Berufliche Weiterbildung – der schweizerische Weg zählt!
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DAS MAGAZIN D ER S OLOTHURNER WIRTSCHAFT<br />
BERUFSBILDUNG<br />
Exzellente Noten<br />
zum Abschluss!<br />
ENERGIEDEBATTE<br />
Energiestrategie:<br />
Realistisch<br />
o<strong>der</strong> visionär?<br />
A USGABE 5 S EPTEM BER 2012, 33. JAHRGANG
Kanton Solothurn<br />
Wir setzen auf Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer, denen es nicht egal ist,<br />
wie wir unseren Energiebedarf in Zukunft<br />
decken.<br />
Energiepolitik geht uns alle an! Diskutieren und entscheiden<br />
Sie mit! Wir laden Sie herzlich ein, bei unseren Events mitzumachen<br />
und sich zu informieren. Die Mitgliedschaft bei AVES<br />
Kanton Solothurn ist kostenlos. Anmelden können Sie sich<br />
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AVES Kanton Solothurn, Postfach 130, 4502 Solothurn, Telefon 032 624 46 28, Fax 032 624 46 25, info@aves-so.ch, www.aves-so.ch
EDITORIAL<br />
Roland Fürst<br />
Direktor Solothurner Handelskammer<br />
Weitreichende Entscheide<br />
Bundesrat und Parlament haben im<br />
letzten Jahr den schrittweisen Ausstieg<br />
aus <strong>der</strong> Kernenergie beschlossen.<br />
Das Bundesamt für Energie (BFE)<br />
hat als Grundlage dazu die Energieperspektiven<br />
erstellt. Detaillierte<br />
Angaben zu den gesamtwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen fehlten darin.<br />
BERUFSBILDUNG<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | INHALT | 3<br />
Fünf junge Berufsleute mit 5,7 und besser<br />
6 2160 Lernende mit Solothurner Lehrverträgen sind im Verlauf des ersten<br />
Semsters 2012 zu den Lehrabschlussprüfungen angetreten. 1965 Absolventinnen<br />
und Absolventen haben ihre Qualifikationsverfahren bestanden, 160 mit Noten<br />
von 5,3 und höher. Die Besten <strong>der</strong> Besten wurden Ende August im Rahmen des<br />
Projekts «5.3+ Spitzenleistungen in <strong>der</strong> Berufslehre» zur Diplomfeier <strong>der</strong><br />
Berufsbildung eingeladen.<br />
13 <strong>Berufliche</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>schweizerische</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zählt</strong>! Ruedi Nützi,<br />
Direktor <strong>der</strong> Hochschule für Wirtschaft in Olten, verteidigt den hohen Stellenwert<br />
<strong>der</strong> Berufslehre. Es sei schädlich und <strong>der</strong> Zukunft dieses Landes abträglich,<br />
wenn die Berufsbildung von einer nationalen und internationalen Elite systematisch<br />
klein geredet werde.<br />
ENERGIEDEBATTE<br />
Energiestrategie:<br />
Realistisch o<strong>der</strong> visionär?<br />
Hier findet die Welt statt.<br />
16 Der Bundesrat hat den schrittweisen<br />
Ausstieg aus <strong>der</strong> Kernenergie beschlossen.<br />
In <strong>der</strong> Energiestrategie 2050 skizziert<br />
er den <strong>Weg</strong> in eine nuklearfreie Zukunft.<br />
Mit dem Bundesratsentscheid über<br />
Das UVEK sagt: Die Strategie ist machbar.<br />
die Grundsätze <strong>der</strong> Energiestrategie<br />
Alles aus Ihrer Unternehmer hingegen fürchten um ihre<br />
2050 Welt: vom 18. Das April volle 2012 Programm, wurden die<br />
Konkurrenzfähigkeit. Auch in <strong>der</strong> solothur-<br />
gedruckt und Pläne digital konkretisiert. <strong>–</strong> wann, Allerdings wo und be- wie immer Sie wollen.<br />
nischen Wirtschaft hält sich die Begeiste-<br />
www.solothurnerzeitung.ch<br />
gnügt sich auch dieses Papier mit <strong>der</strong><br />
Von A bis Z informiert.<br />
rung über die politischen Szenarien in<br />
pauschalen Aussage, die volkswirt-<br />
Grenzen. «Abstriche bei <strong>der</strong> Versorgungsschaftlichen<br />
Auswirkungen hielten<br />
sicherheit, bei <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
sich in Grenzen. Am Ende dieses<br />
und bei <strong>der</strong> Nachhaltigkeit bringen uns<br />
Sommers wird die Vernehmlassung<br />
nicht weiter», heisst es.<br />
des Konzepts durch den Bundesrat<br />
eröffnet und Mitte 2013 wird nach<br />
<strong>der</strong> Kenntnisnahme <strong>der</strong> Vernehmlassung<br />
eine Botschaft zur neuen<br />
Energiestrategie verabschiedet,<br />
welche im Anschluss in die parla-<br />
22 «Stromkosten sind noch mo<strong>der</strong>at», sagen das Kieswerk Gunzgen und <strong>der</strong><br />
Migros Verteilbetrieb Neuendorf, zwei Unternehmen, die zu den grossen Strombezügern<br />
im Kanton Solothurn gehören.<br />
MICH EIN LÄCHELN.<br />
mentarische Vernehmlassung geht. Kantonale Energiepolitik in<br />
vorauseilendem Gehorsam<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt müssen<br />
fundierte Aussagen zu den wirt- 24 Der Bund schustert an seiner «Energie- DIE EXPERTEN VON<br />
schaftlichen Folgen vorliegen. Denn<br />
es geht um sehr weitreichende<br />
Entscheide, welche seriöse Entscheistrategie<br />
2050». Der Kanton Solothurn<br />
will mit einem ambitiösen Energiekon- FLURY & ROHRMANN.<br />
zept eine Vorreiterrolle spielen und geht<br />
dungsgrundlagen voraussetzen. Wie noch weiter, als es <strong>der</strong> Bund in seiner ersten<br />
die Reaktionen ausfallen könnten, Phase vorsieht. «In vorauseilendem Gehor-<br />
haben wir festgestellt, als sich Frau sam», kritisiert Walter Wirth, Direktor <strong>der</strong><br />
Bundesrätin Widmer-Schlumpf vor AEK Energie AG, «unsere Energiepolitik kann<br />
kurzem zur ökologischen Steuerreform<br />
äusserte und einen Benzin-<br />
Literpreis von fünf Franken sowie<br />
nicht auf kantonaler Ebene stattfinden».<br />
eine Stromverteuerung um 50<br />
Prozent in Aussicht stellte.<br />
magazin Nachrichten, Neuheiten, Beson<strong>der</strong>heiten 4, 14, 30<br />
fokus Die Aeschlimann AG Décolletages feiert<br />
Die angestrebte Energiewende stellt<br />
ihr 75-Jahre-Jubiläum und blickt gut<br />
uns alle vor grosse Herausfor<strong>der</strong>un-<br />
aufgestellt in die Zukunft 32<br />
gen. WIRTSCHAFTSflash hat das<br />
brisante Thema deshalb aufgenom-<br />
service Solothurn tut sich schwer mit Firmengründungen 34<br />
men und die vorliegende Ausgabe inside ASTAG «Mit 17 Jahren Lizenz zum Fahren»,<br />
<strong>der</strong> Energiezukunft gewidmet.<br />
for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Nutzfahrzeugverband ASTAG 37<br />
agenda Impressum, Veranstaltungskalen<strong>der</strong>, Inserenten 38<br />
STEUERFRAGEN KOSTEN<br />
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crbasel
4 | MAGAZIN | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Interessante Zeitgeschichte<br />
Im Museum Blumenstein ist noch<br />
bis Ende April nächsten Jahres<br />
eine Wechselausstellung über die<br />
mittlerweile zweihun<strong>der</strong>t Jahre<br />
alte Industriegeschichte <strong>der</strong> Region<br />
Solothurn zu sehen. Ein überaus<br />
eindrucksvolles und interessantes<br />
Zeitdokument.<br />
Konservator Dr. Erich Weber hat die<br />
Inhalte für diese fast ein Jahr dauernde<br />
Wechselausstellung geschaffen. Für die<br />
Gestaltung ist Werne Feller (SOWAS,<br />
Biberist) verantwortlich. «Die Exponate<br />
sind praktisch alles Leihgaben <strong>der</strong> über<br />
40 Firmen», sagt Weber. Eindrucksvoll<br />
sei für ihn die grosse Bereitschaft zur<br />
Mitarbeit seitens <strong>der</strong> Firmen gewesen.<br />
«Viel zum Gelingen beigetragen haben<br />
auch ehemalige Führungskräfte <strong>der</strong><br />
Unternehmen.»<br />
Eindrucksvoll dargestellt ist <strong>der</strong> Strukturwandel<br />
in <strong>der</strong> Industrie <strong>der</strong> Region<br />
Solothurn. Interessant ist ein Raum, <strong>der</strong><br />
dem Thema «Emmenkanal» gewidmet ist<br />
<strong>–</strong> eine Zeitgeschichte mit <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Kammgarnspinnerei, <strong>der</strong> Papierfabrik,<br />
<strong>der</strong> Cellulose Attisholz, <strong>der</strong> Baumwollspinnerei<br />
Emmenhof und <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Von Roll-Werke und heutigen Stahl AG.<br />
Letztere ist das noch einzige bestehende<br />
Unternehmen aus <strong>der</strong> Frühzeit <strong>der</strong><br />
Industrialisierung in <strong>der</strong> Region.<br />
AKTIEN<br />
Aktienkurse Solothurnischer Unternehmungen<br />
31.12. 2011 24.08.12 Verän<strong>der</strong>ung<br />
AEK Energie AG, Solothurn 30'000.00 27'500.00 -2500.00 -8.3%<br />
Alpiq Holding AG 170.00 134.30 -35.70 -21.0%<br />
Clientis Bank Thal 310.00 260.00 -50.00 -16.1%<br />
Patiswiss AG, Gunzgen 230.00 285.00 55.00 23.9%<br />
Regiobank, Solothurn 2'900.00 3'120.00 220.00 7.6%<br />
Schaffner, Luterbach 229.00 223.00 -6.00 -2.6%<br />
Spar- und Leihkasse Bucheggberg, Lüterswil 4'950.00 4'650.00 -300.00 -6.1%<br />
Swiss Prime Site AG, Olten 70.55 79.20 8.65 12.3%<br />
Swissmetal, Dornach 1.33 0.33 -1.00 -75.2%<br />
Von Roll Holding AG, Breitenbach 2.56 1.96 -0.60 -23.4%<br />
Mitgeteilt von <strong>der</strong> Baloise Bank SoBa Solothurn<br />
Der Strukturwandel wird auf manigfaltige<br />
Art mit einer Grafi k verdeutlicht <strong>–</strong> aufgeteilt<br />
in die Bereiche: Elektro-, Medizinal-,<br />
Feinmechanische-, Uhren-, Mechanische,<br />
Textil- und Chemische Industrie sowie<br />
Energieversorger. Auf einer Zeitachse von<br />
über 100 Jahren sind Anfang und Ende<br />
von Industrie-Epochen dargestellt, ebenso<br />
die Entwicklung und <strong>der</strong> sprunghafte<br />
Anstieg des Energiebedarfs, <strong>der</strong> mit dem<br />
Ende <strong>der</strong> Cellulose Attisholz und später<br />
<strong>der</strong> Papierfabrik markant eingebrochen<br />
ist. Auffallend bei dieser Grafi k ist <strong>der</strong><br />
Wechsel von <strong>der</strong> Schwerindustrie zu<br />
fl exiblen und agilen KMU, die mit ihren<br />
Produkten praktisch durchwegs auch auf<br />
dem Weltmarkt auftreten.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung <strong>der</strong><br />
Region mit all ihren Facetten wird<br />
zusätzlich auf verschiedenen Informations-Tableaus<br />
dokumentiert.<br />
Konservator Erich Weber zeigt auf die sinkende Energiekurve: «Würde <strong>der</strong> Strombedarf <strong>der</strong><br />
Stahl AG in Gerlafi ngen noch wegfallen, so würde die Kurve nach ganz unten fallen.»
Infoanlass <strong>Weiterbildung</strong> Wirtschaft<br />
Bern: 11. September 2012<br />
17.00 <strong>–</strong> 20.00 Uhr, Hotel Schweizerhof<br />
Basel: 17. Oktober 2012<br />
17.00 <strong>–</strong> 20.00 Uhr, FHNW, Peter Merian-Strasse 86<br />
Brugg-Windisch: 28. November 2012<br />
17.00 <strong>–</strong> 20.00 Uhr, FHNW, Klosterzelgstrasse 2<br />
Anmeldung: www.fhnw.ch/wirtschaft/infoanlass o<strong>der</strong> T +41 (0) 848 821 011<br />
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6 | BLICKPUNKT | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Festredner Regierungsrat Klaus Fischer würdigte in seinem Referat vor den erfolgreichen Diplomanden,<br />
Angehörigen und illustren Gästen das erfolgreiche duale Berufsbildungssystem <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Das Projekt «5.3+» wird institutionalisiert<br />
Mit dem Projekt «5.3+ Spitzenleistungen in <strong>der</strong> Berufslehre» wurde vor zwei Jahren im Kanton<br />
Solothurn Neuland beschritten. Mit dem Anlass Ende August wurde die dreijährige Versuchsphase<br />
abgeschlossen. «Herausragende Prüfungsergebnisse sollen auch in den nächsten Jahren angemessen<br />
gewürdigt werden», erklärte Paul Meier, Präsident <strong>der</strong> Prüfungskommission <strong>der</strong> Berufsbildung<br />
des Kantons Solothurn. Festredner Regierungsrat Klaus Fischer würdigte die Bedeutung<br />
einer Berufslehre in unserem Land: «Unsere Berufsbildung ist in <strong>der</strong> Lage, etwa drei Viertel<br />
unserer Jugend zu einer beruflichen Qualifikation, zur Arbeitsmarktfähigkeit zu führen.»<br />
Die Solothurner Pianistin Evlyne Grandy sorgte für eine<br />
stilvolle Umrahmung <strong>der</strong> Diplomfeier im Schloss Waldegg.<br />
Beim Prüfungsleiter des Kantons Solothurn laufen alle Fäden<br />
zusammen: Peter Kambli behielt auch 2012 den Überblick über<br />
die Qualifikationsverfahren in allen Berufen.
Vier adrette Damen an <strong>der</strong> würdigen Diplomfeier (von links): Fabienne<br />
Galli, Tanja Hänni, Vanessa Tschan und Sarah Michel.<br />
Ein berufliches Potpourri von <strong>der</strong> Gesundheitsbranche, über Automobil,<br />
Bürofach und Küche (von links): Daniela Gsponer, David Bichsel, Nicolas<br />
Perrin, Markus Weidel und Meret Kunz.<br />
Guter Schnitt <strong>–</strong> von 5,5 bis 5,7 (von links): Patrick Stu<strong>der</strong> (5,5), Anna Meier,<br />
(5,5), Fabian Hug (5,7) und Jonas Walter (5.7).<br />
Von links: Marc Schnei<strong>der</strong> (Polymech, 5,5), Andrea Giacomelli (Fachfrau<br />
Gesundheit, 5,7), Stefan Eggimann (Kaminfeger, 5,5) und Fabienne Jeker<br />
(Orthopädistin, 5,5).<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | BLICKPUNKT | 7<br />
Mit 5,5 schloss Suzana Maksimovic (links) erfolgreich ihre Lehre als<br />
Büroassistentin EBA ab. Sie ist in Begleitung von Ivana Maksimovic.<br />
Zwei Mal mit Gesamtnote 5,6 (von links): Lukas Emch und Patrizia Sutter.<br />
Mit den Beiden freut sich auch Loris Lorini (Begleiter von Lukas Emch).<br />
Sie steht zuoberst auf <strong>der</strong> Diplomandenliste: Sarah Bislin, Buchhändlerin mit<br />
Abschlussnote 5,8. Rechts von ihr Hakan Gül (5,6) und Esther Bieber (5,5).<br />
Pharma-Assistentin, Diätkoch und Elektroinstallateur, ein gutes Trio:<br />
Ramona Bie<strong>der</strong>mann, René Marchon, Reto Nussbaumer (von links).
8 | BERUFSBILDUNG | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Fünf junge Berufsleute mit 5,7 und besser<br />
Zum dritten Mal wurden im Rahmen des Projektes «5.3+ Spitzenleistungen in <strong>der</strong> Berufslehre»<br />
Prüfungsabsolventinnen und -absolventen mit Gesamtnoten 5,3 und höher speziell geehrt.<br />
43 Kandidatinnen und Kandidaten <strong>der</strong> diesjährigen Lehrabschlussprüfungen wurden zu einer<br />
speziellen Feier ins Schloss Waldegg eingeladen. Sie alle haben die Noten 5.5 und besser erreicht.<br />
ANDREAS GASCHE (TEXT), BERNHARD STRAHM (BILD)<br />
Sie sind kantonsweit die Besten des Jahrgangs 2012! Von links: Fabienne Kiefer, Fabian Hug, Andrea Giacomelli, Jonas Walter und Sarah Bislin.<br />
Eröffnet wurde die schlichte, aber<br />
würdige Feier auf dem Schloss Waldegg<br />
von Projektleiter Paul Meier. Paul Meier<br />
ist Präsident <strong>der</strong> Prüfungskommission<br />
<strong>der</strong> Berufsbildung im Kanton Solothurn.<br />
Er hat das Projekt ins Leben<br />
gerufen und nun drei Jahre begleitet.<br />
In seiner Ansprache kündete Paul Meier<br />
an, dass das Projekt nun in ein Definitivum<br />
überführt werde. Die beiden<br />
Wirtschaftsdachverbände Kantonal-<br />
Solothurnischer Gewerbeverband und<br />
Solothurner Handelskammer haben<br />
zusammen mit dem Kanton Solothurn<br />
beschlossen, die Auszeichnung «5.3+<br />
Spitzenleistungen in <strong>der</strong> Berufslehre»<br />
auch künftig zu vergeben.<br />
Regierungsrat Klaus Fischer bedankte<br />
sich bei den beiden Wirtschaftsverbänden<br />
für die Durchführung dieses wichtigen<br />
Anlasses. Zur Feier ins Schloss<br />
Waldegg sind 43 Absolventinnen und<br />
Absolventen eingeladen worden. Das<br />
sind zwei Prozent <strong>der</strong> insgesamt 2160<br />
Kandidatinnen und Kandidaten. Insgesamt<br />
160 Personen haben mit einem<br />
Notendurchschnitt von 5,3 und höher<br />
abgeschlossen. Das sind 7,4 Prozent<br />
aller Prüfungsabsolventen mit einem<br />
Lehrvertrag im Kanton Solothurn.<br />
Regierungsrat Klaus Fischer erklärte in<br />
seinem Referat zuerst, was er unter<br />
Spitzenleistungen versteht: «Für Spitzenleistungen<br />
braucht es Begabung<br />
<strong>–</strong> und zwar in beson<strong>der</strong>em Mass.<br />
Talent ist zwar notwendig, reicht aber<br />
allein bei weitem nicht aus, um Spitzenleistungen<br />
zu erbringen. Es braucht<br />
Fleiss, Disziplin, Beharrlichkeit und das<br />
in überdurchschnittlichem Mass.<br />
Spitzenleitungen erbringt nur, wer<br />
zielstrebig und beharrlich jahrelang<br />
lernt, übt, trainiert und sich von Rück-<br />
schlägen nicht entmutigen lässt und<br />
bereit ist, an<strong>der</strong>es diesem Ziel unterzuordnen<br />
o<strong>der</strong> gar darauf zu verzichten.<br />
Und es braucht ein Umfeld, das unterstützt<br />
und berät, das also für gute<br />
Rahmenbedingungen sorgt. Das ist im<br />
Sport so, das gilt auch für die Schule<br />
und den Beruf.»<br />
In einem zweiten Teil ging Klaus Fischer<br />
auf die Beson<strong>der</strong>heiten des<br />
Schweizerischen Berufsbildungssystems<br />
ein. Delegationen aus England und<br />
Spanien haben dieses Jahr den Kanton<br />
Solothurn besucht und waren beeindruckt<br />
vom dualen Berufsausbildungssystem.<br />
Auch wenn es manchmal<br />
schwierig ist, die Schweizer Abschlüsse<br />
und Diplome im internationalen Vergleich<br />
zu positionieren, so gilt halt<br />
unsere praxisbezogene Ausbildung<br />
doch immer noch als vorbildlich.
Auch Paul Meier ging in seiner Begrüssungsansprache<br />
auf den Begriff «Spitzenleistungen»<br />
ein. Im Projekt 5.3+ ist<br />
vorgesehen, dass für ausserordentliche<br />
Leistungen bei <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />
Spezialpreise vergeben werden können.<br />
Peter Kambli, Prüfungsleiter des Kantons<br />
Solothurn, ehrte zuerst die 43 Absolventinnen<br />
und Absolventen mit den Durchschnittsnoten<br />
5,3 und besser. Danach<br />
gab er bekannt, dass die Arbeitsgruppe<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Paul Meier entschieden<br />
hat, dass in diesem Jahr fünf<br />
Spezialpreise vergeben werden.<br />
Sarah Bislin, beste Prüfungsabsolventin<br />
im Jahr 2012, kommt aus dem aargauischen<br />
Oberkulm. Sie hat dort auch die<br />
obligatorischen Schulen besucht. Bereits<br />
in <strong>der</strong> dritten Bezirksschulklasse hat sie<br />
in einer Buchhandlung geschnuppert.<br />
Als ersten Schritt hat sich Sarah Bislin<br />
aber für das Gymnasium in Richtung<br />
Psychologie / Philosophie / Pädagogik<br />
entschieden und dieses mit <strong>der</strong> Matura<br />
erfolgreich abgeschlossen. Der Wunsch<br />
nach einer Lehre als Buchhändlerin war<br />
aber danach noch immer da. Deshalb<br />
hat Sarah Bislin 2009 bei <strong>der</strong> Buchhandlung<br />
Schreiber in Olten die dreijährige<br />
Lehre angetreten. Sarah Bislin hat mit<br />
hervorragenden 5,8 in diesem Jahr die<br />
höchste Gesamtnote im Kanton Solothurn<br />
erreicht. Sie wurde mit dem Spe-<br />
zialpreis <strong>der</strong> Einwohnergemeinde Feldbrunnen-St.<br />
Niklaus ausgezeichnet.<br />
Fabian Hug ist in Nunningen aufgewachsen.<br />
Er besuchte dort die Primarschule<br />
und anschliessend in Laufen das<br />
Progymnasium. Von 2008 bis zu diesem<br />
Sommer absolvierte er im Ingenieur-<br />
und Vermessungsbüro Bruno Hänggi in<br />
Nunnigen die Lehre als Geomatiker. Für<br />
den Berufsfachschul- und den Berufsmaturitätsunterricht<br />
musste er jede Woche<br />
nach Zürich reisen. Neben dem erfolgrei-<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | BERUFSBILDUNG | 9<br />
Prüfung absolviert Prüfung bestanden Prüfung nicht bestanden<br />
Berufsgruppe<br />
Gewerblich-industrielle,<br />
Total m w Total m w % Total m w %<br />
Gesundheits- und Sozialberufe 1 461 928 527 1 325 837 498 90.69 131 102 28 8.97<br />
Kaufmännische Berufe 372 111 261 334 102 232 89.69 38 9 29 10.22<br />
Detailhandel 180 51 129 172 49 123 95.56 8 2 6 4.44<br />
Total QV 2012 2 013 1‘090 917 1 831 988 853 90.96 177 113 63 8.79<br />
EBA-Attest 147 107 40 134 100 34 91.16 13 7 6 8.84<br />
Gesamt QV (EFZ + EBA) 2 160 1 965 190<br />
2160 Personen aus den gewerblich-industriellen Berufen, den Sozial- und Gesundheitsberufen, den kaufmännischen Berufen und dem Detailhandel<br />
mit Solothurner Lehrverträgen haben im zweiten Quartal 2012 ihre Qualifikationsverfahren absolviert. Das sind nur 0,5 Prozent weniger als letztes<br />
Jahr. 1965 Prüfungsabsolventinnen und -absolventen haben diese bestanden. Das entspricht einer Quote von 91 Prozent (Vorjahr: 92.6 Prozent).<br />
chen Abschluss <strong>der</strong> Berufsmaturität hat<br />
Fabian Hug bei <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />
die ausgezeichnete Gesamtnote von 5,7<br />
erreicht. Er wurde mit dem Spezialpreis<br />
des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes<br />
ausgezeichnet.<br />
Fabienne Kiefer aus Kleindietwil hat<br />
ihre Spitzenleistung im Beruf Restaurationsfachfrau<br />
EFZ erbracht. Nach <strong>der</strong><br />
obligatorischen Schulzeit in Kleindietwil<br />
hat sie eine Lehrstelle als Restaurationsfachfrau<br />
EFZ in Wangen an <strong>der</strong> Aare<br />
gefunden. Nach dem ersten Lehrjahr<br />
musste sie sich nach einer neuen Lehrstelle<br />
umschauen, da ihr Lehrbetrieb<br />
Konkurs ging. Sie hat schliesslich bei<br />
Louis und Mimi Bischofberger im Gasthof<br />
Kreuz in Egerkingen Unterschlupf<br />
gefunden. Zum Wechsel des Lehrbetriebes<br />
kam noch ein Wechsel <strong>der</strong> Berufsfachschule,<br />
nämlich von Burgdorf an die<br />
GIBS nach Solothurn hinzu. Trotz diesen<br />
Wechseln hat sie die Lehrabschlussprüfung<br />
mit <strong>der</strong> ausgezeichneten Note von<br />
5,7 abgeschlossen. Beim Qualifikationsbereich<br />
Praktische Arbeiten erreichte sie<br />
sogar eine glatte 6,0! Sie wurde mit dem<br />
Spezialpreis des Kantonal-Solothurnischen<br />
Gewerbeverbandes ausgezeichnet.<br />
Jonas Walter aus Lommiswil hat den<br />
Beruf als Elektroniker gelernt und bei<br />
<strong>der</strong> Firma Aastra Telecom Schweiz AG in<br />
Solothurn abgeschlossen. Jonas Walter<br />
ist in Lommiswil aufgewachsen. Dort<br />
besuchte er die Primarschule und dann<br />
in Selzach die Bezirksschule. Vor vier<br />
Jahren begann er in <strong>der</strong> Firma Aastra<br />
Telecom Schweiz AG in Solothurn seine<br />
Lehre als Elektroniker. Parallel zur Lehre<br />
absolvierte er die technische Berufsmatura.<br />
Diese hat er mit <strong>der</strong> Note 5,4<br />
abgeschlossen. Dies ist die höchste in<br />
diesem Jahr erreichte BM-Gesamtnote.<br />
Dazu ist er <strong>der</strong> erste BM-Absolvent an<br />
<strong>der</strong> GIBS Solothurn, <strong>der</strong> in den natur-<br />
wissenschaftlichen Fächern (Mathematik,<br />
Physik und Chemie) die Höchstnote<br />
6,0 erreichte. Dafür wurde er bereits an<br />
<strong>der</strong> Matur-Feier geehrt. Bei <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />
hat er in <strong>der</strong> praktischen<br />
Arbeit ebenfalls die Note 6,0 erreicht,<br />
was zusammen mit <strong>der</strong> Note im Qualifikationsbereich<br />
Berufskenntnisse die<br />
ausgezeichnete Gesamtnote von 5,7<br />
ergibt. Spen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Spezialauszeichnung<br />
ist die Solothurner Handelskammer.<br />
Andrea Giacomelli ist bereits etwas<br />
älter als die an<strong>der</strong>en Empfängerinnen<br />
und Empfänger <strong>der</strong> Spezialpreise. Sie<br />
hat während den letzten beiden Jahren<br />
die berufsbegleitende Ausbildung nach<br />
Art. 32 des Berufsbildungsgesetzes<br />
abgeschlossen. Das heisst, sie hat das<br />
Qualifikationsverfahren als Erwachsene<br />
ausserhalb eines Lehrverhältnisses, aber<br />
dafür mit dem Nachweis von mindestens<br />
fünf Jahren Berufserfahrung abgelegt.<br />
Andrea Giacomelli ist in Dulliken<br />
aufgewachsen und wohnt heute auch<br />
wie<strong>der</strong> dort. Nach Praktikas im Familien-<br />
und Kin<strong>der</strong>betreuungsbereich sowie<br />
einigen Jahren als Familienfrau arbeitet<br />
sie seit rund 15 Jahren in Alters-und<br />
Pflegeheimen. Sie hat zudem auch eine<br />
<strong>Weiterbildung</strong> zur Körper- und Atemtherapeutin<br />
gemacht. In den letzten<br />
beiden Jahren hat Andrea Giacomelli<br />
mit einem 50-Prozent-Pensum in <strong>der</strong><br />
Residenz Bornblick in Olten gearbeitet,<br />
was ihr die Ausbildung zur Fachfrau<br />
Gesundheit EFZ ermöglicht hat. Eine<br />
intensive Zeit: Neben <strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong><br />
Residenz Bornblick und dem Familienhaushalt<br />
mit zwei Teenagern waren<br />
auch noch <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Berufsfachschule<br />
und Hausaufgaben angesagt.<br />
Andrea Giacomelli hat an <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />
die ausgezeichnete<br />
Gesamtnote von 5,7 erreicht und wurde<br />
dafür mit dem Spezialpreis <strong>der</strong> Solothurner<br />
Handelskammer ausgezeichnet.
10 | BERUFSBILDUNG | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Exzellente Noten zum Abschluss!<br />
Projektpartner:<br />
Im Rahmen des Projekts «5.3+ Spitzenleistungen in <strong>der</strong> Berufslehre» sind<br />
im Sommer 2012 160 Lernende, die ihre Qualifikationsverfahren mit einer<br />
Gesamtnote von 5,3 und höher bestanden haben, mit einem Diplom des<br />
Kantons Solothurn ausgezeichnet worden. Wir gratulieren herzlich!<br />
Diplomandin/Diplomand<br />
Gesamtnote 5.8<br />
Ausbildungsbetrieb Beruf<br />
Bislin Sarah, Oberkulm<br />
Gesamtnote 5.7<br />
Buchhandlung Schreiber, Inhaber Urs Bütler, Olten Buchhändlerin EFZ<br />
Giacomelli Andrea, Dulliken Fachfrau Gesundheit EFZ<br />
Hug Fabian, Nunningen Bruno Hänggi Ingenieur- + Vermessungsbüro, Nunningen Geomatiker<br />
Kiefer Fabienne, Kleindietwil Gasthof Kreuz, Egerkingen Restaurationsfachfrau EFZ<br />
Walter Jonas, Lommiswil Aastra Telecom Schweiz AG, Solothurn Elektroniker / Niveau E<br />
Gesamtnote 5.6<br />
Bichsel David, Langendorf Feumotech AG, Recherswil Fahrzeugschlosser<br />
Emch Lukas, Bellach Fraisa SA, Bellach Informatikpraktiker EBA<br />
Gerber Tanja, Bäriswil BE Solothurner Spitäler AG, Solothurn Fachfrau Gesundheit EFZ<br />
Gül Hakan, Subingen ETA SA Manufacture Horlogère Suisse, Grenchen Anlagenführer EFZ<br />
Perrin Nicolas, Erlinsbach SO Gemeinde Erlinsbach SO, Erlinsbach SO Kaufmann erweiterte Grundbildung / Oeffentliche Verwaltung<br />
Sutter Patricia, Lüterkofen Alters- und Pflegeheim Bucheggberg, Lüterswil Fachfrau Gesundheit EFZ<br />
Weidel Markus, Leuzigen Küchenangestellter EBA<br />
Winkler Dominic, Wolfwil G. Steiner AG, Wolfwil Maurer (Hochbau)<br />
Gesamtnote 5.5<br />
Affolter Carola, Grenchen Synthes Produktions GmbH, Bettlach Polymechanikerin / Niveau E<br />
Affolter Petra, Biberist Fachfrau Gesundheit EFZ<br />
Ba<strong>der</strong> Lukas, Hol<strong>der</strong>bank SO Gasthof Kreuz, Egerkingen Koch<br />
Berthoud Céline, Grenchen Solothurner Spitäler AG, Solothurn Fachfrau Hauswirtschaft EFZ<br />
Bieber Esther, Oberbuchsiten Detailhandelsfachfrau EFZ / Bewirtschaftung/Autoteile-Logistik<br />
Bie<strong>der</strong>mann Ramona, Obergösgen Kurz Apotheke-Drogerie, Trimbach Pharma-Assistentin EFZ<br />
Bouillard Samuel, Neuenkirch Die Schweizerische Post, Bern Logistiker EBA<br />
Burri Ramona, Schüpfen Mattenhof, Wolfwil Pferdewartin EBA<br />
Eggimann Stefan, Zuchwil Bruno Eggimann, Zuchwil Kaminfeger<br />
Galli Fabienne, Deitingen Bracher und Partner AG, Solothurn Kauffrau erweiterte Grundbildung / Treuhand<br />
Immobilientreuhand<br />
Gebhardt Patricia, Mümliswil Möbel Kamber & Co., Mümliswil Detailhandelsfachfrau EFZ / Beratung/Möbel<br />
Gsponer Daniela, Recherswil Fachfrau Gesundheit EFZ<br />
Hänni Tanja, Welschenrohr Gasthof Kreuz, Egerkingen Restaurationsfachfrau EFZ<br />
Jeker Fabienne, Balsthal ORTHO-TEAM Mattle AG, Solothurn Orthopädistin / Orthetik<br />
Kunz Meret Ruth, Brittnau Solothurner Spitäler AG, Solothurn Kauffrau erweiterte Grundbildung / Spitäler/Kliniken/Heime<br />
Lerch Bianca, Nie<strong>der</strong>bipp Ba<strong>der</strong> AG Büro Design, Oensingen Detailhandelsfachfrau EFZ / Beratung/Papeterie<br />
Maksimovic Suzana, Trimbach Tandura Treuhand AG, Feldbrunnen Büroassistentin EBA<br />
Marchon René, Solothurn Solothurner Spitäler AG, Solothurn Diätkoch EFZ<br />
Meier Anna, Solothurn Bachtelen Son<strong>der</strong>pädagogisches Zentrum, Grenchen Hauswirtschaftspraktikerin EBA<br />
Meier Rico, Lostorf Akustik & Raum AG, Olten Schreinerpraktiker EBA<br />
Michel Sarah, Arch Kin<strong>der</strong>krippe Sunneschyn GmbH, Langendorf Fachfrau Betreuung EFZ / Fachrichtung Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
Nussbaumer Reto, Hauenstein Käser AG, Olten Elektroinstallateur EFZ<br />
Peng Ricarda, Wangen bei Olten Truck Center Leclerc AG, Härkingen Kauffrau Basisbildung / Dienstleistung und Administration<br />
Plüss Jonas, Rothrist BBZ Solothurn-Grenchen, ZeitZentrum, Grenchen Uhrmacher Fachgebiet Rhabillage<br />
Rupp Benjamin, Metzerlen Logistiker EFZ<br />
Schnei<strong>der</strong> Marc, Grenchen Mawatec AG, Selzach Polymechaniker / Niveau E<br />
Schweizer Daniel, Laufen MSL Schloss- und Beschlägefabrik AG, Kleinlützel Polymechaniker / Niveau E<br />
Stäussi Romina, Härkingen Spirig Pharma AG, Egerkingen Kauffrau erweiterte Grundbildung / Chemie<br />
Stu<strong>der</strong> Patrick, Nie<strong>der</strong>buchsiten login Berufsbildung, Zürich Automatiker / Niveau E<br />
Tschan Vanessa, Kleinlützel Einwohnergemeinde, Kleinlützel Kauffrau erweiterte Grundbildung / Oeffentliche Verwaltung<br />
Gesamtnote 5.4 und 5.3<br />
45 Diplomandinnen und Diplomanden mit <strong>der</strong> Gesamtnote 5.4; 72 Diplomandinnen und Diplomanden mit <strong>der</strong> Gesamtnote 5.3<br />
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WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | STANDPUNKT | 13<br />
<strong>Berufliche</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />
<strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>schweizerische</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zählt</strong>!<br />
Die Schweiz ist eines <strong>der</strong> wettbewerbsfähigsten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt. Einer <strong>der</strong> Erfolgsfaktoren ist<br />
unser Bildungssystem, insbeson<strong>der</strong>e das duale Berufsbildungssystem und die berufliche <strong>Weiterbildung</strong>.<br />
Um diese beneidet uns das Ausland. Wir tun gut daran, diese Stärke zu pflegen.<br />
Was heisst das?<br />
PROF. DR. RUEDI NÜTZI<br />
Selbst-Bewusstsein: Uns muss wie<strong>der</strong><br />
vermehrt bewusst werden, dass Berufslehre<br />
und berufliche <strong>Weiterbildung</strong><br />
Schweizer Erfolgsprodukte sind. Auch<br />
wenn von <strong>der</strong> OECD bis hin zu Schweizer<br />
Bildungspolitikern bemängelt wird,<br />
dass wir eine zu tiefe Maturandenquote<br />
haben, ist es ein Vorteil, wenn 80 Prozent<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen eine Lehre machen.<br />
Schaut man sich nämlich die<br />
internationale Jugendarbeitslosigkeitsrate<br />
an, sticht hervor, dass jene Län<strong>der</strong><br />
mit einer hohen Maturandenquote die<br />
höchste Jugendarbeitslosigkeit überhaupt<br />
haben. Die Schweiz hingegen ist<br />
einsame Spitze im positiven Sinn, nicht<br />
zuletzt wegen unseres Berufsbildungssystems.<br />
Aber: Vor allem in städtischen<br />
Regionen beginnt auch in <strong>der</strong> Schweiz<br />
ein Run auf Mittelschulen und Universitäten.<br />
Wer eine Lehre macht, ist scheinbar<br />
zu wenig intelligent für an<strong>der</strong>es. So<br />
lassen wir uns einen etablierten Wettbewerbsvorteil<br />
von einer nationalen<br />
und internationalen Elite systematisch<br />
klein reden. Das ist schädlich und <strong>der</strong><br />
Zukunft dieses Landes abträglich. Was<br />
ist zu tun?<br />
Ständige <strong>Weiterbildung</strong> im Beruf<br />
Wirtschaftsverbände und Bildungsinstitutionen<br />
sollen vermehrt auf die Vorzüge<br />
des <strong>schweizerische</strong>n Bildungssystems<br />
hinweisen. Wir haben mit Uni-<br />
versitäten, Fachhochschulen und<br />
Höheren Fachschulen in Verbindung<br />
mit Berufsprüfungen ein flexibles,<br />
durchlässiges Bildungssystem, das<br />
jedem Jugendlichen und allen Lernwilligen<br />
ein Angebot à la Carte ermöglicht.<br />
Die Frage heisst nicht: Wie hoch ist die<br />
Maturandenquote? Die Frage heisst<br />
nicht: Welchen internationalen Abschluss<br />
haben Bewerber? Was <strong>zählt</strong>,<br />
sind individuelle <strong>Weg</strong>e, ein rascher<br />
Einstieg ins Berufsleben und ständige<br />
<strong>Weiterbildung</strong> im Beruf.<br />
Der hohe Stellenwert <strong>der</strong> Berufslehre<br />
muss zwingend erhalten bleiben.<br />
Duales System hat<br />
unbestrittene Vorteile<br />
Wertschätzung des <strong>schweizerische</strong>n<br />
Bildungssystems: Die Schweizer Wirtschaft<br />
ist eine internationale Wirtschaft.<br />
Das ist gut. Nicht gut ist, wenn Schweizer<br />
Mitarbeitende einseitig an internationalen<br />
Standards gemessen werden.<br />
Als Beispiel: Eine internationale Wirtschaftselite<br />
in diesem Land hat sich<br />
abgeschottet und kennt unser Berufsbildungssystem<br />
nicht. Mit fatalen<br />
Folgen: Bei Bewerbungen von Schweizerinnen<br />
und Schweizern «fehlt» in den<br />
Augen dieser Leute <strong>der</strong> Uni-Abschluss.<br />
Den Zuschlag erhalten Leute mit akademischem<br />
Abschluss, aber weit weniger<br />
praxisorientiertem Wissen als Leute, die<br />
die Wirtschaft dank einer Lehre von<br />
innen kennen. Dabei ist eines klar: Die<br />
Innovationsstärke eines Unternehmens<br />
hat zu 80 Prozent mit dem Transfer des<br />
Wissens zu tun. Und hier haben Leute<br />
aus dem dualen System unbestritten<br />
Vorteile.<br />
Solothurner Wirtschaft<br />
ist gewappnet<br />
KMU müssen in die <strong>Weiterbildung</strong><br />
investieren: Die Schweizer Wirtschaft<br />
ist eine KMU-Wirtschaft. Auf dem<br />
Weltmarkt sind Nischen und innovative<br />
Produkte gefragt. Das geht nur mit<br />
ständiger <strong>Weiterbildung</strong> aller Mitarbei-<br />
tenden. Doch genau hier machen viele<br />
Betriebe in <strong>der</strong> Schweiz einen Denkfehler.<br />
Sie haben Angst, dass Leute,<br />
die man zu <strong>Weiterbildung</strong>en schickt,<br />
zu lange im Betrieb fehlen o<strong>der</strong> nach<br />
<strong>der</strong> <strong>Weiterbildung</strong> kündigen. Doch<br />
individuelle, vertraglich festgehaltene<br />
<strong>Weiterbildung</strong>svereinbarungen mit<br />
den Mitarbeitenden beseitigen diese<br />
Risiken. Und <strong>der</strong> Schweizer <strong>Weiterbildung</strong>smarkt<br />
bietet viele qualitativ gute<br />
und flexible Möglichkeiten an.<br />
Die Solothurner Wirtschaft ist für die<br />
nächste Phase <strong>der</strong> Globalisierung<br />
gewappnet, wenn sie die <strong>schweizerische</strong>n<br />
Stärken insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />
Berufsbildung pflegt!<br />
DER AUTOR<br />
Ruedi Nützi vertritt diesen Standpunkt<br />
als Direktor <strong>der</strong> Hochschule<br />
für Wirtschaft in Olten. Er ist Dozent<br />
und Trainer im Bereich Führung und<br />
Kommunikation und für verschiedene<br />
Unternehmen im Bereich Führung,<br />
Kommunikation und Ka<strong>der</strong>training<br />
tätig. Der langjährige<br />
Präsident <strong>der</strong> FDP des Kantons<br />
Solothurn war während mehreren<br />
Legislaturperioden auch Mitglied<br />
des Solothurner Kantonsrats.
C<br />
M<br />
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CM<br />
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CY<br />
CMY<br />
K<br />
14 | MAGAZIN | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Kommunikationsserver für KMU<br />
Unifi ed Communications mit dem neuen Kommunikationsserver Aastra 400<br />
erleichtern das mobile Arbeiten im Alltag.<br />
Rund ein Jahr nach <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />
neuen, in <strong>der</strong> Schweiz entwickelten<br />
Kommunikationsserver-Familie Aastra<br />
400 konnte ein Versprechen eingehalten<br />
werden. Bei <strong>der</strong> Lancierung von<br />
Solothurn hat viele Banker<br />
Solothurner Banken zählen zu den<br />
grössten Arbeitgebern im Kanton. In<br />
Zahlen ausgedrückt: 1342 Personen<br />
arbeiten bei einer im Kanton Solothurn<br />
ansässigen und tätigen Bank <strong>–</strong> in 132<br />
physisch besetzten Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
ANZEIGE<br />
Aastra 400 haben die Verantwortlichen<br />
darauf hingewiesen, dass Unifi ed<br />
Communication & Collaboration nicht<br />
mehr ausschliesslich den Grosskonzernen<br />
vorbehalten sei, son<strong>der</strong>n nun auch<br />
o<strong>der</strong> Filialen. Das geht aus einer Erhebung<br />
hervor, die vom Branchenverband<br />
«Solothurner Banken» in Auftrag gegeben<br />
worden ist. Solothurner Banken<br />
sind auch frauenfreundlich: Mehr als<br />
52 Prozent <strong>der</strong> im Kanton tätigen<br />
- 1 Plattform für alle globalen Vorlagen<br />
- Einheitliches Erscheinungsbild mit/ohne Logo<br />
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- Abteilungsvorlagen integrierbar<br />
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kleinen und mittleren Unternehmen<br />
offen stehe. Die vorliegenden Zahlen<br />
bestätigen nun diese Einschätzung: In<br />
<strong>der</strong> Schweiz machten die Verkäufe von<br />
Aastra 400 bereits nach vier Monaten<br />
über 80 Prozent aller verkauften Systeme<br />
aus. Auch im Ausland ist die in<br />
Solothurn entwickelte Kommunikationsserver-Familie<br />
gut aufgenommen<br />
worden. Zurzeit fi ndet die Markteinführung<br />
in diversen lateinamerikanischen<br />
Län<strong>der</strong>n statt.<br />
Der Erfolg von Aastra 400 basiert unter<br />
an<strong>der</strong>em auf <strong>der</strong> einfachen Handhabung<br />
des Produkts. So wird durch den bereits<br />
vorinstallierten Applikationsserver die<br />
Konfi guration <strong>der</strong> einzelnen Dienste<br />
stark vereinfacht. Aastra Telecom<br />
Schweiz AG mit Sitz in Solothurn ist die<br />
<strong>schweizerische</strong> Landesgesellschaft <strong>der</strong><br />
Aastra Technologies Limited, einem<br />
führenden Unternehmen im Bereich <strong>der</strong><br />
Unternehmenskommunikation. In <strong>der</strong><br />
Schweiz beschäftigt das Unternehmen<br />
<strong>der</strong>zeit rund 260 Mitarbeiter, welche<br />
vorwiegend in <strong>der</strong> Produktentwicklung,<br />
in <strong>der</strong> Planung, im Marketing und im<br />
Verkauf in Solothurn tätig sind.<br />
Bankangestellten sind Frauen. Ausserdem:<br />
Die Solothurner Banken sind<br />
auch tüchtig für den eigenen Nachwuchs<br />
an Fachkräften besorgt. In den<br />
132 Bankgeschäftsstellen stehen <strong>der</strong>zeit<br />
114 Lernende in Ausbildung.
Reto Schwab, Geschäftsleitung und Julieta Maria Gonçalves Da Costa Freitas, Schwab-Guillod AG, Müntschemier<br />
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Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft:<br />
Geht es nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Politik,<br />
soll diese «Trilogie» dazu beitragen, in<br />
unserem Land mittel- und langfristig die<br />
Energie aus Kernkraftwerken zu ersetzen …
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | ENERGIEDEBATTE | 17<br />
Energiestrategie:<br />
Realistisch o<strong>der</strong> visionär?<br />
Der Bundesrat hat den schrittweisen Ausstieg aus <strong>der</strong> Kernenergie<br />
beschlossen. In <strong>der</strong> Energiestrategie 2050 skizziert<br />
er den <strong>Weg</strong> in eine nuklearfreie Zukunft. Das UVEK sagt:<br />
Die Strategie ist machbar. Unternehmer hingegen fürchten<br />
um ihre Konkurrenzfähigkeit.<br />
SABINE SCHMID, JOSEPH WEIBEL (TEXT), BERNHARD STRAHM (FOTOS)
18 | ENERGIEDEBATTE | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Erneuerbare Energien sollten künftig ein Drittel unseres Strombedarfs abdecken. Das ist wohl machbar, aber nach Meinung von Fachleuten<br />
nicht finanzierbar.<br />
Die verheerenden Erdbeben in Japan<br />
und als Folge davon die Havarie in<br />
Fukushima haben die Diskussionen zur<br />
Energieversorgung in <strong>der</strong> Schweiz neu<br />
entfacht. Die For<strong>der</strong>ung nach einem<br />
Atomausstieg wurde so laut und deutlich<br />
formuliert wie nie zuvor. Bundesrat<br />
und Parlament haben daraufhin den<br />
schrittweisen Ausstieg aus <strong>der</strong> Kernenergie<br />
beschlossen.<br />
Die bestehenden Kernkraftwerke sollen<br />
am Ende ihrer Betriebsdauer stillgelegt<br />
werden. Ausgehend von einer 50-jährigen<br />
Betriebsdauer, werden das Kernkraftwerk<br />
Beznau I 2019, Beznau II und<br />
Mühleberg 2022, Gösgen 2029 und<br />
Leibstadt im Jahr 2034 vom Netz genommen.<br />
Damit bleibe genügend Zeit,<br />
so <strong>der</strong> Bundesrat, die neue Energiepolitik<br />
umzusetzen. Nicht von heute auf<br />
morgen, son<strong>der</strong>n in drei Etappen bis<br />
2020, 2035 und 2050.<br />
Ein erstes Massnahmenpaket, das 2020<br />
fällig wird, setzt auf eine konsequente<br />
Umsetzung <strong>der</strong> Energieeffizienz im<br />
Gebäudebereich, bei Elektrogeräten,<br />
in <strong>der</strong> Industrie und in <strong>der</strong> Mobilität.<br />
Wasserkraft und erneuerbare Energien<br />
sollen intensiv geför<strong>der</strong>t werden. Den<br />
Restbedarf will man mit fossil-thermischer<br />
Stromproduktion (WKK-Anlagen,<br />
Gaskombikraftwerke) sowie Stromimporten<br />
decken.<br />
Analysen des UVEK haben gezeigt: Die<br />
Energiestrategie 2050 ist machbar, die<br />
volkswirtschaftlichen Auswirkungen<br />
halten sich in Grenzen. Es sind jedoch<br />
beträchtliche Investitionen nötig, insbeson<strong>der</strong>e<br />
für den Zubau <strong>der</strong> Strompro-<br />
duktion aus erneuerbaren Energieträgern.<br />
Der Verzicht auf neue Kernkraftwerke<br />
kostet bis 2050 rund 30 Milliarden<br />
Franken <strong>–</strong> also rund eine Milliarde<br />
Franken pro Jahr.<br />
In diesem Betrag sind die Kosten für<br />
den Um- und Zubau des Stromnetzes<br />
nicht enthalten. Sie werden über Netznutzungsentgelte<br />
finanziert. Die Massnahmen<br />
im Gebäudebereich und die<br />
För<strong>der</strong>ung von erneuerbaren Energien<br />
belaufen sich auf 1,7 Milliarden Franken<br />
jährlich. Hier greift man auf Gel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
CO2-Abgabe und <strong>der</strong> kostendeckenden<br />
Einspeisevergütung (KEV) zurück.<br />
Der Strom-Mix heute<br />
und im Jahre 2050<br />
2011 haben die Wasserkraftwerke 53,7<br />
Prozent, die Kernkraftwerke 40,7 Prozent,
die fossil-thermischen und an<strong>der</strong>e Anlagen<br />
5,6 Prozent (davon neue erneuerbare<br />
Energien rund zwei Prozent) des<br />
Schweizerischen Stromverbrauchs abgedeckt.<br />
Bis 2050 soll ein Grossteil des<br />
heute von Kernkraftwerken produzierten<br />
Stroms aus neuen erneuerbaren Energiequellen<br />
stammen <strong>–</strong> von Sonne, Wind,<br />
Biomasse, Geothermie und Kehricht.<br />
Erneuerbare Energien sollen also künftig<br />
rund einen Drittel des gesamten Stromverbrauchs<br />
abdecken. Ist das realistisch?<br />
Wir fragen Jürg Liechti, Physiker und<br />
CEO <strong>der</strong> Neosys AG in Gerlafingen:<br />
«Ja», sagt er, «technisch ist das möglich,<br />
aber kaum finanzierbar. Der Strompreis<br />
würde sich verdoppeln, und da stellt<br />
sich die Frage, ob <strong>der</strong> Bürger bereit ist,<br />
diesen Preis zu zahlen.»<br />
Die Industrie könne es nicht. «Inländischer<br />
Strom müsste für Industriebetriebe<br />
subventioniert werden, ansonsten<br />
wan<strong>der</strong>n stromintensive Branchen wie<br />
sie <strong>der</strong> Kanton Solothurn hat <strong>–</strong> Stahl-<br />
und Papierfabriken <strong>–</strong> ins Ausland ab.»<br />
Dort würden sie nicht nur weniger<br />
energieeffizient produzieren als hier,<br />
<strong>der</strong> Schweiz ginge zusätzlich <strong>der</strong>en<br />
Wertschöpfung verloren. Ein Rückschlag<br />
in doppelter Hinsicht also.<br />
«Die bürgerliche Seite ist gegen eine<br />
Subventionspolitik. Das ist klar», so<br />
Liechti weiter. Wollen wir aber die<br />
benötigte Energie im Inland anbauen,<br />
koste dies deutlich mehr als vom UVEK<br />
vorgerechnet. Den Preis könne man nur<br />
im Rahmen halten, wenn wir zusätzlich<br />
«dreckigen» Strom aus dem Ausland<br />
importieren. «Dem Klima tun wir damit<br />
keinen Gefallen.»<br />
«TECHNISCH IST DAS<br />
MÖGLICH, ABER KAUM FI-<br />
NANZIERBAR. DER STROM-<br />
PREIS WÜRDE SICH VERDOP-<br />
PELN, UND DA STELLT SICH<br />
DIE FRAGE, OB DER BÜRGER<br />
BEREIT IST, DIESEN PREIS<br />
ZU ZAHLEN.»<br />
Jürg Liechti, CEO Neosys AG<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | ENERGIEDEBATTE | 19<br />
Für eine sichere, zuverlässige, wettbewerbsfähige,<br />
umweltschonende und starkt vernetzte Energieversorgung<br />
«Für unsere Unternehmen und unsere Arbeitsplätze for<strong>der</strong>n wir eine sichere,<br />
zuverlässige, wettbewerbsfähige, umweltschonende und stark vernetzte<br />
Energieversorgung. Dafür braucht es eine Gesamtenergiestrategie. Die neue<br />
Energiepolitik des Bundes ist noch unklar. Sie soll die Rahmenbedingungen<br />
für Industrie und Gewerbe unter dem Strich nicht verschlechtern, son<strong>der</strong>n<br />
eine Voraussetzung schaffen, dass ein gesundes Wirtschaftswachstum auch<br />
in Zukunft möglich ist.»<br />
Die Voraussetzungen dafür sind:<br />
■ Der Bund muss die Rahmenbedingungen für einen funktionierenden<br />
Energiemarkt (national und international) sicherstellen.<br />
■ Stromproduktion, -netze und -speicherung müssen im Gleichschritt entwickelt<br />
und eine dezentrale Energieversorgung geför<strong>der</strong>t werden. Dazu braucht es<br />
verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen und nicht Subventionen.<br />
■ Bewilligungsverfahren von Netz und Produktionsanlagenbau müssen stark<br />
beschleunigt und Einsprachemöglichkeiten beschränkt werden.<br />
■ Die Ausdehnung von Steuern und Abgaben im Energiebereich schadet.<br />
Sie verteuert die Energie und lähmt die wirtschaftliche Entwicklung in<br />
Industrie und Gewerbe.<br />
■ Energieeffizienz ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Wirtschaft und Politik müssen<br />
kooperieren und wirtschaftliche Massnahmen umsetzen.<br />
■ Der Verzicht auf Kernenergie gefährdet eine wirksame Klimapolitik. <strong>Weg</strong>fallende<br />
Kernenergie darf nicht durch fossile Quellen (insbeson<strong>der</strong>e Kohle)<br />
ersetzt werden. Die Energiepolitik muss ökologischen Gesichtspunkten<br />
ebenso Rechnung tragen wie ökonomischen und gesellschaftlichen.<br />
Der Bund muss die Folgen <strong>der</strong> Energiewende transparent machen.<br />
■ Der Bund muss die Forschung und Entwicklung sowie den Innovationstransfer<br />
in allen Energietechnologien vorantreiben.<br />
■ Ein ausreichen<strong>der</strong> Strom-Selbstversorgungsgrad <strong>der</strong> Schweiz muss Teil<br />
dieser Energiepolitik sein».<br />
Resolution <strong>der</strong> Solothurner Handelskammer<br />
und des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes<br />
Und dann gebe es da noch eine weitere<br />
Hürde zu meistern: Der Ausbau erneuerbarer<br />
Energien kollidiert nicht selten<br />
mit Schutzauflagen von Natur-, Land- Ins Stauwerk Emosson im Wallis fliessen Gewässer aus dem Gebiet des Mont-Blanc Massivs.
20 | ENERGIEDEBATTE | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
schafts- und Gewässerschutz. Dieses<br />
Konfl iktpotential schätzt Liechti relativ<br />
hoch ein und nennt als Beispiel die<br />
Sanierung des Flusskraftwerks Gösgen.<br />
«Aufgrund neuer Restwasserverordnungen<br />
kann das Wasser jetzt weniger<br />
effi zient genutzt werden als vorher.»<br />
«Aufl agen wie diese <strong>–</strong> die selbstverständlich<br />
ihre Berechtigung haben <strong>–</strong> erschweren<br />
den Ausbau von Wasserkraft und an<strong>der</strong>en<br />
erneuerbaren Energieträgern, <strong>der</strong> ein wesentlicher<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Energiestrategie<br />
2050 ist.» Kurz und knapp: «Der Ausstieg<br />
aus <strong>der</strong> Kernenergie ist zum jetzigen<br />
Zeitpunkt ein Schritt in die falsche Richtung.»<br />
Priorität müsste <strong>der</strong> Verzicht auf<br />
Kohle und fossile Energieträger haben.<br />
Die Energieversorgung sichern<br />
und verbessern: Resolution des<br />
Kantons Solothurn<br />
«Und: Die Energiepolitik des Bundes<br />
darf die Rahmenbedingungen für<br />
Industrie und Gewerbe nicht verschlechtern.»<br />
Jürg Liechti ist eine Stimme aus<br />
<strong>der</strong> Solothurner Wirtschaft. Gebündelt<br />
reagiert diese, namentlich die Solothurner<br />
Handelskammer und <strong>der</strong> Kantonal-<br />
Solothurnische Gewerbeverband, nun<br />
mit einer Resolution auf die Energiestrategie<br />
2050 und äussert darin ihre<br />
Bedenken zu <strong>der</strong>en Umsetzbarkeit.<br />
Im April trafen sich in Egerkingen rund<br />
fünfzig Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
Wirtschaft und Politik zur Solothurner<br />
Energiedebatte «Versorgungssicherheit<br />
nicht gefährden». «Weil uns Abstriche<br />
bei <strong>der</strong> Versorgungssicherheit, bei <strong>der</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit und bei <strong>der</strong><br />
Nachhaltigkeit nicht weiterbringen»,<br />
so ein Fazit des Anlasses. Faktoren, die<br />
allesamt zentral sind für eine erfolgreiche<br />
Wirtschaft.<br />
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Regierungsrätin Esther Gassler hat die<br />
Veranstaltung mit einem Referat eröffnet.<br />
Anschliessend wurden Themen, die<br />
aus wirtschaftlicher Sicht die vom Bund<br />
skizzierte Energiewende tangieren, an<br />
fünf Roundtablegesprächen diskutiert:<br />
Stromnetze, erneuerbare Energien,<br />
Klimapolitik, Energieeffi zienz, Auslandabhängigkeit,<br />
Strompreise und<br />
Arbeitsplätze.<br />
Die Solothurner Handelskammer und <strong>der</strong><br />
Kantonal-Solothurnische Gewerbeverband<br />
haben die wichtigsten Diskussionsergebnisse<br />
in <strong>der</strong> Resolution «Die Energieversorgung<br />
sichern und verbessern»<br />
zusammengefasst und schicken diese als<br />
Bedroht <strong>der</strong> Heimfall von Wasserkraftwerken<br />
die Energiestrategie 2050?<br />
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dem Kanton Solothurn nach Bern.<br />
«Die Energiewende ist eine anspruchsvolle<br />
Gemeinschaftsaufgabe», so die solothurnischen<br />
Wirtschaftsvertreter. Die Schweiz<br />
dürfe keinen energiepolitischen Alleingang<br />
machen. Umso weniger darf dies<br />
ein einzelner Kanton. Der Kanton Solothurn<br />
überarbeitet <strong>der</strong>zeit sein Energiekonzept<br />
aus dem Jahre 2003. Und darin<br />
werden Ziele defi niert, die über das<br />
Massnahmenpaket I des Bundes hinausgehen.<br />
Lesen Sie mehr dazu im Interview<br />
«Kantonale Energiepolitik in vorauseilendem<br />
Gehorsam» mit Walter Wirth, CEO<br />
<strong>der</strong> AEK Energie AG in Solothurn.<br />
Energieunternehmen wie die Alpiq AG betreiben in <strong>der</strong> Schweiz viele Wasserkraftwerke.<br />
Für den Bau und die Wassernutzung benötigten die Betreiber einst<br />
die Konzession vom Kanton o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Laufen die Konzessionen nach 40 bis 80 Jahren ab, fallen die Anlagen an die Konzessionsgeber<br />
«heim», «benetzte» Anlagen (Staumauer, Druckrohre, Turbinen<br />
usw.) kostenlos, «trockene» Anlagen (Elektrizitätseinrichtungen) zum Restwert.<br />
«Unser Ziel ist es, uns so zu verhalten, dass wir für Gemeinde und Kantone ein<br />
verlässlicher Partner für den Weiterbetrieb sind. Wenn wir investieren, dann jeweils<br />
im Einvernehmen mit <strong>der</strong> Gemeinde o<strong>der</strong> dem Kanton. Bei einem Heimfall<br />
werden wir dafür zum Buchwert entschädigt <strong>–</strong> das ist zu wenig», erklärt Jörg<br />
Aeberhard, Leiter hydraulische Produktion bei <strong>der</strong> Alpiq AG.<br />
«In den Jahren 2030 bis 2050 laufen viele Konzessionen ab», erklärt Aeberhard<br />
weiter. Die Unsicherheit, wie Kantone und Gemeinden mit bevorstehenden Heimfällen<br />
umgehen, verhin<strong>der</strong>t <strong>der</strong>zeit sinnvolle Aus- und Umbauprojekte an Wasserkraftwerken.<br />
Das wie<strong>der</strong>um könnte die Energiestrategie 2050 torpedieren. Diese<br />
Bedenken hat BDP-Nationalrat Urs Gasche im vergangenen März in einem Postulat<br />
geäussert. Der Bundesrat soll nun Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, wie bei<br />
bevorstehenden Konzessionserneuerungen die notwendige Bereitschaft geför<strong>der</strong>t<br />
wird, jetzt rasch in solche Anlagen zu investieren.<br />
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22 | ENERGIEDEBATTE | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
«Stromkosten sind noch mo<strong>der</strong>at»<br />
Grossbezüger von Strom sind von Tarifschwankungen beson<strong>der</strong>s betroffen. Eine Umfrage von<br />
WIRTSCHAFTSflash bei grossen Strombezügern im Kanton Solothurn ergab wenig Resonanz.<br />
Einzig das Kieswerk Gunzgen und die Migros-Verteilbetriebe MVN in Neuendorf haben unsere<br />
Anfrage beantwortet.<br />
Sind die aktuellen Strompreise<br />
für Ihr Unternehmen<br />
verkraftbar o<strong>der</strong> zu<br />
hoch?<br />
Was würde eine weitere<br />
Strompreiserhöhung<br />
für Ihr Unternehmen<br />
bedeuten?<br />
Wo sehen Sie die grössten<br />
Chancen im Bereich<br />
erneuerbarer Energien?<br />
Ist Ihrer Ansicht nach die<br />
Energieversorgung ohne<br />
Kernkraft denkbar?<br />
Kieswerk Gunzgen<br />
Die aktuellen Strompreise sind für uns verkraftbar.<br />
Sie würde eine Produktionskostensteigerung bedeuten. Der<br />
Anteil elektrischer Energie an den Produktionskosten beträgt<br />
heute rund fünf Prozent. Wie viel Kostensteigerung unsere<br />
Produkte verkraften, ist schwer abschätzbar. Wenn parallel<br />
die Transportkosten durch teureres Öl steigen, ist sicher ein<br />
Teil an die Kunden abwälzbar.<br />
In Zukunft sehen wir durch intelligente Systeme überall<br />
Chancen im Bereich erneuerbare Energien. Die Infrastruktur<br />
für diese intelligenten Systeme muss aber aufgebaut<br />
und finanziert werden. Die Kosten für die Verteilung und<br />
Speicherung von elektrischer Energie werden steigen. Die<br />
Kosten für die Produktion von elektrischer Energie werden<br />
wahrscheinlich nicht steigen.<br />
Durch den jetzt herrschenden Druck auf die Kernenergie<br />
entwickeln sich die technischen Möglichkeiten <strong>der</strong> Alternativenergien<br />
erst. Hier einen sehr kurzen Horizont vorzuschreiben<br />
(wie Deutschland) sehen wir nicht als realistisch.<br />
Es ist jedoch auch gefährlich, auf gut <strong>schweizerische</strong> Art so<br />
lange zu debattieren und Kompromisse zu suchen, dass wir<br />
die Entwicklung verschlafen. Die Chance für unsere Wirtschaft<br />
ist, hier mo<strong>der</strong>ne und zukunftsgerichtete Lösungen<br />
und Systeme zu entwickeln. Als Innovationsland Schweiz<br />
müssen wir diesen Zug erwischen, mit dem Ziel, hier vorne<br />
mitzumischen.<br />
Migros Verteilbetrieb Neuendorf<br />
Wir haben am 1. Januar 2011 eine Tariferhöhung erfahren.<br />
Diese war nicht erfreulich. Im <strong>schweizerische</strong>n Vergleich und<br />
vor allem im Vergleich mit dem Ausland sind unsere Stromtarife<br />
aber noch im mo<strong>der</strong>aten Bereich.<br />
Die Frage hier ist nicht ob, son<strong>der</strong>n wie hoch die nächste<br />
Strompreiserhöhung ausfallen wird. Im aktuellen Umfeld und<br />
mit den anstehenden Verän<strong>der</strong>ungen stehen die nächsten<br />
Erhöhungen bereits vor <strong>der</strong> Tür.<br />
Preiserhöhungen im heute engen Konkurrenz- und Preisumfeld<br />
sind, wo immer möglich, zu vermeiden. Grundsätzlich<br />
ist aber zu sagen, dass unsere Stromkosten im Verhältnis zu<br />
den Gesamtkosten eher tief sind (rund ein bis zwei Prozent).<br />
Somit wirkt sich eine weitere Preiserhöhung auf die Gesamtkosten<br />
eher mo<strong>der</strong>at aus.<br />
Die längste und nachhaltigste Erfahrung haben wir in <strong>der</strong><br />
Schweiz mit <strong>der</strong> Wasserkraft. Diese ist noch weiter auszubauen.<br />
Dazu braucht es aber von allen Seiten die nötige politische<br />
Toleranz. Dies gilt auch für die neueren Energiemedien wie<br />
Sonne, Wind, Wärme, usw.<br />
Hier braucht es noch mehr Erfahrung und vor allem die Erkenntnisse<br />
aus grösseren Anlagen. Danach wird sich zeigen,<br />
welche im Markt besser bestehen und wo man bereit ist,<br />
auch zu investieren. Dieses Rennen ist offen.<br />
Die Migros setzt sich seit Jahren für die För<strong>der</strong>ung von erneuerbaren<br />
Energien ein. Bereits sind auf Migros-Dächern 20<br />
Photovoltaikanlagen und zwei Windkraftanlagen in Betrieb.<br />
Zudem ist die Migros eine <strong>der</strong> grössten Abnehmerinnen von<br />
«naturemade»-Strom in <strong>der</strong> Schweiz, also von Elektrizität aus<br />
zertifizierten erneuerbaren Energiequelle.<br />
Ja, wenn <strong>der</strong> <strong>Weg</strong> konsequent beschritten wird. Zurzeit sind<br />
aber die politischen Pole noch nicht bereit, in diesem Thema<br />
zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach Lösungen<br />
zu suchen. Dies wäre aber zwingend nötig, um so rasch wie<br />
möglich eine gemeinsame Marschrichtung zu definieren, das<br />
nötige Umfeld zu schaffen und im Zeitpunkt des definitiven<br />
Ausstiegs genügend Energie bereitstellen zu können. Ein<br />
wichtiger Punkt, bei dem sich die Migros auch stark engagiert,<br />
ist das Sparen von Energie. Trotz Flächenwachstum will<br />
die Migros in den nächsten zehn Jahren ihren Energieverbrauch<br />
um zehn Prozent senken.
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24 | INTERVIEW | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Kantonale Energiepolitik<br />
in vorauseilendem Gehorsam<br />
AEK-Direktor Walter Wirth: «Mir scheint, <strong>der</strong> Kanton Solothurn beschreibt ein Szenario, wie man den Mount Everest ohne Sauerstoff besteigt.»<br />
Nach <strong>der</strong> Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima im Frühling letzten Jahres wurden auch<br />
die Diskussionen über die künftige Energieversorgung in <strong>der</strong> Schweiz wie<strong>der</strong> aufgenommen.<br />
Der Bundesrat hat ziemlich rasch den Entscheid gefällt, die Stromversorgung <strong>der</strong> Schweiz ohne<br />
Ersatz <strong>der</strong> bestehenden Kernkraftwerke zu gewähren. Die in mehrere Phasen aufgeteilten Massnahmen<br />
im Rahmen <strong>der</strong> «Energiestrategie 2050» haben auch direkte Auswirkungen auf die heute<br />
noch rund 700 Energieversorger in <strong>der</strong> Schweiz. Der Kanton Solothurn will nun mit einem ambitiösen<br />
Energiekonzept eine Vorreiterrolle spielen und geht noch weiter, als es <strong>der</strong> Bund in seiner<br />
ersten Phase vorsieht. Walter Wirth, Direktor <strong>der</strong> AEK Energie AG in Solothurn, steht diesem<br />
skeptisch gegenüber: «Unsere Energiepolitik kann nicht auf kantonaler Ebene stattfinden», sagt<br />
er im Gespräch mit WIRTSCHAFTSflash.<br />
JOSEPH WEIBEL (TEXT), BERNHARD STRAHM (FOTOS)
Herr Wirth, auf welche Hintergründe<br />
führen Sie Ihre eher kritische<br />
Haltung gegenüber dem kantonalen<br />
Energiekonzept zurück?<br />
Walter Wirth: Ich teile durchaus die<br />
Sorge, die sich Politik und Gesellschaft<br />
über die künftige Energieversorgung<br />
machen. Ich befürchte aber, dass <strong>der</strong><br />
Kanton die parallel laufenden Arbeiten<br />
auf Bundesebene ausblendet. Das<br />
Bundesamt für Energie (BFE) und <strong>der</strong><br />
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen<br />
(VSE) bearbeiten zurzeit die<br />
gleichen Themen wie <strong>der</strong> Kanton<br />
Solothurn. Allerdings gehen die Massnahmen<br />
<strong>der</strong> ersten Phase im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Energiestrategie 2050 des Bundes<br />
jetzt in die Vernehmlassung.<br />
... und was will <strong>der</strong> Kanton?<br />
Er will offenbar in vorauseilendem<br />
Gehorsam eine eigene und weitergehende<br />
Energiepolitik durchsetzen.<br />
Wenn Sie in eine ähnliche Richtung<br />
wie die des Bundes zielen, würde<br />
wenig dagegen sprechen. Im Gegenteil:<br />
Unsere Industrie im Kanton<br />
könnte vielleicht davon profitieren.<br />
Die vom Amt für Umwelt geleitete<br />
Arbeitsgruppe möchte sicher nur das<br />
Beste. Wir Vertreter <strong>der</strong> Elektrizitätsbranche<br />
wurden auch angehört. Dabei<br />
habe ich aber den Eindruck gewonnen,<br />
dass die Arbeitsgruppe die Realität<br />
verkennt. Es macht keinen Sinn, dass<br />
<strong>der</strong> Kanton Solothurn seine eigene<br />
Energiepolitik betreibt. Der Kanton<br />
Solothurn trägt gut zwei Prozent an<br />
das nationale Bruttoinlandprodukt bei.<br />
Im Vergleich dazu werden in vier grossen<br />
Metropolregionen auf nur zehn<br />
Prozent Landesfläche 59 Prozent des<br />
Schweizerischen Bruttoinlandprodukts<br />
erwirtschaftet. Diese Zahlen verdeutlichen,<br />
wie wenig dafür spricht, dass <strong>der</strong><br />
Kanton Solothurn seine eigene Energiepolitik<br />
betreiben muss <strong>–</strong> schon gar nicht<br />
auf <strong>der</strong> produktiven Ebene.<br />
Sind die Ziele <strong>der</strong> kantonalen<br />
Arbeitsgruppe zu ambitiös?<br />
Die Zahlen im jüngsten Bericht scheinen<br />
mir viel zu hoch gegriffen und vermitteln<br />
deshalb ein falsches Bild.<br />
Haben Sie konkrete Beispiele dafür?<br />
Ja, zum Beispiel das Potenzial im Elektrizitätsbereich,<br />
das im kantonalen Bericht<br />
aufgeführt wird. Den erneuerbaren<br />
Energien wird ein grosses Potenzial<br />
attestiert, was grundsätzlich nicht falsch<br />
ist. Bisher wurde die Stromversorgung<br />
im Kanton hauptsächlich mit eigener<br />
Produktion aus Wasserkraft und Kehricht<br />
und dem Bezug aus externen<br />
Quellen, u.a. Kernenergie und Wasser,<br />
abgedeckt. Neben Sonne und Wind soll<br />
nun die Geothermie einen grossen<br />
Beitrag leisten <strong>–</strong> notabene eine Technologie,<br />
die noch nicht ausgereift ist. Mit<br />
dem grössten Potenzial werden zudem<br />
dezentrale WKK-Anlagen <strong>–</strong> also erstaunlicherweise<br />
fossile Energien <strong>–</strong> aufgeführt.<br />
Mit diesen ambitiösen Plänen möchte<br />
man eine autonome Stromversorgung<br />
erreichen. Ich denke, Fragen zum Klimaschutz<br />
und zur Wirtschaftlichkeit wurden<br />
hier nicht berücksichtigt.<br />
«DIE ZAHLEN IM JÜNGSTEN<br />
BERICHT SCHEINEN MIR<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | INTERVIEW | 25<br />
VIEL ZU HOCH GEGRIFFEN<br />
UND VERMITTELN DESHALB<br />
EIN FALSCHES BILD.»<br />
Das heisst?<br />
Das Timing des Kantons ist unglücklich.<br />
Er diskutiert bereits die Phase 2 und<br />
auf nationaler Ebene (Bundesamt für<br />
Energie) laufen erst die Arbeiten zur<br />
ersten Phase. Lassen Sie mich die<br />
beiden Phasen des Bundes kurz erklären:<br />
In <strong>der</strong> ersten Phase setzt <strong>der</strong> Bund<br />
auf Freiwilligkeit. Die Massnahmen<br />
gehen ab Herbst 2012 in die Vernehmlassung<br />
und sollten 2015 umgesetzt<br />
werden. Im Vor<strong>der</strong>grund stehen Energieeffizienz<br />
und die För<strong>der</strong>ung erneuerbarer<br />
Energie. Das Potenzial von<br />
«Ich denke, Fragen zum Klimaschutz und<br />
zur Wirtschaftlichkeit wurden hier nicht berücksichtigt»,<br />
konstatiert Walter Wirth.<br />
erneuerbaren Energieträgern in unserem<br />
Land ist beträchtlich. Der Verband<br />
Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen<br />
(VSE) hat dazu eine detaillierte<br />
Studie herausgegeben, in <strong>der</strong> unter<br />
an<strong>der</strong>em das Potenzial, die Machbarkeit<br />
analysiert und auch die Frage <strong>der</strong><br />
Kostenverträglichkeit für die Wirtschaft<br />
beantwortet wurden.<br />
Tritt die Phase 2 in Kraft, wird vom<br />
För<strong>der</strong>system in ein Lenkungsystem<br />
übergegangen. Das heisst, wenn bis<br />
2030 nicht die erwünschte Wirkung<br />
erzielt werden kann, so hätte das<br />
dirigistische und einschneidende Folgen:<br />
Der Strom würde rationiert und Strommehrverbrauch<br />
sanktioniert. Beim<br />
Kanton besteht offenbar die Absicht,<br />
bereits jetzt solche dirigistischen Massnahmen<br />
einzuleiten <strong>–</strong> jedenfalls sind sie<br />
in seinem Energiekonzept aufgeführt.<br />
Von welchem Sparpotenzial<br />
geht <strong>der</strong> Bund im Massnahmenpaket<br />
I aus?<br />
Der Bund betrachtet den Gesamtenergieverbrauch<br />
und nicht nur die Elektrizität,<br />
das macht Sinn. Dabei geht er von<br />
einem Einsparpotenzial von mehr als<br />
30 Prozent aus.<br />
Und das ist realistisch?<br />
Wenn die AEK diese Vorgaben heute<br />
umsetzen müsste, würde das Folgendes<br />
bedeuten: Für unsere Industrieund<br />
Gewerbekunden wäre eine Einsparung<br />
von maximal zehn bis fünfzehn<br />
Prozent realistisch. Das heisst, die<br />
Privathaushalte müssten ihren Verbrauch<br />
zusätzlich um die Hälfte senken.<br />
Urteilen Sie selbst …<br />
Eines ist klar, entscheidende Einsparungen<br />
lassen sich im Wärmebereich<br />
machen <strong>–</strong> mit Gebäudesanierungen und<br />
mit Komfortwärme aus erneuerbaren<br />
Energien.<br />
Und was will nun <strong>der</strong> Kanton<br />
Solothurn mit seinem eigenen<br />
Energiekonzept erreichen?<br />
Mir scheint, <strong>der</strong> Kanton Solothurn<br />
beschreibt das Szenario, wie man den<br />
Mount Everest ohne Sauerstoff besteigt.<br />
Wie gesagt, er diskutiert bereits Themen<br />
<strong>der</strong> zweiten Phase des Energiekonzeptes<br />
des Bundes, wo es nicht mehr<br />
um Freiwilligkeit, son<strong>der</strong>n um dirigistische<br />
Eingriffe in den Markt geht. Dabei<br />
fehlen die Informationen zu den Rahmenbedingungen<br />
noch vollständig.
26 | INTERVIEW | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Meine vorerwähnten Ausführungen<br />
basieren auf Annahmen und Analysen.<br />
Unklar ist auch das Ausmass künftiger<br />
Energieför<strong>der</strong>programme. Eine weitere<br />
Unsicherheit ist die Revision des Strommarktgesetzes<br />
und die zweite Marktöffnungsstufe<br />
(für Privatkunden).<br />
Kurzum: Es ist für die ganze Schweiz<br />
noch nicht klar, wohin die Reise führt.<br />
Deshalb wäre es unvernünftig, wenn<br />
<strong>der</strong> Kanton im Alleingang auf diese<br />
Reise gehen würde. Der Kanton Solothurn<br />
ist keine Insel!<br />
Die Diskussionen über den Einsatz<br />
von Kernkraft waren auch in unserem<br />
Land fast völlig verstummt.<br />
Nach <strong>der</strong> Nuklearkatstrophe in Fukushima<br />
stand die Kernkraft wie<strong>der</strong><br />
in einem völlig neuen Licht. Wie<br />
kommt es zu einem solch schnellen<br />
Gesinnungswandel?<br />
Nehmen wir an, es wäre zu einer Katastrophe<br />
mit dem Energieträger Öl o<strong>der</strong><br />
Gas gekommen. Dann würden wir<br />
heute wohl über den Ausstieg aus dem<br />
Öl o<strong>der</strong> Gas diskutieren. Auch dann<br />
würde die Diskussion emotional und<br />
ideologisch geführt. Das ist nachvollziehbar<br />
<strong>–</strong> ich verstehe das vollkommen.<br />
An<strong>der</strong>erseits ist es eine Tatsache, dass in<br />
unserem Land ein grosser Anteil fossiler<br />
Energieträger genutzt wird und wir<br />
dadurch sehr importabhängig sind. Ich<br />
bin aber überzeugt, es schadet nicht,<br />
eine Gesamtbilanz zu ziehen und sehe<br />
die Energiewende als Chance.<br />
Ein grosses Potenzial sehen Sie<br />
in <strong>der</strong> Fotovoltaik. Grosse Energieversorger<br />
investieren auch in<br />
Windparks, zum Beispiel auf <strong>der</strong><br />
Nordsee. Lässt sich damit mittelund<br />
langfristig die Kernenergie<br />
ersetzen?<br />
Dass grosse Energieproduzenten in<br />
Solar- und Windpärke im Süden und<br />
Osten investieren, macht Sinn, weil<br />
die klimatischen Bedingungen solche<br />
Grossprojekte ermöglichen. Wir bei<br />
AEK konzentrieren uns als regionale<br />
Energieversorgerin darauf, das lokale<br />
Potenzial zu erschliessen.<br />
Man spricht immer wie<strong>der</strong> von<br />
einem gross angelegten Windpark<br />
auf dem Jura.<br />
Solche Vorhaben bringen immer wie<strong>der</strong><br />
Opposition z.B. von Landschaftschutz<br />
o<strong>der</strong> Umweltverbänden. Den gleichen<br />
Effekt kennen wir von den Natel-Antennen:<br />
Je<strong>der</strong> hat sein eigenes Handy;<br />
niemand will die Antennenanlage im<br />
«Nach Fukushima ist nun alles in Frage<br />
gestellt, was bisher funktioniert hat.» Walter<br />
Wirth teilt die Einschätzung vieler Fachleute.<br />
Haus und Garten. Ausserdem müssen<br />
das Potenzial und die Möglichkeiten<br />
realistisch gesehen werden. AEK zum<br />
Beispiel liefert ihren Kunden jährlich 400<br />
Gigawattstunden Strom aus Kernenergie.<br />
Um dieses Volumen mit Windkraft<br />
zu ersetzen, wären 100 Windkraftwerke<br />
vom heutigen mo<strong>der</strong>nen Typ nötig. Und<br />
AEK deckt lediglich 40 Prozent des<br />
Gesamtstromverbrauchs im Kanton<br />
Solothurn.<br />
«WENN WIR NUN DIESES<br />
VOLUMEN MIT WINDKRAFT<br />
ERSETZEN WOLLEN,<br />
SO WÄREN DAFÜR 100<br />
WINDKRAFTWERKE VOM<br />
HEUTIGEN MODERNEN<br />
TYP NÖTIG. »<br />
Immer mehr Energieversorger<br />
setzen auf Opting-out und liefern<br />
ihren Kunden einen kernkraftfreien<br />
Strommix zu einem Aufpreis.<br />
Obwohl wir seit langem Ökostrom<br />
anbieten und auch Umfragen gezeigt<br />
haben, dass unsere Kunden Strom aus<br />
erneuerbaren Energiequellen wünschen,<br />
bezieht heute nur gerade rund ein Prozent<br />
von ihnen Ökostrom. Aus Desinter-<br />
esse o<strong>der</strong> Bequemlichkeit entscheiden<br />
sich Kunden nicht aktiv für ein ökologisches<br />
Strom-Produkt <strong>–</strong> das zeigt auch<br />
die Erfahrung an<strong>der</strong>er Energieversorger.<br />
Dem wollen wir entgegenwirken:<br />
Ab dem Jahr 2013 wird deshalb <strong>der</strong><br />
Standard-Strommix von AEK zu 100<br />
Prozent aus erneuerbaren Energiequellen<br />
stammen. Unser Standardstrom<br />
heisst «Blauer Strom», da er zum<br />
Grossteil aus Wasserkraft besteht. Er<br />
wird einen Rappen pro Kilowattstunde<br />
teurer sein als Strom aus nicht erneuerbaren<br />
Quellen. Und wir vertreiben ihn<br />
via «Opting-Out», das heisst, wenn <strong>der</strong><br />
Kunde nichts unternimmt, erhält er<br />
automatisch Strom aus erneuerbaren<br />
Energiequellen. Die Kunden haben<br />
aber nach wie vor die Wahl: Sie können<br />
downgraden zu grauem Strom <strong>–</strong> hautpsächlich<br />
Atomstrom <strong>–</strong> o<strong>der</strong> upgraden<br />
zu grünem Strom <strong>–</strong> 100 Prozent aus<br />
neuen erneuerbaren Energiequellen.<br />
Unser Ziel ist, den Absatz von erneuerbaren<br />
Energien zu för<strong>der</strong>n und noch<br />
vermehrt regionale Projekte im Bereich<br />
dieser Energien zu realisieren.<br />
Vor welchen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stehen Sie in Zukunft auch noch als<br />
mittelgrosser regionaler Energieversorger?<br />
Zwei Prioritäten werden unsere künftigen<br />
Aktivitäten beeinflussen: Zum einen<br />
die Netzverstärkung für eine dezentrale<br />
und verbrauchernahe Stromerzeugung.<br />
Zum an<strong>der</strong>n stehen wir vor <strong>der</strong> Marktöffnung<br />
für den Privathaushalt. Letztere<br />
wird sich aber wohl noch verzögern, weil<br />
<strong>der</strong> Bund an<strong>der</strong>e Prioritäten hat. Sicher<br />
ist es auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />
wenigen Potenziale beim Einsparen und<br />
bei <strong>der</strong> Produktion voll auszuschöpfen.<br />
Erklärt das auch die allgemeine<br />
Nervosität in <strong>der</strong> Stromwirtschaft?<br />
Ich würde nicht von Nervosität, son<strong>der</strong>n<br />
von Verunsicherung sprechen: Noch vor<br />
Jahren vor <strong>der</strong> ersten Etappe <strong>der</strong> Strommarktöffung<br />
konnte die Schweiz für sich<br />
in Anspruch nehmen, dass sie eine<br />
sichere und C02-freie Stromversorgung<br />
hat und europaweit erst noch die mit<br />
Abstand günstigste. Im Übrigen produzieren<br />
wir ohne Gaskombikraft-Werke,<br />
ohne fossile Energie, dagegen mit<br />
starker Wasserkraft. Auch darum werden<br />
wir im europäischen Raum benieden.<br />
Nach Fukushima ist nun alles in<br />
Frage gestellt, was bis ahnin bestens<br />
funktioniert hat. Die Politik nimmt<br />
immer grösseren Einfluss und greift mit<br />
Regulierungen ins Marktgeschehen ein.<br />
Dies ist sicher teilweise Grund für die
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28 | INTERVIEW | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
angesprochene Verunsicherung. Zudem<br />
hat <strong>der</strong> Restrukturierungsprozess früher<br />
eingesetzt und wird nun noch beschleunigt.<br />
Vor zehn Jahren <strong>zählt</strong>en wir in <strong>der</strong><br />
Schweiz 800 Energieversorger, heute<br />
sind es bereits 100 weniger.<br />
Was heisst das?<br />
Gut aufgestellte mittelgrosse Unternehmen<br />
mit einem kundenorientierten<br />
Angebot werden sich künftig im Markt<br />
ohne grosse Probleme behaupten können.<br />
Als privatwirtschaftlich orientiertes<br />
Unternehmen müssen wir uns immer<br />
wie<strong>der</strong> mit neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
auseinan<strong>der</strong>setzen. Bei <strong>der</strong> ersten Marktöffnung<br />
mussten wir beispielsweise den<br />
Verlust von Grosskunden verkraften.<br />
«ALS PRIVATWIRTSCHAFT-<br />
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IMMER WIEDER MIT NEUEN<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
AUSEINANDERSETZEN.»<br />
Für die AEK Energie AG<br />
haben Sie ein gutes Gefühl?<br />
Ja, das habe ich. Unsere Geschäftsfel<strong>der</strong><br />
Elektroinstallationen, Telekommunikation,<br />
Pellets und Contracting haben<br />
schon seit langem den Markt- und<br />
Wettbewerbsgeist in die Firma gebracht.<br />
Deshalb richten wir uns auch im<br />
Bereich Strom und Netz seit jeher auf<br />
die Bedürfnisse <strong>der</strong> Märkte aus. Unsere<br />
Investitionen müssen eine genügende<br />
Rendite erzielen, denn wir sind privatrechtlich<br />
organisiert. Wir kennen also<br />
nichts an<strong>der</strong>es als den freien Markt. In<br />
unserem Kundenportefeuille haben wir<br />
einen grossen Anteil an KMU und mit<br />
den Gemeinden pflegen wir eine lang-<br />
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Momente, die bleiben.<br />
STECKBRIEF<br />
jährige und bewährte Partnerschaft. Wir<br />
bieten ihnen mit neuen Dienstleistungen<br />
zusätzliche Anreize und zeigen<br />
auch mögliches Energiesparpotenzial<br />
auf. Letzteres hängt natürlich davon ab,<br />
welchen Anteil <strong>der</strong> Strom auf die Gesamtrechnung<br />
eines Unternehmens hat.<br />
Unternehmen, <strong>der</strong>en Stromverbrauch<br />
ein bis zwei Prozent des Umsatzes<br />
ausmacht, sind eher gewillt, den teureren<br />
«grünen» Strom zu beziehen als<br />
die energieintensive Industrie, die bei<br />
signifikant steigenden Preisen in ihrer<br />
Existenz bedroht würden.<br />
Dass die Strompreise in unserem<br />
Land steigen, ist ja nicht unwahrscheinlich<br />
und auch Teil <strong>der</strong> Massnahmenpakete<br />
des Bundes. Damit<br />
würde die Schweiz einen wichtigen<br />
Wettbewerbsvorteil verlieren?<br />
Sie würde ihn ganz verlieren und es<br />
käme wohl zu weiteren Schliessungen in<br />
<strong>der</strong> energieintensiven Industrie. Zynisch<br />
betrachtet erreichen wir die Sparziele<br />
auf diese Weise natürlich auch... alleine<br />
die Stahl Gerlafingen bezieht jährlich<br />
350 Gigawattstunden Strom, das heisst,<br />
15 Prozent des gesamten Stromverbrauchs<br />
vom Kanton Solothurn.<br />
Walter Wirth<br />
Jahrgang: 1959<br />
Zivilstand: verheiratet<br />
Kuoni Reisen AG · Hauptgasse 81 ·4502 Solothurn<br />
T +41 (0)58 702 62 42 · solothurn.k@kuoni.ch<br />
Ausbildung: Dipl El.-Ing. HTL.<br />
Heutige Funktion: Direktor AEK<br />
Energie AG, Solothurn<br />
Hobbys: Biken, Skifahren<br />
Und rechnet man in absehbarer<br />
Zeit mit einer Verteuerung?<br />
Obwohl wir momentan aus diversen<br />
Gründen (tiefer Gaspreis, Subventionen<br />
von Wind und Sonnenenergie und <strong>der</strong><br />
negativen Wirtschaftsentwicklung in<br />
Europa) europaweit mit tiefen Preisen<br />
rechnen können, geht <strong>der</strong> VSE je nach<br />
Szenario längerfristig von Mehrkosten<br />
von zirka 30 bis 75 Prozent aus. Der<br />
Strompreis hängt unter an<strong>der</strong>em stark<br />
vom Gaspreis ab. Die USA för<strong>der</strong>n im<br />
Moment Schiefergas, was folglich für<br />
eher tiefe Stromtarife spricht. Unser<br />
Tagesgeschäft zeigt: Wir können die<br />
Entwicklung nicht mal über ein halbes<br />
Jahr abschätzen. Es ist also alles offen.<br />
Unser oberstes Ziel als regionale Energieversorgerin<br />
ist, unsere Kunden sicher und<br />
möglichst günstig mit Energie zu versorgen.<br />
Es ist auch unsere Aufgabe, unsere<br />
Kunden und die Gemeinden bei dem<br />
sorgsamen Umgang mit <strong>der</strong> Energie zu<br />
unterstützen. We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bund noch <strong>der</strong><br />
Kanton Solothurn dürfen dem Strombezüger<br />
ein Zwangskorsett umlegen,<br />
das ihm keine Bewegungsfreiheit mehr<br />
lässt. Das würde zu einer übermässigen<br />
Regulierung und unerwünschten Kostensteigerungen<br />
führen. Ich finde, die Kunden<br />
und <strong>der</strong> Markt sollten entscheiden.<br />
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30 | MAGAZIN | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Das neue Rechnungslegungsrecht<br />
Am 23. Dezember 2011 haben die eidgenössischen Räte das neue Rechnungslegungsrecht verabschiedet.<br />
Die neuen Bestimmungen treten voraussichtlich am 1. Januar 2013 in Kraft und sind<br />
somit erstmals für die Buchführung und den Abschluss 2015 anzuwenden.<br />
Das Rechnungslegungsrecht wurde<br />
umfassend überarbeitet. Ziel war unter<br />
an<strong>der</strong>em eine verstärkte Ausrichtung an<br />
die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse,<br />
die Verbesserung <strong>der</strong> Transparenz<br />
und die Gleichbehandlung <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Rechtsformen. Die Anpassungen<br />
sind grundsätzlich rechtsformneutral.<br />
Aus diesem Grunde sind alle Unternehmen<br />
von den Neuerungen betroffen.<br />
Das neue Recht differenziert nach Unternehmensgrösse<br />
und stellt entsprechend<br />
unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an das Rechnungswesen.<br />
Seit zehn Jahren beim kgv<br />
An <strong>der</strong> Herbstversammlung des<br />
Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbands<br />
(kgv) gab es Grund zum<br />
Feiern. Präsident Rolf Kissling ehrte<br />
gleich zwei langjährige Mitarbeiterinnen,<br />
die seit zehn Jahren auf<br />
dem Sekretariat wertvolle Arbeit<br />
leisten.<br />
Priska Gasche begann im Mai 2002<br />
eine vorerst befristete Stelle, die vier<br />
Monate später in eine Festanstellung<br />
umgewandelt wurde. Die engagierte<br />
Geschäftsfrau bildete sich vor allem im<br />
Rechnungswesen und auch im Personalbereich<br />
laufend weiter. Heute<br />
betreut Priska Gasche vor allem die<br />
Finanzen des kgv und die Mandate<br />
igkg-so (Interessengemeinschaft kaufmännische<br />
Grundbildung Solothurn)<br />
und VSSM (Schreinermeisterverband<br />
BDO Aktuell<br />
Informationsveranstaltungen<br />
Montag, 17. September 2012 ab<br />
18.00 Uhr, Ramada Hotel, Solothurn.<br />
Dienstag, 20. November 2012<br />
ab 18.00 Uhr, Kursaal, Bern.<br />
Es dürfte sich lohnen, sich rechtzeitig<br />
über die bevorstehenden Verän<strong>der</strong>ungen<br />
ein Bild zu machen: Das Beratungsunternehmen<br />
BDO stellt in verschiedenen<br />
Informationsveranstaltungen die<br />
Sektion Solothurn). Priska Gasche<br />
bekleidet seit letztem Jahr zudem die<br />
Funktion einer stellvertretenden Geschäftsführerin.<br />
Mirjam Voser trat am<br />
Hörmann setzt auf LED<br />
Innovation von Hörmann: Die LED-Lichtleiste<br />
als Alternative zu Halogenstrahlern.<br />
BDO Workshops<br />
mit vertiefter Wissensvermittlung<br />
Montag, 10. September 2012<br />
ab 13.30 Uhr, BDO AG, Solothurn<br />
Mittwoch, 7. November 2012<br />
ab 13.30 Uhr, Kursaal, Bern<br />
Weitere Informationen: www.bdo.ch/de/veranstaltungen<br />
Priska Gasche (links)<br />
und Mirjam Voser<br />
(rechts) sind seit<br />
zehn Jahren für den<br />
kgv tätig. An <strong>der</strong><br />
Herbstversammlung<br />
wurden sie von Präsident<br />
Rolf Kissling<br />
und Geschäftsführer<br />
Andreas Gasche<br />
geehrt.<br />
wichtigsten Bestimmungen des neuen<br />
Rechnungslegungsrechts vor allem aus<br />
Sicht <strong>der</strong> kleineren und mittleren Unternehmungen<br />
vor.<br />
5. August 2002 beim kgv ihre erste<br />
Stelle nach <strong>der</strong> Lehre an. Auch besuchte<br />
sie Aus- und <strong>Weiterbildung</strong>skurse,<br />
und unter an<strong>der</strong>em die Ausbildung zur<br />
Direktionssekretärin. Ihre bisherige<br />
Laufbahn krönte sie 2011 mit dem<br />
Abschluss eines dreijährigen Lehrgangs<br />
zur eidgenössisch diplomierten Betriebswirtschafterin<br />
HF. Auch Mirjam<br />
Voser bekleidet seit 2011 beim kgv die<br />
Funktion einer stellvertretenden Geschäftsführerin.<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Herbstversammlung<br />
wurden die beiden aktiven Geschäftsfrauen<br />
von kgv-Präsident Rolf Kissling<br />
geehrt und für ihre Dienste gewürdigt:<br />
«Nur dank dem Engagement und <strong>der</strong><br />
Mitarbeit von Priska Gasche und Mirjam<br />
Voser konnte sich <strong>der</strong> kgv so<br />
positiv entwickeln», sagte Kissling.<br />
Die LED-Technik bietet sich als Alternative<br />
zu grössflächig ausleuchtenden,<br />
energiehungrigen Halogenstrahlern an.<br />
Garagentorantrieb-Hersteller Hörmann<br />
bietet jetzt neue LED-Lichtleisten zur<br />
stimmungsvollen Lichtgestaltung am<br />
Haus an. Die LED-Lichtleiste ist mit fast<br />
allen Hörmann-Torantrieben einsetzbar<br />
und kann wahlweise oberhalb des Tores<br />
im Sturzbereich o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> untersten<br />
Torlamelle angebracht werden.
Peter Ba<strong>der</strong> kommt<br />
für Anton Schaad<br />
Der abtretende Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
ifm electronic ag, Anton Schaad...<br />
Peter Ba<strong>der</strong> heisst <strong>der</strong> neue Geschäftsführer <strong>der</strong> ifm electronic<br />
AG, mit Hauptsitz in Härkingen. Er löst Anton Schaad ab, <strong>der</strong><br />
das Unternehmen während über drei Jahrzehnten mitgeprägt<br />
hat und nun in den verdienten Ruhestand geht.<br />
Anton Schaad war zuerst als Aussendienstmitarbeiter, dann<br />
als Geschäftsleiter für die Schweizer Nie<strong>der</strong>lassung des Elektronik-Komponentenherstellers<br />
ifm electronic gmbh aus Essen<br />
(D) verantwortlich. Er hat die stürmische Entwicklung vom<br />
kleinen Unternehmen in einem Teil eines Privathauses zur<br />
stolzen Nie<strong>der</strong>lassung mit mo<strong>der</strong>nem Firmengebäude in<br />
Härkingen miterlebt und wesentlich mitgestaltet. Mit speziellen<br />
Werbeideen und Messeauftritten, mit viel Engagement<br />
für die Firma und die gesamte Branche brachte Schaad die<br />
ifm in <strong>der</strong> Schweiz auf Erfolgskurs. Heute bedient die ifm<br />
electronic ag vom Hauptsitz in Härkingen und fünf Aussenbüros<br />
aus über 3000 Schweizer Kunden und behauptet<br />
eine führende Stellung in einem hart umkämpften Markt.<br />
16 Mitarbeitende bilden das Team in Härkingen.<br />
Die Nachfolgelösung konnte intern getroffen werden. Peter<br />
Ba<strong>der</strong> ist bereits seit 1999 als Account Manager in <strong>der</strong> Firma<br />
tätig und kennt das Unternehmen bestens. Seit dem 1. August<br />
leitet er den Hauptsitz. Im finanziellen Bereich steht ihm wie<br />
bisher <strong>der</strong> für die Buchhaltung zuständige Walter Eggenschwiler<br />
zur Verfügung.<br />
Wie bitte?<br />
…und sein Nachfolger<br />
Peter Ba<strong>der</strong>.<br />
«Wir können dem Zusatzkredit nur wohl o<strong>der</strong> übel<br />
zustimmen <strong>–</strong> das Geld ist weg».<br />
Wie recht er hat. Markus Grütter (FDP, Biberist) im Kantonsrat<br />
über einen Zusatzkredit für einen Kreiselbau in Breitenbach,<br />
<strong>der</strong> schon 3,3 Mio. Franken gekostet hat.<br />
Und einmal mehr bestätigt sich die Erkenntnis: Wo viel Geld<br />
vorhanden ist, wird auch viel ausgegeben. Wenn‘s nicht<br />
mehr reicht, droht man mit Steuererhöhungen ...<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | MAGAZIN | 31<br />
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32 | FOKUS | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Ein Mann von <strong>der</strong> Basis <strong>–</strong> Aeschlimann-CEO Rolf Bläsi.<br />
Gut aufgestellt in die Zukunft<br />
Den idealen Zeitpunkt für eine Firmengründung gibt es bekanntlich nie. Das gilt auch für die<br />
Aeschlimann AG Décolletages im solothurnischen Lüsslingen. 1937 war es, als Werner und Anna<br />
Aeschlimann mit <strong>der</strong> Gründung eines Schraubenmacherateliers eine 75-jährige Geschichte eingeleitet<br />
hatten. Zwischenzeitlich ist das Solothurner Unternehmen zu einem mo<strong>der</strong>nen Präzisionsdrehteile-Hersteller<br />
gewachsen. Ein Porträt.<br />
JOSEPH WEIBEL (TEXT), BERNHARD STRAHM (FOTOS)<br />
Der Mann trägt ein Arbeitskombi und<br />
stellt sich vor: Bläsi, Rolf Bläsi. Seines<br />
Zeichens CEO <strong>der</strong> Aeschlimann AG<br />
Décolletages. Ein Décolletagebetrieb mit<br />
heute 150 Mitarbeitenden. Eine kurze<br />
Sekunde reibe ich mir die Augen. Hier<br />
steht ein CEO vor mir, <strong>der</strong> mehr als nur<br />
durch den Produktionsbetrieb schreitet,<br />
um sich einen Überblick zu verschaffen.<br />
Dieser Mann legt offenbar noch selber<br />
Hand im Betrieb an. Das bestätigt Rolf<br />
Bläsi danach im Sitzungszimmer des<br />
Lüsslinger Unternehmens. Er «verkleide»<br />
sich auch nicht bei Kundenbesuchen hier<br />
im Haus. Diese offene und direkte Art<br />
werde von Kunden- wie auch von Mitarbeiterseite<br />
geschätzt, sagt Rolf Bläsi.<br />
Sehr entscheidungsfähig und flexibel<br />
Rolf Bläsi ist ein Mann von <strong>der</strong> Basis. Er<br />
arbeitete bereits in den achtziger Jahren<br />
kurz bei Aeschlimann AG Décolletages,<br />
kam 1990 wie<strong>der</strong> zurück ins Unternehmen.<br />
Peter Aeschlimann, <strong>der</strong> damalige<br />
Geschäftsführer, hat den Décolletagesspezialist<br />
nicht ohne Grund zurück in<br />
die Firma geholt. Rolf Bläsi sollte <strong>der</strong>einst<br />
seine Nachfolge antreten. Aeschlimann<br />
war damals 50, als er seine<br />
Nachfolgeregelung einleitete. Darüber<br />
denkt <strong>der</strong> heutige Geschäftsführer auch<br />
schon laut nach. «Ich bin heute 47 alt<br />
und spätestens in drei Jahren will auch<br />
ich diesen Prozess einleiten.» Das Familienunternehmen<br />
ist nach wie vor gut<br />
aufgestellt. Die fünf Geschäftsleitungsmitglie<strong>der</strong><br />
sind alle Mitaktionäre. Externe<br />
Beteiligungen gibt es nicht. Die schlanke<br />
Führungsstruktur, so Bläsi, «macht uns<br />
sehr entscheidungsfähig und flexibel».<br />
Standort nicht in Frage gestellt<br />
1937 gründeten Werner und Anna<br />
Aeschlimann ein Schraubenmacher-<br />
atelier unterhalb <strong>der</strong> Kirche in Lüsslingen.<br />
Die Zeiten waren ausgesprochen<br />
ungünstig für einen so jungen Betrieb.<br />
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs<br />
standen sämtliche Maschinen<br />
über ein Jahr lang still. Trotzdem entwickelte<br />
sich das Kleinstunternehmen im<br />
Laufe <strong>der</strong> Jahre zu einem immer stolzer<br />
werdenden Betrieb. 1971 zog die Firma<br />
in ein neues Produktionsgebäude am<br />
heutigen Standort. Hier gibt es noch<br />
Landreserven für einen Ausbau. Die<br />
Zeichen für eine weitere Expansion<br />
stehen nicht schlecht. Im Schnitt alle<br />
zehn Jahre baute die Aeschlimann AG<br />
bisher neue o<strong>der</strong> bestehende Bauten<br />
um. Der Standort Lüsslingen wird nicht<br />
in Frage gestellt. «Wir haben hier unsere<br />
Wurzeln und finden auch die entsprechenden<br />
Fachleute», sagt Bläsi. Für den<br />
Nachwuchs ist man selbst aktiv besorgt.<br />
Rund zehn Prozent <strong>der</strong> 150 Mitarbeiten-
den sind Lernende, die zu Polymechanikern,<br />
Produktionsmechanikern und<br />
Mechanikpraktikern ausgebildet werden.<br />
Im August 2012 wurde zudem erstmals<br />
auch eine KV-Lernende eingestellt.<br />
Offene Informationspolitik<br />
In den «News», <strong>der</strong> vier Mal jährlich<br />
erscheinenden Personal- und Kundenzeitschrift,<br />
zeigt Rolf Bläsi keine Schreckensszenarien<br />
auf. Vielmehr stimme<br />
ihn die <strong>der</strong>zeitige gute Auftragslage<br />
im In- und Ausland positiv. Deshalb<br />
erstaunt es nicht, wenn Rolf Bläsi aktuell<br />
von vollen Auftragsbüchern und dem<br />
teilweise eingeführten Zwei-Schichtbetrieb<br />
spricht. «Klar, <strong>der</strong> tiefe Euro-Kurs<br />
drückt auch uns auf die Marge». Es<br />
nütze aber wenig, darüber zu lamentieren.<br />
Man müsse sich <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Situation anpassen und das Beste<br />
daraus machen. Das mag zwar schon<br />
fast pathetisch klingen. Für Bläsi ist das<br />
gelebter Alltag <strong>–</strong> beson<strong>der</strong>s auch in<br />
seinem Unternehmen. «Auch wir sind<br />
nicht vor Sparmassnahmen verschont<br />
geblieben». An einer Personalinformation<br />
wurde offen kommuniziert, dass<br />
man temporär die Arbeitszeit von 40<br />
auf 42 Stunden erhöhen müsse. Darauf<br />
gab es keine bösen Stimmen. «Alle<br />
haben mitgemacht», sagt er nicht ohne<br />
Stolz. Das gute Einvernehmen und eine<br />
offene Kommunikationspolitik haben die<br />
Aeschlimann AG Décolletages immer<br />
Die Aeschlimann AG Décolletages: Ein sicherer Wert für Lüsslingen.<br />
Aeschlimann AG Décolletages<br />
wie<strong>der</strong> auf die Erfolgsstrasse zurückgebracht.<br />
Auch weil sie gut aufgestellt ist<br />
und ihr Kundenportefeuille bislang recht<br />
krisenresistente Branchen umfasst:<br />
Hauptsächlich die Automobilindustrie,<br />
<strong>der</strong> Maschinenbau, Hydraulik-Produzenten<br />
im Agrarsektor, Uhrenindustrie und<br />
die Medizinaltechnik. Selbst <strong>der</strong> nach<br />
wie vor florierende Fahrradsektor wird<br />
mit kleinsten Drehteilen aus Lüsslingen<br />
beliefert. Im Jahr gehen so mehrere<br />
Millionen Teile über die Drehbank und<br />
zum Kunden. Die Kleinsten haben einen<br />
Durchmesser von einem, die Grössten<br />
von 65 Millimetern. Dabei handelt es<br />
sich durchwegs um einbaufertige<br />
Drehteile. Mitbewerber, «die Markbegleiter,<br />
wie man heute sagt», schmunzelt<br />
Rolf Bläsi, finden sich vor allem in<br />
Norditalien und Süddeutschland.<br />
Kein rauschendes Jubiläumsfest<br />
Der Firmenchef weiss, dass die Italiener<br />
und Deutschen vom tiefen Euro profitieren.<br />
Umso wichtiger ist für ihn <strong>der</strong> hohe<br />
Anspruch an die Qualität. «Nur so<br />
können wir wettbewerbsfähig bleiben.»<br />
In solch schwierigen Marktverhältnissen<br />
fehlt auch die Unterstützung durch den<br />
Staat. Die Industrie erhält im Gegensatz<br />
zu an<strong>der</strong>en Branchen keine Subventionen.<br />
«Dieser Umstand aber, dass wir<br />
immer auf uns allein gestellt waren, hat<br />
uns auch immer wie<strong>der</strong> stark gemacht».<br />
Rolf Bläsi lacht und zeigt in Richtung<br />
Gründung: 1937<br />
Standort: Lüsslingen<br />
Anzahl Mitarbeitende:<br />
150, davon 15 Lernende<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | FOKUS | 33<br />
Dorf. «Bis heute haben bei <strong>der</strong> Strassenabzweigung<br />
zu unserem Firmengebäude<br />
keine Beschriftung anbringen dürfen.»<br />
Deshalb erfolge seine verbale <strong>Weg</strong>beschreibung<br />
Kunden gegenüber manchmal<br />
sehr unkonventionell: «Fahren Sie<br />
einfach nach dem ersten Miststock<br />
rechts». Dieser Mann, Vater von zwei<br />
Töchtern und Hobbypilot, hat seinen<br />
Humor nicht verloren. Er weiss aber<br />
ganz genau was er will. Und wie das 75<br />
Jahre alte Familienunternehmen auch in<br />
Zukunft erfolgreich bestehen kann.<br />
Dazu gehört, dass es im Jubiläumsjahr<br />
auch keine rauschenden Feste geben<br />
wird. «Das würde auch gar nicht zu uns<br />
passen». Derzeit ist eine Dokumentation<br />
mit <strong>der</strong> Firmengeschichte am Entstehen.<br />
Man wird einen Kunden- und Lieferantentag<br />
sowie einen Tag <strong>der</strong> offenen<br />
Türe organisieren. Und dann wird es<br />
auch ein Betriebsessen geben. Und da<br />
wird CEO Bläsi vielleicht ähnliche Worte<br />
wie in den letzten News an seine<br />
Mitarbeitenden richten: «Je<strong>der</strong>zeit<br />
könnt ihr direkt zu mir kommen, wenn<br />
ihr Verbesserungspotenzial jeglicher Art<br />
in <strong>der</strong> Firma vorfindet». Denn nur ein<br />
gesundes Zusammenspiel im ganzen<br />
Getriebe einer Firma verhelfe letztlich<br />
gemeinsam zum Erfolg. Eine solche<br />
Aussage mag vielleicht nicht mehr ins<br />
heutige mo<strong>der</strong>ne Wirtschaftsbild passen.<br />
Das Prinzip funktioniert aber nach<br />
wie vor bestens.<br />
ZAHLEN UND FAKTEN<br />
Geschäftsleitung:<br />
Rolf Bläsi (CEO), Ruedi Rebholz,<br />
Michael Ingold, Daniel Kämpfer,<br />
Hansruedi Steiner.<br />
Verbrauch Rohmaterial:<br />
1300 Tonnen (1980: 479 Tonnen);<br />
vorwiegend Metalle und auch<br />
Kunststoffe.<br />
Stromverbrauch:<br />
6533 MwH (1980: 605 MwH)<br />
Maschinenpark: 260 Maschinen<br />
Produktespektrum:<br />
Vornehmlich rotationssymetrische<br />
Präzisionsdrehteile bis maximal 65<br />
mm Durchmesser.<br />
Umsatz: 30 Millionen Franken<br />
Online: www.ae-decolletage.ch
34 | SERVICE | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Solothurn tut sich schwer mit<br />
Unternehmensgründungen<br />
Die Vitalität einer Volkswirtschaft zeigt sich neben Aufschwung und nachhaltigem Wachstum<br />
ihrer bestehenden Unternehmen in ganz beson<strong>der</strong>er Weise auch in <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Gründung<br />
von neuen Unternehmen. Neugründungen zeigen, wie unternehmerfreundlich das Wirtschaftsumfeld<br />
ist und ob Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer es als lohnend ansehen, persönliche<br />
Risiken einzugehen und überdurchschnittliche Anstrengungen für die Verwirklichung<br />
einer persönlichen Vision zu unternehmen.<br />
PROF. DR. ROLF MEYER<br />
Der Kanton Solothurn tut sich schwer bei<br />
Unternehmensgründungen. Im <strong>schweizerische</strong>n<br />
Vergleich befindet sich Solothurn<br />
auf dem drittletzten Platz. Einzig<br />
in Uri und Bern wagen - im Vergleich<br />
zur Wohnbevölkerung - noch weniger<br />
Personen den Schritt in die Selbständigkeit.<br />
In Solothurn werden rund 50 Pro-<br />
zent weniger neue Firmen gegründet als<br />
im <strong>schweizerische</strong>n Durchschnitt. Und<br />
<strong>der</strong> Abstand zu diesem Durchschnitt<br />
vergrösserte sich in den letzten zehn<br />
Jahren kontinuierlich: Solothurn verliert<br />
weiter an Gründungsdynamik.<br />
Hinzu kommt, dass die neu gegründeten<br />
Unternehmen im Kanton Solothurn<br />
tendenziell kleiner sind als jene im<br />
<strong>schweizerische</strong>n Durchschnitt und<br />
weniger schnell wachsen, also weniger<br />
neue Stellen schaffen. Zudem hinken sie<br />
auch bezüglich Innovationen <strong>–</strong> neben<br />
<strong>der</strong> Schaffung von Arbeitsplätzen die<br />
zweite volkwirtschaftlich sehr bedeutende<br />
Rolle <strong>–</strong> hinter dem Schweizer Durschnitt<br />
her.<br />
Fehlende Gründungskultur<br />
Eine positive Gründungsdynamik wird<br />
durch eine Vielzahl unterschiedlicher,<br />
2.00<br />
1.80<br />
1.60<br />
1.40<br />
1.20<br />
1.00<br />
0.80<br />
0.60<br />
0.40<br />
0.20<br />
0.00<br />
Gründungsraten im Vergleich<br />
sich gegenseitig beeinflussen<strong>der</strong> Faktoren<br />
angetrieben, von <strong>der</strong> Fiskalpolitik<br />
über die Standortför<strong>der</strong>ung bis hin zur<br />
Forschungs- und Bildungspolitik.<br />
Die Befragung von Gründungspersonen<br />
einerseits und Anbietern von Unterstützungsangeboten<br />
(zum Beispiel Grün<strong>der</strong>zentrum<br />
in Solothurn, plug&start in Olten,<br />
GeniLEM, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung) an<strong>der</strong>erseits<br />
zeigt folgendes, wenig schmeichelndes<br />
Bild <strong>der</strong> Gründungsszene:<br />
■ Unterstützungsangebote, egal ob<br />
öffentlich o<strong>der</strong> privat, werden<br />
durchschnittlich als mässig nützlich<br />
eingestuft.<br />
■ We<strong>der</strong> an Primar- noch Sekundarschulen,<br />
Gymnasien o<strong>der</strong> Berufsschulen<br />
wird angemessen auf eine spätere<br />
berufliche Selbständigkeit vorbereitet.<br />
Einzig <strong>der</strong> Fachhochschule wird dies-<br />
bezüglich eine genügende <strong>–</strong> wenn<br />
auch nicht ausgezeichnete <strong>–</strong> Note<br />
gegeben.<br />
■ Die Einstellung <strong>der</strong> Bevölkerung zur<br />
Selbständigkeit wird als mässig<br />
gründungsfreundlich eingestuft.<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
2009<br />
■ Die politischen Rahmenbedingungen<br />
wie Steuerbelastung o<strong>der</strong> Bewilligungsverfahren<br />
werden als okay<br />
eingestuft.<br />
■ Der Zugang zu Kapital für Unternehmensgründungen<br />
wird als sehr<br />
schwierig eingeschätzt.<br />
■ Ferner wurde von den Experten<br />
bemängelt, dass es im Kanton zu<br />
wenige gute Ideen gäbe und die<br />
Leute zu selten den Mut hätten, ihre<br />
Ideen weiter zu entwickeln und in<br />
Form von innovativen Neugründungen<br />
umzusetzen.<br />
Wichtiger Einfluss <strong>der</strong> Bildung<br />
Als anwendungsorientierte Bildungsinstitution<br />
hat die Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
(FHNW) einen grossen<br />
Einfluss auf das regionale Gründungsklima.<br />
Deshalb wurden in den letzten<br />
zwei Jahren an <strong>der</strong> FHNW die Angebote<br />
in diesem Bereich deutlich ausgebaut.<br />
Das upSTART Programm geniesst dabei<br />
finanzielle Unterstützung <strong>der</strong> KTI (Kommission<br />
für Technologie und Innovation<br />
des Bundes), <strong>der</strong> Trägerkantone und<br />
<strong>der</strong> DeVigier-Stiftung:<br />
Jährliche Gründungsrate SO<br />
pro 1000 Einwohner<br />
Jährliche Gründungsrate Schweiz<br />
pro 1000 Einwohner<br />
Linear (jährliche Gründungsrate<br />
Schweiz pro 1000 Einwohner)<br />
Linear (jährliche Gründungsrate<br />
SO pro 1000 Einwohner)
Als anwendungsorientierte Bildungsinstitution hat die Hochschule für Wirtschaft mit Sitz in Olten<br />
einen grossen Einfluss auf das regionale Gründungsklima.<br />
■ Im Rahmen des upSTART Programms<br />
werden Studierende, ehemalige<br />
Studierende und Mitarbeitende für die<br />
Selbständigkeit sensibilisiert und<br />
vorbereitet. An interdisziplinären<br />
Workshops werden gemeinsam neue,<br />
möglichst innovative Geschäftsideen<br />
entwickelt, Businesspläne erarbeitet<br />
und Erfolg versprechende Geschäftsideen<br />
in <strong>der</strong> Umsetzung gecoacht.<br />
■ Unternehmerisches Denken und<br />
Handeln, Werkzeuge zur Entwicklung<br />
und Evaluation von Geschäftsideen<br />
werden verstärkt im Unterricht auf<br />
Bachelor- und Masterstufe an <strong>der</strong><br />
Hochschule für Wirtschaft integriert<br />
(zum Beispiel in den Schwerpunktsfächern<br />
Entrepreneurship, Geschäftsidee<br />
und Businessplan, Entrepreneurship<br />
and Start-up).<br />
■ Für Gründungspersonen und Führungskräfte<br />
in KMU werden spezielle<br />
<strong>Weiterbildung</strong>sangebote angeboten<br />
(CAS Entrepreneurship, CAS Unternehmensführung<br />
KMU).<br />
■ Zudem engagiert sich die FHNW im<br />
regionalen Projekt plug&start, welches<br />
von den lokalen Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungen<br />
in Olten, Zofingen und<br />
Aarau getragen wird. Dieses Projekt<br />
bietet Neufirmen kostenlose möblierte<br />
Räumlichkeiten sowie ein regelmässiges<br />
Coaching an.<br />
Flächendeckende Gründungs-<br />
för<strong>der</strong>ung aufgegleist<br />
Ziel <strong>der</strong> FHNW ist es, mehr und innovativere<br />
Unternehmensgründungen aus<br />
dem Umfeld <strong>der</strong> Fachhochschule hervorzubringen.<br />
Diese sollen auch einen<br />
Beitrag dazu leisten, das unternehmerische<br />
Klima zu verbessern. Mehr Leute<br />
sollen sich Gedanken darüber machen,<br />
welche Produkte und Dienstleistungen<br />
fehlen, attraktiver angeboten werden<br />
könnten, o<strong>der</strong> welche neue Marktchancen<br />
es gäbe und wie diese mit neuen<br />
Firmen erschlossen werden könnten.<br />
Die laufenden Bemühungen sollten<br />
idealerweise ergänzt werden durch<br />
lokale Initiativen wie plug&start in Olten<br />
und einer neu ausgerichteten kantonalen<br />
Unterstützung. Letztere ist im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Neuausschreibung <strong>der</strong><br />
Aktivitäten des bisherigen Grün<strong>der</strong>zentrums<br />
bereits aufgegleist. Wichtig ist ein<br />
sehr nie<strong>der</strong>schwelliges Angebot, das<br />
gründungswilligen Personen rasch hilft<br />
zu erkennen, ob ihre Geschäftsidee<br />
reelle Erfolgschancen hat und wie diese<br />
Erfolgschancen verbessert werden<br />
können, wie offene Fragen beantwortet<br />
und fehlende Kompetenzen erworben<br />
werden können.<br />
Die Notwendigkeit im Kanton Solothurn<br />
etwas im Bereich <strong>der</strong> Unternehmensgründungen<br />
zu unternehmen, ist gross.<br />
Der Abstand zum <strong>schweizerische</strong>n<br />
Durchschnitt muss in den nächsten<br />
Jahren wie<strong>der</strong> kleiner werden, will <strong>der</strong><br />
Kanton auch in Zukunft ein attraktiver<br />
Wirtschaftskanton sein.<br />
Nützliche Links:<br />
www.fhnw.ch/upstart<br />
Übersicht über Angebote und Studien<br />
<strong>der</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz.<br />
www.plug-and-start.ch<br />
Ein kostenloses Unterstützungsangebot<br />
in den Regionen Olten/Zofingen/Aarau.<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | SERVICE | 35<br />
DER AUTOR<br />
Prof. Dr. Rolf Meyer leitet den<br />
Kompetenzschwerpunkt Entrepreneurship<br />
an <strong>der</strong> FHNW, Hochschule<br />
für Wirtschaft in Olten. Mit upSTART<br />
bieten er und sein Team Workshops<br />
zur Entwicklung von Geschäftsideen,<br />
zur Evaluation <strong>der</strong>en Erfolgspotenzial<br />
und zur Erstellung von<br />
Business-Plänen an.<br />
Als Co-Initiator von plug&start<br />
engagiert er sich auch bei <strong>der</strong><br />
konkreten Unterstützung von Startups<br />
auch ausserhalb <strong>der</strong> FHNW.<br />
Daneben publiziert Rolf Meyer<br />
regelmässig Studien zum Gründungsgeschehen<br />
in <strong>der</strong> Schweiz,<br />
zuletzt über die Erfolgsfaktoren<br />
junger Unternehmen und die Supportaktivitäten<br />
für Start-ups in <strong>der</strong><br />
Nordwestschweiz.<br />
rolf.meyer@fhnw.ch
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Mit 17 Jahren Lizenz zum Fahren<br />
WIRTSCHAFTSFLASH | SEPTEMBER 2012 | INSIDE | 37<br />
Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG setzt sich seit Jahren dafür ein, dass möglichst<br />
viele, dem Verband angeschlossene Betriebe junge Berufsleute in die Ausbildung nehmen. Mit<br />
Erfolg. Die Kehrseite <strong>der</strong> Medaille: Es werden zu wenige Schulabgänger gefunden, die eine dreijährige<br />
Lastwagenführer-Lehre absolvieren wollen. Nun sind Bestrebungen in Gange, künftig<br />
auch eine zweijährige Lehre (EBA) anzubieten. Zwischenzeitlich muss das Begehren dem Bundesrat<br />
unterbreitet werden.<br />
JOSEPH WEIBEL (TEXT)<br />
In <strong>der</strong> Landwirtschaft können Jugendliche bereits mit 14 Jahren einen Traktor fahren.<br />
Peter Eggenschwiler, Präsident von<br />
ASTAG Solothurn, ist verzweifelt. «Da<br />
versuchen wir seit Jahren alles, um<br />
Betriebe zu finden, die Lehrstellen<br />
schaffen. Und nun bleiben diese unbesetzt.»<br />
Im Kanton Solothurn sind es<br />
konkret fünf bis sechs Betriebe, die<br />
erfolglos nach Nachwuchs Ausschau<br />
gehalten haben. Die schulische Ausbildung<br />
als Lastwagenführer ist vergleichsweise<br />
anspruchsvoll. Lernschwächere<br />
Schulabgänger sehen sich nicht selten<br />
vor schwer überwindbaren Hin<strong>der</strong>nissen;<br />
letztlich scheitern sie an <strong>der</strong> theoretischen<br />
Ausbildung.<br />
Die Post macht es vor<br />
«Es gibt noch weitere Gründe, dass die<br />
berufliche Ausbildung ins Stottern gerät»,<br />
sagt Peter Eggenschwiler. «Immer<br />
strenger werdende EURO-Normen<br />
zwingen zu hohen Anschaffungskosten<br />
von neuen Fahrzeugen. Gleichzeitig<br />
werden die Arbeitsbedingungen von<br />
LWK-Führern immer strenger und enger<br />
gefasst.» Was macht also ein Transportunternehmen?<br />
Es verstärkt seine Flotte<br />
mit Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen. Das<br />
Führen eines solchen Fahrzeugs erfor<strong>der</strong>t<br />
keine beson<strong>der</strong>e Ausbildung und das<br />
Führen <strong>der</strong> so genannten Lieferwagen<br />
ist we<strong>der</strong> an ein Nacht- noch an ein<br />
Wochenendfahrverbot gebunden.<br />
Zwischenzeitlich sind 300 000 solche<br />
Fahrzeuge in <strong>der</strong> Schweiz zugelassen,<br />
für die übrigens auch keine LSVA bezahlt<br />
werden muss. «Die Post setzt verstärkt<br />
Lieferwagen ein und spielt unter an<strong>der</strong>em<br />
eine Vorreiterrolle», so ASTAG-<br />
Präsident Eggenschwiler.<br />
EBA-Lehre für Transportgewerbe<br />
Diese Entwicklung findet <strong>der</strong> Transportunternehmer<br />
aus Balsthal nicht schlecht.<br />
ASTAG Schweiz trägt im Zuge <strong>der</strong><br />
periodisch erfor<strong>der</strong>lichen Revision <strong>der</strong><br />
brancheneigenen Berufslehre den verän<strong>der</strong>ten<br />
Umständen Rechnung und<br />
entwickelte neben <strong>der</strong> dreijährigen Lehre<br />
auch ein zweijähriges berufliches Grundausbildungsmodell<br />
mit eidgenössischem<br />
Berufsattest (EBA), das sich an schulisch<br />
schwächere Jugendliche richtet. Zwischenzeitlich<br />
gibt es für viele gewerblich<br />
und industriell orientierte Berufsbil<strong>der</strong> ein<br />
solches Angebot. Aufgrund <strong>der</strong> Entwicklung<br />
in <strong>der</strong> Nutzfahrzeugbranche drängt<br />
sich eine EBA-Lehre geradezu auf. Das<br />
Ganze hat einen nicht unwesentlichen<br />
Haken. Gallus Bürgisser, Vizedirektor und<br />
Abteilungsleiter Training und Sicherheit<br />
bei ASTAG Schweiz: «Unser Modell wird<br />
zwar als attraktiv eingestuft, ist aber<br />
damit verbunden, dass ein Lernen<strong>der</strong><br />
bereits mit 16 Jahren einen Lernfahrausweis<br />
beantragen und mit 17 die ordentliche<br />
Fahrprüfung <strong>der</strong> Kategorie BE<br />
absolvieren kann.» Dagegen erwuchs<br />
vom Bundesamt für Strassen ASTRA<br />
Wi<strong>der</strong>stand. Eine Anfrage beim Bundesamt<br />
für Berufsbildung und Technologie<br />
BBT habe ergeben, dass <strong>der</strong> Lehrbeginn<br />
in Ausnahmefällen um ein Jahr verschoben<br />
werden könne, so dass die Ausgebildeten<br />
mit 18 die Fahrprüfung ordentlich<br />
absolvieren können. Keine Freude daran<br />
hätten die Kantone, so Bürgisser, «weil<br />
für Schulabgänger, die eine zweijährige<br />
Transportlehre absolvieren wollen, ein<br />
Zwischenjahr finanziert werden muss.»<br />
Zwischenzeitlich muss das Begehren <strong>der</strong><br />
ASTAG dem Bundesrat unterbreitet<br />
werden. «Ein Entscheid», rechnet<br />
GallusBürgisser, «ist nicht vor 2013/14 zu<br />
erwarten.» Die ASTRA, so lässt das Amt<br />
verlauten, fürchte, dass aus dieser Präferenz<br />
des Transportgewerbes <strong>der</strong> gleiche<br />
Anspruch aus an<strong>der</strong>en gewerblichen<br />
Branchen erwachsen könnte. «ASTAG-<br />
Vizedirektor Bürgisser relativiert das<br />
Begehren: «Wir sprechen gesamtschweizerisch<br />
von anfänglich rund 60 Lernenden<br />
pro Jahr.»<br />
Mit 14 Jahren auf dem Traktor<br />
Auch <strong>der</strong> Solothurner Sektionspräsident<br />
Peter Eggenschwiler kann den Bedenken<br />
<strong>der</strong> ASTRA nichts abgewinnen: «In <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft fahren Jugendliche mit<br />
14 Jahren Traktor. Dafür reicht eine<br />
Theorieprüfung aus. Die Landwirtschaft<br />
greift in Transportdienstleistungen ein<br />
und bezahlt keine LSVA.» Er sehe in<br />
keiner Art und Weise ein Problem,<br />
Lernenden im Transportgewerbe die<br />
Lizenz zum Fahren früher zu erteilen.
38 | AGENDA | SEPTEMBER 2012 | WIRTSCHAFTSFLASH<br />
Freitag, 21. bis Sonntag, 30. September 2012<br />
HESO Herbstmesse Solothurn 2012<br />
Sonntag, 23. September 2012<br />
Abstimmungs-Sonntag mit drei eidgenössischen und einer kantonalen Vorlage<br />
Samstag, 29. September bis Montag, 1. Oktober 2012<br />
MIO in Olten<br />
Dienstag, 25. September 2012<br />
Was ist mein Unternehmen wert?<br />
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit BDO AG.<br />
Mövenpick Hotel Egerkingen, Egerkingen.<br />
Dienstag, 23. Oktober 2012<br />
Zoll-Seminar «Basis»<br />
Export-Wissen für «Neueinsteiger» und zum Auffrischen.<br />
Solothurner Handelskammer, Solothurn.<br />
Mittwoch, 24. Oktober 2012<br />
Persönlichkeitskompetenz <strong>–</strong> Ihr grösster Erfolgsfaktor!<br />
Entdecken und nutzen Sie das Potenzial Ihrer Persönlichkeit für Ihren Erfolg.<br />
Klubschule Migros Olten, Olten.<br />
Mittwoch, 31. Oktober 2012<br />
SwissBanking bi de Lüt<br />
Dialog zwischen Bankiervereinigung und Vertretern von Politik und Wirtschaft.<br />
Landhaus Solothurn.<br />
Donnerstag, 15. November 2012<br />
Arbeitsrechtsseminar<br />
Hotel Balsthal AG, Balsthal.<br />
Donnerstag, 22. November 2012<br />
Zoll-Seminar «Freihandelsabkommen und Ursprungsregeln»<br />
Der korrekte Ursprungsnachweis für jeden Export.<br />
Solothurner Handelskammer, Solothurn.<br />
Mittwoch, 28. November 2012<br />
Erfolgreiches Networking <strong>–</strong> Persönlich, professionell und mit Stil.<br />
Networken und <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Business Knigge in einem.<br />
Mövenpick Hotel Egerkingen, Egerkingen.<br />
INSERENTEN IN DIESER AUSGABE<br />
a.en Aare Energie AG 23 Aastra Telecom Schweiz AG 21 Abacus Research AG 31<br />
Altola AG 21 Arthur Flury AG 36 AVES Kanton Solothurn 2 Ba<strong>der</strong> AG Büro Design 27<br />
Baloise Bank SoBa 39 BDO AG 15 Berner Kantonalbank BEKB 36 Brönnimann AG 36<br />
BusPro AG 20 Credit Suisse AG 12 Emmenpark AG 29 Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Hochschule für Wirtschaft 5 Fortbildungszentrum Oberdorf 23 Fraisa SA 29<br />
GA Weissenstein GmbH 36 Genossenschaft Migros Aare 12 Home 4 you AG für<br />
Immobilien 29 Implenia Bau AG Solothurn 36 Kernkraftwerk Gögen-Däniken AG 12<br />
Kuoni Reisen AG 28 Menz AG 36 Mobilia Solothurn AG 36 Neosys AG 27 Office Care<br />
AG 14 P. Son<strong>der</strong>egger AG 39 profinance.ch AG für ERP-Software 36 Purexa GmbH 5<br />
Roth AG Gerlafingen 12 Scintilla AG 11 SIO AG 11 SIU Schweizerisches Institut für<br />
Unternehmerschulung 27 Solarcenter Muntwyler AG 23 Solothurner Handelskammer<br />
23 Solothurner Verband <strong>der</strong> Raiffeisenbanken 40 Spirig Pharma AG 29 SWICA Krankenversicherungs<br />
AG 15 UBS AG Marktgebiet Solothurn 21 Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
Kanton Solothurn 27 WS Skyworker AG 12<br />
WIRTSCHAFTSflash ist vom Verband SCHWEIZER MEDIEN<br />
als Qualitätszeitschrift zertifiziert.<br />
Das Magazin <strong>der</strong> Solothurner<br />
Wirtschaft, 33. Jahrgang.<br />
Erscheint sechsmal jährlich,<br />
alle zwei Monate.<br />
Herausgeber<br />
Solothurner Handelskammer<br />
Kantonal-Solothurnischer<br />
Gewerbeverband<br />
Verantwortlicher Ausschuss<br />
Paul Meier, pameier@sunrise.ch<br />
(Geschäftsführer)<br />
Roland Fürst, rfuerst@sohk.ch<br />
Andreas Gasche<br />
andreas.gasche@kgv-so.ch<br />
Joseph Weibel,<br />
dejo-press@bluewin.ch<br />
Redaktion<br />
Joseph Weibel, DEJO Press<br />
Buchenstrasse 101, 4500 Solothurn<br />
Telefon 058 200 48 28<br />
dejo-press@bluewin.ch<br />
Fotoredaktion<br />
Bernhard Strahm<br />
Layout<br />
www.divis.ch, 4500 Solothurn<br />
Inserate<br />
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Druckauflage 6387 Exemplare<br />
(WEMF/SW-Beglaubigung 2011).<br />
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