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Flagge zeigen! Katalog

Eine Gemeinschaftsaktion von Weddinger Künstlern.

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<strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong><br />

!


Impressum<br />

<strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong> – ein künstlerisches Gemeinschaftsprojekt<br />

Verantwortliche Herausgeber:<br />

Christoph Berten und Uwe Bressem<br />

Nordufer 14 · 13353 Berlin<br />

Satz, Layout und Titelgestaltung:<br />

Christoph Berten, studio_Berten<br />

Torfstraße 11 · 13353 Berlin<br />

ISBN mit freundlicher Unterstützung von Ehlert Puvogel,<br />

Puniao-Verlag-Berlin, Fehmarner Straße 7 · 13353 Berlin<br />

Druck:<br />

LASERLINE Druckzentrum Berlin & Co. KG<br />

Scheringstraße 1 · 13355 Berlin<br />

Alle Rechte an Bildern und Texten bleiben Eigentum der beteiligten Künstler<br />

ISBN 978 -3- 935419 -14 -7<br />

Unterstützt durch den Sprengelkiezfond 2016 des Quatiersmanagements<br />

Sparrplatz, Berlin


<strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong><br />

In Zeiten, in denen es sich weltweit um die hipsten Burger und tollsten Cupcakes dreht und<br />

Kunst oft als Vervielfältigung von schon Vorhandenem auf den Markt kommt, an jeder Ecke<br />

Kaffee Latte droht und nur existent ist, was sich auch im Internet mit Sternchen wiederfindet,<br />

gilt es mit dieser Aktion zu <strong>zeigen</strong>: „Liebes Umfeld, wir sind auch noch da! In Vielfalt, in<br />

Individualität und in echt!“<br />

„Uns kann man nicht einfach wegklicken!“<br />

Im Sprengelkiez im Wedding, oft eher bekannt für Bier -und Schnapsfahnen, haben zwölf<br />

Künstler ihre eigene Fahne entworfen. <strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong>!<br />

Ein Gemeinschaftsprojekt, um auch den Künstlern eine Plattform zu bieten, die sonst in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung nicht so präsent sind.<br />

<strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong>!<br />

Das bedeutet, inneres Erleben und eigene Wahrnehmung künstlerisch und grafisch in eine<br />

vorgegebene Fläche zu pressen, um der Aussenwelt zu sagen:“ Seht her, das ist meine<br />

<strong>Flagge</strong>, dafür stehe ich, das wollte ich Euch sagen!<br />

Gar nicht so einfach. Doch die Vielfalt der Arbeitsergebnisse ist bewundernswert!<br />

Shirin Homann-Saadat hat ein Y-Ging geworfen und teilt uns das Ergebnis mit.<br />

Nadya Dittmar steht gemalt auf dem Kopf, alles weitere muss der Betrachter selber sehen.<br />

Antranik Demirci, genannt Anton, hat ein dreidimensionales Abbild seiner inneren und<br />

äußeren Landkarte in der zweiten Deminsion geliefert.<br />

Ehlert Puvogel, der „Lao Pu“, steigt ein in die Grenzen der Physik, wo sich Sonnenkräfte und<br />

Mystik vereinen. Von der Dunkelheit zum Licht.<br />

Lars Preisser von Spinner und Weber zeigt seinen Vorschlag und auch seine Aufforderung zur<br />

Verbesserung von Ausstellungen.<br />

Uwe Bressem transportiert seinen Garten, seine Umwelt und Lebensfreude auf die Fahne.<br />

Christoph Berten vom studio_Berten lässt uns genau hinschauen und nahe herantreten.<br />

Er greift eine globale Wahrheit auf.<br />

Norbert Nietzsche bemustert seine <strong>Flagge</strong> in verbundenen Kreisen, Fraktalen ähnlich.<br />

Jeder einzelne Zirkelschlag hat dabei seine eigene symbolische Wertigkeit.<br />

Andres Aurenz, genannt Auri, flaggt mit seinem Projekt „periplaneta auri / die goldene<br />

kakerlake” – Der Schwarm – als Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt.<br />

Sabine Hoffmann stellt uns die Frage nach dem kulturellem Wert der Angst, der Hypochondrie<br />

und des Misstrauens.<br />

Yiannis Pappas schafft Einheit, indem er Hand und Fuß zu einer Linie zusammenbringt.<br />

Gerade seine Auswahl des Zitates von Kurt Tucholsky als Kommentar zu seiner Arbeit bringt<br />

den Sinn und Zweck der gemeinschaftlichen Aktion <strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong> bestens auf den Punkt.<br />

Denn wir können alles abgeben und loswerden, aber unsere innere <strong>Flagge</strong> tragen wir immer<br />

vor uns her.<br />

Berlin im September 2016<br />

Christoph Berten & Uwe Bressem bedanken sich bei allen Teilnehmern<br />

und den Mitgliedern des Sprengelkiezfonds<br />

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Antranik Demirci<br />

» berlin colours «<br />

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6<br />

Shirin Homann-Saadat<br />

» <strong>Flagge</strong> <strong>zeigen</strong> «<br />

Wie zeigt man <strong>Flagge</strong> im Kontext a-„sozialer“ Medien und schamloser „Politik“?<br />

Der älteste der klassischen, chinesischen Texte, das Yi Jing /Buch der<br />

Wandlungen ist seit Jahrtausenden Quelle kosmologischer, philosophischer und<br />

politischer Einsichten.<br />

Nicht nur Bob Dylan, C. G. Jung, sondern auch HerrscherInnen im alten China<br />

nutzten seine 64 Hexagramme für persönliche und politische Orientierung.<br />

Minimiere Re-Aktionen auf Rüpel, denn die sechs Striche von<br />

Pi – „Die Stockung“ – dem 12. Zeichen des Yi Jings werden als völlige<br />

Verkehrung der rechten Ordnung gelesen, bezeichnen Nichtiges, Falsches und<br />

korrespondieren mit dem Herbst.<br />

Beachte:<br />

Nicht „Krieg“, sondern: „Die Stockung“ (Obstruction, Stagnation) ist das<br />

Gegenstück zum 11. Zeichen des Yi Jing: Tai, „Der Friede“<br />

In Pi zieht sich der Himmel (drei Yang-Striche im oberen Trigramm) zurück.<br />

Die Erde (drei Yin-Striche im unteren Trigramm) sinkt in die Tiefe.<br />

Dadurch entfernen sich die beiden schöpferischen Kräfte voneinander.<br />

„Es herrscht Unordnung und Verwirrung.<br />

Die Art der Gemeinen ist im Aufsteigen und die Art der Edlen im Abnehmen.<br />

Aber Edle lassen sich in ihren Grundsätzen nicht beirren.<br />

Wenn sie die Möglichkeit ihres Wirkens nicht mehr haben, so bleiben sie ihren<br />

Grundsätzen treu und ziehen sich in die Verborgenheit zurück.“<br />

Minimiere Re-Aktionen auf Rüpel.<br />

Edle lassen sich in ihren Grundsätzen nicht beirren.


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Uwe Bressem<br />

» Leben ist Leben «<br />

Ein Leben ohne Farben, Natur und Katzen ist mir unmöglich.<br />

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Yiannis Pappas<br />

» Einheit «<br />

„ Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne;<br />

sämtliche vier Organe sind lebenswichtig.<br />

Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben;<br />

Menschen ohne Fahne gibt es nicht.”<br />

Kurt Tucholsky<br />

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Sabine Hoffmann<br />

» Collision Squad: «<br />

the Cultural Value of Fear, Distrust and Hypochondria<br />

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Norbert Nietzsche – Wedding Native<br />

» Different «<br />

Individualität, Unterordnung, Anpassung, Integrität<br />

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Nadya Dittmar


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Lars Preisser<br />

» Pimp my Exhibit «<br />

INTENTION:<br />

Die Fahne ist Teil meines Kunstprojekts „Pimp My Exhibit”<br />

im Spinner und Weber in der Brüsselerstr. 37 zum 2 Tage Wedding Festival.<br />

Ich werde dort für 2 Tage eine durchaus ironische aber auch ernsthafte<br />

Ausstellungs-Verbesserungs-Agentur eröffnen. Vorbild und Inspiration ist die<br />

Auto-Tuning show „Pimp my Ride” des Musikers „xibit”. Die Fahne würde den<br />

Anschein einer Ernst zunehmenden Agentur ausstrahlen. Das Pimp my Exibit Logo<br />

ist umrandet von einer Art Kranz bestehend aus der Frisur von „xibit”.


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Ehlert Puvogel<br />

» Stellarator – die Sternenmaschine «<br />

Am Wendelstein 7 X Stellarator in Greifswald wurde<br />

am 03.02.2016 das erste Wasserstoffplasma gezündet!<br />

Stellarator – die Sternenmaschine<br />

Ein Hochvakuum im dichtesten Torus<br />

und ein elektromagnetischer Käfig<br />

aus supraleitenden Spulen.<br />

Er zwingt das Deuteriumplasma<br />

in fünffach verdrillte Bahnen.<br />

Die Temperaturen kurz über absolut Null<br />

aber auch 100 Millionen Grad höher,<br />

durch Mikrowellen geheizt.<br />

Spiralige Elektronen- und Ionengyrationen!<br />

Injiziertes Tritium löst die Fusion aus.<br />

Wasserstoffverschmelzung für Sekunden,<br />

Plasma wie in der heißesten Sonne,<br />

das Lawsonkriterium endlich erreicht.<br />

Helium bleibt als Asche zurück.<br />

Feuer entfachen – damals<br />

Funken, geschlagen<br />

aus Stein und Stein,<br />

treffen trockensten Zunder.<br />

Ein leichtes Glühen<br />

und vorsichtiges Pusten.<br />

Bläulich flackert ein Flämmchen.<br />

Gleich ergreift es dürres Reisigholz.<br />

Endlich: Der erste Scheit fängt Feuer,<br />

andere folgen, flammen auf.<br />

Gelbrotes Licht, Hitze, beißender Rauch.<br />

Immer mehr Holz brennt, gibt dem Feuer Nahrung,<br />

Flamme empor! Funken sprühen,<br />

weit sichtbar und hoch in den Himmel.<br />

Wohltuende Wärme! Bratengeruch.<br />

Rauschartiger Tanz um den Brand.<br />

Am Ende bleibt Glut und Asche.<br />

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Christoph Berten<br />

» no flags «<br />

22


no nations.<br />

no flags.<br />

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Andreas Aurenz – AURI<br />

» periplaneta auri «<br />

Aus dem Projekt „periplaneta auri / die goldene kakerlake”-<br />

– Der Schwarm – als Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt<br />

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Uwe Bressem<br />

» Cat me if you can «<br />

Zwischen Anemonen, Ringelblumen, Mohn liegt ein Klops aus Fellen.<br />

Die Ohren zum Radar wie eine Fledermaus.<br />

Mit Tatzen eines Löwen gleich.<br />

Will nicht bellen.<br />

Oh! Der Graus!<br />

Gelbe Augen starren.<br />

Meine Knie wer`n weich!<br />

Ich wünscht` ich wär `ne Maus.<br />

Oh Graus!<br />

Besser nicht, denn das Tier ist ganz erpicht, mit mir zu spielen.<br />

Einen Gummimotor kann ich hören.<br />

Wer hat das Ding nur aufgezogen?<br />

Schnurren, das ist klar, können nicht sehr viele.<br />

Und auch schreien wie die Gören.<br />

Der Rücken erst – gespannt – der reinste Flitzebogen!<br />

Sanft dahingefläzt, wie ein altes Kissen, in der Sonne brezelnd, ohne auf die<br />

Uhr zu schauen.<br />

Eine Katze liegt im Garten!<br />

Bitte nicht verraten!<br />

Aber was macht der Fisch da?<br />

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