09.12.2012 Aufrufe

I. Beiträge - Oberhessischer Geschichtsverein Gießen e. V.

I. Beiträge - Oberhessischer Geschichtsverein Gießen e. V.

I. Beiträge - Oberhessischer Geschichtsverein Gießen e. V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- Sonderdruck -<br />

2008<br />

93. Band<br />

Mitteilungen<br />

des<br />

Oberhessischen <strong>Geschichtsverein</strong>s <strong>Gießen</strong><br />

Redaktion:<br />

Manfred Blechschmidt, Michael Breitbach,<br />

Eva-Marie Felschow, Susanne Gerschlauer<br />

und Dagmar Klein<br />

93. Band<br />

<strong>Gießen</strong> 2008


Dieser Band wurde mit einem Zuschuss der<br />

Universitätsstadt <strong>Gießen</strong> gedruckt.<br />

Impressum<br />

Herausgegeben vom Vorstand des Oberhessischen<br />

<strong>Geschichtsverein</strong>s <strong>Gießen</strong> e.V.<br />

Titelbild:<br />

Wilhelm Gail: Begründer der Gail’schen Tonwerke<br />

(Gail’sches Firmen- und Familienarchiv)<br />

ISSN: 0342-1189<br />

Druck und Bindearbeiten:<br />

VDS-Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a. d. Aisch<br />

Lahnau-Waldgirmes und die Feldzüge des<br />

Germanicus<br />

Armin Becker<br />

In Waldgirmes 1 wurde 2008 eine etwa 2000 m² große Fläche nordöstlich<br />

des Westtores untersucht. 2 In einer vorangegangenen geomagnetischen<br />

Prospektion waren dort nördlich der ost-west verlaufenden Straße<br />

bereits drei Bauten erkannt worden. Es handelte sich um die 8,5 x 16,2<br />

und 7,7 x 16,5 m großen Gebäude 24 a und b sowie den nördlich<br />

dahinterliegenden 2,4 x 2,4 m großen Vier-Pforten Bau 25. Gebäude 24<br />

a und b waren zur Straße hin in ganzer Breite geöffnet. In ihrer Längsachse<br />

stand eine Reihe von ursprünglich 4 (24 a) bzw. 3 (24 b) Firstpfosten.<br />

Die Pfostenstandspuren der Seitenwände waren im Vergleich<br />

deutlich flacher erhalten, die tiefere Sohle des westlichen Wandgräbchens<br />

spricht im Falle von Gebäude 24 b für eine leichte Hanglage.<br />

1 S. v. Schnurbein/A. Wigg/D. G. Wigg, Ein spätaugusteisches Militärlager in Lahnau-<br />

Waldgirmes (Hessen), Germania 73, 1995, S. 337-367; A. Becker/G. Rasbach, Der<br />

spätaugusteische Stützpunkt Lahnau-Waldgirmes, Germania 76, 1998, S. 673-692;<br />

Dies., Waldgirmes. Eine augusteische Stadtgründung im Lahntal, BerRGK 82, 2001, S.<br />

591-610; Dies., Die spätaugusteische Stadtgründung in Lahnau-Waldgirmes. Mit Beitr.<br />

v. S. Biegert u. a., Germania 81, 2003, S. 147-199; A. Becker, Lahnau-Waldgirmes.<br />

Eine augusteische Stadtgründung in Hessen, Historia 52, 2003, S. 337-350; S. v.<br />

Schnurbein, Augustus in Germania and his new ‚town’ at Waldgirmes east of the<br />

Rhine, JRA 16, 2003, S. 93-107; K. Christ, Waldgirmes. Historische Aspekte der neuen<br />

Ausgrabungen im mittleren Lahntal, in: H. Heftner/K. Tomaschitz (Hrsg.), AD<br />

FONTES! Festschrift für Gerhard Dobesch, Wien 2004, S. 487-492; A. Becker, Neue<br />

Aspekte zur Chronologie der augusteischen Germanienpolitik. Wirtschaftliche, topographische<br />

und politische Standortfaktoren einer urbanen römischen Siedlung in Waldgirmes,<br />

MBAH 24, 2005, S. 161-174; Ders., Lahnau-Waldgirmes. Eine römische<br />

Stadtgründung im Lahntal aus der Zeit um Christi Geburt, in: Römische Präsenz und<br />

Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz Kalkriese im Kontext<br />

neuerer Forschungen und Ausgrabungsbefunde. Beitr. zu der Tagung des Fachs Alte<br />

Geschichte der Universität Osnabrück und der Kommission „Imperium und Barbaricum“<br />

der Göttinger Akademie der Wissenschaften in Osnabrück vom 10. bis 12. Juni<br />

2004. Hrsg. v. G. A. Lehmann u. R. Wiegels. Abh. Akad. Wiss., Phil. – Hist. Kl. Dritte<br />

Folge, Bd. 279, Göttingen 2007, S. 321-330; Ders./G. Rasbach, Städte in Germanien.<br />

Der Fundplatz Waldgirmes, in: Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte? Hrsg.<br />

von R. Wiegels. Mit Beitr. v. R. Wiegels u. a., Stuttgart 2007, S. 102-116; Ders., Die<br />

Römer an der Lahn. Die Ausgrabungen in Waldgirmes, in: Feindliche Nachbarn. Rom<br />

und die Germanen. Hrsg. v. H. Schneider, Köln/Weimar/Wien 2008, S. 97-115. Ich<br />

danke H.-J. Köhler, Römisch Germanische Kommission, für die eingehende Diskussion<br />

des Befundes.<br />

2 Vgl. zum Folgenden die Planbeilage.<br />

MOHG 93 (2008) 83


84<br />

Abb. 1<br />

Gebäude 24 a besaß mit Ausnahme der Firstpfosten keine weitere<br />

Innenaufteilung, im Norden von Gebäude 24 b waren zwei 4 x 3,8 m<br />

große Räume abgetrennt, deren westlicher nach Norden offen war. Da<br />

in der Nordwand dieser Raumgruppe kein tiefer eingegrabener Firstpfosten<br />

nachgewiesen wurde, besaßen die Räume vermutlich ein nach<br />

Norden geneigtes Pultdach.<br />

MOHG 93 (2008)<br />

Zwischen den beiden Gebäuden verlief ein flaches Traufgräbchen, das<br />

etwa 1 – 1,5 m nördlich der Gebäude begann und dort einen Abzweig<br />

nach Westen besaß, der nur im ersten Planum auf einer Länge von etwa<br />

9 m beobachtet wurde. Der 7,3 x 15,4 m große Bau 24 c war im Westen<br />

direkt an Gebäude 24 a angebaut und gleichfalls zur Straße offen. Für<br />

einen Anbau spricht eine Gruppe von vier Pfostenpaaren, die in<br />

Ausbuchtungen des westlichen Wandgräbchens von Gebäude 24 a<br />

saßen. Deutlich tiefer eingegrabene Firstposten waren nicht nachweisbar,<br />

wahrscheinlich besaß der Anbau ein nach Westen abfallendes<br />

Pultdach. Etwa 0,7 m vor der Westwand verlief ein Zaun aus angespitzten<br />

und eingeschlagenen Pfosten, woraus sich in diesem Areal eine<br />

Breite der via sagularis von 8 m erschließen lässt. Der gesamte Baukomplex<br />

besaß zur Straße eine durchlaufende, 3,5 m breite Portikus.<br />

Die zur Straße offene Bauweise sowie der vergleichsweise hohe Anteil<br />

an Schwerkeramik, Schlacken und Schleifsteinen im Fundmaterial des<br />

vorgelagerten Straßengrabens sprechen für eine Funktion des Baukomplexes<br />

im handwerklich-wirtschaftlichen Bereich. Gleiches gilt für Bau<br />

25. Die quadratischen, 0,4 m großen Pfosten und der Grundriss legen<br />

eine Interpretation als Turmspeicher nahe. Nur wenig weiter östlich lag<br />

der 8 x 4,4 m große, ursprünglich wohl aus 8 Pfosten bestehende Bau<br />

26 in der Lücke zwischen Bau 25 und Gebäude 20. Zu seiner Funktion<br />

liegen keine Hinweise vor. Nördlich von Bau 25 setzte eine nur<br />

schlecht erhaltene, etwa 17,5 m breite Bebauung aus Einzelpfosten und<br />

sehr flachen Gräbchen (Gebäude 28) ein. Die Ausdehnung nach<br />

Norden und die Funktion des Baus sind offen. Nur 0,8 m nördlich von<br />

Gebäude 24 a lag der 4,9 x 8,3 m große Bau 27. Seine Pfosten saßen in<br />

Einzelgruben und überlagerten im Südwesten Teile des in Planum 1<br />

beobachteten Wassergräbchens. Die Bauweise und die Überschneidung<br />

des Gräbchens sprechen dafür, dass Bau 27 erst nach Baukomplex 24<br />

errichtet wurde. Der Bau war in zwei Räume unterteilt, im nördlichen<br />

Raum lag eine 3 x 2,5 m große Grube, deren Ostseite nach Osten ausgebaucht<br />

war. Die noch 0,4 m tiefe Grube war bis zur Sohle mit mehreren<br />

Schichten aus Brandlehm und Holzkohle verfüllt.<br />

Am Nordrand der Grabungsfläche fanden sich zwei große Gruben. Die<br />

2,7 m durchmessende und noch 1,7 m tiefe Grube 38/331 sowie der<br />

von Nordwest nach Südost ausgerichtete, etwa 4 m breite Befund<br />

38/332, der zwei in Verlängerung des weiter südlich gelegenen Zauns<br />

verlaufende, nur sehr flach erhaltene Gräbchen überlagerte. Im Scheitel<br />

des Befundes wurde eine Pfostenstandspur nachgewiesen, so dass es<br />

MOHG 93 (2008) 85


sich auch um die südliche Hälfte eines Grubenhauses handeln könnte.<br />

Auf Grund seiner abweichenden Ausrichtung und der Überlagerung der<br />

Gräbchen erscheint eine Anlage erst nach dem Ende der römischen<br />

Siedlung wahrscheinlich, etwa im Zusammenhang mit dem Absuchen<br />

der aufgegebenen Siedlung nach verwertbarem Material. 2005 wurde<br />

nur wenige Meter westlich eine Grube über dem äußeren Pfostengräbchen<br />

der Holz-Erde Mauer nachgewiesen, aus der 0,8 kg verschmolzenen<br />

Bleis geborgen wurden. 3<br />

Vor der südöstlichen Ecke von Gebäude 24 b lag eine 3 m durchmessende<br />

Verfärbung, bei der ein 1,8 – 2 m durchmessender Kern deutlich<br />

erkennbar war. Eine erste Bohrprobe ergab eine Tiefe von mehr als 3<br />

m, so dass eine vorläufige Interpretation als Brunnen gerechtfertigt<br />

erscheint. Der Befund soll 2009 untersucht werden.<br />

Im Straßenbereich setzten sich die 2006 beobachteten, quer zum<br />

Straßengraben verlaufenden Verfärbungen in einem regelmäßigen Abstand<br />

von 3,5 – 4 m fort. Im Planum war der Straßengraben in seinem<br />

Verlauf von einer bis zu 3 m breiten Verfärbung überlagert. Durch<br />

Anlage eines 2. Planums und Profilschnitte konnte der Befund geklärt<br />

werden. Es handelte sich um die Reste der Straßendecke aus Kies und<br />

Erde, die über einem ursprünglich hölzernen Rahmenwerk aufgebracht<br />

war, das über dem Straßengraben lag und in seiner Ausdehnung die<br />

vermutliche Straßenbreite markiert. Die Verfüllung des darunterliegenden<br />

Straßengrabens weicht in diesem Bereich von der übrigen Verfüllung<br />

der Straßengräben ab. Die abschließende Schicht mit Brandschutt<br />

fehlte gänzlich, dagegen waren Funde bis zur Sohle des Grabens<br />

vorhanden.<br />

Von herausragender Bedeutung war, dass ein Bruchstück der vergoldeten<br />

Reiterstatue aus der Verfüllung des Straßengrabens, allerdings<br />

unterhalb der Straßenschüttung, geborgen wurde. Dies zeigt, dass<br />

hölzernes Rahmenwerk und Straßenschüttung nach der Zerstörung der<br />

Statue aber vor dem Brand der gesamten Anlage angelegt wurden.<br />

Sterile Schichten zwischen Statuenbruchstücken und abschließender<br />

Brandschicht an anderen Stellen machen einen Bruch in der Besiedlung<br />

3 Becker/Rasbach, Städte in Germanien. (wie Anm. 1), S. 112.<br />

86<br />

MOHG 93 (2008)<br />

wahrscheinlich. 4 Die oben angesprochen Befunde sprechen für ein erneutes<br />

Aufsuchen und einen partiellen Ausbau der Anlage.<br />

Archäologisch lassen sich diese Maßnahmen nur nach der Zerschlagung<br />

der bzw. einer von ursprünglich mehreren Statuen datieren. In<br />

Waldgirmes wurden fünf Fundamente für Statuenaufstellungen nachgewiesen.<br />

Bei den bisher geborgenen Bruchstücken ist weder gesichert,<br />

dass sie alle von nur einer Statue stammen, noch ist außer der Tatsache,<br />

dass sich unter den Bruchstücken Reste von mindestens einer lebensgroßen<br />

Reiterstatue befanden, eine Identifikation möglich. Die nahezu<br />

identische, langrechteckige Form der Fundamentgruben spricht für die<br />

Annahme ähnlich großer Statuen. Geht man daher von der zumindest<br />

beabsichtigten Aufstellung von fünf Reiterstatuen aus, so ist der Einschluss<br />

einer Augustusstatue in dieser Gruppe wohl zwingend vorauszusetzen.<br />

Die Identifikation der übrigen vier Statuen bleibt spekulativ, 5<br />

war eine Statue des Varus darunter, so wäre eine Zerschlagung 9 n.<br />

Chr. gut vorstellbar. Für die Zerschlagung einer Augustusstatue käme<br />

14 n. Chr. in Frage. 6 Die oben erwähnten sterilen Schichten über einigen<br />

Statuenbruchstücken legen jedoch eine zeitliche Differenz zwischen<br />

Zerschlagung der Statue und dem erneuten Ausbau der Anlage<br />

nahe, so dass gegenwärtig das Datum 9 n. Chr. als der wahrscheinlichere<br />

Zeitpunkt erscheint.<br />

Die Ausbaumaßnahmen wären dann in den Zeitraum zwischen 10 und<br />

16 n. Chr. zu datieren und konzentrierten sich in einem Areal, das<br />

durch einen Zaun oder Palisade vom Rest der Siedlung abgetrennt war. 7<br />

Mit den Gebäuden 20 und 21 lag in diesem Areal zudem ein Baukomplex,<br />

für den trotz der ansonsten nicht belegten Straße zwischen<br />

Mannschaftsteil und Kopfbau, eine Interpretation als Truppenunter-<br />

4 Becker/Rasbach, Die spätaugusteische Stadtgründung in Lahnau-Waldgirmes (wie<br />

Anm. 1), S. 154-156.<br />

5 R. Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische<br />

Germanien, München 2008, S. 67.<br />

6 Peter Kehne: Rezension zu: Lehmann, Gustav Adolf; Wiegels, Rainer (Hrsg.): Römische<br />

Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz von<br />

Kalkriese im Kontext neuerer Forschungen und Ausgrabungsbefunde. Göttingen 2007.<br />

In: H-Soz-u-Kult, 11.08.2008, .<br />

7 Becker, Rom an der Lahn (wie Anm. 1), S. 111.<br />

MOHG 93 (2008) 87


kunft vorgeschlagen wurde. 8 Auch waren die Baumaßnahmen möglicherweise<br />

nicht nur auf den Straßenbereich beschränkt. Der Befund von<br />

Gebäude 27 und der darin gelegenen Grube lassen auch eine Errichtung<br />

erst im Zuge dieser Maßnahmen zu. Im Zusammenhang mit der<br />

vermutlich als Wasserbecken zu interpretierenden Grube 38/331 wäre<br />

eine Interpretation als Schmiede denkbar.<br />

Ein Zusammenhang mit der 15 n. Chr. durchgeführten Offensive gegen<br />

die Chatten erscheint daher wahrscheinlicher als mit Maßnahmen zwischen<br />

10 und 13 n. Chr. Die Tatsache, dass zumindest die Bauten der<br />

Siedlung, vielleicht bewacht von einer kleinen Besatzung, zu diesem<br />

Zeitpunkt noch bestanden, verstärkt dabei die Zweifel an einer ursächlichen<br />

Beteiligung der Chatten an dem Aufstand des Jahres 9 n. Chr.<br />

Der Raum zwischen <strong>Gießen</strong> und Wetzlar wird damit für die Feldzüge<br />

des Germanicus gegen die Chatten als vorgeschobene Basis und Bereitstellungsraum<br />

erkennbar 9 und es erscheint nicht mehr ausgeschlossen,<br />

dass sogar das nur über wenige Fundstücke datierte Lager bei Lahnau-<br />

Dorlar 10 mit den Feldzügen 15 und 16 n. Chr. zu verbinden ist. Der für<br />

8 Becker/Rasbach, Die spätaugusteische Stadtgründung in Lahnau-Waldgirmes (wie<br />

Anm. 1), S. 108 f.. Möglich wäre natürlich auch, dass der Kopfbau am nördlichen Ende<br />

der Mannschaftsunterkunft lag, das bisher noch nicht untersucht ist.<br />

9 Neuere Literatur in Auswahl: R. G. Jahn, Der Römisch-Germanische Krieg (9 – 16 n.<br />

Chr.), Bonn 2001; Ch. Hänger, Die Welt im Kopf. Raumbilder und Strategie im römischen<br />

Kaiserreich, Hypomnemata 136, Göttingen 2001; A. Becker, RGA 19, 2001, S.<br />

443 f., s. v. Mattium; P. Kehne, Limitierte Offensiven: Drusus, Tiberius und die<br />

Germanienpolitik im Dienste des augusteischen Prinzipats, in: J. Spielvogel (Hrsg.),<br />

Res Publica Reperta. Zur Verfassung und Gesellschaft der römischen Republik und des<br />

frühen Prinzipats. Fs. Jochen Bleicken, Stuttgart 2002, S. 297-321; Becker, Lahnau-<br />

Waldgirmes. Eine augusteische Stadtgründung in Hessen (wie Anm. 1); W. Eck,<br />

Augustus und die Großprovinz Germanien, Kölner Jahrbuch 37, 2004, S. 11-22; K.<br />

Christ, Waldgirmes (wie Anm. 1); Becker, Neue Aspekte zur Chronologie der augusteischen<br />

Germanienpolitik (wie Anm. 1); K.-P. Johne, Die Römer an der Elbe, Berlin<br />

2006; Th. Mattern, Materies glorieae. Die Germanienfeldzüge des Tiberius in den<br />

Jahren 4 – 5 n. Chr., Klio 88, 2006, S. 466-482; K. Matijevic, Zur augusteischen Germanienpolitik,<br />

Osnabrücker Online-<strong>Beiträge</strong> zu den Altertumswissenschaften 11/2006,<br />

S. 1-15; U. Riemer, Die römische Germanienpolitk von Caesar bis Commodus, Darmstadt<br />

2006; vgl. dazu die Rezension von K. Matijevic, in: Göttinger Forum für<br />

Altertumswissenschaft 9, 2006, S. 1165-1170; D. Timpe, Römische Geostrategie im<br />

Germanien der Okkupationszeit, in: Ders., Römisch-Germanische Begegnung in der<br />

späten Republik und frühen Kaiserzeit (wie Anm. 14), S. 265-317; Die Varusschlacht<br />

(wie Anm. 1); Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit<br />

(wie Anm. 1); R. Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald (wie Anm. 4); Feindliche<br />

Nachbarn. Rom und die Germanen (wie Anm. 1).<br />

10 S. von Schnurbein/H.-J. Köhler, Dorlar. Ein augusteisches Römerlager in Hessen,<br />

Germania 72, 1994, S. 193-203.<br />

88<br />

MOHG 93 (2008)<br />

Marschlager ungewöhnlich breite und tiefe Lagergraben wäre dann mit<br />

einer längeren oder vielleicht auch mehrmaligen Belegung in diesen<br />

Jahren zu erklären.<br />

Die Lage von Waldgirmes innerhalb eines Wege- und Kommunikationssystems<br />

mit weiterführenden Verbindungen nach Norden ist bereits<br />

mehrfach betont worden, 11 die Möglichkeit bei entsprechendem<br />

Aufwand über die Lahn schwere Lasten oder Massengüter zu transportieren<br />

wird durch die aus Steinbrüchen im Moselraum stammenden<br />

Kalksteinquader verdeutlicht. 12 Vor diesem Hintergrund ist die Lokalisierung<br />

des Kastells welches Germanicus über den Resten einer<br />

väterlichen Befestigung am mons taunus anlegen ließ, erneut zu diskutieren.<br />

13 Weder die archäologischen Quellen noch die Schriftquellen<br />

lassen eine direkte Identifikation zu, die oben geschilderten Befunde<br />

machen jedoch den Dünsberg bei Biebertal-Fellingshausen m. E. zum<br />

derzeit wahrscheinlichsten Identifikationsvorschlag. Die Konsequenz<br />

für Waldgirmes wäre, dass „taunus“ vermutlich auch im antiken Namen<br />

der Siedlung eine Rolle spielte. Die Benennung der später nur wenige<br />

Kilometer südlich beginnenden civitas Taunensium wäre dann aus<br />

dieser Tradition zu erklären.<br />

11 Vgl. die Karte in Abb. 1.<br />

12 Vgl. Anm. 1.<br />

13 Zum Folgenden A. Becker, Waldgirmes. Praesidium, oppidum, colonia? In: Kontaktzone<br />

Lahn. Tagung Marburg 2006. Hrsg. v. A. Becker./G. Rasbach/K. Ruffing (im<br />

Druck).<br />

MOHG 93 (2008) 89


90<br />

MOHG 93 (2008)


Inhalt<br />

Erwin Knauß<br />

Nachruf auf Herbert Keller 1<br />

I. <strong>Beiträge</strong><br />

Hans-Joachim Weimann<br />

Sechs Fragen zum Oberhessischen Museum und den Gail’schen<br />

Sammlungen 5<br />

Eva-Marie Felschow / Manfred Blechschmidt<br />

Ein Kuratorium für das Museum?<br />

Eine Ergänzung zum Beitrag Weimann 29<br />

Hans Reeh<br />

Die Symbolik keltischer Münzen Ein Erklärungsversuch an drei<br />

Beispielen aus dem Einflussbereich des Dünsberg-Oppidums.<br />

Sowie ein Vergleich „Tanzendes Männlein“ mit „Vogelmännchen“<br />

= Nauheimer Typ. 31<br />

Hans Reeh<br />

Zeitliche Einordnung und Deutung von Ortsnamen im Dünsbergland<br />

/ Gleiberger Land. Sowie ein Versuch, einige Berg- und<br />

Ortsnamen neu zu deuten 61<br />

Armin Becker<br />

Lahnau-Waldgirmes und die Feldzüge des Germanicus 83<br />

Friedrich Karl Azzola / Andreas Schmidt<br />

Die spätmittelalterliche Grabplatte, die nachmittelalterlichen<br />

Grab-Kreuzsteine sowie ihre nachfolgenden barocken Denkmäler<br />

in Treis an der Lumda (Landkreis <strong>Gießen</strong>) und Sichertshausen<br />

(Landkreis Marburg-Biedenkopf) 91<br />

Dagmar Klein<br />

Übersetzung von lateinischen Grabschriften auf dem Alten<br />

Friedhof in <strong>Gießen</strong> - In memoriam Dr. Elisabeth Kredel 137<br />

Karl Dienst<br />

Akademische Theologie und die Identität einer Landeskirche<br />

<strong>Gießen</strong> - Frankfurt am Main - Mainz 169<br />

MOHG 93 (2008) I<br />

Günter Dörfel<br />

W. H. Theodor Meyer (1820? – ?). Erfolglos aber folgenreich -<br />

aus dem Leben und Schaffen eines hessischen Gelehrten 199<br />

Karl Heinrich Stamm<br />

Karl Theodor Friedrich Stamm (1812-1902), Dr. med.<br />

Das Lebensschicksal eines Darmstädters im hessischen Vormärz<br />

Eine genealogisch-historische Studie 215<br />

Jutta Failing<br />

„Ihnen, liebe Mutter, bin ich zu ganz besonderem Dank verpflichtet<br />

…“ - Das Leben der Freifrau Emily von Fritsch, geb.<br />

van der Hoop, und ihr Einsatz als freiwillige Hilfsschwester in<br />

<strong>Gießen</strong> während des Ersten Weltkriegs 239<br />

Peter Gruhne<br />

Otto Eger: „herzensguter Mensch“, Mitläufer oder „Nazi“?<br />

Zur Kontroverse um den <strong>Gießen</strong>er Juristen 267<br />

Sigrid Oehler-Klein<br />

Die Medizinische Fakultät der Universität <strong>Gießen</strong> im Nationalsozialismus:<br />

Institutionen und Personen - Umbrüche und Kontinuitäten<br />

329<br />

Herbert Keller<br />

Nachtrag zum Beitrag: Die Jubiläumsmedaillen der Universität<br />

<strong>Gießen</strong> 1707-2007, MOHG 92 (2007), S. 369-402 353<br />

II. <strong>Beiträge</strong> von Nachwuchshistorikern<br />

Christoph Geibel<br />

Vorbemerkung 355<br />

Jascha Braun<br />

Ergasterium Disciplinarium“ - „Zucht durch Arbeit“ im Landeszuchthaus<br />

Marienschloss 357<br />

Johanna Beil / Samantha Kröck / Sabine Kühn<br />

Der Krieg ist aus - was tun? Die wirtschaftliche Demobilisierung<br />

nach dem Ersten Weltkrieg in <strong>Gießen</strong> 379<br />

II<br />

MOHG 93 (2008)


Fiona Fritz<br />

Die im Dunkeln sieht man nicht - Konflikte um die Schulpflicht<br />

in <strong>Gießen</strong> um 1930 405<br />

III. Miszellen<br />

Ludwig Brake<br />

Gail’sches Archiv 431<br />

Hans-Joachim Weimann<br />

Der „Kindergarten“ im Gail’schen Park 436<br />

Matthias Recke<br />

Antikensammlung 439<br />

Volker Hess<br />

Eckardshausen 451<br />

Manfred Blechschmidt<br />

Neubau der Brücke 455<br />

IV. Rezensionen<br />

Elisabeth in Marburg. Der Dienst am Kranken. Katalog zur Ausstellung<br />

des Universitätsmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Marburg<br />

vom 24. März bis 25. November 2007; Marburg u. Kassel 2007<br />

Ulrike Enke 457<br />

Carsten Lind: „Arbeiter im Weinberg des Herrn“. Die evangelischen<br />

Pfarrer in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt 1567-1730 (Quellen<br />

und Forschungen zur Hessischen Geschichte 150), Pfungstadt 2006<br />

Athina Lexutt 458<br />

Christopher Ernestus: Tagelöhner, Zunftmeister, Stadtschreiber. Städtisches<br />

Leben im 16. und 17. Jahrhundert im Spiegel einer Marburger<br />

Bürgerfamilie (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur<br />

81). Rathaus-Verlag. Marburg 2005<br />

Hubert Kolling 461<br />

Thea Altaras: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen -<br />

was geschah seit 1945?, Königstein/Ts. 2007<br />

Susanne Gerschlauer 462<br />

MOHG 93 (2008) III<br />

Hanno Müller, Friedrich Damrath, (Mitarb.): Juden in Steinbach, Steinbach<br />

2008<br />

Susanne Gerschlauer 464<br />

Bruno W. Reimann: Avantgarden des Faschismus. Studentenschaft und<br />

schlagende Verbindungen an der Universität <strong>Gießen</strong> 1918-1937. Analyse.<br />

Frankfurt am Main u.a. 2007<br />

Florian Hoffmann 466<br />

V. Aus dem Vereinsleben (Dagmar Klein) 471<br />

VI. Presseberichterstattung 475<br />

VII. Autorinnen und Autoren 491<br />

IV<br />

MOHG 93 (2008)


Copyright:<br />

Creative Commons License Deed<br />

Namensnennung – Nicht Kommerziell – Keine Bearbeitung 2.0<br />

Deutschland<br />

Sie dürfen:<br />

den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich<br />

aufführen.<br />

Zu den folgenden Bedingungen<br />

Namensnennung. Sie müssen den Namen der/s<br />

Autors/in bzw. der/s Rechtsinhabers/in nennen.<br />

Keine kommerzielle Nutzung. Dieser Inhalt darf<br />

nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden.<br />

Keine Bearbeitung. Der Inhalt darf nicht bearbeitet<br />

oder in anderer Weise verändert werden.<br />

● Im Falle einer Verbreitung müssen Sie anderen die<br />

Lizenzbedingungen mitteilen, unter die dieser Inhalt fällt<br />

mitteilen.<br />

● Jede dieser Bedingungen kann nach schriftlicher<br />

Einwilligung des Rechtsinhabers aufgehoben werden.<br />

● Nothing in this license impairs or restricts the author's<br />

moral rights.<br />

Die gesetzlichen Schranken des Urheberrechts bleiben<br />

hiervon unberührt.<br />

Das Commons Deed ist eine Zusammenfassung des Lizenzvertrags<br />

in allgemeinverständlicher Sprache.<br />

Information:<br />

http://de.creativecommons.org/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Access<br />

Beitrittserklärung<br />

Ich beantrage meine / wir<br />

beantragen unsere Aufnahme<br />

in den Oberhessischen<br />

<strong>Geschichtsverein</strong>:<br />

Name: Bank:<br />

Vorname: Bankleitzahl:<br />

Beruf: Kontonummer:<br />

Geburtstag: Datum:<br />

Straße: Unterschrift/en:<br />

PLZ, Wohnort:<br />

Ggf. Name des 2. Familienmitglieds:<br />

Ich erkläre mich / wir erklären<br />

uns bereit, den Vereins-<br />

Jahresbeitrag von 15,- / 20,-<br />

Euro von folgendem Konto<br />

abbuchen zu lassen:<br />

Bitte schicken Sie uns Ihren unterschriebenen Mitgliedsantrag:<br />

<strong>Oberhessischer</strong> <strong>Geschichtsverein</strong> <strong>Gießen</strong> e.V.<br />

Stadtarchiv, Berliner Platz, 35390 <strong>Gießen</strong><br />

Telefon: 0641/3061540<br />

stadtarchiv@giessen.de<br />

www.ohg-giessen.de<br />

Der Oberhessische <strong>Geschichtsverein</strong> e.V. ist bemüht, Aufsätze und<br />

Informationen aus aktuellen und älteren Ausgaben der „Mitteilungen“<br />

bei Freigabe durch die jeweilige Autorin oder den jeweiligen Autor unter<br />

einem entsprechend liberalen Copyright (vgl. letzte Seite) digital auf<br />

seiner Internetseite www.ohg-giessen.de auch online zur Verfügung zu<br />

stellen, und unterstützt damit die Open-Access-Initiative, wissenschaftliche<br />

Information frei zugänglich zu machen.


LAHNAU-WALDGIRMES PLANBEILAGE<br />

������<br />

���<br />

������<br />

��<br />

���<br />

��<br />

��<br />

���<br />

��<br />

��<br />

������

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!