„ “ Inhalt Das Kind in Gefahr 2 Pressespiegel 3 Grußwort 4 Höhepunkte Schwerpunktthema: 9 Kein Kind darf uns verloren gehen 10 Kindeswohl und Elternrecht (Prof. Dr. R. Wiesner) 11 Kin<strong>der</strong> in Gefahr? 13 Ein Kind ist keine Gefahr 14 Das ServiceHaus in Berlin 15 Beratung ist die beste Prävention 16 Andacht von Dr. Günther Bauer 17 Resilienz - wenn die Seele stark gemacht wird 18 Notizen aus den Einrichtungen 23 112. Jubiläum <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> in <strong>der</strong> Presse
„ Brigitte Zypries, MdB Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz Grußwort Die Familie ist eine wun<strong>der</strong>bare Institution. Hier werden Kin<strong>der</strong> geboren, hier erfährt <strong>der</strong> Nachwuchs Schutz und Fürsorge, und hier wird die Ausbildung seiner Talente und Fähigkeiten geför<strong>der</strong>t. Soweit das Ideal. Die Realität sieht lei<strong>der</strong> viel zu häufig an<strong>der</strong>s aus. Dies zeigen nicht nur die demographische Entwicklung und die Pisa-Studien, son<strong>der</strong>n vor allem die jüngsten, erschreckenden Fälle von vernachlässigten o<strong>der</strong> von ihren Eltern zu Tode gepeinigten Kin<strong>der</strong>n. Ich meine, unsere <strong>Gesellschaft</strong> muss deshalb mehr für Kin<strong>der</strong> tun, damit <strong>der</strong> Zufall, in welche Familie sie hineingeboren sind, nicht zu ihrem Schicksal wird. Wir können es nicht dabei belassen, Anreize zu schaffen, damit mehr Kin<strong>der</strong> geboren werden, wir müssen uns vor allem um die Kin<strong>der</strong> kümmern, die wir bereits haben. Damit das gelingt, brauchen wir ein mo<strong>der</strong>nes Politikverständnis, mehr Geld und nicht zuletzt die nötigen Gesetze. Noch immer werden in Deutschland kollektive Kin<strong>der</strong>betreuung, Ganztagsschulen o<strong>der</strong> Heimunterbringungen kritisch beäugt. Staatliche Indoktrination und eine Beeinträchtigung des Elternrechts werden dort ausgemacht, wo es um das Wohl und den Schutz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> geht. Dabei haben die Fälle von Vernachlässigung, die in den letzten Wochen durch die Medien gingen, eines ganz deutlich gezeigt: Kin<strong>der</strong> sind kein Privateigentum ihrer Eltern! Wo Eltern versagen, muss <strong>der</strong> Staat handeln. Und zwar frühzeitig, und nicht erst dann, wenn Zukunftschancen o<strong>der</strong> gar Leben eines Kindes in höchster Gefahr sind. Wir dürfen kein einziges Kind verloren geben! Das Engagement für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche kostet eine ganze Menge Geld. Für die staatlichen Institutionen und für freie Träger. Wer aber hier an <strong>der</strong> falschen Stelle spart, <strong>der</strong> hat das später teuer zu bezahlen. Zuerst mit <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und im Laufe <strong>der</strong> Zeit mit einer <strong>Gesellschaft</strong>, in <strong>der</strong> immer mehr Menschen ausgeschlossen sind von <strong>der</strong> wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Teilhabe. Engagement für Kin<strong>der</strong> sorgt daher nicht nur für ihren Schutz, son<strong>der</strong>n sichert ihnen auch faire Chancen. Das Geld, das hier aufgewendet wird, ist deshalb eine Investition in eine stabile und gerechte <strong>Gesellschaft</strong>, und die muss uns alle Anstrengungen wert sein. Mehr Anstrengungen brauchen wir aber auch, wenn es um die gesetzlichen Regelungen zum Schutz von Kin<strong>der</strong>n geht. Ich habe deshalb Experten aus den Familiengerichten, <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>und Jugendhilfe und den Verbänden an einen Tisch geholt. Sie prüfen, ob familiengerechte Maßnahmen erleichtert werden sollten, wenn Eltern ihre Kin<strong>der</strong> vernachlässigen o<strong>der</strong> nicht verhin<strong>der</strong>n, dass sie straffällig werden. Bislang werden die Gerichte oft viel zu spät angerufen, sie können dann häufig nur noch mit <strong>der</strong> Entziehung des elterlichen Sorgerechts reagieren. Mein Ziel ist es aber, Gefährdungen des Kindeswohls schon so früh wie möglich abzuwenden, und wenn dazu Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> familienrechtlichen Vorschriften über das Kindeswohl (§ 1666 BGB) nötig sein sollten, dann werden wir diese auf den Weg bringen. Familiengerichte, Jugendämter, Polizei o<strong>der</strong> private Initiativen <strong>der</strong> Jugendhilfe – sie alle “ müssen in Zukunft noch besser zusammenarbeiten. Nur dann wird es gelingen, gefährdete Kin<strong>der</strong> und Jugendliche optimal zu schützen und ihnen einen guten Start ins Leben zu sichern. Brigitte Zypries, MdB, Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz <strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006 3