Der Förderverein NRW - Bereich 420 - Uniqua Deutschland eV
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IDM in Medemblik<br />
Schwarze Flaggen, blauer Himmel und ein gelbes Bändsel am Masttopp<br />
<strong>420</strong>er IDM 2011 in Medemblik am Ijsselmer<br />
Es kommt wahrscheinlich relativ selten vor,<br />
dass eine deutsche Meisterschaft im Ausland<br />
stattfindet. Was auch eher selten ist: Dass man<br />
vor der Meisterschaft noch nie mit seiner<br />
Segelpartnerin gesegelt ist.<br />
Womit beginnt so eine Meisterschaft? Mit der<br />
Meldung? Mit den Trainingstagen? Mit dem<br />
ersten Startschuss? Nun, für mich kann ich in<br />
diesem Jahr wahrscheinlich sagen, mit einem<br />
Anruf meines ehemaligen Trainers Hendrik<br />
Ismar Ende August. Ob ich nicht Lust und Zeit<br />
hätte, noch einmal für zwei Regatten einzuspringen,<br />
einmal für die WM-A in Warnemünde<br />
und dann für die deutsche Meisterschaft Mitte<br />
Oktober. Lust? Na, immer doch! Zeit? Hm,<br />
dank diverser Urlaubsverpflichtungen (ein<br />
Hoch auf die Semesterferien!) eher weniger...<br />
Egal, die Deutsche ist drin. Zwar mit späterer<br />
Anreise, aber da Fabienne, meine Steuerfrau<br />
für die Tage, auch noch Klausuren schreiben<br />
musste, passte alles prima.<br />
Mit Blick auf die Windvorhersage war ich<br />
dann auch erstmal ganz froh, die ersten<br />
Trainingstage nicht dabei zu sein. Nee, so viel<br />
Wind muss ich mir dann (bei unserem<br />
Crewgewicht von 100 Kilogramm) doch nicht<br />
antun. Als mich am Montagmorgen noch<br />
Nachrichten erreichten, es sei ein Mast gebrochen<br />
und einer verbogen, da fand ich, dass wir<br />
uns allein durch das Nicht-Segeln im Hinblick<br />
auf Materialpflege perfekt auf die Meisterschaft<br />
vorbereitet hatten.<br />
Am grauen Dienstag Nachmittag traf ich mich<br />
mit Fabienne, ihrem Bruder plus Vorschoter,<br />
um die weite Reise nach Medemblik in Holland<br />
anzutreten. Dort veranstaltete der Düsseldorfer<br />
Yacht-Club die diesjährige deutsche<br />
Meisterschaft der <strong>420</strong>er auf dem berühmtberüchtigten<br />
Ijsselmer. Auf der fünf Stunden<br />
dauernden Hinfahrt gewannen wir viele wertvolle<br />
Erkenntnisse: Frauen dürfen Schokolade<br />
essen, weil der Schokolade sonst ihre<br />
Existenzberechtigung aberkannt wird, lechts<br />
ist nicht links und nicht rechts, und rinks ist<br />
nicht rechts und nicht links. Tja, was ist es<br />
denn nun? Das fragt sich Fabienne, glaube<br />
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ich, immer noch...;) Als ich dann das Schild mit<br />
der Aufschrift "verhurt praktisch alles" sah und<br />
wir die ersten Drempel unter den Radachsen<br />
spürten, waren wir uns sicher, in Holland angekommen<br />
zu sein. Nach der Feststellung, dass<br />
doch alle niederländischen Orte gleich aussehen,<br />
und einigen haarsträubenden Wendemanövern<br />
waren wir schließlich auch am Ziel<br />
angelangt: Bungalowpark Zuiderzee. Dort<br />
hatte der Hamburger Kader (und so gut wie<br />
alle anderen Landesverbände) sein Lager aufgeschlagen.<br />
Die Bungalows waren weniger<br />
Bungalows als kleine Einfamilienhäuser -<br />
schön viel Platz, um sich auszubreiten.<br />
Am nächsten Tag sollte es dann auch für uns<br />
mit dem Training losgehen. Hochmotiviert<br />
zogen wir unsere tausend Fleecesachen,<br />
Trokos, Neos und alles, was irgendwie warm<br />
schien, an, und liefen den Kilometer bis zum<br />
Hafen (und hatten mit dieser sportlichen<br />
Leistung, wie wir fanden, auch gleich den<br />
Frühsport der nächsten fünf Tage erledigt).<br />
Dort bauten wir unser Boot auf, überprüften<br />
jede kleinste Schraube, alle Trimms, alle<br />
Markierungen... tja, bis wir irgendwann im<br />
Regen standen und einsehen mussten, dass<br />
wohl wirklich kein Wind war draußen. Da die<br />
anderen Hamburger Segler auch noch Masten<br />
zusammen bauen, Schwertlippen kleben und<br />
sonst was an ihren Booten basteln mussten,<br />
beschlossen wir, zunächst einmal zurück zu<br />
unserem Bungalow zu gehen und Mittag zu<br />
essen. Was wir nicht geplant hatten, aber trotzdem<br />
machten, war der Assi-TV-Fernseh-<br />
Marathon am Nachmittag. Abends nutzten<br />
Fabienne, ich und die zwei Neuankömmlinge<br />
Lynn und Ann-Kathrin die Größe unseres<br />
Hauses noch einmal so richtig aus, um zwei<br />
Satz Segel für die Vermessung zu trocknen.<br />
Da hingen dann Focks von Treppengeländern<br />
und Gardinenstangen, Spinnaker über<br />
Stehlampen und die Großsegel lagen als<br />
neuer weißer Teppich auf dem<br />
Wohnzimmerfußboden. Dazwischen Trokos,<br />
Neoprenanzüge, lange Unterwäsche,<br />
Lycrashirts...<br />
Nach dem Abendessen veranstaltete Henne<br />
eine Theorieeinheit, bei der noch einmal die<br />
Revierbesonderheiten (Welle!) und einige taktische<br />
(nein, stategische! oder doch taktische?<br />
Nö, strategische! Vielleicht beides?) Dinge<br />
besprochen wurden. Christians kleiner Bruder<br />
David half ihm dabei sehr, und ohne seine<br />
unermüdlichen Tipps und Tricks und<br />
Anregungen hätte Henne das bestimmt nicht<br />
so gut hinbekommen. Kleine Anmerkung:<br />
David ist acht Jahre alt.<br />
Am nächsten Tag schien die Sonne und es<br />
war Vermessung angesagt. Wie immer wollte<br />
Henne, dass wir als erste in die Vermessung<br />
gehen, damit wir schnell durch sind, und wie<br />
immer hatten ungefähr alle anderen<br />
Landesverbände den gleichen Plan.<br />
Bedeutete, dass wir stundenlang anstehen<br />
mussten, nur um in ein paar Sekunden auf<br />
unsere bereits vermessenen Sachen einen<br />
Stempel zu kriegen. Als wir durch waren und<br />
auch unser Mittagessen verzehrt hatten, war<br />
dann der schöne Wind, der Vormittags noch<br />
IDM in Medemblik<br />
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geherrscht hatte, einer ziemlichen Flaute gewichen.<br />
Na gut, vielleicht waren noch Böen mit<br />
bis zu einer Windstärke da. Egal, wir fuhren<br />
raus und kreuzten mit immer langsamer werdender<br />
Geschwindigkeit hoch. Leider entfernte<br />
sich der Wind im gleichen Maße von uns, wie<br />
wir ihm entgegen kamen. Das sah irgendwann<br />
auch Henne ein und schleppte uns zurück in<br />
den Hafen. Wir bauten also unsere Boote ab<br />
und gingen zurück zum Fernseher äääh<br />
Bungalow, wobei wir an der so gut wie leeren<br />
Vermesserhalle vorbeikamen. Hmmmm...<br />
Am nächsten Tag begann dann der Ernst des<br />
Lebens. <strong>Der</strong> Kampf um gute Ausgangspositionen<br />
an der Sliprampe begann schon<br />
früh, sodass, als wir am Clubgelände ankamen,<br />
die Boote des Hamburger Kaders die<br />
einzigen waren, die immer noch hinten in der<br />
Ecke standen. Anmerkung: Wahrscheinlich<br />
wäre es schlauer gewesen, wenn sich nicht<br />
ungefähr achtzig <strong>420</strong>er auf die eigentlich schön<br />
breite Sliprampe gestellt hätten und somit<br />
bewirkt hätten, dass nur noch ungefähr zwei bis<br />
drei Boote gleichzeitig slippen konnten...<br />
Nach einem kurzen Blick auf das Notice-<br />
Board - "jaaaa, wir dürfen das grüüüne<br />
Bändsel nehmen!" - gingen wir zuerst zur<br />
Steuermannsbesprechung und danach zur<br />
Teambesprechung. Mit unserem Kampfruf<br />
(zickezacke... und so weiter) erschreckten wir<br />
erstmal alle anderen Segler zu Tode, dann<br />
gings aufs Wasser. Ja Mann, endlich mal<br />
Segeln mit ein bisschen Wind! Um zum<br />
Wettfahrtgebiet zu kommen, musste man erstmal<br />
noch eine ziemliche Zeit segeln. Erste<br />
Chance für uns, unseren Speed mit dem der<br />
anderen zu vergleichen. Bilanz: Boah sind wir