16 <strong>IHK</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2014</strong> Fokussiert Umsatz beim Onlinehandel in Deutschland liegt bereits bei 39 Milliarden Euro. Herausforderung Onlinehandel Laut dem Handelsverband Deutschland entspricht diese Summe einem Anteil von neun Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz.
Fokussiert <strong>IHK</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2014</strong> 17 Das Internet hat das Einkaufsverhalten in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Der Onlinehandel bedeutet für den Einzelhandel einen ähnlichen Strukturwandel wie damals die Einführung der Selbstbedienung. Musste der Verbraucher früher für bestimmte Produkte den Weg in die nächste größere Stadt auf sich nehmen, reicht heute ein Augenblick vor dem PC oder auf der Couch, um das gewünschte Produkt <strong>zu</strong> ordern. Die großen Internetanbieter von heute heißen Amazon, Ebay oder Zalando. Sie bieten rund um die Uhr ein scheinbar grenzenloses Angebot von Multimedia über Kleidung, Reisen oder Medikamenten bis hin <strong>zu</strong> Drogerieartikeln. Die traditionellen Warenhäuser suchen dagegen noch nach einer geeigneten Onlinestrategie für wachsende Umsätze im Internet. Für einen Großteil des stationären Einzelhandels bedeutet das Wachstum des Onlinehandels eine große Herausforderung. Die Unternehmen müssen ihre Geschäftskonzepte darauf ausrichten. Wie gut das „Onlineshopping-Erlebnis“ angenommen wird, zeigt sich am Gesamtumsatz im Onlinehandel, der bereits <strong>2014</strong> bei 39 Milliarden Euro lag. Die Tendenz ist steigend. Laut dem Handelsverband Deutschland entspricht diese Summe einem Anteil von 9 Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz. Für 2015 wird ein neuer Spitzenwert erwartet. Der Hauptgrund für den Onlineeinkauf ist laut E-Commerce-Center Köln (ECC Köln) die Bequemlichkeit: Knapp die Hälfte der Kunden schätzt den schnelleren und einfacheren Weg <strong>zu</strong>r Ware. Erst an zweiter Stelle rangiert ein günstigerer Preis als Grund. Und anders als vielleicht viele vermuten, kauft nur knapp ein Viertel der Kunden im Internet, weil der Artikel im Laden nicht vorrätig ist. Hin<strong>zu</strong> kommt, dass die Lieferung in manchen Fällen sogar kostenfrei erfolgt. Am Onlineshoppen hat man offenbar Gefallen gefunden. Im Jahr 2013 kauften bereits 72,8 Prozent aller Deutschen im Internet. Der klassische stationäre Handel wird <strong>zu</strong>m Teil vom Internethandel verdrängt, obwohl der Einkauf im Ladenlokal auch Vorteile gegenüber dem Onlineshop besitzt. Oftmals möchten Kunden Artikel oder Kleidung an- und ausprobieren, sie anfassen, sofort mitnehmen. Zudem schätzen sie den Service und die individuelle Beratung. Für einige hat das Shoppen z.B. mit der besten Freundin einen Event-Charakter, andere wiederum verbinden es beispielweise mit einem Restaurantbesuch. Das Gesamterlebnis „Einkaufen“ gewinnt an Bedeutung. Hier liegen Profilierungschancen für die Händler, die weiterhin ausschließlich stationär aktiv sein wollen. Knapp die Hälfte der Kunden schätzt den schnelleren und einfacheren Weg <strong>zu</strong>r Ware. Erst an zweiter Stelle rangiert ein günstigerer Preis als Grund. Doch was passiert mit den rund 12 000 Einzelhändlern in der Region <strong>Dortmund</strong>, Hamm und im Kreis Unna, wenn immer mehr Kunden die Internetflucht antreten? Der Aufbau eigener Onlinestrukturen oder <strong>zu</strong>mindest eine aktuell gehaltene Internetpräsenz wird jedem Händler dringend angeraten, falls sein Geschäftsmodell dies <strong>zu</strong>lässt. Der Verkauf über einen Onlinemarktplatz kann ebenso eine Lösung sein wie der Vertrieb über einen eigenen Onlineshop. Jeder Händler muss individuell entscheiden, welcher Weg für ihn der richtige ist. Für viele Einzelhändler bestehen durchaus Potenziale im Onlinehandel. Sie <strong>zu</strong> realisieren, erfordert allerdings eine Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit den neuen Möglichkeiten und eine Prüfung, welche technische Lösung <strong>zu</strong>m eigenen Geschäftsmodell passt. Wer seine Onlinepräsenz stärken will, sollte ein paar Dinge beachten: Machen Sie es dem Kunden leicht, mit Ihnen in Kontakt <strong>zu</strong> treten. Verschicken Sie regelmäßige Newsletter, wenn Sie den Kunden an sich binden möchten. Ebenso sollten Sie einen schnellen und günstigen Versand anbieten und eine informative und detaillierte Artikelbeschreibung einstellen. Angaben <strong>zu</strong>r Verfügbarkeit sind ein relevanter Grund für den Kunden, sich für oder gegen ein Produkt <strong>zu</strong> entscheiden. In Zukunft wird es nicht mehr nur ausreichen, dass der Kunde von <strong>zu</strong> Hause aus bestellen kann. Wichtig ist, dass Händler sich nicht ausschließlich auf einen Vertriebskanal beschränken. Kunden wünschen sich immer mehr, dass sie beispielsweise Produkte online bestellen können, um sie anschließend im stationären Geschäft ab<strong>zu</strong>holen. Auch reine Onlinehändler, sogenannte Pure- Player wie z.B. Zalando, haben vor kurzem eigene Filialen in Berlin oder Frankfurt eröffnet. Dies zeigt, dass auch der stationäre Einzelhandel eine Zukunft hat, wenn er die Herausforderung Onlinehandel offensiv angeht. // Ein neuer Spitzenwert wird 2015 für den Onlinehandel in Deutschland erwartet. 72,8 % aller Deutschen kauften 2013 im Internet ein. 9 % vom gesamten Einzelhandelsumsatz wurde <strong>2014</strong> online erzielt.