Durch Berührungen gelingt es, mit der oder dem Betroffenen Kontakt aufzunehmen sowie Sicherheit und Halt zu geben. Gerade wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist, sind diese kleinen Gesten von entscheidender Bedeutung. 8 VIVO [leben]
Wertschätzung und Sicherheit durch Validation Professionelle Pflege ist Einfühlsam Die Validation ist eine Kommunikations- und Umgangsform, die vor allem bei sehr alten und desorientierten Menschen zum Einsatz kommt. Zentral ist hierbei eine einfühlsame und wertschätzende Grundhaltung. Man begegnet Pflegebedürftigen mit Respekt und Akzeptanz. So gelingt es der oder dem Betroffenen Sicherheit zu geben und Einsicht in seine oder ihre Gefühle und Bedürfnisse zu erlangen. Auch in den Dr. Dr. Wagner Pflegeheimen ist diese Herangehensweise bei der Betreuung älterer Menschen von großer Bedeutung. Rückzug aus der Realität Die Validation unterscheidet vier Phasen der Aufarbeitung, die im Alter auftreten. Mit jeder Phase kommt es zu einem weiteren Rückzug aus der Realität. In der ersten Phase sind die Betroffenen noch teilweise orientiert, aber unglücklich. In der zweiten Phase gehen die kognitiven Fähigkeiten und die Orientierung mehr und mehr verloren. In der dritten Phase wird die Sprache durch Bewegung langsam ersetzt, bevor es in der vierten Phase zum totalen Rückzug nach innen kommt. Die Validation sieht für jede Phase bestimmte Techniken vor, die den Umgang mit dem pflegebedürftigen Menschen erleichtern und ihm oder ihr ein Gefühl von Sicherheit und Wertschätzung vermittelt. Tägliche Erfahrungen aus Expertenhand Katrin Köfer, MSc, MPH, Pflegedienstleiterin im Pflegeheim Afritz am See und eine Expertin in Sachen Validation beantwortete uns im Interview spannende Fragen zum Thema. Interview mit Katrin Köfer, MSc, MPH Pflegedienstleitung im Pflegeheim Afritz a. See Welche Vorteile bietet das Konzept der Validation in der Pflege? Im Zentrum des Handelns stehen stets die individuellen Bedürfnisse des pflegebedürftigen Menschen. Oftmals können jedoch Betroffene diese nicht mehr ausdrücken. Mit viel Einfühlungsvermögen und den Techniken der Validation gelingt es dennoch, diese zu erkennen. Zur Anwendung kommt hierfür etwa die Technik des Spiegelns. Der oder die Pflegekraft versucht die Atmung, Mimik und Körperhaltung eines pflegebedürftigen Menschen zu imitieren, um besser in dessen Gefühlswelt einzutauchen. Mit den Techniken aus der Validation gelingt es, den pflegebedürftigen Menschen Wertschätzung und Sicherheit zu vermittelt. Wie geht man hierzu vor? Mit sachlichen Fragestellungen gibt man dem Gegenüber etwa das Gefühl, ernstgenommen zu werden. Ein ehrlicher und enger Augenkontakt vermittelt Sicherheit. Im Gespräch ist zudem auf eine klare und sanfte Stimme zu achten, da ältere Menschen tiefe Töne oftmals nur schwer höhen. Wie verständigt man sich, wenn man sich nicht mehr verständigen kann? Wie schon Paul Watzlawick, der österreichisch-amerikanische Kommunikationswissenschaftler, so schön sagte: Man kann nicht nicht kommunizieren. Also nutzt man eben alle Sinnesorgane, um sich zu verständigen. Wichtig ist, sich am bevorzugten Sinnesorgan des Betroffenen zu orientieren. Ist eine verbale Kommuni- kation nicht mehr möglich, können Berührungen besonders wirkungsvoll sein – um Kontakt aufzunehmen, Halt zu geben oder sogar Erinnerung wachzurufen. Eine Berührung an der Wange erinnert häufig an die Mutter, im Nacken hingegen an den Vater oder an der Schulter an Freunde und Geschwister. Wie setzen Sie die Validation in Ihrem Berufsalltag ein? Ich versuche die Techniken der Validation tagtäglich im Kontakt mit unseren Heimbewohnerinnen und -bewohnern anzuwenden. Natürlich gebe ich mein Wissen auch an meine Kolleginnen und Kollegen weiter, die damit ebenfalls tolle Erfahrungen machen. Man spürt sofort, dass man leichter Zugang zum Menschen findet und, dass sich auch sein Gegenüber dadurch sichtlich wohler fühlt. 9