11.12.2012 Aufrufe

EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft

EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft

EJF-Lazarus Aktuell Zeitschrift der EJF-Lazarus Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„<br />

Brigitte Zypries, MdB<br />

Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz<br />

Grußwort<br />

Die Familie ist eine wun<strong>der</strong>bare Institution. Hier werden Kin<strong>der</strong><br />

geboren, hier erfährt <strong>der</strong> Nachwuchs Schutz und Fürsorge,<br />

und hier wird die Ausbildung seiner Talente und<br />

Fähigkeiten geför<strong>der</strong>t. Soweit das Ideal. Die Realität sieht lei<strong>der</strong><br />

viel zu häufig an<strong>der</strong>s aus. Dies zeigen nicht nur die demographische<br />

Entwicklung und die Pisa-Studien, son<strong>der</strong>n vor<br />

allem die jüngsten, erschreckenden Fälle von vernachlässigten<br />

o<strong>der</strong> von ihren Eltern zu Tode gepeinigten Kin<strong>der</strong>n. Ich<br />

meine, unsere <strong>Gesellschaft</strong> muss deshalb mehr für Kin<strong>der</strong> tun, damit <strong>der</strong> Zufall, in welche<br />

Familie sie hineingeboren sind, nicht zu ihrem Schicksal wird. Wir können es nicht dabei<br />

belassen, Anreize zu schaffen, damit mehr Kin<strong>der</strong> geboren werden, wir müssen uns vor allem<br />

um die Kin<strong>der</strong> kümmern, die wir bereits haben. Damit das gelingt, brauchen wir ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Politikverständnis, mehr Geld und nicht zuletzt die nötigen Gesetze.<br />

Noch immer werden in Deutschland kollektive Kin<strong>der</strong>betreuung, Ganztagsschulen o<strong>der</strong><br />

Heimunterbringungen kritisch beäugt. Staatliche Indoktrination und eine Beeinträchtigung<br />

des Elternrechts werden dort ausgemacht, wo es um das Wohl und den Schutz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

geht. Dabei haben die Fälle von Vernachlässigung, die in den letzten Wochen durch die<br />

Medien gingen, eines ganz deutlich gezeigt: Kin<strong>der</strong> sind kein Privateigentum ihrer Eltern! Wo<br />

Eltern versagen, muss <strong>der</strong> Staat handeln. Und zwar frühzeitig, und nicht erst dann, wenn<br />

Zukunftschancen o<strong>der</strong> gar Leben eines Kindes in höchster Gefahr sind. Wir dürfen kein einziges<br />

Kind verloren geben!<br />

Das Engagement für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche kostet eine ganze Menge Geld. Für die staatlichen<br />

Institutionen und für freie Träger. Wer aber hier an <strong>der</strong> falschen Stelle spart, <strong>der</strong> hat das<br />

später teuer zu bezahlen. Zuerst mit <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und im Laufe <strong>der</strong> Zeit mit einer<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, in <strong>der</strong> immer mehr Menschen ausgeschlossen sind von <strong>der</strong> wirtschaftlichen, kulturellen<br />

und sozialen Teilhabe. Engagement für Kin<strong>der</strong> sorgt daher nicht nur für ihren Schutz,<br />

son<strong>der</strong>n sichert ihnen auch faire Chancen. Das Geld, das hier aufgewendet wird, ist deshalb<br />

eine Investition in eine stabile und gerechte <strong>Gesellschaft</strong>, und die muss uns alle Anstrengungen<br />

wert sein.<br />

Mehr Anstrengungen brauchen wir aber auch, wenn es um die gesetzlichen Regelungen zum<br />

Schutz von Kin<strong>der</strong>n geht. Ich habe deshalb Experten aus den Familiengerichten, <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendhilfe und den Verbänden an einen Tisch geholt. Sie prüfen, ob familiengerechte<br />

Maßnahmen erleichtert werden sollten, wenn Eltern ihre Kin<strong>der</strong> vernachlässigen o<strong>der</strong> nicht<br />

verhin<strong>der</strong>n, dass sie straffällig werden. Bislang werden die Gerichte oft viel zu spät angerufen,<br />

sie können dann häufig nur noch mit <strong>der</strong> Entziehung des elterlichen Sorgerechts reagieren.<br />

Mein Ziel ist es aber, Gefährdungen des Kindeswohls schon so früh wie möglich abzuwenden,<br />

und wenn dazu Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> familienrechtlichen Vorschriften über das Kindeswohl<br />

(§ 1666 BGB) nötig sein sollten, dann werden wir diese auf den Weg bringen. Familiengerichte,<br />

Jugendämter, Polizei o<strong>der</strong> private Initiativen <strong>der</strong> Jugendhilfe – sie alle<br />

“<br />

müssen in Zukunft<br />

noch besser zusammenarbeiten. Nur dann wird es gelingen, gefährdete Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

optimal zu schützen und ihnen einen guten Start ins Leben zu sichern.<br />

Brigitte Zypries, MdB, Bundesministerin <strong>der</strong> Justiz<br />

<strong>EJF</strong>-<strong>Lazarus</strong> <strong>Aktuell</strong> 2/2006<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!