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Approximation durch Taylorpolynome - Schüler-Uni - TU Berlin

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Ansprechpartner<br />

Markus Rausch<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong> • Fakultät II - Mathematik und Naturwissenschaften<br />

Sekretariat MA 4-1 • Straße des 17. Juni • 10623 <strong>Berlin</strong><br />

Hochschultag<br />

<strong>Approximation</strong> <strong>durch</strong> <strong>Taylorpolynome</strong><br />

Im Rahmen der <strong>Schüler</strong>innen- und <strong>Schüler</strong>-<strong>Uni</strong> an der Fakultät II<br />

der Technischen <strong>Uni</strong>versität <strong>Berlin</strong><br />

Marcel König, Filiz Büyükcaglar und Markus Rausch<br />

10. September 2009<br />

E-Mail<br />

rausch@math.tu-berlin.de<br />

Web<br />

www.schuluni.tu-berlin.de<br />

1 Grundlagen 1<br />

2 <strong>Taylorpolynome</strong> 1<br />

3 Restglied 2<br />

3.1 Lagrange’sche Form des Restglieds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

4 Aufgaben 5<br />

5 Lösungen 5<br />

Diese Arbeit ist im Rahmen eines <strong>Schüler</strong>praktikums entstanden.<br />

Verfasser: Lukas Richter


<strong>Taylorpolynome</strong> Seite 1<br />

1 Grundlagen<br />

Funktionen sind im Allgemeinen schwer handhabbar. Bereits das Ausrechnen des Funktionswertes f (x) an<br />

einer Stelle x kann Probleme bereiten. Zum Beispiel lässt sich bei der Funktion f (x) = ex per Hand nur<br />

schwer ein Funktionswert ermitteln. Weitere Beispiele sind die Sinus- und Cosinus-Funktionen. Auch hier<br />

sind konkrete Funktionswerte nur schwer ermittelbar. Der Taschenrechner kann auch nur eine begrenzte<br />

Anzahl an Zeichen anzeigen, es reicht also, wenn er eine Annäherung berechnet. Auch in der Physik kann<br />

es ausreichend sein, mit einfachen Annäherungen statt mit komplizierten Formeln zu arbeiten. Die oben<br />

genannten Funktionen haben eine Besonderheit: sie sind differenzierbar. Das heisst, dass in jedem Punkt<br />

x0 der Differentialquotient<br />

f (x) − f (x0)<br />

lim<br />

x→x0 x − x0<br />

existiert.<br />

Wenn es nun erwünscht ist, die Ännäherung an einem Punkt x0 zu haben, dann bietet es sich an, die<br />

Tangente an diesen Punkt zu nehmen. Diese ist ein lineare Funktion der Form f (x) = m · x + n. Im<br />

Punkt x0 stimmt diese zwar mit der ursprünglichen Funktion überein, für den Rest der Funktion bietet sie<br />

aber im Allgemeinen keine gute Annäherung. Eine bessere Methode fanden Brook Taylor (1685-1731) und<br />

Colin Maclaurin (1698-1746). Sie fanden eine Möglichkeit, differenzierbare Funktionen <strong>durch</strong> Polynome,<br />

sogenannte <strong>Taylorpolynome</strong>, anzunähern. Ein Polynom hat die Form<br />

p(x) :=<br />

n�<br />

k=0<br />

akx k = a0 + a1x + a2x 2 + ... + anx n<br />

wobei gilt, dass ai ∈ �. Das Summensymbol �n k=0 bedeutet, dass beginnend mit k = 0 der hinter dem<br />

Summenzeichen stehende Term addiert wird und dabei jedes mal k um eins erhöht wird, bis es n erreicht.<br />

Also ist zum Beispiel<br />

Beispiel 1.<br />

n�<br />

k = 0 + 1 + 2 + ... + n<br />

k=0<br />

Polynome sind einfach ausrechenbar, problemlos differenzierbar und integrierbar. <strong>Taylorpolynome</strong> sind von<br />

einem Punkt x0, dem Entwicklungspunkt abhängig. Sie bieten in einem kleinen Intervall meist eine gute<br />

Annäherung an die Ausgangsfunktion. Entfernt man sich allerdings weiter vom Entwicklungspunkt, wird die<br />

Annäherung schlechter.<br />

2 <strong>Taylorpolynome</strong><br />

Definition 1. Sei f eine n-mal differenzierbare Funktion und x0 ein Punkt, dann wird das n-te Taylorpolynom<br />

zum Entwicklungspunkt x0 definiert <strong>durch</strong>:<br />

Tnf (x) :=<br />

n�<br />

k=0<br />

f (k) (x0)<br />

(x − x0)<br />

k!<br />

k = f (x0) + f ′ (x0)(x − x0) + 1<br />

2 f ′′ (x0)(x − x0) 2 + ... + f (n) (x0)<br />

n!<br />

Dabei bezeichnet f (n) die n-te Ableitung von f und n! die n-te Fakultät. Diese ist definiert <strong>durch</strong><br />

n! := 1 · 2 · 3 · ... · n<br />

(x − x0) n<br />

Beispiel 2. Seien f (x) := 1 + x + x 2 und x0 := 0, x1 := 2 Entwicklungspunkte. Berechne das zweite<br />

Taylorpolynom zu den Entwicklungspunkten x0 und x1.


<strong>Taylorpolynome</strong> Seite 2<br />

Zunächst werden die erste und zweite Ableitung benötigt. Wie leicht nachzurechnen ist, gilt:<br />

f ′ (x) = 1 + 2x, f ′′ (x) = 2<br />

Wir setzten nun den Punkt x0 = 0 in die Definition für das Taylorpolynom ein und fassen zusammen<br />

T2f (x) =<br />

Selbiges tun wir für den Punkt x1 = 2<br />

T2f (x) =<br />

f (0)<br />

0! (x − 0)0 + f ′ (0)<br />

1! (x − 0)1 + 1<br />

2! f ′′ (0)(x − 0) 2 = 1 + x + x 2<br />

f (2)<br />

0! (x − 2)0 + f ′ (2)<br />

1! (x − 2)1 + 1<br />

2! f ′′ (2)(x − 2) 2 = 7 + 5(x − 2) + (x − 2) 2 = 1 + x + x 2<br />

Wir sehen, dass das zweite Taylorpolynom sowohl zum Entwicklungspunkt x0 = 0 als auch zum Entwicklungspunkt<br />

x1 = 2 mit der ursprünglichen Funktion übereinstimmt.<br />

3 Restglied<br />

Im letzten Beispiel stimmte das Taylorpolynom mit der ursprünglichen Funktion überein. Dies ist nicht immer<br />

so, besonders dann nicht, wenn die Ausgangsfunktion kein Polynom ist. In diesem Fall ist es interessant zu<br />

wissen, um wie viel das Taylorpolynom von der ursprünglichen Funktion abweicht. Besonders bei praktischen<br />

Anwendungen kann es sein, dass die Abweichung einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten darf. So<br />

sollte zum Beispiel die Abweichung bei einem Taschenrechner, der das Ergebnis auf 8 Stellen genau angibt,<br />

kleiner als 10 −8 sein. Um diese Abweichung gut ausdrücken zu können, wird ein Restglied R n(x) eingeführt.<br />

Dieses klären wir in folgender<br />

Definition 2.<br />

Rn(x) := f (x) − Tnf (x)<br />

Es ist, wie leicht zu erkennen, sowohl von dem Grad des Taylorpolynoms als auch von der Stelle x abhängig.<br />

Zum konkreten Abschätzen des Restglieds gibt es verschiedene Wege. Ist die Funktion nicht nur n-mal<br />

differenzierbar, wie für das Taylorpolynom vorrausgesetzt, sondern n + 1-mal differenzierbar lässt sich die<br />

Restgliedabschätzung nach Lagrange <strong>durch</strong>führen. Diese ist meistens einfach <strong>durch</strong>führbar und liefert eine<br />

gute Abschätzung.<br />

3.1 Lagrange’sche Form des Restglieds<br />

Satz 1. Ist f n + 1-mal differenzierbar dann existiert zu jedem x �= x0 ein c zwischen x0 und x, so dass gilt:<br />

Rn(x) = f (n+1) (c) n+1<br />

(x − x0)<br />

(n + 1)!<br />

Wir wollen diese Aussage nun Beweisen. Dazu wird der zweite Mittelwertsatz benötigt. Dieser besagt:<br />

Satz 2. Seien f , g auf einem Intervall I := (a, b) differenzierbar und g ′ (x) �= 0 in I. Dann existiert ein<br />

Punkt c in I, so dass gilt:<br />

f ′ (c)<br />

g ′ f (b) − f (a)<br />

=<br />

(c) g(b) − g(a)<br />

Hierbei lässt sich der linke Teil als das Verhältnis des Anstiegs der Tangenten an die Funktionen f und g<br />

im Punkt c verstehen. Die rechte Seite kann man als Verhältnis des Anstiegs der Sekanten von f und g<br />

zwischen a und b verstehen. Der Satz sagt aus, dass, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind, immer ein c<br />

existiert, so dass die rechte gleich der linken Seite ist.


<strong>Taylorpolynome</strong> Seite 3<br />

Beweis. Wir beginnen den Beweis von Satz 1 damit, dass wir Definition 2 nach f (x) umstellen. Und Rn(x)<br />

mit 1 =<br />

(x−x0) n+1<br />

(x−x0) n+1 multiplizieren. Da laut Vorraussetzung x �= x0 ist, darf mit<br />

Rn(x) := f (x) − Tnf (x) ⇒ f (x) = Tnf (x) + Rn(x) = Tnf (x) +<br />

Nun betrachten wir das Taylorpolynom an der Stelle x0.<br />

Tnf (x0) =<br />

n�<br />

k=0<br />

f (k) (x0)<br />

(x0 − x0)<br />

k!<br />

k =<br />

n�<br />

k=0<br />

Daraus können wir für das Restglied an der Stelle x0 folgern, dass<br />

(x−x0) n+1<br />

(x−x0) n+1 multipliziert werden.<br />

Rn(x)<br />

n+1<br />

(x − x0)<br />

(x − x0) n+1<br />

f (k) (x0)<br />

0<br />

k!<br />

k = f (x0)<br />

Rn(x0) = f (x0) − Tnf (x0) = f (x0) − f (x0) = 0<br />

gilt.<br />

Wir sehen also, dass sowohl Rn(x0) = 0 als auch das (x0 − x0) n+1 = 0 für n > 0, daraus folgt<br />

g(x) :=<br />

Rn(x)<br />

=<br />

(x − x0) n+1<br />

Rn(x) − Rn(x0)<br />

(x − x0) n+1 − (x0 − x0) n+1<br />

Jetzt dürfen wir den zweiten Mittelwertsatz anwenden, da ((x −x0) n+1 ) ′ = (n +1)(x −x0) n �= 0 für x �= x0.<br />

Es existiert also ein c1 zwischen x und x0, so dass gilt<br />

g(x) =<br />

Rn(x) − Rn(x0)<br />

(x − x0) n+1 =<br />

− (x0 − x0) n+1<br />

Wenden wir nun den zweiten Mittelwertsatz n + 1-mal an, erhalten wir<br />

g(x) =<br />

=<br />

=.<br />

=<br />

R ′ n(c1)<br />

(n + 1)(c1 − x0) n<br />

R ′′<br />

n(c2)<br />

n(n + 1)(c2 − x0) n<br />

R (n+1)<br />

n (cn+1)<br />

1 · 2 · 3 · ... · n · (n + 1)<br />

R ′ n(c1)<br />

(n + 1)(c1 − x0) n<br />

Der Nenner lässt sich nach der Definition der Fakultät zu (n + 1)! zusammenfassen. Für die (n + 1)-te<br />

Ableitung von R n(x) gilt<br />

R (n+1)<br />

n (x) = (f (x) − Tnf (x)) (n+1) = f (n+1) (x) − Tnf (n+1) (x)<br />

da Tnf (x) ein Polynom mit Grad n ist, gilt für die n+1-te Ableitung Tnf (n+1) (x) = 0 und damit R (n+1)<br />

n (x) =<br />

f (n+1) (x). Also ist<br />

g(x) = f (n+1) (cn+1)<br />

(n + 1)!<br />

Und damit nach Definition von g(x)<br />

Umstellen ergibt für c := cn+1<br />

Rn(x)<br />

(x − x0) n+1 = f (n+1) (cn+1)<br />

(n + 1)!<br />

Rn(x) = f (n+1) (c) n+1<br />

(x − x0)<br />

(n + 1)!


<strong>Taylorpolynome</strong> Seite 4<br />

Literatur<br />

[FRI] K. Fritzsche: Grundkurs Analysis 1: Differentiation und Integration in einer Veränderlichen,<br />

2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008<br />

[FUR] P. Furlan: Das Gelbe Rechenbuch 1, 1. Auflage, Martina Furlan Verlag, Dortmund 1995


<strong>Taylorpolynome</strong> Seite 5<br />

4 Aufgaben<br />

Aufgabe 1. Sei f : � → �, x ↦→ e x . Berechne das 3. und 4. Taylorpolynom zum Entwicklungspunkt<br />

x0 := 0 und bestimme jeweils die maximale Abweichung in den Intervallen (0, 0.1], (0, 1] und (0, 10].<br />

5 Lösungen<br />

Lösung 1. Zunächst werden die benötigten Ableitungen berechnet:<br />

f ′ (x) = e x , f ′′ (x) = e x , f ′′′ (x) = e x<br />

Nun wird das dritte Taylorpolynom zum Entwicklungspunkt x0 = 0 aufgestellt:<br />

T3f (x) = 1 1<br />

f (0) +<br />

0! 1! f ′ (0)(x − 0) + 1<br />

2! f ′′ (0)(x − 0) 2 + 1<br />

3! f ′′′ (0)(x − 0) 3 = 1 + x + 1<br />

2 x 2 + 1 3<br />

x<br />

6<br />

Restgliedabschätzung:<br />

Für die Restgliedabschätzung wird zusätzlich die 4. Ableitung f (4) (x) = e x gebraucht. Mit der Restgliedabschätzung<br />

nach Lagrange folgt:<br />

R3(x) = f (3+1) (c)<br />

(3 + 1)! (x − 0)3+1 = ec 4<br />

x<br />

24<br />

Nun suchen wir den größten Wert, den das Restglied annehmen kann. Dieser hängt von x und c ab. x 4<br />

wächst für x > 0 bei zunehmendem x. Wir wählen also für x den größten Wert aus dem Intervall. e c<br />

wächst ebenfalls bei zunehmendem c, wir wählen also auch hier den größtmöglichen Wert für c.<br />

Es gilt also:<br />

Für das 4. Taylorpolynom gilt:<br />

Restglied:<br />

x ∈ (0, 0.1] R3(x) ≤ e0.1<br />

24 (0.1)4 ≈ 4.6 × 10 −6<br />

x ∈ (0, 1] R3(x) ≤ e1<br />

24 14 ≈ 0.11<br />

x ∈ (0, 10] R3(x) ≤ e10<br />

24 104 ≈ 9177694<br />

T4f (x) = 1 + x + 1<br />

2 x 2 + 1<br />

6 x 3 + 1 4<br />

x<br />

24<br />

R4(x) = ec 5<br />

x<br />

5!<br />

Das Restglied ist wieder für große x und c am größten. Es gilt also:<br />

x ∈ (0, 0.1] R4(x) ≤ e0.1<br />

5! 0.15 ≈ 9.2x10 −8<br />

x ∈ (0, 1] R4(x) ≤ e1<br />

5! 15 ≈ 0.022<br />

x ∈ (0, 10] R4(x) ≤ e10<br />

5! 105 ≈ 18355388

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