FANZINE 2021
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Sprengelkiez
202 11
Ein Illuminiertes
Fanmagazin
Editorial
So kann es gehen, da wollte ich als Herausgeber so viel schreiben und kompetent über
den Kiez berichten, prompt reicht ein Stephan von Dassel einen Text zur Veröffentlichung
ein und ich kann als Herausgeber nur noch den Anschein erwecken, als hätte ich den
Durchblick. Kompakt und detailliert sind in dem Artikel auf Seite zwei so gut wie alle Themen
erwähnt, die die Anwohner im Sprengelkiez bewegen. Deshalb schreibe ich hier worüber ich
nicht mehr berichten kann:
Der Sparrplatz hat den ersten funktionstüchtigen, wunderschön gestalteten
Trinkwasserbrunnen im Kiez bekommen. Ganz in blau. Seit der Sommerzeit droht dem
Sprengelkiez nach dem Einfall der Shisha-BMWs nun auch noch die Invasion der
Wohnmobile. Der regelfreie Elektrorollerwahn grassiert mittlerweile auch im Sprengelkiez.
Vernünftig ist das alles nicht. Die berliner Tageszeitungen und auch die Tagesschau und
andere Nachrichtensender illustrierten die Lockerungen der Pandemiemaßnahmen ausschließlich
mit Bildern von Bier trinkenden Menschen! Ein interessantes Statement der
Redaktionen. Alles Dinge, über die nicht mehr geschrieben werden konnte. Schade, eigentlich.
Ansonsten vielfachen Dank! Vielen Dank an Sarah Buck für den Hinweis, das seit der
Beginn der Pandemieeinschränkungen viele der neu Zugezogenen ihr Umfeld zum
ersten mal richtig wahrgenommen haben. Das stimmte, bei Tageslicht präsentierte sich der
Kiez für viele überrraschenderweise ganz anders und hatte auch echte Menschen zu bieten.
Vielen Dank an die jungen Nachbarn aus dem Kiez, denen es schon im Frühjahr ein
Bedürfnis war, die neue Ausgabe eines Magazins durch ihre Spenden zu unterstützen. Ich
war gerührt. Merci! Vielen Dank an Bibi und Franz Alt für die Überlassung des Artikels zur
„Menschenkatastrophe“. Einen ganz großen Dank auch an das Team im
Nachbarschaftsladen, für Kaffee zur rechten Zeit und die vielen Gespräche und
Anregungen, die mir an so manchen Tagen geholfen haben. Und ein Dankeschön an die
Autoren und Illustratoren, die mitgeholfen haben, damit diese Illustrierte erscheinen kann!
Berlin, im August 2021 Uwe Bressem
Verantwortlich im Sinne des Presserechts
und Redaktion:
Uwe Bressem
Nordufer 14
13353 Berlin
Tel. 0304537313 stampchef@gmx.de
Druck: Onlineprinters
Auflage: 1000 Exemplare
IMPRESSUM
Finanziert durch einen Druckkostenzuschuss der
Stadteilkasse Wedding Zentrum und durch
Spenden der Anwohner im Sprengelkiez
Alle Rechte an Texten und Illustrationen liegen
bei den jeweiligen Urhebern.
Titelbild: Ökostrom aus Hausmäusen
von Uwe Bressem
Berlin, im August 2021
3
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
wie geht es Ihnen? Ich hoffe, Sie sind gesund und konnten die Sommermonate so verbringen,
wie Sie sich das gewünscht haben. Lassen Sie uns alles dafür tun, dass uns ein Herbst
erspart bleibt, in dem wir Begegnungen und unser soziales und kulturelles Leben wieder einschränken
müssen.
Die Nachbarschaft hat sich in unserem Sprengelkiez in den letzten Jahren ziemlich verändert.
Der vom Bezirksamt erlassene Millieuschutz soll gerade die Menschen vor Verdrängung
durch Mieterhöhungen und Luxusmodernisierung schützen, die hier schon lange leben.
Nutzen Sie bitte unsere Beratungsmöglichkeiten (Kontakt Millieuschutzgebiet Sparrplatz:
https://bit.ly/3izjPh5), wenn Sie von Mieterhöhungen oder gar Kündigungen betroffen sind.
Doch auch mit Millieuschutz bleibt der Wohnraum knapp, der Umzug in eine größere oder
kleinere Wohnung zu angemessenen Preisen eine Lotterie mit nur ganz wenigen Gewinnen.
Als Bezirksamt müssen wir daher den Kampf gegen Leerstand und Ferienwohnungen noch
konsequenter führen. Zögern Sie nicht mit Hinweisen auf entsprechende Wohnungen, auch
wenn die Mühlen des Rechtsstaates leider oft sehr langsam mahlen. Seit Langem kämpfen
wir auch um den Abriss des schrecklichen Parkhauses an der Luxemburger Straße, um es
durch ein Wohnhaus mit günstigen Mieten zu ersetzen. Bis die Wissenschaftsverwaltung (stellvertretend
für die Beuth-Hochschule) dieses Grundstück endlich freigibt und Planungsrecht
geschaffen ist, möchten wir die Wiese davor zu einer Urban Gardening Fläche machen und
dort dem himmelbeet eine neue Zwischennutzung ermöglichen, falls das bisherige
Grundstück an der Ruheplatzstraße wirklich im kommenden Jahr mit einem Sport- und
Bildungszentrum für Jugendliche bebaut wird. Unser langfristiges Ziel ist, dass himmelbeet
den Mettmannplatz nutzt und neu belebt, sobald die Bahn den Bau der S21 fertiggestellt hat.
Leider bleibt die Bahn schrecklich vage, wann das ist.
Konkreter wird es mit der Fahrradstraße in der Triftstraße, die Anfang des kommenden Jahres
eingerichtet wird und auch die Schulwege zur Leo-Lionnie-Grundschule sicherer machen.
Noch in diesem (Spät)Sommer kommen endlich die markierten Radstreifen in der Amrumer
Straße und in einem Stück der Müllerstraße. Ganz klar, hier muss das Bezirksamt zukünftig
schneller werden, denn gerade auch unser Kiez braucht mehr Verkehrssicherheit und muss
das Rasen durch unsere Wohnstraßen verhindern. Zumindest das für Fußgänger*innen und
Radfahrende gefährliche Parken in den Straßenecken wird mit der Einführung der
Parkraumbewirtschaftung bis zum nächsten Sommer ein Ende haben. Die neue Kita an der
Triftstraße wird dann leider noch nicht fertig sein, aber die Planung kommt (endlich!) gut
voran. Während es in der sozialen Infrastruktur also gut vorangeht, macht mir ein Thema
genau wie Ihnen große Sorge: der Müll auf unseren Straßen und vor allem in unseren
Grünflächen. Trotz Kampagnen und Sperrmülltagen und vielen ehrenamtlichen Aktionen aus
der Nachbarschaft verdirbt mir der Müll bzw. das Verhalten einiger weniger oft so richtig die
Laune, wenn ich durch unsere Straßen und Parks laufe oder radle. Das Bezirksamt wird das
Ordnungsamt und seine Fahrradstaffel weiter stärken und auch in Zivil versuchen,
Müllsünder zu erwischen. Mehr haushaltsnahe Angebote für die Sperrmüllentsorgung und
dort, wo notwendig auch mehr Mülleimer sind ebenso in Planung.
Aber ohne Ihre Unterstützung wird es nicht gehen! Gleiches gilt auch für den Erhalt unserer
Karstadtfiliale. Sie soll attraktiver werden - mit Produkten made in Wedding, hoffentlich bald
einer öffentlichen Dachterrasse und auch einer neuen Fassade – aber noch sind die
Verhandlungen mit dem Eigentümer zäh. Aber wir lassen uns auch hier nicht entmutigen.
Alles weitere in einem persönlichen Gespräch im Eschenbräu? Ich freue mich darauf.
Ihr Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel
4
Das Sprengelhaus ist ein Mehrgenerationenhaus
mit einem umfangreichen Angebot für
die Anwohner im Sprengelkiez. Vom Runden
Tisch bis zum Seniorenkreis wird kulturell
sowie lokalpolitisch einiges geboten.
Beratungen aller Art inklusive. Das bei
Bedarf auch mehrsprachlich. Also mal vorbeischauen
und mit den Menschen vor Ort
Kontakt aufnehmen! Es lohnt sich bestimmt!
Wer Dies hier Lesen kann, Der Rede !
Wenn Sie diesen Text lesen können, dann habe ich eine Bitte: Vielleicht kennen Sie jemanden, der sich mit
Lesen, Schreiben und Rechnen schwer tut. Jemand der gerne noch Schreiben, Rechnen und Lesen lernen
würde. Geben Sie die Informationen von obigen Flyer mündlich, oder als ausgeschnittenen Handzettel
weiter! Das wäre toll! Reden Sie mit den Betroffenen! Das Angebot ist niedrigschwellig und jeder neue
Inreressent ist ein riesiger Gewinn! Danke!
5
Von der Freude der Senioren. Bild: Heinz Bressem
Umgang mit Computer und Dem Internet
Text/Bild: Uwe Bressem
Sie fühlen sich noch unsicher
im Umgang mit Computern
oder Smartphone? Sie können
sich im Nachbarschaftsladen helfen
lassen. Melissa Duraku zeigt
und erklärt Ihnen gerne, wie man
Nachrichten schreibt, wie man
mit einem Smartphone Bilder verschickt,
wie Sie im Internet
Waren, sogar Lebensmittel bestellen
können oder wie man ein
Bankkonto von zuhause aus verwalten
kann. Alle Fragen dazu
werden beantwortet und ganz
praktisch erklärt. Keine Vorkenntnisse
notwendig! Jeder ist willkommen,
ohne Altersbeschränkung!
Jeden Donnerstag von
10:00 Uhr bis 12:00 Uhr finden
die Beratungen statt. Wo? Hier:
Im Nachbarschaftsladen im
Treffpunkt Sprengelhaus
Sprengelstr. 15 in 13353 Berlin
Anmelden braucht man sich
nicht! Mehr Informationen kann
man bei Alyssa Schmid erfragen.
Entweder vor Ort, oder
telefonisch unter der Nummer:
030 459 773 08
alyssa.schmid@moabiter-ratschlag.de
Umgang mit Computer und Dem Internet
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Hilfe auf Rädern
Hi, wir sind Valerie und David und möchten euch
gern etwas über unser Projekt „Hilfe auf Rädern”
erzählen, welches wir Anfang 2021 gegründet haben.
Unser Projekt dient zur Hilfe und Unterstützung von
obdach- und wohnungslosen Menschen. Jeden
Dienstag fahren wir mit unserer Crew zwei Standorte im
Wedding an und verteilen warme Mahlzeiten, verschiedene
Snacks, Getränke, Kleidung und vor allem
Hygieneartikel an hilfsbedürftige Menschen. Unsere
erste Ausfahrt im Februar lief noch ziemlich chaotisch,
alle Vorbereitungen hierfür fanden in unserer kleinen
sprengelkiezer Wohnung statt und bei -19° war es auch
eine echte Herausforderung, durch die Straßen zu
radeln. Wie der Name nämlich vielleicht schon verraten
hat, führen wir unsere Touren per Rad durch. Für all
die Dinge, die wir verteilen, leihen wir uns wöchentlich
ein ziemlich großes Transportlastenrad von einem
sozialen Träger, in dem David arbeitet. Dies ist natürlich
ein ganz schön großer Aufwand, weshalb wir eine
Crowdfunding-Aktion über Startnext gestartet haben.
Wir erhoffen uns, durch diese Kampagne genügend
Geld zusammensammeln zu können, um in naher
Zukunft über ein eigenes Lastenrad zu verfügen. Wir
kooperieren außerdem seit ein paar Monaten mit der
Berliner Obdachlosenhilfe (BOH), was uns seither einiges
erleichtert. So können wir die Räumlichkeiten in der
Lynarstraße 38 der BOH für die Vor- und
Nachbereitungen unserer Touren nutzen und verfügen
auch über die Möglichkeit eines kleinen Lagerplatzes
für unsere Tourkisten. Dank der Unterstützung der BOH
können wir unser kleines Projekt immer weiter ausarbeiten
und uns stetig für unsere Gäste verbessern. Falls
euch gefällt was wir machen und ihr Interesse daran
habt, uns zu unterstützen, so macht dies doch gern über
unsere Crowdfunding-Kampagne. Dort habt ihr auch
die Möglichkeit, uns Fragen zu unserem Projekt zu stellen
und uns und „Hilfe auf Rädern” anhand eines Tour-
Videos auch etwas näher kennenzulernen. Auch bei der
Ausfahrt kann man uns gern begleiten, wir freuen uns
stets über neue Gesichter! Text: Valeria Aurora Feist
www.startnext.com/hilfe-auf-raedern
Illustration: Lutz-Olaf Walter
7
Wann begegnet einem im Wedding schon mal ein Känguru auf einem Fahrrad? Sehr selten, aber in der heutigen
Zeit ist das durchaus im Bereich des Möglichen. Craig Saddington, der aus dem Land der „Rus” und
„Matildas” kommt, eröffnete neulich einen Fahrradservice in der Tegeler Straße 38. Im Angebot sind alle
Serviceleistungen rund um die Zweiräder. Von der Kleinreparatur bis zur heißen Luft in den Reifen. Anfragen kann
man in wallaby, deutsch oder englisch jederzeit stellen. Die Bushaltestelle vor dem Haus wird ab sofort zur
Saddington Station umbenannt.
Das Skizzierte Kiezleben der Judith Schroeter
Judith Schroeter, Wandlerin zwischen dem Brüssler Kiez und dem Sprengelkiez zeichnete, was wir zum Leben brauchen.
Text/Bild: Uwe Bressem
Essen und Trinken
Wohnen
Kunst
und Kultur
Kommunikation
8
Selbstporträt mit Toastbrot und Baguette
bei 36 Grad im Schatten. Auf der Suche
nach dem weichen Keks!
Seit 1999 gibt es die Baguetterie im Kiez. Vormals in der
Föhrer Straße angesiedelt, werden Brot und Backwaren seit
einiger Zeit in der Torfstraße 25 angeboten. In der warmen
Jahreszeit kann man den Cappuccino draußen zwischen nett
bepflanzten Blumenkästen genießen. Wer Unterhaltung
braucht, kann das Leben auf dem Gehsteig beobachten, wie
Senioren und Kinder geschickt den heranrauschenden
Rennrädern auf dem Gehweg ausweichen, Rollerfahrer
Passantenslalom üben und sich darüber amüsieren, wenn dreisprachig
darüber gestritten wird, warum ein Personenkraftwagen,
der die Einfahrt zur Hauseinfahrt blockiert, weg soll......
und ....... warum und ......... ob überhaupt ......!
Ein paar Meter weiter gibt es das
-Café.
Mit wechselwarmen Kunden
aus aller
Welt, die genauso farbenfroh und kunterbunt sein können, wie
das Symboltier für den Kaffeeausschank. Hier ist die Klientel
eher anglizismisiert, cool und eine Tätowierung obligatorisch.
Ein Café ROSA gibt es auch. Mit Büchern, Kleidung und Getränken,
sowie leckeren Speisen, auch zum Mitnehmen.
Nette Gespräche mit der italienischen Betreiberin inklusive.
Beim Besuch bitte die richtige Brille aufsetzen!
Die Torfstraße und so.....
Text/Bild: Uwe Bressem
Es gibt mittlerweile einige Shishabars im Kiez. Alle mit viel Schall und Rauch. Dazu wild geparkte
Prachtwagen, wie das angehende Sultane eben so machen. Junge Männer auf Brautschau hängen
herum. Man kann das gut beobachten, wenig Bräute und viel Schau. Voll massiv, Alter!
Text/Bild: Uwe Bressem
9
Den Afro Asia-Laden gibt es gefühlt schon hundert Jahre in der Torfstraße. Nahrungsmittel und Kosmetika der
exotischsten Art sind im Angebot. Säckeweise Reis und Kichererbsen, sowie allerlei Gewürze liegen im Regal.
Alleinstellungsmerkmal für den Kiez: Der Stockfisch! Wenn der aus Amsterdam geliefert wird, kann man die
Geruchsspur der Ware bis dahin zurückverfogen! Ein olfaktorisches Erlebnis für den ganzen Straßenzug!
Sensationell!
Text: Uwe Bressem, Bild: Lutz-Olaf Walter
Handys fur die
Bienen!
:
.......Und
Hummeln!
SALIM
Gebrauchte Handys, Ohrstecker
und Bluetoothgeräte kann man ab sofort in einer
Sammelbox im Sprengelhaus abgeben!
Für die recycelte Elektronik erhält der NABU eine Spende.
Kiezbekannt!
Sammelt
Altmetall
Samoastr.9
Schrott Dort
Abgeben!
10
Inspirativ naiv
von Elke Günther
Ist sie inspirativ naiv,
oder kognitiv aktiv ?
Ist sie sensitiv im Mief,
oder nur mental im Tief ?
Das Rätsel Frau ist für Männer nicht zu lösen.
Weder mit Macht, noch im Guten oder Bösen.
Weder mit List, durch Streit oder im Bett.
Weder wütend, zärtlich oder nett.
Ist sie inspirativ naiv,
oder kognitiv aktiv ?
Ist sie sensitiv im Mief,
oder nur mental im Tief ?
Frau ist Frau und damit streng geheim.
Kein Mann dringt in ihre Welten ein.
Auch bei der allergrößten Empahtie
begreift er diese Wesen nie.
Ist sie inspirativ naiv,
oder kognitiv aktiv ?
Ist sie sensitiv im Mief,
oder nur mental im Tief ?
Buissness like, verspielt oder voll Sorgen,
Sie kann auch Eva oder Lillith sein.
In einer Frau ist so vieles gut verborgen.
Männer, stellt das Forschen ein.
Ist sie inspirativ naiv,
oder kognitiv aktiv ?
Ist sie sensitiv im Mief,
oder nur mental im Tief ?
Illustration: Albrecht Dürer
Sie ist : kognospiritiv sensomentaliv
naivatotief
aktiviruliv
miefsentivitief spiriinvasiv
tiefenkognitiv sensospirativ
Ach, … ein Jahr ist vergangen,
mir selbst kam es vor wie eine
ganze Dekade. Obwohl viel im
World-Wide-Web, als auch in Wild-
West-Wedding unterwegs, so war es
doch recht isoliert. Ich glaube, es
war am Ende des Winters,
Bushaltestelle an der Tegeler Str. ,
dort wo an der Ecke lange stand:
„Wir wollen keinen Juppi Laden –
Wir brauchen normales Bier!“ Nun
ist ´hansis brot´ dort, wo es zwar
kein billiges Bier gibt, doch echtes
Bäckerhandwerk.
Gedanken aus dem WWW
An dieser Bushaltestelle war die
integrierte Werbetafel sehr zur
Unkenntlichkeit versprüht, welches
so gleich meine Neugierde weckte.
Dennoch zu erkennen auf dem
Plakat, ein sehr junger Mann daneben
in großen Buchstaben: Ich bin
Muslim und habe Sex mit Männern,
oder so ähnlich. Das Plakat hat
mich verwundert, die Versprühung
verstört. Als ich weiter, so dann an
der Bushaltestelle an der Torfstr. vorbei
schlenderte, sah ich eine zerstört
eingeschlagene Werbetafel, Plakat
am Boden unter tausenden
Glassplittern verborgen, und schon
wieder war ich etwas verstört und
erschrocken. Homophobie ist eine
schreckliche Seuche, doch diese
gezielte öffentliche Thematisierung
der Sexualität speziell von Muslimen
empfinde ich nicht als weniger
respektlos und frage mich wirklich
nach dem Sinn der Plakataktion.
Warum die Reduktion auf
Sexualität? Und warum bleibt die
Romantik (mal wieder) abhold?
Ja, es ist wichtig zu provozieren,
damit sich was zum Besseren
bewegt, doch nur mal so nebenbei:
In diesem Land haben Homosexuelle
erst seit 2016 gleiche
Bürgerrechte und unsere eiserne
Mutti hatte dagegen gestimmt!
Darüber hätte ich gerne mal mit ihr
geplaudert, als sie zu Besuch im
Robert-Koch-Institut war. Liebe verdient
Respekt! Und hat nichts mit
intimen Körperlichkeiten zu tun,
Religion ist für manche auch Liebe
und eine Lehrerin mit Kopftuch kann
genau so toll sein wie eine mit
einem Kreuz um den Hals finde ich.
Bis zum nächsten Jahr werden
noch weitere millionen
Styroporkügelchen von der
Baustelle an der Lynarstraße zum
schönen Nordufer hinüber wehen…
doch warum teilen und schenken
Menschen ihr Privatleben
Internetgiganten, bestellen bei
Amazon, oder warum bellt ein
Hund hier im Hof Stunden,
Wochen, Monate, wer kümmert sich
da nicht ums Tier? So viele ungelöste
Fragen...
In diesem Sinne, seid schön aufmerksam
und versucht schön lieb
zu sein auch wenn´s schwer fällt!
Herzlichst! Eure Carola Krise,
alias Tante Nana
11
Der Setzer gibt einen Hinweis:
Der ist wirklich backfrisch im Kiez, der Bäckermeister Johannes Jungnickel mit seiner gläsenernen
Bäckerei. Zuständig für ofenfrisches Sauerteigbrot und mehr! Zu finden in der Kiautschoustraße1/Ecke
Tegeler Straße, in 13353 Berlin. Mehr Informationen unter: https://hansisbrot.berlin
DER 26. Septemeber 2021 IST ein Superwahltag auch im Sprengelkiez
Am 26. September wird gewählt! Gewählt werden die Mitglieder des Bundestages, das Abgeordnetenhaus von
Berlin und die der Bezirksverordnetenversammlung. Gleichzeitig soll eine Stimme zum Volksentscheid zur
Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne (Deutsche Wohnen und Co. enteignen) abgegeben werden. Bei
der Wahl zum Deutschen Bundestag dürfen alle Deutschen, die mindestens 18 Jahre alt sind, wählen. Auch die,
die im Ausland leben. Zur Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin und beim Volksentscheid dürfen alle
Deutschen, die mindestens 18 Jahre alt sind wählen, wenn sie mindestens seit dem 26. Juni 2021 ohne
Unterbrechung in Berlin wohnen. Bei der BVV-Wahl gilt: Alle Deutschen und alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger,
die mindestens 16 Jahre alt sind, dürfen wählen, wenn sie mindestens seit dem 26. Juni 2021 ohne
Unterbrechung in Berlin wohnen. Menschen, die zu krank sind, um selbst zu wählen, oder eine Behinderung
haben, können eine Hilfsperson bestimmen. Wohnungslose Bürgerinnen und Bürger ohne feste Meldeadresse
dürfen wählen, wenn sie wahlberechtigt sind und sich bis zum 3. September 2021 ins Wählerverzeichnis eintragen
lassen. Nicht wählen dürfen Menschen, die in Deutschland leben, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft
oder keine Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Staates haben. Dies betrifft im Sprengelkiez ca. 35-40% der
Anwohner. Hingehen, mitenscheiden und wählen gehen!
Quelle: RBB & Berlin.de redaktionell bearbeitet. Uwe Bressem
12
Lutz-Olaf Walter hat den Westhafen in einer Skizze auf
Papier gebracht. Der Westhafen ist mit einer Fläche
von 430.000 Quadratmetern der größte Hafen der
Stadt. Er gliedert sich in zwei parallel angelegte
Hafenbecken. Über Westhafenkanal
und Berlin-
Spandauer-Schifffahrtskanal
ist er mit Spree und Havel
verbunden und darüber in
das überregionale Wasserstraßennetz
zwischen Elbe
und Oder integriert. Der
Westhafen ist ein bedeutender
Umschlag- und Lagerplatz
für die Binnenschifffahrt.
Für den Weitertransport
der Güter mit der Bahn
ist er über den Hamburger
und Lehrter Güterbahnhof
und den Bahnhof Moabit
unter anderem an die
Berliner Ringbahn angeschlossen.
Über die Stadtautobahn
A 100 erfolgen
An- und Abtransport der
Waren per Lkw. Mit den
Bahnhöfen Westhafen und
Beusselstraße stehen S- und
U-Bahn für den öffentlichen
WESTHAFEN
Die andere Seite - Adnan Kassim und seine
Ausstellung, ein Beitrag von Künstler Ulle Bowski
aus Recklinghausen. Sophie Scholl und Hans Scholl,
Dietrich Bonhoeffer,
Georg Elser haben gegen
den Nationalsozialismus
gekämpft. Adnan Kassim
malt Personen, die gegen
Ungerechtigkeit und Unterdrückung
rebellierten.
Er gibt den Widerstandskämpfern
im dritten Reich
neue Gesichter. Mit den
Bildern "Die andere Seite"
möchte der Künstler an
sie und ihren Mut erinnern.
Adnan Kassim
bekennt sich zu den
Widerstandskämpfern
und deren Zivilcourage.
Er will ihre Geschichte in
Deutschland erzählen. Ihr Mut soll die Jungen inspirieren
und generationenübergreifend zum Reflektieren
Personennahverkehr zur Verfügung. Westlich der
Beusselstraße befindet sich der Berliner Großmarkt mit
dem Fleischgroßmarkt und Fruchthof. Seit 1997 nutzt
die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den größten Teil des
zum Magazin umgebauten
alten Getreidespeichers. Zur
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
gehören auch weitere
Nutzer: das Geheime
Staatsarchiv sowie die
Zeitungs- und die Kinderund
Jugendbuchabteilung
der Berliner Staatsbibliothek.
In einigen der historischen
Lagerhallen befinden sich
neben Verkaufsräumen von
Grossisten Möbellager und
Werkstätten. Eine derartige
Umnutzung hat eine gewisse
Tradition. Bereits 1926 mietete
der Automobilhersteller
Ford eine Lagerhalle an, in
Die andere Seite - Adnan Kassim und seine Bilder
der Kraftfahrzeuge des
Modells „Tin Lizzy“ aus
Einzelteilen montiert wurden.
Die Produktion in Berlin
wurde im April 1931 aufgegeben.
Quelle: Wikipedia.de, redaktionell bearbeitet.
über Deutschlands dunkelstes Kapitel anregen. Der
Künstler selbst ist als Kind mit seiner Familie aus dem
Libanon geflohen und lebt heute in Herten, im Kreis
Recklinghausen. Voraussichtlich
im Oktober werden
ein Teil der Bilder
dieser Serie zum deutschen
Widerstand als
Kunstdrucke, im Sprengelhaus
zu sehen sein.
Sollte ein Verein, oder
öffentlicher Träger
Interesse daran haben,
die komplette Ausstellung
im Wedding präsentieren
zu wollen, so können
Sie sich gerne bei
der Redaktion der Fanzine
oder bei den Künstlern
aus Recklinghausen unter:
https://www.ulle-bowski.de/die-andere-seite/ melden.
Text: Ulle Bowski, redaktionell bearbeitet. Bild: Adnan Kassim 2021
13
Illustration: Uwe Bressem
So wie ich bin
Ein Lied
von
Elke Günther
Seit Wochen hungere ich vergebens Pfunde ab.
Seit Wochen schon fühle ich mich wie im Grab.
Das Leben ist so trist ohne Schokoküsse.
Es macht keinen Spass mehr, ohne Genüsse.
Ich verzichte auf das eine, um das andere zu kriegen.
10 Kilo müssen weichen, dafür muß ich mich verbiegen.
Ich will doch nur sein dürfen, so wie ich bin.
Ich bin nun mal rund, ich bin nun mal nicht dünn.
Ein Blick in den Spiegel zeigt mir mein Gesicht.
Ein Blick in den Spiegel zeigt auch mein Gewicht.
Der Blick in den Spiegel sagt – das Kleid ist zu klein.
Ich passe nur noch in Zelte rein.
Andere können essen, und einfach so leben.
Sie können sich ohne Frust dieser Lust hingeben.
Sie brauchen nicht verzichten, sie können genießen.
Sie müssen nicht befürchten, dass Fettpolster spriessen.
Der BMI sagt: die Zahl ist zu groß.
Ich frage behutsam, woher weiss der das bloss.
Die Pharmaleute haben ihre Hände im Spiel.
Die hämmern uns ein: wir wiegen zu viel.
Jetzt will ich wieder essen, will wieder leben.
Ich will nicht den Modellmasskörper anstreben.
Ich will nicht mehr verzichten, wenn andere genießen,
will nicht noch mehr Wasser in mein Feuer gießen.
Ich will sein dürfen, so wie ich bin.
Nimm mich mit all meinen Pfunden hin.
Egal, ob mit oder ohne Kleid.
So wie ich bin, in meiner Einmaligkeit.
Und wenn Du das nicht willst, dann lasse es eben.
Ich bleib wie ich bin und ich liebe mein Leben.
So wie ich bin * Elke Günther
14
Artenschutz fur Mieth
Kleiner Erfolg
im
Sprengelkiez
In der Torfstraße konnte das
Haus mit der Nummer 26 in
eine Genossenschaft überführt
werden. Das Haus gehört nun
zur Wohnungsbaugenossenschaft
Deutsch-Polnische-
Freundschaft. Der DPF e.G.!
Damit gibt es ein spekulatives
Objekt weniger im Kiez. Ein
kleiner Erfolg! Immerhin.
aie in Berlin Beenden!
15
349 591
Unterschriften für die
Vergesellschaftung der
Immobilienkonzerne!
SHARE
DEAL!
Vonovia will Deutsche Wohnen schlucken!
600.000 Wohnungen in einer Hand.
Kartellamt hat keine Bedenken!
Keine Grunderwerbssteuer fällig! Das konnte niemand ahnen!
Die abgegebenen Stimmen zum Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen sind ein starkes politisches
Signal und wenigstens einmal der Versuch der Ohnmacht gegenüber den Immobilienkonzernen und zum Teil
auch der Politik von Bevölkerungsseite etwas entgegen zu setzen. Das wird spannend, ob es gelingt, genügend
Wähler davon zu überzeugen, dass eine Vergesellschaftung dieser Konzerne richtig ist.
Ein Ärgernis gesellschaftlich: in unserem Kiez wird in der Fehmarner Sraße 21 seit fast zehn Jahren ein Haus
dem Verfall preisgegeben. Angeblicher Eigentümer ist die Holding eines deutschen Milliardärs, der in der
Schweiz lebt. Leerstand und Verfall! Kann man da wirklich nichts machen? Großartig war die von Unbekannten
angebrachte BERLINER INFOTAFEL mit Informationen zum Haus. Eine künstlerische Intervention erster Qualität
und Güte! Am 20.08. oder am 21.08.2021 wurde die Tafel komplett zertrümmert. Schade! Text/Bilder: Uwe Bressem
16
Es kann nichts schaden, wenn wir im Kiez mehr Blumen und Grün haben. Da die Baumscheibe vor unserem Haus
eher einer Salzwüstenfläche ähnelte, stark verdichtet und hart wie Gips, dachte ich, ich bepflanze die einfach.
Auf Blumen aus dem Baumarkt wollte ich ausdrücklich verzichten. Hier nun, was bisher geschah: Die Oberfläche
wurde vorsichtig aufgeharkt und dann mit reichlich Wasser eingeweicht. Etwas Pfefferminze, Zitronenmelisse,
Ringelblume, Indianernesseln, sowie ein bisschen Waldmeister wurden verpflanzt. Der Rest der Fläche mit einer
Wildblumensamenspende vom Fest der Nachbarn besät. Soweit so gut. Jeden Tag wurde regelmäßig gegossen.
Schon am dritten Tag keimte die erste Saat. Am vierten Tag fielen Pfefferminz und Zitronenmelisse dem
Hundeurin zum Opfer und verfaulten nach der Hundedusche in Rekordzeit. Die Wildblumensaat
entwickelte sich gut! In den jungen Keimen verfing sich der Ulmensamen und die abgefallenen
Robinienblüten. Zukünftiger Kompost. Am nächsten Tag tritt ein aussteigender
Autofahrer die Indianernesseln platt. Von Zeit zu Zeit muss auch Verpackungsmüll und
Ähnliches aus der Bepflanzung entfernt werden. Eine Woche später haben sich
die Wildblumen gut entwickelt und
könnten nun auswachsen. Zwei
Ringelblumen blühen schon! Diese
werden über Nacht ausgegraben.
Die Taubnesseln sind mit Kot
bedeckt. Hundebesitzer sind
anscheinend vieles, aber nicht
unbedingt naturverbunden!
Das Miniprojekt stellte
sich als schwerer als
gedacht heraus! Vor
Fremdeinwirkungen
und Ignoranz lässt sich
ein Minibiotop schwer
schützen!
Vom Experiment eine Baumscheibe zu bepflanzen
Ein weiterer Tag mit sanftem Regen vergeht.....Die Wicken und Kornblumen legen zu,
alle andere Aussaat ebenfalls. Dann kommt ein Mitarbeiter der BSR, der wie sich
nachträglich herausstellte, auch den Auftrag die Baumscheiben zu säubern erhalten hatte und
fegte Laub und Keime einfach weg. Da nützte auch kein Hinweisschild am Baum. Schade! (Im
Gespräch stellte sich heraus, er konnte den Text mangels Lesekenntnissen nicht richtig verstehen, also kein Vorwurf
hier!) Auf ein Neues! Ich habe auf der Baumscheibe das letzte Tütchen Samenspende verteilt, vielleicht wird es ja
noch etwas! Mit etwas Glück haben wir dann im nächsten Jahr eine blühende Kleinfläche direkt vor der Haustür.
Geduld! Geduld!
Text/ Illustration: Uwe Bressem
17
Lebenswerte Nachbarschaft
auch für ältere Menschen
im Sprengelkiez
Im Sprengelkiez leben ca. 2500 Menschen, die
älter als 55 Jahre sind. Seit 2020 gibt es im
Sprengelhaus das Projekt „Seniorenarbeit Stärken“
das vom Bezirksamt Mitte bezuschusst wird. Wir planen
Veranstaltungen für ältere Menschen und ein
regelmäßiges Treffen, den Seniorensalon (Do. von
14.30 bis 16.00 Uhr) . Die aktuelle Lisa II Studie in
Berlin Mitte zeigt, dass Altersarmut ein großes Thema
werden wird. Aus diesem Grund planen wir auch Info
Veranstaltungen zum Thema Rente.
Leider ist es zurzeit durch die Coronapandemie
schwer, Veranstaltungen durch zu führen. Das gilt leider
auch für den Seniorensalon ein gemütliches
Beisammen sein, dass einmal im Monat jemanden
aus der Senioren Vertretung Mitte zu Gast hat. Hier
können in angenehmer Atmosphäre Probleme aus
dem Alltag besprochen werden. Im Moment schicken
wir regelmäßig informative Briefe an die Seniorinnen
und Senioren. Auch haben wir 4 Laptops und 4
Tablets zum Ausleihen für ältere Menschen im
Sprengelkiez. Wer Bedarf hat, kann sich erst mal für
4 Wochen ein Gerät ausleihen. Im Nachbarschaftsladen
gibt es dann auch eine genaue Einweisung.
Bitte vorher telefonisch unter 030/45028524 bei
Siemen Dallmann anmelden. Selbstverständlich können
Sie auch mit Ihren ganz persönlichen Alltagsproblemen
zu uns kommen, wir versuchen Ihnen zu
helfen.
Sind Sie jetzt neugierig geworden? Haben Sie
Interesse oder Anregungen? Möchten Sie regelmäßig
von uns informiert werden? Dann melden Sie sich
doch einfach bei uns!
Zu erreichen sind wir am Mo, Di und Do zwischen
10.00 und 13.00 Uhr unter 030/45028524 oder
per Mail: dallmann@gisev.de und natürlich auch
persönlich im Büro von Gemeinsam im Stadtteil in
der Sprengelstraße 15 im 1. Hof
Ganz liebe Grüße aus dem Sprengelhaus!
Ihr
Siemen Dallmann
Text, redaktionell bearbeitet: Siemen Dallmann
Bild: „Senior” Heinz Bressem
18
Illustration: Christa Marthen
Die Menschenkatastrophe
Die Todesflut in Nordrheinwestfalen und Rheinlandpfalz
hat auch die alten Dogmen und Politiker-
Ausreden unterlassener Klimapolitik der letzten
Jahrzehnte hinweg gespült.
Erstens: Das alte Dogma „Klimaschutz ist doch viel zu
teuer“. Die neue Erkenntnis heißt: Nichts ist so teuer
wie kein Klimaschutz.
Zweitens: Das alte Dogma „Klimaschutz zerstört
Arbeitsplätze“. Die neue Erkenntnis heißt: Kein
Klimaschutz zerstört unsere Lebensgrundlagen. In den
Branchen der erneuerbaren Energien arbeiten schon
heute 300.000 Menschen. Es waren schon mal
400.000. Aber über 100.000 Jobs in der Solar- und
Windbranche sind wieder verloren gegangen, weil die
Bundesregierungen seit 2011 den rascheren Ausbau der
erneuerbaren Energien bewusst und mutwillig durch den
Druck der alten Energie-Lobbyisten ausgebremst haben.
In der Kohlewirtschaft arbeiten heute noch circa 25.000
Menschen. Doch diese Jobs waren den Regierenden
wichtiger als die Zukunfts-Jobs der Öko-Branchen. Es
gilt die neue Erkenntnis: Klimaschutz ist kein Job-Killer
wie immer wieder behauptet, sondern der Job-Knüller
der Zukunft.
Drittens: Das alte Dogma „Wir werden natürlich noch
lange Verbrenner-Autos fahren“. Die neue
Ein Beitrag von Franz Alt
Erkenntnis: Verbrenner wie Diesel und Benziner sind
Auslaufmodelle. Die EU hat mit ihrem „New Green
Deal“ angekündigt, dass ab 2035 keine Verbrenner-
Autos mehr zugelassen werden. Audi hat als erster
großer Autohersteller hierzulande beschlossen, ab 2026
keine weiteren Verbrenner mehr zu entwickeln und ab
2035 nur noch E-Autos zu verkaufen. Andere
Autofirmen werden diesem Trend folgen.
Viertens: Das bisherige Wahlkampf-Dogma der Alt-
Parteien hieß: „Sich beschäftigen mit den fehlenden
Fußnoten in Frau Baerbocks Buch“. Wer jetzt noch
glaubt, damit Wahlkampf machen zu können, hat nicht
alle Tassen im Schrank. Die neue Erkenntnis muss
heißen: Klimaschutz, Klimaschutz, Klimaschutz. Es geht
im Wahrheit um eine grüne Revolution. Die französische
Revolution basierte auf diesen drei Werten: Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit. Die neuen Werte heißen:
Klimaschutz, Klimaschutz, Klimaschutz – sagt auch
Ministerpräsident Kretschmann. Konkret heißt das:
Solare Energiewende, ökologische Verkehrswende,
nachhaltige Landwirtschaftswende, nachhaltige Bau-
Wende, nachhaltige Wasserwende und nachhaltige
Wald-Wende. Die Ökologie wird die intelligentere Ökonomie.
Fünftens: Das alte Dogma „Die Klimakatastrophe
betrifft vielleicht Afrika, Indien und Bangladesch, aber
doch nicht Deutschland“ hat sich selbst hinweg gespült.
Die neue Erkenntnis heißt: Der Klimawandel betrifft alle.
Sechstens: Das alte Dogma hieß hierzulande
„Kohleausstieg 2038“. Die neue Erkenntnis heißt:
Kohleausstieg 2028. In diese Richtung denken inzwischen
sogar konservative Politiker wie die Herren Söder
und Laschet. So schnell können sich alte Dogmen in Luft
auflösen. Wie in den Kirchen so auch in der Politik und
in der Wirtschaft. Aber brauchen wir immer zuerst
Katastrophen als Lernhelfer? Besser und politisch erfolgreicher
wäre die Strategie: Solarier aller Länder – vereinigt
euch! Die bisherige deutsche Klimapolitik ist eine
Summe peinlicher unterlassener Hilfeleistung. Alle
Technologien für eine rasche umweltfreundliche
Energiewende stehen uns schon lange zur Verfügung,
doch Deutschland ist ein Lobby-Land wie der
KIEZNATUR
Bundestagsabgeordnete Marco Bülow in seinem neuen
Buch aufzeigt. Wir erleben jetzt die Wahrheit der uralten
spirituellen Erkenntnis: „Du kannst nur ernten, was du
säst“. Wer SUVs fährt, bekommt Klimakatastrophe.
Punkt. Diese schlichte Erkenntnis kann man vielleicht
eine Zeitlang missachten oder verdrängen, aber eben
nicht auf Dauer. Pyromanen verbrennen ihre eigene
Zukunft und erst recht die ihrer Kinder und Enkel. Oft
werde ich nach Vorträgen gefragt: „Wie heiß wird es
denn noch werden?“. Meine schlichte Antwort: „Genau
so heiß wie wir es machen.“ Die Klimakatastrophe ist
eine Menschenkatastrophe. Eckart von Hirschhausen
sagt es so: „Wir müssen nicht die Erde retten, sondern
uns – Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben.“
Wir könnten es schöner und gesünder haben. Doch wir
tun zu wenig dafür.
FRANZ ALT 2021 / www.sonnenseite.com
Immerhin, das Nordufer hat noch Vorgärten, in denen Bienen -und Insektenschmaus wächst. Hier und da werden
die Baumscheiben mit Blumen bepflanzt und Sebastian Trommsdorf hat den Anwohnern in der Fehmarner Straße
auf eigene Kosten rollende Blumenkisten spendiert, die von der Nachbarschaft gut angenommen wurden. Einige
Kleingärten gibt es im Kiez auch noch. Seit kurzer Zeit trifft sich im Sprengelhaus eine Arbeitsgemeinschaft zum
Thema „Klima und der Kiez”. Zum Fest der Nachbarn gab es kostenlos Samenbälle mit Wildblumensaat für jedermann.
Bis wir jedoch irgendwann einen vor Bienen und Hummeln summenden Kiez haben ist es jedoch noch ein
langer Weg. In hundert Jahren wissen wir mehr!
Illustration: Lutz-Olaf Walter Text: Uwe Bressem
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KIezsplitter
Das Fest der Nachbarn fand im
Mai trotz aller Widrigkeiten statt!
Liebevoll vobereitet gabe es unter
Pandemiebedingungen Musik und
kleine Workshops im Mehrgenerationenhaus.
Toll gemacht...............!
Lindengarten
Der ehemalige Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück nannte ihn
einmal in einem Interview Lindenhof.
Gemeint war die Traditionsgaststätte
Lindengarten im Genossenschaftsbau
am Nordufer. Nach mehr als
hundert Jahren gibt es nun keine
Gastronomie, keinen Versammlungsraum
für die Anwohner und
Bürgerinitiativen mehr. Weder zum
gemeinsamen Fußball schauen,
Tanzen oder der Silberhochzeit wird
man dort noch zusammen kommen
können. Auch für die dort wohnenden
Genossen fällt ein weiterer
Sozialraum weg. Eingezogen ist ein
Stadtplanungsbüro mit einer kleinen
Wildblumenwiese vor der Tür.
Immerhin.
VON YOM
Ein Baum kommt zum Zahnarzt. Da
meint der Zahnarzt: „Zuerst brauchen
Sie eine Wurzelbehandlung und
dann noch eine neue Krone!” „Wie
sieht es denn aus mit einer neuen
Brücke?”, fragt der Baum. „Da müssen
Sie zu Ihren Ahnen nach Venedig,
mein Lieber!”
Pandemietiere
Elektrokaiser
Seiner Majestät dem Kaiser gingen
die benzinbetriebenen Kraftfahrzeuge
innerhalb Berlins mächtig auf
den Senkel. Durchlaucht wollte sich
mit der schlechten Luft und dem
Abgasgestank in der Stadt nicht
abfinden. Zack! Nach einer kaiserlichen
Anweisung durften nur noch
elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge
in Berlin fahren. Da wir heutzutage
keinen Kaiser mehr haben, ist
ein ähnliches Konzept heutzutage so
nicht umzusetzen. Keine Lösung in
Sicht. Aber nur deswegen wollen wir
den Kaiser auch nicht wieder haben.
Feudal war gestern, oder?
W
ährend der Pandemie sind ja
viele auf den Hund gekommen.
Andere besorgten sich einen Fisch.
Der bellt nicht, muss nicht an der
Leine geführt werden und kriegt auch
keine Flöhe. Wer aufmerksam ist der
merkt, der Blick in das Aquarium
gleicht der Schau in die eigene Seele.
Unbefriedigende Antworten inklusive.
Eine Tradition
Der lebendige Adventskalender im Sprengelkiez im 19.Jahr
Der Winter kommt bestimmt! Irgendwann auch Weihnachten. Davor der
Advent. Auch wenn es in Sachen Corona noch keine richtige
Entwarnung gibt, der lebendige Adventskalender soll auch als liebevolle
Tradition in diesem Jahr wieder stattfinden! Lasst es uns versuchen! Schreibt
mir per Mail oder ruft mich einfach mal an!
siedall@web.de oder 030/20067885 oder 017624825083
Weitere Infos für Neulinge gibt es unter www.lebendiger-adventskalenderonline.de
Euer Siemen Dallmann
KIezsplitter
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Christa Marthen hat den Naturschutzbereich am
Plötzensee gemalt. Wie der Name es sagt, gehört
der See den Plötzen und vielleicht auch dem einen
oder anderem Wels. Der gesamte See inklusive des
Freibades dient der Naherholung und ist als
Landschaftsschutzgebiet ausgelegt! Die stille Umwidmung
des Freibades in einen Freiluft-Ersatzclub hat
stattgefunden. Die mittlerweile internationale, vergnügungssüchtige
Klientel hat nun bis Ende des Jahres
einige Veranstaltung für den synthetischen, aufgepfropften
Frohsinn genehmigt bekommen. Ursprünglich
hatte das Bezirksamt Mitte die Erlaubnisse nicht
erteilt. Hechte, wie auch die Menschen sollten in Ruhe
im Wasser und am Ufer ihre Runden drehen. Aber nun
gibt es doch Technomusik für die Barsche. Hmm! Kann
man verstehen. Wenn nix los ist, geht bei vielen das
Kopfkino los, das gilt es zu verhindern. Texte: Uwe Bressem
Bald im Sprengelkiez, der Kaufladen der psychosozialen Wünsche
Empathie in Scheiben
KLARE
GEDANKEN
1 KG
ZUNEIGUNG
IM SONDERANGEBOT
Restposten von
Verhaltensregeln
Der Kaufladen der psychosozialen Wünsche für den Kiez hat eine Scheibe Empathie für einzfuffzich, Dosen klarer
Gedanken für einen Euro und kiloweise Zuneigung zum Tagespreis im Angebot. Wer Tomaten auf den Augen
hat, die werden gerne in Zahlung genommen. Eine neue Birne kann man auch erwerben!
Text/Bild: Uwe Bressem
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Laut der Webseite der Berliner Polizei gibt es seit Dezember 2020 den Probelauf KoB 100. Seit Mai 2021 soll
der Abschnitt 17, der auch zuständig für den Sprengelkiez ist, ebenfalls mit dabei sein. Die Kontaktbereichsbeamten
sollen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sein, durch persönliche
Gespräche einen guten Draht zu den Kiezbewohnern aufbauen. Die Redaktion wünscht gutes Gelingen!
NOTRUF 110 NOTRUF 110
NOTRUF 110
Der Polizeipräsident in Berlin Abschnitt 17 Oudenarder Str. 16 13347 Berlin
Der Bereich des Abschnitts 17 wird örtlich begrenzt durch: die Holländerstr./Kapweg im Norden, die
Reinickendorfer Str. bis einschließlich Luise-Schröder-Platz im Osten, den Hohenzollernkanal in südlicher
Ausrichtung, den Kurt-Schumacher-Damm im Westen. Das Abschnittsgebäude ist behindertengerecht. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Abschnitts 17, sind „rund um die Uhr“ für Sie erreichbar. Leiterin des
Abschnitts ist die Kriminaldirektorin Silke Rothhardt.
Quelle Text: https://www.berlin.de/polizei
Erreichbarkeit der Wache Tel.: (030) 4664-117701 Fax: (030) 4664-117799
Das Bürgertelefon der Berliner Polizei (030)4664-4664.
Weitere Ansprechpartner sind
Präventionsbeauftragte:
Wulf Dornblut Tel.: (030) 4664-117040
Markus Jansen Tel.: (030) 4664-117042
Verkehrssicherheitsberater:
Anja Kahrau Tel.: (030) 4664-117041
Janine Franz Tel.: (030) 4664-117041
Sarah Buck, Alyssa Schmid und Claudia Schwarz haben der Fanzine eine geklebt - und zwar diese Collage. Die
Nachricht ist klar! Wollen wir Lebensqualität im Kiez erhalten, geht das nur gemeinsam. Das Dream Team vom
Moabiter Ratschlag e.V. im Nachbarschaftsladen arbeitet daran täglich. Sie führen so viele Gespräche mit Nachbarn,
dass man die in Kilogramm gar nicht auswiegen kann. Unterstützung und Hinweise bei Alltagsproblemen
inklusive...! Besonders cool, seit dem Beginn der Pandemiemaßnahmen gab es regelmässig kunterbunte, inhaltsreiche
Info-Briefe per Post von den Dreien. Jetzt gehen wir alle mal dahin und drücken unser Wertschätzung aus! Los!
DIE ECKE Und mehr
An der EckeNordufer/Fehmarner Straße
stellte sich das neue Jahr 2021 überraschend
pünktlich ein. Gleich am Neujahrstag
zelebrierten einige der Anwohner
die Ankunft des neuen Jahres traditionell
mit der Ablage von Unmengen an
Sperrmüll. Mitte Januar feierte eine
Gruppe von Briten eine kleine Party am
Ufer. In kurzen Hosen und Miniröcken,
alle mit nackten Beinen, bei Schneefall
und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Wahrscheinlich eine Spätfolge des
Brexit. Am 22.01, wird laut B.Z. ein als
Postbote verkleideter Drogenkurier in der
Tegeler Straße hops genommen. Postkunst
oder Mail Art war das nicht! Nochmal
üben. Mitte Februar, am 13.02., ein Eisund
Schneeregen fegt durch die Stadt! Im
Kreuzungsbereich am Nordufer hockte bei
diesem Wetter ein nur mit einem T-Shirt
bekleideter Mann und reinigt einen Computerbildschirm
auf dem Gehweg. Voll der
Durchblick! Im März war es gefühlt so, als
ob alle Wohngemeinschaften im Kiez in
Quarantäne wären. Endlich konnte man
bei Edeka wieder in Ruhe einkaufen
gehen. Mit dem Frühling stellten sich die
erwarteten Beschleunigungsfahrten der
AMG-Klientel ein. Auspuffknaller und viel
unbestellte Rapmusik inklusive. Barrierefreie
Übergänge zuparken wurde auch
geübt. Mit zunehmender Wärme wurden
viele im Kiez sportlich und irgendwie stand
die Welt ein bisschen Kopf. Die Jogger liefen
auf der linken Straßenseite, Gegenverkehr
war gar kein Thema, während alle
möglichen Fahrzeuge die Gehwege nutzten.
Jemanden darauf anzusprechen war
heikel. „Ich wohne hier!”, oder „Das
machen doch alle!” plus der saftigsten
Schimpfworte waren argumentativ nicht zu
widerlegen. Ein ähnliches Verhalten kannte
man bisher nur von den Borgs aus Star
Trek: „Widerstand ist zwecklos!” Dann
ward es Sommer. Weil Lebensqualität sein
muss, breiteten eine Gruppe heiterer junger
Frauen am geschlossenen Teil des
Nordufers Decken für ihr Picknick aus.
Mitten auf dem Radweg. Wow! Dann gab
es Anna´s Eisladen in der Sprengelstraße
mit Gratiseis für alle zur Eröffnung, um
dann nach drei Tagen schon wieder zu
schließen und das Geschäft aufzugeben.
Lag das nun am Doofenapostroph im
Namen, oder geschah das von Amts
wegen? Vieles im Kiez ist und bleibt rätselhaft!
Texte/Bilder: Uwe Bressem
Der Weltmeister im rhythmischen Hochseiltanz und
Schnorchelweitwurf kommt aus dem Sprengelkiez. Wir gratulieren!
VON WEGEN!!!
An sommerlichen Tagen zeigen sich die jüngeren Kiezbewohner
von ihrer besten Seite. Eine echte Sprengelkiezolympiade wird
geboten. Da wird Einrad gefahren, mit Bällen und Keulen jongliert,
mit Hula-Hup-Reifen trainert und auf dem Seil getanzt. Mit
Elektrotretrollern wird Slalom gefahren und verschiedenste frisch
Verliebte üben sich in Zirkusakrobatik. Der einhändige Handstand
ist dabei noch das Unspektakulärste. Atemberaubend sind die
Rennradrennen auf den Gehwegen! Yoga auf der Matte,
Tischtennis auf der Platte und die eine oder andere Runde
Kampftrinken werden auch angeboten. Skateboardfahrer lassen
sich von bekifften Punktrichtern bewerten. Basketbälle und Frisbees
fliegen durch die Luft. Das ist alles wunderbar und widerspricht
ganz deutlich der politischen Propaganda und der Klage, dass wir
angeblich einen Fachkräftemangel im Land hätten. Von wegen!
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ZUM MITNEHMEN
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