PC Games 02-2017
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VORTEST <strong>02</strong>|17<br />
Im Vorfeld einer Entscheidung zeigt das Spiel an,<br />
wie die Stimmen vermutlich ausfallen werden.<br />
Hier konnten wir eine breite Mehrheit für unser<br />
Vorhaben gewinnen.<br />
Am linken, unteren Bildschirmrand poppen<br />
während des (pausierbaren) Echtzeit-Spielablaufs<br />
mit schöner Regelmäßigkeit Ereignisse<br />
auf, die unserer Entscheidung harren.<br />
Durch Interaktion mit den Parteien versuchen wir,<br />
Ja-Stimmen für unser Vorhaben zu gewinnen.<br />
Regelmäßige Abstecher zum Stadtrat sind nötig, um über Gesetzesvorhaben und<br />
den Bau neuer Distrikte oder öffentlicher Gebäude abzustimmen.<br />
grundsätzlich zu dem jeweiligen<br />
Vorschlag stehen. Um das Risiko<br />
einer Ablehnung zu senken, können<br />
wir die Parteien beeinflussen,<br />
was uns zwar Ja-Stimmen sichert,<br />
unter Umständen aber unser Ansehen<br />
bei den Abgeordneten senken<br />
kann. Mit der Parteilinie kompatible<br />
Entscheidungen verschaffen uns<br />
Wohlwollen – das kann als politisches<br />
Kapital eingesetzt werden,<br />
um für einen Vorschlag zu werben.<br />
Dabei dürfen wir entweder höflich<br />
bitten, Druck ausüben oder drohen<br />
– ob unsere Maßnahme von Erfolg<br />
gekrönt ist, hängt zum einen von<br />
unserem Verhältnis zur Partei ab,<br />
zum anderen aber auch zu einem<br />
kleinen Teil vom Zufall. Die Zusammensetzung<br />
des Stadtrates ändert<br />
sich zudem im Verlauf des Spiels<br />
durch die Entstehung neuer Parteien<br />
und die regelmäßigen Parteienwahlen.<br />
Sich zum Beispiel mit dem<br />
linken Flügel gut zu stellen, bringt<br />
also nur etwas, wenn dieser auch<br />
dauerhaft mit vielen Abgeordneten<br />
vertreten ist. Ab einer bestimmten<br />
Epoche kommen zudem Bürgermeisterwahlen<br />
hinzu. Verlieren wir<br />
diese gegen einen von den Parteien<br />
aufgestellten Kandidaten, heißt<br />
es Game Over. Für Notfälle kann<br />
man Prestige-Punkte nutzen, um<br />
die Entscheidung des Rates dennoch<br />
zu überstimmen. Diese Prestige-Punkte<br />
verdienen wir in erster<br />
Linie dadurch, dass wir die Bürger<br />
unserer Stadt langfristig glücklich<br />
machen.<br />
Beim Test schlich sich zuweilen<br />
Tristesse in den Spielablauf,<br />
besonders wenn nach der herausfordernden<br />
Anfangsphase die Einnahmequellen<br />
etwa durch höhere<br />
Steuern gesichert sind und einem<br />
der wirtschaftliche Erfolg auch<br />
politische Vorteile verschafft. Mit<br />
Zufallsereignissen versucht Urban<br />
Empire, aus dem Trott auszubrechen.<br />
Je nach Epoche und Stadtzustand<br />
stellt uns das Spiel vor<br />
Dilemmas, für deren Lösung wir<br />
uns zwischen mehreren Verhaltensweisen<br />
entscheiden müssen.<br />
Dabei handelt es sich zwar nur<br />
um banale Textfenster, die Themen<br />
sorgen aber für Spannung. So<br />
drängt sich im Industriezeitalter<br />
etwa die Frage nach dem Umgang<br />
mit Kinderarbeit auf, auch Frauenrechte<br />
oder gleichgeschlechtliche<br />
Eheschließungen stehen auf dem<br />
Programm. Unsere Entscheidungen<br />
haben Konsequenzen wie ein<br />
sinkendes Ansehen oder Konflikte<br />
mit einer bestimmten Partei. Da<br />
es eine große Bandbreite an Ereignissen<br />
gibt, kommt theoretisch<br />
nicht so schnell Langweile auf.<br />
Praktisch verringen aber die dröge<br />
Präsentation und der geringe Wuselfaktor<br />
auf Dauer den Spaß am<br />
Zuschauen, von der sich ständig<br />
wiederholenden Musik ganz zu<br />
schweigen. <br />
„Urban Empire ist das Sparbrötchen unter den Stadtsimulationen.“<br />
Peter Bathge<br />
WAS HABEN WIR GESPIELT? Eine fast fertige Version stand uns für mehrere Tage zur Verfügung. Darin fehlten aber noch letzte Bugfixes sowie die deutsche Übersetzung.<br />
PRO<br />
Einzigartige Kombination<br />
aus Aufbau und Politik<br />
Eingängige Steuerung<br />
Motivierende Forschungsoptionen<br />
Viele Ereignisse sorgen für<br />
Abwechslung<br />
CONTRA<br />
Spröde Präsentation<br />
Kein Straßenbau<br />
Zuweilen fehlende Transparenz<br />
Wenige Szenarios & Karten<br />
Schwerer Einstieg, später<br />
zu leicht<br />
Kamera lässt sich nicht<br />
weit genug herauszoomen<br />
Musik wiederholt sich oft<br />
58-74<br />
WERTUNGSTENDENZ 0 100<br />
Es ist das grundsätzliche Konzept von Urban Empire,<br />
das mich persönlich abschreckt: Wenn ich<br />
am <strong>PC</strong> meine Traumstadt baue, dann möchte ich<br />
doch nicht, dass mir da jemand wie der Stadtrat<br />
in meine Entscheidungen reinredet. Das mag<br />
zwar realistischer sein als das gottgleiche Bauen<br />
in Cities: Skylines, macht mir aber auch viel weniger<br />
Spaß. Trotzdem dürfte der Fokus auf Politik<br />
und Stimmenfang so manch einen Fan komplexerer<br />
Aufbauspiele ansprechen. Der Spielablauf<br />
ist motivierend, besonders die Forschung ist ein<br />
großer Pluspunkt im Vergleich zu Konkurrenten<br />
wie Sim City. Beim Erfüllen der Bedürfnisse der<br />
Anwohner entsteht der genretypische Sog, auch<br />
wenn Urban Empire etwa bei der Simulation von<br />
Passanten weniger Informationen liefert als ich<br />
mir das wünschen würde. Auch der Detailgrad<br />
der Siedlungen kann nicht mit den Genre-Größen<br />
mithalten, auf Dauer sieht Urban Empire doch<br />
arg eintönig aus. Dazu kommt die schwache Geräuschkulisse<br />
– mit Sprachausgabe vertont sind<br />
nur ganz wenige Sätze. Wer mit der Präsentation<br />
auf Sparflamme leben kann, dürfte aber dennoch<br />
einige herausfordernde Stunden in Urban Empire<br />
verbringen – zumindest bis man alle drei Karten<br />
einmal besiedelt und alle drei Szenarien gespielt<br />
hat. Der Umfang ist nicht eben die größte Stärke<br />
des Spiels. Die finale Wertung wird aber vor allem<br />
von der Balance abhängen: Ob Entwickler<br />
Reborn mit den letzten Patches vor Release da<br />
noch nachgebessert hat, lest ihr im abschließenden<br />
Test auf pcgames.de.<br />
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