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SÜDEN<br />
RUF DES<br />
SÜDENS<br />
Southern Hospitality – die so bezeichnete<br />
Gastlichkeit des amerikanischen Südens<br />
ist legendär. Aber es gibt noch zahlreiche<br />
andere hervorragende Gründe, in den Süden<br />
zu reisen. Landschaftliche Reize, geschichtsträchtige<br />
Orte, tolle Musik – und erstklassige<br />
Küche zum Beispiel. Von Axel Pinck<br />
Virginia hat mit der ersten kolonialen<br />
Gründung Jamestown, der aufwendig<br />
rekonstruierten ehemaligen<br />
Hauptstadt Williamsburg und vielen<br />
Herrensitzen der alteingesessenen<br />
Pflanzerfamilien viel bestens aufbereitete Geschichte zu<br />
bieten.<br />
Breite Strände bei Virginia Beach, flaches Marschland mit<br />
Landwirtschaft, das Piedmont mit der Hauptstadt Richmond<br />
und der Universität von Charlottesville, das dicht bewaldete<br />
Mittelgebirge der Appalachen mit dem Shenandoah National<br />
Park – landschaftlich hat der Bundesstaat viele Gesichter und<br />
für Aktivurlauber steht hier alles Erdenkliche bereit.<br />
In Norfolk, Newport News oder Hampton an der Mündung<br />
des James River zeigen Museen große Kunstschätze, ebenso<br />
wie in der Hauptstadt Richmond, deren Capitol Thomas Jefferson<br />
persönlich entworfen hat.<br />
West Virginia nennt sich auch „Mountain State“. Schließlich<br />
ragen hier mehr Berge in den Himmel als in jedem anderen<br />
US-Bundesstaat östlich vom Mississippi. Auch hier ist der<br />
Bürgerkrieg mit zahlreichen Gedenkstätten noch lebendig,<br />
schließlich hat sich West Virginia im Streit um den Zusammenhalt<br />
der Union erst 1861 von Virginia losgesagt und zwei Jahre<br />
darauf zum 35. Bundesstaat der USA erklärt. Kohlebergbau<br />
und Arbeitskämpfe haben lange eine große Rolle gespielt, doch<br />
inzwischen spielen die landschaftliche Schönheit der Bergregion<br />
und die vielen Freizeitmöglichkeiten in der Natur eine<br />
wichtigere Rolle.<br />
Allein 500 km ehemaliger Bahnstrecken sind zu Wander- und<br />
Fahrradwegen umgewidmet worden. Wenn sich im Herbst die<br />
Blätter der Bäume spektakulär verfärben, strömen besonders<br />
Magnolia State nennt sich Mississippi nach<br />
dem immergrünen Baum mit prächtiger<br />
weißer Blüte, der so reichlich im Bundesstaat<br />
zu bewundern ist.<br />
viele Besucher in die Bergregionen im östlichen Drittel des Bundesstaates.<br />
Wer die landschaftliche Schönheit und Harmonie bewaldeter<br />
Mittelgebirge liebt und Küstenlandschaften mit sandigen<br />
Dünen und mit breiten Stränden: North Carolina ist für beides<br />
berühmt. Über den Bergen der Great Smoky Mountains liegt<br />
meist ein leichter Dunst. Die Cherokee, in deren Stammesgebiet<br />
zwischen Asheville und dem Bergkamm man viel über<br />
Geschichte und Kultur der Indianer des Südostens erfahren<br />
kann, meinten, es sei der Rauch der Friedenspfeife des großen<br />
Manitu. Wissenschaftler haben mit dem Stoffwechsel von Millionen<br />
von Pflanzen und aufsteigender Luftfeuchtigkeit eine eher<br />
nüchterne Erklärung parat.<br />
Die breiten Strände der Outer Banks an der Atlantik küste<br />
ziehen viele Urlauber an, die sich auch von der Geschichte<br />
der Wright Brothers, denen 1903 bei Kill Devil Hills der erste<br />
motorisierte Flug der Weltgeschichte gelang, zu Drachenflügen<br />
inspirieren lassen. Riesig ist South Carolina gerade nicht, aber<br />
es hat viel zu bieten. In Beaufort und vor allem in Charleston ist<br />
die Plantagenzeit spürbar, mit Stadtvillen und prächtigen Herrenhäusern<br />
und Gartenanlagen, wie Boone Hall Plantation oder<br />
Middleton Gardens ganz in der Nähe.<br />
Ziel vieler Sonnenhungriger ist der Grand Strand, mit endlosen<br />
Sandstränden, diversen Attraktionen und rund 100 (!) Golfplätzen.<br />
Golf ist hier Volkssport, wird entlang der Küste wie auf<br />
Hilton Head oder Kiawah Island auf bestens angelegten Plätzen<br />
gespielt.<br />
Wer dagegen in den Appalachen wandern oder auf schäumenden<br />
Bergbächen mit Kajak, Kanu oder Schlauchboot talwärts<br />
rasen möchte, ist in Upstate richtig.<br />
Wer Kentucky hört, denkt sofort an Pferde und Bourbon<br />
Whiskey. Kein Wunder, werden im Bluegrass Country doch<br />
viele hochklassige Vierbeiner gezüchtet und das Kentucky<br />
Derby wird schon seit immerhin 1875 in Louisville ausgetragen.<br />
Außerdem wird traditionell der übergroße Teil des amerikanischen<br />
Bourbon aus einer Getreidemischung mit gut der<br />
Hälfte Mais in diversen Destillen des Bundesstaates gebrannt. In<br />
den westlichen Ausläufern der Appalachen wie im Daniel Boone<br />
National Forest lässt sich herrlich wandern.<br />
Whiskey gibt es in Tennessee auch, wer kennt nicht die<br />
viereckige Flasche mit dem schwarzen Etikett. Aber bekannter<br />
ist der Bundesstaat wegen seiner Musik. Nashville ist nicht<br />
nur Regierungssitz sondern auch so etwas wie eine Welthauptstadt<br />
der Country & Western Musik. In Museen wie der Country<br />
Music Hall of Fame oder dem Johnny Cash Museum wird der<br />
Musikgrößen auf sehr lebendige Weise gedacht.<br />
Auch im Westen des Bundesstaates geht es um Musik. In<br />
Memphis und Umgebung ist der Blues zu Hause und hier hat<br />
Anfang der 1950er Jahre auch ein junger Musiker namens Elvis<br />
Das Anwesen von Oak Alley liegt am Ufer des Mississippi in Louisiana. Man kann auf der Plantage übernachten – und viel über das Leben im tiefen<br />
Süden vor dem Bürgerkrieg erfahren.<br />
Presley begonnen, die Welt mit seinen Rockabilly Songs aufzumischen.<br />
Graceland, früherer Wohnsitz und heutige Grabstätte,<br />
ist noch immer ein Pilgerort für die Fans des „King of<br />
Rock ’n’ Roll‘‘.<br />
Georgia ist ein Bundesstaat der Kontraste. Sie reichen vom<br />
1.458 m hohen Brasstown Bald in den südlichen Appalachen<br />
bis zu Atlantikküste von Cumberland Island, vom Symphoniekonzert<br />
in Atlanta bis zum heiseren „Bellen“ der Alligatoren im<br />
Okeefenokee Sumpf an der Grenze zu Florida.<br />
Atlanta ist schon lange nicht mehr „Vom Winde verweht“. Fast<br />
fünf Millionen Menschen leben im Einzugsbereich der modernen<br />
Metropole, Sitz von Konzernen wie Coca-Cola oder CNN.<br />
Der 1968 ermordete Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger<br />
Martin Luther King Jr., Atlantas bekanntester Bürger,<br />
wird mit einer vielbesuchten Gedenkstätte geehrt. In Savannah<br />
an der Grenze zu South Carolina spielt die Bewahrung der Vergangenheit<br />
eine große Rolle. Der komplette Innenstadtbereich<br />
mit vielen Häusern aus dem frühen 19. Jh. an den von Eichen<br />
gesäumten Straßen und Plätzen steht unter Denkmalschutz.<br />
Alabama steht nicht so im Rampenlicht wie andere Bundesstaaten<br />
des Südens. Dabei gelingt hier mühelos ein Spagat von<br />
der Frühgeschichte der Erde bis in die Zukunft der Menschheit.<br />
Höhlensysteme, wie die DeSoto Caverns mit einer 2.000 Jahre<br />
alten indianischen Begräbnisstätte oder die Cathedral Caverns<br />
nicht weit von Huntsville, in der bis zu 9.000 Jahre alte Speerspitzen<br />
und Tierknochen gefunden wurden, zeigen, dass lange<br />
vor Ankunft der europäischen Eroberer Menschen in dieser<br />
Region lebten.<br />
Im US Space & Rocket Center, in dem schon der deutsche<br />
Raketentechniker Wernher von Braun Mondraketen entwickelte,<br />
können Besucher dagegen Saturnraketen, ein Space<br />
Shuttle und modernste Antriebstechnologien von morgen<br />
bestaunen.<br />
In Birmingham, einst Stahlmetropole des Südens, zeigt heute<br />
das Civil Rights Institute in einer bemerkenswerten Ausstellung<br />
die Kämpfe und Erfolge der Bürgerrechtsbewegung.<br />
Magnolia State nennt sich Mississippi nach dem immergrünen<br />
Baum mit prächtiger weißer Blüte, der so reichlich im<br />
Bundesstaat zu bewundern ist. Auf den Feldern zwischen der<br />
Grenze zu Alabama und dem Mississippi River wurde früher fast<br />
nur Baumwolle angebaut.<br />
Die Stadt Natchez am großen Fluss gehörte mit ihren eindrucksvollen<br />
Villen damals zu den reichsten des ganzen Landes.<br />
Auf den Baumwollfeldern des Mississippi Deltas zwischen Vicks-<br />
16 USA Reiseführer <strong>2017</strong><br />
USA Reiseführer <strong>2017</strong><br />
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