Exkursionsbericht - Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues
Exkursionsbericht - Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues
Exkursionsbericht - Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Pfingstexkursion 2010<br />
Türkei<br />
23. Mai – 28. Mai 2010<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftslehre</strong> <strong>des</strong> Landbaus<br />
Technische Universität München – Weihenstephan<br />
Organisation<br />
Prof. Dr. Mehmet Bülbül<br />
Prof. Dr. Hamdi Bilgen<br />
Prof. Dr. Alois Heißenhuber
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Programm<br />
Sonntag, 23. 05. 2010<br />
19.25 Abflug München<br />
23.15 Ankunft Ankara<br />
Montag, 24. 05. 2010<br />
08.30 Abfahrt vom Hotel zur Ankara Universität<br />
09.00-10.15 Ankara Universität: Information über Institut <strong>für</strong><br />
Immobilienentwicklung und Agrarfakultät<br />
10.30-12.00 Verband der Zuckerrübenanbauer<br />
Information über die Landwirtschaft in der Türkei<br />
12.30-14.00 Mittagessen<br />
14.15 Fahrt zur Kreisstadt Polatlı, Betriebsbesichtigung<br />
(Ackerbau und Viehhaltung)<br />
18.30 Fahrt nach Ankara<br />
20.30 Aben<strong>des</strong>sen in Ankara<br />
Dienstag, 25. 05. 2010<br />
08.30 Uhr Stadtrundfahrt in Ankara<br />
10.00-11.00 Empfang ,Deutsche Botschaft, Kavaklıdere ,Ankara<br />
11.00 Fahrt zur Kreisstadt Beypazarı<br />
Betriebsbesichtigung (Ackerbau-Viehhaltung-Gemüse,<br />
Lagerung u. Vermarktung)<br />
Mikroklimagebiet auf dem Hochland von Mittelanatolien<br />
“Tal-Landwirtschaft”<br />
18.30 Fahrt nach Ankara<br />
20.30 Aben<strong>des</strong>sen in Ankara<br />
Mittwoch, 26. 05. 2010<br />
08.00 Abfahrt Richtung İzmir<br />
19.00 Ankunft in İzmir<br />
4
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Donnerstag, 27. 05. 2010<br />
07.30 Frühstück<br />
08.30 Fahrt nach Ephesos<br />
10.00-12.00 Besichtigung von Ephesos<br />
12.30-14.00 Mittagessen in der Nähe von Ephesos/SELCUK<br />
15.00-16.30 Fahrt zum Landkreis TIRE und<br />
Besichtigung <strong>des</strong> landwirtschaftlichen Betriebes OKAN<br />
17.00 Gartenbaubetrieb EGE FIDE in TORBALI<br />
20.00 Aben<strong>des</strong>sen<br />
Freitag, 28. 05. 2010<br />
07.30 Frühstück<br />
08.30 Fahrt nach Stadtmitte von IZMIR<br />
09.30-11.30 Einkaufsmöglichkeit in Alte-Basar-Kemeralti<br />
12.00-12.30 Einführung in Agrar-Fakultät der Ege Universität<br />
12.30-13.30 Mittagessen in Mensa der Agrar-Fakultät<br />
13.30 Fahrt zum ADNAN MENDERES Flughafen<br />
16.25 Abflug in Izmir<br />
18.05 Ankunft in München<br />
5
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Teilnehmerliste<br />
Name Vorname<br />
1 Bachl-Staudinger Michael<br />
2 Bauer Astrid Maria<br />
3 Bosch Josef Hubertus<br />
4 Buckl Eduard<br />
5 Eberl Martin<br />
6 Faltermeier Franz Xaver<br />
7 Fischbacher Emanuel<br />
8 Fischer Xaver Thomas<br />
9 Floßmann Gabriele<br />
Bernadette<br />
10 Forster Felix Johannes<br />
11 Freese Josephine<br />
12 Hanauer Martin Josef<br />
13 Hierl Maximilian Alois<br />
14 King Robin Nicholas<br />
Otto<br />
15 Leicher Claudia Maria<br />
16 Livic Anna Julia<br />
17 Loibl Peter<br />
18 Meinen Martin<br />
19 Miller Manuela<br />
20 Nadler Christina<br />
21 Prey Lukas Heiner<br />
22 Puchner Andreas Josef<br />
23 Raddatz Mirco<br />
24 Schinagl Christoph<br />
25 Schlattl Katharina<br />
26 Schlossnikel Bettina<br />
27 Steib Axel<br />
28 Voit Antonia Afra<br />
29 Woortmann Veronika<br />
30 Woortmann Harm Curt<br />
31 Prof.<br />
Alois<br />
Heißenhuber<br />
32 Prof. Bernhardt Heinz<br />
33 Prof. Sambraus Hans<br />
34 Dr. Maidl Xaver<br />
6
Pfingstexxkursion<br />
Routee<br />
Freisingg<br />
– Ankaara<br />
– Izmmir<br />
– Freising<br />
Routee<br />
in der TTürkei<br />
7<br />
Allgemeine Informationen
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Allgemeine Informationen über die Türkei<br />
Die Türkei umfasst eine Fläche von 779 452 km 2 . Nur etwa 23 764 km 2 (3 % der<br />
Gesamtfläche) liegt auf dem europäischen Kontinent (Ostthrakien), etwa 97 % gehört zu<br />
Vorderasien (Anatolien).<br />
Etwa 99 % der türkischen Bevölkerung sind Muslime, darunter 80 % Sunniten und ca.15 –<br />
20 % Aleviten. Lediglich eine sehr kleine Minderheit von unter 1 % sind Christen bzw.<br />
Juden. Insgesamt verfügt die Türkei über eine sehr junge Bevölkerung. Der<br />
Altersdurchschnitt liegt bei etwa 27,3 Jahren. 26,6 % der Staatsbürger sind unter 14 Jahre<br />
alt, 66,8 % zwischen 15 und 64 Jahre und nur 6,6 % sind über 65 Jahre alt (Stand 2004).<br />
Die heutige Türkische Republik wurde nach dem Zusammenbruch <strong>des</strong> Osmanischen<br />
Reiches am 29.10.1923 von Mustafa Kemal Atatürk proklamiert. Die Türkei entwickelte sich<br />
unter seiner Führung zu einem modernen, westlich orientierten Staat und zählt aufgrund<br />
ihrer geostrategischen Lage zu den wichtigsten Ländern in der Region. Im Laufe seiner<br />
Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System<br />
durch, die die Türkei in einen modernen, säkularen und am Westen orientierten Staat<br />
verwandeln sollten. Dazu gehörte u.a. die Abschaffung religiöser Gerichte, ein Kopftuchbzw.<br />
Verschleierungsverbot <strong>für</strong> Frauen, die Einführung von Koedukation und die Übernahme<br />
europäischer Rechtssysteme (wie etwa <strong>des</strong> deutschen Handelsrechts, <strong>des</strong> italienischen<br />
Strafrechts, oder <strong>des</strong> Schweizer Privatrechts und damit der Monogamie, der Gleichstellung<br />
von Mann und Frau, sowie <strong>des</strong> Scheidungsrechts). Außerdem wurde die islamische<br />
Zeitrechnung durch den gregorianischen Kalender ersetzt, Säkularisierung und Laizismus in<br />
der Verfassung verankert und die arabische durch die lateinische Schrift ersetzt.<br />
Die Türkei grenzt im Norden an das Schwarze Meer, im Westen an das Ägäische Meer und<br />
im Süden an das Mittelmeer. Das Klima am Schwarzen Meer ist regnerisch und mild, in<br />
Mittel- und Ostanatolien herrscht kontinentales Klima und an der Ägäischen und<br />
Mediterranen Küste Mittelmeerklima.<br />
Landwirtschaft<br />
Die Landwirtschaft der Türkei ist ein wachsender Sektor, begünstigt durch gute klimatische<br />
Bedingungen, den nahe gelegenen Absatzmarkt Mitteleuropas und wachsende<br />
Bevölkerungszahlen. Die Türkei hat eine landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 400 000 km 2 ,<br />
die sich auf 59 % Ackerbau, 35 % Weidewirtschaft und 6 Prozent Dauerkulturen verteilen.<br />
Die Landwirtschaft hat einen Anteil am BIP von etwa 10 %. Fast Dreiviertel davon entfällt auf<br />
die Getreideproduktion, mit sehr hohem Weizenanteil (z.B. 17 Mio. Tonnen Weizen, 7,3 Mio.<br />
Tonnen Gerste und 3,5 Mio. Tonnen Mais).<br />
Die Türkei ist weltgrößter Haselnusslieferant. Weitere wichtige Exportprodukte sind<br />
Trockenfrüchte (Sultaninen, Aprikosen), Frischobst, Gemüse, Hülsenfrüchte (Kichererbsen,<br />
8
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Linsen) und Baumwolle. Die türkische Baumwolle hat einen Marktanteil von 3,3 % und macht<br />
die Türkei mit einer Produktion von ca. 2,3 Mio. Tonnen zu einem der sechs größten<br />
Baumwolllieferanten der Welt. Etwa die Hälfte davon wird in Ostanatolien angebaut, der Rest<br />
verteilt sich auf die Regionen Ägäis, Mittelmeer und Antalya. Auch der Anteil der<br />
Biobaumwolle steigt kontinuierlich an.<br />
In Thrakien (Marmararegion) werden vor allem Weizen, Mais, Gerste, Zuckerrüben und<br />
Sonnenblumen angebaut. Der Sonnenblumenanbau dieser Region deckt zwei Drittel der<br />
gesamten türkischen Produktion und wird zu Öl verarbeitet. Außerdem ist diese Gegend eine<br />
der Hauptanbaugebiete <strong>für</strong> Wein in der Türkei. Die Trauben werden allerdings größtenteils<br />
zu Rakı verarbeitet. Im Südwesten <strong>des</strong> Marmarameeres wird Tabak kultiviert.<br />
In der Ägäisregion ist die Landwirtschaft neben der Industrie und dem Tourismus der dritte<br />
bedeutende Wirtschaftsfaktor. Dies liegt vor allem an der hohen Bodenfruchtbarkeit, dem<br />
günstigen Mittelmeerklima und einer hohen Technisierung der Landwirtschaft. Die<br />
Agrarproduktion an der Ägäisküste wird von mediterranen Pflanzenkulturen geprägt. Daher<br />
gibt es viele Obstbäume und Olivenhaine. Aus der Nähe von Bursa kommen besonders<br />
Pfirsiche, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln und andere Gemüse. Außerdem ist die Gegend um<br />
İzmir das Hauptanbaugebiet <strong>für</strong> Feigen.<br />
Zu den Hauptanbauprodukten Zentralanatoliens zählt Getreide. Besonders die weite<br />
Hochebene um Konya gilt als die Kornkammer der Türkei. Die bedeutenden<br />
Weizenanbauflächen werden aufgrund der Hitze schon sehr früh im Sommer abgeerntet.<br />
Beim Obstanbau werden nur winterfeste Sorten wie Äpfel und Wein kultiviert. In<br />
Kappadokien sind in sehr kleinen Mengen auch Kirschen und Aprikosen zu finden.<br />
Ansonsten lebt die Region von der Rinder-, Ziegen- und Schafzucht.<br />
Trotz eines nur schmalen Küstenstreifens, gehört die Schwarzmeerregion zu den wichtigsten<br />
landwirtschaftlichen Gebieten der Türkei. Großflächiger Ackerbau ist aber nur selten zu<br />
finden. Wie in vielen anderen Gebieten der Türkei werden Mais, Gerste und Weizen<br />
angebaut. Daneben werden neben Gemüse aller Art auch Krautköpfe gezüchtet, die bis zu<br />
20 kg wiegen können. Geprägt wird die Region aber von den Haselnuss- und Teeplantagen.<br />
Auch der Tabakanbau spielt eine wichtige Rolle. Das bergige Hochland im Lan<strong>des</strong>innern<br />
wird vor allem als Weide genutzt. Außerdem wird hier Holzwirtschaft betrieben.<br />
Bewässerung<br />
Die Landwirtschaft der Türkei hat mit einem Verbrauch von 72 Prozent den größten Anteil<br />
am Wasserverbrauch der Türkei. Rund 94 Prozent der Bewässerung erfolgt über<br />
Flutbewässerung und nur 6 Prozent durch Sprinkler und Tröpfchenbewässerung, die<br />
Anlagen sind häufig veraltet, der Verdunstungsanteil ist recht hoch. Der Anteil der künstlich<br />
bewässerten Flächen steigt zudem durch stetige Ausweitung besonders wasserbedürftiger<br />
Kulturen wie etwa Baumwolle, Zuckerrüben oder Hülsenfrüchte insbesondere im Konya<br />
9
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Einzugsgebiet kontinuierlich an (2006 wurden 4,9 Mio. ha künstlich bewässerte Ackerflächen<br />
registriert).<br />
Rund 19 Prozent <strong>des</strong> <strong>für</strong> die Bewässerung offiziell verwendeten Wassers stammt aus dem<br />
Grundwasser, welches ein Potential von etwa 14 000 km 2 pro Jahr hat. Besonders im Konya<br />
Einzugsgebiet ist die unkontrollierbare Grundwasserentnahme durch Großbetriebe ein<br />
Problem. Laut Schätzungen der türkischen Wasserbehörde werden von den 92 000 Brunnen<br />
etwa 66 000 als illegal eingestuft.<br />
Eine Folge dieses Wassermanagements ist ein Absinken <strong>des</strong> Grundwasserspiegels im<br />
Konya Einzugsgebiet um mehr als 14 Metern in den letzten 30 Jahren. Allgemeine<br />
langfristige Konsequenzen sind neben schlechter Wasserverfügbarkeit außerdem sinkende<br />
Bodenfruchtbarkeit, fortschreitende Bodenversalzung, Wüstenbildung und durch Dürre<br />
geförderte Krankheiten.<br />
Um dem steigenden Wasserbedarf zu begegnen, werden zahlreiche Staudämme geplant,<br />
das größte dieser Projekte ist das so genannte Südost-Anatolien Projekt, genannt GAP. Es<br />
umfasst 22 Staudämme, 19 Wasserkraftwerke und zahlreiche Bewässerungsanlagen<br />
entlang der Flüsse Euphrat und Tigris. Ein weiteres Ziel dieses Projekts ist die wirtschaftliche<br />
und soziale Entwicklung <strong>des</strong> lange Zeit vernachlässigten Südostens der Türkei, in dem ein<br />
großer Teil der kurdischen Minderheit lebt. So erhofft man sich einen Beitrag zur<br />
Entschärfung <strong>des</strong> Kurdenproblems.<br />
1. Marmararegion, 2. Zentralanatolien, 3. Ägäisregion, 4. Mittelmeerregion,<br />
5. Schwarzmeerregion, 6. Südostanatolien, 7. Ostanatolien<br />
10
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
Vergleich Türkei – Deutschland<br />
Einheit Türkei Deutschland<br />
Bevölkerung 2009 Mio. 72,1 82,1<br />
Bevölkerungsdichte pro km 2 92 236<br />
Geburtenrate Pro 100 EW 19,4 8,2<br />
Landfläche km 2 779 452 357 114<br />
Landwirtschaftlich genutzte<br />
Fläche<br />
Bruttonationaleinkommen 2006<br />
/EW<br />
Landtechnik in der Türkei<br />
Mio. ha 40 17<br />
US $ 5 400 36 810<br />
Die Landtechnik in der Türkei hat in den letzten Jahren eine tief greifende Veränderung<br />
erfahren. Obwohl die türkische Landwirtschaft immer noch vom Einsatz vieler Arbeitskräfte<br />
geprägt ist.<br />
FAO Statistical Yearbook<br />
2009<br />
COUNTRIES<br />
1994-<br />
1996<br />
Die Anzahl der Traktoren ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen.<br />
Eingesetzte Traktoren (Quelle FAO)<br />
2007 1 039 120 Stück<br />
1997 874 995 Stück<br />
1987 635 526 Stück<br />
1977 320 022 Stück<br />
1967 73 874 Stück<br />
TOTAL POPULATION AGRICULTURAL POPULATION<br />
1999-<br />
2001<br />
(1000) (1000)<br />
2005 2006 2007 1994-1996 1999-2001 2005 2006 2007<br />
Germany 81.586 82.084 82.409 82.393 82.343 2.583 2.061 1.639 1.563 1.490<br />
Turkey 61.209 66.449 71.169 72.088 73.004 18.802 17.728 16.201 16.032 15.770<br />
Meist handelt es sich dabei um Traktoren der kleineren bis mittleren Leistungsklasse von<br />
NewHolland, MF und John Deere. Aber auch türkische Hersteller sind immer mehr am Markt<br />
11
Pfingstexkursion Allgemeine Informationen<br />
vertreten. Die Anzahl der Mähdrescher ist relativ gleich geblieben. Diese sind aber nicht im<br />
Privatbesitz sondern über Lohnunternehmen organisiert.<br />
FAO Statistical Yearbook<br />
2009<br />
COUNTRIES<br />
1994-<br />
1996<br />
TRACTORS HARVESTERS-THRESHERS<br />
(Number Per 1000 ha) (Number Per 1000 ha)<br />
1999-<br />
2001<br />
2004 2005 2006 1994-1996 1999-2001 2004 2005 2006<br />
Germany 103,4 83,8 79,3 79,3 79,6 11,4 11,4 11,3 11,3 11,4<br />
Turkey 31,8 39,2 42,3 42,9 45,1 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5<br />
Die regionale Landtechnikindustrie ist geprägt von kleineren Familienbetrieben mit einer<br />
Ausrichtung zu einfachen Bodenbearbeitungsgeräten, Saattechnik und<br />
Pflanzenschutztechnik. Einige größere Hersteller sind aber auch auf dem europäischen und<br />
mittelasiatischen Markt vertreten.<br />
In der Innenwirtschaft zeigt sich in den letzten Jahren ein deutlicher Trend zur Ausweitung<br />
der Milchwirtschaft. Die Zahl der Melkmaschinen ist von 75 095 in 1997 auf 169 800 in 2007<br />
gestiegen. Häufig handelt es sich auch um große Betriebseinheiten die in begünstigten<br />
Regionen neu aufgebaut werden.<br />
12
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
Uni Ankara<br />
Mirco Raddatz, Peter Loibl<br />
Begrüßung<br />
An der Universität Ankara wurden wir zuerst von einigen Lehrkräften der landwirtschaftlichen<br />
Fakultät begrüßt, anschließend stellte der Dekan der Immobilien-Fakultät die Geschichte und<br />
die aktuelle Situation vor.<br />
So wurden unter den Reformen Atatürks 1928 viele deutsche Professoren in die Türkei<br />
eingeladen, um in Ankara eine landwirtschaftliche Fakultät zu gründen. Nach 20 Jahren<br />
standen aber keine Mittel mehr zur Verfügung, woraufhin eine deutsch-türkische<br />
Agrargemeinschaft gegründet wurde. In diesem Jahr waren 30 verschiedene Dozenten in<br />
der Türkei und haben Vorträge gehalten (Symposium).<br />
Einführung zu Institut <strong>für</strong> Immobilienwirtschaft<br />
Der Dekan erzählte uns nach seiner Begrüßung zum Anfang etwas über das Institut. Es<br />
schaffe wissenschaftliche Arbeitsplätze, biete multidisziplinäre Ausbildung an, und ziele von<br />
Agrarwissenschaftlern bis zu Ingenieuren auf alle Studiengänge ab. Für die Absolventen<br />
gebe es Arbeitsmöglichkeiten im Immobiliensektor, beim Staat in der Finanzierungsplanung,<br />
Zusammenlegung, Privatisierung und Enteignung, und auch in der Behandlung von<br />
Immobilien. Weiter berichtete er davon, dass das Institut seit drei Jahren bestehe (im<br />
Februar 2007 gegründet) und die Ausbildungszeit betrage vier Semester (also größtenteils<br />
Masterstudenten). Mittlerweile gäbe es 12 weitere Studienorte in der Türkei, die den gleichen<br />
Studiengang anbieten, aber die Universität Ankara hatte als erstes ein „Immobilien-Institut“.<br />
Studenten<br />
152 Studenten studieren am Institut, die meisten im Master. Das Ziel <strong>für</strong> nächstes Jahr laute:<br />
300 Doktoranden zu bekommen. Um am Institut studieren zu dürfen, müsse man davor ein<br />
achtsemestriges Studium abgeschlossen haben, die meisten Studenten kämen von der<br />
agrarwissenschaftlichen und der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät. Ein Problem <strong>für</strong> die<br />
Dozenten sei, dass die Studentengruppen nicht nach Geschlechtern getrennt seien, da<br />
müssten sich die Professoren erst daran gewöhnen.<br />
Studienablauf<br />
Das Studium an der Fakultät laufe folgendermaßen ab: Im Grundstudium würden alle<br />
Studenten, weil sie ja nicht die gleiche Ausbildung haben, auf den gleichen Stand gebracht,<br />
13
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
<strong>des</strong>halb gäbe es hier Pflichtfächer, im weiteren Verlauf könnte man sich die Fächer selbst<br />
wählen, was ein individuelles Studium ermögliche. Das Institut verfüge über gute<br />
Räumlichkeiten, es fehle aber an türkischsprachiger Literatur. Die Dozenten kämen z.B. aus<br />
den „Umweltwissenschaften“, der Ökonomie, der Städteplanung und der Bodenkunde. Auch<br />
habe die Fakultät gute Kontakte zur Industrie und zu öffentlichen Einrichtungen. Desweiteren<br />
gäbe es internationale Beziehungen, damit die Studenten auch im Ausland arbeiten könnten,<br />
bei der Arbeitsplatzsuche allgemein würden die Absolventen so weit es geht unterstützt.<br />
Tätigkeiten<br />
Dann ging der Dekan auf die (Forschungs-) Tätigkeiten <strong>des</strong> Instituts ein. So würde ab Herbst<br />
ein Forschungsprojekt über den Immobilienerwerb von Ausländern in der Türkei anlaufen, an<br />
dem 40 Studenten beteiligt wären. Um Theorie und Praxis zu verbinden arbeiteten die<br />
Studenten an kleinen Infrastrukturprojekten mit. 2010 gäbe es 12 verschiedene Zertifikat-<br />
Programme. Die Beziehungen zu anderen Institutionen (Benutzen öffentlicher Einrichtungen)<br />
würden durch Seminare unterstützt. Ein solches Seminar wäre z.B.: Ein Seminar beim<br />
Verbraucherverband zum Thema welche Möglichkeiten die Einkommen der Türkei <strong>für</strong><br />
Immobilienkäufe bieten.<br />
Über die Zukunftsplanung sagte der Dekan, dass das Institut anerkannt und namhaft werden<br />
wolle, wo<strong>für</strong> auch Dozenten namhafter europäischer Universitäten kommen sollen.<br />
Außerdem solle sich das Institut in Zukunft selbst tragen.<br />
14
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
Fragen<br />
Auf die Frage, wie das Institut in die Uni eingebettet sei sagte der Vortragende, es sei nicht<br />
der Fakultät, sondern der Universitätsverwaltung unterstellt.<br />
Die nächste Frage war nach der Sprache die internationale Dozenten sprächen:<br />
Es würde deutsch gesprochen, aber auch englisch sei kein Problem. Aus diesem Grunde<br />
seien Beziehungen zu deutschen Universitäten wichtig, damit die türkischen Dozenten<br />
dorthin gehen und Deutsch lernen könnten.<br />
15
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
Pankobirlik – Zückerrübenverband<br />
Veronika und Harm Woortman<br />
Die Gründung<br />
Gründung der Firma im Jahre 1972 → 1951/52 hatte die Zuckerrübenindustrie angefangen<br />
sich zu verbreiten.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg gab es auch in der Türkei viele Probleme. Zuckerrübenbauer hatten<br />
nicht ausreichend Kapital und wurden somit Teilhaber der Firma.1972 wurde das<br />
Genossenschaftsgesetz eingeführt, welches die Zusammenführung der Zuckerrüben –<br />
Genossenschaften zuließ. 19 Genossenschaften gründen zusammen den Verband.<br />
Der Verband<br />
Heute gibt es insgesamt 31 Verbände und 7 Zuckerrübenfabriken in der Türkei mit 1,7Mio.<br />
Mitgliedern, welches 40% der türkischen Zuckerrübenindustrie ausmacht.<br />
7500 beschäftigte Personen insgesamt in allen 31 Verbänden. In Ankara selbst 75 Personen<br />
beschäftigt. Beteiligt an den Fabriken sind etwa 5750 Personen. Dieser Verband ist somit die<br />
größte Zivilorganisation in der Türkei. D.h. keine Unterstützung oder Vorschriften vom Staat,<br />
da aber alle Beschlüsse nach demokratischen Prinzipien gewählt werden, hat dieser<br />
Verband eine gute Beziehung zum Staat.<br />
Die 31 Verbände haben jeweils 5 Delegierte → 155 insgesamt.<br />
Es gibt 3500 Landwirte die Zuckerrüben anbauen. Von 80 Gebieten werden auf 64<br />
Zuckerrüben angebaut.<br />
Der Pankobirlik Verband ist eine vielfältige Genossenschaft. D.h. man muss nicht<br />
Zuckerrübenbauer sein um Mitglied zu werden – jeder Landwirt kann Mitglied werden.<br />
Allerdings sind z.B. die meistern Getreide Landwirte ehemalige Zuckerrübenbauern.<br />
Der Verband ist außerdem unter anderem beteiligt an:<br />
● flüssig Zucker Produktion<br />
● Herstellung von Bewässerungsanlagen – Tröpfchen-Bewässerungsanlagen<br />
● Bioethanol Produktion ( 684 Mio. Liter aus Zuckerüben )<br />
● Großvieh Fleischproduktion<br />
● Kälbermast<br />
● Milchfabriken<br />
● Futtermittelfabriken<br />
16
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
Pankobirlik versucht Hilfsmittel <strong>für</strong> die Landwirte aus der Türkei selbst zu versorgen.<br />
Unterstützung der Landwirte wird beim Kauf abgezogen.<br />
Wirtschaftliche Hintergründe<br />
Im zweiten Teil <strong>des</strong> Besuches beim Zuckerrübenverband hat Herr Kaptan, ein Vertreter der<br />
AB-Türkiye, einen Vortrag gehalten. In diesem ging es über die Landwirtschaftliche Situation<br />
der Türkei und ihrer Vorbereitung auf ein zukünftigen EU-Beitritt.<br />
Dass die Türkei eine gute Entwicklung hinter sich hat, zeigen folgende Daten aus den letzten<br />
80 Jahren.<br />
1930 gab es in der Türkei nur 4 Zuckerrüben Fabriken mit einem Ertrag von 39 Tonnen<br />
Zucker.<br />
2009 sind es 33 Zuckerrüben Fabriken mit einer Zuckerproduktion von 2,1 Mio. Tonnen<br />
Zucker, welcher aktuell auf 2,5 Mio. Tonnen erhöht wird. Zur Auslastung der Fabriken sind<br />
maximal 3,2 Mio. Tonnen im Jahr möglich.<br />
Insgesamt werden in der Türkei 325 742 ha der Nutzfläche <strong>für</strong> den Zuckerrübenanbau<br />
genutzt. Durch das trockene Klima in der Türkei sind die Erträge nicht zu vergleichen mit<br />
denen aus der EU. In der Türkei liegt der Ertrag bei 48 t/ha und in der EU bei 70 t/ha.<br />
Für die Bauern in der Türkei gibt es kaum Hilfe durch Subventionen vom Staat. In der Türkei<br />
bekommt ein Bauer 142,00 Euro während einer in der EU 1666,00 bekommt. Hinzu kommt<br />
das in der Türkei keine MwSt. -Steuerreduzierung <strong>für</strong> die Bauern gibt wie in der EU.<br />
Es werden nur 2,43 % <strong>des</strong> Staatshaushaltes <strong>für</strong> die Landwirtschaft ausgegeben.<br />
Die Zuckerproduktion spielt eine entscheidende Rolle in der Türkei und hält die<br />
Landwirtschaft am leben. Die gesamte Landwirtschaft baut sich auf der Zuckerproduktion<br />
auf. Die Zuckerfabrik in Konya ist zurzeit, laut Informationen von Herrn Kaptan, die<br />
modernste der Welt. Diese lässt sich allerdings nicht nur aus der Zuckerproduktion<br />
finanzieren.<br />
Insgesamt ist der Landwirtschaftssektor der Türkei noch nicht bereit <strong>für</strong> einen Beitritt in die<br />
EU. Die Kapazitäten müssen erhöht werden und die Kosten müssen weiter gesenkt werden.<br />
Die Privatisierung muss weiter vorangetrieben werden und <strong>für</strong> die EU muss die Türkei mehr<br />
als nur Zuckerrüben produzieren.<br />
Für viele ist ein EU beitritt aus Sicht der Landwirte nicht erwünscht, da es der türkischen<br />
Landwirtschaft gerade erst möglich ist genug Ernährung <strong>für</strong> die eigene Bevölkerung zu<br />
produzieren. Export aus der Landwirtschaft ist minimal und so würden die<br />
landwirtschaftlichen Produkte kostengünstiger aus der EU importiert werden können.<br />
Viele Arbeitsplätze würden bei der ohnehin schon hohen Arbeitslosenrate durch Einführung<br />
besserer Technik verloren gehen.<br />
17
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
Besichtigung <strong>des</strong> Großbetriebes Tigem und<br />
Abendgestaltung<br />
Claudia Leicher, Josephine Freese, Martin Hanauer, Andreas Puchner<br />
Ankunft<br />
Am Montag, 24.05.2010, um 14 Uhr fuhren wir zur Kreisstadt Polatli zu einer Besichtigung<br />
<strong>des</strong> Betriebes Tigem, ca 130 km vor Ankara. Es war eine lange Busfahrt, bei der die meisten<br />
schliefen, da nachts um 4.30 Uhr der Muezzin alle bis auf Xaver Fischer aufgeweckt hatte.<br />
Nach einer wilden Busfahrt durch Baustellen mit Straßensperren aus Steinen kamen wir um<br />
16 Uhr auf dem Betrieb an.<br />
Vorstellung<br />
Nach kurzer Pause wurden wir gleich in einen mit gepolsterten Sesseln ausgestatteten<br />
Raum gebracht, wo es dann sofort Tee und Gebäck gab. Während wir alle dekadent in den<br />
Sesseln lümmelten und uns der Pistazien annahmen, stellte der Gastgeber uns mit Hilfe<br />
einer professionellen Powerpoint Präsentation bei gedimmten Licht den Betrieb vor. Selbst<br />
den „Großbauern“ unter uns blieb angesichts der 21.701,52 ha die Spucke weg. 1937 wurde<br />
der Betrieb gegründet, und die Regierung unterstützte dies schon damals. Man wollte aus<br />
dem Versuchsgut einen Vorzeigebetrieb schaffen, was sichtlich gelungen ist.<br />
Ackerbau<br />
2009 wurden auf einer Fläche von 8.300 ha ein Ertrag (Weizen) von 3.200 kg/ha<br />
erwirtschaftet. Man vermehrt dort hauptsächlich Weizensaatgut, welches an die Bauern im<br />
umliegenden Gebiet verkauft wird. Von der Fläche werden knappe 500 ha bewässert, die <strong>für</strong><br />
die Produktion von Futtermitteln genutzt werden. Das Stroh wird <strong>für</strong> den Eigenbedarf<br />
verwendet (Futter) und der Rest verkauft (10€/ha). Laut Herrn Dr. Xaver Maidl ist dies<br />
unverständlich, da nach seinen spontanen Berechnungen ca. 20€/ha Dünger im Stroh<br />
vorhanden sind.<br />
Tiere<br />
Desweiteren werden Holstein Kühe gehalten. Die große Zucht dient wiederum als Vorbild.<br />
Auf diesem Betrieb gibt es insgesamt 820 Kühe mit einer durchschnittlichen Milchleistung<br />
von 7.000 kg. Jährlich werden aus der Bilderbuchherde 40-60 Kalbinnen und 80-100 Bullen<br />
zu Zuchtzwecken verkauft. Zusätzlich werden etwa 9250 Schafe gehalten. Die Herden<br />
18
Pfingstexkursion Montag, 24. Mai 2010<br />
bestehen aus Merino/Akkaraman X Ile-de-France. Die Betriebsleiter möchten keine<br />
einheimischen Schafe, da die Wollqualität und die Fleischqualität andere Rassen besser<br />
sind.<br />
Besichtigung einer der Hofstellen<br />
Danach ging es raus auf den Betrieb. Nachdem jeder Plastiktüten <strong>für</strong> seine Schuhe<br />
bekommen hatte, durften wir einen Blick auf die Kälber werfen. Diese bleiben 75 Tage in<br />
Iglus und eine Arbeitskraft ist nur zu deren Fütterung eingestellt.<br />
Den Doppel-10er Fischgrätmelkstand und den Stall von innen konnten wir leider nicht<br />
betrachten, da gerade Melkzeit war. Beim Melken der Superkühe hätten wir aber gerne<br />
zugesehen, da uns erzählt wurde, dass sie eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 7<br />
Laktationen hätten.<br />
Am Ende <strong>des</strong> Rundganges wurden wir schließlich noch mit Ayran, dem Nationalgetränk der<br />
Türkei, verköstigt, was bei so manchem zu einem eher skeptischen Blick führte.<br />
Rückfahrt<br />
Nach einem langen Tag traten wir erschöpft den Heimweg an. Auf dem Weg wurden alle<br />
Exkursionsteilnehmer nochmal in Staunen versetzt, als wir vor einem 350 ha Schlag <strong>des</strong><br />
Betriebes Halt machten, um diesen zu besichtigen. Die durchschnittliche Schlaggröße<br />
beträgt ca. 300 ha. Der größte Schlag hat unglaubliche 550 ha. Die technischen<br />
Möglichkeiten zur Bearbeitung der Flächen begeisterten nicht nur Herrn Prof. Dr. Bernhardt.<br />
(Zitat Student: „Die weiten grünen Flächen sind echt geil und vor allem so saftig. Man wär ich<br />
jetzt gern ne Kuh!“)<br />
Aben<strong>des</strong>sen<br />
Kaum im Hotel angekommen machten wir uns auch schon wieder auf den Weg. Es ging in<br />
ein Restaurant auf dem Campus der Universität in Ankara. Dort wurden wir mit einem 3-<br />
Gänge Menü, das sehr reichlich ausfiel, besonders üppig versorgt. Schließlich ließen wir den<br />
Abend noch gemütlich in lustiger Runde in der Hotel-Lobby mit ein paar Bierchen ausklingen,<br />
in der Hoffnung dem Ruf <strong>des</strong> Muezzin um 4.30 Uhr!!!! doch noch zu entkommen.<br />
19
Pfingstexkursion Dienstag, 25. Mai 2010<br />
Ankara<br />
Astrid Bauer und Manuela Miller<br />
Am Dienstagmorgen machten wir zunächst eine Stadtrundfahrt durch Ankara.<br />
Die Stadt hat ca. vier Mio. Einwohner und ist somit nach Istanbul zweitgrößte Stadt der<br />
Türkei. Sie liegt auf einer Höhe von 840m NN, wobei Teile der Stadt auf bis zu 1000m NN<br />
liegen. Ankara hat ein streng trockenes Kontinentalklima, das durch heiße, trockene Sommer<br />
und kalte, schneereiche Winter geprägt ist, mit starken Unterschieden innerhalb der<br />
Jahreszeiten und zwischen Tag und Nacht. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt<br />
11,7 °C.<br />
Ankara ist seit 1923 die Hauptstadt der Türkei.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang <strong>des</strong> Osmanischen Reichs wurde Ankara<br />
von den Republikanern und Befreiungskämpfern unter Kemal Atatürk aufgrund seiner Lage<br />
in Zentralanatolien und in bewusster Abgrenzung zur osmanischen Hauptstadt Istanbul im<br />
Vorfeld der Ausrufung der Republik zur Hauptstadt erklärt.<br />
Am 28. März 1930 erhielt die Hauptstadt anstelle der in der lateinischen Schrift bis dahin<br />
üblichen, neugriechischen Namensform Angora die offizielle Bezeichnung Ankara.<br />
Atatürk schrieb ein Areal am Rande der Stadt aus, wo sich sämtliche Botschaften<br />
ansiedelten. Heute liegt dieses Viertel mitten in der Stadt. Allein die deutsche Botschaft<br />
verfügt hier über ca. 6 ha Landfläche.<br />
Die verwinkelten, engen Gassen der Altstadt winden sich um einen steilen, von der Zitadelle<br />
gekrönten Felskegel. Südlich der Altstadt und <strong>des</strong> alten Stadtzentrums Ulus erstreckt sich<br />
die moderne Neustadt mit den neuen Zentren Kizilay und Kavaklidere, deren Kennzeichen<br />
breite Boulevards, zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften sowie moderne<br />
Wohnviertel sind. Insbesondere im westlichen Teil der Stadt entstehen Neubausiedlungen,<br />
um dem wachsenden Bedarf an Wohnfläche zu entsprechen. Trotz dieser Anstrengungen<br />
gibt es noch sehr viele Marginalsiedlungen (Gecekondu). Ankara wird auch als ‚grüne Stadt‘<br />
bezeichnet, da sehr viel Wert auf Begrünung gelegt wird und durch Brunnen ein<br />
angenehmes Klima geschaffen werden soll.<br />
Zu Ehren Atatürks nimmt sein Mausoleum eine große Fläche mitten in der Stadt ein.<br />
Die Residenz <strong>des</strong> türkischen Staatsoberhaupts, das türkische Parlament und sämtliche<br />
Ministerien finden sich in der Stadt. Auch die türkische Forschungsgemeinschaft, sowie das<br />
Verfassungsgericht haben ihren Sitz in Ankara.<br />
Ankara ist nicht nur das Verwaltungszentrum der Türkei, sondern neben Istanbul und Izmir<br />
auch eines der größten Wirtschaftszentren <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Des Weiteren gibt es hier mehrere<br />
Universitäten, darunter die Ankara Universität mit 1,5 Mio. Studenten.<br />
20
Pfingstexkursion Dienstag, 25. Mai 2010<br />
Nicht nur <strong>des</strong>halb, sondern auch durch die in der Türkei herrschende Landflucht, wächst<br />
Ankara stetig, weshalb am Stadtrand und außerhalb der Stadt viele Neubausiedlungen<br />
entstehen.<br />
Die Geschicke der Türkei lenkt eine konservative Regierung, die von relativ strenger<br />
Gläubigkeit geprägt wird. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine radikale Religion. Es<br />
herrscht ein großes Spannungsfeld zwischen konservativ und republikanisch, auch<br />
muslimische Ansichten ecken immer wieder mit demokratischen an. Deshalb muss <strong>für</strong> eine<br />
richtige Demokratie, wie wir sie in der EU kennen, noch einiges geleistet werden.<br />
21
Pfingstexxkursion<br />
Emppfang<br />
aan<br />
der ddeutscchen<br />
Bo otschaaft<br />
Ankaara<br />
Lukass<br />
Prey, Axxel<br />
Steib<br />
Allgeemeiness<br />
Am Dieenstag<br />
den 25.05. besuuchten<br />
wir aab<br />
10 Uhr <strong>für</strong> f eine Stunde<br />
die deuutsche<br />
Bots schaft in<br />
Ankara. . Bis zur Veerlegung<br />
deer<br />
Hauptstaadt<br />
von Istanbul<br />
nach AAnkara<br />
durcch<br />
Atatürk im<br />
Jahre<br />
1923 beefand<br />
sich ddie<br />
deutschhe<br />
Botschafft<br />
in Beyoglu-Istanbul.<br />
Die Botschhaft<br />
selbst is st einem<br />
Gutshauus<br />
Bismarcks<br />
nachgeebaut<br />
und wwurde<br />
1928 8 nach 5 Jäähriger<br />
Bauuzeit<br />
fertig gestellt.<br />
Auf dem<br />
6ha grooßen<br />
Botscchaftsgelännde<br />
im Vie ertel der AAuslandvertrretungen<br />
sind<br />
180<br />
Personeen<br />
beschäftigt,<br />
darunnter<br />
etwa 100 Deuts sche. Herrr<br />
Dirk Trööndle,<br />
der <strong>für</strong> die<br />
wirtschaaftliche<br />
Zusammenarbeeit<br />
in punktoo<br />
Umwelt, Technologie<br />
T e und Forscchung<br />
zustä ändig ist,<br />
gab unss<br />
bei herrlicchem<br />
Wetteer,<br />
Kaffee uund<br />
Gebäck k einen kurzzen<br />
Einblickk<br />
in die Geschichte<br />
der Botsschaft<br />
und d<strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong>s,<br />
sowie übber<br />
die heuti igen Aufgabben<br />
seines Fachbereic ches.<br />
Eingangg<br />
der deutscchen<br />
Botschhaft<br />
Empfang in<br />
der Botscchaft<br />
durch Dirk Tröndle e<br />
Deutssch-türkische<br />
Zusammmenarb<br />
beit im BBereich<br />
Umwel lt<br />
Insbesoondere<br />
gingg<br />
er auf ddie<br />
Entwickklungsarbeit<br />
t ein, die seit mehr als 50 Jahre<br />
von<br />
Deutschhland<br />
betrieeben<br />
wird uund<br />
bei der<br />
schon me ehr als 4,3 Milliarden Euro in Fo orm von<br />
Kreditenn<br />
umgesetzzt<br />
wurden. DDa<br />
die Türkeei<br />
nicht meh hr als Entwiicklungslandd<br />
gilt, läuft diese d<br />
Arbeit nnun<br />
aus undd<br />
wird ledigglich<br />
als Ummweltarbeit<br />
mit den bissherigen<br />
Paartnern<br />
wie z.B. die<br />
KfW fortgesetzt.<br />
Thema waren auch<br />
die Bestimmungen<br />
<strong>für</strong> die Türkei<br />
und derren<br />
Positionn<br />
im Bezug auf das<br />
Kyoto-PProtokoll.<br />
Herr Dirk TTröndle<br />
erwwähnte<br />
hierbei<br />
auch die zahlreichen<br />
Proje ekte, bei<br />
denen die Botscchaft<br />
mitarbbeitet,<br />
wie etwa die e Erforschuung<br />
<strong>des</strong> Kohlensto offdioxid-<br />
Emissioonspotenziaal<br />
bei Trockkenlegung<br />
dder<br />
Feucht tgebiete, diee<br />
gezielten Wiederauf fforstung<br />
gerade im Binnenlaand<br />
Anatoliens<br />
und diee<br />
geplanten n 550 Staudämme<br />
vor aallem<br />
im Osten O der<br />
Türkei. Wir spracchen<br />
übeer<br />
Schwiierigkeiten<br />
<strong>des</strong> Land<strong>des</strong>,<br />
wie ddas<br />
Absink ken <strong>des</strong><br />
22<br />
Diienstag,<br />
25. Mai 2010
Pfingstexkursion Dienstag, 25. Mai 2010<br />
Grundwasserspiegels in manchen Regionen. Der Mangel an Grundwasser wird durch den<br />
Bau vieler illegaler Brunnen, deren Wasser zur Bewässerung genutzt wird, verschärft. Hier<br />
gibt es noch Bedarf an Beratung und Unterstützung, damit die übliche Flut- und<br />
Sprinklerbewässerung durch Tropfsysteme ersetzt und so effizienter wird.<br />
Weiter informierte er uns über den Bau von Kläranlagen, die bis 2017 flächendeckend<br />
vorgeschrieben sind, und wie die deutsche Botschaft durch Beratung und Kreditvermittlung<br />
Hilfe leistet. Neben Krediten stehen aus der Klimaschutzinitiative <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>umweltministeriums 400Mio. Euro <strong>für</strong> wegweisende Projekte und der Erforschung<br />
der türkischen Emissionen zur Verfügung. Auch im Bereich der Müllentsorgung gilt es, z.B.<br />
1500 teils illegale Deponien zu modernisieren und falls möglich mit der Gewinnung<br />
erneuerbarer Energie zu kombinieren. Potenziale der regenerativen Energien sind<br />
abgesehen von der Wasserkraft bislang fast nicht genutzt.<br />
Situation der türkischen Landwirtschaft<br />
Anschließend wurde mit der Landwirtschaftsbeauftragten der Botschaft, Frau Albayrak, über<br />
die derzeitige Situation der türkischen Landwirte und ihre größten Probleme gesprochen. Sie<br />
sah diese in den einseitigen Anbaumethoden, überwiegend kleinstrukturierten Betrieben,<br />
mangelhafter Ausbildung der Landwirte/innen und im Informationsdefizit der<br />
Landbevölkerung in Bezug auf die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Auch ein<br />
23
Pfingstexkursion Dienstag, 25. Mai 2010<br />
Beratungssystem muss erst noch aufgebaut werden. Dabei ist es wichtig, bei den Frauen<br />
anzusetzen, da diese die Hauptlast der Arbeit tragen und so <strong>für</strong> Veränderungen offener<br />
sind. Ansätze gegen Wassermängel wie die zahlreichen Staudämme bringen allerdings auch<br />
Probleme <strong>für</strong> die Natur zum Beispiel <strong>für</strong> das Fischwandern mit sich. Ein Trend ist nach wie<br />
vor die Landflucht, durch die junge Leute mit Schulabschluss die Dörfer verlassen.<br />
24
Pfingstexkursion Dienstag, 25. Mai 2010<br />
Mikroklimagebiet<br />
Felix Forster, Robin King<br />
Das Mikroklimagebiet<br />
Am Dienstag Nachmittag besuchte die Exkursion das Mikroklimagebiet nahe der Stadt<br />
Beypazari, das etwa 100km nördlich von Ankara liegt. Während im Großteil <strong>des</strong> anatolischen<br />
Hochlands Winterweizen angebaut wird, werden die Talsenken im Mikroklimagebiet zum<br />
Anbau von Eisbergsalat, Zwiebeln, Zucchini und insbesondere Karotten genutzt. Der lockere<br />
und sandige Boden eignet sich dazu sehr gut. So werden um die 40000 Köpfe Eisbergsalat<br />
pro ha geerntet. Die gesamten Anbauflächen müssen bewässert werden.<br />
Der Karottenanbau<br />
Auf 2000 ha werden im Mikroklimagebiet Karotten angebaut. Es gibt zwei Karottenernten im<br />
Jahr. Die im März gesäten Karotten werden im Juni geerntet, die im Juli gesäten Karotten<br />
werden im Oktober bis November geerntet. Es wird maschinell geerntet. Alle Karotten<br />
werden in einer lokalen Fabrik gelagert gesäubert und verpackt und dann am Großmarkt in<br />
Istanbul verkauft. Die Landwirte erhalten 25ct pro kg Karotten.<br />
Die Verarbeitung und Vermarktung<br />
Während die Landwirte nur zwei Monate im Jahr Karotten ernten, arbeitet die Fabrik das<br />
ganze Jahr über. Die Karotten werden vor Verkauf gesäubert und verpackt. Beschädigte<br />
Ware wird aussortiert und getrennt an Saftproduzenten vermarktet. Der Verkauf erfolgt auf<br />
dem Großmarkt in Istanbul.<br />
Die beiden Ernten unterscheiden sich in Hinsicht auf Qualität und werden daher verschieden<br />
vermarktet. Das Entscheidende Qualitätsmerkmal ist die Haltbarkeit. Während die im Juni<br />
geernteten Karotten direkt in der Fabrik gesäubert, verpackt und dann am Großmarkt<br />
verkauft werden, kommen die haltbaren, im November geernteten, Karotten zunächst in eine<br />
Kühlkammer. Dabei werden sie noch mit Erde bei 1-2°C in Zeitungen eingepackt eingelagert.<br />
Aufgrund anderer Witterung sind die im November geernteten Karotten hochwertiger als die<br />
im Juni geernteten. Da das Angebot an Karotten in den Wintermonaten niedriger ist, können<br />
die zuvor eingelagerten Karotten höhere Preise erzielen.<br />
Der Anteil der Karotten aus dem Mikroklimagebiet am Türkischen Gesamtmarkt ist in den<br />
letzten 10 Jahren von 75% auf 40% gesunken. Der Hauptkonkurrent ist das Anbaugebiet in<br />
Konya.<br />
25
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Besichtigung <strong>des</strong> landwirtschaftlichen Betriebes<br />
OKAN im Landkreis TIRE nähe Izmir<br />
Emanuel Fischbacher, Maximilian Hierl, Katharina Schlattl, Xaver<br />
Fischer<br />
Nachdem wir vom Bus auf die Ladefläche eines Pickups bzw. einen Traktoranhänger<br />
umsteigen mussten, kamen wir nach einer turbulenten Fahrt über einen 5km langen,<br />
holprigen und kurvenreichen Feldweg um 10.45 Uhr auf dem Betrieb Okan an.<br />
Abbildung 1: Hofstelle<br />
Nach Begrüßung durch den Betriebsleiter, Herrn Okan, fasste dieser <strong>für</strong> uns die wichtigsten<br />
Betriebsdaten zusammen. Der Betrieb wird bereits in der 5.Generation bewirtschaftet.<br />
Allerdings ist die von uns besichtigte Betriebsstätte erst vor 15 Jahren errichtet worden, da<br />
der ursprüngliche Betrieb auf Grund der Erbteilung bereits in mehrere kleine Betriebe<br />
aufgeteilt worden ist. Deshalb sind laut Herrn Okan noch einige „Baustellen“ im Betrieb. Die<br />
Mutter von Herrn Okan ist Österreicherin, daher spricht er sehr gut Deutsch. Er studierte<br />
Bauingenieur in Österreich und kam vor 6 Jahren als neuer Betriebsleiter auf den Betrieb.<br />
Auf dem Betrieb wird sowohl ökologischer als auch konventioneller Landbau betrieben. Die<br />
Milchviehhaltung ist ebenfalls konventionell, da zu wenig Nachfrage nach Biomilch besteht.<br />
Auf dem Betrieb sind 6 Arbeitskräfte fest angestellt, saisonbedingt werden im Sommer<br />
weitere 15 Mitarbeiter beschäftigt. Nach der kurzen Einführung besichtigten wir zusammen<br />
den Betrieb, als erstes einige hofnahe Felder und anschließend die Stallungen.<br />
26
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Ackerbau<br />
Die gesamte Ackerfläche beträgt 130 ha. Flächen, die als ökologische Flächen eingetragen<br />
sind, müssen konsequent ökologisch bewirtschaftet werden und dürfen nicht mit den<br />
konventionellen Flächen getauscht werden.<br />
Anbau<br />
Die Hauptfruchtarten sind Tomaten (nicht 2010), Erbsen, Mais, Klee, Weizen und<br />
Baumwolle.<br />
Während auf den konventionellen Flächen weiße Baumwolle angebaut wird, werden auf den<br />
biologischen Feldern zwei braune Baumwollarten angebaut, die besonders <strong>für</strong> Allergiker und<br />
Babybekleidung geeignet sind, da diese in der Textilindustrie nicht chemisch eingefärbt<br />
werden müssen. Die biologisch erzeugte Baumwolle wird mit der Hand (im September)<br />
geerntet, wobei Erträge von 3-5t/ha erreicht werden. Laut Betriebsleiter geht der Trend in<br />
der Baumwollerzeugung allerdings Richtung maschineller Ernte, was in der biologischen<br />
Erzeugung aber nicht möglich ist, da man <strong>für</strong> die maschinelle Ernte eine chemische<br />
Vorbehandlung der Baumwollpflanze braucht.<br />
Gedüngt wird mit der Gülle aus der konventionellen Kuhhaltung, was in der Türkei erlaubt ist.<br />
Die Samen aus der geernteten Baumwolle werden zurückgekauft und an die Rinder<br />
verfüttert.<br />
Die Bio- Baumwolle muss wegen der Rückstände am Saatgut (nicht pilliert) in Reihe gesät<br />
werden und kann nicht in Einzelkornsaat ausgebracht werden. Nachdem die Pflanzen<br />
aufgegangen sind, müssen diese <strong>des</strong>halb beim Hacken ausgedünnt werden. Der Betrieb<br />
benötigt vor allem aus diesem Grund doppelt so viel Saatgut wie ein konventioneller (25-27<br />
kg pro ha bei konventioneller Saat). Den Preis <strong>für</strong> sein Produkt beträgt laut Betriebsleiter<br />
0,60€/kg Baumwolle.<br />
Bewässerung<br />
Die Bewässerung erfolgt über Gräben, die geflutet werden, z.B. beim Mais, oder z.B. bei der<br />
Baumwolle über im Boden verlegte Schläuche die dort 3 Jahre verbleiben.<br />
27
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Abbildung 2: Maisfeld mit Bewässerungsgräben<br />
Diese Schläuche besitzen alle 30 cm einen Auslass und geben 1,6l/h Wasser ab. Bei<br />
Tomaten werden einjährige Schläuche benutzt. Der Abstand zwischen den Schläuchen<br />
beträgt 70cm und es werden jeweils zwei Reihen pro Schlauch bewässert. Die Bewässerung<br />
ist nicht nur mit hohem Arbeitsaufwand sondern auch mit enormen Stromkosten verbunden.<br />
Außerdem verursachte die Bewässerung eine starke Abnahme <strong>des</strong> Grundwasserspiegels<br />
von 6m auf 150m in den letzten 20 Jahren. Die Landwirte in dieser Region und somit auch<br />
unser Gastgeber setzen <strong>des</strong>wegen langfristig auf den Bau von Stauseen, um vermehrt<br />
Oberflächenwasser zu nutzen.<br />
Der Mais dieses Betriebes hat den Bedingungen angepasst eine Reifezahl von 700<br />
(=Maximum) und wird Anfang April gesät. Geerntet wird voraussichtlich Anfang September<br />
bei einer Wuchshöhe von 3,5 Meter, wobei ein Körnermaisertrag von 15t/ha bei einem<br />
Wassergehalt von 12% erreicht wird.<br />
Nachdem wir einiges über den Ackerbau in diesem Betrieb erfahren haben gingen wir weiter<br />
zu den Stallungen.<br />
Tierhaltung<br />
Auf dem Betrieb Okan werden 60-80 schwarzbunte Milchkühe mit Nachzucht gehalten, die<br />
männlichen Kälber werden gemästet. Somit liegt der Tierbestand insgesamt bei etwa 200<br />
Rindern. Die komplette Herde ist enthornt. Den Jungtieren werden im Alter von 4 Monaten<br />
die Hörner mit einem ätzenden Mittel weg gebrannt.<br />
28
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Haltungsform<br />
Die Bullen und Färsen werden auf der eigenen Mistmatratze gehalten. Auf Grund der großen<br />
Hitze trocknet diese sehr schnell und bildet einen guten Untergrund, der eine relativ<br />
artgerechte Tierhaltung ermöglicht. Verschmutzung und Verletzungen der Tiere werden<br />
somit vorgebeugt. Der Futtertisch und auch teilweise die Liegeflächen sind mit Pultdächern<br />
überdacht.<br />
Abbildung 3: Bullen- und Färsenstall<br />
Die Milchkühe werden in einem separaten Stall gehalten, der vom System her ebenso wie<br />
der Bullen- und Färsenstall aufgebaut ist. Die Kälber werden in einer Art Offenfrontstall auf<br />
Stroh gehalten, die kleinsten in Einzelboxen, später in Gruppenboxen.<br />
Melken<br />
Der Milchviehstall ist mit einem Melkstand (2x4 Fischgräten) ausgestattet. Gemolken wird<br />
zweimal am Tag (1,5 Std.) von einer Person. Der Betrieb hat eine Leistung von etwa 7300kg<br />
Milch/Jahr, also 23 bis 24l pro Kuh und Tag. Die Milch wird täglich von der Molkerei<br />
abgeholt.<br />
Fütterung<br />
Alle Rinder bekommen die gleiche Grundration mit 25kg FM Maissilage, 3kg FM getrocknete<br />
Luzerne und ca. 1,5kg FM Stroh. Bei den Milchkühen wird zusätzlich bis zu 6kg Kraftfutter<br />
29
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
zugegeben. Dies ist eine sehr maisbetonte Fütterung, welche in Deutschland weniger<br />
betrieben wird, in anderen Ländern jedoch durchaus üblich ist.<br />
Die Kälber werden 3 Monate lang mit Vollmilch getränkt (ca. 4kg/Tag) und langsam an die<br />
Futterration gewöhnt.<br />
Vermarktung<br />
Die Bullen werden gemästet und dann als Schlachtvieh verkauft. Der momentane Preis liegt<br />
zwischen 7,5 und 9€ pro kg Fleisch. Bei einer Schlachtkuh wird 1€ weniger gezahlt.<br />
Das Haupterzeugnis der tierischen Produktion ist die Milch. Der Milchpreis liegt momentan<br />
bei 41ct/kg, und ist somit auf einem hohen Niveau.<br />
Fazit<br />
Der Betrieb Okan ist nach unseren Eindrücken ein gut geführter Betrieb, der trotz der<br />
teilweise ungünstigen Gegebenheiten sehr gute Leistungen erzielt. Die Milchleistung von<br />
7300kg Milch pro Kuh und Jahr ist <strong>für</strong> türkische Verhältnisse hoch und auch die Erträge im<br />
Marktfruchtanbau können sich auf Grund <strong>des</strong> guten Bewässerungsmanagements sehen<br />
lassen. Aber nach eigenen Angaben hat der Betrieb in der Milchviehhaltung noch einiges an<br />
Potenzial: „Wenn wir alles machen, was wir machen wollen, wird die Milchleistung sicherlich<br />
noch besser werden.“, so der Betriebsleiter.<br />
Beim Ackerbau werden sich in Zukunft jedoch Probleme ergeben. Auf Grund der<br />
notwendigen Bewässerung wird der Grundwasserspiegel noch weiter absinken und die oben<br />
beschriebenen Lösungsansätze müssen bald verwirklicht werden.<br />
Insgesamt erzielt der Betrieb wegen der hohen Preise <strong>für</strong> Milch, Fleisch und Marktfrüchte<br />
einen Gewinn. Mit einer Aufnahme der Türkei in die EU könnte der Betreib dies jedoch so<br />
nicht mehr verwirklichen, da die Preise im Vergleich zur EU sehr hoch liegen. Auch sonst<br />
müsste sich der Betrieb anpassen, z.B. die konventionell und ökologisch gemischte<br />
Betriebsform wäre nicht mehr so einfach umsetzbar.<br />
30
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Besichtigung Ephesos<br />
Martin Meinen, Anna Julia Livic, Bettina Schlossnikel, Gabriele<br />
Floßmann<br />
Einführung<br />
Am vierten Exkursionstag (exklusive Anreise) stand bei wunderschönem Wetter ein Besuch<br />
in Ephesos auf dem Programm – einer der größten Touristenattraktionen der Türkei. Ca. 1,5<br />
bis 2 Mio. Besucher pro Jahr zieht es an diesen historischen Ort.<br />
Aufgrund unseres straffen Zeitplanes an diesem Tag stand uns<br />
leider nur eine Stunde zur Verfügung. Unser Führer Asil legte daher<br />
seinen Schwerpunkt auf einzelne wichtige Objekte. Es blieb kaum<br />
eine Möglichkeit, um die Größe und Gesamtheit dieser Stadt richtig<br />
auf uns wirken zu lassen.<br />
Allgemeine Aspekte<br />
Zuerst gab uns Asil einen kleinen geschichtlichen Überblick<br />
über Ephes0us. So erfuhren wir, dass die Stadt an 4<br />
verschiedenen Standorten erbaut wurde und viele<br />
unterschiedliche Nationen vertreten bzw. am Bau beteiligt<br />
waren. Wir besichtigten den vierten und letzten Standort der<br />
Stadt.<br />
Die ersten Informationen über Ephesos stammen aus dem Jahr<br />
2000 v. Chr., wobei die Gründer und das genaue<br />
Gründungsdatum unbekannt sind.<br />
Der steigende Grundwasserspiegel <strong>des</strong> Flusses Kaystros<br />
(Menderes) sorgte immer wieder <strong>für</strong> einen Ortswechsel –<br />
zuletzt versetzte Alexander der Große die Stadt 334 v. Chr. an den jetzigen Ort. Dieser<br />
sorgte durch das windigere Klima und der daraus folgenden geringeren Mückenzahl <strong>für</strong> eine<br />
niedrigere Malariainfektionsrate.<br />
Es lebten ca. 250 000 Menschen in Ephesos. Die florierende Handels- und Hafenstadt<br />
beherbergte immer wieder wechselnde Bevölkerungsgruppen, so dass sich auch die<br />
wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen der gegebenen Situation anpassten.<br />
Die Stadt verlor peu a peu an Glanz und Ansehen, bis schließlich die letzten Bewohner um<br />
655 n. Chr. die Stadt verließen und ins heutige Selcuk auswanderten.<br />
31<br />
Touristenführer Asil
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Die Bauweise kann keinem einzelnen Stil eindeutig zugeordnet werden – es herrscht<br />
vielmehr ein Stilmix mehrerer Epochen (ionisch, dorisch, römisch, byzantinisch...).<br />
Aufgrund der immer wieder auftretenden Erdbeben in dieser Region, entwickelten die<br />
Bauherren von Ephesos eine spezielle Technik, um die Gebäude stabiler und sicherer zu<br />
gestalten.<br />
Es wurden Eisenzinken als Verbindungsglieder zwischen den<br />
einzelnen Bauteilen eingesetzt und mit flüssigem Blei fixiert.<br />
Erwähnenswert sind die<br />
fortschrittlichen und technisch<br />
Bleiverankerung<br />
ausgefeilten Röhrensysteme (4<br />
große Wassersysteme und 7 Rohrreihen). Diese<br />
wurden sowohl als Abwasserkanäle sowie als<br />
Heizsysteme verwendet. So kamen die Leute damals<br />
schon in den Genuss von Fußbodenheizung und<br />
Latrinenerprobung<br />
beheizten Latrinen. Da die Größe <strong>des</strong> einstigen<br />
Stadtgebietes noch immer unklar ist, kann der bisher<br />
freigelegte Anteil nach wie vor nicht genau eingeschätzt werden. Die verschiedenen<br />
Meinungen darüber driften stark auseinander. Asil war davon überzeugt, dass bisher<br />
lediglich 4 % freigelegt wurden. Die Österreicher, die seit ca. 100 Jahren archäologische<br />
Arbeit in Ephesos leisten, gehen jedoch von ca. 40 % aus.<br />
Ausgewählte Sehenswürdigkeiten<br />
Von der Bibliothek zum Freudenhaus<br />
(Min<strong>des</strong>tschuhgröße 41)<br />
Die Celsusbibliothek ist eines der schönsten und eindrucksvollsten<br />
Bauwerke von Ephesos. Sie wurde vom römischen Konsul Gaius Julius<br />
Aquila zum Andenken an seinen Vater errichtet, der auch in der<br />
Bibliothek, in einer sehr prachtvoll gestalteten Grabkammer unter der<br />
Apsis, beigesetzt wurde.<br />
Man vermutet, dass die Bibliothek 117 n. Chr. fertig gestellt wurde.<br />
Inschriften bezeugen, dass der Bauherr Grundkapital <strong>für</strong> Instandhaltung<br />
Celsusbibliothek<br />
und Neuerwerbungen zur Verfügung stellte.<br />
Den Eingang der Bibliothek bildet eine aufwendig gearbeitete, säulengestützte<br />
zweigeschossige Schaufassade.<br />
32
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Dahinter schloss sich der dreigeschossige Bibliotheksaal an, der ursprünglich mit farbigem<br />
Marmor ausgekleidet war. Die beiden unteren Etagen wurden von Säulengängen<br />
eingerahmt. Die Apsis in der hinteren Wand barg die Fächer <strong>für</strong> Pergamentbänder und<br />
Schriftrollen.<br />
Auf unserem weiteren Weg von der Bibliothek zum Großen Theater machte uns Asil auf eine<br />
Bodenplatte aufmerksam, die mit einem eingemeißelten Fußabdruck versehen war. Hatte<br />
man zur damaligen Zeit einen min<strong>des</strong>tens genauso großen Fuß, wie es der Fußabdruck<br />
vorgab, war es einem erlaubt das Freudenhaus aufzusuchen. Wenn nicht musste man in die<br />
Bibliothek einkehren. Diese war jedoch über einen Geheimgang mit dem Freudenhaus<br />
verbunden!<br />
Das große Theater<br />
Schon von weitem konnte man das große Theater sehen (38m hoch, Durchmesser 154m),<br />
da es zum Hafen ausgerichtet war. Durch das große Fassungsvermögen von 25.000<br />
Plätzen, stand es im Mittelpunkt <strong>des</strong> sozialen und kulturellen Lebens von Ephesos. Der<br />
gefundene Löwenmist lässt darauf schließen, dass nicht nur Tragödien und Komödien<br />
aufgeführt wurden, sondern auch im 3./4. Jh. Gladiatorenspiele in der Arena stattfanden.<br />
Eintrittskarten waren aus Blei.<br />
33
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Besichtigung <strong>des</strong> Sämlingsproduktionsbetriebs EGE<br />
FIDE<br />
Eduard Buckl, Antonia Voit<br />
Unser nächster Programmpunkt war der Besuch <strong>des</strong> Gartenbaubetriebs EGE FIDE in Torbali<br />
etwa eine dreiviertel Stunde Busfahrt von Izmir entfernt. Herr Öskan führte uns über den seit<br />
2005 bestehenden Betrieb mit circa sechs Hektar Fläche, davon zwei Hektar unter Glas.<br />
Ege Fide versorgt Landwirte in der ganzen Türkei mit etwa 100 Millionen Jungpflanzen pro<br />
Jahr.<br />
Die Sämlingsproduktion, vornehmlich von Gemüse wie Brokkoli, Paprika, Kohlarten,<br />
Tomaten etc., findet in vollautomatischen Gewächshäusern statt.<br />
Nachdem Styropor- Aussaatschalen mit einer Torf-, Vermikulit-, Perlit- Mischung gefüllt<br />
wurden (Abbildung 1), wird mit Hilfe einer Sämaschine das Saatgut darin verteilt. Über ein<br />
Vakuum werden die Körner angesaugt und durch Schläuche jeweils ein Samen pro Topf<br />
eingefüllt. Diese Paletten (etwa 5000 in acht Stunden) werden zur Wasserspeicherung mit<br />
einer Schicht Vermikulit bedeckt und kommen dann <strong>für</strong> zwei bis drei Tage in einen von drei<br />
Keimräumen. Dort herrscht eine regulierte Temperatur von 24°C, eine Luftfeuchtigkeit von<br />
19% und auch der Luftdruck kann überwacht werden.<br />
Abbildung 1: Styropor- Aussaatschalen mit einer Torf-, Vermikulit-, Perlit- Mischung gefüllt<br />
Nach diesem Vorkeimen werden die Sämlinge in die Grünhäuser gebracht. Eines ist circa<br />
0,8 Hektar, das andere 1,2 Hektar groß.<br />
Geheizt wird mit Erdgas und über eine computergesteuerte Anlage auf dem Dach eines<br />
benachbarten Gebäu<strong>des</strong> erfolgt die Windmessung, die direkt zur Steuerung der<br />
Gewächshausdächer genutzt wird. In diesem Nachbarbau befinden sich die drei Tanks zur<br />
Düngemittelbereitstellung. In ihnen wird Wasser mit einer bestimmten Menge Kunstdünger<br />
gemischt, der pH-Wert ist dabei das Entscheidende, und über ein System in die Grünhäuser<br />
überführt.<br />
34
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Der Dünger (NPK 20 10 20) wird als Chelatform von den Pflanzen über die Blätter<br />
aufgenommen. Dabei wird er dem Bewässerungswasser zugemischt. Ebenso wird Kupfer in<br />
die Wassermischung dazugegeben, welches der Fungizidbekämpfug dient.<br />
Die Topf- Paletten stehen auf Pflanztischen (Abbildung 2), damit keine Krankheitserreger<br />
über den Boden eindringen können und damit die Feuchtigkeit besser reguliert werden kann.<br />
Abbildung 2: Gewächshaus: Topf-Paletten stehen auf Tische<br />
Durch Schattennetze unter den Gewächshausdächern kann im Sommer eine zu hohe<br />
Sonneneinstrahlung vermieden werden und im Winter die Wärme besser gehalten werden.<br />
Außerdem dienen diese zum Schutz vor Insekten.<br />
EGE FIDE produziert 12 Monate im Jahr, Juni und Juli sind Hauptsaison. Pro Hektar werden<br />
beispielsweise etwa 25 000 Pflanzen Industrie- Tomaten herangezogen. Die<br />
Gemüsepflänzchen bleiben zwischen 35 und 50 Tagen in den Gewächshäusern.<br />
Tomatensämlinge im Winter 45, im Sommer nur 30 Tage. Sind sie groß genug werden sie in<br />
Kartons gepackt und verschickt (Abbildung 3).<br />
35
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Abbildung 3: Sämlinge werden auf Lastwagen verladen<br />
Für 1000 Sämlinge Gewächshaustomaten zahlen die Abnehmer 125 €. Dagegen <strong>für</strong> 1000<br />
Feldpflanzentomaten nur noch 70 € und <strong>für</strong> 1000 Industrietomaten sogar nur noch 25 €.<br />
36
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Überraschungsabend<br />
Christina Nadler<br />
Nach einem langen, anstrengenden und sehr heißen Donnerstag, waren wir erst einmal froh,<br />
zurück in unserer Unterkunft eine erfrischende Dusche genießen zu können. Die erhoffte<br />
Entspannungspause sollte jedoch nur sehr kurz werden, da die Mitarbeiter der Uni Izmir<br />
ankündigten, dass wir uns bereits eine halbe Stunde später wieder treffen würden und der<br />
Bus pünktlich zum Aben<strong>des</strong>sen abfahre. Ein wenig überrascht über diese Hektik, beeilten wir<br />
uns und als wir schließlich pünktlich auf der Matte standen und uns geraten wurde, etwas<br />
wärmeres zum Anziehen mitzunehmen, waren wohl alle sehr gespannt, was der weitere<br />
Abend noch bringen würde.<br />
Nach einer etwa 20 minütigen Busfahrt, die uns zur Bucht von Izmir führte, war das<br />
Geheimnis gelüftet, denn die Mitarbeiter der Uni Izmir liefen zielstrebig auf ein Ausflugsschiff<br />
zu, auf dem wir, wie es schien, den Abend verbringen würden. Spätestens als wir beim<br />
Betreten <strong>des</strong> Schiffes vom Kapitän begrüßt wurden, waren alle recht gerührt und erfreut,<br />
dass uns ein so schöner Abschlussabend organisiert wurde.<br />
So nahmen wir also an den schön gedeckten Tischen im unteren Teil <strong>des</strong> Schiffes Platz und<br />
erkundeten daraufhin den Rest unseres neuen Aufenthaltsortes. Eine dreiköpfige Band<br />
stimmte uns schon mal musikalisch auf einen schönen Abend ein, während wir schon mal<br />
den Rest unseres neuen Aufenthaltsortes erkundeten. Es gab noch ein kleines<br />
unüberdachtes Zwischendeck mit einer Bar und schließlich das oberste Deck, von dem aus<br />
man einen traumhaften Blick über die Bucht von Izmir hatte.<br />
37
Pfingstexkursion Donnerstag, 27. Mai 2010<br />
Nachdem das Schiff losgefahren war, wurde auch schon die Vorspeise serviert, ein reichlich<br />
gefüllter Teller, mit allerlei türkischen Leckereien. Eine türkische Abschlussklasse, die außer<br />
uns noch an Bord war, begab sich schon bald nach der Vorspeise auf die Tanzfläche und<br />
animierte damit einige Tanzfreudige aus unserer Gruppe, sich schon bald anzuschließen.<br />
Spätestens nach dem ebenso leckeren Hauptgang und einigen Gläsern Wein, kam wohl<br />
niemand mehr an der inzwischen sehr vollen Tanzfläche vorbei. Auch die oberen Decks mit<br />
der Bar waren inzwischen eröffnet und standen zum Tanze bereit.<br />
Der wunderschöne nächtliche Blick überh die Bucht bot außerdem eine ideale Möglichkeit,<br />
alle Erlebnisse der Türkeiexkursion noch einmal Revue passieren zu lassen.<br />
Gegen 23 Uhr erreichten wir wieder die Anlegestelle, leicht enttäuscht, dass dieser schöne<br />
Abend schon vorbei sein sollte, und fuhren zurück zum Campus.<br />
Vielen Dank, <strong>für</strong> diesen schönen Abend!<br />
38
Pfingstexkursion<br />
Izmir – „Perle der Ägäis“<br />
Michael Bachl-Staudinger, Martin Eberl, Christoph Schinagl<br />
Die Küstenstadt Izmir ist mit knapp 3 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Türkei<br />
und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Nach Istanbul stellt die Stadt am Golf von Izmir<br />
den zweitgrößten Hafen.<br />
Die Geburtsstadt Homers stellte ursprünglich das heutige Bayrakli dar, das 3000 v. d. Zw.<br />
gegründet wurde und gemeinsam mit Troja auf der höchsten Kulturstufe in Westanatolien<br />
stand. Izmir, das in historischen Schriften Smyrna genannt wird, gehörte 1000 v. d. Zw. zu<br />
den einflussreichsten Städten <strong>des</strong> ionischen Städtebun<strong>des</strong>. Die ionische Herrschaft endete<br />
um 600 v. d. Zw. mit der Eroberung durch die Lyder. Im 4. Jh. V. d. Zw. wurde unter<br />
Alexander dem Großen eine neue Stadt am Kadifekale gebaut, nachdem Izmir unter der<br />
Herrschaft der Perser an Bedeutung verloren hatte. Die zweite Blütezeit erlebte die Stadt<br />
während der Herrschaft der Römer ab 27 v. d. Zw.. Im Jahre 1415 ging Smyrna dann unter<br />
Sultan Mehmet Celebi an das Osmanische Reich, nachdem es zuvor Bestandteil <strong>des</strong><br />
byzantinischen Reiches war.<br />
Wirtschaft<br />
Die Provinz beherbergt 4,6% der lan<strong>des</strong>weiten Landwirtschaft und 9% der gesamten<br />
Industrie. Die Ökonomie basiert zu 30,5% auf Industrie, 22,9% auf Handel, 13,5% auf<br />
Transportgewerbe und Telekommunikation und 7,8% auf Landwirtschaft.<br />
Die wichtigsten Exportgüter der Stadt sind Erdölprodukte und Chemikalien, Metall, Textilien,<br />
Autos, Lebensmittel (Feigen, Trauben, Oliven und Olivenöl), Bier der Marken Efes und<br />
Tuborg, Tabak und Wolle.<br />
Kulturelles<br />
Izmir ist seit vielen Jahren ein kulturelles Zentrum und besitzt ein weites Repertoire an<br />
kulturellen Ereignissen, wie zum Beispiel dem internationalen Kultur- und Kunstfestival.<br />
Ebenso geniest die Izmirer Ägäische Philharmonie hohes internationales Ansehen. Neben<br />
einer Vielzahl an Museen gibt es weiterhin viele architektonisch hervorragende Moscheen zu<br />
besichtigen.<br />
Anhand der zahlreichen historischen Denkmäler lässt sich ein eindrucksvoller Überblick über<br />
die ereignisreiche Vergangenheit dieser in vergangenen Zeiten sehr begehrten Hafenstadt<br />
erlangen. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Wahrzeichen der Stadt der „Saat Kulesi“<br />
39
Pfingstexkursion<br />
(Uhrturm) auf dem Konak Platz im Zentrum, sowie das Atatürk-Denkmal auf dem Cumhuriyet<br />
Platz, dem Platz der Republik.<br />
Freizeit<br />
Die großflächigen Parkanlagen stellen ein beliebtes Ausflugsziel dar. So findet man auf dem<br />
ca. 46 Hektar großen „Kültur Park“ nicht nur einen zoologischen Garten, sondern auch noch<br />
ein Freilufttheater, Restaurants, Nachtclubs und ein Messegelände, auf dem jährlich eine<br />
internationale Industrie- und Handelsmesse stattfindet.<br />
Während unseres Aufenthalts hatten wir 2-mal die Gelegenheit Izmir am Abend frei zu<br />
erkunden.<br />
Am Mittwoch wurden wir von unseren Gastgebern in das studentische Nachleben in Izmir<br />
eingeladen. Dort erlebten wir einen schönen Abend in Mitten feierlauniger türkischer<br />
Studenten und konnten so einen recht guten Eindruck wie man sich in der Türkei vom Uni-<br />
Stress erholt.<br />
Donnerstags hatten unsere Gastgeber ein wahres Highlight parat, als sie uns zu einem<br />
Aben<strong>des</strong>sen auf einem Schiff einluden, wo wir das stimmungsvoll beleuchtete Izmir bei<br />
Nacht aus einer ganz besonderen Perspektive erleben durften.<br />
Die Menschen in Izmir waren sehr gastfreundlich und aufgeschlossen, einige von uns<br />
wurden sogar von einem jungen aufstrebenden Musiktalent eingeladen, an seinem<br />
Musikvideo mitzuwirken.<br />
Freitags Vormittag passierten wir dann die verwinkelten Gassen <strong>des</strong> Kemeralti Viertels in<br />
dem wir einen typisch türkischen Bazar erlebten. Das Angebot erstreckte sich von<br />
Bekleidungsartikel über weltberühmte kulinarische Spezialitäten bis hin zu faszinierenden<br />
Antiquitäten und Juwelen. So mancher von uns konnte da nicht wiederstehen und tauschte<br />
seine Türkischen Lira gegen ein Andenken ein.<br />
40
Pfingstexkursion<br />
Ege Universität<br />
Christina Nadler, Franz Faltermeier, Josef Bosch<br />
Besichtigung einiger Versuchsfelder<br />
Nach einer freundlichen Begrüßung wurden wir von den Mitarbeitern der<br />
landwirtschaftlichen Fakultät zu den Versuchsparzellen einiger Kräuter- und<br />
Gewürzpflanzen geführt, die hauptsächlich <strong>für</strong> medizinische Zwecke gezüchtet<br />
werden. Auf etwa einem halben Hektar waren verschiedene Sorten Minze, Lavendel,<br />
Salbei, Oregano, Melisse und andere medizinische Pflanzen in einige, ein paar<br />
Quadtratmeter große Parzellen unterteilt.<br />
Als erstes wurde uns der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) gezeigt. In der Türkei<br />
verwendet man Rosmarin nicht wie in Europa oder den USA als Gewürz, sondern<br />
häufig zur Dekoration. Rosmarin hat eine anti-oxidative Wirkung, welche von der<br />
Lebensmittelindustrie zur Haltbarmachung verwendet wird.<br />
Salbei (Salvia) wird vor allem in Anatolien sehr häufig angebaut und im Winter häufig<br />
als Tee getrunken. Er enthält viele ätherische Öle, wie etwa Cineol, die<br />
entzündungshemmende Wirkung haben und sich positiv auf die Atemwege<br />
auswirken. Die ätherischen Öle <strong>des</strong> Lavendel (Lavandula officinalis) werden<br />
hauptsächlich von der Parfümindustrie verwendet, sein Tee hat entspannende<br />
Wirkung. Oregano (Origanum creticum) wird in der Türkei häufig als Gewürzpflanze<br />
angebaut, die Universität Izmir nutzt ihn jedoch wegen der stark antibakteriellen<br />
Wirkung seiner ätherischen Öle. Wegen der hohen Vorkommnisse in dieser Region<br />
wird er auch Izmir Oregano genannt. Zitronenmelisse (Melissa officinalis) hat als Tee<br />
eine entspannende Wirkung. Seine Wirkstoffe werden als Anti-Depressiva<br />
verwendet. Ähnlich ist es bei Salbei (Salvia) welches häufig gegen Erkältungen<br />
eingesetzt wird. Da die ätherischen Öle <strong>des</strong> Salbei den giftigen Stoff Thujon<br />
enthalten, ist ein zu hoher Konsum jedoch nicht ratsam.<br />
Außerdem wurde uns erklärt, dass die Uni Versuche mit verschiedenen<br />
Bewässerungsmethoden anstellt, um herauszufinden, ob dadurch der Gehalt an<br />
ätherischen Ölen optimal gestaltet werden kann.<br />
Als nächstes wurde uns das immunsystemstärkende Echinacea und die Minze<br />
(Mentha spicata) gezeigt, welche hauptsächlich zum kochen verwendet wird.<br />
Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthält Hypericin und erhöht die<br />
Photosensibilität der Haut.<br />
41
Pfingstexkursion<br />
In Zusammenarbeit mit einer Universität in Bulgarien macht die Ege Universität<br />
Versuche, die einen Zusammenhang zwischen dem Gehalt und der<br />
Zusammensetzung ätherischer Öle und verschiedener Pflanzenreaktionen, dem<br />
Wasserhaushalt und der Menge an Biomasse zeigen sollen.<br />
Vortrag Prof. Dr. Adnan DEĞİRMENCİOĞLU<br />
An der Universität wurden wir von Professor Dr. Adnan DEĞİRMENCİOĞLU begrüßt. In<br />
einem halbstündigen Vortrag wurden wir über die Universität von Izmir sowie über die Stadt<br />
Izmir an sich informiert.<br />
Die Stadt Izmir ist eine Hafenstadt und hat 3,5 Millionen Einwohner. Damit ist sie die<br />
drittgrößte Stadt der Türkei und wirtschaftlich von großer Bedeutung.<br />
Der Schwerpunkt <strong>des</strong> Vortrages lag jedoch auf der Universität, die sich folgendermaßen<br />
aufbaut:<br />
- 40 000 Studenten<br />
- 4 000 Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
- 345 ha Campus<br />
Faculty of<br />
Science<br />
Faculty of<br />
Engineering<br />
Faculty of<br />
Agriculture<br />
Faculty of<br />
Fisheries<br />
Students Academic Staff<br />
42<br />
Prof.<br />
Asst. Prof.<br />
Res. Asst.<br />
Students/Ac.<br />
St. Ratio<br />
2 496 2 396 135 93 21,45<br />
1 295 2 340 141 121 13,87<br />
642 1 227 177 78 7,32<br />
309 708 72 62 7,58<br />
Faculty of Letters 1 866 1 193 103 67 17,99<br />
Faculty of<br />
Education<br />
611 455 20 25 23,68
Pfingstexkursion<br />
Faculty of<br />
Communication<br />
Faculty of<br />
Economic and<br />
Administrative<br />
Sciences<br />
Faculty of<br />
Medicine<br />
Faculty of<br />
Dentistry<br />
Faculty of<br />
Pharmacy<br />
484 633 43 34 14,50<br />
798 974 30 34 27,68<br />
820 1 115 439 430 2,22<br />
316 327 78 79 4,09<br />
288 310 49 54 5,80<br />
TOTAL 9 925 11 678 1 287 1 077 9,13<br />
Schwert und Pflug, der Erste, dieser beiden<br />
Eroberer wurde noch immer vom Zweiten besiegt.<br />
43
Pfingstexkursion<br />
Die Agrarfakultät wurde 1955 gegründet und verfolgt die drei Hauptziele, Bildung zu<br />
Vermitteln, Forschung zu betreiben und zu expandieren.<br />
Aufbau und Ausstattung der Fakultät:<br />
- 30 ha Obstbäume und Felder auf dem Campusgelände<br />
- 450 ha Land auf der Menem-Farm<br />
- 38 ha auf der Mordrogan-Farm<br />
- 2 Computerlabore mit jeweils 24 PCs<br />
- Pressezentrum, Elektronik-Labor, Schreinerei, Photostudio<br />
- Diverse Fahrzeuge<br />
44