März, April und Mai 2011 - Evang. Kgm. Vorgebirge
März, April und Mai 2011 - Evang. Kgm. Vorgebirge
März, April und Mai 2011 - Evang. Kgm. Vorgebirge
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BERICHTE 13<br />
Aus der Sozialberatung<br />
Die Altersarmut wird spürbar zunehmen<br />
Die Zahl der Beratungen blieb im Jahr 2010 gleich hoch wie im Jahr zuvor, jedoch<br />
beobachte ich einen deutlichen Anstieg bei dem Personenkreis, der versucht, durch<br />
Arbeit seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, aber wegen niedriger St<strong>und</strong>enlöhne,<br />
fehlender Qualifikation, Krankheit oder familiärer Probleme kein ausreichendes<br />
Einkommen erzielt. Es sind meist Menschen zwischen 40 <strong>und</strong> 60 Jahren, die schon<br />
seit vielen Jahren Lücken im Erwerbsverlauf haben <strong>und</strong> wenig in die Rentenkasse<br />
einzahlen.<br />
Für alle gilt, dass sie keine ausreichenden Altersrenten erhalten werden, sich also die<br />
Armut auch im Alter fortsetzen wird. Manche haben Schulden, die sie nur noch durch<br />
eine Privatinsolvenz loswerden können. Das fällt vielen aber schwer. Sie wollen ihre<br />
Schulden abbezahlen, versuchen zu sparen, wo es nur geht, zum Teil beim Essen oder<br />
bei der Ges<strong>und</strong>heit. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Gr<strong>und</strong>sätze ges<strong>und</strong>er<br />
Ernährung <strong>und</strong> Lebensführung keine Bedeutung haben, wenn Schulden <strong>und</strong> Armut<br />
den Lebensmut nehmen. Über 20 Prozent aller Haushalte in Deutschland gelten als<br />
arm, denn sie haben weniger als 800 Euro im Monat zur Verfügung. Dies gilt auch für<br />
Bornheim, <strong>und</strong> ich sehe mit Sorge in die Zukunft, wenn diese Menschen aus ihren<br />
unsicheren Arbeitsverhältnissen ausscheiden <strong>und</strong> Altersrente beantragen. Sie werden<br />
auch im Alter auf Sozialleistungen oder Wohngeld angewiesen sein. Die Frage, wer<br />
diese Sozialleistungen erwirtschaften soll, wenn die Zahl der Erwerbstätigen weiter<br />
sinkt, steht bedrohlich im Raum. All dies bedrückt mich manchmal, doch es gibt auch<br />
immer wieder Momente, wo ich mich freue, wenn mir Klienten berichten, was sie seit<br />
dem ersten Gesprächstermin der Sozialberatung unternommen haben, um ihre Probleme<br />
zu lösen.<br />
Eine kleine Erfolgsgeschichte ist für mich die Gründung der Arbeitsloseninitiative<br />
„Sprungbrett“, die im Februar <strong>2011</strong> ihr erstes Treffen in Bornheim organisierte. Eine<br />
Gruppe von 4 bis 6 K<strong>und</strong>en der Lebeka Bornheim wandte sich schon im vergangenen<br />
Sommer mit der Bitte um Unterstützung für ihre Idee an mich. Sie wollten einen<br />
Treffpunkt für Menschen gründen, die arbeitslos sind, kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
haben. Ziel der Gruppe ist es, kostengünstige Freizeitaktivitäten anzubieten,<br />
Informationen auszutauschen, andere aus ihrer Isolation zu locken, ein paar schöne<br />
<strong>und</strong> unbeschwerte St<strong>und</strong>en zu verbringen. Ich habe mich über diese Idee sehr gefreut<br />
<strong>und</strong> halte sie für wichtig, denn Menschen ohne ausreichendes Einkommen sind<br />
von vielen Veranstaltungen ausgeschlossen Es wird spannend, welches Programm die<br />
Sprungbrettleute auf die Beine stellen, <strong>und</strong> ich werde die Entwicklung beobachten<br />
<strong>und</strong> unterstützen.