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EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft

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Diakonisch-soziale Arbeit in den Bundeslän<strong>der</strong>n Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und den Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen sowie im polnischen und tschechischen Grenzgebiet<br />

ISSN 1436-8315<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> · Ausgabe 2/2005<br />

Kunst als<br />

Thera p ie und<br />

Pravention


„ “<br />

!<br />

Inhalt<br />

Kunst als Therapie<br />

& Prävention<br />

2 Pressespiegel<br />

3 Grußwort<br />

4 Höhepunkte<br />

Schwerpunktthema:<br />

8 Was macht Kunst zur<br />

Kunsttherapie?<br />

10 Kunst in den Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />

12 Kunst als Ausdruck<br />

präventiver Jugendhilfe<br />

14 Schöpferisches Tun<br />

jenseits aller Therapie<br />

16 Kunst in <strong>der</strong><br />

Altenhilfe<br />

17 Kunst und Beratung<br />

18 Notizen aus den<br />

Einrichtungen<br />

22 Termine<br />

23 111. Jubiläum<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in <strong>der</strong> Presse<br />

Heilsam schau<strong>der</strong>n -<br />

Ein Grußwort von Professor Kai-Uwe Jirka,<br />

Direktor des Staats- und Domchors Berlin<br />

Grußwort<br />

„ Hört man die Knaben und Männer des Staats- und Domchors<br />

Berlin bedenkenlos ihre Weisen singen, so lässt<br />

sich meinen, die ach so holde Klangkunst habe die<br />

Sänger wie nebenbei in eine bessre Welt entrückt. Allein, wer<br />

unsere Probenarbeit kennt, <strong>der</strong> stellt schnell, vielleicht auch ernüchtert fest: Der Knabe,<br />

<strong>der</strong> eben noch „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ intonierte, kann im nächsten<br />

Moment seinem Mitsänger den Stuhl wegziehen und diesen auf den höllischen Fußboden<br />

stürzen lassen.<br />

Kunst als Therapeutikum kann ich daher nicht ohne Warnung verabreichen: es ist ein<br />

Mittel von oft zeitlich sehr begrenzter, immer unberechenbarer Wirkung. Dass unsere<br />

mitteleuropäischen Milchkühe mit Mozart mehr und gelassener Milch geben, ist kein<br />

Gegenbeweis.<br />

Denn <strong>der</strong> Wohlklang eines Bach-Chorals o<strong>der</strong> Mendelssohn-Psalmes wirkt für uns<br />

Menschen heute leicht allzu erbaulich. Vor dem Dauerkonsum als Beruhigungsmittel in<br />

Metrostationen und Schulhöfen wollen wir geschützt sein.<br />

Warum aber setzen wir eigentlich so beharrlich auf das Heilsame <strong>der</strong> Kunst? Wie kommt<br />

es, dass über hun<strong>der</strong>tfünfzig Knaben im Alter von 5 bis 13 Jahren zu Proben kommen, in<br />

denen sie sich alter Musik, fremden Texten und strenger Probenarbeit aussetzen?<br />

Auslandsreisen, Auftritte in Funk und Fernsehen, Begegnungen mit Musikern wie Sir<br />

Simon Rattle und Kent Nagano sind sicher eine Belohnung <strong>der</strong> Arbeit, reichen aber zur<br />

Erklärung nicht aus.<br />

Mir scheint, es ist eine alte Geschichte, die hier jeden Tag weitererzählt wird. Eine<br />

Wirkung, äußerst intim und zugleich so allgemein gültig wie nichts sonst. Einprägsame<br />

Augenblicke eines heilsamen Schau<strong>der</strong>s von Zugehörigkeit. Wie nach <strong>der</strong> Probe ein<br />

Knabe mit seligem Blick, eine Motette pfeifend nach Hause eilt. Wie im Moment des<br />

gelungenen Singens das persönliche Ressentiment keine Rolle mehr spielt, weil etwas<br />

an<strong>der</strong>es laut wird, an dem alle als sie selbst teilhaben können. Kunst erfährt, so scheint<br />

mir, wer sich selbst in einem an<strong>der</strong>en erfährt. Dazu bedarf es nicht nur des klassischen<br />

Konzertsaals o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche.<br />

Dazu bedarf es auch des an<strong>der</strong>en Ortes. Wenn in einer Einrichtung wie dem<br />

„Fluchtpunkt Cheb“ in Tschechien plötzlich etwas von dieser Erfahrbarkeit spürbar<br />

wird, dann entfaltet das Therapeutikum, ganz unverhofft, seine Wirkung.<br />

Prof. Kai-Uwe Jirka,<br />

Direktor des Staats- und Domchors Berlin<br />

“<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

3


Höhepunkte<br />

Altbundespraesident Rau sagt, Diakonie sei fuer die <strong>Gesellschaft</strong> von heute unverzichtbar<br />

+ Fotoausstellung ”Leben bis zuletzt” <strong>der</strong> Design-Schueler des Lette-<br />

Vereins in <strong>der</strong> Marienkirche/Berlin<br />

Leben bis zuletzt<br />

Fotografien über das tägliche<br />

Leben in einem Berliner Sterbehospiz<br />

zeigte die Ausstellung<br />

"Leben bis zuletzt" in <strong>der</strong> Marienkirche<br />

am Alexan<strong>der</strong>platz. Die<br />

rund 50 Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />

von sechs Design-Schülern<br />

<strong>der</strong> Berufsfachschule des Berliner<br />

Lette-Vereins stellten Begegnungen<br />

und letzte Wünsche sterben<strong>der</strong><br />

Menschen dar. Bei <strong>der</strong> Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Ausstellung am 21. Mai sprachen<br />

als Ehrengäste die Schirmherrin,<br />

Dr. Petra Leuschner,<br />

Staatssekretärin für Soziales, Susanne<br />

Kahl-Passoth, Direktorin<br />

des Diakonischen Werkes Berlin-<br />

Brandenburg-schlesische Oberlausitz,<br />

Gabriele Post, Direktorin des<br />

Lette-Vereins sowie Kerstin<br />

Kurzke, stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />

<strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Hospiz Berlin<br />

e.V. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />

des Lette-<br />

Vereins, <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

als dem Träger des <strong>Lazarus</strong>-<br />

Hospizes und <strong>der</strong> evangelischen<br />

Marien-Kirchengemeinde.<br />

Matthias Leitzke, 3. Semester „Ein letzter<br />

Wunsch”: Besuch im Berliner Zoo.<br />

Die Fotos zeichneten sich durch<br />

eine "spürbare Intensität" aus<br />

und regten den Betrachter an, sich<br />

mit dem weitgehend tabuisierten<br />

Thema Sterben und Tod auseinan<strong>der</strong>zusetzen,<br />

sagte Gabriele Post.<br />

4<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

Altbundespräsident Rau mit Schwester Brigitte Queisser und Pfarrer Reinhard<br />

Stawinski<br />

Altbundespräsident Rau<br />

bei <strong>der</strong> Diakoniestiftung <strong>Lazarus</strong> in Berlin anlässlich ihres<br />

140-jährigen Bestehens<br />

Stehende Ovationen für den<br />

Ehrengast in <strong>der</strong> <strong>Lazarus</strong>-<br />

Kapelle: Zum Festgottesdienst<br />

am 16. Juni aus Anlass des<br />

140. Jahrestages <strong>der</strong> Diakoniestiftung<br />

<strong>Lazarus</strong> war auch Altbundespräsident<br />

Johannes Rau gekommen.<br />

Sehr gern habe er die<br />

Einladung angenommen, sagte er<br />

später beim Festakt im großen Saal.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> werde zunehmend<br />

kälter und oberflächlicher, beklagte<br />

er in seiner kurzen Rede. Darum<br />

seien immer wie<strong>der</strong> Menschen<br />

nötig, die das Leben menschlicher<br />

machten. Die Diakonie sei für die<br />

<strong>Gesellschaft</strong> von heute "unverzichtbar",<br />

fügte Rau hinzu. Der<br />

evangelische Theologieprofessor<br />

Günter Köhler, Mitglied des<br />

Aufsichtsrats von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong>,<br />

hatte zuvor in seiner Predigt im<br />

Festgottesdienst kritisiert, dass<br />

Mitleid in <strong>der</strong> heutigen Zeit "verunglimpft"<br />

und "sozialem Fehlverhalten<br />

gleichgesetzt" werde.<br />

Nachdrücklich appellierte Köhler<br />

an die Christen, neuen Bekenner-<br />

mut und Offensivgeist an den Tag<br />

zu legen. Am 16. Juni 1865 hatte<br />

<strong>der</strong> Berliner Pfarrer Wilhelm<br />

Boegehold im Wedding den<br />

Grundstein für eine Kapelle und<br />

einen Krankensaal gelegt. Dies<br />

gilt als das Gründungsdatum <strong>der</strong><br />

Diakoniestiftung <strong>Lazarus</strong>.<br />

Während des Festaktes unterzeichneten<br />

die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> (Berlin) und die<br />

Kaiserswerther Diakonie (Düsseldorf)<br />

einen Rahmenvertrag<br />

über eine noch engere partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit. Gemeinsam<br />

wollen beide diakonischen<br />

Träger in Nordrhein-Westfalen<br />

ein Projekt zur Resozialisierung<br />

delinquenter Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendlicher entwickeln, heißt es<br />

darin. Es handele sich um eine<br />

„strategische Partnerschaft zugunsten<br />

<strong>der</strong> Schwachen und <strong>der</strong>jenigen,<br />

die keine Lobby haben“,<br />

hob <strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Siegfried Dreusicke, hervor.<br />

DSB-Praesident von Richthofen for<strong>der</strong>t die Staerkung des Ehrenamtes in <strong>der</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> + Landrat und Buergermeister bedanken sich in Bad Koesen fuer gute<br />

und verlaessliche Zusammenarbeit mit <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />

Ehrengast<br />

des <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Freundeskreises: DSB-Präsident Manfred Freiherr<br />

von Richthofen am 12. Oktober im Hotel „Haus Morgenland”.<br />

Der Präsident des Deutschen<br />

Sportbundes (DSB)<br />

for<strong>der</strong>t die Stärkung des<br />

Ehrenamtes in <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Angesichts von Arbeitslosigkeit<br />

und verän<strong>der</strong>ter Lebensbedingungen<br />

müsse <strong>der</strong> freiwillige Einsatz<br />

für das Gemeinwohl neu definiert<br />

und zeitgerecht positioniert<br />

werden, sagte von Richthofen in<br />

seinem Referat: „Das Sozialphänomen<br />

Sport - eine Säule des<br />

Gemeinwohls“. Nachdrücklich<br />

verwies <strong>der</strong> DSB-Präsident auf die<br />

„integrative Kraft“ des Sports in<br />

<strong>der</strong> Arbeit mit Menschen, die am<br />

Rande <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> stehen,<br />

und erinnerte dabei u.a. an die Bedeutung<br />

des Sports für Menschen<br />

in Strafvollzugsanstalten. Einen<br />

bewegenden Erfahrungsbericht,<br />

Anzeige<br />

DSB-Präsident Manfred von Richthofen<br />

wie <strong>der</strong> Sport schwierigen Kin<strong>der</strong>n<br />

hilft, sich wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

zurechtzufinden, gab Gabriele<br />

Posselt, die Leiterin des Dr.<br />

Janusz-Korczak-Hauses in Berlin-<br />

Lichtenberg.<br />

Regionales<br />

Erntedankfest<br />

in Bad Kösen<br />

Herrliche Sonne und ein wolkenloser<br />

Himmel spannten sich über<br />

<strong>der</strong> Openair-Bühne, als sich am 25.<br />

September auf dem Gelände des<br />

<strong>Lazarus</strong>-Hauses und <strong>der</strong> Seniorenwohnanlage<br />

in Bad Kösen um<br />

11.00 Uhr Jung und Alt zum<br />

Erntedankgottesdienst zusammenfand.<br />

Der Landrat des Burgenlandkreises,<br />

Harri Reiche, und<br />

<strong>der</strong> Bürgermeister von Bad Kösen,<br />

Christoph Emus, bedankten sich<br />

in ihren Grußworten für die gute<br />

und verlässliche Zusammenar-<br />

Rudolf Stange, Landschaft in Aquarell<br />

beit mit <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> und hoben<br />

beide das große Engagement des<br />

Einrichtungsleiters, Peter Ehrlich,<br />

hervor. Im Anschluss an den<br />

Gottesdienst wurde die Vernissage<br />

des Künstlers Rudolf Stange<br />

aus Naumburg – Landschaften in<br />

Aquarell und Pastell – eröffnet.<br />

Präsentations- und Verkaufsstände<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Einrichtungen in<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern<br />

und Thüringen lockten mehr als<br />

900 Besucher an die Elly-<br />

Kutscher-Straße. Die Mitarbeiter<br />

und ehrenamtlichen Helfer<br />

schwitzten am Grill, am Getränkestand<br />

und am Kuchenbüffet und<br />

eine große Tombola mit über 1000<br />

Preisen, <strong>der</strong>en Erlös zur Anschaffung<br />

eines Springbrunnens bestimmt<br />

war, fand reges Interesse.<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

5


Fest <strong>der</strong> Potsdamer Einrichtungen mit Katherina Reiche, MdB (CDU) + Jahresfest<br />

in 2006 wie<strong>der</strong> im Fruehling + Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> Siegfried Dreusicke als<br />

Teilnehmer einer Senatsdelegation in Moskau<br />

Fest <strong>der</strong><br />

Potsdamer<br />

Einrichtungen<br />

im Landhaus Andreae<br />

Bei herrlichem Herbstwetter<br />

fand am Sonntag, dem 4.<br />

September in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

Landhaus Andreae Am<br />

Heiligen See das Fest aller Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

in Potsdam und Umgebung<br />

statt. Nach Eröffnung<br />

und Grußworten <strong>der</strong> Bundestagsabgeordneten<br />

Katherina Reiche,<br />

MdB (CDU) sowie <strong>der</strong> Potsdamer<br />

Beigeordneten für Soziales, Elona<br />

Müller, erwartete die Besucher ein<br />

buntes Programm mit Musik und<br />

Theateraufführungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

aus den verschiedenen <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten Potsdams.<br />

Die Hortkin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kita<br />

Sonnenland bezauberten durch<br />

ihre Zirkusshow und viel Begeisterung<br />

rief auch die Schatzsuche<br />

hervor, bei <strong>der</strong> am Ende ein<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kita Clara Zetkin auf <strong>der</strong><br />

Bühne<br />

Familienbesuch im trägereigenen<br />

Miniaturmuseum gewonnen<br />

wurde. Schatzfin<strong>der</strong>in war die<br />

kleine Ronja Wolkenstein aus<br />

unserer Potsdamer Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

Entdeckerland.<br />

6<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

Erstmals war das Jahresfest<br />

ein Frühlingsfest!<br />

Hierzu lud die <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> bei<br />

sonnigstem Frühlingswetter<br />

am 24. April ins Diakoniezentrum<br />

Berlin-Heiligensee. Auf<br />

dem gesamten Gelände fanden für<br />

Jung und Alt, behin<strong>der</strong>te und nicht<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen zahlreiche<br />

Aktionen wie Musik, Zaubererauftritte,<br />

Zirkus- und Tanzvorführungen<br />

zum Mitmachen o<strong>der</strong> Zuschauen<br />

statt. Mehr als 5000 Besucher<br />

kamen und konnten die<br />

Arbeit unseres gesamten Trägers<br />

mit all seinen Bereichen und Einrichtungen<br />

in sechs Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

an Ständen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-, Jugend-,<br />

Familien- und Altenhilfe, <strong>der</strong> Hospizarbeit,<br />

<strong>der</strong> Aus- und Fortbildung<br />

sowie <strong>der</strong> Hotels und Tagungsstätten<br />

bestaunen. Der Erfolg<br />

bestärkt uns darin im nächsten<br />

Jahr das Jahresfest wie<strong>der</strong> im<br />

Frühling zu feiern. Es wird am 7.<br />

Mai 2006 bei hoffentlich wie<strong>der</strong> so<br />

wun<strong>der</strong>schönem Wetter stattfinden.<br />

Zauberer Andreas Körner begeistert seine großen und kleinen Zuschauer<br />

Anlaesslich des Festaktes zum 30-jaehrigen Bestehen des Lebensraum I erhielten <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> MitarbeiterInnen das Kronenkreuz <strong>der</strong> Diakonie + Benefizkonzert des Berliner<br />

Staats- und Domchors war “wuerdiger Abschluss eines wun<strong>der</strong>baren Herbsttages”<br />

30 Jahre Lebensraum I<br />

im Diakoniezentrum<br />

Mit einem Gottesdienst<br />

und einem Hoffest hat<br />

<strong>der</strong> Wohnbereich für<br />

Menschen mit geistigen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

„Lebensraum I“ im<br />

Diakoniezentrum Heiligensee am<br />

12. Juni sein 30-jähriges Bestehen<br />

gefeiert. Im Festgottesdienst wurden<br />

zugleich 13 verdiente Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter von<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> mit dem Kronenkreuz<br />

<strong>der</strong> Diakonie geehrt. Die<br />

Berlin-Reinickendorfer Bezirksbürgermeisterin<br />

Marlies Wanjura<br />

Szene aus dem Theaterstück: “Die 30<br />

fetten Jahre sind vorbei”<br />

Moskaubesuch<br />

E ine Delegation aus Berlin<br />

besuchte die Partnerstadt<br />

Moskau vom 5.-8. Oktober dieses<br />

Jahres, um gemeinsame Jugendprojekte<br />

zu besprechen.<br />

LSB-Präsident Peter Hanisch,<br />

Roswitha von <strong>der</strong> Goltz, verantwortlich<br />

für das Kin<strong>der</strong>museum in<br />

<strong>der</strong> „Fabrik Osloer Straße”, und<br />

<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> gAG, Siegfried Dreusicke,<br />

begleiten den Senator für Bildung,<br />

Jugend und Sport, Klaus Böger,<br />

und seinen Abteilungsleiter Wolfgang<br />

Penkert.<br />

würdigte in ihrem Grußwort das<br />

soziale Engagement des diakonischen<br />

Trägers im Zeichen <strong>der</strong><br />

christlichen Nächstenliebe für die<br />

Menschen, die am Rande <strong>der</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> stehen. Anschließend<br />

führte die Theatergruppe vom<br />

Lebensraum I ihr Stück „Die 30<br />

fetten Jahre sind vorbei“ auf. Im<br />

„Lebensraum I“, <strong>der</strong> mehrere<br />

Standorte in Berlin sowie im Umland<br />

hat, werden <strong>der</strong>zeit rund 175<br />

Männer und Frauen mit geistigen<br />

Behin<strong>der</strong>ungen betreut.<br />

Verdiente Mitarbeiter werden mit dem<br />

Kronenkreuz <strong>der</strong> Diakonie geehrt<br />

Der Vorsitzende des Familien- und Jugendkomitees,<br />

Oleg E. Pilschikow, Senator<br />

Klaus Böger und Siegfried<br />

Dreusicke besprechen im Berliner<br />

Haus in Moskau Fragen <strong>der</strong> Jugendbegegnung<br />

Berliner Staats- und Domchor in <strong>der</strong><br />

Stadtkirche Selb<br />

Der Berliner Staatsund<br />

Domchor in Selb<br />

Ein Benefizkonzert mit dem<br />

Berliner Staats- und Domchor,<br />

sowie dem Blockflötenensemble<br />

<strong>der</strong> Stadtkirche und dem<br />

Posaunenchor Selb begeisterte am<br />

15. Oktober die Zuhörer <strong>der</strong> Selber<br />

Stadtkirche. Der Erlös des<br />

Konzertes kommt dem Projekt<br />

„Fluchtpunkt“ in Cheb/Eger in<br />

Tschechien zugute. Es handelt<br />

sich dabei um ein Haus, das die<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> erworben<br />

hat, um Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen,<br />

die Gewalt ausgesetzt,<br />

sexuell missbraucht worden o<strong>der</strong><br />

in Notlagen geraten sind, Hilfe,<br />

Beratung und kurzzeitig Unterkunft<br />

anzubieten.<br />

Die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

hatte dem Staats- und Domchor<br />

ihre Räumlichkeiten im Hotel<br />

Haus Silberbach für seine jährliche<br />

Probenfreizeit zur Verfügung gestellt.<br />

Mit dem Benefizkonzert<br />

bedankte sich <strong>der</strong> Chor für diesen<br />

Aufenthalt in Silberbach. Es war<br />

ein Abend, <strong>der</strong>, wie Dekan Hermann<br />

Seissler in seiner Begrüßung<br />

bemerkte, ein beson<strong>der</strong>er<br />

musikalischer Kunstgenuss zu<br />

werden versprach, und <strong>der</strong> „in seiner<br />

Vielfalt und Farbigkeit einen<br />

würdigen Abschluss des wun<strong>der</strong>baren<br />

Herbsttages“ bildete. Wie<br />

sehr er mit seinen Worten Recht<br />

behalten sollte, zeigte <strong>der</strong> lang<br />

anhaltende Beifall, <strong>der</strong> dem Staatsund<br />

Domchor sowie den beiden<br />

Instrumentalensembles für ein einmaliges<br />

Konzert dankte.<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

7


Kunst als Therapie und Prävention<br />

Was macht Kunst zur Kunstthera p ie und Thera p ie zur Kunst?<br />

Chr.-B. Kraft, Gestaltungstherapeutin/Klinische Kunsttherapeutin in <strong>der</strong> DRK-Wiegmannklinik und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin<br />

Die seit 1970 leidenschaftlich<br />

geführten Diskussionen<br />

und Debatten<br />

über: ‚Kunst ist Therapie', ‚Kunst<br />

als Therapie und Kunsttherapie'<br />

haben inzwischen zu einem gegenseitigen<br />

Annäherungsprozess zwischen<br />

den Künstlern und Therapeuten<br />

geführt. An Hochschulen,<br />

Fachhochschulen und Instituten,<br />

in denen Kunsttherapie gelehrt<br />

wird, und in den verschiedenen<br />

Fachverbänden und Berufsverbänden<br />

wird dem Beziehungsraum<br />

zwischen Kunst und Therapie<br />

ein eigener Stellenwert eingeräumt.<br />

Die Position: ‚Kunst heilt<br />

und je<strong>der</strong> Künstler ist ein Therapeut'<br />

ist zugunsten einer gemeinsamen<br />

Definition im Berufsbildentwurf<br />

des Künstlerischen Therapeuten<br />

formuliert.<br />

Die Künstlerischen Therapien enthalten<br />

als Untergruppierungen die<br />

Kunst- und Gestaltungstherapie,<br />

die Musiktherapie, die Tanz- und<br />

Bewegungstherapie und die<br />

Theatertherapie. In <strong>der</strong> Kunstund<br />

Gestaltungstherapie werden<br />

in <strong>der</strong> Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n, Erwachsenen<br />

und älteren Menschen<br />

äußere Handlungsvorgänge mit<br />

dem Medium sinnlicher Gestaltungsarbeit<br />

initiiert. Durch entsprechendes<br />

Materialangebot können<br />

“Wahrnehmungskanäle” geöffnet<br />

werden, die ein Spüren,<br />

Fühlen und Erleben innerer und<br />

äußerer Erfahrungsräume aktivieren.<br />

Materialisierungsvorgänge im<br />

Gestaltungsobjekt for<strong>der</strong>n Auseinan<strong>der</strong>setzungsvorgänge<br />

<strong>der</strong><br />

Strukturierung, Formung und<br />

Organisation und haben Rückwirkung<br />

bei blockierter, unterbrochener<br />

und gestörter Dialogfähigkeit<br />

von Emotionalität,<br />

Denk- und Handlungsfähigkeit.<br />

Bedeutungsgebende Prozesse befähigen<br />

Austausch und Sinnerfahrung<br />

mit sich, dem An<strong>der</strong>en und<br />

<strong>der</strong> Welt. Im Gestalten - im<br />

Malen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeit mit Ton -<br />

beginnt je<strong>der</strong> Mensch mit <strong>der</strong> ureigensten<br />

Bewegung, die sich in<br />

Form einer Spur äußert und ein<br />

Teil seines Selbst ist. Eine Patientin<br />

von mir drückte das folgend aus:<br />

,,Das weisse Blatt *<br />

die erste Linie, verletzt<br />

das Blatt und das bin<br />

ich und ich weiss nicht,<br />

wo mich das hinfuhrt. ,, ..<br />

Für diese künstlerische und gefühlshafte<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung von<br />

Beginn, Verletzung und unbekannten<br />

Räumen, fertigte sie eine Serie<br />

von Graphiken (Aquatinta, 50 x 40<br />

cm) an, wovon ich eine hier zeige,<br />

in <strong>der</strong> Hoffnung, dass die visuelle<br />

Wahrnehmung beim Betrachter zu<br />

einer gefühlsmäßigen Resonanz<br />

führt.<br />

sich auch im Äußeren verstärkt,<br />

wird sich vermehrter Leidensdruck<br />

zeigen.<br />

Ich zeige das Bild <strong>der</strong> 9. Gruppengestaltungstherapiesitzung,<br />

<strong>der</strong><br />

letzten Gruppensitzung von <strong>der</strong><br />

gleichen Patientin.<br />

Und <strong>der</strong> zitierte Kommentar <strong>der</strong><br />

Patientin zu ihrem Prozess in <strong>der</strong><br />

Klinik, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Gestaltung<br />

materialisiert:<br />

In mir ist eine stille, stabile Stärke<br />

entstanden, die mich stark und<br />

lebendig macht, alles bewegt sich<br />

und leuchtet. Das Bild soll einfacher<br />

werden (nicht so abstrakt) und<br />

es soll alles Erlebte und Erlittene<br />

zusammenfassen.<br />

Ich fühle mich so dankbar und<br />

innerlich erlöst - ich staune selbst<br />

am allermeisten über den erlebten<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozess und es strömt<br />

sehr viel aus mir heraus und in<br />

mich hinein. Ich habe in <strong>der</strong> letzten<br />

Woche so viel Lebendigkeit und<br />

Schönheit erlebt - es grenzt an ein<br />

Wun<strong>der</strong>. Seit über 40 Jahren empfinde<br />

ich zum ersten Mal Weihnachtsfreude<br />

und ich begreife den<br />

Sinn <strong>der</strong> buddhistischen Aussage<br />

für die erste Kerze, die in einen<br />

dunklen Raum gebracht wird.<br />

Dieses Bild will ich herstellen, ich<br />

muss es versuchen. Ich wähle eine<br />

alte Wachsmaltechnik aus meiner<br />

Kin<strong>der</strong>gartenzeit - leuchtendes<br />

Gelb muss schwarz übermalt und<br />

anschließend wie<strong>der</strong> freigekratzt<br />

werden. So will ich verdeutlichen,<br />

wie das Licht die Dunkelheit<br />

,,Das<br />

weisse<br />

Blatt *<br />

die<br />

erste<br />

Linie, verletzt das Blatt<br />

und das bin ich und ich<br />

weiss nicht, wo<br />

mich das hinfuhrt. ,,<br />

Eine <strong>der</strong> Ordnungsstrukturen <strong>der</strong><br />

Bild- und Gestaltungsarbeit beruht<br />

auf <strong>der</strong> Grundannahme, dass sich<br />

Bewegung und Wahrnehmung und<br />

Wahrnehmung und Gestaltung<br />

wechselseitig bedingen und aufeinan<strong>der</strong><br />

wirken.<br />

D.h. im Gestalten wird innere<br />

Spannung über die Regung <strong>der</strong><br />

Motorik und <strong>der</strong> Berührung mit<br />

dem Material ausgedrückt und findet<br />

in <strong>der</strong> Gestaltung eine Form. Je<br />

nachdem, ob Druckenergien sich<br />

in <strong>der</strong> Formfindung und Bildorganisation<br />

in Drangenergien verwandeln<br />

können, wird es befriedigend<br />

sein. Wenn die Druckenergie<br />

durchdrungen hat. Ich empfinde<br />

Wi<strong>der</strong>stand beim Auftragen <strong>der</strong><br />

schwarzen Farbe und Freude und<br />

Zufriedenheit beim Freikratzen.<br />

Ich stelle mich als Berg dar, in dem<br />

eine dunkle Höhle existiert. So sehe<br />

ich mich, wenn ich an mein Leben<br />

vor dem Klinikaufenthalt denke.<br />

Die therapeutische Hilfe stelle ich<br />

dar, indem ich eine große Kerze in<br />

die Höhle kratze, die erste Kerze<br />

wurde in einen dunklen Raum<br />

gebracht. Sie leuchtet kräftig und<br />

sendet Lichtstrahlen aus, die den<br />

Berg durchdringen. Außerhalb des<br />

Berges stehen noch „unzählige“<br />

an<strong>der</strong>e Kerzen, die die Lichtstrahlen<br />

aus <strong>der</strong> Höhle empfangen und<br />

gleichzeitig neue Strahlen in die<br />

Höhle zurücksenden. Den lebendigen<br />

Austausch versuche ich durch<br />

Pfeilspitzen (Vektoren) zu verdeutlichen.<br />

Das dargestellte, sich ausbreitende<br />

Licht erfüllt mich mit<br />

einer tiefen Freude und ich begreife,<br />

dass Lebendigkeit von wechselseitigem<br />

Austausch, <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

zu geben und zu nehmen abhängt.<br />

Ich drehe das Blatt um und male<br />

noch das Wort „lebendig“ in das<br />

Bild hinein - so wie es in meinem<br />

Kopf herumspringt, nicht ganz so<br />

schön, aber prinzipiell ähnlich.<br />

Eigentlich ist es in meinem Kopf<br />

noch viel beweglicher - alle Buchstaben<br />

setzen sich aus Pflanzen,<br />

Schmetterlingen, Marienkäfern,<br />

Bienen und Sternen zusammen.<br />

,,Ich bin so glucklich. ,, ..<br />

Diese Patientin hatte im Bild eine<br />

glückliche Kin<strong>der</strong>gartenerfahrung<br />

wie<strong>der</strong>finden können und damit<br />

einen Anschluss an ihr inneres<br />

Wesen erlebt, was ihr durch<br />

Funktionalität und Karriereerfahrung<br />

abhanden gekommen war<br />

und sie zu einer Entfremdung zu<br />

sich selbst führte. Sie hatte das<br />

Glück eine gute Kin<strong>der</strong>gartenerfahrung<br />

gemacht zu haben, die in<br />

ihr positive Hintergrundbil<strong>der</strong><br />

formten. An<strong>der</strong>s ist es bei Kin<strong>der</strong>n,<br />

die im Kin<strong>der</strong>garten mit ihrem<br />

bildhaften Ausdruck nicht angenommen<br />

werden und bei denen<br />

Aussagen von Erwachsenen wie:<br />

„So ein schwarzes Haus ist kein<br />

schönes Haus und mal mal ein<br />

schönes Haus mit rotem Dach“,<br />

das Zutrauen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu sich<br />

nicht stärken und Blockierungen<br />

verursachen können. Von Erwachsenen,<br />

die eine Kin<strong>der</strong>therapie<br />

erlebten, höre ich immer wie<strong>der</strong>,<br />

dass sie das Malen als Überführungsakt<br />

erlebten und ihre bildhaften<br />

Darstellungen wie psychologische<br />

Beweisaufnahmen gewertet<br />

fühlten.<br />

Es genügt nicht Künstler o<strong>der</strong><br />

Therapeut zu sein, um als Kunsttherapeut<br />

arbeiten zu können. Das<br />

Spezifische in <strong>der</strong> Kunst- und<br />

Gestaltungstherapie liegt in <strong>der</strong><br />

Gestaltung und Nutzung <strong>der</strong> vorsprachlichen,<br />

prozessorientierten<br />

und aktivierenden Kommunikation<br />

im therapeutischen und<br />

ästhetischen Raum. Sie wirkt auf<br />

soziale, kognitive, psychische,<br />

funktionale und körperliche Faktoren.<br />

Damit entspricht die Kunstund<br />

Gestaltungstherapie, wie auch<br />

die Künstlerischen Therapien, den<br />

Kriterien des biopsychosozialen<br />

Modells <strong>der</strong> WHO zur Gesundheit.<br />

Erst in den letzten 10 Jahren<br />

ist es Hirnforschern und Entwicklungspsychologen,<br />

vor allem mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> sogenannten Bildgebenden<br />

Verfahren, gelungen nachzuweisen,<br />

welch nachhaltigen Einfluss<br />

frühe Bindungserfahrungen<br />

darauf haben, wie und wofür ein<br />

Kind sein Gehirn benutzt und welche<br />

Verschaltungen zwischen den<br />

Milliarden Nervenzellen deshalb<br />

beson<strong>der</strong>s gut gebahnt und stabilisiert<br />

und welche nur unzureichend<br />

entwickelt und ausgeformt werden.<br />

Das Ausmaß und die Art <strong>der</strong><br />

Vernetzung neuronaler Verschal-<br />

tungen, insbeson<strong>der</strong>e im frontalen<br />

Kortex, hängt also ganz entscheidend<br />

davon ab, womit sich Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche beson<strong>der</strong>s intensiv<br />

beschäftigen, zu welcher Art von<br />

Nutzung ihres Gehirns sie im Verlauf<br />

des Erziehungs- und Sozialisierungsprozesses<br />

angeregt werden<br />

(Gebauer/Hüther, 2001).<br />

Die Gesundheit zu för<strong>der</strong>n ist eine<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

in einer Zeit <strong>der</strong> Überflutung<br />

von Reizimpulsen, in <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> visuellen Überschwemmungen<br />

mit nicht verkraftbaren<br />

Bil<strong>der</strong>n vor dem Fernseher ausgesetzt<br />

sind. Wo familiäre Atmosphären<br />

des Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Isolation,<br />

Überlastung und Überfor<strong>der</strong>ung<br />

gewichen sind, sind präventive<br />

Maßnahmen dringend notwendig,<br />

in denen seelische und kognitive<br />

Entwicklungsbedürfnisse des<br />

Menschen gestützt und gestärkt<br />

werden. Entwicklung ist ohne<br />

zwischenmenschliche Beziehungserfahrung,<br />

in <strong>der</strong> es Spielraum,<br />

Vertrauen und Orientierung gibt,<br />

nicht möglich. In den künstlerischen<br />

Therapien setzt sich <strong>der</strong><br />

Mensch durch seine gestalterischen<br />

Kräfte auf eindrucksvolle Weise<br />

mit seiner Menschwerdung und<br />

seinem Menschsein auseinan<strong>der</strong>.<br />

Im eigenen kreativen Tun und im<br />

künstlerischen Handeln an<strong>der</strong>er,<br />

erahnen wir etwas von <strong>der</strong> Welt, in<br />

<strong>der</strong> wir leben, und gewinnen auf<br />

diese Weise Erkenntnisse über uns.<br />

Kunst beinhaltet die spielerische<br />

Suche nach Lösungen. Therapie<br />

beinhaltet den zwischenmenschlichen<br />

Raum <strong>der</strong> Kommunikation.<br />

Kunsttherapie ermoglicht<br />

..<br />

die Wechselbedingungen<br />

..<br />

von Abhangigkeit und<br />

..<br />

Autonomie zu bewaltigen,<br />

indem Beziehung erlebt<br />

und materialisiert wird.<br />

8 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 9<br />

,,Ich bin so glucklich. ,,<br />

..


Kunst als Therapie und Prävention<br />

Schwerpunktthema<br />

Im schoepferischen Tun werden die Kin<strong>der</strong> herausgefor<strong>der</strong>t eigene Wege zu gehen<br />

und ungewoehnliche Loesungen zu finden<br />

PIC ASSO<br />

Picasso meint, dass wir als Kin<strong>der</strong> alle<br />

Künstler waren.<br />

Die Schwierigkeit liegt darin, als<br />

Erwachsener einer zu bleiben.<br />

Kin<strong>der</strong> sind Persönlichkeiten,<br />

<strong>der</strong>en Gedanken frei<br />

und wichtig sind, <strong>der</strong>en<br />

Leistungen Wert haben und die<br />

Träger und Schöpfer einer eigenen<br />

Kultur sind. Pädagogen in<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten sind aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

Kin<strong>der</strong> auf ihren Wegen zu<br />

assistieren, sie an Fragen heranzuführen<br />

und aus ihren Antworten<br />

neue Fragen entstehen zu lassen.<br />

Im Kin<strong>der</strong>atelier <strong>der</strong> Kita „Am Zauberwald”,<br />

Bergfelde<br />

Räume in Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />

sind Orte indirekter Pädagogik,<br />

Werkstätten und Spieloasen, in<br />

denen alle, die dahin kommen,<br />

inspiriert werden, einan<strong>der</strong> kennen<br />

zu lernen, miteinan<strong>der</strong> zu erzählen,<br />

zu forschen, zu beobachten<br />

und zu experimentieren. Kunst<br />

und Spiel, so ist es in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechtskonvention<br />

<strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen verankert, ist das Recht<br />

eines jeden Kindes. Denn Kin<strong>der</strong><br />

haben ein tiefes Bedürfnis sich aus-<br />

10<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

zudrücken. Auf <strong>der</strong> Suche nach<br />

Wegen, dem großen Ausdrucksbedürfnis<br />

von Kin<strong>der</strong>n Raum zu<br />

geben, entwickelte sich in <strong>der</strong><br />

Provinz Reggio Emilia (Norditalien)<br />

ein außergewöhnliches Bildungs-<br />

und Erziehungskonzept,<br />

aus dem sich die Atelierarbeit entwickelte.<br />

In unserer Kin<strong>der</strong>tagesstätte Landhaus<br />

Andreae Am Heiligen See ist<br />

in diesem Jahr durch denkmalgerechte<br />

Sanierungen ein Ort entstanden,<br />

<strong>der</strong> in seiner architektonischen<br />

Ausformung eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

darstellt. Die historische<br />

Atmosphäre ist in den verwinkelten<br />

Räumen spürbar und verbindet<br />

Denkmal und Mo<strong>der</strong>ne. Dabei<br />

wurde das frühere Stallgebäude zu<br />

einem Kin<strong>der</strong>atelier ausgebaut.<br />

Durch Freilegung und Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

historischer Elemente entstand<br />

eine Raumarchitektur, die in<br />

beson<strong>der</strong>em Maße den Ateliercharakter<br />

unterstreicht.<br />

Mit <strong>der</strong> Unterstützung von Künstlern,<br />

Kunstpädagoginnen und<br />

Erzieherinnen werden hier Kin<strong>der</strong><br />

ermutigt, sich in Bil<strong>der</strong>n, Werken<br />

und Inszenierungen auszudrücken.<br />

Sie setzen sich aktiv mit ihrer<br />

Umwelt auseinan<strong>der</strong> und entdekken<br />

die Welt indem sie zeichnen,<br />

malen, gestalten, vermessen, mit<br />

Draht, Ton, Sand, Wasser und<br />

Gisela Katharina Hauber<br />

Papier experimentieren. Im schöpferischen<br />

Tun werden die Kin<strong>der</strong><br />

herausgefor<strong>der</strong>t eigene Wege zu<br />

gehen und ungewöhnliche Lösungen<br />

zu finden.<br />

Sind Sie neugierig<br />

geworden?<br />

Kommen Sie doch vorbei, lassen<br />

Sie sich faszinieren von den Kunstwerken,<br />

tauchen Sie ein in die Welt<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, staunen und genießen<br />

Sie. Lassen Sie sich inspirieren! Im<br />

kommenden Jahr öffnen wir das<br />

Atelier an den Wochenenden auch<br />

für Sie und Ihre Kin<strong>der</strong>. Unterstützen<br />

Sie unser Projekt<br />

"Freunde und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten in<br />

Potsdam e.V."<br />

Gisela Katharina Hauber<br />

Referentin für Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />

Kin<strong>der</strong> unserer Kita „Am Zauberwald”,<br />

Bergfelde<br />

Die Bezirksbuergermeisterin Christina Emmrich ueberreichte <strong>der</strong> Kita “Pusteblume”<br />

insgesamt fuenf Preise darunter ein dritter Platz<br />

„Der Wald geht uns alle an“<br />

Zum 10. Mal hatte <strong>der</strong> Umweltladen<br />

Lichtenberg unter dem<br />

Motto „Der Wald geht uns alle<br />

an“ zum Mal-, Zeichen- und<br />

Schreibwettbewerb aufgerufen.<br />

Teilnahmeberechtigt waren Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche aus Kin<strong>der</strong>gärten,<br />

Schulen und Gymnasien, die ihre<br />

Beiträge sowohl als Einzel- als<br />

auch als Gruppenbeiträge einreichen<br />

konnten. Der Aufruf fand<br />

eine beachtliche Resonanz. Mehr<br />

als 200 Mitwirkende beteiligten<br />

sich mit 89 Beiträgen am diesjährigen<br />

Wettbewerb, darunter auch die<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Kita „Pusteblume“ in<br />

<strong>der</strong> Wönnichstraße. Mit vielen<br />

guten Ideen gingen Kin<strong>der</strong> und Erzieherinnen<br />

an die Arbeit. Es entstanden<br />

mehrere sehr schöne<br />

Werke. Die Verleihung <strong>der</strong> Preise<br />

erfolgte in sieben altersgerechten<br />

Kategorien am 27. April im Umweltladen.<br />

Die Bezirksbürgermeisterin,<br />

Christina Emmrich, überreichte<br />

<strong>der</strong> Kita „Pusteblume“<br />

insgesamt fünf Preise, darunter<br />

ein dritter Platz für eine Gemeinschaftsarbeit<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Nina<br />

Schäffner, Eva Wolf, Hon Phi<br />

Hoang und Arvid Pfitzmann.<br />

Bild aus <strong>der</strong> Kita “Pusteblume”: Dritter Platz im Wettbewerb<br />

Siegerehrung durch Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich im Umweltladen<br />

Lichtenberg am 27. April 2005<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

11


Kunst als Therapie und Prävention<br />

“Das kuenstlerische Produkt wird somit selbst Bestandteil praeventiven Handelns<br />

in <strong>der</strong> Jugendhilfe”<br />

Kunst und Jugendhilfe - bei<br />

erster Betrachtung zwei<br />

Begriffe, die in <strong>der</strong> täglichen<br />

Praxis in unseren Jugendhilfeeinrichtungen<br />

nur schwer<br />

miteinan<strong>der</strong> vereinbar erscheinen:<br />

das vor Kreativität und Motivation<br />

sprühende und selbstbewusste<br />

Kind und <strong>der</strong> motivationsarme,<br />

selbstzerstörerisch<br />

und ohne Selbstvertrauen handelnde<br />

Jugendliche.<br />

Dies gilt allerdings nur bei erster,<br />

oberflächlicher Betrachtung.<br />

Gerade künstlerisch-kreatives Handeln<br />

ist ein wesentliches Element<br />

in <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> uns anvertrauten<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

zur (Wie<strong>der</strong>)Erlangung verloren<br />

gegangenen Vertrauens und Selbstvertrauens.<br />

Die zentrale Erfahrung<br />

einer künstlerischen Produktion<br />

ist, dass die eigene, höchst<br />

individuelle authentische Äußerung<br />

auf öffentliche Aufmerksamkeit<br />

und Anerkennung stößt.<br />

Der Umstand, dass künstlerische<br />

Produktion mit dem Erlernen<br />

sozialer und „handwerklicher“<br />

Kompetenzen und öffentlicher<br />

Anerkennung verbunden ist, bietet<br />

für die von uns betreuten Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendlichen das Umfeld, ihr<br />

Selbstwertgefühl zu entwickeln<br />

und ihre Handlungsmöglichkeiten<br />

zu erweitern. Das künstlerische<br />

Produkt wird somit selbst Bestandteil<br />

präventiven Handelns<br />

in <strong>der</strong> Jugendhilfe.<br />

Michael Piekara<br />

Referent für Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendhilfe<br />

Sigrid Jordan-Nimsch, Referentin für<br />

Betreuung delinquenter Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendlicher und für Projektentwicklung<br />

KUNST<br />

als Ausdruck präventiver Jugendhilfe<br />

Kin<strong>der</strong> des Dr. Janusz Korczak-Hauses<br />

im Töpferkurs<br />

Keramikkurs zur<br />

Entspannung<br />

Seit einiger Zeit gibt es im Dr.<br />

Janusz Korczak- Haus am Tierpark<br />

einen Keramikzirkel für Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche unter Anleitung<br />

des Ehepaars Malek. Frau<br />

Malek ist Keramikerin mit einer<br />

eigenen Werkstatt, ihr Mann ehemaliger<br />

Pädagoge. Beide kümmern<br />

sich begeistert und liebevoll um<br />

die 18 regelmäßig teilnehmenden<br />

Kin<strong>der</strong>. Die Kin<strong>der</strong> leben in verschiedenen<br />

Gruppen des Jugend-<br />

hilfeverbundes und sollen eine<br />

För<strong>der</strong>ung in allen entwicklungsrelevanten<br />

Lebensbereichen erhalten.<br />

Sie kämpfen mit Schulschwierigkeiten,<br />

Verhaltensproblemen o<strong>der</strong><br />

müssen traumatische Erlebnisse<br />

aufarbeiten. Bei <strong>der</strong> Arbeit mit Ton<br />

werden sie ruhig, entspannen, werden<br />

gelobt und haben schnell sichtbare<br />

Erfolgserlebnisse.<br />

Katharina (12) z.B. sagt: „Ich<br />

mache das, weil es mich beruhigt<br />

und um mich besser zu konzentrieren.<br />

Es macht Spaß, weil man verschiedene<br />

Techniken lernt um viele<br />

Sachen aus Ton zu formen, die man<br />

später verschenken kann.“<br />

Chris (7) dagegen meint: „Ich hab'<br />

schon mal eine Tasse gemacht; jetzt<br />

will ich aber nicht mehr, weil mir<br />

<strong>der</strong> Computer mehr Spaß macht -<br />

ich hasse Keramik.“ (Anschließend<br />

formte Chris doch wie<strong>der</strong> den<br />

Ton). Robert (13) „Weil ich Kunst<br />

mag und Keramik ist schön, weil<br />

man eigene Gestaltung machen<br />

kann. Es ist eine schöne Freizeitbeschäftigung.<br />

Man kann Geschenke<br />

selbst entwerfen.“<br />

Die drei ersten oeffentlichen Auffuehrungen des Maerchenspiels ”Der Teufel mit<br />

den drei goldenen Haaren” im Oktober 2005 waren ein grosser Publikumserfolg<br />

Praventionstheater<br />

Das Projekt „Leerstelle o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Büffel büffelt nicht“ spielt<br />

in <strong>der</strong> Uckermark<br />

Auf die Frage, was beim<br />

Theaterspielen erreicht<br />

werden soll, antwortet<br />

einer <strong>der</strong> jugendlichen Mitwirkenden<br />

ganz spontan: Dass manche<br />

freundlicher zueinan<strong>der</strong> werden.<br />

Das hört sich einfach an, ist es aber<br />

nicht - betrachtet man die Lebensläufe<br />

<strong>der</strong> Jungen und Mädchen<br />

zwischen 14 und 17, die beim<br />

Theaterprojekt „Leerstelle“ ihren<br />

ersten Auftritt haben. Sind es doch<br />

verhaltensauffällige Jugendliche<br />

aus sozial benachteiligten Familien<br />

- oft mit einer rechtsextremen<br />

Gesinnung, die sie als ‚normal',<br />

zu ihrer Welt und ihrem<br />

Alltag dazugehörig erleben, sie<br />

daher tolerieren, akzeptieren o<strong>der</strong><br />

offen vertreten. Aggressives Verhalten,<br />

Gewalt, Alkohol und Missbrauch<br />

gehören zu den Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> meisten Jugendlichen <strong>der</strong><br />

Gruppe.<br />

Mit 15 dieser Jugendlichen aus<br />

Schwedter Schulen erarbeiten die<br />

Berliner Schauspielerin Ulrike<br />

Völger und die Bosnische Dramaturgin<br />

Julija Schemberger unter<br />

professionellen Bedingungen an<br />

den Uckermärkischen Bühnen<br />

Schwedt Szenen und Theaterstücke.<br />

Aber nicht nur das, sie<br />

ermutigen sie, sich sprachlich zu<br />

äußern, die innere und äußere<br />

Stummheit zu überwinden, sie setzen<br />

den rassistischen Sprüchen und<br />

dem nazistischen Gehabe, glaubhaft,<br />

aber bestimmt an<strong>der</strong>e, tolerante<br />

und weltoffenere Lebensformen<br />

entgegen. Langsam wei-<br />

chen auf diese Weise grobes Verhalten<br />

und beleidigende Sprache<br />

einem freundlicheren, solidarischeren<br />

Umgang miteinan<strong>der</strong>.<br />

Das Kennzeichen des Projekts, das<br />

von „entimon“, einem Programm<br />

gegen Gewalt und Rechtsextremismus<br />

im Rahmen des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend, geför<strong>der</strong>t<br />

wird, ist, dass Streetworkerinnen<br />

und Schulsozialarbeiterinnen<br />

von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> intensiv und<br />

vertrauensvoll mit den beiden<br />

Theaterprofis zusammenarbeiten,<br />

um beide Bereiche eng zu verzahnen.<br />

Die Sozialarbeiter motivieren<br />

die Jugendlichen, die Ausdauer<br />

aufzubringen, ein über ein ganzes<br />

Schuljahr gehendes Projekt durchzuhalten,<br />

sie bieten Hilfestellungen<br />

an, greifen bei aktuellen Problemen<br />

ein. Die Leiterinnen bieten den<br />

Jugendlichen dabei eine „Leerstelle“,<br />

die nicht von außen definiert<br />

wird, in <strong>der</strong> die Jugendlichen sich<br />

selbst suchen können, Anerkennung<br />

erfahren und in ihrem Selbstwertgefühl<br />

gestärkt werden. Beides<br />

zusammen, verbindliche Motivierung<br />

und freie Anerkennung,<br />

machen die Stärke des Projektes<br />

aus.<br />

Dass dies auch Krisen einschließt,<br />

zeigt sich immer wie<strong>der</strong>. Denn wer<br />

die Jugendlichen stärkt, stärkt<br />

auch ihre gewaltbereiten Seiten.<br />

Dieses Risiko immer wie<strong>der</strong> einzugehen<br />

und die darin steckende<br />

jugendliche Vitalität gleichwohl in<br />

die Theaterarbeit einmünden zu<br />

lassen, ist die Kunst, die das Theater<br />

zu einem wichtigen Mittel <strong>der</strong><br />

Prävention macht. O<strong>der</strong>, wie eine<br />

<strong>der</strong> Leiterinnen mit einem Lächeln<br />

formuliert, wir lernen aus je<strong>der</strong><br />

Krise. Die drei ersten öffentlichen<br />

Aufführungen des Märchenspiels<br />

„Der Teufel mit den drei goldenen<br />

Haaren“ im Oktober 2005 in<br />

Schwedt waren ein großer Erfolg.<br />

Das Publikum dankte mit langem<br />

Applaus und lauten Begeisterungsrufen.<br />

12 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 13


Kunst als Therapie und Prävention<br />

Schwerpunktthema<br />

Im schoepferischen Tun liegen Werte, die fuer die Persoenlichkeitsentwicklung von<br />

Menschen mit (geistiger) Behin<strong>der</strong>ung bedeutsam sind<br />

Anneliese Geesen<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre ist<br />

in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe in<br />

Deutschland die Aufmerksamkeit<br />

für künstlerisches Gestalten<br />

als Ausdrucksform von Menschen<br />

mit (geistiger) Behin<strong>der</strong>ung<br />

gewachsen.<br />

Jenseits therapeutischer Zwecke<br />

wurden im schöpferischen Tun<br />

Werte erkannt, die für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Menschen<br />

mit (geistiger) Behin<strong>der</strong>ung<br />

bedeutsam sind. Es entstanden<br />

eigenständige, ausdrucksstarke<br />

Werke, mit denen echte<br />

Anerkennung durch Künstler<br />

und Kunstwissenschaftler erlangt<br />

wurde. Kunstwerke von Menschen<br />

mit (geistiger) Behin<strong>der</strong>ung wurden<br />

europaweit prämiert und ausgestellt.<br />

Ausstellungen in <strong>der</strong><br />

DOCUMENTA und die Verleihung<br />

des EUWARD, eines europäischen<br />

Kunstpreises an Menschen<br />

mit (geistiger) Behin<strong>der</strong>ung<br />

sind Ausdruck für die mittlerweile<br />

erreichte Akzeptanz.<br />

Mit <strong>der</strong> Würdigung von Kunstwerken<br />

(geistig) behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

geht die Anerkennung ihrer<br />

persönlichen Ausdrucksform einher.<br />

Gerade weil Menschen mit<br />

(geistiger) Behin<strong>der</strong>ung durchweg<br />

als hilfeabhängig erlebt werden, ist<br />

diese Ausdrucksform so beeindruckend.<br />

In den unterschiedlichen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe spielt<br />

Kunst eine beachtliche Rolle. In<br />

den letzten Jahren sind verschiedene<br />

diesbezügliche Projekte durch-<br />

14<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

Schopferisches Tun<br />

jenseits<strong>der</strong><br />

aller Therapie<br />

geführt und auch öffentlichkeitswirksam<br />

dargestellt worden. Malen<br />

von Bil<strong>der</strong>n gehört ebenso dazu<br />

wie Theateraufführungen, Musikaufführungen,<br />

Bauen von<br />

Skulpturen – um nur einige Beispiele<br />

zu nennen. Auch grenzübergreifende<br />

Aktionen nach<br />

Polen gehören sozusagen „zum<br />

Repertoire“. Alle Beteiligten gemeinsam<br />

„begreifen“ im wahrsten<br />

Sinn des Wortes Material und<br />

Produkt, Sprachbarrieren werden<br />

durch das Tun überwunden!<br />

Anneliese Geesen<br />

Abteilungsleiterin Alten- und<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

Malreise im Pastor-<br />

Braune-Haus<br />

„Malreise“ heißt ein Freizeit-<br />

Kunst-Projekt von Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern des Pastor-<br />

Braune-Hauses in Berlin-Lankwitz.<br />

Realisiert werden konnte es<br />

dank <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung<br />

durch die Kin<strong>der</strong>-in-Not-<br />

Stiftung für notleidende Kin<strong>der</strong> in<br />

Deutschland. Unter <strong>der</strong> fachkundigen<br />

Anleitung <strong>der</strong> Künstlerin<br />

und Kunsttherapeutin Jeanette<br />

Ahrens haben die Projektteilnehmer<br />

mit viel Engagement die zum<br />

Teil großformatigen Bil<strong>der</strong>rahmen<br />

selbst gebaut, selbst bespannt und<br />

selbst grundiert. Dann begann die<br />

„Malreise“ mit dem Pinsel über die<br />

Leinwand. Es entstanden farbenfrohe<br />

und ausdrucksstarke Werke.<br />

Diese sollen nun auch auf Reisen<br />

gehen und in Ausstellungen einer<br />

größeren Öffentlichkeit gezeigt<br />

werden.<br />

Ausstellung ”Kunst<br />

ohne Grenzen”<br />

Die Ausstellung „Kunst ohne<br />

Grenzen“ wird seit 19. September<br />

in Polen, im Rittersaal <strong>der</strong><br />

westpommerschen Wojewodschaftsverwaltung<br />

in Stettin (Szczecin)<br />

gezeigt. Die 36 eindrucksvollen<br />

Gemälde von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

und <strong>der</strong>en Betreuern sind ein<br />

Beitrag zum Deutsch-Polnischen<br />

Jahr 2005/ 2006. Später sollen sie<br />

auch in an<strong>der</strong>en polnischen Städten<br />

ausgestellt werden. Unter Fe<strong>der</strong>führung<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

wurden im Jahr 2004<br />

sechs deutsche und sechs polnische<br />

Kin<strong>der</strong> mit zum Teil schweren Behin<strong>der</strong>ungen<br />

zu Projekttagen in<br />

die Uckermark eingeladen. Die<br />

Acrylbil<strong>der</strong> und Aquarelle entstanden<br />

unter Anleitung von professionellen<br />

Malerinnen.<br />

Fuer die Gestaltung <strong>der</strong> Skultpturen gab es “keine Anfor<strong>der</strong>ungen, keine Wertung,<br />

alles war richtig, nichts war falsch.” (Ruth Herrwerth, Sozialpaedagogin)<br />

Saulen<br />

Phantasie<br />

Die Bewohner im Lebensraum<br />

Biesdorf gestalten ihren Hof mit<br />

abstrakter Kunst<br />

Holz gesägt hat er und<br />

Zement gerührt. Olaf<br />

deutet mit den Händen<br />

an, was er alles gemacht hat.<br />

Erzählen kann er es nicht mehr.<br />

Aus dem Rollstuhl heraus streichelt<br />

er die nun fertige Skulptur.<br />

An einer Seite ist ein hölzerner<br />

Mini-Sprungturm angebracht. Das<br />

war seine Idee. Vielleicht hatte er<br />

dabei an früher gedacht, die Zeit<br />

vor dem Unfall. Zehn Jahre ist das<br />

jetzt her. „Auto…, Kurve…,<br />

Baum“, artikuliert Olaf mühsam.<br />

Damals war er 33. Seitdem lebt er<br />

in einer Wohngruppe für Menschen<br />

mit erworbener Behin<strong>der</strong>ung<br />

im Lebensraum Berlin-<br />

Biesdorf.<br />

Hier haben sich die insgesamt<br />

rund 40 Bewohner jetzt ihren Hof<br />

mit abstrakter Kunst verschönt:<br />

Drei Skulpturen-Gruppen, die<br />

aus je drei unterschiedlich großen<br />

Holzstämmen bestehen.<br />

Diese wurden dann mit beliebigen<br />

Holz- und Metallteilen versehen<br />

wie Rä<strong>der</strong>n und Ketten. Zugleich<br />

wurden Kacheln mit verschiedenen<br />

Motiven gestaltet und gebrannt.<br />

Sie zieren jetzt die Beton-<br />

Fundamente, die den Stämmen<br />

Halt geben. Die Idee für das<br />

Projekt hatte die Sozialpädagogin<br />

Ruth Herrwerth. Im Mai ging es<br />

mit den Arbeiten los. Das Grundkonzept<br />

zur Gestaltung brachte<br />

<strong>der</strong> Bildende Künstler Werner<br />

Ahring ein, <strong>der</strong> viel Erfahrung in<br />

<strong>der</strong> Kunsttherapie mit Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen hat.<br />

Am 9. September wurden die<br />

Skulpturen bei einem Hoffest<br />

feierlich enthüllt. „Wichtig war<br />

vor allem, dass je<strong>der</strong> frei gestalten<br />

konnte, was er wollte“, erläutert<br />

Frau Herrwerth das Projekt. „Es<br />

gab keine Anfor<strong>der</strong>ungen, keine<br />

Wertung, alles war richtig, nichts<br />

war falsch.“ So waren alle Bewohner<br />

mit Begeisterung bei <strong>der</strong><br />

Sache, je<strong>der</strong> trug so viel bei, wie er<br />

konnte. Und mancher hat eben<br />

nur zugeschaut.<br />

Radmilla, die überwiegend mit<br />

Holz gearbeitet hat, findet es<br />

schön, dass <strong>der</strong> Platz zwischen den<br />

Gebäuden jetzt nicht mehr so leer<br />

ist. Marcus erinnert sich noch lebhaft<br />

daran, wie er mitgeholfen hat,<br />

die Stämme zu schälen und dann<br />

die Fundamente zu betonieren.<br />

„Ich kam von <strong>der</strong> Arbeit, und<br />

dann ging es hier gleich weiter“,<br />

erzählt er noch ganz aufgeregt.<br />

„Manchmal zweimal die Woche.“<br />

Anstrengend sei es gewesen, doch<br />

es habe ihm sehr viel Spaß gemacht.<br />

„Wir konnten <strong>der</strong> Phantasie<br />

einfach freien Lauf lassen.“<br />

Automatisch kam es bei den<br />

Arbeiten auch zu Kontakten unter<br />

den einzelnen Wohngruppen.<br />

„Die Bewohner identifizieren<br />

sich jetzt noch mehr mit ihrer<br />

Einrichtung, weil sie hier etwas<br />

Eigenes gestaltet haben“, sagt<br />

Birgit Warnken, Leiterin <strong>der</strong><br />

Lebensräume Berlin. Jede <strong>der</strong><br />

sechs hier lebenden Gruppen<br />

durfte einen Namensvorschlag für<br />

die Skulpturen einbringen. Beim<br />

Hoffest entschieden alle Anwesenden<br />

in demokratischer Abstimmung:<br />

„Die Säulen <strong>der</strong><br />

Phantasie“ heißt die abstrakte<br />

Skulpturengruppe nun.<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

“Säulen<br />

<strong>der</strong> Phantasie”<br />

15


Kunst als Therapie und Prävention<br />

Schwerpunktthema<br />

“Wir sind in unserer Arbeit davonueberzeugt, dass eine kuenstlerisch gestaltete<br />

Umwelt <strong>der</strong> Lebensqualitaet dient.” (Anneliese Geesen) + Die 17-jaehrige<br />

Suedkoreanerin Hye-Jin Kim spielte im <strong>Lazarus</strong> Wohn- und Pflegeverbund Berlin<br />

Die Malerei ist (k)ein<br />

asthetisches Unterfangen<br />

In unserem Arbeitsbereich<br />

„Wohnen und Pflege im<br />

Alter“ ist Kunst alltäglich<br />

spürbar. Wir gestalten (o<strong>der</strong> lassen<br />

gestalten) künstlerisch interessante<br />

Wohnbereiche, Farben und Formen<br />

werden sehr bewusst und<br />

auch zielgerichtet eingesetzt. Wir<br />

sind in unserer Arbeit davon überzeugt,<br />

dass eine künstlerisch gestaltete<br />

Umwelt <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

dient.<br />

Beschäftigungsangebote für die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

unter Anleitung von Therapeuten<br />

(Musiktherapeuten, Kunsttherapeuten,<br />

Ergotherapeuten), aber<br />

auch Künstlern münden in gestalteter<br />

Form häufig in Darstellung<br />

o<strong>der</strong> Ausstellung. Theatervorführungen,<br />

Bauchtanz von und für<br />

Senioren, gemeinsames Musikmachen,<br />

Malen von Bil<strong>der</strong>n,<br />

Töpfern … sind nur einige aufgezählte<br />

Formen <strong>der</strong> künstlerischen<br />

Gestaltung. Die Kunstwerke sind<br />

zu großen Teilen auch <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zugänglich.<br />

Inzwischen ist es in unseren Einrichtungen<br />

selbstverständlich geworden,<br />

dass namhafte Künstler<br />

dort ausstellen. Eine Vernissage im<br />

eigenen Wohnbereich zum Beispiel<br />

ermöglicht es auch alten und<br />

pflegebedürftigen Menschen immer<br />

wie<strong>der</strong> einen Zugang zur Kunst zu<br />

finden. Kunst in <strong>der</strong> Pflege wird<br />

von uns immer als eine Kombination<br />

von Therapie und gestalterischer<br />

Betätigung verstanden. Nicht<br />

das Ergebnis ist entscheidend, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> ‘Weg ist das Ziel’.<br />

Ein Zitat von Picasso drückt unsere<br />

Haltung im Umgang mit Kunst<br />

(auch) im Bereich von Pflege sehr<br />

gut aus: „Die Malerei ist kein<br />

ästhetisches Unterfangen. Sie ist<br />

ein Weg, indem wir unserem<br />

Schrecken wie auch unseren Sehnsüchten<br />

Gestalt geben“.<br />

Anneliese Geesen<br />

Abteilungsleiterin Alten- und<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

Junge Musiker spielen<br />

für alte Menschen<br />

Auf den ersten<br />

Blick wirkt<br />

Hye-Jin Kim aus<br />

Südkorea recht<br />

schüchtern. Doch<br />

kaum greift die<br />

17-Jährige in die<br />

Tasten am Flügel,<br />

geht sie voll aus sich heraus:<br />

Virtuos trägt die junge Pianistin<br />

Werke von Czerny bis Chopin,<br />

von Ravel bis Schumann vor. Mit<br />

ihrem Vortrag im gläsernen Festsaal<br />

des <strong>Lazarus</strong> Wohn- und Pflegeverbunds<br />

in Berlin-Wedding<br />

zieht sie die Zuhörer gut eine<br />

Stunde in ihren Bann.<br />

Die Konzerte <strong>der</strong> jungen südkoreanischen<br />

Künstlerinnen und<br />

Künstler an jedem letzten Dienstag<br />

im Monat sind inzwischen zu<br />

einer guten Tradition geworden.<br />

Mit <strong>der</strong> Veranstaltungsreihe soll<br />

den alten und pflegebedürftigen<br />

Menschen, die das Haus nicht<br />

mehr verlassen können, ein ganz<br />

beson<strong>der</strong>er Kunstgenuss geboten<br />

werden. Bei den Klaviervirtuosen<br />

handelt es sich um einen engen<br />

Kreis von jungen Talenten, die<br />

bereits an anspruchsvollen Wettbewerben<br />

in aller Welt teilgenommen<br />

und viele Preise errungen haben.<br />

Ausgewählt wurden sie von <strong>der</strong><br />

südkoreanischen Pianistin Mi-<br />

Kyung Kim, die auch Vize-Präsidentin<br />

<strong>der</strong> „International Piano<br />

Academy Lake Como“ im italienischen<br />

Dongo ist.<br />

Dorthin fahren sie regelmäßig für<br />

ein paar Wochen, um sich von erstklassigen<br />

weltbekannten Pianisten<br />

unterrichten zu lassen. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>der</strong> Piano-<br />

Akademie und dem <strong>Lazarus</strong><br />

Wohn- und Pflegeverbund soll in<br />

den kommenden Monaten fortgesetzt<br />

und ausgebaut werden.<br />

Beson<strong>der</strong>s sexuell missbrauchte Menschen sind immer wie<strong>der</strong> gezwungen eine Trennung<br />

zwischen Rationalitaet und Emotionalitaet zu vollziehen<br />

Kunst als Moglichkeit den Kop .. f zu<br />

verlassen und<br />

zu spuren<br />

..<br />

den<br />

Bauch<br />

Ich weiss es .. selbst nicht.<br />

Trauer druckt<br />

..<br />

mich nie<strong>der</strong>.<br />

Fuhle<br />

..<br />

mich unendlich<br />

Anzeige<br />

16 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 17<br />

Sigrid Richter-Unger, Referentin für<br />

Beratungsstellen<br />

In den Beratungsstellen <strong>der</strong><br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wollen<br />

die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter den Ratsuchenden<br />

angemessen helfen. Sie stützen sich<br />

daher auf vielfältige therapeutische<br />

und beraterische Ansätze.<br />

Für viele Menschen sind gestalterische<br />

Elemente ein wichtiges Medium<br />

und sie verstehen die Welt<br />

eher durch „Greifen“ als nur durch<br />

Sprache. In <strong>der</strong> Beratungsstelle<br />

“Kind im Zentrum“ nutzen wir bei<br />

<strong>der</strong> Therapie mit Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen z.B. die Bücher „Gefühle<br />

sind wie Farben“ o<strong>der</strong> „Seelenvogel“,<br />

um durch Malen eines<br />

Seelenvogels mit vielen Taschen,<br />

Schubladen und Tresoren den Gefühlen<br />

einen Ausdruck zu geben.<br />

Kunsttherapeutische Elemente sor-<br />

gen dafür, dass nonverbales Mitteilen<br />

möglich ist und die Kin<strong>der</strong>,<br />

Jugendlichen o<strong>der</strong> auch Erwachsenen<br />

für eine Weile den Kopf verlassen<br />

und ihren Bauch spüren<br />

können. Beson<strong>der</strong>s Menschen, die<br />

sexuellen Missbrauch erfahren<br />

haben, sind immer wie<strong>der</strong> gezwungen<br />

eine Trennung zwischen<br />

Kopf (Rationalität) und Bauch<br />

(Emotionalität) zu vollziehen.<br />

Kunsttherapeutische Elemente bilden<br />

eine wichtige Brücke zwischen<br />

diesen Bereichen. In unseren<br />

Beratungsstellen gibt es zwar keine<br />

speziell ausgebildeten KunsttherapeutInnen,<br />

aber unsere Berater-<br />

Innen und Therapeuten haben sich<br />

in diesen Bereichen fortgebildet<br />

und beziehen künstlerische Ansätze<br />

in ihr Angebot mit ein.<br />

Klein sein<br />

immer kleiner<br />

sich unsichtbar machen.<br />

Es hat mich ja eh niemand gesehen.<br />

Wer ich bin?<br />

allein.<br />

Das Bild stammt von einer betroffenen Jugendlichen,<br />

das Gedicht von Anett Kühlcke, Kunsttherapeutin<br />

in <strong>der</strong> „myrrha”


Notizen aus den Einrichtungen<br />

Ambulante und stationaere Hilfe fuer straffaellige Jugendliche in Berlin und<br />

Brandenburg fortan aus einer Hand + Der Landhof Liepe im Landkreis Barnim wird wie<strong>der</strong><br />

zum Leben erwachen<br />

Sozialpädagogische<br />

Hilfe<br />

für straffällige<br />

Jugendliche<br />

jetzt aus einer<br />

Hand<br />

Ambulante und stationäre<br />

Hilfe für straffällige Jugendliche<br />

in Berlin und Brandenburg<br />

gibt es künftig aus einer Hand.<br />

Dem diakonischen Träger <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong>, bekannt u.a. durch sein<br />

Modellprojekt zur Abwendung<br />

von Untersuchungshaft „Menschen<br />

statt Mauern“, hat sich die<br />

„Integrationshilfe Berlin e.V.“ mit<br />

ihren vielfältigen ambulanten<br />

Hilfsangeboten angeschlossen.<br />

Ein entsprechen<strong>der</strong> Vertrag wurde<br />

am 1. August in Berlin unterzeichnet.<br />

Ziel ist es, durch ein rechtzeitiges<br />

erzieherisches Eingreifen auffällig<br />

gewordene Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche vor einer dauerhaften<br />

Kriminalisierung zu bewahren.<br />

Die ambulanten Hilfen, die die<br />

Integrationshilfe für delinquente<br />

Jugendliche und Heranwachsende<br />

mit leichten bis mittelschweren<br />

Straftaten anbietet, sind eine ideale<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Angebote <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, die in Berlin,<br />

<strong>der</strong> Uckermark und Thüringen<br />

Träger von insgesamt elf Einrichtungen<br />

mit zusammen 160 Plätzen<br />

für straffällige Jugendliche und<br />

delinquente Kin<strong>der</strong> ist. Die<br />

Integrationshilfe unterhält die<br />

Projekte „Brücke“ mit den<br />

Schwerpunkten Antiaggressionstraining<br />

und Antiaggressionsseminare,<br />

„Täter-Opfer-Ausgleich“<br />

sowie einen „Opferfonds“ und<br />

einen „Schadensfonds“.<br />

18<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> bringt wie<strong>der</strong><br />

Leben auf den Landhof Liepe<br />

Gaststätte und Bauernmarkt<br />

sollen Dorfleben bereichern<br />

Nach langjährigem Leerstand<br />

soll auf dem Landhof<br />

von Liepe (Landkreis<br />

Barnim) wie<strong>der</strong> Leben einziehen.<br />

Nach umfassen<strong>der</strong> Rekonstruktion<br />

<strong>der</strong> einstigen Stallgebäude<br />

und Scheunen will <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> dort u.a. eine Gaststätte<br />

und einen Bauernmarkt mit Produkten<br />

aus <strong>der</strong> Region sowie aus<br />

Polen und Tschechien einrichten.<br />

Zudem soll ein Trödel-Markt mit<br />

Gegenständen von Wohnungsauflösungen<br />

geschaffen werden.<br />

Ziel ist es, das Dorfleben zu bereichern<br />

und neue Arbeitsplätze zu<br />

schaffen. Auf einer Bürgerversammlung<br />

am 19. Oktober stellte<br />

<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Siegfried<br />

Dreusicke, das gesamte Nutzungskonzept<br />

vor. Wie er vor rund 100<br />

Dorfbewohnern erläuterte, sei<br />

auch vorgesehen, dass im ehemaligen<br />

Gutshaus 16 Erwachsene mit<br />

geistigen Behin<strong>der</strong>ungen, die<br />

nicht mehr in ihren Familien leben<br />

können, ein neues Zuhause finden.<br />

Hier werden sie künftig rund<br />

um die Uhr betreut. Auf dem Hof<br />

können sie verschiedenen Beschäftigungen<br />

wie im Gartenbau, in <strong>der</strong><br />

Hauswirtschaft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> geplanten<br />

Holzwerkstatt nachgehen. Außerdem<br />

sollen Räume für eine Wohngemeinschaft<br />

mit sechs Plätzen<br />

für Jugendliche geschaffen werden,<br />

die sich in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

kriminelle Delikte zuschulden<br />

kommen ließen.<br />

Unter Aufsicht von Sozialpädagogen<br />

sollen sie auf dem Landhof<br />

lernen, künftig ein geregeltes,<br />

straffreies Leben zu führen.<br />

V. l.: Martin Wulff, Gerhard Miroslau, Amtsdirektor O<strong>der</strong>berg, Sigrid Jordan-<br />

Nimsch, Siegfried Dreusicke auf dem Landhof Liepe<br />

Kita “Klimperkiste” in Berlin-Reinickendorf seit August in <strong>der</strong> Traegerschaft von <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> + “Villa Musica” in Steglitz knuepfte erste Kontakte zum Musikkin<strong>der</strong>garten<br />

<strong>der</strong> Staatsoper Berlin + Tschechische Jugendliche zu Gast in Berlin<br />

Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura und Siegfried Dreusicke mit Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Kita “Klimperkiste”<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> übernimmt<br />

weitere Kitas in Berlin<br />

2<br />

Mit einer Feierstunde ging<br />

die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

„Klimperkiste“ in Berlin-Reinickendorf<br />

(Eichhorster<br />

Weg 23) am 25. Oktober offiziell<br />

aus <strong>der</strong> Trägerschaft des Bezirksamtes<br />

Berlin-Reinickendorf in<br />

die <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

über. Zum Festakt kamen u.a. <strong>der</strong><br />

stellvertretende Bezirksbürgermeister<br />

Peter Senftleben, Superintendent<br />

Eberhard Gutjahr<br />

sowie <strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> evangelischen<br />

Felsen-Kirchengemeinde<br />

von Berlin-Reinickendorf Christian<br />

Reich. Wir freuten uns, dass<br />

zum anschließenden Empfang<br />

überraschend Bezirksbürgermeisterin<br />

Marlies Wanjura erschien.<br />

Die Kin<strong>der</strong>tagesstätte „Klimperkiste“<br />

bietet 70 Plätze für Kin<strong>der</strong><br />

im Alter von einem Jahr bis zum<br />

Schuleintritt an.<br />

Die pädagogische Konzeption<br />

orientiert sich am „Situationsansatz“<br />

und stellt dabei die<br />

Bildung und Erziehung in den<br />

Bereichen Bewegung, Gesundheit,<br />

Sprache und Selbstbewusstsein in<br />

den Mittelpunkt. Mit <strong>der</strong> Einbindung<br />

in das Gemeinwesen sollen<br />

Freunde und För<strong>der</strong>er für diese<br />

neue Einrichtung gewonnen werden.<br />

Auch die Kita „Villa Musica“ in<br />

Berlin-Steglitz mit 50 Plätzen<br />

ging in die Trägerschaft <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> über.<br />

Die pädagogische Konzeption<br />

orientiert sich am „Situationsansatz“<br />

mit Elementen <strong>der</strong> „Reggio-<br />

Pädagogik“ und stellt Musik,<br />

Bewegung und Gesundheit in den<br />

Mittelpunkt. Zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> angestrebten Projekte wurden<br />

erste Kontakte zum Musikkin<strong>der</strong>garten<br />

<strong>der</strong> Staatsoper Berlin geknüpft.<br />

Außerdem wurde ein ökologisch-soziales<br />

Gartenkonzept<br />

entwickelt. Für die Unterstützung<br />

aller Projekte laufen die Vorbereitungen<br />

zur Gründung eines<br />

För<strong>der</strong>vereins „Villa Musica“.<br />

Körperbehin<strong>der</strong>te<br />

Jugendliche aus<br />

Tschechien zu Gast<br />

im Diakoniezentrum<br />

Zum Abschied gab es Tränen.<br />

„Die Zeit mit den tschechischen<br />

Gästen war sehr schön“,<br />

sagt die 17-jährige Sandra Reese<br />

vom KJHV im Diakoniezentrum<br />

Heiligensee. Dort wohnten sechs<br />

Jugendliche mit körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

aus Liberec (Reichenberg),<br />

die vom 10. bis 16. September<br />

in Berlin zu Gast waren. Gemeinsam<br />

absolvierten sie zusammen<br />

mit Jugendlichen aus dem<br />

Diakoniezentrum und Schülern<br />

des Leibniz-Gymnasiums ein interessantes<br />

Programm. „Am Anfang<br />

waren alle etwas schüchtern“,<br />

erzählt Sandra. „Doch schon beim<br />

Grillabend am ersten Tag tauten<br />

wir auf. Wir haben gelacht und getanzt.“<br />

Das High-Light sei die Besichtigung<br />

des Filmparks Babelsberg<br />

gewesen, sind sich die jungen<br />

Tschechen einig. „Das 4D-Kino<br />

und die Stunt-Show waren super“,<br />

sagen Karolina (13) und Eva (15)<br />

begeistert. Sie waren das erste Mal<br />

in Deutschland. Ein wenig sprechen<br />

sie Deutsch. Ansonsten lief die<br />

Verständigung „mit Händen und<br />

Füßen, also mit vollem Körpereinsatz“,<br />

berichtet Sandra. Sie findet<br />

den Besuch <strong>der</strong> tschechischen Schüler<br />

eine „tolle Idee, die man ruhig<br />

wie<strong>der</strong>holen könnte.“ Geplant<br />

wird schon ein Gegenbesuch von<br />

Jugendlichen aus Berlin in Liberec.<br />

Bestimmt fährt Sandra auch mit.<br />

Die deutsch-tschechische Gruppe vor<br />

dem Eingang des Filmparks<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

19


Brandenburgs Justizministerin Beate Blechinger und Minister a.D. Dr. Hans-Otto<br />

Braeutigam zum Festakt in Frostenwalde + Sozialministerin Dagmar Ziegler beson<strong>der</strong>s<br />

beeindruckt von dem neuen Projekt ”begleitetes Frauenwohnen” im Frauenhaus<br />

Frankfurt/O<strong>der</strong> + Neuer mobiler Sinneswagen fuer <strong>Lazarus</strong>-Haus in Waltersdorf<br />

10 Jahre U-Haft-<br />

Vermeidung<br />

Frostenwalde<br />

Dr. Hans-Otto Bräutigam und Siegfried<br />

Dreusicke in Frostenwalde<br />

Für die Justiz im Land Brandenburg<br />

sei Frostenwalde inzwischen<br />

„unentbehrlich geworden“,<br />

sagte Brandenburgs Justizministerin<br />

Beate Blechinger (CDU)<br />

am 21. April beim Festakt zum<br />

zehnjährigen Bestehen <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Die Initiatoren hätten<br />

vor zehn Jahren Mut bewiesen und<br />

weitgehend Neuland betreten, hob<br />

die Ministerin hervor und fügte<br />

hinzu: „Heute hat Frostenwalde<br />

sogar Modellcharakter für an<strong>der</strong>e<br />

Bundeslän<strong>der</strong> erlangt und<br />

genießt weit über die Landesgrenzen<br />

hinweg hohes Ansehen.“<br />

Frühere Zweifler an dem Konzept<br />

seien verstummt. Nach den Worten<br />

des früheren Justizministers<br />

des Landes Brandenburg, Dr.<br />

Hans-Otto Bräutigam, besitzt<br />

Frostenwalde für straffällig gewordene<br />

Jugendliche eine „prägende<br />

und lebensgestaltende<br />

Kraft“. Darum dürften we<strong>der</strong><br />

Mühe noch Kosten gespart werden,<br />

diese Einrichtung weiter zu<br />

för<strong>der</strong>n. „In Frostenwalde wird eine<br />

gute und interessante Pionierarbeit<br />

geleistet“, betonte Bräutigam. Im<br />

Rahmen des 10-jährigen Jubiläums<br />

fand außer dem Festakt am<br />

20. April auch ein Symposium<br />

mit dem Titel „Ein Modellprojekt<br />

zieht Bilanz“ statt. Der Rea<strong>der</strong><br />

zum Symposium kann unter<br />

info@ejf.de bestellt werden.<br />

20<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

Brandenburgs Sozialministerin<br />

Dagmar Ziegler (SPD) besucht <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> Frauenhaus in Frankfurt/O<strong>der</strong><br />

Am 2. September besuchte<br />

Brandenburgs Ministerin<br />

für Arbeit, Soziales, Gesundheit<br />

und Familie, Dagmar<br />

Ziegler (SPD), das Frauenhaus<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in<br />

Frankfurt/O<strong>der</strong>. Dabei informierte<br />

sie sich über Nachfrageentwicklung,<br />

Stand <strong>der</strong> proaktiven Beratung<br />

sowie die Vernetzung des<br />

Hauses in <strong>der</strong> Region. Beim Rundgang<br />

durch die Einrichtung fand<br />

das neue Projekt „begleitetes<br />

Frauenwohnen“ ihre beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung. Im Rahmen <strong>der</strong> nachgehenden<br />

Betreuung habe sich<br />

gezeigt, so die Leiterin <strong>der</strong><br />

Einrichtung, Birgit Meißner, dass<br />

sich <strong>der</strong> Aufenthalt für Frauen und<br />

ihre Kin<strong>der</strong> häufig längerfristig<br />

gestaltet. Daher wurde im Frauenhaus<br />

in Frankfurt/O<strong>der</strong> ein Projekt<br />

entwickelt, das den Frauen<br />

und ihren min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n,<br />

die sich noch nicht in <strong>der</strong> Lage<br />

fühlen den Alltag allein zu bewälti-<br />

gen, als niedrig-schwelligesHilfsangebot<br />

dient.<br />

Frauen können<br />

hier nach ihrem<br />

Aufenthalt im<br />

Akutbereich<br />

günstig ein eigenes Zimmer mieten<br />

und “haben so die Möglichkeit<br />

auch nach ihrem Auszug aus<br />

dem Frauenhaus noch dessen<br />

Schutz zu genießen.“ (B. Meißner)<br />

Die Ministerin lobte die enge<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Einrichtung<br />

mit Polizei, Rechtsanwälten, Ärzten,<br />

Beratungsstellen und kommunalen<br />

Institutionen sowie die<br />

Entwicklung deutsch-polnischer<br />

Projekte. Das Frauenhaus in<br />

Frankfurt/O<strong>der</strong> bietet 10 Frauen<br />

und ihren Kin<strong>der</strong>n Schutz. Im Jahr<br />

2004 wurden hier 31 Frauen und<br />

22 Kin<strong>der</strong> betreut. Zu erreichen<br />

ist das Frauenhaus unter <strong>der</strong> Rufnummer:<br />

0335-6840000.<br />

Rückblick auf den 10. <strong>Lazarus</strong>-Gemeindetag<br />

in Waltersdorf<br />

Am 21. August begingen das<br />

<strong>Lazarus</strong>-Haus Waltersdorf<br />

und die Kirchgemeinden Großschönau,<br />

Waltersdorf, Hörnitz<br />

und Hainewalde gemeinsam den<br />

10. <strong>Lazarus</strong>-Gemeindetag. Bei<br />

strahlendem Sonnenschein wurde<br />

er mit dem Festgottesdienst unter<br />

Leitung von Pfarrer Roscher<br />

sowie verschiedenen Grußworten<br />

durch die Leiterin Erika Lachmann<br />

eröffnet. Auch in diesem Jahr<br />

konnte, durch freigebige Sachund<br />

Geldspenden von Handwerkern<br />

und Privatpersonen<br />

wie<strong>der</strong> eine Tombola mit zahlreichen<br />

Preisen veranstaltet werden.<br />

Mit den Geldspenden und dem<br />

Erlös des Festes soll ein mobiler<br />

Sinneswagen angeschafft werden.<br />

Festzelt in Waltersdorf<br />

Dagmar Ziegler<br />

In 2006 sollen die neuen Tagungsraeume <strong>der</strong> Sozialakademie Haus Silberbach eingeweiht<br />

werden + 2006 beginnt die Arbeit im Kin<strong>der</strong>schutzprojekt “Fluchtpunkt”<br />

in Cheb/Eger<br />

Die Sozialakademie Haus<br />

Silberbach feiert Richtfest<br />

Richtfest des Neubaus Sozialakademie Haus Silberbach<br />

Glück und Segen bis unter<br />

das Dach, auf dass das<br />

Glas zersplittere mit<br />

Krach“, wünschte die Kulmbacher<br />

Zimmerfrau Katrin Konrad dem<br />

Neubau <strong>der</strong> Sozialakademie Haus<br />

Silberbach. Doch musste sie es ein<br />

zweites Mal vom Baugerüst zu<br />

Boden werfen, bis es wirklich in<br />

Scherben sprang, beim ersten Wurf<br />

war es ganz geblieben. Nachdem<br />

im Mai 2004 <strong>der</strong> erste Spatenstich<br />

vorgenommen und vier Monate<br />

später <strong>der</strong> Grundstein für die<br />

„Qualifizierungs- und Beratungseinrichtung<br />

für Fragen sozialer<br />

Randgruppen“ gelegt worden war,<br />

wurde am 14. Oktober 2005 das<br />

Richtfest gefeiert. Der nun fertiggestellte<br />

Rohbau sei <strong>der</strong> „sichtbare<br />

Erfolg“ aller bisherigen Anstrengungen<br />

um die Realisierung <strong>der</strong><br />

Sozialakademie in Silberbach, erklärte<br />

Peter Meyer von <strong>der</strong> Bezirksregierung<br />

Oberfranken. Der<br />

Oberbürgermeister von Selb,<br />

Wolfgang Kreil, würdigte das Engagement<br />

<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

für die deutsch-tschechische<br />

Verständigung. <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> habe<br />

die Chance ergriffen, am „Haus<br />

Europa“ mit zu bauen, sagte er.<br />

Mit <strong>der</strong> Sozialakademie sei sinnbildlich<br />

ein „verbinden<strong>der</strong> Dachträger“<br />

über die Grenze von<br />

Bayern nach Böhmen gelegt worden.<br />

Einen Nutzen für die gesamte<br />

Region erwartet Harald Ehm,<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Euregio<br />

Egrensis Bayern, von <strong>der</strong> neuen<br />

Einrichtung. Ihr Auftrag sei es,<br />

Menschen von beiden Seiten <strong>der</strong><br />

Grenze zusammenzubringen und<br />

fachlich weiterzubilden sowie gegenseitige<br />

Vorurteile und Hemmschwellen<br />

abzubauen. Der Bau<br />

wird von <strong>der</strong> bayerischen Landesregierung<br />

mit Mitteln aus dem<br />

Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung sowie vom Deutsch-<br />

Tschechischen Zukunftsfonds<br />

geför<strong>der</strong>t. Zudem setzt <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> Eigenmittel ein. In den<br />

Wintermonaten erfolgt nun <strong>der</strong><br />

Innenausbau <strong>der</strong> Tagungsräume.<br />

2006 sollen sie feierlich eingeweiht<br />

werden. Allerdings finden jetzt<br />

schon im Hotel Haus Silberbach<br />

deutsch-tschechische Seminare zu<br />

aktuellen sozialen Fragen statt.<br />

Adlige spenden 8.000<br />

Euro für Kin<strong>der</strong>schutz-<br />

Projekt in Cheb<br />

Die Veranstalter des diesjährigen<br />

Adelsballs in <strong>der</strong> tschechischen<br />

Stadt Karlsbad haben<br />

den Erlös ihrer Tombola für das<br />

Kin<strong>der</strong>schutzprojekt „Fluchtpunkt“<br />

in Cheb (Eger) bestimmt.<br />

Den Scheck über 8.000 Euro überreichte<br />

<strong>der</strong> Chef-Organisator des<br />

mittlerweile neunten „Karlsba<strong>der</strong><br />

Wochenendes“, Oron Michael<br />

Kalkert, Ende Juni. In Cheb hat<br />

die tschechische Tochtergesellschaft<br />

von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> ein Haus<br />

gekauft, in dem Kin<strong>der</strong> und Jugendliche,<br />

die Gewalt und schweren<br />

sozialen Problemen ausgesetzt<br />

sind, Beratung und praktische<br />

Hilfe erhalten sollen. Im Notfall<br />

können sie hier auch übernachten.<br />

Der Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt<br />

Cheb, Jan Svoboda, lobte das<br />

Engagement des diakonischen<br />

Trägers in seiner Stadt. Bei <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong> sei das Projekt „Fluchtpunkt“<br />

in „guten Händen“, sagte<br />

er. Nach den Worten von Martin<br />

Wulff, Vorstandsmitglied von <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong>, dürfe beim Bau des<br />

gemeinsamen europäischen Hauses<br />

die Hilfe für die Schwachen nicht<br />

vergessen werden.<br />

Auch die tschechische Olga-<br />

Havel-Stiftung hat Spenden für das<br />

Projekt gesammelt. Im kommenden<br />

Jahr soll die Arbeit beginnen.<br />

Bei <strong>der</strong> Scheckübergabe, v.l.: Martin<br />

Wulff, Jiří Dietz, Oron Michael Kalkert,<br />

Sigrid Richter-Unger, Wolfgang Kreil<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005 21


Heinz <strong>der</strong> Stier pustet 14 Kin<strong>der</strong>n in Mallorca ”Sonne<br />

ins Herz” + Umbau <strong>der</strong> Tenne auf Familienfarm Luebars<br />

+ Schulzentrum ‘Tabaluga’ Modellprojekt in Brandenburg<br />

Richtfest<br />

Die Richtkrone noch unter freiem<br />

Himmel<br />

Berlin. Auf <strong>der</strong> Famlienfarm<br />

Lübars ist am 26. Oktober das<br />

Richtfest <strong>der</strong> Tenne gefeiert worden.<br />

Für den umfassenden Umund<br />

Ausbau hatte die Deutsche<br />

Stiftung Klassenlotterie 500.000<br />

Euro zur Verfügung gestellt. Zudem<br />

steuerte <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> 60.000<br />

Euro an Eigenmitteln bei. Künftig<br />

soll die Tenne ein Ort <strong>der</strong> Begegnung<br />

für Jung und Alt werden.<br />

Hier werde Gemeinwesenarbeit im<br />

besten Sinne des Wortes geleistet,<br />

sagte <strong>der</strong> Bundestagsabgeordnete<br />

Detlef Dzembritzki (SPD) in einem<br />

Grußwort. Geplant sind u.a. Theateraufführungen,<br />

Konzerte, Lesungen<br />

und Tanzveranstaltungen.<br />

Schulzentrum<br />

Schwedt. In<br />

Vierraden<br />

bei Schwedt ist<br />

am 18. Oktober<br />

das Schulzentrum„Tabaluga“<br />

eingeweiht<br />

worden. Ab dem<br />

kommenden Martin Gorholt<br />

Schuljahr sollen<br />

hier insgesamt 135 Kin<strong>der</strong> in den<br />

Klassenstufen 2 bis 10 unterrichtet<br />

werden. Die Schule ist für alle<br />

Kin<strong>der</strong> im Einzugsgebiet von<br />

Vierraden offen. Spezielle Angebote<br />

gibt es für verhaltensauffällige<br />

Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit emotionalen<br />

Störungen. Sie sollen im Schulzentrum<br />

so geför<strong>der</strong>t werden, dass<br />

sie einen Schulabschluss <strong>der</strong> Se-<br />

22<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2005<br />

kundarstufe I erreichen können.<br />

Der Staatssekretär im brandenburgischen<br />

Ministerium für Bildung,<br />

Jugend und Sport, Martin Gorholt,<br />

lobte das Engagement von<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> für die schulisch benachteiligten<br />

Jugendlichen. Im<br />

Land Brandenburg dürfe es keine<br />

“verlorenen Söhne” geben, hob er<br />

hervor. Damit griff er das biblische<br />

Gleichnis auf, mit dem <strong>der</strong><br />

Vorstandsvorsitzende von <strong>EJF</strong>-<br />

<strong>Lazarus</strong>, Siegfried Dreusicke,<br />

zuvor die Arbeit des diakonischen<br />

Trägers begründet hatte. Für das<br />

kommende Jahr stellte Gorholt<br />

weitere För<strong>der</strong>mittel für die Schule<br />

in Aussicht. Das Schulzentrum gilt<br />

als Modellprojekt im Land Brandenburg,<br />

weil es auch För<strong>der</strong>klassen<br />

im Oberschulbereich (ab<br />

Klassenstufe 7) anbietet.<br />

Piratenreise<br />

M allorca.<br />

Der bekannteSchauspieler<br />

Heinz<br />

Hoenig hat 14<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

aus<br />

Berliner Jugendhilfeein<br />

Heinz Hoenig<br />

richtungen<br />

von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> vom 12. bis 19.<br />

August auf eine „Piratenreise“<br />

nach Mallorca mitgenommen.<br />

Dabei erlebten die Jungen und<br />

Mädchen viele Abenteuer. So<br />

haben sie auf einem „Piratenschiff“<br />

geschlafen, in einem Naturschutzgebiet<br />

gezeltet, Überlebenstraining<br />

für Schiffbrüchige absolviert und<br />

Orientierungsfahrten nach Sternen<br />

unternommen. Zum Abschluss<br />

legten sie das „große Piratenpatent“<br />

ab, das gleichzeitig als erste<br />

Stufe des Segelscheins anerkannt<br />

wird. Mit seiner Initiative „Heinz<br />

<strong>der</strong> Stier“ will Hoenig den jungen<br />

Menschen, die von Gewalterfahrungen<br />

psychisch traumatisiert<br />

sind, „Sonne ins Herz pusten“.<br />

Termine<br />

Terminvorschau:<br />

13.-15.02.2006<br />

Silberbacher Seminar:<br />

„Umgang mit autistischen<br />

Menschen“<br />

17.02.2006<br />

Premiere Theaterstück<br />

„Son<strong>der</strong>angebot“<br />

im Alten Rathaus Potsdam<br />

07.05.2006<br />

Frühlingsfest im Diakoniezentrum<br />

Heiligensee,<br />

Berlin-Reinickendorf<br />

20.05.2006<br />

Schlossfest des Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendhilfeverbunds Wartenburg,<br />

Wittenberg, Bitterfeld in<br />

Wartenburg<br />

01.07.2006<br />

25-jähriges Jubiläum des<br />

Diakonisch-sozialpädagogischen<br />

Zentrums „Am Talsand“, Schwedt<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />

gemeinnützige AG,<br />

Königsberger Str. 28, 12207 Berlin<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts:<br />

Siegfried Dreusicke, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Redaktion:<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Julie v. Stülpnagel, Heiko Krebs<br />

Finckensteinallee 23–27, 12205 Berlin<br />

Fon (030) 84 38 89-63 / Fax (030) 84 38 89-69<br />

internet: http://www.ejf-lazarus.de<br />

E-Mail: info@ejf-lazarus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2004<br />

Erscheinungshinweise/Bezugsbedingungen:<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> erscheint dreimal<br />

im Jahr und wird kostenfrei zugestellt.<br />

Auszüge sind im Internet abrufbar. Sie informiert<br />

regelmäßig über die diakonisch-soziale Arbeit<br />

von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in den Bundeslän<strong>der</strong>n Berlin,<br />

Brandenburg und Sachsen-Anhalt und den<br />

Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen<br />

sowie im polnischen und tschechischen<br />

Grenzgebiet. Die nächste <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

erscheint im Frühjahr 2006.<br />

Layout/Grafik: Ilka Barthauer<br />

Fotos: Michael Jespersen, Margarete Kostner,<br />

Heiko Krebs, Peter Groth, <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong>-<br />

Einrichtungen<br />

Druck: ruksaldruck, Berlin<br />

Auflage: 16.000 Exemplare, ISSN 1436-8315


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