ROSENFEST - Bauer & Thöming Verlag
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&<br />
Wellness<br />
Gesundheit<br />
30<br />
Stress, Rauchen und falsche Diät<br />
verursachen Magengeschwüre.<br />
Das haben Mediziner bis vor wenigen<br />
Jahren noch gelernt. Wer<br />
hat nicht einen Verwandten<br />
oder Bekannten, der an MagenoderZwölffingerdarmgeschwüren<br />
leidet oder litt ?<br />
Noch bis vor wenigen Jahren<br />
waren diese Geschwüre – in<br />
der medizinischen Fachsprache<br />
als Ulcera ventriculi oder Ulcera<br />
duodeni bezeichnet – die häufigste<br />
Erkrankung des menschlichen<br />
Verdauungstraktes. Das<br />
Geschwürsleiden war eine chronische,<br />
in Schüben verlaufende<br />
Erkrankung, für die es seit Anfang<br />
der Siebzigerjahre zwar wirksame<br />
Medikamente zur Linderung<br />
der Beschwerden gab, aber eine<br />
Heilung war nicht möglich.<br />
An den Komplikationen des Geschwürsleidens,<br />
vor allem der<br />
Blutung, starben jährlich etwa<br />
3000 Menschen in Deutschland.<br />
Der Wandel im medizinischen<br />
Wissen um die Ursachen<br />
RÖSRATHerleben 2/2005<br />
Helicobacter pylori in<br />
20000-facher Vergrößerung<br />
Magengeschwüren<br />
vorbeugen<br />
Professor Dr. med. Ekkehard<br />
Bayerdörffer, Internist und<br />
Gastroenterologe<br />
bayerdoerffer@t-online.de<br />
des Geschwürsleidens begann<br />
Mitte der Achtzigerjahre mit der<br />
Entdeckung des Magenbakteriums<br />
»Helicobacter pylori«. Man<br />
erkannte rasch, dass dieser Keim<br />
der Erreger der chronisch aktiven<br />
Gastritis (= Magenschleimhautentzündung)<br />
des Magens<br />
war und dass diese Gastritis die<br />
Grunderkrankung für die Entstehung<br />
von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren<br />
darstellt.<br />
Neue Therapien<br />
Der Durchbruch in der Behandlung<br />
kam Mitte der Neunzigerjahre,<br />
als man einfache, kurze<br />
und gut verträgliche Therapieschemata<br />
entwickelt hatte,<br />
den Keim dauerhaft aus dem<br />
Magen zu vertreiben. Ein Wehmutstropfen<br />
in der Behandlung<br />
der Helicobacter-Infektion blieb<br />
jedoch, dass nur etwa 90 Prozent<br />
der Betroffenen mit der ersten<br />
Therapie erfolgreich behandelt<br />
werden können und dass sich unter<br />
der Therapie resistente Keime<br />
entwickeln können, gegen die<br />
die üblicherweise eingesetzten<br />
Antibiotika unwirksam sind. In solchen<br />
Fällen kann dann das Hinzuziehen<br />
eines Spezialisten (= Gastroenterologen)<br />
erforderlich werden.<br />
Die drei Standardtherapien<br />
bestehen aus der Kombination<br />
eines effektiven Blockers der Magensäure<br />
(= Protonenpumpeninhibitor)<br />
und zwei verschiedenen<br />
Antibiotika, die Medikamente<br />
werden alle gemeinsam einmal<br />
morgens und abends über sieben<br />
Tage eingenommen.<br />
Mehr noch als den Zusammenhang<br />
zwischen Helicobacter<br />
pylori und dem Geschwürsleiden<br />
kam man Ende der Neunzigerjahre<br />
zu der Erkenntnis, dass<br />
Helicobacter pylori auch die<br />
Hauptursache für die Entwicklung<br />
von Magenkrebs darstellt.<br />
Eine erste Behandlungsstudie<br />
aus Japan hat bereits zeigen<br />
können, dass eine Beseitigung<br />
der Helicobacter-Infektion selbst<br />
bei Menschen mittleren und<br />
höheren Alters die Krebsrate<br />
noch auf unter 10 Prozent des<br />
Ausgangswertes senken kann.<br />
Wie kann man vorbeugen?<br />
Das Vorkommen der Helicobacterpylori-Infektion<br />
des Magens<br />
in der Bevölkerung geht<br />
zwar beständig zurück, was mit<br />
den verbesserten hygienischen<br />
Lebensbedingungen zusammenhängt,<br />
doch sind heute immer<br />
noch ca. 40 Prozent der Bevölkerung<br />
infiziert und damit gefährdet,<br />
eine der gravierenden Folgeerkrankungen<br />
zu entwickeln.<br />
Doch davor kann man sich schützen.<br />
Auch wenn keine Beschwerden<br />
vorliegen, die an ein Magenproblem<br />
denken lassen, ist eine<br />
einmalige Untersuchung<br />
empfehlenswert, um den Risikofaktor<br />
Helicobacter auszuschließen.<br />
Dies geschieht heute<br />
idealerweise durch eine Magenspiegelung,<br />
die mit den modernen<br />
Videoendoskopen und der<br />
Art der Sedierung (= Schlafspritze)<br />
sehr schonend für den Patienten<br />
durchgeführt werden kann. Da<br />
die Infektion fast ausschließlich im<br />
Kindes- oder Jugendalter erfolgt,<br />
hat der so frühzeitig entdeckte<br />
Helicobacter erfolgreich therapiert<br />
kaum eine Chance in den<br />
Magen zurückzukehren. Die<br />
Wahrscheinlichkeit der Entwicklung<br />
der gefürchteten Folgeerkrankungen<br />
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre<br />
sowie des<br />
Magenkrebses lässt sich damit<br />
praktisch auf null senken.<br />
Autor: Dr. Ekkehard Bayerdörffer