaus mit PV-anlage auf dem Dach<br />
Das moderne Haus ist mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem<br />
Dach, einem Batteriespeicher im Keller sowie einem E-Auto<br />
vor der Tür ausgestattet.<br />
2 Solarpark mit Batteriespeicher<br />
Der in großen Freiflächen-Solarparks gewonnene Strom kann<br />
in entsprechend dimensionierten Batteriespeichern zwischengespeichert<br />
werden.<br />
3 Biogas-anlage<br />
Die Biogas-Technologie ist mit ihrer stetigen Erzeugung<br />
sowohl für die Wärme- als auch für die Stromversorgung<br />
ein wichtiger Baustein.<br />
4 Pumpspeicher-kraftwerk<br />
Wasserkraft spielt seit Langem eine wichtige Rolle bei der<br />
Stromerzeugung. Mit Pumpspeicher-Kraftwerken kann sie auch<br />
bei der Stromspeicherung genutzt werden.<br />
6 Wärmedämmung<br />
Ohne <strong>Energie</strong>effizienz keine <strong>Energie</strong>wende: Gerade<br />
in der Dämmung von Bestandsimmobilien stecken viele<br />
Einsparpotenziale.<br />
7 Elektromobilität<br />
Für die <strong>Energie</strong>wende im Verkehrsbereich sind Fortschritte<br />
in der E-Mobilität und ein flächendeckendes Netz mit E-Tankstellen<br />
unabdingbar.<br />
8 Intelligente Steuerung<br />
Smart Grids und ein intelligentes <strong>Energie</strong>management<br />
gehören zu einer Welt mit vielen dezentralen <strong>Energie</strong>erzeugern<br />
zwingend dazu.<br />
1<br />
3<br />
7 8<br />
ECO<br />
ECO<br />
17
Ideale<br />
Besetzung<br />
Name: Alrik Schiede<br />
Beruf: Teamleiter Monitoring Systems<br />
Projekt: Kritische Infrastrukturen<br />
Wenn Alrik Schiede von seinem Berufsleben erzählt,<br />
fangen seine Augen an zu glänzen. Der 42-jährige<br />
Rheinhesse war in so vielen Ländern unterwegs,<br />
dass einem beim Zuhören fast schwindelig wird.<br />
Und doch gibt es eine Konstante: die Beschäftigung<br />
mit kritischen Infrastrukturen, also Anlagen oder<br />
Anwendungen, die für ein Unternehmen besonders<br />
schützenswert sind. Bei juwi betrifft das insbesondere<br />
die Betriebsführung: Von der zentralen Leitwarte<br />
in Wörrstadt aus werden Solar- und Windenergie-Anlagen<br />
in aller Welt überwacht. Das<br />
Horrorszenario: ein Angriff aus dem Internet, der die<br />
Anlagen lahmlegt und die Stromversorgung kappt.<br />
„Das darf auf keinen Fall passieren, denn ohne<br />
Strom ist das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt“,<br />
erklärt Schiede. Das Bundesinnenministerium hat<br />
deshalb 2015 das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet,<br />
das auch <strong>Energie</strong>erzeuger umfasst. Schiede,<br />
gelernter Elektroinstallateur, sorgt bei juwi für die<br />
Umsetzung dieses Gesetzes. Mit seiner Erfahrung<br />
ist er dafür die ideale Besetzung: In seinem Berufsleben<br />
kümmerte er sich zuerst für die Bundeswehr<br />
in Deutschland und den USA um kritische Infrastrukturen.<br />
Danach arbeitete er in leitender Position für<br />
ein Unternehmen, das weltweit Sicherheitssysteme<br />
an Flughäfen installiert. 2012 zog es den Familienvater<br />
dann von der weiten Welt zurück nach Rheinhessen,<br />
zu juwi. „Erneuerbare – das war etwas völlig<br />
Neues für mich. Umso schöner, dass ich hier auch<br />
meine Erfahrung zum Schutz kritischer Infrastrukturen<br />
einbringen kann.“<br />
18 energie-allee | JANUAR 2017
DrauSSen zu Hause<br />
Name: Julia Wolf<br />
Beruf: Projektmanagerin Wind<br />
Projekt: <strong>Energie</strong>wende Baden-Württemberg<br />
In der Natur ist sie am liebsten. Berge, Wald und weite Flur<br />
sind ihr Terrain. Ob beim Klettern, Wandern oder Mountainbiking.<br />
„Ich bin in der ländlichen Idylle des Bodensees groß<br />
geworden und habe praktisch jede freie Minute in der Natur<br />
verbracht“, erklärt Julia Wolf ihre Leidenschaft fürs Draußensein.<br />
Ihre zweite Passion ist das Engagement für erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n. Wie für viele Menschen ihrer Generation war auch<br />
für Julia der 26. April 1986 eine Zäsur. „Die Reaktorkatastrophe<br />
von Tschernobyl hat mich nachhaltig geprägt und mir<br />
unmissverständlich klargemacht, wie dringend wir eine<br />
nachhaltige, menschen- und umweltverträgliche <strong>Energie</strong>versorgung<br />
brauchen.“ Deswegen engagiert sich die Oberschwäbin<br />
für 100 Prozent erneuerbare <strong>Energie</strong>n – professionell seit<br />
2009. Seit 2011 plant sie in Baden-Württemberg Windenergie-<br />
Projekte für juwi. „Am Anfang mussten wir noch viel Aufklärungsarbeit<br />
leisten“, erinnert sich die Projektmanagerin an<br />
zahllose Gespräche mit Bürgermeistern, Landbesitzern und<br />
Gemeinderatsvertretern. „Mittlerweile sind die Erneuerbaren<br />
aber auch im Ländle angekommen.“ Zu ihren Terminen in<br />
ganz Baden-Württemberg fährt Julia Wolf seit Kurzem emissionsfrei,<br />
mit einem BMW i3 und Strom aus erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n. Das geräuschlose und geschmeidige Fahren im<br />
alltagstauglichen Stromer hat die Projektmanagerin sofort<br />
begeistert. Und dass der Strom aus Wind- und Sonnenkraft<br />
kommt sowieso. Wer hätte das im Jahr 1986 gedacht?<br />
Willkommen in Bahrain<br />
Name: Thibaud Abadie<br />
BERUF: EPC-Projektmanager<br />
Projekt: Wind- und Solarprojekt Bahrain<br />
In den Norden des Landes zu ziehen ist für Südfranzosen<br />
eine große Herausforderung. Kinobesucher wissen dies<br />
spätestens seit der Filmkomödie „Willkommen bei den<br />
Sch’tis“. Die Sorgen und Nöte des Hauptdarstellers Philippe<br />
Abrams kann juwi-Mitarbeiter Thibaud Abadie besonders gut<br />
nachvollziehen: 2005 ist auch er für sein Studium nach Lille<br />
gezogen und hat dafür seinem Heimatstädtchen Salon-de-<br />
Provence – einem der Drehorte für den Kinoerfolg aus dem<br />
Jahr 2008 – adieu gesagt. Richtig gepackt hat Abadie das<br />
Fernweh 2014: Seitdem arbeitet er nicht mehr an Solarprojekten<br />
in Südfrankreich, sondern in Dubai, wo juwi 2013 eine<br />
Niederlassung eröffnet hat. Sein derzeit wichtigstes Projekt<br />
ist eine Kombination aus zwei Windenergie-Anlagen und<br />
einer Drei-Megawatt-Solaranlage im Wüstenstaat Bahrain.<br />
„Das Projekt hat für uns Pilotcharakter“, erklärt Abadie. „juwi<br />
untersucht dort, wie sich das extreme Klima am Persischen<br />
Golf mit der sehr feuchten und salzhaltigen Luft und Temperaturen<br />
bis zu 50 Grad Celsius auf unterschiedliche Solarmodule<br />
auswirkt, Dünnschichtzellen und kristalline Zellen.“ Hat<br />
er in der Fremde denn auch jetzt Heimweh? „Ja, nach französischem<br />
Essen“, gesteht Abadie. Der Franzose ist gemeinsam<br />
mit seiner Freundin nach Dubai gegangen. „Das erleichtert<br />
die Sache.“ Hinzu kommt: Beim Barbecue am Strand kann er<br />
die Sonne ähnlich wie in der Provence genießen, und wärmer<br />
als in Nordfrankreich ist es im Nahen Osten allemal.<br />
19
Projektporträt<br />
Von Surfern und<br />
Solarenergie<br />
Kagoshima<br />
Es ist das Hawaii Japans: Mit seinen heißen Quellen, Stränden und jeder<br />
Menge Surfern ist die Präfektur Kagoshima eines der Top-Urlaubsgebiete<br />
für in- und ausländische Touristen. Hier hat das Joint Venture juwi Shizen<br />
Energy Inc. jetzt einen 20-Megawatt-Solarpark in Betrieb genommen.<br />
Etwa 1.000 Kilometer von Tokio entfernt,<br />
an der Südspitze der japanischen Inseln,<br />
liegt ein wahres Paradies. Inmitten dieser<br />
Urlaubsregion befindet sich der Solarpark<br />
Kagoshima-Kirishima auf dem ehemaligen<br />
Gelände eines Golfplatzes. Stillgelegte Golfplätze<br />
sind in Japan keine Seltenheit, erzählt Projektmanager<br />
Takayuki Kasama, der den Bau der Photovoltaik-Anlage<br />
mitverantwortet hat: „Vor etwa 30<br />
Jahren war Golf ein sehr beliebter Sport in Japan.<br />
Seitdem ist die Bevölkerung allerdings geschrumpft<br />
und mit ihr die Zahl derer, die sich für<br />
die Ballsportart interessieren. Das Resultat: riesige,<br />
stillgelegte Areale, ideal für die Produktion<br />
von sauberem Sonnenstrom.“<br />
Genau dies fanden Kasama und seine Kollegen<br />
von juwi Shizen Energy im Herbst 2012 in der<br />
Nähe der Stadt Kirishima vor. Doch die Planer der<br />
Freiflächen-Photovoltaik-Anlage wurden immer<br />
wieder vor Herausforderungen gestellt. „Unser<br />
größtes Problem war die Planung des Umspannwerkes<br />
und der Leitung dorthin. Von der Anlage bis<br />
zum Einspeisepunkt mussten wir etwa 13 Kilometer<br />
Kabel verlegen, durch öffentlichen und privaten<br />
Grund. Die Verhandlungen mit den Privatpersonen,<br />
aber auch mit der öffentlichen Hand dauerten an.<br />
Am Ende haben wir mit allen eine gute Einigung<br />
gefunden“, erzählt der Projektmanager.<br />
Das Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt: Im<br />
August 2015 konnten die Bauarbeiten für den<br />
Solarpark beginnen. Genau 76.980 polykristalline<br />
Module wurden verbaut. „Damit kann die Anlage<br />
rund 21.000 Megawattstunden Sonnenenergie im<br />
Jahr produzieren. Das reicht, um 5.800 japanische<br />
Haushalte mit Strom zu versorgen“, erzählt<br />
Kasama. In Kürze wird der Park an ein großes japanisches<br />
Unternehmen übergeben, an das auch ein<br />
<strong>Energie</strong>versorger angegliedert ist. „Dieses Projekt<br />
zeigt, dass Erneuerbare in Japan angekommen<br />
sind, bei der Bevölkerung, aber auch bei den großen<br />
Unternehmen.“<br />
Diese Zuversicht hatte der 37-Jährige nicht immer:<br />
Nach seinem Studium der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
gab es weit und breit keinen Job in diesem Bereich<br />
zu finden. Stattdessen startete er seine Karriere in<br />
einem Marketingunternehmen. Zehn Jahre lang<br />
arbeitete Kasama in einem komplett anderen<br />
Gebiet, was sich dennoch als zukunftsweisend<br />
herausstellen sollte. Denn einer seiner Kollegen<br />
und Freunde dort war Ken Isono, einer der späteren<br />
Gründer von Shizen Energy, einem Projektentwickler<br />
für Solar-, Wind- und Wasserkraft-Anlagen.<br />
2012, ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe in<br />
Fukushima, wechselte Kasama zu der neu gegründeten<br />
Firma seines Freundes. Isono und seine Mitgründer<br />
Kenji Kawado und Masaya Hasegawa<br />
machten es sich zum Ziel, Japan erneuerbar zu<br />
machen. „Die Anfangsmonate waren aufregend.<br />
Wir wollten unbedingt Solaranlagen bauen. Nur<br />
wie wir das genau anstellen sollten, wussten wir<br />
nicht“, erzählt Kasama mit einem Schmunzeln. „Da<br />
haben wir uns Know-how aus Deutschland geholt.<br />
Pedro Morales Iglesias von juwi kam extra nach<br />
Japan, um Starthilfe zu geben.“ So kam der erste<br />
Kontakt des japanischen Start-ups mit dem etablierten<br />
Projektentwickler zustande. Und auf das<br />
erste Treffen sollten noch viele weitere folgen:<br />
„2012 flogen wir zu viert nach Deutschland, um<br />
uns mit den juwi-Chefs zu treffen. So wurde die<br />
Idee für juwi Shizen Energy geboren, ein Joint Venture<br />
zwischen dem deutschen und dem japanischen<br />
Projektentwickler.“<br />
Mittlerweile arbeiten etwa 50 Menschen für juwi<br />
Shizen Energy. „Die Anfangsjahre nach Fukushima<br />
waren geprägt von einem Förderprogramm der<br />
Regierung, das wahrscheinlich bald auslaufen<br />
wird. Der Markt wird sich ein Stück weit konsolidieren,<br />
aber Erneuerbare sind nicht mehr aus<br />
Japan wegzudenken“, sagt Kasama, der die derzeitigen<br />
Atomreaktor-Pläne der japanischen Regierung<br />
durchaus kritisch beobachtet. „Wir sind mit<br />
unseren Solaranlagen mittlerweile so weit, dass<br />
wir mit den Kosten konventionell erzeugter <strong>Energie</strong><br />
mithalten können. Die Zukunft ist erneuerbar“,<br />
ist sich der passionierte Surfer sicher.<br />
Kasama ist gerne in der Natur. An Stränden oder<br />
an heißen Quellen – der Projektmanager ist privat<br />
wie beruflich gerne nachhaltig unterwegs.<br />
Solarstrom vom<br />
Golfplatz<br />
Für das japanische Joint<br />
Venture juwi Shizen Energy<br />
ist der Solarpark Kagoshima<br />
Kirishima bereits das<br />
dritte Golfplatz-Projekt.<br />
2016 stellte das Unternehmen<br />
bereits einen 25 Megawatt<br />
starken Park in der<br />
Präfektur Iwate sowie eine<br />
14-Megawatt-Photovoltaik-<br />
Anlage in der Präfektur<br />
Miyagi fertig.<br />
Fotos oben: Projektmanager<br />
Takayuki Kasama<br />
(Bild links) hat alle Herausforderungen<br />
gemeistert:<br />
Der Solarpark Kagoshima-<br />
Kirishima ist am Netz.<br />
Urlaubsregion: Traditionelle<br />
japanische Torii-Bögen<br />
gibt es in der Präfektur<br />
Kagoshima genauso zu<br />
sehen wie heiße Quellen<br />
und wunderschöne<br />
Strände, die auch bei<br />
Surfern beliebt sind.<br />
20 energie-allee | JANUAR 2017
21
PARTNER IM Porträt<br />
Verlässlichkeit<br />
made in DENMARk<br />
Der dänische Anlagenhersteller Vestas versteht sich<br />
als Weltkonzern. Doch mit dem deutschen Binnenland<br />
liegt einer der wichtigsten Märkte direkt vor der<br />
Haustür. juwi ist hier einer der größten Abnehmer.<br />
Die Messlatte könnte nicht höher liegen:<br />
„Wind. It means the world for us“ (Wind<br />
bedeutet für uns die Welt). So lautet der<br />
Werbeslogan von Vestas. Und die Webseite des Turbinenbauers<br />
untermauert diesen Anspruch mit einer<br />
eindrucksvollen Referenzliste. Gut 57.000 Anlagen<br />
rund um den Globus sind es derzeit, die mit dänischem<br />
Know-how Windstrom produzieren. Von Norwegen<br />
bis Neuseeland. Von Japan bis Jamaika. Die<br />
Gesamtleistung summiert sich auf 77 Gigawatt. Vestas<br />
hat mehr Anlagen produziert als irgendjemand<br />
sonst auf der Welt.<br />
So hoch die Ambitionen heute sind, so klein hat auch<br />
Vestas einmal angefangen. Bis in die Zeit nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg reicht die Unternehmenshistorie<br />
zurück. In der westdänischen Kleinstadt Lem gründete<br />
Peder Hansen, Sohn einer Schmiedefamilie, das<br />
Unternehmen VEstjysk STaalteknik A/S. Ein sperriger<br />
Name, den er schnell zum heutigen Vestas abkürzte.<br />
In einer von den deutschen Besatzern zurückgelassenen<br />
Holzbaracke produzierte Hansen mit seinem<br />
Vater und einer Handvoll Mitarbeitern keine Windmühlen,<br />
sondern Haushaltsgeräte wie Mixer und<br />
Küchenwaagen. Das Produktsortiment wuchs und<br />
veränderte sich. Vestas stellte Landmaschinen und<br />
Kühlgeräte her oder Hydraulikkräne für Kleinlaster. Es<br />
dauerte bis 1979, bis die erste Windenergie-Anlage<br />
produziert und verkauft wurde.<br />
In Deutschland drehte sich erst 1983 die erste Vestas-<br />
Turbine, eine V15, im nordfriesischen Cecilienkoog.<br />
Dass die Beschäftigung mit Windenergie-Anlagen einmal<br />
zu seinem Brötchenerwerb werden sollte, ahnte<br />
Thomas Ufermann zu dieser Zeit noch nicht. In seiner<br />
westfälischen Heimatstadt Soest machte er damals<br />
sein Abitur, um anschließend in Paderborn <strong>Energie</strong>technik<br />
zu studieren.<br />
Rahmenvertrag wird neu justiert<br />
„Das Studium war damals noch stark vom konventionellen<br />
Kraftwerkspark geprägt“, sagt Ufermann,<br />
22 energie-allee | JANUAR 2017
Die OCAS-Technologie<br />
Norwegen, Schweden, Kanada, USA: In<br />
diesen Ländern ist die bedarfsgerechte<br />
Befeuerung für Windenergie-Anlagen<br />
schon länger genehmigte Praxis. Eine<br />
derartige Technologie führt Vestas nun<br />
auch im deutschen Markt ein, wo der<br />
Gesetzgeber eine Kennzeichnung von<br />
Windrädern ab einer Höhe von 100 Metern<br />
vorschreibt. Warnleuchten, die<br />
Anwohner nachts als störend wahrnehmen<br />
können, schaltet dieses System ab,<br />
solange sich kein Flugobjekt dem Windpark<br />
nähert. Die Deutsche Flugsicherung<br />
hatte der OCAS-Technologie (Obstacle<br />
Collision Avoidance System) nach Tests<br />
in Schleswig-Holstein die Anerkennungsprüfung<br />
für ein erstes Projekt erteilt.<br />
juwi-Einkaufsleiter Maximilian Nowak und Christiane Beer arbeiten eng mit dem<br />
Vestas-Team um Thomas Ufermann und Florian Könker zusammen (v.l.n.r.).<br />
Seit der Fusion von NEG Micon mit dem dänischen<br />
Weltmarktführer im Jahr 2004 ist Ufermann ein<br />
Vestas- Mann, einer von weltweit 22.000 Angestellten.<br />
„Wir sind extrem global aufgestellt, haben eine<br />
große Produktvielfalt und sind über die Jahre kontinuierlich<br />
gewachsen“, erklärt er das Erfolgsrezept<br />
von Vestas. „Zudem haben wir es immer wieder<br />
geschafft, über die Vielzahl an Märkten Schwankungen<br />
in einzelnen Ländern auszugleichen.“<br />
Mit einem Team von neun Kollegen betreut Ufermann<br />
von Osnabrück aus den westdeutschen Markt. Der<br />
Mann für juwi, insbesondere für den wichtigen<br />
Wachstumsmarkt in Nordrhein-Westfalen, heißt Florian<br />
Könker. Eine seiner Aufgaben ist die Aktualisierung<br />
des gemeinsamen Rahmenvertrages, in dem<br />
beispielsweise die Neuerungen des Ausschreibungsmodells<br />
Niederschlag finden.<br />
2013 war juwi einer der ersten Kunden, für die Vestas<br />
feste Ansprechpartner, Key Accounts, festgelegt hat.<br />
Eine Arbeitsteilung, die bei juwi gut ankommt:<br />
„Unsere Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen<br />
Jahren nicht nur stetig intensiviert“, erklärt Christiane<br />
Beer vom Team Einkauf Windenergie-Anlagen.<br />
„Vestas hat sich auch immer besser auf unsere Anforderungen<br />
eingestellt.“ Könker spielt den Ball zurück:<br />
„juwi hat sich stark professionalisiert in den vergangenen<br />
Jahren.“ Angesichts der vielerorts immer<br />
komplexer werdenden Genehmigungsverfahren sind<br />
eingespielte Prozessabläufe eben auch für Anlagenhersteller<br />
immens wichtig.<br />
15 Millionen Sensoren rund um den Globus<br />
Verlässlichkeit ist zwischen juwi und Vestas als einem<br />
seiner strategischen Partner geübte Praxis. „Wenn ich<br />
meinen Kollegen sage, dass die Anlage bis zum Zeitpunkt<br />
x steht, kann ich mich drauf verlassen, dass<br />
Vestas die Anlage pünktlich liefert“, erklärt Christiane<br />
Beer. Als Beispiel nennt Ufermann den Windpark<br />
Obere Kyll in der Eifel. Nachdem dort eine weitere<br />
Anlage nachgenehmigt wurde, gelang es Könker und<br />
ihm, eine Vestas V112 kurzfristig nachzuliefern. Kostensparender<br />
Effekt: Das Baustellen-Equipment<br />
musste so nicht noch ein weiteres Mal an den Waldstandort<br />
transportiert werden, an dem zuvor bereits<br />
elf V112 errichtet worden waren.<br />
Der Vestas-Konzern<br />
Mit 22.000 Beschäftigten in<br />
26 Ländern ist Vestas einer<br />
der größten Hersteller von<br />
Windenergie-Anlagen der<br />
Welt. Hauptsitz ist Aarhus in<br />
Dänemark, die Zentrale von<br />
Vestas Deutschland befindet<br />
sich in Hamburg. Für den<br />
deutschen Markt arbeiten<br />
rund 2.300 Mitarbeiter in den<br />
Bereichen Produktion,<br />
Vertrieb und Entwicklung. Der<br />
Jahresumsatz von Vestas<br />
lag im Jahr 2015 bei rund<br />
8,4 Milliarden Euro.<br />
heute Vertriebsdirektor bei Vestas. Nicht die Professoren,<br />
sondern eine vom Westdeutschen Rundfunk produzierte<br />
TV-Reihe über erneuerbare <strong>Energie</strong>n ließ ihn<br />
aufhorchen. Die Neugier war geweckt, Ufermann forderte<br />
Begleitmaterial an, und seine Praxissemester<br />
absolvierte er bei Firmen, die sich mit Windenergie<br />
beschäftigten. Über das NRW-Forschungsprojekt<br />
WISTRA kam er dann in Kontakt mit den Pionieren<br />
und Protagonisten der noch jungen Branche wie den<br />
Verbandsmitbegründern Dietrich Koch und Heinrich<br />
Bartelt oder den Politikern Hermann Scheer und Hans-<br />
Josef Fell. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit<br />
Netzrückwirkungen von Windkraftanlagen. Er blieb<br />
zehn Jahre bei WISTRA und wechselte 2001 zu NEG<br />
Micon.<br />
So entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen<br />
Vestas und juwi kontinuierlich weiter – ebenso wie<br />
die Anlagentechnologie. Nicht weniger als insgesamt<br />
15 Millionen Sensoren sind in den weltweit installierten<br />
Vestas-Windrädern eingebaut. Ihr Job ist das<br />
Sammeln von Daten – von Betriebsergebnissen bis<br />
hin zu Wetterdaten. Sukzessive eingeführt wird derzeit<br />
auch das von Vestas entwickelte Obstacle-Collision-Avoidance-System<br />
zur Reduzierung der Anlagenbefeuerung<br />
(vgl. Text OCAS-Technologie). Und<br />
wie sieht es mit den Türmen und Nabenhöhen aus?<br />
„Die Ingenieursleistung ließe eine Vergrößerung<br />
sicher noch zu“, sagt Könker. „Ob das angesichts des<br />
zunehmenden Materialeinsatzes kommerziell sinnvoll<br />
ist, ist dann zu klären“, entgegnet Ufermann.<br />
Beide müssen bei dem Thema schmunzeln: „Weißt<br />
du noch? Die V90 galt vor zehn Jahren als Gipfel der<br />
Anlagentechnik.“ Alle dachten, größere Anlagen ließen<br />
sich nicht transportieren. Aber mit Veränderungen<br />
hat man bei Vestas ja gute Erfahrungen: Anders<br />
wäre man kaum von Küchengeräten zu Windenergie-<br />
Anlagen gekommen.<br />
23
Reportage<br />
Der Klang der Mühlen<br />
Bei Windenergie-Projekten spielt der Schall eine wichtige Rolle. Die Angst vorm<br />
Lärm der Anlagen ist allgegenwärtig. Dabei gibt es für die Genehmigung strenge<br />
Grenzwerte. Dass diese auch eingehalten werden, wird in der Betriebsphase mit<br />
Messungen vor Ort genau überwacht.<br />
Michael Dietl und Dorian<br />
Seiberth kümmern sich<br />
um die Schallmessungen<br />
vor Ort.<br />
In der Dämmerung wird<br />
das Richtmikrofon für die<br />
Schallmessung im<br />
Windpark Kerzenheim<br />
aufgebaut.<br />
Woher der Wind weht: Die Schallexperten<br />
beraten über den passenden Messpunkt.<br />
Die Tastatur klackert, die Lüftung des<br />
Computers arbeitet hörbar. Typische<br />
Bürogeräusche. Die Arbeit von Nicola<br />
Delzeit spielt sich in einem der vielen Räume am juwi-<br />
Hauptsitz in Wörrstadt ab. Aus dem Fenster sieht man<br />
die Anlagen des Windparks Wörrstadt. „Gehört habe<br />
ich sie eigentlich noch nie“, sagt die junge Frau.<br />
Und trotzdem ist die Geräuschentwicklung von Windenergie-Anlagen<br />
für sie ein ziemlich großes Thema. Das<br />
hat mit ihrem Job zu tun. Sie ist Spezialistin für alle<br />
genehmigungsrechtlichen Fragen rund um das Thema<br />
Schall. Schon in der frühen Planungsphase spielt dies<br />
eine wichtige Rolle. Wer jemals bei einer Informationsveranstaltung<br />
für einen neuen Windpark dabei war, der<br />
weiß: Die Angst vor dem Lärm der Anlagen ist weit verbreitet.<br />
Da kann es dann schon mal laut werden –<br />
zumindest in der ein oder anderen Bürgerversammlung.<br />
Strenge Grenzwerte,<br />
unterschiedliche Wahrnehmung<br />
Welchen Schall die Anlagen in ihre Umgebung tatsächlich<br />
aussenden, das müssen Delzeit und ihre Kollegen<br />
im Rahmen des Genehmigungsverfahrens belegen.<br />
Die Vorschriften sind streng: Nachts dürfen in<br />
reinen Wohngebieten 35 Dezibel nicht überschritten<br />
werden, in allgemeinen Wohngebieten sind 40 Dezibel<br />
die Obergrenze. Das entspricht dem Ticken eines<br />
Weckers oder dem Ventilator des Computers.<br />
Die Standortplanerin Susanne Andres kommt zu Delzeit<br />
ins Büro. Es geht um neue Windenergie-Anlagen<br />
in Schwegenheim im südlichen Rheinland-Pfalz.<br />
Die diplomierte Geografin kommt aus der Nähe von<br />
Bad Kreuznach, wohnt jetzt in Mainz. „Wenn ich bei<br />
meinen Eltern auf dem Land bin, ist es mir manchmal<br />
24 energie-allee | JANUAR 2017
fast schon zu still“, erzählt sie. Die Wahrnehmung von<br />
Geräuschen ist eben sehr individuell. Das macht die<br />
Diskussionen so schwierig. Was ist störend und was<br />
nicht? „In unserer Arbeit müssen wir sehr wissenschaftlich<br />
an die Schallvorhersage herangehen, wir<br />
sind schon zu halben Physikern geworden“, berichtet<br />
die Stadtplanerin Delzeit.<br />
Sie wirft eine Formel auf den Bildschirm. Hinter den<br />
einzelnen Buchstaben verbergen sich Variablen, die<br />
bei der Ausbreitung des Schalls eine Rolle spielen:<br />
Geländegeometrie, Abschirmungseffekte, Bodenbeschaffenheit.<br />
Auf der Suche nach dem Messpunkt<br />
Was das in der Realität bedeutet, lässt sich am besten<br />
mit Michael Dietl und Dorian Seiberth herausfinden.<br />
Die beiden sind bei juwi dafür verantwortlich,<br />
dass der Schall der Anlagen nach Inbetriebnahme vermessen<br />
wird. Das ist häufig Vorschrift. Um herauszufinden,<br />
wie viel Lärm bei den Menschen in den umliegenden<br />
Gemeinden ankommt, wird die Lautstärke bei<br />
sehr hohen Windgeschwindigkeiten gemessen. Von<br />
Sturm kann heute keine Rede sein. Es ist einer dieser<br />
typischen Novembertage – nicht besonders kalt, dafür<br />
aber besonders nass. „Bei so einem Wetter könnte<br />
man definitiv keine Windmessungen vornehmen, der<br />
Wind ist viel zu schwach, und die Störgeräusche<br />
durch den Regen sind einfach zu stark“, erklärt Dietl.<br />
Der diplomierte Volkswirt arbeitet schon seit fast 15<br />
Jahren bei juwi und hat in dieser Zeit von der Projektfinanzierung<br />
bis zur Realisierung der Anlagen schon<br />
so ziemlich alles gemacht. Als die Anlagen zahlreicher<br />
und das Schallthema immer wichtiger wurde, hat<br />
Dietl sich hierauf spezialisiert.<br />
Vor ein paar Monaten hat er Unterstützung bekommen.<br />
Sein neuer Kollege ist der Maschinenbau-Ingenieur<br />
Dorian Seiberth. „Zu jedem Anlagentyp gibt es<br />
Herstellerangaben für die Schallemissionen. Unsere<br />
Aufgabe ist es, zu prüfen, ob diese auch eingehalten<br />
werden“, erklärt er.<br />
Heute wollen die beiden eine Schallmessung für<br />
einen Windpark im nordwestlichen Rheinland-Pfalz<br />
vorbereiten. juwi baut in der Verbandsgemeinde<br />
Obere Kyll zwölf Windenergie-Anlagen. Vom Büro in<br />
Wörrstadt bis zur Vulkaneifel sind es rund zwei Stunden<br />
Fahrt, zuletzt über einen schlammigen Forstweg.<br />
Dietl und Seiberth sind mitten im Wald mit einem<br />
Messinstitut verabredet. Während sie warten, dreht<br />
sich über ihnen eine Anlage sehr behäbig. Zu hören<br />
ist von ihr bei dieser Windgeschwindigkeit nichts.<br />
Dafür ist das Geräusch der Schuhe bei jedem Schritt<br />
im Schlamm deutlich zu vernehmen.<br />
Nach zehn Minuten erscheinen die Mitarbeiter des<br />
Messunternehmens: kurze Begrüßung, knappe Lage-<br />
Schallvorhersage und<br />
Messung<br />
Mit der DIN-Formel L AT<br />
(DW) =<br />
L W<br />
+ D C<br />
– A div<br />
– A atm<br />
– A gr<br />
– A bar<br />
– A misc<br />
wird der Schall in den<br />
Schallgutachten berechnet.<br />
Da in die Berechnung auch<br />
die von den Herstellern<br />
gemachten Schallemissionswerte<br />
der Anlagen eingehen,<br />
verlangen die Genehmigungsbehörden<br />
häufig eine Überprüfung,<br />
wenn die Anlagen in<br />
Betrieb sind. So wird sichergestellt,<br />
dass der tatsächliche<br />
Schall durch die Anlagen<br />
nicht stärker ist, als zulässig.<br />
25
Strenge Grenzwerte<br />
Die zulässige Schallimmission,<br />
also die Lautstärke, die<br />
bei den Anwohnern ankommt,<br />
ist streng geregelt. In reinen<br />
Wohngebieten darf sie nachts<br />
nicht höher als 35 Dezibel<br />
liegen, in allgemeinen<br />
Wohngebieten ist die Obergrenze<br />
40 Dezibel, und bei<br />
Außengehöften liegt der<br />
Grenzwert bei 45 Dezibel.<br />
Diese Werte gelten für die<br />
Gesamtlärmbelastung<br />
inklusive der Windenergie-<br />
Anlagen, wenn diese unter<br />
Volllast laufen.<br />
besprechung, dann geht es in den Wald. Bei einem<br />
Waldstandort ist die Schallmessung eine Wissenschaft<br />
für sich. Bäume, Bäche, die gesamte Vegetation,<br />
alles hat Einfluss auf das Messergebnis. Deshalb<br />
werden die Messpunkte frühzeitig festgelegt.<br />
Die Männer marschieren über eine Lichtung in Richtung<br />
einer kleinen Landstraße. „Mit den ersten Sonnenstrahlen<br />
im Frühjahr wird es hier schwierig, dann<br />
kommen die Motorradfahrer, solche Störgeräusche<br />
würden eine Messung unmöglich machen“, erzählt<br />
Dietl. Aber die Hauptmessmonate sind ohnehin im<br />
Winter. Dann haben die Bäume ihr Laub verloren, und<br />
der Wind weht besonders stark. Nach einer guten halben<br />
Stunde Fußmarsch sind zwei mögliche Messpunkte<br />
für die erste Anlage festgelegt.<br />
Derweil holt Delzeit in ihrem Büro eine Karte auf den<br />
Bildschirm. Der Plan zeigt den potenziellen Windpark<br />
Schwegenheim, die umliegenden Gemeinden, ein<br />
kleines Ausflugslokal, einen Campingplatz – eben<br />
alles, was es bei der Planung zu beachten gilt. „Hier<br />
kann man sehen, wie hoch die Schalleinwirkung ist,<br />
wenn die Anlagen unter Volllast laufen.“ Delzeit deutet<br />
mit ihrem Finger auf Linien. „Wir sprechen hier von<br />
Isophonen. Diese Linien zeigen, welche Schalleinwirkung<br />
durch den Windpark auf die Umgebung besteht“,<br />
erklärt ihre Kollegin Andres.<br />
Schallmessung in der Dämmerung<br />
Rund 40 Seiten umfasst das fertige Schallgutachten.<br />
Es ist fester Bestandteil des Genehmigungsverfahrens.<br />
„Gerade bei Parks mit Lärmvorbelastung müssen<br />
wir manchmal ziemlich viel planen. Da stecken<br />
dann viele Stunden Rechenarbeit drin“, erläutert<br />
Susanne Andres. „Um auch verschiedene Unsicherheiten<br />
bei den Daten abzudecken, kalkulieren wir<br />
immer einen gewissen Sicherheitszuschlag ein“,<br />
ergänzt ihre Kollegin Delzeit.<br />
Zwei Tage später hat der Wind ziemlich aufgefrischt.<br />
Es ist später Nachmittag. Während auf den Straßen<br />
langsam schon der Feierabend-Verkehr beginnt,<br />
müssen Dietl und Seiberth in der heranbrechenden<br />
Dämmerung noch einmal raus. „Der Wind weht kräftig.<br />
Das ist jetzt ein optimales Wetter für eine Schallmessung“,<br />
sagt Dietl. Die beiden juwi-Mitarbeiter<br />
sind mit dem Messinstitut oberhalb des Dorfes Kerzenheim<br />
im Donnersbergkreis verabredet. Der Wind<br />
zeichnet wilde Wolkenformationen an den Himmel.<br />
Direkt unter einer Vestas V126 mischen sich die<br />
Geräusche des Sturms und das, was die Rotorblätter<br />
daraus machen. In einem schnellen, gleichmäßigen<br />
Rhythmus durchschneiden die Flügel der Mühle die<br />
Luft. Die Anlage läuft jetzt unter Volllast, das heißt,<br />
die Stromproduktion ist am Maximum angelangt.<br />
Das sind die Bedingungen, die die Schallmesser brauchen.<br />
Einer der Männer errichtet einen zehn Meter<br />
hohen Windmessmast. Der lange Stab biegt sich im<br />
Wind, der kleine Windmesser an der Spitze, das Anemometer,<br />
dreht sich rasend schnell. Unter der Anlage<br />
parkt der Kleinbus mit der Messausrüstung. Er ist die<br />
Messzentrale für die Schallmessung, der Messpunkt<br />
selbst liegt rund 200 Meter entfernt.<br />
Inzwischen ist es stockdunkel. Die beiden Männer<br />
des Messinstituts haben ein Richtmikrofon aufgebaut<br />
und bringen es jetzt in Stellung. Die Aufzeichnung<br />
beginnt. Der Wind weht mit gut zwölf Metern pro<br />
Sekunde. Die Signale des Richtmikrofons werden auf<br />
dem Computer im Inneren des Busses angezeigt. Der<br />
Wert am Messpunkt pendelt zwischen 50 und 55<br />
Dezibel. So laut ist ein Fernseher bei normaler Zimmerlautstärke.<br />
Die Messung läuft noch, als in den meisten Wohnzimmern<br />
zu Hause die 20-Uhr-Nachrichten der Tagesschau<br />
über die Bildschirme flimmern. Einige Wochen<br />
später werden Dietl und Seiberth die Ergebnisse auf<br />
dem Tisch haben. Und was passiert, wenn die Anlagen<br />
tatsächlich zu laut sind? „Dann müssen sie im<br />
Zweifelsfall gedrosselt werden. Das ist aber zum<br />
Glück die absolute Ausnahme“, berichtet Dietl.<br />
Auf der Karte sind die Schalllinien<br />
zu erkennen.<br />
Susanne Andres und Nicola Delzeit (v.l.)<br />
bereiten die Genehmigungsunterlagen vor.<br />
26 energie-allee | JANUAR 2017
„Mit Flexibilität<br />
und Effizienz in<br />
eine neue Ära“<br />
Thomas Kubitza<br />
Geschäftsführer juwi <strong>Energie</strong>projekte GmbH<br />
Standpunkt<br />
Nach der konsequenten Neuausrichtung auf<br />
die Geschäftsfelder Projektentwicklung,<br />
Engineering-Procurement-Construction<br />
(EPC) und Betriebsführung hat der juwi-Konzern<br />
2015 wieder einen positiven Jahresabschluss<br />
erreicht. Diese positive Entwicklung werden wir in<br />
unseren Märkten Windenergie an Land (onshore)<br />
und Solarstrom-Kraftwerke auch in diesem Jahr<br />
fortsetzen. Gleichzeitig bereiten wir uns nun aktiv<br />
auf die anstehenden Marktveränderungen vor allem<br />
in Deutschland vor.<br />
In einem unserer wichtigsten Märkte erwarten alle<br />
Marktteilnehmer mit Beginn der neuen EEG-Ära<br />
gravierende Veränderungen: Der Onshore-Windenergie-Markt<br />
Deutschland wird sich von derzeit<br />
4.500 bis 5.000 Megawatt jährlichem Zubau auf<br />
künftig 2.800 beziehungsweise 2.900 Megawatt<br />
deutlich verkleinern. Zudem wird über das Instrument<br />
der Ausschreibungen ein neuer Marktmechanismus<br />
eingeführt, der absehbar zu mehr Wettbewerb<br />
führen wird. Auch in diesem künftig kleineren<br />
Markt wollen wir jedoch weiterhin zu den bundesweit<br />
führenden Projektentwicklern gehören. Deshalb<br />
werden wir uns mit Blick auf diese bevorstehenden<br />
Marktveränderungen anpassen – anpassen<br />
müssen. Das bedeutet konkret: Wir werden die<br />
Prozesse effizient ausrichten, die Strukturen auf die<br />
sich ändernden Herausforderungen flexibilisieren<br />
und auch das Team an die zu erwartenden geringeren<br />
Zubauraten anpassen. Damit stärken wir die<br />
juwi-Gruppe für die künftigen Herausforderungen im<br />
Wettbewerb.<br />
Mit unserem Mannheimer Mutterkonzern, der<br />
MVV <strong>Energie</strong> AG, haben wir für diese neue Ära<br />
einen starken Partner an unserer Seite, der damit<br />
auch unseren Geschäftspartnern und Kunden eine<br />
verlässliche Zukunftsperspektive in der Zusammenarbeit<br />
mit der juwi-Gruppe sichert. Wir schauen<br />
daher motiviert und mit Zuversicht nach vorn, um<br />
gemeinsam mit Ihnen und unserem engagierten<br />
Team die Zukunft der nachhaltigen <strong>Energie</strong>versorgung<br />
weiter gestalten zu können.<br />
27
<strong>Energie</strong><br />
2.100 Gigawattstunden<br />
Kunstschnee statt Pulverschnee: Die Fläche, die im gesamten Alpenraum<br />
mit Schneekanonen beschneit wird, ist inzwischen fast so groß wie Hamburg.<br />
Dementsprechend hoch ist der Strombedarf: 2.100 Gigawattstunden,<br />
umgerechnet 2,1 Milliarden Kilowattstunden, verbrauchen die Kanonen im<br />
Jahr, so viel wie 500.000 Haushalte. Mit dem Strom werden die Schneekanonen<br />
betrieben und beheizt, aber auch das benötigte Wasser wird so<br />
gekühlt. Apropos: Auch der Wasserverbrauch ist immens. Die benötigte<br />
Wassermenge entspricht dem dreifachen Jahresverbrauch von München.