März, April und Mai 2011 - Evang. Kgm. Vorgebirge

ANDACHT 3
Frühlingserwachen
Liebe Gemeinde,
der Monat März gilt als die Zeit des Umbruchs: Der Winter wird besiegt, die
Brachzeit geht zu Ende, der Frühling hält leise Einzug. In einem Gedicht von
Ina Seidel spüre ich etwas von diesem Umbruch:
„Durch die frühe Dämmerung geh ich ganz in Träumen hin,
und ich weiß es nicht, warum ich so still und selig bin.
Dass mein Herz ganz hold und leicht wie ein Veilchenstrauß sich trägt,
plötzlich überkommt es mich: horch, die erste Amsel schlägt.“
„Horch!“ Höre! Lausche! Das Anschlagen der ersten Amsel in der Frühe des
Tages ist solch ein Zeichen, dass etwas Neues kommt. Erstes Frühlingserwachen
kündigt sich an. Für mich ist es ein zarter Hinweis auf einen Größeren.
Gott, so weiß ich, spricht auf mannigfache Weise zu uns. Manchmal fehlt es
uns nur am richtigen Hören und Lauschen. Vielleicht hat dies Eduard Mörike
gemeint, als er dichtete: „Horch, von fern ein süßer Harfenton! Frühling, ja du
bist’s! Dich hab ich vernommen!“
Wie wird es Frühling in uns? Frühling in unseren Herzen? Wo vernehmen und
hören wir den Harfenton, der unsere Seele zum Schwingen und Klingen bringt?
Das Kirchenjahr kann uns hier weiterführen. Der 3. Sonntag im März – ein Tag
vor dem kalendarischen Frühlingsanfang – heißt Reminiscere: „Erinnere dich
daran“, was Gott dir Gutes getan hat in deinem Leben. Im Erinnern steckt die
Kraft des spirituellen Frühlingserwachens. Wir spüren, dass in allen Umbrüchen
und Neuanfängen Gott bei uns anklopft, zu uns spricht und zu uns
kommt. Reminiscere: „Erinnere dich daran, was Gott dir Gutes getan hat.“
Horch! Höre! Lausche! Denke darüber nach! Dann kann dein Herz ruhig, gelassen
und dankbar werden. Dies gibt dir Kraft, wieder neu anzufangen, nach
vorne zu schauen, wieder auf einen neuen Frühling in deinem Leben zu hoffen.
Horch, von fern ein Glockenschlag. Ostern naht, ein neuer Tag.
Es grüßt Sie ganz herzlich
Ihre Pfarrerin Susanne Back-Bauer