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Kultur - Landkreis Rhön-Grabfeld

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GESCHICHTLICHES<br />

ZUR WEIHNACHTSKRIPPE<br />

Bereits im Lukas Evangelium ist das anschauliche Bild des Engels<br />

beschrieben, der den Hirten verkündet: „Ihr werdet finden das<br />

Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend“. Als eigentlicher<br />

Erfinder der Weihnachtskrippe bzw. des Krippenspiels wird<br />

Franz von Assisi angesehen. Im Jahre 1223 stellt er erstmals die<br />

Weihnachtsgeschichte mit einer Futterkrippe und lebendigen<br />

Tieren dar.<br />

Im Laufe der Zeit wurde aus der ursprünglichen Bezeichnung für<br />

die Futterkrippe ein fest stehender Begriff für die szenische<br />

Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Figürliche Inszenierungen<br />

des Weihnachtsgeschehens mehren sich in den darauf folgenden<br />

Jahrhunderten. Um 1600 sind erstmals Krippen in Franken nachweisbar.<br />

Während des Barocks erlebt die Aufstellung von Weihnachtskrippen<br />

in Kirchen eine Blütezeit, vor allem im süddeutschen<br />

Raum und in den Gebieten der ehemaligen Fürstbistümer Fulda<br />

und Würzburg. So rückt die Krippe im 18. Jh. verstärkt in den<br />

Mittelpunkt des weihnachtlichen Brauchtums.<br />

Ein jähes Ende findet diese Blütezeit mit der Aufklärung. Das<br />

Aufstellen von Weihnachtskrippen wird als „übertriebene Frömmelei“<br />

verurteilt und 1803 durch ein Krippenverbot untersagt.<br />

Eine Vielzahl barocker Krippen geht in dieser Zeit verloren. Eine<br />

der wenigen erhaltenen Krippen aus dieser Zeit ist die Oberfladunger<br />

Barockkrippe im <strong>Rhön</strong>-Museum in Fladungen. Das Krippenverbot<br />

konnte sich jedoch nicht durchsetzen, so verlagert sich<br />

die Aufstellung der Krippe zunächst ins Private, erfreut sich aber<br />

bereits am Ende des 19. Jh. auch im Kirchenraum wieder großer<br />

Beliebtheit.<br />

Die ersten <strong>Rhön</strong>er Krippen entstehen am Ende der 30er Jahre des<br />

20. Jh. Der Holzschnitzmeister Gebhard Kessler aus Stangenroth<br />

wird als „Vater der <strong>Rhön</strong>er Krippe“ angesehen. Er verlegt erstmals<br />

das Geschehen der Weihnachtsgeschichte in die <strong>Rhön</strong>er Landschaft.<br />

Auch die Figuren sind vom harten, bäuerlichen Leben in<br />

der <strong>Rhön</strong> gezeichnet.<br />

In manchen der <strong>Rhön</strong>er Krippen erscheint selbst die heilige Familie,<br />

nicht wie üblich in antikisierendem, klassischem Gewand, sondern<br />

ebenfalls in bäuerlicher Tracht mit Holzschuhen. Oft werden die<br />

prächtig gekleideten drei Hl. Könige durch die Sternsinger, wie<br />

sie auch heute noch durch die <strong>Rhön</strong>er Orte ziehen, ersetzt.<br />

Die <strong>Rhön</strong>er Krippen gehören in ihrer Ausprägung dem Typus der<br />

Heimatkrippe an. Sie ist geprägt durch liebevolle Details und<br />

einen erzählerischen Reichtum der Darstellung. Zugleich ist sie<br />

ein Abbild der heimatlichen Wirklichkeit. Meist detailreich geschildert,<br />

tritt sie aber auch in schlichter Form auf mit nur wenigen<br />

Figuren in ausdruckvoller Komposition.<br />

Diese Anschaulichkeit schafft ein hohes Maß an Identifikation.<br />

Sie soll dem Betrachter unmittelbar das Ereignis der Weihnachtsgeschichte<br />

nahe bringen.<br />

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