EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft
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Diakonisch-soziale Arbeit in den Bundeslän<strong>der</strong>n Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und den Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen sowie im polnischen und tschechischen Grenzgebiet<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong><br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> · Ausgabe 2/2006<br />
Das Kind in<br />
Gefahr
„ “<br />
Inhalt<br />
Das Kind in Gefahr<br />
2 Pressespiegel<br />
3 Grußwort<br />
4 Höhepunkte<br />
Schwerpunktthema:<br />
9 Kein Kind darf uns<br />
verloren gehen<br />
10 Kindeswohl und<br />
Elternrecht<br />
(Prof. Dr. R. Wiesner)<br />
11 Kin<strong>der</strong> in Gefahr?<br />
13 Ein Kind ist keine<br />
Gefahr<br />
14 Das ServiceHaus in<br />
Berlin<br />
15 Beratung ist die beste<br />
Prävention<br />
16 Andacht von<br />
Dr. Günther Bauer<br />
17 Resilienz - wenn die<br />
Seele stark gemacht<br />
wird<br />
18 Notizen aus den<br />
Einrichtungen<br />
23 112. Jubiläum<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in <strong>der</strong> Presse
„<br />
Brigitte Zypries, MdB<br />
Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz<br />
Grußwort<br />
Die Familie ist eine wun<strong>der</strong>bare Institution. Hier werden Kin<strong>der</strong><br />
geboren, hier erfährt <strong>der</strong> Nachwuchs Schutz und Fürsorge,<br />
und hier wird die Ausbildung seiner Talente und<br />
Fähigkeiten geför<strong>der</strong>t. Soweit das Ideal. Die Realität sieht lei<strong>der</strong><br />
viel zu häufig an<strong>der</strong>s aus. Dies zeigen nicht nur die demographische<br />
Entwicklung und die Pisa-Studien, son<strong>der</strong>n vor<br />
allem die jüngsten, erschreckenden Fälle von vernachlässigten<br />
o<strong>der</strong> von ihren Eltern zu Tode gepeinigten Kin<strong>der</strong>n. Ich<br />
meine, unsere <strong>Gesellschaft</strong> muss deshalb mehr für Kin<strong>der</strong> tun, damit <strong>der</strong> Zufall, in welche<br />
Familie sie hineingeboren sind, nicht zu ihrem Schicksal wird. Wir können es nicht dabei<br />
belassen, Anreize zu schaffen, damit mehr Kin<strong>der</strong> geboren werden, wir müssen uns vor allem<br />
um die Kin<strong>der</strong> kümmern, die wir bereits haben. Damit das gelingt, brauchen wir ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Politikverständnis, mehr Geld und nicht zuletzt die nötigen Gesetze.<br />
Noch immer werden in Deutschland kollektive Kin<strong>der</strong>betreuung, Ganztagsschulen o<strong>der</strong><br />
Heimunterbringungen kritisch beäugt. Staatliche Indoktrination und eine Beeinträchtigung<br />
des Elternrechts werden dort ausgemacht, wo es um das Wohl und den Schutz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
geht. Dabei haben die Fälle von Vernachlässigung, die in den letzten Wochen durch die<br />
Medien gingen, eines ganz deutlich gezeigt: Kin<strong>der</strong> sind kein Privateigentum ihrer Eltern! Wo<br />
Eltern versagen, muss <strong>der</strong> Staat handeln. Und zwar frühzeitig, und nicht erst dann, wenn<br />
Zukunftschancen o<strong>der</strong> gar Leben eines Kindes in höchster Gefahr sind. Wir dürfen kein einziges<br />
Kind verloren geben!<br />
Das Engagement für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche kostet eine ganze Menge Geld. Für die staatlichen<br />
Institutionen und für freie Träger. Wer aber hier an <strong>der</strong> falschen Stelle spart, <strong>der</strong> hat das<br />
später teuer zu bezahlen. Zuerst mit <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und im Laufe <strong>der</strong> Zeit mit einer<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, in <strong>der</strong> immer mehr Menschen ausgeschlossen sind von <strong>der</strong> wirtschaftlichen, kulturellen<br />
und sozialen Teilhabe. Engagement für Kin<strong>der</strong> sorgt daher nicht nur für ihren Schutz,<br />
son<strong>der</strong>n sichert ihnen auch faire Chancen. Das Geld, das hier aufgewendet wird, ist deshalb<br />
eine Investition in eine stabile und gerechte <strong>Gesellschaft</strong>, und die muss uns alle Anstrengungen<br />
wert sein.<br />
Mehr Anstrengungen brauchen wir aber auch, wenn es um die gesetzlichen Regelungen zum<br />
Schutz von Kin<strong>der</strong>n geht. Ich habe deshalb Experten aus den Familiengerichten, <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>und<br />
Jugendhilfe und den Verbänden an einen Tisch geholt. Sie prüfen, ob familiengerechte<br />
Maßnahmen erleichtert werden sollten, wenn Eltern ihre Kin<strong>der</strong> vernachlässigen o<strong>der</strong> nicht<br />
verhin<strong>der</strong>n, dass sie straffällig werden. Bislang werden die Gerichte oft viel zu spät angerufen,<br />
sie können dann häufig nur noch mit <strong>der</strong> Entziehung des elterlichen Sorgerechts reagieren.<br />
Mein Ziel ist es aber, Gefährdungen des Kindeswohls schon so früh wie möglich abzuwenden,<br />
und wenn dazu Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> familienrechtlichen Vorschriften über das Kindeswohl<br />
(§ 1666 BGB) nötig sein sollten, dann werden wir diese auf den Weg bringen. Familiengerichte,<br />
Jugendämter, Polizei o<strong>der</strong> private Initiativen <strong>der</strong> Jugendhilfe – sie alle<br />
“<br />
müssen in Zukunft<br />
noch besser zusammenarbeiten. Nur dann wird es gelingen, gefährdete Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
optimal zu schützen und ihnen einen guten Start ins Leben zu sichern.<br />
Brigitte Zypries, MdB, Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
3
Höhepunkte<br />
Im Rahmen kuenftiger Zusammenarbeit zwischen <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> und Innerer Mission<br />
Muenchen ist die Schaffung einer Einrichtung zur Unterbringung von delinquenten<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in Tschechien vorgesehen.<br />
Hilfe für den Nächsten überwindet<br />
Landesgrenzen<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> und Innere Mission München begründen mit Kooperationsvertrag<br />
„Achse des Guten zugunsten <strong>der</strong> Schwachen“<br />
Dr. Günther Bauer, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Inneren Mission München<br />
Die diakonische <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> und die<br />
Innere Mission München<br />
haben angesichts härter werden<strong>der</strong><br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
für die soziale Arbeit einen Kooperationsvertrag<br />
geschlossen. Die<br />
Hilfe für den Nächsten müsse Landesgrenzen<br />
überwinden, erklärte<br />
<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende von <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong>, Siegfried Dreusicke, bei<br />
<strong>der</strong> feierlichen Unterzeichnung des<br />
Vertrages am 12. Oktober in Berlin.<br />
So sei es notwendig, unterhalb<br />
eingefahrener diakonischer Verbandsstrukturen<br />
neue Verbindungen<br />
zu finden. Zwischen <strong>der</strong><br />
Inneren Mission München und<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> bestehe keine Konkurrenzsituation.<br />
Beide diakonischen<br />
Träger könnten sich daher<br />
vorbehaltlos gegenseitig beraten,<br />
stärken und voneinan<strong>der</strong> lernen,<br />
betonte Dreusicke. Während <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> ein „Vorreiter“ bei <strong>der</strong><br />
Betreuung von delinquenten Kin<strong>der</strong>n<br />
und straffällig gewordenen<br />
4<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
Jugendlichen sei, liege die Stärke<br />
<strong>der</strong> Inneren Mission München in<br />
<strong>der</strong> Altenpflege.<br />
Wie <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> Inneren<br />
Mission, Dr. Günther Bauer,<br />
hervorhob, wollten beide diakonischen<br />
Träger mit <strong>der</strong> Achse Berlin-<br />
München etwas für die Schwachen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> bewegen.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> künftigen Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
und Innerer Mission München ist<br />
u.a. die Schaffung einer Einrichtung<br />
zur Unterbringung von delinquenten<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
in Tschechien vorgesehen. Zudem<br />
wollen beide diakonische Träger<br />
einen intensiven Fachaustausch auf<br />
dem Gebiet von Einrichtungen für<br />
Menschen mit Altersverwirrung<br />
und Demenzerkrankung führen<br />
und gemeinsam Konzepte für<br />
Abend- und Wochenend-Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
entwickeln. HK<br />
Innere Mission München<br />
Die Innere Mission München ist<br />
<strong>der</strong> größte diakonische Rechtsträger<br />
im Kirchenkreis München und<br />
Oberbayern. Zu dem 1884 gegründeten<br />
Sozialunternehmen gehören<br />
knapp 90 Dienststellen mit rund<br />
1.500 Mitarbeitenden. Neben dem<br />
Geschäftsbereich in München gibt<br />
es den Bereich Herzogsägmühle<br />
mit weiteren 1.000 Mitarbeitenden.<br />
Schwerpunkt im Bereich München<br />
ist die Altenhilfe: In den sieben<br />
Alten- und Pflegeheimen sowie in<br />
den ambulanten Diensten ist rund<br />
die Hälfte aller Mitarbeitenden beschäftigt.<br />
Weitere Arbeitsbereiche<br />
sind die Jugend- und Familienhilfe<br />
(mit Kin<strong>der</strong>tagesstätten) sowie Gefährdetenhilfe<br />
und Beschäftigung<br />
für Arbeitslose. Die Innere Mission<br />
fungiert zudem als Münchner Bezirksstelle<br />
des Diakonischen Werkes<br />
Bayern, dessen Mitglied sie ist.<br />
Siegfried Dreusicke, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> gAG, und Dr. Günther Bauer<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb: “ Das Diakonisch-sozialpaedagogische Zentrum<br />
‘ Am Talsand’ von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> ist vor allem in <strong>der</strong> Hilfe fuer Jugendliche innovativ<br />
und ueber die Grenzen Deutschlands hinaus wegweisend taetig.“<br />
Siegfried Dreusicke, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> gAG, Peter Schauer,<br />
ehemaliger Bürgermeister von Schwedt, und Sigrid Jordan-Nimsch, Fachreferentin<br />
25-jähriges Jubiläum<br />
des Diakonisch-sozialpädagogischen Zentrums „Am Talsand“<br />
Eine ganze Woche, vom 26.<br />
Juni bis zum 1.Juli 2006,<br />
feierte das Diakonischsozialpädagogische<br />
Zentrum „Am<br />
Talsand“ in Schwedt (DSPZ) sein<br />
25-jähriges Bestehen sowie seine<br />
15-jährige Zugehörigkeit zum diakonischen<br />
Träger <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong>.<br />
Die Höhepunkte waren ein<br />
Fachtag zum Thema „Jugendliche<br />
Gewalt und Arbeitslosigkeit an<br />
den Schnittstellen Europas“ am 28.<br />
Juni, an dem auch Brandenburgs<br />
Justizministerin Beate Blechinger<br />
teilnahm, und <strong>der</strong> offizielle Festakt<br />
am 1. Juli.<br />
Zum Trägerwechsel am 1. Juli 1991<br />
hatte die damalige Bundesministerin<br />
für Jugend und Frauen,<br />
Angela Merkel (CDU), ein Glückwunschtelegramm<br />
nach Schwedt<br />
gesandt. Als Bundeskanzlerin<br />
schrieb Frau Merkel jetzt in einem<br />
Grußwort zum Jubiläum: „Das<br />
Diakonisch-sozialpädagogische<br />
Zentrum ‚Am Talsand' von <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> ist vor allem in <strong>der</strong> Hilfe<br />
für Jugendliche innovativ und über<br />
die Grenzen Deutschlands hinaus<br />
wegweisend tätig.“ In den zurückliegenden<br />
Jahren habe es die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
erfolgreich gemeistert.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
verwirklichten mit ihrer<br />
täglichen Arbeit das „Leitbild von<br />
Diakonie und christlicher Nächstenliebe“.<br />
Der Festakt im DSPZ begann mit<br />
einer Festrede des Vorstandsvorsitzenden<br />
<strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Siegfried Dreusicke. Er<br />
beleuchtete in seiner Rede die<br />
Anfangsschwierigkeiten des Zusammenwachsens,<br />
den Prozess <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ungen und die Neuausrichtung<br />
<strong>der</strong> sozialen Arbeit auf<br />
zukünftige Bedürfnisse in <strong>der</strong><br />
Uckermark. Das im Jahre 1981 auf<br />
dem Schwedter Talsand im alten<br />
Beate Blechinger, Justizministerin:<br />
„Der Staat muss alles tun, um das Recht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
auf gewaltfreie Erziehung durchzusetzen“,<br />
betonte sie. Dabei sollten Justiz, Jugendhilfe und<br />
Schule vertrauensvoll zusammenarbeiten. Notfalls<br />
müssten die Kin<strong>der</strong> auch gegen den<br />
Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Eltern außerhalb <strong>der</strong> Familie untergebracht<br />
werden. Als „positives Beispiel“ für<br />
die pädagogische Arbeit mit straffällig gewordenen<br />
Jugendlichen nannte die Justizministerin die<br />
Jugendhilfeeinrichtung von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> zur Vermeidung<br />
von Untersuchungshaft im uckermärkischen<br />
Frostenwalde.<br />
Brandenburgs Justizministerin Beate Blechinger<br />
mit Referenten des Fachtags<br />
Flussbett <strong>der</strong> O<strong>der</strong> gegründete<br />
Kin<strong>der</strong>heim mit dem damals so<br />
empfundenen Vorbildnamen „Kin<strong>der</strong>heim<br />
Wladimir Iljitsch Lenin“<br />
fand nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
im Jahr 1991 mit dem<br />
Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk<br />
(<strong>EJF</strong>) einen verlässlichen<br />
privaten Träger. Modellprojekte<br />
wie die U-Haft-Vermeidung Frostenwalde<br />
und die Gruppe für delinquente<br />
Kin<strong>der</strong> in Petershagen<br />
„Insel“ sind inzwischen etabliert<br />
und Ausgangspunkt für ähnliche<br />
Projekte in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />
Heute unterhält die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> in <strong>der</strong> Uckermark<br />
mehr als 30 Einrichtungen, in<br />
denen insgesamt rund 600 Menschen<br />
betreut werden.<br />
Mit 460 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern zählt <strong>der</strong> diakonische<br />
Träger heute zu den größten Arbeitgebern<br />
in <strong>der</strong> Uckermark.<br />
J.v.St.<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
5
Höhepunkte<br />
Die Gruppe WIR aus dem Kin<strong>der</strong>heim Eva Laube sang Lie<strong>der</strong>, die ihre<br />
Lebenssituationen und Gefuehle reflektieren: Naechstenliebe, Selbstbewusstsein,<br />
Miteinan<strong>der</strong>, das Lied vom Starksein ...<br />
Eröffnung Lindenallee Schwedt<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> erweitert in Schwedt Angebot <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
Die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
eröffnete am 18.<br />
September in Schwedt<br />
ihre neue Einrichtung für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung, den „Lebensraum<br />
Lindenallee“. In diesem<br />
Haus haben 24 Frauen und<br />
Männer mit geistigen und Mehrfach-Behin<strong>der</strong>ungen<br />
ein neues<br />
Zuhause gefunden. Aufgrund des<br />
großen Bedarfs in <strong>der</strong> Uckermark<br />
habe <strong>der</strong> diakonische Träger seine<br />
stationären Angebote im Raum<br />
Schwedt erweitert, erklärte Hans-<br />
Uwe Stephan vom Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>. 16 <strong>der</strong><br />
24 Bewohner vom „Lebensraum<br />
Lindenallee“ arbeiten in einer<br />
Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Men-<br />
Potsdamfest<br />
Unsere Potsdamer Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
„Waldhaus“ feierte<br />
am 3. September ihr 70-jähriges<br />
Bestehen. Aus diesem Anlass fan-<br />
Ulla Klingbeil mit <strong>der</strong> Gruppe ”WIR”<br />
schen, den an<strong>der</strong>en wird in <strong>der</strong><br />
neuen Einrichtung selbst eine För<strong>der</strong>ung<br />
und Beschäftigung angeboten.<br />
Künftig sei in dem Haus auch<br />
eine Tagespflege geplant, um<br />
Familien zu entlasten, die Angehörige<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen haben,<br />
fügte Stephan hinzu.<br />
Die umfassende Renovierung des<br />
„Lebensraums Lindenallee” war<br />
im September vergangenen Jahres<br />
begonnen und mit 250.000 Euro<br />
durch die Aktion Mensch geför<strong>der</strong>t<br />
worden. Gleichzeitig mit <strong>der</strong><br />
Einweihung des „Lebensraumes<br />
Lindenallee“ feierte die <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> das zehnjährige<br />
Bestehen ihrer Einrichtung<br />
den in <strong>der</strong> Kita zahlreiche Aktivitäten<br />
statt. Als Ehrengäste kamen<br />
die stellvertretende Oberbürgermeisterin<br />
<strong>der</strong> Stadt Potsdam und<br />
Sozialbeigeordnete, Elona Müller,<br />
sowie die Kin<strong>der</strong>botschafterin von<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong>, die Charity-Lady<br />
Ulla Klingbeil.<br />
Unter dem Motto: „Heimkin<strong>der</strong><br />
brauchen Chancen“ hatte Ulla<br />
Klingbeil mit Kin<strong>der</strong>n des Kin<strong>der</strong>heims<br />
„Eva Laube“ in Potsdam<br />
„Lebensraum am Waldrand“. Derzeit<br />
werden somit in <strong>der</strong> Stadt<br />
Schwedt 105 Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
in den „Lebensräumen<br />
Uckermark“ von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> stationär<br />
o<strong>der</strong> ambulant betreut. HK<br />
ein Musical initiiert, dessen Liedtexte<br />
Inge Mesterharm-Dähne geschrieben<br />
hat. Die Gruppe heißt<br />
WIR und sang und tanzte unter<br />
an<strong>der</strong>en auch das WIR-Lied:<br />
(WIR, die Kids vom Griebnitzsee).<br />
Bei dem Fest stellten sich zugleich<br />
alle Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> in Potsdam <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit vor. Auch eine<br />
Ausstellung vom Kita-Museum<br />
Groß Glienicke war zu sehen.<br />
Zu den Höhepunkten des Festes zählten Vorführungen eines Kin<strong>der</strong>chors sowie<br />
eines Kin<strong>der</strong>theaters.<br />
Am 24. September wurde im Bad Koesener <strong>Lazarus</strong>-Haus <strong>der</strong> neue Bereich fuer<br />
Demenzkranke offiziell eroeffnet. Die Schaffung <strong>der</strong> Demenzstation war mit Mitteln<br />
<strong>der</strong> ARD-Fernsehlotterie “ Ein Platz an <strong>der</strong> Sonne” geschaffen worden.<br />
Erntedankfest in Bad Kösen<br />
Die Pflegeeinrichtung <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
in Bad Kösen feierte am<br />
24. September ihr zehnjähriges<br />
Bestehen. Zugleich wurde im Bad<br />
Kösener <strong>Lazarus</strong>-Haus <strong>der</strong> neue<br />
Bereich für Demenzkranke offiziell<br />
eröffnet. Die Kosten für die<br />
Umbauarbeiten beliefen sich auf<br />
74.000 Euro. Die Schaffung <strong>der</strong><br />
Demenzstation war mit Mitteln<br />
<strong>der</strong> ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz<br />
an <strong>der</strong> Sonne“ geför<strong>der</strong>t worden.<br />
Der neue Bereich wurde so umgebaut,<br />
dass er den beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
von Menschen, die an<br />
Demenz erkrankt sind, entspricht.<br />
17 Männer und Frauen können<br />
hier nun ein Zuhause finden. Im<br />
Außengelände wurde ein beson<strong>der</strong>er<br />
Garten angelegt, in dem die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner<br />
Spaziergänge unternehmen o<strong>der</strong><br />
sich in <strong>der</strong> Natur erholen können.<br />
Ein Weg ist als Endlosschleife gestaltet.<br />
Er gibt den Dementen die<br />
Möglichkeit, ihrem Bewegungsdrang<br />
nachzugehen, ohne sich<br />
dabei zu verirren.<br />
„Die Gedanken<br />
sind frei”<br />
Im <strong>Lazarus</strong>-Haus Bad Kösen<br />
leben demenzkranke<br />
Menschen auf ihre Weise.<br />
An das Lied erinnert sie sich noch<br />
ganz genau. Martha Blume (Name<br />
geän<strong>der</strong>t) hatte es oft gesungen,<br />
damals als sie jung war und das Leben<br />
noch vor sich hatte. „Die Gedanken<br />
sind frei. Wer kann sie<br />
erraten?“ Während sie singt, leuchten<br />
ihre Augen wie die eines<br />
Kindes. An was sie jetzt wohl<br />
denkt, an ihre Kindheit, ihre Jugend,<br />
an gar nichts? „Sie fliehen<br />
vorbei wie nächtliche Schatten.“<br />
Eine schöne kräftige Stimme hat<br />
sie, die hagere alte Dame mit dem<br />
kurzen weißen Haar. Laut singt sie<br />
und deutlich, als wolle sie die<br />
Schatten vertreiben, die ihren Geist<br />
getrübt haben. Dann ist sie nicht<br />
mehr zu halten, springt auf, läuft<br />
los, an den blühenden Rabatten<br />
vorbei, durch den ganzen Garten<br />
wie<strong>der</strong> ins Haus. „Kein Mensch<br />
kann sie wissen, kein Jäger erschießen.“<br />
Schnell lässt sie sich auf<br />
ihrem Stuhl nie<strong>der</strong> und singt: „Es<br />
bleibet dabei: Die<br />
Gedanken sind<br />
frei.“ Martha Blume<br />
leidet unter<br />
einer degenerativen<br />
Form von<br />
Demenz, einer<br />
hirnorganischen<br />
Störung, die es ihr zunehmend<br />
erschwert, sich im Alltag zurechtzufinden.<br />
Der neu geschaffene<br />
Wohnbereich im <strong>Lazarus</strong>-Haus<br />
Bad Kösen ist viel mehr als eine<br />
Pflegeeinrichtung. Er ist ein Zuhause,<br />
das Schutz und Geborgenheit<br />
bietet, das positive Gefühle<br />
auslöst und Erinnerungen weckt.<br />
„Die Gedanken sind frei“, hat sie<br />
gesungen. Ein Satz, <strong>der</strong> für sie<br />
selbst wohl kaum zutrifft. Sicher<br />
ist, dass sich Wahrnehmung und<br />
Realität demenzkranker Menschen<br />
im Laufe <strong>der</strong> Krankheit verän<strong>der</strong>n.<br />
Kognitive Fähigkeiten, wie Nachdenken,<br />
Urteilen und Erinnern,<br />
gehen zunehmend verloren, weil<br />
das Gehirn nicht mehr die nötige<br />
Grundlage bietet. Im Stadium <strong>der</strong><br />
schweren Demenz ist das Gedächtnis<br />
nicht mehr in <strong>der</strong> Lage,<br />
neue Informationen zu speichern,<br />
die Sprache beschränkt sich auf<br />
wenige Worte. Demenzkranke sind<br />
oft still und in<br />
sich gekehrt. Wir<br />
wollen ihre Res-<br />
sourcen wecken<br />
und sie for<strong>der</strong>n,<br />
ohne zu überfor<strong>der</strong>n.<br />
Martha Blume<br />
geht in ihr Zimmer, das hell<br />
und freundlich ist und dessen Inventar<br />
an die 20iger Jahre erinnert.<br />
Wenn das Sprachverständnis schwindet,<br />
hat die sinnliche Wahrnehmung<br />
eine beson<strong>der</strong>e Funktion.<br />
Sie kann den Rast- und Orientierungslosen<br />
Momente <strong>der</strong> Erinnerung<br />
und Freude schenken. Auch,<br />
wenn die Gedanken längst nicht<br />
mehr frei sind. Peter Ehrlich<br />
6 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 7
Höhepunkte<br />
Auf dem Landhof Liepe koennen Sie beson<strong>der</strong>e Waren erwerben, regelmaessig kulturelle<br />
Veranstaltungen geniessen o<strong>der</strong> auch in komfortablen Gaestezimmern uebernachten.<br />
Chorkonzert<br />
des Berliner Staats- und Domchors auf dem<br />
Landhof Liepe<br />
Zum Kulturereignis des<br />
Jahres im brandenburgischen<br />
Landkreis Barnim<br />
lud die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
am 15. Oktober auf seinen<br />
Landhof Liepe ein: In <strong>der</strong> Marktscheune<br />
gab <strong>der</strong> Staats- und Domchor<br />
Berlin ein wun<strong>der</strong>bares Konzert.<br />
Über 500 Gäste drängten sich<br />
in <strong>der</strong> Scheune zusammen, um das<br />
Ave Verum von Mozart, drei<br />
Stücke aus Händels Messias sowie<br />
ein schwedisches Volkslied, das zu<br />
Ehren des baldigen Besuchs von<br />
Königin Sylvia einstudiert wird, zu<br />
hören. Zwei launige Volksstücke<br />
erheiterten die Zuhörer und brachten<br />
die unglaubliche Stimmbreite<br />
dieses Chors zu Gehör. Doch frenetischen<br />
Applaus erhielten die<br />
Knaben für ihr Hallelujah aus<br />
Händels Messias, das sie als Zugabe<br />
sangen. Der Sopran <strong>der</strong> nicht<br />
älter als Elfjährigen erhob sich klar<br />
und jubelnd bis unter die Balken-<br />
decke <strong>der</strong> Scheune, als wolle er sie<br />
sprengen - was nicht geschah, trotz<br />
des berstenden Applauses!<br />
Noch viel mehr Menschen standen<br />
in den angrenzenden Räumlichkeiten<br />
und auf dem Hof, um doch<br />
nur etwas vom Chorgesang <strong>der</strong><br />
Knaben zu erhaschen.<br />
Der Chor unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Professor Kai-Uwe Jirka ist einer<br />
<strong>der</strong> renommiertesten Knabenchöre<br />
Deutschlands. Konzertreisen führten<br />
ihn in viele Län<strong>der</strong> Europas<br />
sowie die USA, nach Japan, Russland<br />
und Israel.<br />
Das Chorkonzert bildete den<br />
Abschluss <strong>der</strong> Händlertage, die am<br />
14. und 15. Oktober zum ersten<br />
Mal auf dem Landhof Liepe stattfanden.<br />
Bereits ab Sonnabend<br />
hatte sich <strong>der</strong> Hof in einen großen<br />
Markt verwandelt, auf dem Händler<br />
aus Deutschland und Polen an<br />
zahlreichen Ständen Keramik,<br />
Das neue Restaurant im Landhof Liepe<br />
Glas, Schmuck, Kunsthandwerk,<br />
Blumen sowie Fleisch, Wurst,<br />
Obst und Gemüse aus <strong>der</strong> Region<br />
anboten. Im neu eröffneten Restaurant<br />
war am Sonntag ein großes<br />
Büffet aufgebaut, an dem sich alle<br />
Gäste reichlich bedienen konnten.<br />
Der Landhof Liepe unweit des<br />
Schiffshebewerkes Nie<strong>der</strong>finow,<br />
wurde im Juli dieses Jahres von <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> eröffnet.<br />
Neben <strong>der</strong> Möglichkeit, beson<strong>der</strong>e<br />
Waren zu erwerben, sollen den<br />
Besuchern hier regelmäßig kulturelle<br />
Veranstaltungen geboten werden.<br />
In <strong>der</strong> Adventszeit ist auf dem<br />
Hof ein großer Weihnachtsbasar<br />
geplant. Für Besucher, die länger<br />
auf dem Landhof Liepe bleiben<br />
wollen, um von hier Ausflüge in<br />
die reizvolle Natur zu unternehmen,<br />
wurden auch komfortable<br />
Gästezimmer eingerichtet.<br />
J.v.St.<br />
Adresse:<br />
Landhof Liepe, Gutshof 1<br />
16248 Liepe<br />
Tel./Fax (033362) 61985<br />
Schwerpunkt<br />
Die Abstimmung zwischen den zustaendigen Behoerden muss so verbessert werden, dass<br />
ein Kind "nicht im Vakuum aus Verantwortlichkeiten verloren geht", Bundesfamilienministerin<br />
von <strong>der</strong> Leyen nach dem tragischen Tod eines Zweijaehrigen aus Bremen.<br />
Kein Kind darf uns verloren gehen …<br />
Prävention ist das beste Frühwarnsystem<br />
Die Abstimmung zwischen<br />
den zuständigen Behörden<br />
muss so verbessert<br />
werden, dass ein Kind ”nicht in<br />
einem Vakuum aus Verantwortlichkeiten<br />
verloren geht”. So äußerte<br />
sich Bundesfamilienministerin<br />
Ursula von <strong>der</strong> Leyen nach dem<br />
tragischen Tod eines zweijährigen<br />
Jungen aus Bremen.<br />
Ein Frühwarnsystem<br />
soll<br />
in fünf norddeutschen<br />
Städten als<br />
Projekt installiert<br />
werden. Vernachlässigungen<br />
und<br />
Misshandlungen<br />
von Kin<strong>der</strong>n stehen<br />
sehr oft in<br />
direktem Zusammenhang<br />
mit Armut<br />
in <strong>der</strong> Familie.<br />
Die Zahlen<br />
dafür sind alarmierend.Betroffen<br />
sind nach<br />
einer Studie des Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverbandes in den alten<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n 12,4 Prozent <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>, in Ostdeutschland sogar<br />
23,7 Prozent. In Deutschland gelten<br />
Kin<strong>der</strong> nach wie vor als<br />
Armutsrisiko - trotz aller Bemühungen<br />
und Versprechungen Familien<br />
zu för<strong>der</strong>n. Nicht verwun<strong>der</strong>lich<br />
ist es daher, wenn sich viele<br />
Eltern mehr um den Lebensunterhalt<br />
als um ihre Kin<strong>der</strong> kümmern.<br />
Verzweifelte Arbeitssuche, Angst<br />
vor dem sozialen Abstieg und<br />
Streit mit dem Partner - wenn dann<br />
das Baby schreit, <strong>der</strong> Dreijährige<br />
trotzt, das Grundschulkind Hilfe<br />
bei den Hausaufgaben braucht,<br />
brennen die Sicherungen durch. So<br />
entstehen Situationen wie etwa<br />
Gewalt o<strong>der</strong> Vernachlässigung ge-<br />
genüber Kin<strong>der</strong>n, die doch eigentlich<br />
geliebt werden. Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />
leisten einen großen,<br />
alltäglichen und trotzdem immer<br />
noch häufig übersehenen Beitrag<br />
zur Entlastung von Familien.<br />
Denn sie haben die Möglichkeit,<br />
Eltern und Familien nie<strong>der</strong>schwellig<br />
zu erreichen und Kin<strong>der</strong>n in<br />
vielerlei Hinsicht direkt zu helfen.<br />
Der regelmäßige Tagesrhythmus in<br />
den Kin<strong>der</strong>tagesstätten mit kindgerechter<br />
gesun<strong>der</strong> Ernährung, Bewegungsangeboten,<br />
Anreizen zur<br />
Sprachentwicklung und <strong>der</strong> Teilhabe<br />
am kulturellen Leben wirkt<br />
bis in die Familien hinein und<br />
gleicht manche familiäre Benachteiligung<br />
aus. Das Engagement <strong>der</strong><br />
Erzieherinnen in den Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
geht oft über das normale<br />
Maß hinaus und unterstützt<br />
Eltern auch bei <strong>der</strong> Hilfe zur<br />
Selbsthilfe und bei <strong>der</strong> Anbahnung<br />
nachbarschaftlicher Kontakte.<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätten sind also schon<br />
lange Bestandteil des von Bundesministerin<br />
von <strong>der</strong> Leyen „neu“<br />
ins Leben gerufenen Frühwarnsystems.<br />
Als elementare Bildungsein-<br />
richtung leisten sie mit ihrem<br />
Betreuungs- und Versorgungsauftrag<br />
Präventionsarbeit für die<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in Deutschland.<br />
Damit diese Präventionsarbeit<br />
insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>n in<br />
Gefahr von Vernachlässigung zu<br />
Gute kommen kann, sind die politischen<br />
Entscheidungsträger gefor<strong>der</strong>t,<br />
dafür zu<br />
sorgen, dass gerade<br />
Kin<strong>der</strong> von<br />
Arbeitslosen und<br />
Geringverdienern<br />
nicht vom Rechtsanspruch<br />
auf<br />
einen Krippen-,<br />
Kin<strong>der</strong>garten<br />
o<strong>der</strong> Hortplatz<br />
ganz o<strong>der</strong> teilweiseausgschlossen<br />
werden.<br />
Beispielsweise<br />
dürfen Kin<strong>der</strong><br />
von Arbeitslosen<br />
in Brandenburg<br />
erst ab dem 3.<br />
Lebensjahr für 6 Stunden die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
besuchen. Auch<br />
Kin<strong>der</strong> von Geringverdienern sind<br />
benachteiligt, wenn die 6 Stunden<br />
Betreuungszeit nicht ausreichen.<br />
So ist es manchen Kin<strong>der</strong>n nicht<br />
möglich, an allen Tagen <strong>der</strong> Woche<br />
in die Kin<strong>der</strong>tagesstätte zu kommen<br />
und an allen Bildungs- und<br />
För<strong>der</strong>angeboten teilzunehmen, da<br />
30 Stunden pro Woche nicht überschritten<br />
werden dürfen. <strong>Gesellschaft</strong>liche<br />
Verantwortung, gerade<br />
für Kin<strong>der</strong>, ist nicht zum Nulltarif<br />
zu haben.<br />
Neue „Frühwarnsysteme“ sind ganz<br />
sicher wichtig, die „alten“ Systeme<br />
– also auch Kin<strong>der</strong>tagesstätten –<br />
haben bis heute viel in dieser Hinsicht<br />
geleistet und sollten nicht unterschätzt<br />
werden. Anke Koallick<br />
8 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 9<br />
Prävention ist das beste Frühwarnsystem
Kindeswohl o<strong>der</strong> Elternrecht?<br />
Schwerpunkt<br />
Nur, wenn Eltern nicht mehr in <strong>der</strong> Lage sind ihre Erziehungsaufgabe angemessen<br />
zu erfuellen, ist <strong>der</strong> Staat verpflichtet sein “ Waechteramt” wahrzunehmen.<br />
Kindeswohl und Elternrecht<br />
§§ 1666<br />
Im Zusammenhang mit den<br />
Meldungen in den Medien<br />
über Vernachlässigung, Misshandlung<br />
und sexuelle Gewalt<br />
gegen Kin<strong>der</strong> wird häufig auch<br />
staatlichen Institutionen, allen<br />
voran Jugendämtern und Familiengerichten,<br />
Kritik entgegen gebracht.<br />
Nicht selten wird ihnen<br />
vorgeworfen, sie würden die<br />
Rechte <strong>der</strong> Eltern vor die Rechte<br />
und Interessen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> stellen.<br />
Unsere Verfassung misst beiden<br />
einen hohen Rang zu, sowohl den<br />
Rechten <strong>der</strong> Eltern, als auch den<br />
Rechten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Dabei darf<br />
aber nicht aus dem Blick geraten,<br />
dass Elternrecht und Kindesrecht<br />
nach <strong>der</strong> Konzeption unseres<br />
Grundgesetzes nicht als Gegensätze<br />
ausgestaltet sind. Vielmehr<br />
versteht unsere Verfassung das<br />
Elternrecht primär als ein Recht<br />
im Interesse und zum Wohle des<br />
§ 8a<br />
aus <strong>der</strong> Notwendigkeit, für die<br />
Kindes. Das Bundesverfassungsgericht<br />
spricht wegen des Pflichtcharakters<br />
auch von Elternverantwortung.<br />
Dieses Elternrecht bezieht seine<br />
Rechtfertigung und seinen Inhalt<br />
Freiheits- und Persönlichkeitsentwicklung<br />
des Kindes, für seine<br />
Hinführung zur Selbstbestimmung<br />
und Selbstverantwortung zu sorgen.<br />
Oberste Richtschnur <strong>der</strong> elterlichen<br />
Erziehung ist das Kindeswohl,<br />
dessen Bestimmung Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Eltern ist.<br />
10<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
Verkürzt könnte man deshalb auch<br />
sagen, primäres Ziel des Elternrechts<br />
ist die Verwirklichung <strong>der</strong><br />
Kindesrechte und <strong>der</strong> Kindesinteressen.<br />
Freilich lehrt uns die<br />
Realität, dass nicht alle Eltern<br />
bereit o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lage sind, dieser<br />
Die Aufgabe des Staates ist es dann aber nicht,<br />
den Eltern vorzuschreiben, wie sie ihr Kind<br />
„besser“ erziehen sollen,<br />
son<strong>der</strong>n ihnen Rat und Hilfe anzubieten<br />
ihrer Elternverantwortung gerecht<br />
zu werden. Die Aufgabe des<br />
Staates ist es dann aber nicht, den<br />
Eltern vorzuschreiben, wie sie ihr<br />
Kind „besser“ erziehen sollen,<br />
son<strong>der</strong>n ihnen Rat und Hilfe anzubieten.<br />
Sind die Eltern allerdings<br />
nicht mehr aus eigener Kraft und<br />
Fähigkeit in <strong>der</strong> Lage, die Erziehungsaufgabe<br />
angemessen zu erfüllen<br />
und droht dem Kind Schaden,<br />
dann ist <strong>der</strong> Staat im Rahmen sei-<br />
§§ 1666a<br />
nes Wächteramtes verpflichtet,<br />
eine (weitere) Gefährdung des<br />
Kindeswohles abzuwenden.<br />
Jugendämtern und Gerichten ist<br />
damit eine verantwortungsvolle,<br />
nicht immer leicht zu erfüllende<br />
Aufgabe zugewiesen, nämlich:<br />
einerseits und vorrangig Eltern,<br />
solange dies möglich und geboten<br />
ist, in ihrer Elternverantwortung<br />
zu unterstützen und<br />
an<strong>der</strong>erseits Kin<strong>der</strong>, sobald dies<br />
notwendig ist, vor Gefahren für<br />
ihr Wohl - gegebenenfalls auch<br />
gegenüber den Eltern - zu schützen.<br />
primäres Ziel des<br />
Elternrechts ist<br />
die Verwirklichung <strong>der</strong><br />
Kindesrechte<br />
Die rechtlichen Grundlagen für die<br />
Arbeit <strong>der</strong> Jugendämter enthält das<br />
SGB VIII.<br />
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt dabei<br />
dem mit Wirkung vom<br />
1.10.2005 neu eingefügten § 8a<br />
zum Schutzauftrag des Jugendamtes<br />
bei Kindeswohlgefährdung<br />
zu. Rechtsgrundlage für Maßnahmen,<br />
die in das elterliche Sorgerecht<br />
eingreifen, sind die §§ 1666,<br />
1666a BGB.<br />
Die dramatischen Fälle von Kindesvernachlässigung<br />
und Kindesmisshandlung<br />
zeigen, dass die<br />
Ursachen für das Versagen <strong>der</strong> Behörden<br />
nicht auf fehlende Rechtsgrundlagen,<br />
son<strong>der</strong>n auf fehlerhafte<br />
Verfahrensabläufe in und zwischen<br />
den Behörden und Abteilungen<br />
sowie eine unzureichende<br />
Personalausstattung zurückzuführen<br />
sind.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner,<br />
Referatsleiter des Referats<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe im BMfSFJ<br />
Alle Hilfeangebote fuer Kin<strong>der</strong> und ihre Familien koennen nur in <strong>der</strong> Vernetzung<br />
und Kooperation aller an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten Erfolg bringen: Familie, Jugendamt,<br />
Jugendhilfeeinrichtung, Schule, psychiatrische Kliniken, Kin<strong>der</strong>tagesstaetten und<br />
weitere Akteure.<br />
Kin<strong>der</strong> in Gefahr?<br />
Die Familie als (H)Ort finanzieller, sozialer und<br />
geistiger Gefährdungen<br />
Die Neuaufnahme des § 8a in<br />
das Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetz<br />
(SGB VIII),<br />
<strong>der</strong> den Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung<br />
beschreibt, ist seit<br />
dem 01.10.2005 in Kraft.<br />
Obwohl <strong>der</strong> § 8a sehr genau den<br />
aus dem staatlichen Wächteramt<br />
abgeleiteten Schutzauftrag des Jugendamtes<br />
formuliert, schockieren<br />
uns immer wie<strong>der</strong> spektakuläre<br />
Fälle von Kindeswohlgefährdung<br />
und -mißhandlungen in den Familien.<br />
Bei diesen schockierenden Vorfällen<br />
von Kindesmisshandlungen<br />
sind Eltern nicht mehr in <strong>der</strong> Lage,<br />
Verantwortung zum Wohl ihrer<br />
Kin<strong>der</strong> zu übernehmen. Sie fügen<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n körperliche, seelische<br />
und sexuelle Gewalt zu, an<br />
denen ihre kleinen Seelen großen<br />
Schaden nehmen und unter denen<br />
viele Kin<strong>der</strong> ihr Leben lang leiden.<br />
Als Freier Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />
erleben wir die Eltern hoffnungslos<br />
überfor<strong>der</strong>t und überflutet von<br />
eigenen existentiellen Problemen<br />
wie Arbeitslosigkeit, Finanzproblemen,<br />
Suchterkrankungen etc.<br />
Sie sind als Eltern häufig nicht<br />
mehr in <strong>der</strong> Lage, Verantwortung<br />
für ihre Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong>gestalt zu übernehmen,<br />
dass diese in Fürsorge<br />
und Sicherheit aufwachsen und<br />
sich im familiären Rahmen altersgemäß<br />
entwickeln können. Die<br />
Kin<strong>der</strong> werden von den Menschen<br />
alleine gelassen, denen sie ihr gan-<br />
zes Vertrauen geben und von <strong>der</strong>en<br />
Liebe und Schutz sie abhängig<br />
sind. Hier muss unsere Hilfe ansetzen.<br />
Diese Eltern gilt es zu unterstützen<br />
und ihnen Hilfe anzubieten,<br />
damit die Kin<strong>der</strong> die Chance<br />
bekommen, ohne Gefährdung von<br />
Körper und Seele aufzuwachsen.<br />
Kin<strong>der</strong> brauchen ihre<br />
Eltern.<br />
Unabhängig von ihren familiären<br />
Erfahrungen bleibt die Liebe und<br />
Loyalität zu ihren Eltern bestehen.<br />
Ist die Familie dem Jugendamt<br />
bekannt, werden in <strong>der</strong> Regel dort<br />
als erste Maßnahme ambulante<br />
Hilfen durch Freie Träger <strong>der</strong><br />
Jugendhilfe eingesetzt. SozialarbeiterInnen<br />
klären in <strong>der</strong> Familie<br />
ab, welche Ressourcen vorhanden<br />
sind, welche lebenspraktischen<br />
Unterstützungen notwendig sind<br />
und ob eine Kindeswohlgefährdung<br />
nach § 8a KJHG vorliegt.<br />
Wirkt die ambulante Hilfe in <strong>der</strong><br />
Familie nicht und ist die Familie<br />
nach eigener Wahrnehmung sowie<br />
in <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> professionellen<br />
Helfer unfähig, eine tragende<br />
Beziehung und Bindung zu<br />
dem Kind aufzubauen, damit es<br />
geschützt aufwachsen kann, wird<br />
das Jugendamt aktiv. Gemeinsam<br />
mit den erziehungsberechtigten<br />
Eltern wird besprochen, ob das<br />
Kind für eine begrenzte Zeit - bis<br />
zur Rückführung in die Herkunftsfamilie<br />
o<strong>der</strong> bis zur Verselbständigung<br />
in ein eigenverantwortliches<br />
Leben - in einer Jugendhilfeeinrichtung<br />
unterzubringen ist.<br />
An diesem Entscheidungsprozeß<br />
sind, neben dem Jugendamt und<br />
den Eltern, bei Bedarf noch Schulen,<br />
Kliniken, Kin<strong>der</strong>tagesstätten,<br />
Beratungsstellen und weitere fachliche<br />
Schnittstellen beteiligt. In<br />
unseren Einrichtungen erleben wir<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
11
Kin<strong>der</strong> in Gefahr?<br />
Schwerpunkt<br />
Das Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz (KICK vom Juli 2005) stellt<br />
die fachpolitische Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe in den Mittelpunkt.<br />
Gleichzeitig werden die Kommunen finanziell entlastet.<br />
dann Kin<strong>der</strong>, die sich <strong>der</strong> Schule<br />
verweigern, soziale Kompetenzen<br />
gering entwickelt haben, ihre<br />
Aggressionen nicht steuern können,<br />
Angst vor Nähe haben, kein<br />
Vertrauen zu Erwachsenen aufbauen<br />
konnten und durch ihre<br />
traumatischen Erfahrungen<br />
schon<br />
psychiatrisch erkrankt<br />
sind. Die<br />
älteren Kin<strong>der</strong> haben<br />
oft ihre freie<br />
Zeit außerhalb <strong>der</strong> Familie verbracht,<br />
häufig haben sie auf <strong>der</strong><br />
Straße eine „soziale Familie“, eine<br />
Klicke, als Alternative zu ihrer Familie<br />
gesucht, da es innerfamiliär<br />
Der Schauspieler Heinz Hoenig mit Kin<strong>der</strong>n des KJHV-Süd<br />
keine tragenden Bindungen gab.<br />
Sie haben nicht gelernt, miteinan<strong>der</strong><br />
zu reden und Lösungen für<br />
Probleme gemeinsam auszuhandeln.<br />
Kommuniziert wird in <strong>der</strong><br />
Regel mit den neuen Medien. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> durch die eigene Familie<br />
erfahrenen Entwertungen und<br />
Schuldzuweisungen können sie<br />
auch uns, ihren Betreuern, kein<br />
Vertrauen entgegenbringen und<br />
reagierten ihrerseits als Schutz mit<br />
Abwehr und Entwertungen.<br />
Das Leben<br />
in unseren Heimen<br />
ist für die Kin<strong>der</strong><br />
ein „Zuhause<br />
auf Zeit“. In dieser<br />
uns zur Verfügung stehenden Zeit<br />
versuchen wir den Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen mit ihren Familien<br />
Hilfe und Unterstützung zu geben.<br />
Wir arbeiten, wo es möglich<br />
ist, mit den Familien zusammen<br />
und entlassen sie nicht aus <strong>der</strong><br />
Verantwortung für ihre Kin<strong>der</strong>.<br />
Wir reden miteinan<strong>der</strong> und entscheiden<br />
zum Wohl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />
wo es möglich ist, gemeinsam. Den<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen stellen<br />
wir einen Raum zu Verfügung, <strong>der</strong><br />
ihnen Schutz und Sicherheit vor<br />
weiteren Gewalterfahrungen bietet<br />
und in dem sie altersgemäß gefor<strong>der</strong>t<br />
und unterstützt werden. Wir<br />
versuchen den Kin<strong>der</strong>n Werte wie<br />
Rücksichtnahme, Vertrauen, Übernahme<br />
von Verantwortung für das<br />
eigene Handeln, gegenseitige Hilfe<br />
und Achtung vor dem Lebensweg<br />
<strong>der</strong> Mitbewohner zu vermitteln.<br />
Oft erleben die Kin<strong>der</strong> in unseren<br />
Heimen zum ersten Mal eine<br />
Alltagsstruktur, die ihnen Sicherheit<br />
und Orientierung gibt. Dazu<br />
gehören gemeinsam ausgehandelte<br />
Regeln für das Zusammenleben,<br />
regelmäßiges Einnehmen von Mahlzeiten,<br />
das Leben von Ritualen, das<br />
Feiern von Festen.<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die aufgrund<br />
ihrer traumatisierenden Gewalterfahrungen<br />
Symptome und<br />
Verhalten entwickelt haben, wo<br />
wir mit pädagogischen Mitteln<br />
nicht ausreichend helfen können,<br />
bekommen therapeutische Hilfen<br />
zur Bearbeitung des Erlebten.<br />
Alle Hilfeangebote für Kin<strong>der</strong> und<br />
ihre Familien können aber nur in<br />
<strong>der</strong> Vernetzung und Kooperation<br />
aller an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten Erfolg<br />
bringen. Dazu gehören die Familie,<br />
das Jugendamt, die Jugendhilfeeinrichtung,<br />
die Schule, die psychiatrischen<br />
Kliniken, die Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
und weitere Akteure.<br />
Für unseren Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfeverbund<br />
Süd (KJHV-Süd)<br />
haben wir den Leitsatz entwickelt<br />
„Ein Netz hält mehr als einzelne<br />
Fäden“.<br />
In diesem Sinne versuchen wir für<br />
die von uns in Obhut genommenen<br />
Kin<strong>der</strong> individuell tragbare Netze<br />
zu schaffen, die ihnen helfen, auch<br />
auf <strong>der</strong> „Sonnenseite des Lebens“<br />
anzukommen. Ulrike Thiel<br />
Es scheint, als brauchten manche Kin<strong>der</strong> unserer <strong>Gesellschaft</strong> die Gewalt zur<br />
Selbstdarstellung vor Menschen, die ihnen sonst nur mangelnde Anerkennung entgegenbringen.<br />
“ Ich bin da!“ , ist <strong>der</strong> gewalttaetige Schrei, <strong>der</strong> uns aengstigt<br />
und verbittert.<br />
Ein Kind ist keine Gefahr –<br />
aber müssen wir Angst vor schwierigen Kin<strong>der</strong>n haben?<br />
Soeben wurde in Hamburg ein<br />
52-jähriger Mann von einer<br />
Jugendbande getötet. Je<strong>der</strong><br />
einzelne von diesen 14- bis 19-<br />
Jährigen wollte das nicht. Ihr<br />
eigentliches Opfer war eine junge<br />
Frau in <strong>der</strong> S-Bahn - die hatten sie<br />
auf dem Kieker, wollten ihren<br />
„Spaß“ mit ihr haben. Das versuchte<br />
<strong>der</strong> jetzt Getötete zu unterbinden.<br />
Er ging dazwischen und<br />
erhielt einen Schlag gegen den<br />
Kopf, <strong>der</strong> ihn letztlich umbrachte.<br />
So einfach geht das - ist es so einfach?<br />
Immerhin, ein Mensch ist<br />
tot, weil seine Vorstellungen von<br />
Menschenwürde und Achtung sich<br />
grundsätzlich unterschieden von<br />
dem, was diese jugendlichen Schläger,<br />
diese Kin<strong>der</strong>, für Spaß und<br />
Kick hielten.<br />
Das Gebot des Anstands und <strong>der</strong><br />
Stunde ist die Trauer um den<br />
Getöteten und <strong>der</strong> Zorn auf diese<br />
menschenverachtende, unnötige<br />
und willkürliche Tat. Aber ist es<br />
nicht das Gebot <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
zu erfragen, wieso es überhaupt zu<br />
solch massiver Belästigung von<br />
vielen gegenüber einer jungen Frau<br />
kommen konnte, dass sich dann<br />
auch nur einer einmischte, dass die<br />
Situation so eskalierte, dass zugeschlagen<br />
wurde?<br />
Es gibt viele Ursachen, die Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche zu gefährlichen<br />
Tätern werden lässt: immer wie<strong>der</strong><br />
werden die sozialen Umstände, die<br />
finanziellen und familiären Verhältnisse,<br />
vielleicht auch kulturelle<br />
Unterschiede genannt - doch die<br />
sind nur ein Faktor, vielleicht nicht<br />
einmal <strong>der</strong> wichtigste, <strong>der</strong> zu realer<br />
Gewalt führt.<br />
Da ist viel mehr die totale Verfügbarkeit<br />
gewalthafter Worte und<br />
Bil<strong>der</strong> und die<br />
Haltung <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
alles<br />
vorstellbar Gewalttätige<br />
in Wort<br />
und Bild zuzulassen.<br />
Alles Denken<br />
zuzulassen<br />
heißt aber auch<br />
Gewalt zuzulassen.<br />
Denn „das<br />
Gedachte ist<br />
gleichsam bereits<br />
die Tat“ (Hegel).<br />
So wird denn -<br />
wie <strong>der</strong>zeit in<br />
Berlin zu sehen - eine stadtweite<br />
Kampagne ins Leben gerufen, die<br />
zum „richtigen“ Verhalten bei Gewalttätigkeit<br />
und Kriminalität rät.<br />
Wir wähnen uns großzügig und<br />
verständnisvoll, wenn wir Kin<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Jugendliche gewähren lassen<br />
bis sie vielleicht zur besseren<br />
Einsicht gelangen. Doch wenn wir<br />
ehrlich sind, entspringt unser<br />
defensiver Umgang mit gewalttätigen<br />
Jugendlichen eher <strong>der</strong> Angst<br />
vor <strong>der</strong>en Reaktionen. Außerdem<br />
scheuen wir die Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />
Denn es ist anstrengend,<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Normen<br />
beizubringen. Aber indem wir<br />
dies tun, das heißt, indem wir<br />
ihnen Grenzen setzen, nehmen wir<br />
sie als Teil dieser <strong>Gesellschaft</strong> wahr,<br />
nehmen wir sie ernst als uns ebenbürtig.<br />
Es scheint, als brauchten manche<br />
Kin<strong>der</strong> unserer <strong>Gesellschaft</strong> die<br />
Gewalt zur Selbstdarstellung vor<br />
Menschen, die ihnen sonst nur<br />
mangelnde Anerkennung entgegenbringen.<br />
„Ich bin da!“, ist <strong>der</strong><br />
gewalttätige Schrei, <strong>der</strong> uns ängstigt<br />
und verbittert. Dabei steckt in ihm<br />
so viel Vitalität, die, in die richtigen<br />
Normen gelenkt, ein Gewinn für<br />
die Gemeinschaft sein könnte.<br />
Dies zu versuchen hat sich die<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zur Aufgabe<br />
gestellt. In Brandenburg,<br />
Thüringen und Bayern werden in<br />
stadtfernen Einrichtungen verwahrloste,<br />
haltlose und delinquente<br />
Kin<strong>der</strong> sowie straffällige Jugendliche<br />
mit pädagogischen Mitteln<br />
auf ein Leben ohne Straftaten<br />
vorbereitet. In den spezialisierten<br />
Jugendhilfeeinrichtungen <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> geben wir<br />
den Betroffenen eine Chance und<br />
sparen gleichzeitig langfristige<br />
Kosten. Stationäre und ambulante<br />
Nachbetreuungsangebote halten<br />
die Rückfallquote in die Straffälligkeit<br />
gering.<br />
Ich bin da! Wenn wir das anerkennen<br />
und wenn wir unseren Kin<strong>der</strong>n<br />
klarmachen können, dass sie<br />
das niemandem beweisen müssen -<br />
dann brauchen wir uns nicht vor<br />
ihnen zu fürchten.<br />
Julie von Stülpnagel<br />
12 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 13
Generationsgemischtes Wohnen<br />
Schwerpunkt<br />
Das Konzept unseres <strong>EJF</strong>- ServiceHauses bietet Raum und Angebote fuer Menschen jeden<br />
Alters und verschiedener sozialer Herkunft<br />
Das ServiceHaus in Berlin<br />
Generationsgemischtes Wohnprojekt im<br />
Diakoniezentrum Heiligensee<br />
Mitten im Diakoniezentrum<br />
Heiligensee steht<br />
seit 1977 ein Modell des<br />
Zusammenlebens zwischen alten<br />
und jungen Menschen, Alleinstehenden<br />
und Familien: Das ServiceHaus<br />
des Evangelischen Jugend-<br />
und Fürsorgewerkes (<strong>EJF</strong>).<br />
Mit <strong>der</strong> rund um die Uhr besetzten<br />
Pforte, einer zentralen Telefonanlage,<br />
die gleichzeitig als ein internes<br />
Notrufsystem fungiert, und <strong>der</strong><br />
Tatsache, dass innerhalb dieses<br />
Systems kostenlos telefoniert werden<br />
kann, wird eine Verbundenheit<br />
geschaffen, die das Leben hier so<br />
lebenswert macht.<br />
Auch wenn es manchmal aufregend<br />
im Diakoniezentrum zugeht -<br />
die Senioren des ServiceHauses<br />
würden nie mit einem reinen<br />
Seniorenwohnhaus tauschen wollen.<br />
Letztlich sind sie stolz, zwischen<br />
Jüngeren zu leben. Konflikte,<br />
die es hier wie überall gibt, sind<br />
auch Ausdruck von Normalität.<br />
Durch das kontinuierliche Mit-<br />
Generationsgemischte<br />
Wohnanlage für Senioren,<br />
Alleinerziehende und<br />
Familien<br />
Beson<strong>der</strong>e Angebote:<br />
Tagespflege Bärensprung<br />
Senioren-Wohngemeinschaft<br />
Offene Jugendarbeit<br />
Kontakt:<br />
ServiceHaus<br />
Keilerstraße 17<br />
13503 Berlin<br />
Telefon: 030-4306-494<br />
14<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
einan<strong>der</strong> werden Flurgemeinschaften<br />
zu Hilfegruppen, auch im<br />
Krankheitsfall. Und wo gibt es<br />
dies, dass die Alten mit großer<br />
Selbstverständlichkeit die Betreuung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von Alleinerziehenden<br />
o<strong>der</strong> jungen, überlasteten<br />
Familien übernehmen?<br />
Mit dem generationsgemischten<br />
Wohnen erhöht sich die Wohnund<br />
Lebensqualität für die Älteren,<br />
aber auch für die Familien.<br />
Das Aufwachsen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />
ihre täglichen Begegnungen mit<br />
alten Menschen, das Wahrnehmen<br />
ihrer Lebensweisen und ihrer Gebrechlichkeit<br />
för<strong>der</strong>t Akzeptanz<br />
und Toleranz. Das Konzept des<br />
ServiceHauses bietet Raum und<br />
Angebote für Menschen jeden Alters<br />
und verschiedener sozialer<br />
Herkunft. Es ist <strong>der</strong> Nukleus <strong>der</strong><br />
heutigen <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Das „Miteinan<strong>der</strong> - Füreinan<strong>der</strong>“<br />
ist zum Leitmotiv des Trägers<br />
geworden. Christian Nestler<br />
Partner des “ Fluchtpunkts“ in allen fachlichen Fragen sind die Berliner<br />
Beratungsstelle “ Kind im Zentrum“ sowie die Familienberatungsstellen <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>. Sie bieten vernachlaessigten, misshandelten u. missbrauchten<br />
Kin<strong>der</strong>n u. <strong>der</strong>en Bezugspersonen Hilfe u. Unterstuetzung an.<br />
Beratung ist die beste Prävention<br />
In <strong>der</strong> westböhmischen Stadt Eger nimmt <strong>der</strong><br />
„Fluchtpunkt“ seine Arbeit auf<br />
In Tschechien sind im Jahr 2005<br />
mehr als 7.500 Kin<strong>der</strong> misshandelt<br />
o<strong>der</strong> sexuell missbraucht<br />
worden. Das geht aus<br />
einem Bericht des Prager Arbeitsund<br />
Sozialministeriums hervor.<br />
Bei Fällen von körperlicher Misshandlung<br />
registrierten die Behörden<br />
in den vergangenen zehn<br />
Jahren eine Steigerung um das<br />
Vierfache, bei seelischer Misshandlung<br />
gar um das Zwölffache. Die<br />
Zahl <strong>der</strong> sexuell missbrauchten<br />
Kin<strong>der</strong> hat sich seit 1995 verdoppelt.<br />
Der enorme Anstieg in <strong>der</strong><br />
Statistik sei zweifelsohne ein Beleg<br />
dafür, dass die Öffentlichkeit heute<br />
diese Problematik aufmerksamer<br />
verfolge und mehr Fälle anzeigen<br />
würde als in <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
heißt es in <strong>der</strong> ministeriellen Konzeption<br />
für die Arbeit mit gefährdeten<br />
Kin<strong>der</strong>n. Doch ist gerade das<br />
Thema sexueller Missbrauch im<br />
Nachbarland Tschechien immer<br />
noch weitestgehend tabu.<br />
In <strong>der</strong> westböhmischen Stadt Eger<br />
ist am 20. Oktober die Beratungsstelle<br />
„Fluchtpunkt” für Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche sowie <strong>der</strong>en<br />
Eltern in sozialen Notlagen eröffnet<br />
worden. Der „Fluchtpunkt”<br />
leiste Präventionsarbeit in vielen<br />
Bereichen, angefangen von <strong>der</strong><br />
Aufklärung bis zur Therapie,<br />
erklärte Jitka Gjuricová, Direktorin<br />
<strong>der</strong> Abteilung Kriminalitätsprävention<br />
im tschechischen Innenministerium,<br />
bei <strong>der</strong> feierlichen<br />
Einweihungsfeier. Die beiden Mitarbeiterinnen<br />
des „Fluchtpunkts”,<br />
Regina Schubertová und Blanka<br />
Cerná, sehen es als eine ihrer wichtigsten<br />
Aufgaben an, rechtzeitig<br />
einzugreifen, bevor es in den<br />
Familien zu körperlicher Miss-<br />
^<br />
^<br />
handlung und sexuellem Missbrauch<br />
von Kin<strong>der</strong>n kommt. So<br />
hat beispielsweise die 29-jährige<br />
Vera mit ihrem dreimonatigen<br />
Sohn beim Fluchtpunkt angeklopft,<br />
gleich nachdem sie von<br />
ihrem Partner geschlagen worden<br />
war. Vera wirkt eingeschüchtert<br />
und verunsichert. Ihr Partner, ein<br />
arbeitsloser Installateur, betrinkt<br />
sich häufig und wird dann brutal.<br />
Vera weiß nicht, wie sie sich wehren<br />
soll, fühlt sich ihrem Partner<br />
völlig ausgeliefert. Bei den beiden<br />
Fluchtpunkt-Mitarbeiterinnen findet<br />
sie Hilfe und Rat. Gemeinsam<br />
wird nach einem Ausweg aus <strong>der</strong><br />
Situation gesucht. Allmählich<br />
Regina Schubertová und Blanka Cerná im Bild rechts<br />
wächst auch Veras Selbstbewusstsein.<br />
Um Kin<strong>der</strong> ausfindig zu<br />
machen, die unter Gewalt o<strong>der</strong><br />
Vernachlässigung leiden, plant <strong>der</strong><br />
Fluchtpunkt in nächster Zukunft<br />
ein niedrigschwelliges Freizeitangebot.<br />
„Wenn die Kin<strong>der</strong> zu uns<br />
Vertrauen gewonnen haben, werden<br />
sie auch von ihren häuslichen<br />
Problemen berichten“, sagt Regina<br />
Schubertová. Je früher dann eine<br />
^<br />
^<br />
Milena Cerná, Direktorin <strong>der</strong> Olga Havel<br />
Stiftung/Prag und Siegfried Dreusicke vor dem<br />
„Fluchtpunkt” in Eger/Cheb<br />
Therapie einsetzt,<br />
desto größer ist<br />
die Chance, bleibendeFolgeschäden<br />
zu begrenzen<br />
und möglicherweise<br />
einen<br />
Teufelskreis zu<br />
durchbrechen:<br />
Denn nach statistischenAngaben<br />
haben Sexualstraftäter<br />
häufig<br />
in ihrer Kindheit<br />
selbst Misshandlungen,Vernachlässigung<br />
und<br />
manchmal auch sexuellen Missbrauch<br />
erfahren. Partner des „Fluchtpunkts“<br />
in allen fachlichen Fragen<br />
sind die Berliner Beratungsstelle<br />
„Kind im Zentrum“ sowie die<br />
Familienberatungsstellen <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>. Sie bieten<br />
vernachlässigten, misshandelten<br />
und missbrauchten Kin<strong>der</strong>n und<br />
<strong>der</strong>en Bezugspersonen Hilfe und<br />
Unterstützung an. Heiko Krebs<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
15
Andacht<br />
Schwerpunkt<br />
Gefahren fuer Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Not sind so alt wie die Geschichte <strong>der</strong> Menschheit und<br />
finden auch in <strong>der</strong> biblischen Ueberlieferung ihren Nie<strong>der</strong>schlag. Jesus sagt: Lasset<br />
Kin<strong>der</strong> in Not und Gefahr<br />
Andacht von Dr. Günther Bauer, Geschäftsführer <strong>der</strong> Inneren<br />
Mission München<br />
Gefahren für Kin<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Not von Kin<strong>der</strong>n<br />
ist keine neue<br />
Entwicklung <strong>der</strong> letzten Wochen<br />
o<strong>der</strong> Monate. Schon die Kin<strong>der</strong><br />
aus Entenhausen, die mehrere<br />
Generationen in ihrer Entwicklung<br />
prägten, wussten dies und sagten:<br />
„Wir wollen sein ein einig Volk<br />
von Brü<strong>der</strong>n, in keiner Not uns<br />
waschen und Gefahr.“<br />
Die geniale Übersetzerin, Erika<br />
Fuchs, hat damit Tick, Trick und<br />
Track ein selbstbewusstes Motto in<br />
den Mund gelegt, das eindeutige<br />
Prioritäten setzt: waschen ist zweitrangig!<br />
- notfalls.<br />
Auch beim Motto <strong>der</strong> Heilsarmee<br />
ist Waschen zweitrangig: soup,<br />
soap and salvation. Gefahren für<br />
Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Not sind so alt wie die<br />
Geschichte <strong>der</strong> Menschheit und<br />
finden auch in <strong>der</strong> biblischen<br />
Überlieferung ihren Nie<strong>der</strong>schlag.<br />
In einem <strong>der</strong> zentralen Tauftexte<br />
im sog. Kin<strong>der</strong>evangelium sagt<br />
Jesus: Lasset die Kin<strong>der</strong> zu mir<br />
kommen und wehret ihnen nicht,<br />
denn ihrer ist das Himmelreich<br />
(Matthäus 19,14). Dieser Text<br />
überdeckt oft genug die Berichte<br />
von Gefahren für Leib, Leben und<br />
Seelen von Kin<strong>der</strong>n, die die Bibel<br />
auch kennt.<br />
Da ist zunächst die Geschichte von<br />
<strong>der</strong> Beinahe-Opferung Isaaks.<br />
Nach dem Zeugnis <strong>der</strong> Genesis hat<br />
Gott selbst Abraham aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
seinen einzigen Sohn Isaak zu<br />
schlachten und als Brandopfer darzubringen<br />
(Genesis 22,2 + 10). Erst<br />
in allerletzter Sekunde fällt ein<br />
Engel des Herrn Abraham in den<br />
Arm (Genesis 22,11-12). Auch<br />
wenn man diese Geschichte gerne<br />
Andrea del Sarto, Opferung Isaaks,<br />
um 1527, Dresden, Gemäldegalerie<br />
als Ende <strong>der</strong> Menschenopfer verstehen<br />
will, so macht sie doch auch<br />
deutlich, dass im Namen Gottes<br />
durch die Zeiten bis heute Kin<strong>der</strong><br />
Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt<br />
werden. Die sektiererische -<br />
Davidianer-Gemeinschaft im texanischen<br />
Waco hat dies 1993 aller<br />
Welt auf drastischste Weise vor<br />
Augen geführt.<br />
In solchen Fällen wird <strong>der</strong> Ruf<br />
nach dem Eingreifen des Staates<br />
beson<strong>der</strong>s laut. Dieser müsse Gefahren<br />
für Leib und Leben von<br />
Kin<strong>der</strong>n abwehren. Doch die biblische<br />
Geschichte lehrt, dass auch<br />
<strong>der</strong> Staat selbst zur großen Gefahr<br />
für Kin<strong>der</strong> werden kann. Herodes<br />
ließ nach dem Bericht von<br />
Matthäus (2,16-18) alle Knaben bis<br />
zum Alter von zwei Jahren aus<br />
Bethlehem und Umgebung umbringen,<br />
um alle Thronansprüche<br />
radikal auszuschließen. Und die<br />
Ermordung von Hun<strong>der</strong>ttausenden<br />
von jüdischen Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen durch die Nazis zeigt<br />
überdeutlich, dass <strong>der</strong> Staat selbst<br />
zur Gefahr für Kin<strong>der</strong> und Ju-<br />
gendliche werden kann. Nicht<br />
zuletzt deswegen betont unser<br />
Grundgesetz zu Recht den Primat<br />
<strong>der</strong> elterlichen Sorge gegenüber<br />
<strong>der</strong> staatlichen Fürsorge. Gesetzliche<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfemaßnahmen<br />
sollen die elterliche<br />
Erziehung unterstützen und nur<br />
im äußersten Fall ersetzen. Der<br />
politische Missbrauch von Jugendhilfemaßnahmen<br />
bis in die jüngste<br />
Zeit durch vor allem diktatorische<br />
Regimes ist nicht vergessen. Die<br />
Trennung von Eltern und Kin<strong>der</strong>n<br />
und anonyme Heimunterbringung<br />
ist nur ein Beispiel für den Missbrauch<br />
staatlicher Macht.<br />
Sollen wir also auf menschliche<br />
Beziehungen, auf die Eltern o<strong>der</strong><br />
die größere Familie setzen? Auch<br />
hier ist Vorsicht geboten. Gewalt,<br />
Schändung (sexueller Missbrauch)<br />
und Demütigungen sind Erfahrungen,<br />
die Kin<strong>der</strong> und Jugend-<br />
Rembrandt Harmensz van Rijn, Die<br />
Flucht nach Ägypten, 1627, Tours,<br />
Musee ‘ des Beaux-Arts<br />
liche vor allem im Nahbereich <strong>der</strong><br />
Familie machen. Und auch hierfür<br />
gibt es biblische Hinweise wie<br />
zum Beispiel in Genesis 19: Lot<br />
hatte zwei fremde Männer in sein<br />
die Kin<strong>der</strong> zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.<br />
(Mattaeus 19,14). Dieser Text ueberdeckt oft genug die Berichte von Gefahren fuer<br />
Leib, Leben und Seelen von Kin<strong>der</strong>n, die die Bibel auch kennt.<br />
Haus eingeladen. Der Mob von<br />
Sodom umstellte Lots Haus und<br />
wollte dessen Gästen sexuelle Gewalt<br />
antun. Um seinen heiligen<br />
Pflichten als Gastgeber nachzukommen,<br />
bot Lot dem Mob seine<br />
beiden jungfräulichen Töchter als<br />
Ersatz für seine Gäste an (Genesis<br />
19, 7-8).<br />
Wege aus Gefahr und Not<br />
Schon nach dieser kurzen kritischen<br />
Durchsicht biblischer Erfahrungen<br />
ist klar, dass es nicht nur<br />
eine Instanz geben kann, die dem<br />
Kin<strong>der</strong>schutz verpflichtet ist.<br />
We<strong>der</strong> die Berufung allein auf<br />
Gott noch <strong>der</strong> Staat noch die<br />
Schule, noch die Familie können<br />
die einzige Instanz <strong>der</strong> Erziehung<br />
sein. Alle sind gefor<strong>der</strong>t, auch<br />
Kirchengemeinden und natürlich<br />
diakonische Einrichtungen und<br />
Dienste mit ihren professionellen<br />
Angeboten und spezifischen Erfahrungen.<br />
Aber noch wichtiger<br />
Resilienz – wenn die Seele stark gemacht wird<br />
Menschen, vor allem aber<br />
Kin<strong>der</strong> sind in Gefahr,<br />
weil manche von ihnen<br />
einer großen Anzahl von Risiken,<br />
Unsicherheiten und schwierigen<br />
Lebensbedingungen ausgesetzt<br />
sind. Ein Phänomen, das in diesem<br />
Zusammenhang die psychologische<br />
Forschung in jüngerer Zeit<br />
beschäftigt und überall lebhaft<br />
diskutiert wird, ist die Fähigkeit<br />
von Kin<strong>der</strong>n, Lebenskrisen zu<br />
meistern und trotz widriger Umstände<br />
zu erstaunlich kompetenten,<br />
leistungsfähigen und stabilen<br />
Persönlichkeiten heranzuwachsen.<br />
Diese „Bewältigungskompetenz“<br />
heißt Resilienz und bezeichnet die<br />
psychische Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />
von Kin<strong>der</strong>n gegenüber biologischen,<br />
psychologischen und psychosozialen<br />
Entwicklungsrisiken.<br />
ist: Jede und je<strong>der</strong> Einzelne muss<br />
im Nahbereich und im öffentlichen<br />
Raum hinsehen, wahrnehmen, was<br />
geschieht und überlegen, wie Gefahren<br />
für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
vermieden o<strong>der</strong> abgewendet werden<br />
können. Beim Engagement<br />
jedes Einzelnen kann es nicht darum<br />
gehen, an<strong>der</strong>e denunzieren zu<br />
wollen, son<strong>der</strong>n die Sorge für die<br />
nachwachsende Generation als<br />
Aufgabe Aller zu begreifen.<br />
Sicher: Ein allumfassen<strong>der</strong> Schutz<br />
in jedem Einzelfall wird nicht<br />
möglich sein. Denn die notwendigen<br />
Entfaltungsmöglichkeiten für<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche bergen<br />
immer auch Risiken für sie selbst<br />
und die Erwachsenen. Doch Zivilcourage<br />
ist ebenso notwendig wie<br />
die Solidarität unter Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen wie eben im Falle<br />
von Tick, Trick und Track, <strong>der</strong>en<br />
Absicht „Wir wollen sein ein einig<br />
Volk von Brü<strong>der</strong>n“ schon einen<br />
guten Anfang <strong>der</strong> Gefahrenabwehr<br />
darstellt.<br />
Resilienz, sagen die Forscher, sieht<br />
das Kind als aktiven Bewältiger<br />
und Mitgestalter seines eigenen<br />
Lebens, durch den effektiven Einsatz<br />
seiner internen und externen<br />
Ressourcen. Problemlösefähigkeiten,<br />
eine hohe Sozialkompetenz,<br />
die Fähigkeit zur Selbstregulation,<br />
die Fähigkeit, sich von widrigen<br />
Umständen innerlich zu distanzieren,<br />
ein hohes Selbstwertgefühl<br />
sowie Selbstvertrauen in die eigenen<br />
Fähigkeiten sind einige Merkmale<br />
kindlicher Resilienz.<br />
Resilienz, wird behauptet, sei kein<br />
angeborenes Persönlichkeitsmerkmal,<br />
son<strong>der</strong>n eine erwerbbare<br />
Fähigkeit. Diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
nehmen wir als <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
an und fragen uns: Wie<br />
und wo muss die Resilienzför<strong>der</strong>ung<br />
in unsere pädagogischen<br />
Nicolas Poussin, Bethlehemitischer Kin<strong>der</strong>mord,<br />
1625/26, Paris, Musee ‘<br />
du Petit Palais<br />
Achten wir also darauf, dass kein<br />
Kind ohne gleichaltrige Freunde<br />
o<strong>der</strong> Freundinnen bleiben muss,<br />
die notfalls auf die richtige Prioritätensetzung<br />
verweisen: „In keiner<br />
Not uns waschen und Gefahr“.<br />
Solches Miteinan<strong>der</strong> ist auch gemeint,<br />
wenn Jesus uns einschärft:<br />
Lasset die Kin<strong>der</strong> zu mir kommen,<br />
denn ihrer ist das Himmelreich.<br />
Dr. Günther Bauer<br />
Konzepte und unsere praktische<br />
Arbeit eingebaut werden?<br />
Mit dieser spannenden Frage beschäftigt<br />
sich ein Seminar in <strong>der</strong><br />
Sozialakademie Haus Silberbach<br />
vom 7. bis 9. März nächsten Jahres.<br />
Ewald Möller<br />
Für weitere Fragen wenden Sie<br />
sich bitte an Ewald Möller,<br />
Tel: (030) 843 889-63<br />
Qualifizierungs- und Beratungseinrichtung<br />
für Fragen sozialer Randgruppen<br />
im bayerisch-tschechischen<br />
Grenzraum<br />
(Sozialakademie Haus Silberbach)<br />
Sommerhauer Strasse 1-5<br />
95100 Selb OT Silberbach<br />
Tel. (09287) 96 82 0<br />
Fax (09287) 60 61 6<br />
E-Mail mail@haus-silberbach.de<br />
Internet www.haus-silberbach.de<br />
16 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 17
Notizen aus den Einrichtungen<br />
Seit 1981 gibt es den Lebensraum II, eine Einrichtung fuer Menschen mit Schwerst-<br />
Mehrfach-Behin<strong>der</strong>ungen - im damaligen West-Berlin das erste Heim, das sich dieser<br />
behin<strong>der</strong>ten Maenner und Frauen annahm.<br />
25 Jahre<br />
Lebensraum II<br />
im Diakoniezentrum<br />
Berlin-Heiligensee<br />
Heiligensee. Mit einer Festwoche<br />
hat die Einrichtung für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen „Lebensraum<br />
II“ im Diakoniezentrum<br />
Berlin-Heiligensee vom 18. bis 25.<br />
Juni ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert.<br />
Dort leben <strong>der</strong>zeit insgesamt rund<br />
70 Menschen, die von Geburt an<br />
schwere Hirnschädigungen haben.<br />
Diese Schädigungen führen nicht<br />
nur zu geistigen, son<strong>der</strong>n auch zu<br />
verschiedenen körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen.<br />
Rund um die Uhr werden<br />
sie von etwa 100 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, darunter<br />
Heilerziehungspflegern, Sozialpädagogen,<br />
Physiotherapeuten und<br />
Ergotherapeuten, betreut. „Je<strong>der</strong><br />
Bewohner wird bei uns individuell<br />
nach seinen Fähigkeiten geför<strong>der</strong>t“,<br />
erläutert Einrichtungsleiter Ulrich<br />
Gollme. Nachdem das Evangelische<br />
Jugend- und Fürsorgewerk (<strong>EJF</strong>)<br />
1975 im Diakoniezentrum den „Lebensraum<br />
I“ für Menschen mit geistigen<br />
Behin<strong>der</strong>ungen geschaffen<br />
hatte, baute es 1981 ein weiteres<br />
Haus für Menschen mit Schwerst-<br />
Mehrfach-Behin<strong>der</strong>ungen. „Im damaligen<br />
West-Berlin war dies die<br />
erste Einrichtung, die sich dieser<br />
schwerst mehrfach behin<strong>der</strong>ten<br />
Männer und Frauen annahm“, erinnert<br />
sich Gollme. Rund zehn Bewohnerinnen<br />
und Bewohner leben<br />
schon seit 25 Jahren im „Lebensraum<br />
II“. Zum Jubiläum wurden sie<br />
mit einer Medaille geehrt.<br />
Trikotspende für die<br />
Freizeitkicker vom „Pastor-<br />
Braune-Haus“<br />
Berlin. Passend zur Fußball-<br />
WM hat die Berliner „Fuß-<br />
Firma Nordic Sports ball<br />
Company den Feizeit- spielen ist<br />
kickern vom „Pastorfür<br />
die bei uns<br />
lebenden jungen<br />
Braune-Haus“ in Menschen eine gute<br />
Berlin-Lank- Möglichkeit, Bestätigung<br />
witz im Juni und Wertschätzung<br />
über sportliche<br />
einen<br />
Betätigung<br />
zu erle-<br />
Satz<br />
ben“<br />
Fußball-Trikots<br />
gespendet. „Fußball spielen<br />
ist für die bei uns lebenden jungen<br />
Menschen eine gute Möglichkeit,<br />
Bestätigung<br />
und<br />
Wertschätzung<br />
über<br />
sportliche Betätigung<br />
zu erleben“,<br />
erläuterte Ein-<br />
richtungsleiter Michael Schlüter.<br />
Zudem sei es für sie im Spiel leichter<br />
zu begreifen, warum es wichtig<br />
ist, sich an Regeln zu halten.<br />
Die Farbe Rot für die Trikots<br />
haben sich die Kicker selbst ausgesucht.<br />
Beratungsstelle im polnischen Gorzów<br />
Gorzów. Die Europäische Fürsorgestiftung<br />
(EFS) hat am<br />
18. Juli im polnischen Gorzów<br />
(Landsberg an <strong>der</strong> Warthe) die<br />
Beratungsstelle „Grünes Quadrat“<br />
eröffnet. Eine Globalisierung <strong>der</strong><br />
Hilfen für Arme und Bedürftige sei<br />
„das Gebot <strong>der</strong> Stunde“, erklärte<br />
<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, Siegfried<br />
Dreusicke, bei <strong>der</strong> Einweihungsfeier.<br />
Die neue Einrichtung bietet<br />
vor allem Frauen und Kin<strong>der</strong>n, die<br />
häusliche Gewalt erlitten haben,<br />
kompetente Beratung und Hilfe an.<br />
Zudem hilft und schützt sie Personen,<br />
die als Zeugen häuslicher<br />
Gewaltanwendung vor Gericht<br />
aussagen wollen. Darüber hinaus<br />
vermittelt die Einrichtung Kontakte<br />
zu an<strong>der</strong>en Organisationen in<br />
Polen und Deutschland, die sich<br />
mit dieser Thematik beschäftigen,<br />
för<strong>der</strong>t die Aufklärungsarbeit und<br />
bietet Seminare und Schulungen<br />
an. Gegründet wurde die Europäische<br />
Fürsorgestiftung von <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Der Kin<strong>der</strong>club “ Einsteinkids“ in <strong>der</strong> Knobelsdorffstrasse 6 - 8 laedt Kin<strong>der</strong><br />
im Alter von 6 bis 14 Jahren ein, dienstags bis freitags von 15.30 bis 18.00<br />
Uhr spielerisch ihre Umwelt zu begreifen und kennen zu lernen. Manche Aktionen<br />
finden auch samstags statt.<br />
Neue Wohngruppen<br />
für Menschen mit Pra<strong>der</strong>-<br />
Willy-Syndrom<br />
Bewohner einer PWS-Gruppe in <strong>der</strong> Debenzer Str. feiern <strong>der</strong>en fünfjähriges Bestehen<br />
Berlin. Die Lebensräume<br />
Berlin wollen ihr Angebot<br />
für Menschen mit Pra<strong>der</strong>-<br />
Willy-Syndrom erweitern. Zum 1.<br />
Januar 2007 sollen in <strong>der</strong> Berlin-<br />
Lichtenberger Herzbergstraße zwei<br />
neue Wohngruppen mit je acht<br />
Plätzen eröffnet werden, kündigte<br />
Leiterin Birgit Warnken an.<br />
Die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
kann bereits auf eine fünfjährige<br />
Erfahrung im Umgang mit dieser<br />
Behin<strong>der</strong>ung in einer Wohngruppe<br />
in Berlin-Biesdorf zurückschauen.<br />
Menschen mit Pra<strong>der</strong>-Willy-Syndrom<br />
(PWS) weisen eine massive<br />
Esssucht auf, die sie nicht selbst<br />
steuern können. Sie sind daher<br />
extrem übergewichtig. Die Folgen<br />
können lebensbedrohliche Erkrankungen<br />
sein, wenn keine adäquate<br />
Betreuung und Gewichtsabnahme<br />
erfolgt. In den speziellen Wohngruppen<br />
werden die Bewohner<br />
umfassend unterstützt und geför<strong>der</strong>t.<br />
In die neuen Gruppen können<br />
auch geistig behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
mit Adipositas aufgenommen<br />
werden, da die Ziele und<br />
Methoden <strong>der</strong> Betreuung ähnlich<br />
wie beim Pra<strong>der</strong>-Willy-Syndrom<br />
sind. Menschen mit Adipositas<br />
sind aufgrund einer genetisch bedingten,<br />
chronischen Gesundheitsstörung<br />
massiv übergewichtig.<br />
Wenn geistig Behin<strong>der</strong>te von<br />
dieser Krankheit betroffen sind,<br />
brauchen sie eine beson<strong>der</strong>e Fürsorge,<br />
da sie in <strong>der</strong> Regel nicht<br />
über die ausreichende Einsicht verfügen,<br />
um eine gesunde Lebensweise<br />
zu erlernen.<br />
Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen<br />
zu den neuen Gruppen<br />
haben, wenden Sie sich bitte an:<br />
Birgit Warnken, Tel. (030) 9290340<br />
Kin<strong>der</strong>club<br />
„Einsteinkids“<br />
eröffnet<br />
Potsdam. Für Potsdamer Mädchen<br />
und Jungen, die Spaß am<br />
Forschen und Entdecken haben,<br />
gibt es in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
„Sonnenland“ seit 1. September ein<br />
neues Freizeitangebot: Der Kin<strong>der</strong>club<br />
„Einsteinkids“ lädt Kin<strong>der</strong> im<br />
Alter von sechs bis 14 Jahren ein,<br />
an vier Nachmittagen in <strong>der</strong><br />
Woche spielerisch ihre Umwelt<br />
begreifen und kennen zu lernen.<br />
Inzwischen hat <strong>der</strong> Club schon<br />
einen Stamm von rund 40 kleinen<br />
„Forschern“. Zunächst konnten<br />
die Kin<strong>der</strong> auf einer „1000-Mal-<br />
Warum?“-Tafel alle ihre Fragen zu<br />
Naturwissenschaft, Technik, aber<br />
auch zu Kunst und Kultur aufschreiben.<br />
In Experimenten, künstlerischen<br />
Aktionen o<strong>der</strong> Exkursionen<br />
wird den Fragen nun unter<br />
fachlicher Anleitung auf den Grund<br />
gegangen. Der Club in <strong>der</strong> Knobelsdorffstraße<br />
6 - 8 ist dienstags<br />
bis freitags von 15.30 Uhr bis 18.00<br />
Uhr geöffnet. Manche Aktionen<br />
finden auch samstags statt.<br />
Die Bevölkerungsstruktur im Stadtteil<br />
Potsdam-West, in dem sich <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>club befindet, zeichnet sich<br />
durch einen sehr hohen Anteil an<br />
Kin<strong>der</strong>n im Grundschulalter aus.<br />
21 Prozent <strong>der</strong> hier lebenden<br />
Bewohner sind zwischen sechs<br />
und zwölf Jahre alt.<br />
18 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 19
Notizen aus den Einrichtungen<br />
Seit Ende August haengt am Eingang zur Villa Musica <strong>der</strong> bunte Vogel “ Felix“ .<br />
Das Guetesiegel des Deutschen Chorverbandes wurde <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstaette fuer sein<br />
beson<strong>der</strong>es Engagement fuer Musik verliehen.<br />
Bischof Younan:<br />
Besetzung ist<br />
Sünde gegen<br />
Gott und die<br />
Menschlichkeit<br />
Berlin. Der Bischof <strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche<br />
in Palästina, Munib Younan, hat<br />
das Ende <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Palästinenser-Gebiete<br />
im Nahen Osten<br />
gefor<strong>der</strong>t. Die Besetzung durch<br />
Israel sei eine „Sünde gegen Gott<br />
und die Menschlichkeit“, erklärte<br />
Younan am 6. September bei einem<br />
Freundeskreis-Abend <strong>der</strong> <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in Berlin. Die<br />
Kirchen seien aufgerufen, die Spirale<br />
<strong>der</strong> Gewalt und den Terrorismus<br />
zu verurteilen. An die internationale<br />
Staatengemeinschaft appellierte<br />
<strong>der</strong> Bischof, dafür Sorge zu<br />
tragen, dass die Ereignisse in Palästina<br />
nicht mit zweierlei Maß gemessen<br />
würden. Er for<strong>der</strong>te dazu<br />
auf, <strong>der</strong> Willkür in <strong>der</strong> Region ein<br />
Ende zu setzen und die Menschenrechte<br />
wie<strong>der</strong> zu gewährleisten.<br />
Der 55-jährige Younan ist seit 1998<br />
Bischof <strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche in Palästina, mit<br />
Sitz in Jerusalem.<br />
Villa Musica mit<br />
„Felix“ geehrt<br />
Aramsamsam ist das Lieblingslied<br />
des dreijährigen<br />
Noah. Darum darf es beim<br />
Morgenkreis in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
„Villa Musica“ auch nicht<br />
fehlen. Voller Begeisterung singen<br />
es die Mädchen und Jungen, mal<br />
langsam mal schnell, mal leise o<strong>der</strong><br />
laut, und machen verschiedene<br />
Bewegungen dazu. Musikalische<br />
Früherziehung wird in <strong>der</strong> Berlin-<br />
Lankwitzer Kita groß geschrieben.<br />
Mindestens zweimal pro Tag wird<br />
in <strong>der</strong> „Villa Musica” gesungen,<br />
mehrmals in <strong>der</strong> Woche mit Orffschen<br />
Instrumenten gespielt. „Uns<br />
ist vor allem wichtig, dass die<br />
Mädchen und Jungen Freude an<br />
<strong>der</strong> Musik haben“, sagen die<br />
Erzieherinnen, die mit den Kin<strong>der</strong>n<br />
jeden Dienstag auch in englischer<br />
Sprache singen, manchmal<br />
sogar auf Türkisch.<br />
Von Klein auf werden die 55<br />
Mädchen und Jungen auch an klassische<br />
Musik herangeführt. So<br />
hören sie bekannte Werke - in diesem<br />
Jahr aus gegebenem Anlass vor<br />
allem von Mozart -, erhalten die<br />
Aufgabe, verschiedene Instrumente<br />
herauszuhören und tanzen<br />
Menuett. „Mit Musik werden alle<br />
Sinne angesprochen“, erläutern die<br />
Erzieherinnen. So lernen die Kin<strong>der</strong><br />
ihren eigenen Körper als<br />
„Resonanzkörper“ kennen, erfassen<br />
über das Singen die Sprache<br />
schneller und unterstützen mit<br />
Bewegungen ihre motorische Entwicklung.<br />
„Denn Musik hat<br />
immer mit Bewegung zu tun.“<br />
Seit Ende August hängt am<br />
Eingang zur „Villa Musica” <strong>der</strong><br />
bunte Vogel „Felix“. Das Gütesiegel<br />
des Deutschen Chorverbandes<br />
wurde <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte für<br />
sein beson<strong>der</strong>es Engagement für<br />
Musik verliehen. „In einer Zeit, in<br />
<strong>der</strong> in vielen Familien kaum mehr<br />
gesungen wird, kommt <strong>der</strong> musikalischen<br />
Früherziehung im Kin<strong>der</strong>garten<br />
eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
zu.“ Die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
hat damit begonnen, in<br />
ihren an<strong>der</strong>en 16 Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
in Berlin und Brandenburg die<br />
Auszeichnung mit dem Gütesiegel<br />
„Felix“ anzustreben und entsprechende<br />
Qualifizierungen für die<br />
Mitarbeiterinnen mit dem<br />
Deutschen Chorverband zu vereinbaren.<br />
Zur feierlichen Eroeffnung von Blumenthal am 20. Oktober lobte Staatssekretaer<br />
Heike die <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong> fuer ihre “ innovativen Wege, um sich <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung zunehmen<strong>der</strong> Delinquenz und Kriminalitaet von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen<br />
und jungen Heranwachsenden anzunehmen“ .<br />
Stationäre Jugendhilfe-<br />
Einrichtung Gut Blumenthal<br />
nimmt Arbeit auf<br />
Selb. Als „Vorzeigebetrieb<br />
bayerischer Jugendhilfe“ hat<br />
<strong>der</strong> Staatssekretär im bayerischenSozialministerium<br />
Jürgen<br />
W. Heike die neue<br />
sozialtherapeutische<br />
Wohngruppe<br />
für schwierige Jugendliche<br />
„Gut<br />
Blumenthal“ bei<br />
Selb bezeichnet.<br />
Unter dem Motto<br />
„Menschen statt<br />
Mauern“ gehe <strong>der</strong> diakonische Träger<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> „innovative Wege,<br />
um sich <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung zunehmen<strong>der</strong>Delinquenz<br />
und Kriminalität<br />
von Kin<strong>der</strong>n,Jugendlichen<br />
und jungen<br />
Heranwachsenden<br />
anzunehmen“, erklärte<br />
Heike bei<br />
<strong>der</strong> feierlichen Er-<br />
öffnung <strong>der</strong> Einrichtung<br />
am 20.<br />
Oktober. 265.000<br />
Euro habe <strong>der</strong> Freistaat Bayern in<br />
dieses Projekt investiert, sagte <strong>der</strong><br />
Staatssekretär und fügte hinzu:<br />
„Weil wir wissen,<br />
dass es <strong>der</strong> richtige<br />
Weg ist.“ Mit<br />
weiteren 232.000<br />
Euro wurde das<br />
Projekt von <strong>der</strong><br />
Oberfrankenstiftung<br />
geför<strong>der</strong>t. In<br />
einer Andacht zu<br />
Beginn des Festaktes<br />
nannte <strong>der</strong><br />
Selber Dekan<br />
Hermann Seißler die neue Jugendhilfe-Einrichtung<br />
eine „Hoffnungs-<br />
MitarbeiterInnen beim Blumenthal-Rap<br />
Oberbürgermeister Wolfgang Kreil<br />
überreicht Geschenke an Leiterin Anja<br />
Krauß-Ranzinger<br />
Staatssekretär Jürgen W. Heike:<br />
Blumenthal ist ein „Vorzeigebetrieb<br />
bayerischer Jugendhilfe“<br />
insel im Land des Elends“. Die<br />
jungen Menschen, die bislang auf<br />
<strong>der</strong> Schattenseite des Lebens gestanden<br />
hätten,<br />
erhielten hier eine<br />
„Chance zum<br />
Wachsen, zur Bildung<br />
und zur Stärkung<br />
ihres Selbstbewusstseins“,<br />
fügte <strong>der</strong> evangelische<br />
Theologe<br />
hinzu. Die Präsidentin<br />
<strong>der</strong> Euegio<br />
Egrensis, Dr. Birgit Seelbin<strong>der</strong>,<br />
hob hervor, dass das Projekt<br />
eine „echte Bereicherung <strong>der</strong><br />
Infrastruktur“ in<br />
<strong>der</strong> Region sei.<br />
„In Blumenthal<br />
sollen die Jugendlichen<br />
Liebe erfahren,<br />
die mit<br />
professioneller Betreuungverbunden<br />
ist“, betonte<br />
<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende<br />
von <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong>, Siegfried<br />
Dreusicke. Zugleich dankte er den<br />
zuständigen Politikern im Freistaat<br />
Bayern, Landkreis Wunsiedel<br />
und in <strong>der</strong> Stadt<br />
Selb für <strong>der</strong>en Unterstützung.<br />
Auf<br />
dem idyllisch gelegenen<br />
Anwesen<br />
in Oberfranken<br />
wird sechs Jungen<br />
und Mädchen im<br />
Alter von 14 bis<br />
15 Jahren die<br />
Gelegenheit gegeben,<br />
sich zu entwickeln<br />
und einen Schulabschluss<br />
zu erwerben. Zugleich sollen sie<br />
darauf vorbereitet werden, einen<br />
Beruf zu erlernen. Die Einrichtung<br />
wird demnächst um sechs Plätze<br />
erweitert. Die stationäre Betreuung<br />
in Blumenthal ist vorrangig für<br />
bayerische Jugendliche vorgesehen,<br />
die in <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong><br />
Schule fern geblieben sind, im<br />
Elternhaus keinen Halt fanden und<br />
sich mitunter kriminelle Delikte zu<br />
Schulden kommen ließen. Zugleich<br />
sind zwölf neue Arbeitsstellen geschaffen<br />
worden, vier <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
stammen aus Selb.<br />
Fünfjährige<br />
Zugehörigkeit<br />
zu <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
gefeiert<br />
Bergfelde. Die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
„Bergfelde“ hat Mitte September<br />
ihre fünfjährige Zugehörigkeit<br />
zum diakonischen Träger <strong>EJF</strong>-<br />
<strong>Lazarus</strong> gefeiert. Wie <strong>der</strong> Leiter<br />
<strong>der</strong> Bundesgeschäftsstelle des Pes-<br />
talozzi-Fröbel-Verbandes, Ludger<br />
Pesch, beim Festakt hervorhob,<br />
trügen die Erwachsenen Verantwortung<br />
für die Umsetzung <strong>der</strong><br />
Interessen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, sich die Welt<br />
anzueignen und selbständig zu<br />
werden. Hierzu leiste die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
einen unverzichtbaren<br />
Beitrag. Zur Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
„Bergfelde” gehören <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten<br />
„Am Zauberwald“ und das<br />
„Haus Sonnenschein“. Insgesamt<br />
werden 337 Kin<strong>der</strong> im Alter von<br />
einem Jahr bis zum Ende des<br />
Grundschulalters betreut.<br />
20 <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 21
Termine<br />
Berlin. Fuer ein Gartenprojekt im “ Lebensraum in Biesdorf“ werden Menschen<br />
aus <strong>der</strong> Nachbarschaft gesucht, die gemeinsam mit den Behin<strong>der</strong>ten im<br />
Fruehjahr unter professioneller Anleitung ihr Gartengelaende neu gestalten.<br />
Frank Ostaseski im<br />
<strong>Lazarus</strong> Wohn- und<br />
Pflegeverbund<br />
Berlin. „Ein vollständig gelebtes,<br />
erfülltes Leben ist die beste<br />
Vorbereitung auf den Tod“, ruft<br />
Frank Ostaseski seinen Zuhörern<br />
im Festsaal des <strong>Lazarus</strong> Wohnund<br />
Pflegeverbundes zu. Rund 150<br />
Menschen waren am 30. Oktober<br />
in die Bernauer Straße gekommen,<br />
um sich vier Stunden lang in den<br />
Bann des Amerikaners ziehen zu<br />
lassen, <strong>der</strong> als einer <strong>der</strong> bekanntesten<br />
Persönlichkeiten <strong>der</strong> Zen-<br />
Hospiz-Bewegung gilt. Sterbende<br />
Menschen seien stets seine „kostbarsten<br />
Lehrer“ gewesen, erzählt<br />
Ostaseski aus seiner über 20-jährigen<br />
Praxis. Von Anfang an sucht er<br />
den Dialog: „Warum bist du<br />
hier?“, fragt er die Seminarteilnehmer.<br />
Eloquent geht er auf jeden<br />
Einzelnen persönlich ein, ist witzig,<br />
dann wie<strong>der</strong> nachdenklich, mancher<br />
Seminarteilnehmer be-kommt<br />
feuchte Augen. Dann trägt er seine<br />
fünf Leitsätze vor, die er seit Jahren<br />
in aller Welt verbreitet. Vor allem<br />
rät Ostaseski Sterbebegleitern, in<br />
ihrer Arbeit keine Distanz zu wahren,<br />
son<strong>der</strong>n sich mit allen Gefühlen<br />
auf den Sterbeprozess einzulassen.<br />
„Alles kann dienlich sein, auch<br />
unsere Hilflosigkeit und Angst“,<br />
sagt er. „Professionelle Wärme heilt<br />
nicht.“ Zudem mahnt er: „Warte<br />
nicht, denn während wir auf den<br />
nächsten Moment warten, verpassen<br />
wir den augenblicklichen.“<br />
22<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />
Rückblick in Kürze:<br />
Erste Absolventen<br />
Berlin. Die ersten 20 Absolventinnen<br />
und Absolventen <strong>der</strong><br />
<strong>Lazarus</strong>-Fachoberschule für Sozialwesen<br />
haben am 5. Juli ihre<br />
Zeugnisse erhalten. Die Fachhochschulreife<br />
auf sozialem Gebiet sei<br />
<strong>der</strong> Grundstein für einen späteren<br />
Beruf, „<strong>der</strong> nicht nur dem Broterwerb<br />
dient, son<strong>der</strong>n zugleich<br />
eine Berufung ist“, betonte Pfarrer<br />
Reinhard Stawinski, Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, bei <strong>der</strong><br />
feierlichen Zeugnisübergabe.<br />
Neue Räume<br />
Berlin. Die Integrationshilfe hat<br />
am 22. Juni ihre neuen Räume<br />
in Berlin-Wilmersdorf eröffnet.<br />
Mit <strong>der</strong> diakonischen <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> habe die Integrationshilfe<br />
einen starken Träger gefunden,<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lage sei, mit seinen<br />
vielfältigen stationären Angeboten<br />
für jugendliche Straftäter sehr schnell<br />
auf neue gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
einzugehen, erklärte<br />
<strong>der</strong> Berliner Senator für Bildung,<br />
Jugend und Sport, Klaus Böger<br />
(SPD), bei <strong>der</strong> Einweihungsfeier.<br />
Ferienreise<br />
Wartenburg. Der Verein<br />
„Wolfener Hütten“ hat zehn<br />
Mädchen und Jungen vom „Haus<br />
am Wald“ in Wartenburg eine Ferienreise<br />
nach Österreich ermöglicht.<br />
Vom 5. bis 13. August konnten<br />
sie sich in den vereinseigenen<br />
Ferienunterkünften im idyllischen<br />
Bergdorf Mallnitz unweit vom<br />
Großglöckner erholen. Zu den<br />
beson<strong>der</strong>en Erlebnissen zählten,<br />
neben den vielen Wan<strong>der</strong>ungen, ein<br />
Besuch in einer Almhütte und das<br />
Zusehen beim Kühe Melken. Dank<br />
für die gelungene Reise gilt auch<br />
dem Busunternehmen „Lyga” aus<br />
Bobbau.<br />
Terminvorschau:<br />
Programm 2007<br />
Sozialakademie<br />
Haus Silberbach<br />
26.-28.2.07<br />
Schutz vor Gewalt im Betreuungsalltag:<br />
die „Belfast"-Methode<br />
07.-09.03.07<br />
Resilienz - neuer Fokus in Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
14.-16.03.07<br />
„Menschen statt Mauern” am<br />
Beispiel Blumenthal<br />
16.-18.04.07<br />
Traumata und ihre Folgen<br />
25.-27.04.07<br />
Leben bis zuletzt - Hospizarbeit<br />
Feste<br />
01.-02.06.07<br />
60 Jahre Bestehen des Kin<strong>der</strong>heims<br />
Wartenburg<br />
10.06.07<br />
Jahresfest im Diakoniezentrum<br />
Heiligensee<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong><br />
gemeinnützige AG,<br />
Königsberger Str. 28, 12207 Berlin<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts:<br />
Siegfried Dreusicke, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Redaktion:<br />
<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Julie v. Stülpnagel, Heiko Krebs<br />
Finckensteinallee 23–27, 12205 Berlin<br />
Fon (030) 84 38 89-63 / Fax (030) 84 38 89-69<br />
Internet: http://www.ejf-lazarus.de<br />
E-Mail: info@ejf-lazarus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2006.<br />
Erscheinungshinweise/Bezugsbedingungen:<br />
Die <strong>Zeitschrift</strong> <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> erscheint zweibis<br />
dreimal im Jahr und wird kostenfrei zugestellt.<br />
Auszüge sind im Internet abrufbar. Sie<br />
informiert regelmäßig über die diakonisch-soziale<br />
Arbeit von <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und<br />
den Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen<br />
sowie im polnischen und tschechischen<br />
Grenzgebiet. Die nächste <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong><br />
erscheint im Frühjahr 2007.<br />
Layout/Grafik: Ilka Barthauer<br />
Fotos: <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong>-Einrichtungen, Michael<br />
Jespersen, Heiko Krebs, P. Oeckel, Pixelquelle.de<br />
Druck: ruksaldruck, Berlin<br />
Auflage: 20.000 Exemplare, ISSN 1436-8315
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie in<br />
Berlin und Potsdam zwei Einrichtungen<br />
für Kin<strong>der</strong>, die sich in Not befinden und<br />
einen Schutzraum benötigen.<br />
In Potsdam handelt es sich um unsere<br />
Wohngruppen für Kin<strong>der</strong> (Am Brauhausberg)<br />
sowie für Mütter mit ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n (im Schlaatz), die dort in einer<br />
akuten Krisensituation zur Abwendung<br />
einer Gefährdung des Kindeswohls be-<br />
treut werden. In Berlin unterstützen Sie<br />
den Aufbau einer Erziehungswohngruppe<br />
im Diakoniezentrum Heiligensee<br />
für missbrauchte und vernachlässigte<br />
Kin<strong>der</strong> ab dem Alter von 3 Jahren.<br />
Spendenkonto:<br />
Ev. Darlehnsgenossenschaft eG Kiel<br />
BLZ 210 602 37, Konto 41 40 00<br />
DEUTSCHE POST<br />
ENTGELT BEZAHLT<br />
10831 BERLIN BZ 10