allgäuALTERNATIV Frühjahrsausgabe 2017
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Ausgabe 1/<strong>2017</strong><br />
Schutzgebühr: 4,- Euro<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz<br />
E-Mobil: Fliegen mit Wasserstoff<br />
Energie: So sparen Sie im Haushalt<br />
Schwerpunkt: Projekte entlang der Iller
Editorial<br />
Globale Probleme?<br />
Nur gemeinsam lösbar!<br />
Im Jahr 2050 werden fast zehn Milliarden Menschen<br />
auf der Erde leben. Allein in Afrika wird<br />
sich die Zahl der Menschen bis 2050 verdoppeln.<br />
Jeder Einzelne braucht täglich Nahrung, Wasser, Energie.<br />
Für uns in Europa ist dies selbstverständlich – drei,<br />
vier Mahlzeiten am Tag, sauberes Trinkwasser, Strom,<br />
eine warme Wohnung. Dafür verbrauchen wir in den<br />
reichen Ländern 80 Prozent der Ressourcen und sind<br />
für zwei Drittel der weltweiten Umweltverschmutzung<br />
verantwortlich.<br />
Was heißt das für uns? Müssen wir verhindern,<br />
dass die Menschen in Entwicklungsländern sich unserem<br />
Lebensstandard annähern? Haben wir mehr<br />
Recht auf diesen Lebensstil als sie? Natürlich nicht! Im<br />
Gegenteil: Wenn es uns nicht gelingt, die zunehmende<br />
Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern, dann<br />
werden sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />
noch viel mehr Menschen auf den Weg nach<br />
Europa machen, gerade auch aus Afrika.<br />
Wir stehen also vor einer Herkulesaufgabe: Wir<br />
müssen einerseits bei uns selbst anfangen, unseren<br />
Ressourcenverbrauch senken, unseren Lebensstil<br />
nachhaltiger gestalten – und gleichzeitig dafür sorgen,<br />
dass weniger entwickelte Länder ihren wachsenden<br />
Bedarf an Ressourcen und Energie decken können,<br />
ohne dabei unsere Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.<br />
Dass dies möglich ist, zeigen wir längst, beispielsweise<br />
in Marokko.<br />
Dort steht das weltgrößte und modernste Solarkraftwerk,<br />
mitten in der Wüste, in Ouarzazate – gebaut<br />
mit unserer finanziellen Unterstützung, Turbinen und<br />
Parabolspiegel kommen von deutschen Unternehmen.<br />
Eine Million Menschen wird das Solarkraftwerk mit<br />
grünem Strom versorgen – Marokko macht vor, wie<br />
die afrikanische Energiewende gelingen kann. Neunzig<br />
Prozent der Mittel, die Deutschland weltweit in<br />
den Klimaschutz steckt, kommen aus meinem Minis -<br />
terium, jährlich zwei Milliarden Euro. Die sind gut<br />
eingesetzt: Wir sparen damit rund um den Globus so<br />
viel Kohlendioxid ein, wie Landwirtschaft und Verkehr<br />
zusammen in Deutschland ausstoßen!<br />
Wir dürfen nicht kapitulieren!<br />
Es reicht nicht, nur in Deutschland für den Klimaschutz<br />
zu kämpfen – wir alle brauchen Luft zum<br />
Atmen, das Klima kennt keine Grenzen. Und der Klimawandel<br />
trifft ausgerechnet die Menschen und Regionen<br />
am härtesten, die die geringste Schuld daran<br />
haben. Klimawandel macht Entwicklung zunichte,<br />
heizt Krisen und Kriege an – und treibt Menschen in<br />
Foto: BMZ/Photothek.de<br />
die Flucht. Bis zu 200 Millionen Menschen könnten<br />
zu Klimaflüchtlingen werden, sagen Experten – weil<br />
steigende Meeresspiegel ganze Landstriche überfluten,<br />
das Salzwasser die Böden versalzt und dort nichts<br />
mehr wächst. Weil ausbleibender Regen die Ernte verdorren<br />
lässt. Weil das Vieh kein Futter mehr findet.<br />
Weil Menschen und Tiere verhungern.<br />
Ganz eng mit der Klimafrage verknüpft ist die<br />
Ernährung: Unser Ziel ist eine Welt ohne Hunger –<br />
wir müssen und wir können es schaffen, alle Menschen<br />
auf dieser Erde satt zu machen. Dafür müssen<br />
die weltweiten Erträge in den nächsten dreißig Jahren<br />
um sechzig Prozent steigen – und das trotz schrumpfender<br />
landwirtschaftlicher Flächen und trotz des voranschreitenden<br />
Klimawandels. Auch das ist möglich,<br />
wie unsere Arbeit zeigt: dank neuer und nachhaltiger<br />
Anbaumethoden, die wir in über einem Dutzend Innovationszentren<br />
in Afrika und Indien erproben und<br />
vor allem verbreiten. So können wir zum Beispiel<br />
Reis ernten verdoppeln, sogar verdreifachen – nur<br />
durch den Austausch von Wissen, Sorten, Saatgut, die<br />
bereits vorhanden sind.<br />
All dies sind Beispiele, die uns zeigen, dass wir<br />
vor den globalen Herausforderungen nicht kapitulieren<br />
dürfen. Wir können unsere Welt gemeinsam gerecht<br />
gestalten. Mit der Technologie des 21. Jahrhunderts<br />
und der Erkenntnis, dass wir alle in einer Welt<br />
leben, für die jeder Einzelne Verantwortung trägt.<br />
Dr. Gerd Müller, Bundesminister für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
Bundesminister Dr. Gerd Müller<br />
zu Besuch beim größten und<br />
modernsten Solarkraftwerk in<br />
Ouarzazate, Marokko<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
3
Inhalt<br />
Impressum<br />
Verlag und Herstellung:<br />
Verlag HEPHAISTOS,<br />
EDITION ALLGÄU<br />
Lachener Weg 2,<br />
87509 Immenstadt-<br />
Werdenstein<br />
Tel. 08379/728616,<br />
Fax 08379/728018<br />
info@heimat-allgaeu.info<br />
www.allgaeu-alternativ.de<br />
14<br />
Herausgeber:<br />
Peter Elgaß<br />
Redaktion:<br />
Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />
Thomas Niehörster,<br />
Claudia Schöwe,<br />
Annette Müller<br />
Gekennzeichnete Beiträge<br />
stellen die Meinung des<br />
Ver fassers, nicht aber des<br />
Verlages dar.<br />
Layout:<br />
Bianca Elgaß,<br />
Ramona Klein<br />
Anzeigen:<br />
Sven Abend (Ltg.),<br />
Katharina Böttger,<br />
Carolin Mathes,<br />
Sarah Wohlketzetter,<br />
Tel. 08379/728616;<br />
gültige Anzeigenpreisliste:<br />
1/2010<br />
Bankverbindung Verlag:<br />
Raiffeisenbank Oberallgäu-<br />
Süd eG, IBAN:<br />
DE97733699200007126999<br />
BIC: GENODEF1SFO<br />
Fotos: HBC/Stefan Settele, Fotoatelier Hegge, Uwe Kießling, Thomas Niehörster; Titelfotos: DLR, djd/Wärme+/Stiebel Eltron, Abt Sportsline, Rainer Retzlaff<br />
70 50<br />
18<br />
68<br />
4 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Editorial Seite 3<br />
Bauen<br />
Logistikhalle mit Atmosphäre Seite 6<br />
Gegensätze nutzen Seite 10<br />
Die »starken Platten« Seite 12<br />
Mobilität<br />
Lautlos zur Hochzeit Seite 14<br />
Er brummt nicht mehr Seite 18<br />
Geflügeltes Elektro-Taxi Seite 22<br />
Mächlerstory<br />
Der Ellenator aus Dösingen Seite 20<br />
Ausbildung<br />
Technik hautnah erleben Seite 25<br />
E-Mobil<br />
Basis von Abt Sportsline Seite 26<br />
Meldungen<br />
»Holzbau Kompakt« Seite 30<br />
Großer Erfolg für Hochschule Kempten Seite 30<br />
Bildungsbeauftragter für Klimaschutz Seite 30<br />
Das Allgäu als Vorbild Seite 31<br />
Kunst in einem Beratungsunternehmen Seite 32<br />
Billig und trotzdem top – F64 kann’s Seite 32<br />
E-Autos im Einsatz für das Gute Seite 33<br />
Erfolgsrezept: Passivhauskonzept Seite 33<br />
Informationen schwarz auf weiß Seite 34<br />
Ein E-Bike zum Abschied Seite 34<br />
SCHNELL Motoren AG ist gerettet Seite 34<br />
Neue Stromer für schwere Lasten Seite 35<br />
Klein, aber hochwirksam Seite 36<br />
Preis für umweltfreundliche Mähtechnik Seite 36<br />
Eine gute Zwischenlösung Seite 36<br />
Setzen Sie ein Zeichen für den Klimaschutz Seite 37<br />
Gentechnikfrei in die Zukunft Seite 38<br />
Altbautage auf dem Hochschulgelände Seite 38<br />
Windrad und Wasserturbine im MiniformatSeite 38<br />
Zukunftsthema: Mobilität am Bodensee Seite 39<br />
Klimaschutz<br />
Vorbildliches Allgäu Seite 40<br />
Spaß und Sensibilisierung Seite 72<br />
Energie<br />
Es werde Licht Seite 41<br />
Bürger tauschen sich aus Seite 54<br />
Ehrung<br />
Das Allgäu ist Vorreiter Seite 42<br />
Energie sparen<br />
Wie alt ist Ihr Boiler? Seite 44<br />
»Aus« für alte Heizungen? Seite 46<br />
Kostenbremse in Betrieben Seite 49<br />
Studium<br />
Die Zukunft beginnt jetzt Seite 50<br />
Förderung<br />
Schub für Energieforschung Seite 53<br />
Energiezukunft<br />
Ganz vorne mit dabei Seite 56<br />
Holz<br />
Ein Projekt für die Zukunft Seite 59<br />
Wasserkraft<br />
Strom aus Trinkwasser Seite 60<br />
Viel Wind um Wasserkraft Seite 62<br />
Es geht um viel Kies Seite 66<br />
Eine Betonkugel unter Wasser Seite 68<br />
Natur<br />
Die Erhaltung der Streuwiesen Seite 70<br />
Tipp<br />
Thermografie selber machen Seite 74<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste<br />
Ausgabe ist der 29. Mai <strong>2017</strong><br />
Anzeige<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
5
Bauen<br />
Logistikhalle mit Atmosphäre<br />
Holz im Gewerbebau in Leutkirch<br />
Der Neubau des Logistikzentrums für elobau Sensor Technology in Leutkirch dient<br />
der Erweiterung des bestehenden Standortes. Es entstand eine Büro- und Logistikhalle<br />
mit besonderer Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Unbestritten hat dieser Bau eine<br />
starke Öffentlichkeitswirkung für den Bauherrn und die beteiligten Gewerke. Denn<br />
das Gebäude wurde in reiner Holzbauweise im Energie-Plus-Standard errichtet und<br />
hat darüber hinaus eine außergewöhnliche Fassadengestaltung.<br />
Fassadenstruktur: Detail<br />
Fassade Südwest<br />
Die Firma elobau ist ein dynamisches und<br />
stark wachsendes Unternehmen mit zwei<br />
Standorten in Leutkirch. Mit dem Neubau<br />
des Logistikzentrums als Erweiterung des Werkes II<br />
soll die gesamte Logistik gebündelt werden. Das Werk<br />
II besteht aus Produktions-, Labor- und Bürobereichen<br />
mit ca. 6800 Quadratmetern Grundfläche am<br />
Rand des Gewerbegebietes.<br />
Der Wunschbaustoff: Holz<br />
Gewünscht waren warme Atmosphäre von Holz,<br />
reichlich Tageslicht und gute Luft: So, wie Menschen<br />
6<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
gerne wohnen, so sollen sie hier auch arbeiten können.<br />
Alle sichtbaren Oberflächen im Hallenbereich sind aus<br />
Holz. Man kann das Holz sehen, fühlen und riechen.<br />
Im Bürobereich schaffen raumhohe Fenster und die<br />
Raumhöhe selbst eine lichte Atmosphäre. Das Holz<br />
sorgt neben seinen ökologischen Vorteilen auch für<br />
ein angenehmes Raumklima: Es reguliert die Luftfeuchtigkeit<br />
und nimmt Schadstoffe aus der Atemluft<br />
auf. In der Halle arbeiten ständig 25 Menschen, im<br />
Büro ebenso viele. In großzügigen »Treffpunkten« versorgen<br />
sich die Mitarbeiter mit Getränken, frischem<br />
Obst und leben informelle Kommunikation. Die hohe<br />
Gestaltungsqualität, ausgesuchte Materialien und das<br />
soziale Engagement des Unternehmers schaffen eine<br />
hohe Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz.<br />
Holz als CO2-neutraler Baustoff<br />
Der Bauherr wünschte sich ein umweltfreundliches<br />
Gebäude mit einem kleinen CO2-Fußabdruck. Die Halle<br />
ist als reine Holzkonstruktion schon in der Erstellung<br />
klimaneutral. Holz entzieht der Atmosphäre während<br />
seines Wachstums mehr CO2, als bei seiner Verarbeitung<br />
zu Schnittholz oder Holzwerkstoffen freigesetzt wird.<br />
Das Hallentragwerk überspannt mit schmalen<br />
Leimbindern 25 Meter bei einem Achsabstand von<br />
zweieinhalb Metern, der von einer Sperrholzplatte<br />
überdeckt wird. Die Wände wurden als vorgefertigte<br />
Ständerwände erstellt, deren innere Schale eine Sperrholzplatte<br />
mit Sichtoberfläche ist.<br />
Auch der zweigeschossige Büroteil wurde komplett<br />
in Holzbauweise erstellt. Raumhohe Fenster<br />
schaffen ein großzügiges, helles Raumklima. Doppelböden<br />
und Akustikdecken stellen Flexibilität und Ergonomie<br />
für den Büroalltag sicher.<br />
Die Projektbeteiligten<br />
Bauherr:<br />
Elobau Sensor Technology, Leutkirch<br />
Architekt:<br />
F64 Architekten BDA, Kempten<br />
www.f64architekten.de<br />
Energie- und Klimakonzept:<br />
Transsolar Energietechnik, München<br />
Fassade die auffällt und bewegt<br />
Um dem Motto »elobau goes green« visuellen<br />
Ausdruck zu verleihen wird der Baukörper grün ausgebildet<br />
und mit einem leichten hölzernen »Filter«<br />
überzogen.<br />
Durch diesen Filter erhält das Gebäude je nach<br />
Blickwinkel eine andere Anmutung, nur in der Frontalansicht<br />
ist das Grün zu erkennen. Ein großer<br />
Schriftzug LOGISTIK hinter dem Filter wird nur dem<br />
Vorbeifahrenden abschnittsweise sichtbar werden.<br />
Durch die Modulation der Oberfläche des Filters entstehen<br />
weitere visuelle Effekte, und die Oberfläche des<br />
großen Baukörpers wird in ein leichtes, bewegtes Spiel<br />
von Farbe und Holz gebracht.<br />
Ganzheitliches Klima- und Energiekonzept<br />
»elobau goes green« ist das Motto, nach dem alle<br />
Strategien und Entscheidungen des Bauherrn ausgerichtet<br />
sind. Die Produktion ist CO2-neutral, alle Dächer<br />
sind mit eigenen Solaranlagen belegt.<br />
In diesem Sinne wurde auch für die neue Logis -<br />
tikhalle kompromisslos auf Nachhaltigkeit und den<br />
schonenden Umgang mit Ressourcen geachtet. Der<br />
Neubau wird durch den Energie-Plus-Standard mehr<br />
www.transsolar.com<br />
Freiraum:<br />
Baron Landschaftsarchitekt BDLA/SRL, Ulm<br />
Tragwerk:<br />
Häussler Ingenieure GmbH, Kempten<br />
HLS:<br />
Pfähler + Rühl GmbH, Heilbronn<br />
Elektro:<br />
ib-s Elektrotechnik GmbH, Kempten<br />
Versand und Hochregal<br />
Fotos: Rainer Retzlaff<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
7
Bauen<br />
Links: Innenansicht Halle;<br />
rechts: Fassade Südseite<br />
Logistik<br />
Energie produzieren als verbrauchen. Dies wird durch<br />
eine dreifache Optimierungs-Strategie erreicht:<br />
• Einsparen von Nutzenergie<br />
• Effizienz in der Nutzung nicht erneuerbarer<br />
Energie<br />
• Einsatz regenerativer Energie<br />
Mithilfe von thermisch-dynamischer Simulation<br />
wurden die optimalen Dämmstärken, Heiz- und<br />
Kühlsysteme ermittelt. Es kommen dreifach verglaste<br />
Holz-Aluminium-Fenster zum Einsatz. Durch die gezielte<br />
Positionierung von Fenstern und Oberlichtern<br />
mit zeitgesteuerter Nachtlüftung konnte auf eine Lüftungsanlage<br />
verzichtet werden. Bei der am Standort<br />
vorhandenen effizienten Wärmeerzeugung wird der<br />
Verzicht auf Wärmerückgewinnung aus der Abluft<br />
durch die Einsparung des Stromes für mechanische<br />
Luftförderung mehr als ausgeglichen.<br />
Über nordorientierte Verglasungen im Sheddach<br />
der Halle und nachführbare Lamellen der Raffstores<br />
vor den Verglasungen der Büro- und Hallenbereiche<br />
wurde die Tageslichtnutzung optimiert und Energie<br />
für künstliche Beleuchtung eingespart. Das Kunstlicht<br />
im gesamten Gebäude wird tageslichtabhängig gedimmt<br />
und durch moderne LED-Leuchten erzeugt.<br />
Die Beheizung im Gebäude erfolgt hauptsächlich<br />
über Deckenstrahlplatten zwischen den Holzbindern<br />
des Tragwerkes. An den Fassaden wurden zusätzlich<br />
Rippenrohre eingesetzt. Die Büros werden ebenfalls<br />
über die Decken beheizt. Während die Halle im Sommer<br />
rein über die sommerliche Querlüftung auf komfortable<br />
Raumtemperaturen gebracht wird, werden in<br />
den Bürobereichen Heiz- und Kühldecken zur Kühlung<br />
eingesetzt.<br />
Nach detaillierten energetischen und ökonomischen<br />
Vergleichen verschiedener Optionen für die<br />
Wärmeversorgung einschließlich Kraft-Wärme-Kopplung,<br />
geothermischen Wärmepumpen und Holz -<br />
kesseln wurde die Versorgung über einen Biogaskessel<br />
aus dem Werksnetz gewählt, der einen Primärenergiefaktor<br />
von 0,25 erzielt.<br />
Die auf dem Hallendach installierte Photovoltaik -<br />
anlage mit etwa 1400 Quadratmetern aktiver Modulfläche<br />
erreicht eine maximale Peak-Leistung von 225<br />
kWp. Durch die flache Anordnung auf dem Hallendach<br />
und auf der Südseite des Sheds wird die gegenseitige<br />
Verschattung minimiert, und die Dachfläche<br />
konnte maximal mit Modulen belegt werden. Von<br />
dem Jahresstromertrag der Anlage von 216 MWh<br />
können etwa 13 Prozent direkt im Gebäude genutzt<br />
werden. Diese 28 MWh/a decken etwa die Hälfte des<br />
von Gebäude und Anlagen benötigten Stroms. Der vor<br />
allem im Sommer anfallende Überschuss wird ins öffentliche<br />
Stromnetz eingespeist.<br />
Der gesetzliche Nachweis für das Gebäude erreichte<br />
eine Unterschreitung der zur Einreichung gültigen<br />
Energieeinsparverordnung EnEV um über 90<br />
Prozent, berücksichtigt jedoch weder den Stromverbrauch<br />
von Geräten und Maschinen noch die über<br />
den Eigenbedarf hinausgehenden Erträge der Photovoltaikanlage.<br />
Daher wurde über eine Jahressimulation<br />
der Gesamtprimärenergiebedarf für das Gebäude<br />
ermittelt und mit den Gutschriften aus dem im gesamten<br />
Jahr erzeugten regenerativen Strom der Photovoltaikanlage<br />
verglichen. Das Gebäude erwirtschaftet in<br />
der Jahresbilanz 2,6-mal so viel Primärenergie, wie es<br />
selbst zum Betrieb benötigt.<br />
8 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Bauen<br />
Gegensätze nutzen<br />
Ein echtes Vorzeigeprojekt<br />
Über 440 Tonnen weniger CO2 pro Jahr und eine bedeutende Kostenersparnis:<br />
Davon profitiert die Niederlassung der Dachser SE in Memmingen dank der neu<br />
errichteten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage (KWKK), die von der Alois<br />
Müller GmbH und der e-con AG realisiert wurde.<br />
Rund 800 Mitarbeiter, 150.000 Quadratmeter<br />
Fläche und 165.000 Paletten-Stellplätze:<br />
Damit ist das Logistikzentrum Allgäu in<br />
Memmingen einer der größten Dachser-Standorte<br />
weltweit. Das Unternehmen hat sich dort neben der<br />
Kontraktlogistik für Konsum- und Industriegüter auf<br />
die Lagerung und die Distribution von temperatur -<br />
geführten Lebensmitteln in der Business Line Food<br />
Logistics spezialisiert.<br />
Kälte ist in diesem Geschäft ein absolutes Muss.<br />
Im 20.000 Quadratmeter großen Distributionszentrum<br />
für den Lebensmittelbereich werden Molkereiprodukte<br />
und Schokolade in verschiedenen Temperaturbereichen<br />
gelagert. Neben Kälte wird auch Wärme<br />
benötigt – für die temperierten Lager mit unterschiedlichen<br />
Temperaturbereichen, in denen vor allem Produkte<br />
für die Verpackungsindustrie gelagert werden.<br />
Die Alois Müller GmbH und die e-con AG haben<br />
nun für die Dachser SE eine neue KWKK-Anlage eingerichtet.<br />
Mit dieser setzen die Energiespezialisten aus<br />
dem Allgäu auf die Kraft der Gegensätze: Wärme und<br />
Kälte. Dies ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch<br />
sinnvoll – können doch mit der Anlage über 440<br />
Tonnen CO2 eingespart werden.<br />
»Die KWKK-Anlage bei Dachser ist ein echtes<br />
Vorzeigeprojekt und ein tolles Beispiel, wie effiziente<br />
und umweltfreundliche Energieversorgung für einen<br />
Industriebetrieb funktioniert. Gerade hier brauchen<br />
wir intelligente und pfiffige Lösungen wie eben die<br />
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Denn in der Industrie<br />
liegt das größte Energie-Einsparpotenzial und somit<br />
auch eine Riesen-Chance für eine erfolgreiche Energiewende«,<br />
so Andreas Müller, Geschäftsführer der<br />
Alois Müller GmbH.<br />
Wie aus Wärme Kälte wird<br />
Mit der KWKK-Anlage spart die Dachser-Niederlassung<br />
in Memmingen nicht nur 442 Tonnen CO2 pro<br />
Jahr, sondern erzeugt die Energie verbrauchsgerecht vor<br />
Ort zu konstanten und kalkulierbaren Kosten.<br />
Betrieben wird die Anlage über ein Blockheizkraftwerk<br />
(BHWK), das dem Dachser Logistikzentrum<br />
70 Prozent des benötigten Stroms und 100 Prozent<br />
Wärmeleistung liefert. Das Kraftwerk selbst wird<br />
mit Erdgas betrieben und erreicht eine maximale elektrische<br />
Leistung von 637 kW. Diese wird in das interne<br />
Dachser-Stromnetz eingespeist. Zudem erzielt das<br />
BHKW eine maximale Wärmeleistung von 818 kW,<br />
die primär zum Heizen genutzt wird. »Die Kraft-Wärme-Kopplung<br />
spart rund 30 Prozent Energie und circa<br />
40 Prozent CO2 im Vergleich zu einer getrennten<br />
Strom- und Wärmeerzeugung. Beim Einsatz von er-<br />
Das Dachser Logistik -<br />
zentrum Allgäu in<br />
Memmingen ist einer der<br />
größten Standorte des<br />
Unternehmens weltweit<br />
10<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
neuerbaren Energien sinkt der CO2-Ausstoß sogar auf<br />
nahezu Null«, erklärte Joachim Maier, Geschäftsführer<br />
der ebenfalls am Projekt beteiligten Energas BHKW<br />
GmbH. In der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage<br />
wird ein Teil der erzeugten Wärme anschließend in einer<br />
Absorptionskältemaschine in Kälte umgewandelt.<br />
Diese wird bei Dachser zum Kühlen der Hallen genutzt,<br />
in denen Lebensmittel gelagert werden. Als natürliche<br />
Kühlmittel für die Absorptionskältemaschine<br />
dienen Ammoniak und Wasser. In der KWKK-Anlage<br />
werden so maximal 818 kW Wärmeleistung zu maximal<br />
540 kW Kälteleistung.<br />
Zudem ist eine geothermische Brunnenanlage in<br />
das Energiekonzept integriert. Diese dient zur Rückkühlung<br />
des Absorbers. Die Anlage, bestehend aus<br />
drei Entnahmebrunnen und drei Rückgabebrunnen<br />
mit einer Tiefe von jeweils 15 Metern, hat eine Förderleistung<br />
von 56 Litern pro Sekunde.<br />
»Dank des ausgeklügelten Systems sind wir nicht<br />
nur eine der größten, sondern wahrscheinlich auch<br />
eine der modernsten Dachser-Niederlassungen weltweit<br />
und bestens für die Herausforderungen der Zukunft<br />
gerüstet«, zieht Thomas Henkel, Niederlassungsleiter<br />
bei Dachser SE in Memmingen, ein Resümee.<br />
Nicht nur Dachser, sondern auch die benachbarte<br />
Gefro Reformversand Frommlet KG profitiert von<br />
dem Energiekonzept: Sie bekommt gut 70 kW aus der<br />
KWKK-Anlage von Dachser.<br />
(cs)<br />
Im Rahmen einer Infor ma -<br />
tionsveranstaltung konnten<br />
die Gäste einen Blick auf<br />
die Kraft-Kälte-Wärme-<br />
Kopplungs anlage werfen<br />
Unten links: Das Block heiz -<br />
kraftwerk ist ein echter<br />
Leistungsprotz<br />
Unten rechts: Mithilfe<br />
modernster Technik<br />
überwacht die e-con AG<br />
die KWkK-Anlage<br />
Fotos: Alois Müller GmbH, Dachser SE<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
11
Bauen<br />
Die »starken Platten«<br />
Eine wohngesunde Alternative<br />
Holz ist der Inbegriff für ökologisches, gesundes Wohnen und<br />
liegt absolut im Trend. Für die perfekte Wohngesundheit ohne<br />
Kompromisse bieten die Holzwerke Waal zusammen mit ihrem<br />
Geschäftspartner elka eine besonders natürliche Lösung an:<br />
esb-Platten, kurz für »elka strong board«.<br />
Die esb-Platte (unten) bietet im<br />
Vergleich zur OSB-Platte (oben)<br />
mehrere Vorteile: Sie besteht<br />
zu 100 Prozent aus Frischholz,<br />
hat eine hellere Optik und ist<br />
geruchsneutral<br />
12<br />
Die esb-Platten von elka<br />
werden auch in den Baufritz-<br />
Ökohäusern eingesetzt<br />
Diese geruchsfreien und emissionsarmen Platten<br />
erfüllen höchste Ansprüche an die<br />
Wohngesundheit und wurden nicht nur mit<br />
dem »Blauen Engel« und dem Holzwerkstoff-Siegel<br />
»Premium Qualität« ausgezeichnet, sondern sie sind<br />
auch im österreichischen »baubook«, der Datenbank<br />
für ökologisches Bauen und Sanieren, gelistet. Die Premiumversion<br />
– die esb-Plus-Platte – wurde zudem als<br />
erste und einzige Holzwerkstoffplatte offiziell vom<br />
Sentinel Haus Institut als besonders schadstoffarm<br />
zertifiziert.<br />
Vorteile und Vielseitigkeit<br />
In der gesamten Baubranche sind die Anforderungen<br />
in puncto Wohngesundheit enorm gestiegen.<br />
Vor allem auch bei öffentlichen Bauten wie Kindergärten<br />
und Schulen ist das Thema ,gesundes Raumklima’<br />
ein absoluter Dauerbrenner. Klar, dass da auch<br />
die Nachfrage nach ökologischen und wohngesunden<br />
Baustoffen steigt. »Die esb-Platten sind hier der absolute<br />
Renner in unserem Produktprogramm. In diesem<br />
Jahr haben wir enorme Mengensteigerungen bei den<br />
esb-Platten zu verzeichnen«, erklärt Prokurist Ale -<br />
xander Schmid, Vertriebs- und Einkaufsleiter der<br />
Holzwerke Waal GmbH & Co. Holzwerke KG.<br />
Fotos: Baufritz, elka Holzwerke<br />
Im Allgemeinen setzen immer mehr Bauherren<br />
und Bauträger auf die innovativen und ökologischen<br />
esb-Platten von elka, denn gegenüber den herkömmlich<br />
verwendeten OSB-Platten weisen sie vierfach geringere<br />
VOC-Werte auf und sind praktisch geruchsfrei.<br />
Dies liegt daran, dass für die Platten nur frische,<br />
harzarme Fichtenhackschnitzel verwendet werden.<br />
Zudem wird bei der Herstellung der esb-Platten arbeits-<br />
und recyclingfreundlicher MUF-Leim anstelle<br />
von PU-Leim, der bei OSB-Platten zum Einsatz<br />
kommt, verwendet. Das garantiert eine hohe Qualität<br />
der Innenraumluft und sorgt für ein rundum natürliches<br />
und gesundes Wohnklima in Holzhäusern. Die<br />
»starken Platten« können von Planern, Bauherren und<br />
Handwerkern vielseitig eingesetzt werden: für verkleidende<br />
Zwecke an Wand und Decke, für tragende<br />
Zwecke wie Fußböden, im geschützten Außenbereich<br />
und sogar in Feuchträumen.<br />
Ökologisch und technisch top<br />
Die esb-Platten von elka überzeugen auch in der<br />
Verarbeitung, denn sie bieten eine sehr hohe Biege -<br />
festigkeit in beiden Achsen und eine Querzugfestigkeit,<br />
die rund 40 Prozent höher ist als bei OSB. Die<br />
Biegefestigkeit in beiden Richtungen minimiert deutlich<br />
den Verschnitt und schließt zudem Verarbeitungsfehler<br />
durch Verwechslung der Achsen aus. Außerdem<br />
sind die esb-Platten weitgehend diffusionsoffen,<br />
gleichzeitig aber regensicher und somit auch als<br />
Unterdeckplatten einsetzbar.<br />
Für perfekte Wohnatmosphäre sorgen nicht nur<br />
die »inneren Werte« der Platten, sondern auch ihre Optik.<br />
Durch die frisch verarbeiteten Fichtenspäne haben<br />
sie eine sehr gleichmäßige und helle Oberfläche, die immer<br />
geschliffen ausgeliefert wird. So können die esb-<br />
Platten auch ohne weitere Oberflächenbehandlung im<br />
sichtbaren, dekorativen Bereich verarbeitet werden und<br />
wirken dort freundlich-frisch. Die helle, glatte Oberfläche<br />
der Platten bietet aber auch ideale Voraussetzungen<br />
für anschließendes Streichen oder Lackieren.
Advertorial<br />
Perfektes Energiemanagement für Ihr Unternehmen<br />
Das VKW-Energiecockpit revolutioniert das<br />
Energiemanagement in Ihrem Unternehmen.<br />
Mit dem VKW-Energiecockpit, dem neu entwickelten<br />
Energiemanagementsystem der VKW, behält man die<br />
eigene Energiebilanz immer im Blick. »Durch eine regelmäßige<br />
Überwachung der gesamten Energieflüsse<br />
im Bereich Strom, Wärme, Luft und Wasser können<br />
die Kosten in den meisten Fällen deutlich reduziert<br />
werden«, erklärt Produktmanagerin Dipl.-Ing. Anna<br />
Maierhofer. Im Allgäu profitiert auch die Feneberg<br />
Lebensmittel GmbH von dem innovativen Monitoring-<br />
und Analysewerkzeug.<br />
Energieeffizienz wird immer wichtiger<br />
Für Unternehmen ist Energiesparen nicht nur ökologisch<br />
wichtig, sondern auch ein entscheidender Kos -<br />
tenfaktor. Mit dem VKW-Energiecockpit ist die Kontrolle<br />
der Energieflüsse keine Schwierigkeit mehr. Die<br />
Zählerstände werden automatisch ins System integriert.<br />
Alternativ ist es auch möglich, die Daten über<br />
die VKW-Energiecockpit-App bequem zu erfassen<br />
und manuell ins System zu übertragen. »Auffällig<br />
hohe Verbräuche werden automatisch und rechtzeitig<br />
erkannt, so dass umgehend Maßnahmen eingeleitet<br />
werden können«, sagt Maierhofer.<br />
Zahlreiche Vorteile für Unternehmen<br />
Gewerbe- und Industriebetriebe profitieren von den<br />
zahlreichen Vorteilen: Für die einfache Online-Anwendung<br />
ist keine Softwareinstallation erforderlich.<br />
Das VKW-Energiecockpit übernimmt<br />
die Daten außerdem bei höchster Datensicherheit<br />
und maximalem Datenschutz<br />
aus den Strom- und Erdgaszählern.<br />
Auch bei den Auswertungen, Analysen<br />
und Berichten werden benutzerspezifische<br />
Anforderungen erfüllt. Mit<br />
der Darstellung des Energieverbrauchs<br />
und CO 2 -Berichten gelingt volle Kostenkontrolle.<br />
Damit gehören »Energielecks«<br />
der Vergangenheit an und einem<br />
energieeffizienten Verbrauch steht ab<br />
sofort nichts mehr im Weg.<br />
Kontakt<br />
Vorarlberger Kraftwerke AG<br />
(VKW)<br />
Technischer Vertrieb<br />
technischervertrieb@vkw.at<br />
Tel. 08381 899-998<br />
www.vkw.de<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
13
Mobilität<br />
Lautlos zur Hochzeit<br />
E-mobile Fahrzeug-Nostalgie<br />
Ende Januar stand eine Hochzeit in Vorderburg an. Die Hochzeitsgäste staunten<br />
nicht schlecht, als das Brautpaar im offenen Oldie an der kleinen Kirche in Ellegg<br />
vorfuhr. Nicht das leiseste Brummen war zu hören, als der Viersitzer um die<br />
Ecke bog. Unter der »Motorhaube«, die sich später als Bar für den Sektempfang<br />
herausstellte, tuckerte kein Diesel, denn das Fahrzeug im Oldtimer-Look, Type<br />
»S4«, wird mit E-Power betrieben.<br />
Entstanden ist der Oldie in der Ideenschmiede<br />
der »Allgäuer Akkumulatoren Automobile«.<br />
Noch ist die AAA nur eine Garagenwerkstatt<br />
im Schleifweg in Wertach. Hier konstruieren und<br />
schrauben Richard Schalber und sein Projektleiter<br />
Peter Schmeller an Ideen für morgen. Richard Schalber,<br />
ehemaliger Motorsportfahrer, ist Träger zahlreicher<br />
nationaler und internationaler Titel. Auch als Berater<br />
im Motorrad- und Autosport hat er sich manche<br />
Lorbeeren verdient. In seiner ersten Werkshalle in<br />
Vorderhindelang entwickelte er mit Peter Schmeller<br />
einen hocheffizienten Wasserstoffmotor, der mittels<br />
14<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Da staunte die Hochzeitsgesellschaft:<br />
Geräuschlos kam<br />
das Brautpaar um die Ecke<br />
Fotos: Thomas Niehörster<br />
Mit 20 PS zur Trauung<br />
einer Brennstoffzelle Strom für den Antrieb produziert<br />
(<strong>allgäuALTERNATIV</strong> 1/2012). Angelehnt an die<br />
Historie – zwischen 1896 und 1939 registrierte man<br />
weltweit 565 Marken von Elektroautos – wollte das<br />
Tüftlerduo einen E-Oldie neu entstehen lassen. Vorbild<br />
war das Elektro-Kleinauto »Electric« einer ehemaligen<br />
Automobilfabrik in Berlin um 1900.<br />
Die Frage nach dem Sinn<br />
Auf die Frage nach dem Sinn, ein E-Oldie zu bauen,<br />
erklärt Richard Schalber den Bedarf an einem solchen<br />
Fahrzeug im Bereich des Tourismus, bei Hochzeiten,<br />
Veranstaltungen, Messen und überall dort, wo<br />
von Pferden gezogene Kutschen für Stadtrundfahrten<br />
mittlerweile untersagt werden. So hat das Duo<br />
Schalber/Schmeller noch in Vorderhindelang für ein<br />
Event-Unternehmen eine Kutsche gebaut, die mit<br />
Elektromotoren betrieben wird (<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
3/2014). Vom E-Oldie ist geplant, in den »Allgäuer<br />
Akkumulatoren Automobilen« zehn Stück pro Jahr zu<br />
produzieren. Für den Verkauf haben sich die beiden<br />
Autobauer mit einem Vertriebsfachmann zusammengeschlossen.<br />
Realisiert sich der Plan, werden in einer<br />
größeren Halle neue Arbeitsplätze entstehen.<br />
Start mit einem weißen Papier<br />
»Seit dem Bau von Elektromotoren und Batterien<br />
für den Prototyp eines mit Wasserstoff betriebenen<br />
Autos und dem Bau unserer Elektrokutsche haben wir<br />
– auch durch manche Rückschläge! – ausgezeichnete<br />
Kenntnisse im Bau von E-Fahrzeugen«, erklärt Schalber<br />
die Vorgehensweise bei der Konstruktion des »S4«.<br />
»Dennoch verging gut ein Jahr, bis wir von der ersten<br />
Skizze auf einem Blatt Papier zum ersten Ausrollen aus<br />
der Werkstatt Ende Januar kamen. Das Chassis aus<br />
Metall wurde nach unseren Plänen hergestellt. Den<br />
Aufbau, der überwiegend aus Eschenholz besteht, fertigte<br />
die Schreinerei Sebis in Bad Oberdorf.«<br />
▶<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
15
Mobilität<br />
Ob Dracula es dauerhaft als<br />
Symbol auf den Kühler schafft?<br />
Herzstück: die Motor-Radsatz-Gruppe<br />
Für bestimmte Bauteile greift das Team auf Zulieferer<br />
zurück: »Warum das Rad noch einmal neu erfinden?«,<br />
erklärt<br />
Richard Schalber.<br />
»Die Armarturen,<br />
darunter Tacho,<br />
Uhr und – wichtig! –<br />
der Stromanzeiger sind Sonderanfertigungen<br />
von VDO.<br />
Die Lampen kommen aus einer<br />
kleinen Manufaktur in Polen, und den<br />
Messingkühler lieferte uns eine Spenglerei<br />
in Vorderhindelang.« Die Batterie,<br />
ebenfalls eine Eigenentwicklung,<br />
ist in den Leiterrahmen integriert. Sie<br />
besteht u.a. aus 50 Lithiumzellen, die<br />
aus China bezogen wurden. Etwa zwei<br />
Stunden braucht die Batterie zur Voll-<br />
Ladung. Der Antrieb besteht aus einem Elektromotor<br />
mit 500 Nm Drehmoment an der Hinterachse. Diese<br />
spezielle Motor-Radsatz-Baugruppe ist eine weitere<br />
Erfindung des Teams. Der Motor hat eine Leistung<br />
von 15 kWh (20,4<br />
PS). »Die Reichweite<br />
des Protoypen beträgt<br />
zwei Stunden…«,<br />
schmunzelt Peter Schmeller,<br />
»…so lange, wie die Batterie<br />
Leistung abgibt. Ehrlich gesagt:<br />
Wir haben es noch nicht getestet.<br />
Die Kraft der E-Motoren reicht jedenfalls<br />
aus, um mit dem 850 Kilo schweren<br />
Gefährt den Riedbergpass zu bewältigen.«<br />
Die mögliche Höchstgeschwindigkeit<br />
beträgt 75 Stundenkilometer.<br />
Zugelassen sind jedoch nur<br />
25 Stundenkilometer.<br />
16<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Das Auto soll Freude machen<br />
»Die Replik des E-Oldies soll einfach Freude machen.«<br />
Geht es nach Richard Schalber, kann das E-<br />
Auto für Sightseeing-Touren und viele andere Events<br />
eingesetzt werden. Dazu gehört auch die Minibar hinter<br />
dem klappbaren »Autokühler«, der beim Prototyp<br />
mit einem kleinen Dracula verziert ist. Der Kühler erhält<br />
später in Blau auf weißem Grund das Firmenzeichen<br />
»AAA«, das noch emailliert wird. Neben der Minibar<br />
gibt es reichlich Stauraum in einer Kiste aus edlem<br />
Holz hinter den vier Sitzen. Auf Wunsch kann der<br />
»S4« auch als »S6« mit sechs Sitzen geliefert werden,<br />
gerne auch mit einem wasserdichten Verdeck. »Vieles<br />
ist möglich!« so unisono Richard Schalber und Peter<br />
Schmeller, und sie sind gespannt, wann der erste Lkw<br />
mit Plane und der Werbeaufschrift einer Allgäuer<br />
Brauerei durch die Lande fährt. Wer weiß, was in<br />
Wertach noch entstehen kann – auch Carl Benz hat<br />
einmal klein angefangen. Thomas Niehörster<br />
Kein Geheimfach, aber trotzdem<br />
eine »Überraschungskiste«<br />
verbirgt sich hinter dem Ersatzrad<br />
Oben: Schwarzer Lack, glänzendes Messing und edle Hölzer<br />
dominieren beim AAA S 4<br />
Rechts: spartanisch das Armaturenbrett<br />
und konventionell die Blattfederung<br />
17
Mobilität<br />
Er brummt nicht mehr<br />
Der erste Allgäuer Elektro-Lkw<br />
Wenn über die Senkung des CO2-Ausstoßes und den Mobilitäts -<br />
wandel diskutiert wird, steht meist der Pkw im Mittelpunkt – über<br />
Lkw spricht man seltener. Dabei gibt es gerade bei den »Brummis«<br />
enormes Sparpotential. Der Allgäuer Spediteur Walter Müller hat<br />
das erkannt: Seit Dezember 2016 ist der erste Elektro-Lkw im Raum<br />
Allgäu, Bodensee und Oberschwaben unterwegs. Sauber und leise.<br />
Keine Emission: erster Elektro-<br />
Lkw im Allgäu, Premiere in<br />
Süddeutschland und dritter<br />
E-Force One in Deutschland<br />
Die Spedition Max Müller GmbH mit Sitz in<br />
Opfenbach ist das erste süddeutsche und<br />
bundesweit zweite Unternehmen mit einem<br />
Elektro-Lkw. Damit zählt das inhabergeführte Familienunternehmen<br />
zu den Pionieren alternativer Antriebe<br />
in ganz Deutschland. Zu 100 Prozent mit Strom<br />
angetrieben, erspart der 18-Tonner im Nahverkehr der<br />
Umwelt 12.000 Liter Diesel pro Jahr.<br />
Der E-Force One – technische Daten<br />
Höhe: 3,8 Meter / Länge: 9,3 Meter /<br />
Breite: 2.5 Meter<br />
Gesamtgewicht: 18 Tonnen / Leergewicht: 8 Tonnen<br />
300 kW / 408 PS<br />
Höchstgeschwindigkeit: 87 km/h (elektronisch begrenzt)<br />
Reichweite: 200 bis 300 km<br />
Batterie: LiFePo4, 2 X120 kWh, 400 V, 2600 kg<br />
Vollladung mit 44 kW in 6 Stunden Ladezeit<br />
60 Badewannen voller Diesel<br />
Frei von Emissionen ist der leise Brummi im täglichen<br />
Verteilerverkehr unterwegs. Mit seiner Spitzengeschwindigkeit<br />
von 87 Stundenkilometern und der<br />
Reichweite von 300 Kilometern ist das Fahrzeug für die<br />
Auslieferung von Stückgut im Stadtgebiet der Lindauer<br />
Insel eingeplant. Anschließend durchquert es ein<br />
Wohngebiet und übernimmt Umfuhren für einen alteingesessenen<br />
Lindauer Webmaschinen-Hersteller. Auf<br />
dem Rückweg sammelt es Stückgut bei mehreren produzierenden<br />
Unternehmen in Wangen ein. Pro Jahr<br />
verbraucht der E-Lkw statt 12.000 Litern oder 60 Badewannen<br />
Diesel etwa 40.000 kWh bei gleicher Leistung.<br />
Die Vorarlberger Kraftwerke liefern dazu ihren<br />
zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugten<br />
Strom an eine neu gebaute Stromtankstelle im Hof.<br />
Dort laden die zwei Lithium-Eisenphosphat-Batterien,<br />
die den Motor mit 252 PS Dauer- und 408 PS Höchstleistung<br />
speisen, in maximal sechs Stunden auf.<br />
Innovationsfreudiger Forschergeist<br />
Bei 250 Einsatztagen à 200 Kilometer rechnet das<br />
Unternehmen mit 30 Prozent weniger Betriebskosten<br />
durch den Einsatz von Strom und 75 Prozent weniger<br />
Wartungs- und Reparaturaufwand. Für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
nach Auslastung und Einsatz<br />
des Fahrzeugs sammelt die Koordinationsstelle<br />
NOW über zwei Jahre Informationen wie diese im<br />
Rahmen eines Förderprojektes.<br />
Eberhard Rotter, Landtagsabgeordneter der CSU<br />
für den bayerischen Stimmkreis Lindau-Sonthofen,<br />
und Markus Olligschläger vom DSLV (Deutscher Speditions-<br />
und Logistikverband) e.V. haben sich gemeinsam<br />
mit Unternehmer Walter Müller erfolgreich für<br />
das Projekt eingesetzt. Das Fahrzeug der E-Force One<br />
AG mit Sitz in der Schweiz wird im Rahmen der Modellregionen<br />
Elektromobilität mit insgesamt 96.381<br />
Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und<br />
Digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die Anschaf-<br />
18<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Wirtschaftlich ist der E-Lkw noch nicht – aber Praxistests sind<br />
unabdinglich für technische Fortschritte, findet Walter Müller<br />
Das Fahrzeug ist für die Auslieferung von Stückgut im<br />
Stadtgebiet der Lindauer Insel eingeplant<br />
Die Arbeitsabläufe bleiben gleich. Nur manchmal wundern<br />
sich die Kunden, wie plötzlich der Lkw stillschweigend vor die<br />
Geschäftstür gekommen ist<br />
fungskosten für den Elektro-Lkw betragen 345.000<br />
Euro.<br />
»Der Elektro Lkw kostet uns selbst damit 248.619<br />
Euro. Für einen Standard-18-Tonner hätten wir<br />
100.000 Euro bezahlt. Von unserem Elektro-Lkw erhoffen<br />
wir uns eine Einsparung in Höhe von 6600<br />
Euro pro Jahr«, beschreibt Walter Müller die Fakten.<br />
»Rechnerisch wird sich der E-Lkw erst in 22,5 Jahren<br />
rentieren. Daran erkennen Sie, dass so ein Elektro-<br />
Lkw leider noch lange nicht wirtschaftlich ist.«<br />
Warum so viel Zeit und Geld investieren?<br />
Seinen Antrieb für die hohe Investition beschreibt<br />
der Geschäftsführer der Spedition Max Müller als Unternehmer<br />
und Vater von vier Kindern: »Ich rechne fest<br />
damit, dass die fossilen Brennstoffe in einigen Jahren<br />
verbraucht sind. Bis dahin werden die Preise steigen.<br />
Aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch<br />
für die Zukunft unserer Kinder müssen wir neue Technologien<br />
schneller vorantreiben. Mein Credo dabei ist:<br />
Miss es oder vergiss es. Damit meine ich, wir testen Innovationen,<br />
anstatt lange darüber zu reden. Nur die<br />
Praxis zeigt, ob sie unsere Zwecke erfüllen. Wenn ja,<br />
übernehmen wir sie sofort. In jedem Fall tragen wir mit<br />
unseren Rückmeldungen zum Fortschritt bei.«<br />
Fotos: Fotoatelier Hecke<br />
Durchweg positive Reaktionen<br />
Intern kommt die Idee bei Mitarbeitern und<br />
Kunden bis jetzt gut an. Michael Speer, der das Projekt<br />
E-Force und gleichzeitig den Nahverkehr bei Max<br />
Müller verantwortet, sagt: »Wir erwarten in unseren<br />
täglichen Abläufen keine Probleme. Überall stoßen<br />
wir auf große Neugier und positives Feedback. Ich<br />
selbst und viele meiner Kollegen sind richtig stolz darauf,<br />
ganz vorne mit dabei zu sein.«<br />
In den Praxistest kommt der E-Force V.2.0, die<br />
weiterentwickelte zweite Generation. Es ist der dritte<br />
Elektro-Lkw des Herstellers in Deutschland. Damit sind<br />
inklusive der Schweiz zehn E-Fahrzeuge unterwegs.<br />
Der Brummi brummt nicht: Walter Müller (Geschäftsführer), Eberhard Rotter (Mitglied des<br />
Landtages in München) und Matthias Bentz (Bürgermeister von Opfenbach) lauschen an der<br />
Motorhaube des Elektro-Lkw<br />
Zur Max Müller Spedition<br />
Die 1922 gegründete Unternehmensgruppe<br />
Max Müller mit Sitz im bayerischen<br />
Opfenbach zwischen Lindau am Bodensee<br />
und Wangen im Allgäu ist ein inhaber -<br />
geführtes Familienunternehmen mit<br />
300 Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen<br />
Kontrakt-Logistik, Spedition und Umzüge.<br />
Kontakt: Walter Müller, Geschäftsführer, Max<br />
Müller Spedition GmbH, Gewerbestraße 2,<br />
88145 Opfenbach, Tel. 08385/9210-0,<br />
info@mm-logistik.com<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
19
Mächelerstory<br />
Der Ellenator aus Dösingen<br />
Ein Allgäuer Auto für junge Leute<br />
Ein sicheres Auto bereits für 16-Jährige: Das wollte ein Allgäuer<br />
Mechaniker Wenzel Ellenrieder aus dem Ostallgäuer Ort Dösingen<br />
für seine Kinder schaffen. Herausgekommen ist ein pfiffiges Fahrzeug,<br />
das bei den Jugendlichen auf dem Land gut ankommt – da es ihnen<br />
echte Mobilität verschafft. Hier der Anfang einer Erfolgsgeschicht.<br />
Für Leute wie Wenzel Ellenrieder gibt es bei uns<br />
im Allgäu ein Wort: »Mächeler«. Das steht für<br />
einen, der Geschick in den Händen und Ideen<br />
im Kopf hat. Und der nach Feierabend originelle Erfindungen<br />
verwirklicht. »Ich bin leidenschaftlicher<br />
Mechaniker«, sagt der 54-Jährige nicht ohne Stolz<br />
über sich. Vor drei Jahren kam dem Kfz-Meister und<br />
Autohändler aus Dösingen (Landkreis Ostallgäu) die<br />
Idee seines Lebens: ein vollwertiges Auto für Jugendliche.<br />
Dank einer Gesetzeslücke darf man den Umbau<br />
ab einem Alter von 16 Jahren fahren.<br />
Geboren wurde die Idee im Herbst 2013. Ellenrieders<br />
Sohn Markus war gerade 16 geworden. Hatte<br />
den Führerschein Klasse A1 in der Tasche. Aber nicht<br />
den geeigneten Untersatz unterm »Fiedle«. Zumindest<br />
nicht so eins, wie es Vater Wenzel für sicher hält.<br />
»Ganz ehrlich, die Mikrocars mit 45 Stundenkilometern<br />
sind doch lebensgefährliche Bremsklötze im Ver-<br />
20<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
kehr«, sagt er. Über Zweiräder, so Ellenrieder, brauche<br />
man gar nicht zu reden.<br />
Der Mann ist, wie erwähnt, ein waschechter Mächeler.<br />
Kein Anzugtäter – auch, wenn sein Kfz-Betrieb<br />
eine stattliche Größe hat. Mit dem beherzten Griff,<br />
dem Arbeitsgewand und einem Käppi der Prototyp<br />
des Herzbluthandwerkers. Wer ihn im Betrieb trifft,<br />
würde ihn nie und nimmer für den Chef halten.<br />
An diesem Herbsttag 2013 stand der Schrauber<br />
in seiner Werkstatt und dachte nach. Das Feierabendbier<br />
in der einen Hand, eine erste Skizze in der anderen.<br />
Auf der Hebebühne vor ihm ein VW Polo. Da<br />
war sie, die Idee: Warum nicht ein Dreirad? Mit Dreirädern<br />
kennt er sich aus. Seit 20 Jahren vertreibt Ellenrieder<br />
für Piaggio die legendäre italienische Arbeitsbiene<br />
»Ape«. Die »große« 200-Kubik-Version darf<br />
Fotos: Klaus Mergel<br />
man, das wusste er natürlich, seit 2013 mit dem Führerschein<br />
A1 fahren. Dreiräder bis 15 Kilowatt sind<br />
damit ab 16 Jahren legal.<br />
Der Funke war gezündet. Weihnachten 2013 fand<br />
für Ellenrieder also mehr oder weniger in seiner<br />
Werkstatt statt. Er schaffte Material rein, legte los. Die<br />
Dorfleute flachsten und sagten: »Der Wenzel schläft<br />
jetzt in der Werkstatt.« Immer brannte dort Licht. Ellenrieder<br />
schweißte und flexte. Schraubte, vermaß,<br />
tüftelte – und fluchte. Das Hinterrad passte nicht so<br />
recht, die Lastverteilung stimmte nicht. Mit dem<br />
Bremsen gab es Probleme.<br />
Ein Geistesblitz: warum nicht zwei Räder dicht<br />
nebeneinander? Denn »mit 46,5 Zentimetern Abstand<br />
von zwei Rädern gilt das als Dreirad«, sagt Ellenrieder.<br />
So kam sein Spezialauto zur nötigen Stabilität. Musste<br />
nur noch der Motor gedrosselt werden.<br />
Es sollte den Kfz-Meister noch 1300 Arbeitsstunden,<br />
60.000 Euro Entwicklungskosten und ein Jahr mit<br />
viel Behördenkram kosten, bis er am 22. Dezember<br />
2014 den ersten »Ellenator« zulassen konnte.<br />
Die erste Kleinserie startete bald. Zuerst mit Autos<br />
aus der VW-Gruppe, inzwischen hat Ellenrieder<br />
mit dem Fiat 500 die »perfekte Basis« für seinen Umbau<br />
gefunden.<br />
Umbau wohlgemerkt: Wer einen Ellenator<br />
möchte, muss einen Basis-Fiat 500 mitbringen. »Älter<br />
als zwei Jahre sollte er nicht sein«, sagt Ellenrieder.<br />
Kostenpunkt: 5000 Euro. Ein Rückbau wäre möglich,<br />
ist aber unnötig. Wie sich herausstellte, sind die<br />
Autos begehrt. 140 kurven bereits herum, rund 30<br />
sind vorbestellt. Denn wer schon mal auf dem Land<br />
gewohnt hat, weiß: Ein Bus pro Stunde in die nächste<br />
Kleinstadt macht Jugendliche nicht froh.<br />
Bei der Probefahrt wird schnell klar: Der Ellenator<br />
bringt es auf flotte 90 Stundenkilometer und fährt<br />
sich wie ein normales Auto. Und hat Airbags und alles.<br />
»Was mich freut: dass ich ein sicheres Auto für Jugendliche<br />
geschaffen habe«, sagt Ellenrieder.<br />
Bisher laufen seine Fahrzeuge mit ganz normalen<br />
Benzin-Motoren. Das heißt nicht, dass der »Mächeler«<br />
nicht schon weiter gedacht hat. Beim Stichwort Elektromobilität<br />
fangen Ellenrieders Augen zu leuchten an.<br />
Das Topthema für einen Mächeler heute. »Finde ich<br />
total spannend«, sagt er. Es könne sein, dass da noch<br />
etwas in seiner Werkstatt passiert. Aber was, das verrät<br />
er nicht. »Ich muss erst schauen, dass ich mit dem Ellenator<br />
in die schwarzen Zahlen komme.« Innovation<br />
und Tüftelei kosten schließlich auch Geld.<br />
Für Sohn Markus war es zu spät, da war das »richtige«<br />
Auto schon in Reichweite. Aber für Sohn Thomas,<br />
der im 14 Kilometer entfernten Denklingen seine Ausbildung<br />
macht: perfekt. »Was meinen Sie, wie den die<br />
Mädels anhimmeln mit dem Auto«, erzählt Ellenrieder<br />
mit glänzenden Augen. Wobei nicht ganz klar ist, auf<br />
was er mehr stolz ist: auf seinen schneidigen Sohn oder<br />
seine Erfindung.<br />
Klaus Mergel<br />
Zwei Hinterräder im Abstand<br />
von 46,5 Zentimetern gelten<br />
noch als ein Hinterrad<br />
Das EL im Nummernschild steht<br />
»noch nicht« für Elektroantrieb<br />
Bis zu 90 Stundenkilometer<br />
schnell ist das Gefährt aus<br />
dem Ostallgäu<br />
Wenzel Ellenrieder präsentiert<br />
seinen Ellenator – ein Fahrzeug<br />
für junge Leute<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
21
Mobilität<br />
Geflügeltes Elektro-Taxi<br />
Fliegen mit Wasserstoff und Brennstoffzelle<br />
Im letzten Herbst startete das erste viersitzige Passagierflugzeug vom<br />
Flughafen Stuttgart, das allein mit einem Wasserstoffbrennstoffzellen-<br />
Batterie-System angetrieben wird. Wissenschaftler des Deutschen<br />
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten den Antriebsstrang<br />
des Flugzeugs und arbeiteten in dem Projekt gemeinsam mit<br />
Partnern aus Industrie und Forschung. Die Redaktion allgäuALTER-<br />
NATIV war neugierig und wagte einen Blick über den Zaun.<br />
22 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Das Brennstoffzellenflugzeug HY4 wurde vom<br />
DLR-Institut für Technische Thermodynamik<br />
mit den Partnern Hydrogenics, Pipistrel,<br />
H2FLY, der Universität Ulm und dem Flughafen<br />
Stuttgart entwickelt. Wissenschaftler des DLR verantworteten<br />
dabei die Entwicklung des Wasserstoffbrennstoffzellen-Antriebes<br />
und seine Integration in das<br />
Flugzeug. Der Antriebsstrang besteht aus einem Wasserstoffspeicher,<br />
einer Niedertemperatur-Wasserstoffbrennstoffzelle<br />
sowie einer Hochleistungsbatterie. Die<br />
Brennstoffzelle wandelt die Energie des Treibstoffs<br />
Wasserstoff direkt in elektrische Energie um. Als einziges<br />
Abfallprodukt entsteht dabei Wasser. Mit dem so<br />
gewonnenen Strom treibt der Elektromotor den Propeller<br />
des Flugzeugs an.<br />
Li-Batterie hilft bei Steigflügen<br />
Die an Bord mitgeführte Lithium-Ionen-Batterie<br />
liefert zusätzlichen Strom während der Startphase und<br />
bei Steigflügen. Wird der für die Brennstoffzelle benötigte<br />
Wasserstoff durch Elektrolyse erzeugt, die<br />
Strom aus erneuerbaren Energien nutzt, fliegt die HY4<br />
komplett emissionsfrei. Das Flugzeug wird von der<br />
DLR-Ausgründung H2FLY betrieben.<br />
Schritt in die nachhaltige Luftfahrt<br />
Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Verkehr, sagte<br />
zum Thema emissionsfreies Fliegen: »Ich bin stolz<br />
darauf, dass europäische Forscher und Hersteller dieses<br />
mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebene<br />
Flugzeug verwirklicht haben. Derartige vorausschauende<br />
Aktivitäten verkörpern die Zukunft des emissionsfreien<br />
Fliegens. Die Kommission unterstützt nachdrücklich<br />
solche Initiativen, die voll im Einklang mit<br />
unserer neuen Strategie für eine emissionsarme Mobilität<br />
stehen. Die Luftfahrt spielt eine wichtige Rolle<br />
dabei, Menschen zusammenzubringen, große Städte<br />
sowie entfernte Standorte zu verbinden. Die EU wird<br />
weiterhin solche Initiativen unterstützen, um Innovationen<br />
voranzutreiben.« Prof. Georg Fundel, Ge-<br />
HY4 nach dem<br />
Testflug am Boden<br />
des Stuttgarter Flughafens<br />
Blick ins Innere. Rot gekenn zeich -<br />
net: Einfüllstutzen für Wasserstoff<br />
Fotos: DLR<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
23
Mobilität<br />
Die Erfolgsmannschaft mit<br />
ihrem viersitzigen »Baby«<br />
schäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH, freut<br />
sich, dass der Erstflug am Flughafen Stuttgart stattgefunden<br />
hat: »Der Flughafen Stuttgart wie auch die<br />
Luftfahrt allgemein erwarten in Zukunft ein weiteres<br />
Wachstum. Dies ist für uns ein wichtiger Grund, auf<br />
ein umweltfreundliches und vielleicht eines Tages sogar<br />
emissionsfreies Fliegen und innovative Technologien<br />
zu setzen.«<br />
Electric Air Taxis im Regionalverkehr<br />
»Große Passagierflugzeuge werden auf absehbare<br />
Zeit noch mit konventionellen Antrieben fliegen. Es<br />
gehört jedoch zu den großen Herausforderungen der<br />
nächsten Jahrzehnte, die Elektromobilität in die Luft<br />
zu bringen und den Luftverkehr der Zukunft CO2-<br />
neutral zu machen«, sagt Prof. André Thess, Leiter des<br />
DLR-Instituts für Technische Thermodynamik. »Unser<br />
Ziel ist es, den Brennstoffzellen-Antriebsstrang<br />
weiter zu verbessern und ihn langfristig auch in Regionalflugzeugen<br />
mit bis zu 19 Passagieren zum Einsatz<br />
zu bringen.« Zum Thema elektrisches Fliegen ist<br />
DLR zudem gemeinsam mit den Industrieunternehmen<br />
Airbus Group und Siemens, 20 Universitätsinstituten<br />
und weiteren Helmholtz-Zentren in der Helmholtz-Initiative<br />
DLR@Uni Electric Flight aktiv.<br />
Mit 165 Stundenkilometern unterwegs<br />
Der Elektromotor der HY4 hat eine Leistung von<br />
80 Kilowatt und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von rund 200 sowie eine Reisegeschwindigkeit<br />
von 165 Kilometern pro Stunde. Abhängig von Geschwindigkeit,<br />
Flughöhe und Zuladung ist eine Reichweite<br />
zwischen 750 und 1500 Kilometern möglich.<br />
Auffallendes Merkmal der HY4 sind ihre zwei Rümpfe,<br />
die über den Flügel fest miteinander verbunden<br />
sind. In jedem der beiden Rümpfe haben zwei Passagiere<br />
Platz. Das Maximalgewicht der HY4 beträgt<br />
1500 Kilogramm. »Mit der HY4 haben wir nun eine<br />
optimale Plattform, um den Einsatz der Brennstoffzelle<br />
im Flugzeug weiterzuentwickeln«, sagt Prof. Josef<br />
Kallo, Leiter des Projektes HY4 im DLR und Professor<br />
an der Universität Ulm. »Kleine Passagierflugzeuge<br />
wie die HY4 können sehr bald im Regionalverkehr als<br />
Electric Air Taxis eingesetzt werden und eine flexible<br />
und schnelle Alternative zu bestehenden Transportmitteln<br />
bieten.«<br />
24 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Ausbildung<br />
Technik hautnah erleben<br />
Eine Chance für Mädchen<br />
Wie Löten, Hämmern und Fräsen funktionieren – das wissen nun zehn<br />
Schülerinnen aus der Region. Im »Mädchen für Technik-Camp« haben<br />
sie in den letzten Herbstferien bei der Rohde & Schwarz Messgerätebau<br />
GmbH einen Einblick in die Welt der Technik erhalten.<br />
Unternehmen haben in den letzten Jahren erkannt,<br />
dass Mädchen eine ernst zu nehmende<br />
Zielgruppe darstellen, und umwerben diese.<br />
Da ihre Chancen für eine berufliche Zukunft denen<br />
der Jungen in nichts nachstehen sollen, werden seit<br />
2002 die »Mädchen für Technik-Camps« angeboten.<br />
In ihnen beschäftigen sich Zwölf- bis 14-Jährige eine<br />
Woche lang mit technischen Fragestellungen und<br />
haben die Möglichkeit, sich in einem Unternehmen<br />
aktiv mit den Angestellten auszutauschen. Die Camps<br />
finden in den Schulferien in Kooperation mit verschiedenen<br />
bayerischen Unternehmen statt. Während<br />
dieser Zeit setzen die Mädchen mit Ausbildern und<br />
Auszubildenden ein technisches Projekt um, das sie<br />
am Ende des Camps präsentieren.<br />
Ein Erfolg für alle<br />
So bauten beispielsweise die Schülerinnen, die<br />
bei der Rohde & Schwarz Messgerätebau GmbH Technikluft<br />
schnupperten, einen LED-Turm. Damit wurden<br />
die Ziele des Camps erreicht: Zum einen konnten<br />
sich die Mädchen in der Technik ausprobieren und somit<br />
Hemmschwellen abbauen. Zum anderen haben sie<br />
durch ihre Teilnahme verschiedene technische Berufe<br />
wie Mechanikerin oder Elektronikerin kennengelernt.<br />
Doch auch der Spaß kam im Camp nicht zu kurz:<br />
Nach der Arbeit gab es gemeinsame Ausflüge und<br />
Sport-Unternehmungen.<br />
Was die Mädchen unter der Woche gewerkelt haben,<br />
interessierte auch Bayerns Wirtschaftsministerin<br />
Ilse Aigner: Das Bayerische Staatsministerium für<br />
Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie fördert<br />
die Initiative. Ilse Aigner selbst ist Schirmherrin<br />
des MINT-Projektes und besuchte die Schülerinnen<br />
bei Rohde & Schwarz Messgerätebau. »Die Camps<br />
sind ein wichtiger Beitrag, um Mädchen frühzeitig für<br />
technische Berufe zu begeistern. Erfreulich ist, dass<br />
sich nach den Camps viele Teilnehmerinnen für technische<br />
Berufe entscheiden«, sagte die Ministerin Aigner.<br />
Im Camp kommen die Mädchen den Maschinen und<br />
technischen Geräten näher und verlieren so die Scheu<br />
Fotos: Matthias Riedl/bbw e.V.<br />
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der<br />
bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände<br />
bayme vbm, die das Projekt als Hauptsponsoren unterstützen,<br />
ergänzte: »Insbesondere in den MINT-<br />
Berufen gibt es immer wieder Fachkräfteengpässe. Wir<br />
können es uns nicht länger erlauben, das Potenzial junger<br />
Frauen zu verschenken. bayme vbm engagieren<br />
sich schon seit Jahren für Projekte, die Mädchen frühzeitig<br />
MINT-Berufe näher bringen. Hierzu zählen<br />
auch die ‚Mädchen für Technik-Camps‘. Damit setzen<br />
wir uns aktiv dafür ein, den Anteil von derzeit rund 25<br />
Prozent weiblichen Beschäftigten in der M+E-Indus -<br />
trie zu steigern.«<br />
Weitere Informationen unter: www.tezba.de<br />
(cs)<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
25
E-Mobil<br />
In Kempten vorgestellt: der neue Triebkopf T6 eCab mit 13"-AL-KO-Chassis<br />
Basis von Abt Sportsline<br />
E-Fahrgestell vom Veredler aus Kempten<br />
Dass ein Fahrzeugveredler sich mit Elektromobilität beschäftigt, mag verwundern.<br />
Doch speziell im Hause Abt Sportsline widmet man sich seit Langem schon<br />
Zukunftstechnologien. Der Veredler aus dem Allgäu ist schon eine Weile in<br />
puncto Entwicklung »grüner« Mobilität aktiv. Mit einem neuen elektrischen<br />
Fahrgestell eröffnet Abt viele Aufbauvarianten.<br />
Hans-Jürgen Abt, Geschäftsführer des Kemp -<br />
tener Unternehmens, betont: »Wir gehen<br />
davon aus, dass das Bedürfnis nach Mobilität<br />
im privaten wie auch im wirtschaftlichen Sektor<br />
weiterwachsen wird. Sicher ist auch, dass unterschiedliche<br />
Konzepte nebeneinander den Bedarf abdecken<br />
werden.«<br />
So beteiligte man sich unter anderem an einer<br />
umfangreichen Elektroflotte für die Tourismusregion<br />
Allgäu, engagiert sich in der weltweit erfolgreichen<br />
Strom-Rennserie FIA Formula E und entwickelte den<br />
ABT eCaddy mit einem Batteriepaket, um im Logis -<br />
tik-Alltag im bergigen Allgäu bestehen zu können.<br />
Eine Plattform – viele Möglichkeiten<br />
Neu ist das rein elektrische Fahrgestell eCab, das<br />
für unterschiedlichste Aufbaukonzepte geeignet ist.<br />
Ob als Verteilerfahrzeug, als Personentransporter<br />
oder Kleinmüllverdichter – das eCab ist ein vielseitiges<br />
Basisfahrzeug. Das 13"-AL-KO-Chassis gestattet<br />
einen tiefen Einstieg und einen ebenen Ladeboden<br />
ohne Radkästen. Daraus resultieren kurze, ermüdungsfreie<br />
Ladevorgänge und hohes Volumen. Das<br />
Fahrzeugkonzept bietet einen Nutzmasse-Vorteil von<br />
bis zu 200 Kilogramm. Als E-Fahrzeug auf 3,9 Tonnen<br />
zulässiges Gesamtgewicht (zGG) aufgelastet, kann das<br />
Fahrzeug mit dem B-Führerschein bewegt werden.<br />
Das TÜV-geprüfte eCab auf VW-Transporter-Basis<br />
hat eine Reichweite von 120 Kilometern nach NEDC<br />
(New European Driving Cycle) und ist für den Stadtund<br />
Umlandverkehr besonders geeignet, da sich die<br />
Feinstaub-, Stickstoff- und CO 2 -Emission auf null reduzieren<br />
lässt. Zudem sind die Fahrzeuge auf der neuen<br />
Abt-Basis zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit<br />
und erfordern nur geringe Betriebs- und Wartungskosten.<br />
Drei Partner – drei Welten<br />
Durch die Verbindung von Abt, VW und AL-KO<br />
ergibt sich das Beste aus drei Konstruktions-Welten:<br />
ein auf den Kunden zugeschnittener Elektro antrieb<br />
(von Abt), ein erprobtes Großserienfahrzeug (von<br />
VW) und eine variable Plattform für alle Arten von<br />
Aufbauten (von AL-KO). Dadurch kann, in Verbin-<br />
26<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Fotos: Abt Sportsline<br />
Das Chassis mit integrierter HV-Traktionsbatterie<br />
Im Rahmen verbaut: die Traktionsbatterie eCab mit 28 kWh<br />
dung mit mittelständischen Aufbauherstellern, jede<br />
erdenkliche Art von Nutzfahrzeug aufgebaut werden.<br />
»Elektromobilität wird sich in weiten Bereichen<br />
der Gesellschaft durchsetzen, wenn es gelingt, sich bei<br />
den Energiespeichern in puncto Reichweite deutlich<br />
zu steigern und gemeinsame Normen zu entwickeln«,<br />
ist Hans-Jürgen Abt überzeugt und fährt fort: »Auch<br />
die Entwicklung der Asynchronmaschinen als Antrieb<br />
könnte ein wichtiger Schritt sein. Denn diese kommen<br />
weitgehend ohne die teuren und bei der Gewinnung<br />
umweltschädigenden seltenen Erden aus. Im kommerziellen<br />
Bereich ist E-Mobility schon jetzt sinnvoll, weil<br />
sich die Nutzung optimal planen und kalkulieren lässt.<br />
Dem tragen wir mit unserem ABT eCab Rechnung.«<br />
Rechts: Ein Blick in den Motorraum<br />
des T6 eCab zeigt die Antriebseinheit<br />
Der Fahrtrichtungs-Wahlhebel im Cockpit des T6<br />
»Triebkopf« nennen die Konstrukteure die Kabine des T6<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
27
Advertorial<br />
Bauen<br />
Energiesparen & Wohnfühlklima<br />
Nachhaltiges Bauen mit Betonfertigteilen<br />
Temperatur, Luftqualität und Akustik haben einen großen Einfluss darauf,<br />
wie wohl sich Menschen in einem Raum fühlen. Um für Mensch und Umwelt<br />
das Beste aus Beton zu machen, verbessern Green Code Bauelemente deshalb<br />
nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch das Raumklima. Hierfür werden<br />
die Wände und Decken schon bei der Vorfertigung mit technischen<br />
Komponenten ausgestattet und optimal auf ihren Einsatz vorbereitet.<br />
Green Code Thermowände bilden die Gebäudehülle<br />
und können mit hochwertigen<br />
Dämm-Materialien Passivhausstandard erreichen.<br />
Die Dämmschicht wird bei der Vorfertigung<br />
in die Wand integriert und ist von Beton umgeben. So<br />
bleibt sie dauerhaft vor mechanischen Schäden, Feuer<br />
sowie Verwitterung geschützt, und ihre Effektivität<br />
wird auch nach Jahren nicht beeinträchtigt. Die schalungsglatten<br />
Betonoberflächen der Wände können<br />
innen wie außen zu Sichtbeton veredelt werden und<br />
benötigen keine umweltbelastenden Anstriche.<br />
Für behagliche Temperaturen sorgt die Klimadecke,<br />
die bei der Vorfertigung mit Rohrregistern zur<br />
Heizung und Kühlung ausgestattet wird. Da die<br />
gesamte Deckenfläche zum Heizen und Kühlen zur<br />
Verfügung steht, genügen für den effektiven Betrieb<br />
bereits geringe Temperaturunterschiede zwischen<br />
Raum und Decke. So wird nur wenig Energie benötigt,<br />
um die Vorlauftemperatur des Wassers zu halten und<br />
das macht die Klimadecke besonders geeignet für regenerative<br />
Energiegewinnung wie Wärmepumpen<br />
und Solarthermie.<br />
Behaglich warm, mit gesunder Atemluft<br />
Nach dem Vorbild der Sonne heizt die Klima -<br />
decke fast ausschließlich über Wärmestrahlen. Das bedeutet,<br />
die Decke strahlt ihre Wärme sanft und gleichmäßig<br />
in jeden Winkel des Raumes und überträgt sie<br />
direkt an den Boden, die Wände und Möbel. Die Luft<br />
wird dabei nicht direkt erwärmt – sie nähert sich nur<br />
langsam an die Temperatur der erwärmten Ober -<br />
flächen an.<br />
Diese Heizmethode hat gleich mehrere Vorteile:<br />
Menschen empfinden Räume mit warmen Ober -<br />
flächen und frischer Luft sehr behaglich, während<br />
kühle Oberflächen und aufgeheizte Luft eher unangenehm<br />
wirken. Zudem benötigt das Erwärmen der<br />
Oberflächen an Stelle der Raumluft ungefähr 18 Prozent<br />
weniger Energie, um ein angenehmes Raumklima<br />
zu erzeugen. Auch beim Lüften geht weniger Energie<br />
verloren, da die Wärme in den festen Körpern gespeichert<br />
ist und nicht mit der Luft entweicht. Ganz nebenbei<br />
beugen warme, trockene Wände der Schimmelbildung<br />
vor und verbessern die Dämmwerte.<br />
28<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Advertorial<br />
Fertigteil bedeutet nicht<br />
»von der Stange«, sondern<br />
maßgeschneiderte Vorfertigung<br />
für anspruchsvolle Architektur.<br />
Fotos: Concrete Rudolph<br />
Ganz links: Konvektionsheizung verursacht<br />
Luft-Staubwalze und starke Temperaturunterschiede<br />
Daneben: Klimadecke erwärmt den Raum<br />
gleichmäßig, ohne Luftumwälzung<br />
Konvektive Heizsysteme verteilen die Wärme<br />
über die Luftbewegung im Raum. Sie erwärmen die<br />
Luft, die dadurch aufsteigt, sich an den kalten Wandund<br />
Deckenflächen abkühlt und wieder kalt zu Boden<br />
strömt. Diese kalt abfallende Luft an den Wänden und<br />
Fenstern wird besonders unangenehm empfunden.<br />
Zudem wirbelt der zirkulierende Luftstrom Staub auf<br />
und verteilt ihn in der Atemluft, wo er mit anhaftenden<br />
Keimen und Milben eingeatmet wird. Bei der Deckenheizung<br />
steht die Luft dagegen beinahe still, da sie nicht<br />
direkt beheizt wird und aufsteigende Warmluft sich an<br />
den warmen Flächen der Decke und Wände nicht abkühlen<br />
kann. Es bildet sich kein kalt abfallender Luftstrom<br />
und auch der Staub bleibt am Boden. So schafft<br />
die Klimadecke nicht nur behagliche Temperaturen, sie<br />
hält auch die Atemluft sauber und gesund.<br />
Im Sommer wird das System zum Kühlen einfach<br />
umgekehrt: Die aufgewärmten Oberflächen im Raum<br />
strahlen ihre Wärme an die Decke ab, wo sie kontinuierlich<br />
mit kaltem Wasser abgeführt wird. Ganz sanft<br />
und gleichmäßig, ohne die kalte Zugluft und das Rauschen<br />
einer Klimaanlage.<br />
Gegen akustische Reizüberflutung<br />
Welchen Einfluss die Raumakustik auf das Wohlbefinden<br />
hat, erleben wir vor allem in Räumen, die akustisch<br />
nicht für ihre Nutzung geeignet sind. Wenn zum<br />
Beispiel Stimmen zu lange nachhallen, werden sie<br />
schwer verstanden. Das Zuhören beansprucht dann bereits<br />
einen großen Teil der Konzentration und der Kopf<br />
ist nicht mehr richtig frei, um die Informationen zu verarbeiten.<br />
Am Arbeitsplatz und zu Hause kann ungeeignete<br />
Akustik so zur Dauerbelastung werden.<br />
Das lässt sich am besten vermeiden, indem man<br />
die Raumakustik bereits vor dem Bau berechnet und<br />
optimiert. Zu diesem Zweck können Schallabsorber<br />
in die Klimadecke integriert werden, ohne die Heizund<br />
Kühlleistung zu beeinträchtigen. In der richtigen<br />
Anzahl und Anordnung dosieren die Schallabsorber<br />
den Nachhall und schneiden die Akustik auf die geplante<br />
Raumnutzung zu.<br />
Für Generationen gebaut<br />
Der wahre Wert eines Gebäudes zeigt sich über<br />
seinen gesamten Lebenszyklus. Denn der Energieverbrauch<br />
rechnet sich jährlich und jede Bauweise zieht<br />
unterschiedliche Instandhaltungskosten nach sich.<br />
Hier punktet Beton mit seiner Langlebigkeit – die Widerstandsfähigkeit<br />
des Materials nimmt im Lauf der<br />
Zeit sogar zu. Im Inneren der Betonwände bleibt die<br />
Dämmung geschützt und muss nicht erneuert werden.<br />
An der Fassade benötigt Sichtbeton weniger Pflege als<br />
Holz und Putz. Und im Haus herrscht Wohnfühlklima<br />
mit einem äußerst effizienten Energiehaushalt. Zusammen<br />
ergeben sich sehr geringe Folgekosten, die<br />
das Green Code Gebäude zu einer soliden Wertanlage<br />
machen.<br />
www.green-code.de<br />
www.concrete-rudolph.de<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
29
Meldungen<br />
»Holzbau Kompakt – aus der Praxis für die Praxis«<br />
Organisiert durch das Holzforum<br />
Allgäu und »proHolz Bayern«, findet<br />
im Frühjahr <strong>2017</strong> im Grünen<br />
Zentrum in Immenstadt/Allgäu<br />
eine Veranstaltungsreihe für Bau -<br />
ingenieure, Architekten, Holzbauer<br />
und Studierende des Bauingenieurwesens<br />
sowie der Architektur statt.<br />
Mit dieser Vortragsreihe will das<br />
Holzforum an den Erfolg des Vorjahres<br />
anknüpfen – diesmal im<br />
Grünen Zentrum, in dem man sich<br />
nach dem Motto »Kompetenzen<br />
bündeln, Chancen nutzen, Zukunft<br />
gestalten« für eine nachhaltige Entwicklung<br />
der Region Allgäu einsetzt.<br />
Ziel der Kooperationspartner<br />
ist es, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />
und die hohe Leistungs-<br />
fähigkeit des Baustoffes Holz in der<br />
Region bekannter zu machen.<br />
Hoch karätige Experten informieren<br />
die Teilnehmer zum aktuellen<br />
Die Termine im Einzelnen<br />
Stand von Baulösungen, Bauphysik<br />
und fachlichen Neuerungen nach<br />
dem Motto: »aus der Praxis für die<br />
Praxis«.<br />
23. März, 18 Uhr »Das moderne, sich selbst auflösende Holzflachdach«<br />
Dipl.-Ing. BDB Richard Adriaans<br />
6. April, 18 Uhr »Urbaner Holzbau im Innovationsstadtteil Graz-<br />
Reininghaus«<br />
Dipl.-Ing. Ernst Rainer<br />
27. April, 18 Uhr »leanWOOD – Holzbau sicher geplant«,<br />
Dipl.-Ing. Frank Lattke<br />
11. Mai, 18 Uhr »Entwicklungstendenzen im modernen Holzbau aus Sicht<br />
der Qualitätssicherung«, Dr.-Ing. René Stein<br />
18. Mai, 18 Uhr »Wie moderne Holzenergie dem Holzbau zu 100%<br />
Klimaneutralität verhilft«, Diplom-Forstwirt Martin Bentele<br />
Anmeldeformular und weitere Informationen zur Veranstaltung und den<br />
Referenten auf www.holzforum-allgaeu.de<br />
Großer Erfolg für Hochschule Kempten<br />
Bei den Logistik Masters 2016 –<br />
dem größten Wissenswettbewerb<br />
für Logistikstudenten in Deutschland<br />
– gelang der Hochschule erneut<br />
eine Top-Platzierung. Mit dem<br />
vierten Platz im Logistik-Hoch-<br />
schul-Ranking ist sie die zweitbeste<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften.<br />
25 Studenten aus<br />
Kempten nahmen an dem Wettbewerb<br />
teil und mussten von Januar<br />
bis August insgesamt 70 Fragen aus<br />
den Bereichen Transport, Spedition,<br />
Logistik und Supply Chain Management<br />
beantworten. Die Ergebnisse<br />
der jeweils zehn besten Studierenden<br />
einer Hochschule gingen<br />
in die Wertung ein.<br />
(cs)<br />
Bildungsbeauftragter für den Klimaschutz<br />
Foto: Eva Büchele/Landratsamt Unterallgäu<br />
Das Landratsamt Unterallgäu hat<br />
seit September des vergangenen<br />
Jahres einen neuen ehrenamtlichen<br />
Bildungsbeauftragten für den Klimaschutz.<br />
Rudolf Mendele aus<br />
Türkheim unterstützt nun die<br />
hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
Andrea Ruprecht und Susanne Ruf.<br />
Der ehemalige Lehrer wird zukünftig<br />
mit den Unterallgäuer Schulen<br />
zusammenarbeiten und sagt: »Ich<br />
Rudolf Mendele ist ehrenamtlicher<br />
Bildungsbeauftragter für Klimaschutz<br />
am Landratsamt Unterallgäu. Im Bild<br />
bespricht er mit Klimaschutzmanagerin<br />
Andrea Ruprecht neue Projekte<br />
sehe meine Aufgabe darin, die<br />
Lehr erkräfte organisatorisch zu unterstützen.<br />
Ich denke da zum Beispiel<br />
an Beratungen bei Förderprogrammen,<br />
Hilfe bei Schulwettbewerben<br />
wie dem Bewegten Wandertag,<br />
die Ausarbeitung von Tagesprogrammen<br />
zum Thema Klimaschutz<br />
im Unterallgäu und die Teilnahme<br />
an bundesweit durchgeführten<br />
Wettbewerben.« (cs)<br />
30<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Foto: eza!<br />
Das Allgäu als Vorbild<br />
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) fördert ein Projekt, das<br />
den Erfahrungs-und Wissensaustausch<br />
zwischen der Slowakei und<br />
dem Allgäu zum Ziel hat. Dabei<br />
geht es um das Thema Passivhausstandard.<br />
Bislang werden in der<br />
Slowakei höchst selten öffentliche<br />
Gebäude in Passivhausstandard gebaut.<br />
Das soll sich nun – auch im<br />
Hinblick auf die verschärfte EU-<br />
Gebäuderichtlinie, die ab 1. Januar<br />
2019 für öffentliche Bauten gilt –<br />
mit Unterstützung der eza! ändern.<br />
Beim ersten Besuch in Kempten<br />
hatten sich die slowakischen Passivhaus-Experten<br />
insbesondere darüber<br />
informiert, wie die Entscheidungsträger<br />
in den Gemeinden<br />
und Städten fürs energieoptimierte<br />
Bauen und Sanieren gewonnen<br />
werden können. Das Allgäu gilt<br />
hier als Vorreiter. Unter anderem<br />
stand eine Exkursion zu kommunalen<br />
Vorzeigeobjekten wie dem<br />
Gymnasium in Buchloe und der<br />
Kinderkrippe »Pusteblume« in<br />
Marktoberdorf auf dem Programm.<br />
Ein wichtiges Ziel ist zudem der<br />
Aufbau einer Bildungsabteilung<br />
nach eza!-Muster. Jahr für Jahr bereitet<br />
das Energie- und Umweltzentrum<br />
Allgäu mehrere hundert<br />
Handwerker, Architekten und Planer<br />
auf die ständig steigenden Anforderungen<br />
beim energieoptimierten<br />
Bauen und Sanieren vor. Künftig<br />
sollen auch in der Slowakei entsprechende<br />
Kurse und Fachseminare<br />
angeboten werden. In einem<br />
ersten Schritt war auf Vermittlung<br />
von eza! der Günzburger Architekt<br />
und Passivhaus-Experte Martin<br />
Endhardt als Referent nach Bratislava<br />
gereist.<br />
Bereits mehrmals waren<br />
Passivhaus-Experten aus<br />
der Slowakei zu Besuch im<br />
Allgäu und im Austausch<br />
mit Allgäuer Experten<br />
Anzeige<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
31
Meldungen<br />
Kunst in einem Beratungsunternehmen<br />
Gudrun Menger, Gerhard Menger, Vorsitzender des BBK Schwaben Süd, Dr.<br />
Jürgen Kaeser, Gesellschafter von ECAConcept, Besucher, Jürgen<br />
Bartenschlager, ausstellender Künstler (v.r.)<br />
Foto: Elmar Jonietz<br />
ECAConcept geht neue Wege:<br />
Nach einer erfolgreichen Vernissage<br />
der Künstlerin Kristin Kaeser im<br />
Jahr 2015, die »Projekt 1« genannt<br />
wurde, startete am 28. Januar »Projekt<br />
2« mit dem Untertitel »Hintersinn«.<br />
Diesmal war der Berufsverband<br />
der bildenden Künstler, der<br />
BBK Schwaben Süd, mit von der<br />
Partie, da die Idee, den Künstlern<br />
auf diesem Wege neue Chancen zur<br />
Darstellung ihres Schaffens zu bieten,<br />
beim Vorsitzenden des BBK,<br />
Gerhard Menger, auf großes Interesse<br />
stieß.<br />
Bisher wurden Ausstellungen dieser<br />
Art eher von Arztpraxen, kommunalen<br />
Einrichtungen oder E-Werken<br />
durchgeführt. Die Kunst als be-<br />
Das Architekturbüro F64 aus<br />
Kempten hat sich in Kempten und<br />
Umgebung durch seine anspruchsvollen<br />
Wohnbauten bereits einen<br />
Namen gemacht.<br />
Für das Wohnprojekt »Genossenschaftliches<br />
Wohnen für Familien«<br />
in der Allgäu-Metropole wurden sie<br />
nun belohnt und erhielten den Sonderpreis<br />
»Kostengünstiger, energielebendes<br />
Element auch in kleineren<br />
Unternehmen zu etablieren, wurde<br />
in dieser Art und Weise im Allgäu<br />
bisher nicht praktiziert. Das Thema<br />
der Ausstellung, die noch bis April<br />
die Mitarbeiter von ECAConcept<br />
zum Nachdenken anregen soll, ist<br />
Vernetzung.<br />
Der Künstler Bernd Henkel mit seinen<br />
Wandobjekten und Installationen,<br />
Jürgen Bartenschlager mit<br />
großformatigen Fotografien sowie<br />
die keramischen Skulpturen und<br />
Wandobjekte von Bärbel Auer haben<br />
sich des Themas Energie angenommen.<br />
Alle drei Künstler vernetzen<br />
damit ihre Werke mit einem<br />
der Beratungsthemen von ECA-<br />
Concept.<br />
(cs)<br />
Billig und trotzdem top – F64 kann’s<br />
effizienter Geschoßwohnungsbau«<br />
des Deutschen Ziegelpreises, der am<br />
3. Februar vergeben wurde. Mit ihrem<br />
Neubau von 25 öffentlich geförderten<br />
Mietwohnungen wirken<br />
sie der Vermutung vom »billigen<br />
Bauen« erfolgreich entgegen.<br />
Die kubischen Bauten fügen sich<br />
solide und traditionell anmutend in<br />
das stark abfallende Gelände ein,<br />
und die Bauweise gewährleistet ein<br />
langes, wartungsarmes Leben.<br />
Neben dem Sonderpreis für F64<br />
Architekten gab es noch andere<br />
Preise – zwei Hauptpreise, vier andere<br />
Sonderpreise und zwölf Anerkennungen<br />
für herausragende Architektur<br />
in Ziegelbauweise. Mehr<br />
dazu unter www.deutscher-ziegelpreis.de<br />
(cs)<br />
Die Ausführung mit mono lithi -<br />
schen Ziegelaußenwänden ist<br />
unkompliziert und gegliedert<br />
durch gut gewählte, mit Fa -<br />
schen betonte Fenster formate<br />
Foto: Rainer Retzlaff Photographie, Niedersonthofen<br />
32<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Foto Caritasverband Kempten-Oberallgäu e.V.<br />
E-Autos im Einsatz für das Gute<br />
Die Caritas Kempten-Oberallgäu<br />
möchte künftig neben den sozialen<br />
Aspekten auch ökologische Themen<br />
im Unternehmen weiter optimieren.<br />
Deswegen hat die Caritas<br />
eine Untersuchung der Fahrzeugflotte<br />
in Sonthofen und dem südlichen<br />
Oberallgäu bei der Hochschule<br />
Kempten in Auftrag gegeben, die<br />
Aufschluss über das Potenzial einer<br />
Ergänzung durch Elektrofahrzeuge<br />
geben sollte.<br />
Die Auswertungen ergaben: Insgesamt<br />
könnten 17 der 34 Fahrzeuge<br />
Der Fuhrpark der Caritas Kempten<br />
Oberallgäu bekommt bald Stromer<br />
ohne Komforteinbußen durch<br />
Elektrofahrzeuge ersetzt werden.<br />
Der CO2-Ausstoß der gesamten<br />
Flotte könnte so um etwa 24,5 Tonnen<br />
jährlich reduziert werden, und<br />
der Umstieg auf E-Autos würde zusätzlich<br />
7000 Euro an Treibstoff -<br />
kosten sparen.<br />
Die Caritas Kempten-Oberallgäu<br />
will nun einen Teil ihrer Fahrzeuge<br />
mittelfristig durch Elektrofahrzeuge<br />
ersetzen – das erste E-Auto wird<br />
noch dieses Frühjahr in die Flotte<br />
integriert.<br />
(cs)<br />
Erfolgsrezept: Passivhauskonzept<br />
In St. Johann bei Kitzbühel eröffnete<br />
das fünfte Explorer Hotel, und<br />
das sechste folgt noch dieses Jahr –<br />
jedes einzelne wurde und wird im<br />
Passivhaus-Standard gebaut. Dieser<br />
Nachhaltigkeitsgedanke kommt<br />
nicht nur bei Geschäftsführer Jürnjakob<br />
Reisigl an, der durch die Bauweise<br />
Energiekosten spart, sondern<br />
auch bei den Gästen. Als Bauherr<br />
setzt Jürnjakob Reisigl auf eingespielte<br />
Bauteams. Eine wichtige<br />
Rolle dabei kommt dem Planungsbüro<br />
Herz&Lang aus Weitnau zu,<br />
das als Passivhaus-Consulter unter<br />
anderem für die Qualitätskontrolle<br />
zuständig ist. Laut Dieter Herz, einem<br />
der beiden Geschäftsführer,<br />
genießen die Explorer Hotels Vorbildcharakter.<br />
Es wird großer Wert<br />
auf eine Passivhaus-Zertifizierung<br />
gelegt, um zu dokumentieren, dass<br />
die Gebäude tatsächlich auch die<br />
strengen Vorgaben des Passivhaus-<br />
Instituts erfüllen. »Die Passivhaus-<br />
Zertifizierung ist wichtig für unsere<br />
Glaubwürdigkeit«, betont Jürnjakob<br />
Reisigl. »Wir bauen kein 'Passivhaus-Light',<br />
sondern richtige<br />
Passivhäuser.«<br />
(cs)<br />
Foto: Herz&Lang<br />
Dieter Herz (re.) vom Planungsbüro Herz&Lang übergibt Jürnjakob Reisigl (li.) das<br />
Passivhaus-Zertifikat für das Explorer Hotel Montafon in Gaschurn. Es handelt sich<br />
um das erste zertifizierte Passivhotel in Österreich<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
33
Meldungen<br />
Informationen schwarz auf weiß<br />
Foto: Landratsamt Unterallgäu<br />
Seit dem 17. Februar liegt die Unterallgäuer<br />
Umweltzeitung wieder<br />
bei allen Wertstoffhöfen, den Gemeinden<br />
und im Landratsamt zur<br />
kostenlosen Mitnahme aus. Auf 16<br />
Seiten bietet die Umweltzeitung<br />
laut dem Leiter der kommunalen<br />
Abfallwirtschaft, Edgar Putz, wieder<br />
aktuelle Informationen rund<br />
um Abfallentsorgung, Umwelt- und<br />
Klimaschutz.<br />
Darin zu finden sind wie immer<br />
auch die Sammeltermine für<br />
Schadstoffe und Gartenabfälle so-<br />
wie die Termine für die Leerung der<br />
kommunalen Altpapiertonnen und<br />
die aktuellen Öffnungszeiten der<br />
Wertstoffsammelstellen. Außerdem<br />
gibt die Klimaschutzstelle des<br />
Landkreises Hinweise zum Klimaschutz.<br />
(cs)<br />
Ein E-Bike zum Abschied<br />
Nach 36 Jahren an der Spitze Memmingens<br />
ging Dr. Ivo Holzinger in<br />
den Ruhestand. Zu seinem Abschied<br />
haben sich Landrat Hans-<br />
Joachim Weirather und die Unterallgäuer<br />
Bürgermeister ein spezielles<br />
Geschenk überlegt – sie übergeben<br />
Dr. Holzinger ein E-Bike, mit<br />
dem er seine neu gewonnene Freizeit<br />
so richtig genießen kann und<br />
das Lust auf Touren durch die reizvolle<br />
Landschaft des Unterallgäus<br />
machen soll.<br />
(cs)<br />
Dr. Ivo Holzinger mit seinem E-Bike,<br />
eingerahmt vom Landrat und den<br />
Unterallgäuer Bürgermeistern<br />
Foto: Robert Langer/Stadt Memmingen<br />
SCHNELL Motoren AG ist gerettet<br />
Foto: SCHNELL Motoren AG<br />
TEDOM, ein weltweit agierender<br />
Hersteller von Blockheizkraftwerken<br />
mit Sitz in der Tschechischen<br />
Republik, steigt bei SCHNELL Motoren<br />
ein, und die beiden Firmenstandorte<br />
in Amtzell und Rodewald<br />
bleiben erhalten. »Das ist ein großer<br />
Erfolg«, freut sich der<br />
SCHNELL-Alleinvorstand Andreas<br />
Elsäßer von Schultze & Braun, der<br />
als Restrukturierungsexperte und<br />
Interimsvorstand die SCHNELL<br />
SCHNELL ist seit über 20 Jahren<br />
Hersteller von hocheffizienten<br />
Energieerzeugungsanlagen<br />
Motoren AG durch das Sanierungsverfahren<br />
in Eigenverwaltung führt.<br />
»Das internationale Interesse an<br />
SCHNELL war sehr groß im Markt.<br />
Letztendlich haben das schlüssige<br />
Gesamtkonzept und die herausragenden<br />
Perspektiven mit TEDOM<br />
den Ausschlag gegeben. SCHNELL<br />
bleibt mit seiner starken Marke aktiv<br />
und erhält durch den Zusammenschluss<br />
mit TEDOM alle Optionen<br />
für nationales und internationales<br />
Wachstum. Der Einstieg<br />
von TEDOM ermöglicht es<br />
SCHNELL, mit einem erweiterten<br />
Produktportfolio neue Märkte zu<br />
erschließen und den Ausbau des<br />
Serviceangebotes fortzusetzen.«<br />
34<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Neue Stromer für schwere Lasten<br />
Renault setzt seine Elektroauto-Offensive<br />
mit gleich zwei Neuheiten<br />
fort – dem aktualisierten City-Lieferwagen<br />
Kangoo Z.E. und dem<br />
komplett neu entwickelten Elektrotransporter<br />
Master Z.E. Der technisch<br />
gründlich überarbeitete Kangoo<br />
Z.E. kommt mit neuem E-Motor<br />
und neuem Akku auf eine<br />
Reichweite von 270 Kilometern.<br />
Damit weist das Renault-Modell<br />
den größten Aktionsradius in der<br />
Klasse der rein elektrisch betriebenen<br />
leichten Nutzfahrzeuge auf. Renault<br />
bietet auch den aktualisierten<br />
Kangoo Z.E. in zwei Längenvarianten<br />
an: als 4,28 Meter langen Kangoo<br />
Z.E. und als 4,66 Meter langen<br />
Kangoo Maxi Z.E. Mit dem Master<br />
Z.E. weitet Renault seine Elektrofahrzeug-Offensive<br />
erstmals in die<br />
Klasse der großen Transporter aus<br />
Foto: Renault<br />
– der neue Stromer bietet je nach<br />
Aufbau bis zu 1400 Kilogramm Zuladung<br />
und 200 Kilometer Reichweite.<br />
Renault bietet den Master<br />
Z.E. als Kastenwagen und Fahrgestell<br />
an. Beim Kastenwagen haben<br />
Kunden die Auswahl zwischen drei<br />
Längen von 5,05 bis 6,2 Metern und<br />
zwei Laderaumhöhen, 1,7 und 1,89<br />
Meter. Die E-Motoren beider Fahrzeuge<br />
basieren auf dem des ZOE,<br />
und die Akkus können an einer<br />
Wall-Box mit 230 Volt jeweils in<br />
etwa sechs Stunden geladen werden.<br />
Das Autohaus Sirch, das an vier<br />
Standorten im Allgäu vertreten ist,<br />
hat den Kangoo Z.E. schon jetzt in<br />
sein Sortiment aufgenommen. Interessierte<br />
Kunden können sich vor<br />
Ort von den Stromern überzeugen<br />
und ihren Wunsch-Elektro-Lieferwagen<br />
zusammenstellen. Am Ende<br />
dieses Jahres soll dann auch der<br />
Master Z.E. auf den Markt kommen<br />
und wird dann ebenfalls im Autohaus<br />
angeboten werden. (cs)<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.autohaus-sirch.de<br />
Auf der European Motor<br />
Show in Brüssel<br />
stell te Renault seine<br />
neuen Elektroautos vor<br />
Anzeigen<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
35
Meldungen<br />
Klein, aber hochwirksam<br />
Das Unternehmen Beckmann aus<br />
Wangen im Allgäu bietet mit seinem<br />
Energie-Spartrockner eine<br />
echte Alternative zu den herkömmlichen<br />
Wäschetrocknern. Mit einem<br />
minimalen Energie-Einsatz –<br />
gerade einmal sechs Watt in der<br />
Stunde – trocknet die Wäsche je<br />
nach Feuchtigkeitsgrad in zwei bis<br />
drei Stunden. Angetrieben wird der<br />
Spartrockner durch einen kleinen,<br />
robusten 12-Volt-Motor, der im<br />
Standrohr verbaut ist und über das<br />
mitgelieferte Steckernetzgerät an<br />
das Stromnetz angeschlossen wird.<br />
Er sorgt mit 18 Umdrehungen pro<br />
Minute für eine schonende Trocknung<br />
der Wäsche: Sie wird sanft bewegt<br />
wie auf Großmutters Wäscheleine<br />
im Wind und trocknet schön<br />
glatt und knitterfrei. Auf dem Spartrockner<br />
findet eine Wäscheladung<br />
Platz, und dank des Timers kann<br />
die Einschaltdauer eingestellt werden.<br />
Außerdem ist der Energie-<br />
Spartrockner wartungsfrei. (cs)<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.beckmann-kg.de<br />
Der Energie-Spartrockner spart nicht<br />
nur Geld, sondern auch Platz<br />
Foto: Ing. G. Beckmann KG<br />
Preis für umweltfreundliche Mähtechnik<br />
Einhergehend mit dem »Bee-<br />
Award« bekam Max Bannaski<br />
(re.) auch 4000 Euro<br />
Foto: Landratsamt Unterallgäu<br />
Das Unternehmen BB-Umwelttechnik<br />
aus Bernbeuren gewann im<br />
Dezember des letzten Jahres den<br />
Europäischen Bienenpreis – den<br />
»Bee-Award« – in der Kategorie<br />
»Innovative und technologische<br />
Lösungen«. Den Preis nahm Max<br />
Bannaski, Geschäftsführer und<br />
Landwirt, im Europäischen Parlament<br />
in Brüssel entgegen. Er ist es<br />
auch, dem das Unternehmen den<br />
Preis zu verdanken hat. Der Landwirt<br />
war auf der Suche nach einer<br />
umweltfreundlichen Mähtechnik,<br />
und als er nicht fündig wurde, entschied<br />
er sich dazu, ein Mähwerk<br />
zu bauen, das seinen Vorstellungen<br />
entspricht. So entstand das »Doppelmessermähwerk<br />
mit automatischem<br />
Schleifautomat« – dies ist<br />
ein innovatives Werkzeug zur Ernte<br />
von Grünland und um zu vermei-<br />
den, dass in den Wildblumen oder<br />
im Gras sitzende Insekten oder<br />
Amphibien geschädigt werden.<br />
Dieses Mähwerksystem wird bereits<br />
seit zwei Jahren vermarktet, und es<br />
liegen Pläne vor, den Vertrieb auch<br />
auf andere interessierte europäische<br />
Länder auszuweiten. (cs)<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.bbumwelttechnik.com<br />
Eine gute Zwischenlösung<br />
Das digitale Gründerzentrum<br />
Kempten soll neue Möglichkeiten<br />
für junge Unternehmen aus dem<br />
IT-Bereich schaffen und wird auf<br />
dem ehemaligen Seitz-Gelände an<br />
der Immenstädter Straße in räumlicher<br />
Nähe zur Hochschule Kemp-<br />
Beim Umbau der<br />
»Schlichterei« soll der<br />
Industriecharakter<br />
des Gebäudes erhalten<br />
bleiben<br />
Foto: Stadt Kempten<br />
ten entstehen. Um die Firmengründer<br />
schon vor Fertigstellung des<br />
neuen Gebäudes unterstützen zu<br />
können, wurde nach einer Zwischenlösung<br />
gesucht. Fündig geworden<br />
ist man in der Keselstraße<br />
auf dem Gelände der ehemaligen<br />
Spinnerei und Weberei. In der<br />
Sheddachhalle wird nun die frühere<br />
»Schlichterei« als digitales Gründerzentrum<br />
umgebaut, das dort im<br />
zweiten Quartal <strong>2017</strong> eröffnet werden<br />
soll. Dann wird auch Christian<br />
Dosch, der Leiter des Zentrums,<br />
seinen Arbeitsplatz in der Keselstraße<br />
haben. Bis dahin befindet<br />
sich sein Büro übergangsweise in<br />
der Räumen der Allgäu GmbH, Allgäuer<br />
Straße 1, 87435 Kempten.<br />
Dort ist Christian Dosch seit 15. Februar<br />
unter der E-Mail-Adresse<br />
dosch@allgaeu.de sowie unter Telefon<br />
0831/57537-30 zu erreichen.<br />
(cs)<br />
36<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Advertorial<br />
Setzen Sie ein Zeichen für den Klimaschutz!<br />
Das Klimaneutralitätsbündnis 2025 ist eine Initiative<br />
mit Vorbildwirkung, mit der Unternehmen aktiv<br />
einen Beitrag zur Lösung der weltweiten Klimaprobleme<br />
leisten. Machen Sie mit!<br />
Das Klimaneutralitätsbündnis 2025 hat seinen Ursprung<br />
in Vorarlberg. Hier haben zehn renommierte<br />
Unternehmen beschlossen, nicht länger auf politische<br />
Vorgaben zu warten, sondern von sich aus tätig zu<br />
werden und sich aktiv dem Klimaschutz zu widmen.<br />
Nur durch freiwillige Maßnahmen zur Minderung des<br />
CO 2 -Ausstoßes kann das 2°C-Ziel der Vereinten Nationen<br />
noch erreicht werden.<br />
In wenigen Schritten<br />
CO 2 -neutral<br />
Wir unterstützen Sie aktiv auf Ihrem Weg, CO 2 -neutral<br />
zu werden. In einem ersten Schritt berechnen wir<br />
Ihren ökologischen Fußabdruck, analysieren Ihren<br />
Verbrauch und beraten Sie individuell über Möglich-<br />
keiten, Ihren Verbrauch nachhaltig zu senken. Nicht<br />
vermeidbare Emissionen werden durch die Unterstützung<br />
ausgewählter internationaler Klimaschutzprojekte<br />
kompensiert. Bei all diesen Schritten – von der Reduktion<br />
bis zur Kommunikation Ihrer Maßnahmen –<br />
werden Sie kompetent betreut und unterstützt.<br />
Das Bündnis wächst<br />
rasant – werden Sie Teil davon!<br />
Mittlerweile ist das Klimaneutralitätsbündnis auf über<br />
75 Mitglieder angewachsen und es ist das Ziel, noch<br />
größer zu werden. Deshalb steht es allen interessierten<br />
Unternehmen offen, die Verantwortung übernehmen,<br />
ein Zeichen setzen und gleichzeitig ihr nachhaltiges<br />
Image stärken wollen. Je mehr Unternehmen teilnehmen,<br />
desto kraftvoller wird die Initiative und desto<br />
stärker profitieren die Teilnehmer auch vom gegenseitigen<br />
Austausch. Dabei ist es egal, wie groß Ihr Unternehmen<br />
ist.<br />
www.klimaneutralitaetsbuendnis2025.com/<br />
Kontakt<br />
Vorarlberger Kraftwerke AG<br />
(VKW)<br />
Technischer Vertrieb<br />
technischervertrieb@vkw.at<br />
Tel. 08381 899-998<br />
www.vkw.de<br />
Anzeigen<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
37
Meldungen<br />
Gentechnikfrei in die Zukunft<br />
Foto: Landratsamt Oberallgäu<br />
Die Initiative GENial hat in den<br />
letzten Jahren viel erreicht, und das<br />
Thema Gentechnikfreiheit ist im<br />
Allgäu eine Selbstverständlichkeit<br />
geworden. Nichtsdestotrotz gilt es<br />
weiterhin, konstant zu informieren<br />
und zu sensibilisieren. Die Initiative<br />
wird daher auf zahlreichen Messen<br />
aktiv sein, um Verbraucher und<br />
Landwirte über die bestehende<br />
gentechnikfreie Anbau- und Fütterungsregion<br />
und die neuen Ent-<br />
Lisa Prechtl sorgt für frischen Wind<br />
bei GENial. Bald soll es die Möglichkeit<br />
geben, sich per Newsletter auf dem<br />
Laufenden zu halten<br />
wicklungen im Bereich der Gentechnik<br />
aufzuklären. Für alle interessierten<br />
Gruppen und Einzelpersonen<br />
wird außerdem ein Klausurtag<br />
stattfinden, um sich auszutauschen<br />
und gemeinsame Schwerpunkte<br />
zu vertiefen. Seit Anfang des<br />
Jahres koordiniert Lisa Prechtl die<br />
Initiative. Bei Interesse an der Mitarbeit<br />
oder für weitere Fragen können<br />
Sie sich jederzeit an sie wenden.<br />
E-Mail: lisa@streifzuege.at<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.oberallgaeu.org/bauen_umwelt/extras/gentechnikfreie_anbauregion/<br />
Altbautage auf dem Gelände der Hochschule<br />
Bereits zum 18. Mal finden die Allgäuer<br />
Altbautage am 4./5. März<br />
<strong>2017</strong> statt. Rund 70 Aussteller präsentieren<br />
ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen auf dem Gelände<br />
der Hochschule Kempten.<br />
Ob Wärmedämmung, Heizungserneuerung,<br />
Fenster oder Solarenergie,<br />
Bauschäden oder finanzielle<br />
und rechtliche Rahmenbedingungen<br />
– alle Bereiche für Hausbesitzer<br />
werden abgedeckt. Dabei wird natürlich<br />
wie bisher auch auf ein Rahmenprogramm<br />
für die gesamte Familie<br />
mit Kinderbetreuung und<br />
Gastronomie geachtet. Auch dieses<br />
Jahr werden wieder Tausende Besucher<br />
bei den Allgäuer Altbautagen<br />
erwartet, die sich fundiert und umfassend<br />
zum Thema energetisches<br />
Bauen und Sanieren informieren<br />
wollen.<br />
Die beliebte Messe mit Ausstellern<br />
aus sämtlichen Branchen und einem<br />
umfangreichen Vortragsprogramm<br />
findet bereits zum 18. Mal<br />
statt<br />
Info: Veranstalter ist das Energieund<br />
Umweltzentrum Allgäu (eza!).<br />
Die Altbautage finden in der<br />
Hochschule Kempten statt:<br />
Bahnhofstraße 61-63.<br />
Öffnungszeiten: 9.30 bis 17 Uhr<br />
Windrad und Wasserturbine im Miniformat<br />
38<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
»Das erste Windrad in Dickenreishausen<br />
wird also demnächst gebaut«,<br />
stellte Stadtrat Eddi Güttler<br />
schmunzelnd mit einem Blick auf<br />
sechs neue Experimentierkästen in<br />
der Grundschule Dickenreishausen<br />
fest. Die Experimentiersets zu erneuerbaren<br />
Energien sind eine<br />
Spende der LEW Lechwerke AG,<br />
die Josef Nersinger von der LEW an<br />
Schulleiter Hermann Eckner und<br />
Bürgermeisterin Margareta Böckh<br />
überreichte. »Seitens der Stadt dan-<br />
Spendenübergabe in der Grundschule<br />
Dickenreishausen: Bürgermeisterin<br />
Mar gareta Böckh dankte den Lech -<br />
werken im Namen der Stadt Mem -<br />
mingen für die Experimentierkästen<br />
Foto: Alexandra Wehr/Pressestelle Stadt Memmingen<br />
ke ich herzlich für die Experimentierkästen.<br />
Energiegewinnung ist<br />
ein sehr wichtiges Thema in der<br />
Schule«, betonte die Bürgermeisterin.<br />
Mit dem neuen Material können<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
der Grundschule Dickenreishausen<br />
zukünftig spielerisch Wasserturbinen<br />
bauen, herausfinden, wie man<br />
elektrische Energie speichert, oder<br />
auch ein kleines Windrad aufstellen,<br />
erklärte Josef Nersinger.
Zukunftsthema: Mobilität am Bodensee<br />
Im Rahmen des Mobilitätsprojektes<br />
PEMO besuchten die Projektpartner<br />
aus Liechtenstein, Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz die<br />
Grenzregion Basel. Auch Vertreter<br />
aus dem Landkreis Lindau waren<br />
dabei. Sie tauschten Erfahrungen in<br />
der grenzüberschreitenden Mobilität<br />
mit der Stadt Basel aus und erhielten<br />
Impulse von Unternehmen,<br />
die ihre Maßnahmen für das betriebliche<br />
Mobilitätsmanagement<br />
vorstellten.<br />
Das Ziel des grenzüberschreitenden<br />
Projektes PEMO, an dem auch der<br />
Landkreis Lindau sowie die Städte<br />
Lindau und Lindenberg als assoziierte<br />
Partner beteiligt sind, ist, konkrete<br />
Maßnahmen zur nachhaltigen<br />
Pendlermobilität umzusetzen.<br />
Erfolgreiche Mobilitätsstrategien<br />
aus anderen Städten oder Unternehmen<br />
sollen einfließen.<br />
Ähnlich wie im Bodenseeraum<br />
grenzen auch im Raum Basel verschiedene<br />
Länder aneinander: die<br />
Schweiz, Frankreich und Deutschland.<br />
»Die grenzüberschreitende<br />
Mobilität ist in Basel Alltag und<br />
bringt zahlreiche Herausforderungen<br />
mit sich«, erklärt Antje Ham-<br />
Foto: Thomas Niehörster<br />
mer, Geschäftsführerin des Pendlerfonds<br />
im Bau- und Verkehrsdepartement<br />
Basel-Stadt. Drei Länder<br />
– das bedeutet verschiedene Tarifsysteme,<br />
unterschiedliche rechtliche<br />
Grundlagen und Zuständigkeiten.<br />
Im Rahmen des Treffens besuchten<br />
die Projektpartner verschiedene<br />
Unternehmen, unter anderem die<br />
Firma Roche. Diese baut in der<br />
Stadt Basel gerade ihre Firmenzentrale<br />
aus. Ein Parkplatz für jeden ist<br />
auf diesem beengten Raum unmöglich.<br />
Mit gezielten Maßnahmen wie<br />
Parkplatzbewirtschaftung, Bonussystemen,<br />
flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />
und klaren Regelungen für<br />
den Parkplatzanspruch begegnet<br />
das Unternehmen dieser Herausforderung.<br />
Ingo Pohl, Head of Strategy and<br />
Concepts bei Roche, riet, für die<br />
Umsetzung einer neuen Mobilitätsstrategie<br />
genügend Zeit einzuplanen,<br />
Mitarbeitende in den Prozess<br />
einzubinden sowie Ausnahmeregelungen<br />
für berufliche und familiäre<br />
Sondersituationen vorzusehen.<br />
Auch im Projekt PEMO werden anhand<br />
von Befragungen der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter individuelle<br />
Lösungen für die teilnehmenden<br />
Unternehmen erarbeitet.<br />
»Die Exkursion nach Basel, insbesondere<br />
der Besuch bei den Firmen<br />
Roche und ABB, lieferte wertvolle<br />
Impulse für das Projekt PEMO, was<br />
Engagement und Durchsetzbarkeit<br />
im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />
betrifft«, lautet<br />
das Fazit von Steffen Riedel, Klimaschutzmanager<br />
des Landkreises<br />
Lindau.<br />
Steffen Riedel, Klimaschutz -<br />
manager des Landkreises<br />
Lindau, war beim Mobilitäts -<br />
projekt PEMO dabei und<br />
zieht eine postive Bilanz<br />
Anzeige<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
39
Klimaschutz<br />
Vorbildliches Oberallgäu<br />
Ehrgeizige Ziele werden verfolgt<br />
Im Landkreis Oberallgäu geht es flott voran beim Thema Klimaschutz.<br />
Erst kam die Ernennung zur Masterplan-Kommune, dann<br />
ein neuer Klimaschutzbeauftragter, und mittlerweile gehören<br />
zwei Elektroautos zum Fuhrpark des Landratsamtes.<br />
Simon Steuer hat als<br />
Masterplanmanager die<br />
Arbeit aufgenommen<br />
Landrat Anton Klotz und<br />
Simon Steuer werden die<br />
E-Autos künftig häufiger<br />
nutzen<br />
Seit dem vergangenen Juli gibt es insgesamt<br />
22 neue Masterplan-Kommunen in ganz<br />
Deutschland, die mit Förderung des Bundesumweltministeriums<br />
einen Klimaschutz-Masterplan<br />
entwickeln und umsetzen. Die sogenannten Masterplan-Kommunen<br />
vereint das Ziel, ihre Treibhausgasemissionen<br />
bis 2050 um 95 Prozent zu senken und<br />
ihren Endenergieverbrauch gegenüber 1990 zu halbieren.<br />
In Bayern gehört der Landkreis Oberallgäu zu den<br />
geförderten Regionen. Zu dem Projekt in Bayern sagt<br />
die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: »Der<br />
Landkreis Oberallgäu besticht durch seine langjährige<br />
und hervorragende Zusammenarbeit im Klimaschutz<br />
zwischen Landkreis und kreisangehörigen Kommunen.<br />
Als attraktiver Tourismusstandort hat die Masterplan-Kommune<br />
Ausstrahlungskraft in die ganze Welt.«<br />
Enkeltaugliche Lösungen gesucht<br />
Mit der Ernennung zur Masterplan-Kommune<br />
entstand die Stelle des Masterplanmanagers, die mit Simon<br />
Steuer besetzt wurde. »Ich freue mich, in den kommenden<br />
Jahren Ansprechpartner für alle Ideen in den<br />
Bereichen Energie und Klimaschutz im Oberallgäu zu<br />
sein«, sagt Simon Steuer und weiter »Die vielen bestehenden<br />
Initiativen auf kommunaler und privater Ebene<br />
gilt es zu unterstützen und zu vernetzen.« Der neue<br />
Mann im Landratsamt hat an der Universität Innsbruck<br />
Geografie studiert und war bisher Umwelt- und Mobilitätsbeauftragter<br />
bei der Stadt Fellbach. Bei seiner Vorstellung<br />
vor dem Oberallgäuer Energie- und Klimaschutzbeirat<br />
machte Simon Steuer deutlich, dass im<br />
Hinblick auf die wachsenden Herausforderungen enkeltaugliche<br />
Lösungen gefunden werden müssen. »Die<br />
Hälfte des heutigen Energieverbrauches wollen wir bis<br />
zum Jahr 2050 durch neue Technologien, effizientere<br />
Technik und sparsames Verhalten reduzieren«, so Steuer.<br />
Der restliche Energiebedarf soll über erneuerbare<br />
Energien gedeckt werden. Dieses Ziel zu erreichen, sei<br />
nicht einfach. Doch mit der Förderung des Bundesumweltministeriums<br />
und der gemeinsamen Anstrengung<br />
von Bürgern, Unternehmen und Verwaltungen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Energie- und Umweltzentrum<br />
eza! ist es machbar.<br />
Ein weiterer Schritt, den der Landkreis Oberallgäu<br />
in Sachen Klimaschutz gemacht hat, ist der Austausch<br />
zweier konventioneller Fahrzeuge des Fuhrparkes<br />
gegen Elektroautos. Damit möchte das Landratsamt<br />
eine Vorbildfunktion einnehmen, denn die Senkung<br />
des CO2-Ausstoßes und der Abhängigkeit von<br />
fossilen Brennstoffen seien wichtige Ziele der Klimaschutzpolitik<br />
des Landkreises. »Der Ausbau der Elektromobilität«,<br />
so Landrat Anton Klotz, »spielt dabei<br />
eine wichtige Rolle. Gerade die Fuhrparks von Verwaltungen<br />
und Unternehmen haben häufig gleichbleibende<br />
Kilometerleistungen und nach Feierabend genügend<br />
Zeit zum Laden.«<br />
(cs)<br />
Fotos: Landratsamt Oberallgäu, BMUB/Sascha Hilgers<br />
Seit dem letzten Sommer ist der<br />
Landkreis Oberallgäu offiziell eine<br />
Masterplan-Kommune<br />
40<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Energie<br />
Foto: Stadt Marktoberdorf<br />
Die LED rund um den<br />
Sprungturm sind im<br />
wahrsten Sinne des<br />
Wortes ein Highlight<br />
Es werde Licht<br />
Badepark erstrahlt dank LED<br />
Das Hallenbad im Herzen Kaufbeurens besitzt nicht nur ein imposantes kuppelförmiges<br />
Holzdach und verschiedene Wasserbecken, sondern kann sich nun auch über eine neue<br />
LED-Beleuchtung freuen, die im gesamten Badebereich Einzug gehalten hat. Damit wurde<br />
ein verantwortungsvolles und zukunftsfähiges Energiekonzept umgesetzt.<br />
Nachdem es im Schwimmbad allerorten<br />
recht feucht zugeht, sind nur LED-Leuchten<br />
mit entsprechender Schutzklasse (IP<br />
65) geeignet. Das war Grundvoraussetzung in der<br />
Ausschreibung für die neue Beleuchtung. Eine weitere<br />
wesentliche Rolle spielte die Energieeffizienz und<br />
Lebensdauer der Leuchten. Alles in allem hat das Angebot<br />
der AS LED Lighting überzeugt, und die Verantwortlichen<br />
haben sich anhand der Lichtplanung und<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für diese Lösung entschieden.<br />
Nun herrscht in den Umkleiden, in Gängen<br />
und Duschen, im Technikraum und natürlich in der<br />
großen Schwimmhalle mit den großzügigen Schwimmbecken<br />
und Ruhezonen ein angenehmes LED-Lichtklima<br />
mit fotozertifizierter Beleuchtung.<br />
Die Umsetzung<br />
Vorgabe war, die vorhandene konventionelle Beleuchtung<br />
gegen eine energieeffiziente LED-Beleuchtung<br />
zu ersetzen. Die Feuchtraumleuchte TGL von AS<br />
LED Lighting erwies sich hier als hochwertiger und<br />
flexibel einsetzbarer Ersatz. Mit deutlich höheren Lumen-<br />
und geringeren Anschlussleistungen konnte die<br />
Anzahl der eingesetzten Leuchten reduziert werden.<br />
Das opale Leuchtenglas gewährleistet mit 210 Grad<br />
Abstrahlwinkel eine hohe und homogene Flächenausleuchtung.<br />
Die dezente Deckenaufhellung der TGL-<br />
Leuchten bringt die imposante Holzdecke in der großen<br />
Schwimmhalle voll zum Tragen. Fünf verschiedene<br />
Baulängen ermöglichten es, die LED-Leuchten genau<br />
in den vorhandenen Baukörper einzupassen;<br />
mehrere Lichtstärken und -farben stehen für spezifische<br />
Beleuchtungsanforderungen zur Verfügung. Die<br />
Installation wurde durch die vorhandenen durchverdrahteten<br />
Systemstecker an beiden Seiten der Leuchte<br />
erleichtert und kostengünstig gestaltet. Durch DALI-<br />
Steuerungen passt sich die Beleuchtung automatisch<br />
und schnell geänderten Lichtverhältnissen an. Das hat<br />
einen zusätzlichen energiesparenden Effekt.<br />
Langlebig und stromsparend<br />
Rund um den Sprungturm sind zehn HCL-Hallenstrahler<br />
von AS LED Lighting angebracht. Mit ihrer<br />
hohen Lumenleistung sorgen sie nicht nur für eine außergewöhnliche<br />
Lichtatmosphäre, sondern funktionieren<br />
zugleich als Notlicht bei Stromausfällen, da sie<br />
für Sicherheitsbeleuchtungsanlagen gemäß EN 50172<br />
geeignet sind. Das gilt übrigens auch für alle TGL-<br />
Leuchten. Beide Leuchtenfamilien sind für Dauerbetrieb<br />
und auf eine lange Lebensdauer hin ausgelegt,<br />
die deutlich über der anderer Leuchtenhersteller liegt:<br />
die Feuchtraumleuchten TGL mit L80/B10 >65.000<br />
Stunden und die Hallenstrahler HCL mit L80/B10<br />
>100.000 Stunden. Energieeinheit und LED-Module<br />
halten im Prinzip ebenso lange. Da sie aber auswechselbar<br />
sind, braucht sich die Stadt Kaufbeuren in den<br />
kommenden 15 Jahren keine Gedanken über größere<br />
Ersatzinvestitionen zu machen. Die Energiebilanz<br />
überzeugt insgesamt – laut Auskunft des Energiemanagers<br />
der Stadt liegt die Stromersparnis mit den neuen<br />
LED-Leuchten gegenüber der bisherigen Beleuchtung<br />
bei rund 65 Prozent.<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
41
Ehrung<br />
Das Allgäu ist Vorreiter<br />
Ausgezeichnete Klimaschutzpolitik<br />
Bei einem Festakt Ende Januar in Kempten überreichte der<br />
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,<br />
Dr. Gerd Müller, sechs bayerischen Kommunen den European<br />
Energy Award für ihre Klimaschutzpolitik. Insgesamt vier der<br />
ausgezeichneten Gemeinden kamen aus dem Allgäu.<br />
Dass das Allgäu in Sachen Klimaschutz ganz<br />
vorne mitspielt, wurde bei der Verleihung des<br />
European Energy Award (eea) einmal mehr<br />
deutlich: Durach, Haldenwang und die Stadt Lindau<br />
dürfen sich nun mit dem eea schmücken, und Gast -<br />
geber Kempten erhielt als erste bayerische Stadt überhaupt<br />
den Award in Gold – die höchste Stufe.<br />
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle<br />
sagte in seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung,<br />
dass Leitlinien gebraucht werden, um über die<br />
Jahre hinweg kleine, aber bedeutende Schritte in die<br />
richtige Richtung zu gehen. Durch die Teilnahme am<br />
eea gelingt es, an- und ausdauernd am Klimaschutz zu<br />
arbeiten, denn er bietet Begleitung und Beratung für<br />
Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Planung<br />
und Realisierung von energie- und klimaschutzpolitischen<br />
Maßnahmen.<br />
Mit Maßnahmen zum Award<br />
Zentrales Mittel des eea sind verschiedene Klimaschutzaktionen:<br />
Die Kommunen versuchen, möglichst<br />
viele der Maßnahmen langfristig und regelmä-<br />
42 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Jedes Mitglied der Energieteams erhielt ein kleines Präsent<br />
Gold für Kempten – das hat sich die Stadt mit ihrer Klimaschutzpolitik verdient<br />
ßig umzusetzen. Gelingt ihnen das, bekommen sie dafür<br />
Punkte und die begehrte Auszeichnung, so wie beispielsweise<br />
die Gemeinde Durach, die nun zum ersten<br />
Mal den eea erhielt. Die Oberallgäuer Kommune<br />
konnte unter anderem mit ihrem Hackschnitzel-Nahwärmenetz,<br />
den regen Aktivitäten des Energieteams,<br />
den Photovoltaikanlagen auf den gemeindeeigenen<br />
Dächern für den Eigenstromverbrauch sowie einem<br />
Punktekatalog für energieeffizientes Bauen im Neubaugebiet<br />
am Orogelände überzeugen und erhielt so<br />
54 Prozent der möglichen Punkte.<br />
Auch Haldenwang wurde für seine Bemühungen<br />
in Sachen Klimaschutzpolitik ausgezeichnet. In der Gemeinde<br />
wird der Strombedarf bereits vollständig und<br />
der Wärmebedarf immerhin zu 29 Prozent aus erneuerbaren<br />
Energien gedeckt. Dazu versorgt eine gemeindeeigene<br />
Photovoltaikanlage das Sportzentrum der<br />
Kommune mit Strom. Durch das langjährige kommunale<br />
Energiemanagement konnte der Energieverbrauch<br />
der kommunalen Liegenschaften und Anlagen<br />
spürbar gesenkt werden. Vorbildlich sind außerdem<br />
das Versorgungskonzept mit seinen Dorfläden und die<br />
Ausrichtung eines jährigen Energietages mit Vortragsprogramm.<br />
Diese Maßnahmen führten dazu, dass Haldenwang<br />
59 Prozent der möglichen Punkte erreichte.<br />
Besonders beachtenswert war, dass die Stadt<br />
Lindau ebenfalls ausgezeichnet wurde, denn sie war<br />
erst 2016 in das eea-Programm eingestiegen und hat<br />
noch im gleichen Jahr das externe Audit überstanden.<br />
Überzeugt hat die Auditoren unter anderem das klimafreundliche<br />
Mobilitätskonzept KliMo, mit dem der<br />
motorisierte Individualverkehr auf der Insel reduziert<br />
werden soll. Im Rahmen eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes<br />
gab es einen Wettbewerb für die<br />
zukünftige Bebauung der hinteren Insel. Weiterhin<br />
wurde ein energiepolitisches Leitbild mit quantifizierbaren<br />
Zielen für die Stadt Lindau verabschiedet, die im<br />
unmittelbaren Bereich der Kommune, aber auch in<br />
dem eines jeden Bürgers liegen. Ebenfalls vorbildlich<br />
ist die enge Zusammenarbeit mit den benachbarten<br />
Gemeinden – auch grenzüberschreitend. Ein nachhaltiger<br />
Reiseführer unter dem Motto »Umweltschonend<br />
reisen. Regional speisen. Nachhaltig genießen.« rundet<br />
die vielen Aktivitäten ab, die der Stadt 63,2 Prozent der<br />
möglichen Punkte bescherte. Neben diesen drei Allgäuer<br />
Gemeinden wurden auch noch die Stadt Neu-<br />
Ulm, die 57,3 Prozent der möglichen Punkte erreichte,<br />
Dr. Gerd Müller verlieh den<br />
European Energy Award<br />
Fotos: eza!, Peter Elgaß<br />
und die mittelfränkische Gemeinde Kammerstein, die<br />
auf 65,2 Prozent kam, ausgezeichnet.<br />
Höchste Ehrung für Kempten<br />
Strahlendster Gewinner des Abends war aber der<br />
Gastgeber der Veranstaltung: Als erste bayerische Stadt<br />
erhielt Kempten den eea in Gold. Bereits seit 2011 beteiligt<br />
sich die Stadt am eea-Programm und wird dabei<br />
wie alle anderen Allgäuer Kommunen auch vom Energie-<br />
und Umweltzentrum Allgäu (eza!) betreut. »Es ist<br />
viel passiert. Durch die Teilnahme am European Energy<br />
Award ist es uns gelungen, ausdauernd und kontinuierlich<br />
am Thema Klimaschutz zu arbeiten«, sagte<br />
Oberbürgermeister Thomas Kiechle im Rahmen der<br />
Verleihung. 2012 erhielt Kempten erstmalig den eea,<br />
nachdem 60 Prozent aller möglichen Maßnahmen<br />
realisiert worden waren. Vier Jahre später schaffte sie<br />
78 Prozent – 75 Prozent sind für die Auszeichnung in<br />
Gold nötig. Der »Masterplan 100 % Klimaschutz«, den<br />
Kempten 2012 verabschiedet hatte, bildet den Rahmen<br />
für sämtliche Aktivitäten: seien es die Energieberatung<br />
und die Energieeffizienz-Angebote für Unternehmen,<br />
Kampagnen wie »Sanieren mit GRIPS« für Hausbesitzer<br />
oder Initiativen zur Förderung der Radverkehrs.<br />
Durch ein konsequentes kommunales Energiemanagement<br />
für die städtischen Liegenschaften konnte seit<br />
2000 der Ausstoß von 8000 Tonnen CO2 vermieden<br />
werden. Städtische Neubauten werden nur noch im<br />
Passivhausstandard ausgeführt. Auch der Ausbau und<br />
die Verdichtung der Fernwärmeversorgung zahlreicher<br />
Unternehmen und Haushalte durch den Zweckverband<br />
Abfallwirtschaft Kempten wirkten sich positiv<br />
auf die Bewertung aus.<br />
(cs)<br />
Sechs Awards wurden an Städte und Gemeinden überreicht,<br />
vier davon gingen ins Allgäu<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
43
Energie sparen<br />
Elektronisch geregelte<br />
Durchlauferhitzer sorgen für<br />
zuverlässig gradgenaue<br />
Wassertemperaturen<br />
Foto: djd/Wärme+/Stiebel Eltron<br />
Wie alt ist Ihr Boiler?<br />
Stromfresser unterm Wachbecken<br />
Foto: djd/Wärme+/AEG<br />
Er ist unauffällig, arbeitet zuverlässig und sorgt<br />
dafür, dass die Stromrechnung ordentlich ausfällt:<br />
der alte Durchlauferhitzer in älteren Gebäuden.<br />
Oft findet gerade der Boiler bei Gebäude sanierungen<br />
keine Beachtung, dabei kann man mit modernen<br />
Geräten viel Geld sparen.<br />
Komfortabel: die Steuerung<br />
und Überwachung eines<br />
Durchlauf erhitzers über<br />
Tablet oder Smartphone<br />
In Deutschland gibt es eine Vielzahl betagter Häuser<br />
und Wohnungen, in denen bald eine Renovierung<br />
ansteht. Zum modernen Wohnambiente<br />
gehören aber nicht nur frische Farben, neue Böden<br />
und eine schicke Inneneinrichtung – in zahlreichen<br />
sanierungswürdigen Objekten lässt auch die Warmwasserversorgung<br />
zu wünschen übrig. Alte hydraulische<br />
Durchlauferhitzer beispielsweise bieten wenig<br />
Komfort. Typisch sind zum Beispiel unfreiwillige<br />
»Wechselduschen«, die sich systembedingt durch<br />
Schwankungen im Wasserdruck kaum vermeiden lassen.<br />
Zudem verbrauchen die Altgeräte weit mehr<br />
Energie als neue, elektronisch geregelte Geräte.<br />
Durchlauferhitzer mit Fernbedienung oder<br />
Smartphone-Steuerung können auch<br />
komplett unsichtbar eingebaut werden<br />
Foto: djd/Wärme+/AEG<br />
44 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Foto: djd/Wärme+/Clage<br />
Foto links: djd/Wärme+/Clage<br />
Neben der Temperatur liefern<br />
elektronisch geregelte Durch -<br />
lauferhitzer auch Informationen<br />
zum aktuellen Was ser- und<br />
Energieverbrauch und machen<br />
es ein facher, einen Überblick<br />
über die Nebenkosten zu<br />
behalten<br />
Kompakte elektronische Durchlauferhitzer können in jedem<br />
Bad unauffällig eingebaut werden<br />
Gradgenaue Temperaturregelung<br />
Diese elektronisch geregelten Durchlauferhitzer<br />
sind mit moderner Mikroprozessor-Technologie und<br />
einer sensiblen Sensortechnik ausgestattet. »Daher regeln<br />
sie ständig die Heizleistung in Abhängigkeit von<br />
Sollwert, Durchflussmenge und Zulauftemperatur«,<br />
erläutert Jörg Gerdes von der Initiative Wärme+.<br />
Druckschwankungen im Wassernetz und wechselnde<br />
Einlauftemperaturen würden direkt ausgeglichen, die<br />
Temperatur an der Entnahmestelle bleibe aufs Grad<br />
genau konstant. Weil die elektronisch geregelte Wassererwärmung<br />
ohne die Beimischung von Kaltwasser<br />
funktioniert, ist auch der Wirkungsgrad wesentlich<br />
besser, es können gegenüber alten hydraulischen Modellen<br />
Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent erreicht<br />
werden.<br />
Warmes Wasser per Fernbedienung<br />
Auch bei der Bedienung sind elektronisch geregelte<br />
Durchlauferhitzer den Altgeräten überlegen. So<br />
gehört etwa eine Fernbedienung bei den Top-Modellen<br />
heute zur Grundausstattung. Das ist nicht nur<br />
praktisch, sondern macht auch einen wesentlich flexibleren<br />
Einbau der Geräte möglich. So können sie<br />
unsichtbar in einem Badmöbel oder hinter einer<br />
Wandverkleidung installiert werden. Außerdem verfügen<br />
moderne Durchlauferhitzer über komfortable<br />
Einstellmöglichkeiten. So lassen sich individuelle<br />
Wunschtemperaturen speichern oder spezielle Wellness-Dusch-Programme<br />
genießen.<br />
Kurzinfo<br />
Mehr Informationen rund um die Warmwasser -<br />
versorgung mit elektronisch geregelten Durchlaufer -<br />
hitzern enthält ein i-Book der Initiative Wärme+, das<br />
auch als pdf unter www.waerme-plus.de/downloads<br />
kostenlos heruntergeladen werden kann. (djd)<br />
Anzeige<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
45
Energie sparen<br />
»Aus« für alte Heizungen?<br />
Tausch kann sparen helfen<br />
Seit Jahresbeginn gibt es Neuerungen, die Hausbesitzer mit älteren Heizungs anlagen betreffen: So<br />
bringen ab sofort die Schornsteinfeger Energieeffizienzlabel auf Heizungen an, die älter als 15 Jahre<br />
sind. Ziel ist, dem Hauseigentümer einen Überblick zu geben, wie es um die Energieeffizienz seiner<br />
Heizung bestellt ist. Veraltete öl- und gasbetriebene Standardkessel mit einer Laufzeit von über<br />
30 Jahren müssen unter bestimmten Bedingungen ausgetauscht werden.<br />
Das Energieeffizienzlabel ist seit Anfang <strong>2017</strong><br />
Pflicht für ältere Heizungen. Das Label soll<br />
über die farbliche Kennzeichnung die Effizienz<br />
der Heizungsanlage deutlich machen. Das<br />
Energieeffizienzlabel, das bisher auf neuen Haushaltsgeräten<br />
zu finden war, ziert jetzt auch immer mehr Heizungsanlagen:<br />
Während neue Heizungen bereits seit<br />
2015 mit dem Energieeffizienzlabel ausgestattet sind, ist<br />
das jetzt auch für ältere Anlagen Pflicht. Das Label sortiert<br />
die Anlagen über ein Farbsystem in verschiedene<br />
Effizienzklassen: von A++ bis hin zur schlechtesten<br />
Klasse E. Konventionelle Heizkessel werden in die Klassen<br />
E bis A eingestuft, moderne Öl-Brennwertgeräte<br />
finden sich dabei im grünen Klasse-A-Bereich wieder.<br />
Wenn der Heizkessel dieses bedauerliche Stadium erreicht<br />
hat, sollte er schnell ausgetauscht werden<br />
Hybridheizungen, die neben Heizöl eine oder mehrere<br />
erneuerbare Energien nutzen, werden bei A+ oder A++<br />
eingestuft. Für die Eigentümer der Heizungsanlagen ist<br />
das Anbringen des Labels kostenlos, der Aufkleber wird<br />
beim nächsten regulären Besuch des Kaminkehrers ausgestellt<br />
und auf die Anlage geklebt.<br />
Die Austauschpflicht für veraltete Standardkessel<br />
betrifft allerdings nicht alle Hausbesitzer, da die Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV) einige Ausnahmen vorsieht:<br />
So können Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
ihre Heizungen weiter betreiben, wenn sie ihr<br />
Haus spätestens am 1. Februar 2002 bezogen haben.<br />
Grundsätzlich nicht ausgetauscht werden müssen zudem<br />
Öl-Niedertemperatur- und Öl-Brennwertkessel<br />
sowie Heizungen mit einer Nennleistung unter 4 kW<br />
oder über 400 kW. Wird mit dem Kessel nur Wasser<br />
erwärmt, darf er ebenfalls weiter laufen.<br />
▶
Beratung beim Tausch der Heizkessel verbessert nicht nur die Umwelt-Werte, sondern wirkt sich auch direkt auf den Geldbeutel aus<br />
Deutschland macht Plus<br />
Nach wie vor heizen in Deutschland 5,2 Millionen Eigen heimbesitzer mit<br />
Heizöl, und nur 0,6 Millionen haben bereits auf Öl-Brennwertkessel<br />
umgestellt. Wer noch dieses Jahr handelt und auf hocheffiziente Öl-<br />
Brennwert technik um rüstet, kann sich wertvolle Zuschüsse sichern. Bis<br />
zum 31. Dezember <strong>2017</strong> läuft noch die Aktion »Deutschland macht Plus!«,<br />
die das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) gemeinsam mit Partnern<br />
wie Heizgeräte herstellern und dem Mineralölhandel initiiert hat.<br />
»Insgesamt können sich Hauseigentümer bis zu 3200 Euro sichern«, sagt<br />
IWO-Marketingleiter Olaf Bergmann. Die Investition in Öl-Brennwerttechnik<br />
lohne sich schnell, sagt er. »Nach der Installation werden bis zu 30 Prozent<br />
Brennstoff einge spart.«<br />
Die Öl-Brennwerttechnik bietet den Haushalten, die bisher noch mit<br />
veralteter Öltechnik heizen, einen bezahlbaren Einstieg in die Energie -<br />
wende. Und eine gute Basis für die Kombination mit erneuerbaren<br />
Energien: Vergleichs weise einfach können Öl-Brennwertheizungen um<br />
Solaranlagen oder Holzkaminöfen ergänzt werden. Mit diesem<br />
sogenannten Hybridsystem wird dann noch mehr Heizöl eingespart, und<br />
auch die Treibhausgase missionen sinken weiter. Der eigene Tank bietet<br />
zusätz liche Versorgungssicherheit und kann ganz jährig nach eigenem<br />
Ermessen und bei günstigen Preislagen auf gefüllt werden. Weitere Infos<br />
zur Aktion »Deutschland macht Plus!« und zur Öl-Brennwerttechnik gibt<br />
es auf www.deutschland-macht-plus.de<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong> 47
Energie sparen<br />
Der Schornsteinfeger klebt ab sofort Energieeffizenz-<br />
Labels (Foto ganz unten) auf die geprüften Heizanlagen.<br />
Eine neue Heizanlage (Foto unten) bekommt A++ in Grün<br />
Fotos: IWO-Pressebild<br />
»Heizungen, die veraltet und somit im orangenen<br />
oder sogar roten Bereich eingeordnet sind, arbeiten<br />
nicht mehr effizient und sollten modernisiert werden«,<br />
rät Dr. Ernst-Moritz Bellingen, Leiter Energiepolitik<br />
beim Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO): »Die<br />
kostengünstigste Lösung für Ölheizer ist in der Regel ein<br />
modernes und sparsames Öl-Brennwertgerät. Damit<br />
sinkt der Brennstoffverbrauch sofort um bis zu 30 Prozent.«<br />
Zudem können in den meisten Fällen bestehende<br />
Anschlüsse übernommen werden. Und gefördert wird<br />
die Modernisierung ebenfalls: Wer sich für ein Öl-<br />
Brennwertgerät entscheidet, kann neben staatlichen Fördergeldern<br />
auch die Aktion »Deutschland macht Plus!«<br />
nutzen. Insgesamt sind so bis zu 3200 Euro drin. Infos<br />
zur Aktion »Deutschland macht Plus!« und zur Öl-<br />
Brennwerttechnik gibt es auf www.zukunftsheizen.de<br />
48 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Energie sparen<br />
Foto: Wikipedia/Stadt Memmingen<br />
Auf dem Luftbild von<br />
Memmingen sind die beiden<br />
großen Gewer begebiete<br />
gekennzeichnet. Wie im<br />
Unterallgäu soll es auch<br />
dort bald energe tische<br />
Beratungen geben<br />
Kostenbremse in Betrieben<br />
»Energiezukunft Unternehmen«<br />
Wo viel Energie gebraucht wird, kann auch viel gespart werden. Zielgruppe diesmal:<br />
Unternehmen. Die Berater kommen zum kostenlosen Check. Das Angebot umfasst<br />
die vier Allgäuer Landkreise und die drei kreisfreien Städte. Federführend ist das<br />
Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!). Der Kreistag des Unterallgäus gab jetzt<br />
den Startschuss.<br />
Rund die Hälfte der Energie, die im Landkreis<br />
Unterallgäu verbraucht wird, entfällt<br />
laut einer Erhebung auf Betriebe und<br />
Unternehmen. Dies ist, so Landrat Hans-Joachim<br />
Weirather, zum einen ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft<br />
im Unterallgäu stark ist. Zum anderen lasse<br />
sich dort, wo viel Energie verbraucht wird, oft auch<br />
viel einsparen. Aus diesem Grund sei das Projekt<br />
»Energiezukunft Unternehmen« ins Leben gerufen<br />
worden. Dabei werden Betriebe informiert und beraten.<br />
Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum<br />
Allgäu (eza!) stellte das Projekt »Energiezukunft<br />
Unternehmen« im Umweltausschuss des Unterallgäuer<br />
Kreistages vor. Es handelt sich um eine Initiative der<br />
Allgäu GmbH mit den Landkreisen und kreisfreien<br />
Städten, der Industrie- und Handelskammer Schwaben<br />
und der Handwerkskammer für Schwaben. Umgesetzt<br />
wird sie von eza! mit dem Ziel, Betrieben aufzuzeigen,<br />
wie sie ihre Energieeffizienz steigern und damit<br />
Kosten und Emissionen einsparen können. Die<br />
Unternehmen werden dem Eza!-Geschäftsführer<br />
zufolge über Förderungen und Beratungsangebote informiert.<br />
Dazu wurde unter (0831) 9602860 eine Telefonhotline<br />
eingerichtet. Außerdem können sich die<br />
Unternehmen in eigens gebildeten Netzwerken austauschen.<br />
Daneben ist auch eine Energieberatung vor Ort<br />
geplant, wie Sambale sagte. Dabei kommt ein Energieberater<br />
zu einem kostenlosen Energiecheck ins Unternehmen.<br />
In der Pilotphase werden dafür zunächst Gemeinden<br />
ausgewählt. Je nach Größe der Kommune<br />
wird die Beratung anschließend allen ortsansässigen<br />
Unternehmen oder allen Firmen eines Gewerbegebietes<br />
angeboten. Nach der Pilotphase werden die Unternehmensberatungen<br />
laut Landrat Weirather auf den<br />
gesamten Landkreis ausgedehnt.<br />
Das Projekt »Energiezukunft Unternehmen« ist<br />
in diesem Jahr einer der Schwerpunkte der Fachstelle<br />
für Klimaschutz im Unterallgäu. Weitere wichtige Projekte<br />
sind nach den Worten von Klimaschutzmanagerin<br />
Andrea Ruprecht unter anderem eine Kooperationsbörse<br />
zur Anpassung an den Klimawandel, eine<br />
Ausstellung zum Thema Elektromobilität, ein Energieeffizienzkurs<br />
für Bildungseinrichtungen sowie eine<br />
Strom- und Wärmebilanz für den Landkreis. Die finanziellen<br />
Mittel dafür sind im diesjährigen Haushaltsansatz<br />
eingeplant. Diesen begrüßte der Umweltausschuss<br />
einstimmig und empfahl dem Kreistag, den<br />
Ansatz wie vorgelegt zu billigen.<br />
Kurzinfo<br />
Informationen gibt es auch<br />
über die Telefon hotline bei<br />
Eza! unter (0831) 9602860<br />
oder im Internet unter<br />
www.energiezukunft-unter -<br />
nehmen.de. Bei Fragen gibt<br />
im Unter allgäu Klimaschutz -<br />
managerin Andrea Ruprecht<br />
Auskunft unter Telefon<br />
(08261) 995-164.<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
49
Studium<br />
Die Zukunft beginnt jetzt<br />
Studiengang Industrielle Biotechnologie<br />
In der chemischen Industrie und der Energiewirtschaft sollen zunehmend<br />
alternative, nachhaltige Produktionsverfahren entwickelt werden, um<br />
umwelt-, ressourcen- und klimaschonende Prozesse zu realisieren und die<br />
Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren. Die Hochschule<br />
Biberach kommt diesem Wunsch entgegen – mit dem Studiengang der<br />
Industriellen Biotechnologie.<br />
Info<br />
Dieser Studiengang kann nur im<br />
Wintersemester begonnen werden,<br />
Bewerbungsfrist ist der 15. Juli <strong>2017</strong>.<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.hochschule-biberach.de/<br />
web/industrielle-biotechnologie/ibt<br />
Ein kühles Bier, intelligentes Waschmittel, abbaubare<br />
Mulchfolie – all das sind Produkte der<br />
Industriellen Biotechnologie. Doch dieser<br />
Zweig der Biotechnologie leistet noch mehr: Es werden<br />
Bioprozesse entwickelt und optimiert, und somit<br />
wird eine ausreichende Erzeugung von Biomasse als<br />
Energieträger und Wertstoff garantiert. Dies sichert<br />
langfristig die nachhaltige Nutzung von natürlichen<br />
Informationen zu den Zulassungs -<br />
voraussetzungen und dem Bewerbungs -<br />
verfahren unter www.hochschulebiberach.de/web/zulassungsamt<br />
Neben der Industriellen Biotechnologie bietet<br />
die Hochschule Biberach noch zwei weitere<br />
Energie-Studiengänge an: Energie-<br />
Ingenieurwesen und Energiewirtschaft.<br />
Ressourcen. Dass dies für zukünftige Generationen<br />
wichtig sein wird, erkannte auch die Hochschule Biberach.<br />
Sie startete im Jahr 2011 erstmals den Bachelorstudiengang<br />
Industrielle Biotechnologie und schuf<br />
damit eine enge interdisziplinäre Verbindung mit den<br />
ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen.<br />
Profundes Wissen erlangen<br />
In sieben Semestern bildet der Studiengang junge<br />
Männer und Frauen zu Biotechnologen aus, die im<br />
späteren Berufsleben Bioprozesse zur Erzeugung von<br />
Energieträgern und Wertstoffen anwenden können.<br />
Dafür werden fundierte Kenntnisse im Anlagenbau<br />
sowie in der Mess- und Regeltechnik benötigt, die den<br />
Studenten vermittelt werden. Weitere Schwerpunkte<br />
des Studiums sind Chemie, Mikrobiologie und die<br />
Verfahrenstechnik. Nach ihrem Abschluss sind die<br />
Absolventen dann auf den Einsatz von biotechnologischen<br />
Verfahren spezialisiert, um Biomasse für die<br />
stoffliche und energetische Verwertung oder Verede-<br />
50 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Auch selbstständiges Arbeiten an Projekten ist für<br />
die jungen Männer und Frauen Teil des Studiums<br />
Das Gebäude der Industriellen Biortechnologie<br />
bietet eine Infratruktur aus Hörsälen, Labors und<br />
apparativer Ausstattung<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
51
Studium<br />
Die theoretische Lehre wird<br />
durch vielseitige Laborpraktika<br />
ergänzt. Der Praxisanteil liegt<br />
bei über einem Drittel der<br />
Präsenzzeit<br />
Die topmoderne<br />
Laborausstattung<br />
ermöglicht den Studenten<br />
eine fundierte Ausbildung<br />
lung in den verschiedensten Wirtschaftszweigen bereitzustellen.<br />
Nah an der Praxis<br />
Fotos: HBC, HBC/Stefan Sättele, Claudia Schöwe<br />
Die theoretischen Vorlesungen und Seminare<br />
werden ergänzt durch Exkursionen zu verschiedenen<br />
relevanten Industrieunternehmen und durch verschiedene<br />
Laborpraktika. Gut ein Drittel ihres Studiums<br />
verbringen die Studenten in den topmodern ausgestatteten<br />
Labors und erlernen das selbstständige Arbeiten.<br />
Hinzu kommt noch ein Praxissemester, das bis zu 25<br />
Prozent der Studenten im Ausland absolvieren. In diesem<br />
Semester sammeln die Studierenden praktische<br />
Erfahrungen in einem Industrieunternehmen oder einer<br />
Forschungseinrichtung. So hat der Student während<br />
seines Praktikums unter anderem Einblick in die<br />
betriebliche Arbeitsweise und Sozialstruktur und wird<br />
mit Forschungs- oder Entwicklungsmethoden, Verfahrens-<br />
und Betriebsaufgaben und industriellen Produktionseinrichtungen<br />
vertraut gemacht. So wird der<br />
Student mit dem Praktikum frühzeitig auf die spätere<br />
Berufstätigkeit vorbereitet.<br />
Weites Berufsfeld<br />
Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums erwarten<br />
die Absolventen produktionsbegleitende, problemlösende<br />
oder analytisch forschende Tätigkeiten.<br />
Es stehen ihnen Möglichkeiten in den verschiedensten<br />
Industriefeldern offen wie etwa in der chemischen Industrie,<br />
im Anlagenbau, in der Umwelt- und Entsorgungstechnik,<br />
in Forschungs- und Untersuchungslabors<br />
oder in Ingenieursbüros und bei Behörden.<br />
Jedoch haben die jungen Männer und Frauen<br />
nach ihrem Bachelorabschluss auch die Möglichkeit,<br />
noch den viersemestrigen Masterstudiengang »Indus-<br />
trielle Biotechnologie« zu absolvieren, den die Hochschule<br />
Biberach in Kooperation mit der Universität<br />
Ulm anbietet.<br />
(cs)<br />
52 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Förderung<br />
Schub für die Energieforschung<br />
Fördermittel an Hochschule Biberach<br />
Mit vier neuen Forschungsprojekten,<br />
die zum Jahreswechsel bewilligt wurden<br />
und sich derzeit in der Startphase<br />
befinden, wird die Energieforschung<br />
an der Hochschule Biberach HBC<br />
deutlich gestärkt. Die Projekte werden<br />
in den nächsten drei Jahren mit<br />
knapp 1,9 Millionen Euro gefördert.<br />
Diese Drittmittel geben der Energieforschung<br />
an der Hochschule Biberach einen neuen und<br />
wichtigen Schub«, sagt der geschäfts führende<br />
Leiter des Instituts für Energie- und Gebäude systeme<br />
an der HBC, Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff. Die<br />
Biberacher Forscher sehen seit Langem ein Defizit in<br />
der Diskussion um die Energiewende, die – so Koenigsdorff<br />
– bislang eher als »Stromwende« geführt<br />
werde. Der Fokus liege zu sehr auf der – in den letzten<br />
Jahren stark ansteigenden – Erzeugung von Strom aus<br />
erneuerbaren Energiequellen. Wichtig sei eine Ergänzung<br />
um eine »Wärme- und Kältewende« mit höherer<br />
Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, so der<br />
Institutsleiter. Sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Martin<br />
Becker sieht vor allem mit der Energieeffizienz »eine<br />
bisher stark vernachlässigte Säule auf dem Weg zur<br />
Transformation der Energiesysteme«. Als Beispiel<br />
nennt er Kälteanlagen, die überwiegend mit elektrischen<br />
betriebenen Kompressoren werden und rund 15<br />
Prozent des gesamten elektrischen Endenergiebedarfes<br />
benötigen. Becker sieht deshalb »ein hohes Einsparpotenzial<br />
im riesigen Bestand von Kälteanlagen,<br />
die im laufenden Betrieb optimiert werden können«,<br />
weshalb in seinen neuen Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
ein Schwerpunkt insbesondere auf die<br />
Betriebsoptimierung von Kälteanlagen gelegt wird.<br />
Noch stärker als bisher wird sich das Institut für Gebäude-<br />
und Energiesysteme der Hochschule Biberach<br />
deshalb künftig der Energieeffizienz widmen. Die vier<br />
neuen Projekte decken einen großen Forschungsbereich<br />
zur Optimierung von thermischen Systemen<br />
und zum Einsatz erneuerbarer Energien in der<br />
Wärme- und Kälteversorgung ab.<br />
Was gefördert wird<br />
Im Projekt Automationsgestützte Optimierung<br />
thermischer Energieversorgungsysteme geht es um die<br />
optimierte Betriebsführung und verbesserte Automatisierung<br />
von Wärme- und Kälteversorgungssystemen.<br />
Foto: Hochschule Biberach<br />
Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung von verbesserten<br />
Steuerungs- und Regelungsverfahren für heizungs- und<br />
klimatechnische Anlagensysteme, ebenso die verbesserte<br />
Regelung der Hydraulik inklusive Einbindung von<br />
Speichertechnologien. Das Projekt Energieeffizienz und<br />
optimierte Betriebsführung von gewerblichen Kälteanlagen<br />
befasst sich mit der Entwicklung von Methoden<br />
und Werkzeugen, um die Energie effizienz von gewerblichen<br />
Kälteanlagen im laufenden Betrieb bewerten und<br />
darauf aufbauend gezielte Maßnahmen zur Betriebsoptimierung<br />
vornehmen zu können.<br />
Die Verbesserung der Technologien zur Nutzung<br />
oberflächennaher geothermischer Energie steht im<br />
Fokus des Projektes Qualitätssicherung bei Erdwärmesonden.<br />
In diesem Verbundprojekt unter Leitung<br />
des Bayerischen Zentrums für angewandte Energie -<br />
forschung arbeitet das Biberacher Institut an der<br />
Erforschung und Entwicklung von Auslegungs- und<br />
Simulationswerkzeugen für die unterschiedlichen<br />
Technologien wie Erdwärmesonden, -kollektoren, -<br />
körbe und Eisspeicher.<br />
Die Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg<br />
in einem größeren Maßstab wird im Projekt »Geo-<br />
Speicher.bw« untersucht. Das Verbundvorhaben zielt<br />
darauf ab, den effizienten Einsatz geothermischer Wärme-<br />
und Kältenutzung und vor allem der Speicherung<br />
zur Reduzierung fossiler Energieträger zu demonstrieren.<br />
Die Hochschule Biberach ist als einer der Partner<br />
im Landesforschungszentrum Geothermie beteiligt, begleitet<br />
das »Kalte Nahwärmenetz Hochvogelstraße« in<br />
Biberach wissenschaftlich und befasst sich mit der optimalen<br />
Einbindung geothermischer Anlagen in Gebäude-<br />
und Energiekonzepte.<br />
Sie bringen die Energie forschung<br />
an der Hochschule Biberach<br />
weiter voran: die Professoren<br />
Martin Becker, Alexander Floß,<br />
Stefan Hofmann und Roland<br />
Koenigsdorff (v. l.)<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
53
Energie<br />
Bürger tauschen sich aus<br />
Ideen sammeln für den Klimaschutz<br />
Energie und Klimaschutz sind Theman, über die wir uns<br />
alle Gedanken machen sollten. Das Landratsamt Oberallgäu<br />
bot Ende November vergangenen Jahres dafür eine Plattform:<br />
die Bürger-Energiewerkstatt, in deren Rahmen auch die<br />
Gewinner des Stromsparwettbewerbes ausgezeichnet wurden.<br />
Die Bürger-Energiewerkstatt war der gemeinschaftlichen<br />
Entwicklung von Projektideen<br />
zum Energie-und Klimaschutz gewidmet.<br />
Hintergrund der Veranstaltung im Landratsamt Oberallgäu<br />
war die Erstellung eines Masterplans für 100<br />
Prozent Klimaschutz, zu dessen Erstellung der Landkreis<br />
im Frühjahr 2016 als eine von 22 Kommunen in<br />
Deutschland ausgewählt worden war.<br />
Um das Ziel von 100 Prozent Klimaschutz zu erreichen,<br />
soll die Hälfte des heutigen Energieverbrauches<br />
eingespart werden – durch erneuerbare Technologien,<br />
effizientere Technik und sparsames Verhalten.<br />
Der restliche Energiebedarf soll durch erneuerbare<br />
Energien gedeckt werden. Da die Erreichung dieses<br />
Zieles nicht einfach wird, fördert das Bundesumweltministerium<br />
Kommunen und Landkreise, die entsprechende<br />
Pläne und Projekte gemeinsam mit der Bevölkerung<br />
entwickeln und umsetzen.<br />
Anregungen, Ideen und Wünsche<br />
So waren nun im Landkreis Oberallgäu die Bürger<br />
im Rahmen der Energiewerkstatt gefragt: In drei<br />
verschiedenen Workshops hatten sie die Möglichkeit,<br />
Anregungen zu geben, Ideen zu sammeln oder ihre<br />
Wünsche für die Zukunft zu äußern. Eine Stunde hatten<br />
sie dafür in etwa Zeit, und sie traten in einen regen<br />
Austausch miteinander und notierten alles auf kleine<br />
Zettel, die dann später an Tafeln befestigt wurden. Am<br />
Ende der Workshops erläuterten dann die drei Leiter<br />
der Arbeitskreise jeweils kurz die Ergebnisse.<br />
Reicher Ideenfluss<br />
Im Workshop »Erneuerbare Energien« lag der Fokus<br />
auf dem Wärme- und Strombereich. Dort forderten<br />
die Bürger beispielsweise, dass intelligente Heizungssteuerungen<br />
ein Muss sein sollten. Auch mehr Bildungsarbeit<br />
an Schulen, der Abbau von genehmigungsrechtlichen<br />
Hürden sowie das Voranbringen des Baues<br />
von intelligenten Häusern waren Forderungen, ebenso<br />
der Ausbau von Wasserkraft. Weiterhin regten die Bürger<br />
an, dass Speichertechnik und -vernetzung sowie virtuelle<br />
Kraftwerke mehr gefördert werden sollten.<br />
Ein anderer Arbeitskreis mit dem Thema »Energieeffizienz«<br />
setzte das Hauptaugenmerk eher auf die<br />
Bereiche Marketing, Presse und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Teilnehmer waren sich einig, dass anderen mitge-<br />
54<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Stromsparwettbewerb<br />
Im Rahmen der Bürger-Energiewerkstatt fand auch<br />
die Preisverleihung des landkreisweiten Strom spar -<br />
wettbewerbes in verschiedenen Kategorien statt.<br />
Die Teilnehmer traten in<br />
einen regen Austausch, der<br />
auch schon mal hitzig<br />
werden konnte<br />
Fotos: Thomas Niehörster<br />
Die erste Bürger-Energie-<br />
Werkstatt fand am 28.<br />
November 2016 statt,<br />
weitere sollen folgen<br />
teilt werden muss, was man vorhat, beziehungsweise<br />
die Öffentlichkeit über die verschiedenen Aspekte der<br />
Energieeffizienz informiert werden sollte. Zum Thema<br />
»Sanieren« kam beispielsweise der Vorschlag, dass<br />
es steuerliche Anreize geben sollte.<br />
Forderungen der Bürger<br />
Im dritten Workshop »Verkehr und Mobilität«<br />
erklärte der Leiter zunächst, dass 30 Prozent der CO 2 -<br />
Emissionen im Oberallgäu vom Verkehr verursacht<br />
werden. Mit dieser Information kam dann etwa die<br />
Frage auf, was hinsichtlich des Antriebes mit Wasserstoff<br />
zukünftig passieren wird. Auch forderten die<br />
Bürger einiges wie etwa: den Ausbau von Ladesäulen,<br />
die Einrichtung von Mitfahrgelegenheitsportalen, die<br />
Senkung von Ticketpreisen des Öffentlichen Personennahverkehrs,<br />
den Ausbau und die sichere Gestaltung<br />
der Radwege oder das Organisieren von Wettbewerben<br />
wie das Stadtradeln.<br />
In der Energiewerkstatt wurden dank der interessierten<br />
und engagierten Bürger noch viel mehr Ideen<br />
und Wünsche gesammelt – sie alle werden nun gesichtet<br />
und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. (cs)<br />
Teilnehmerstärkste Kommune<br />
1. Platz Buchenberg – 73 Teilnehmer<br />
2. Platz Haldenwang – 59 Teilnehmer<br />
3. Platz Durach – 24 Teilnehmer<br />
Prozentuale Einsparung zum Vorjahr<br />
1. Platz Beate Groeger – 70,55 %<br />
2. Platz Herbert Lehleiter – 51,47 %<br />
3. Platz Hans Kinzelmann – 49,33 %<br />
4. Platz Oswald Nebel – 48,76 %<br />
Niedrigster Verbrauch pro Kopf<br />
1. Platz Stephan Ettensperger – 114,4 kWh p.a.<br />
2. Platz Antonie Schlicke – 214,75 kWh p.a.<br />
3. Platz Wolfgang Kübler – 342,5 kWh p.a.<br />
Besondere Leistung<br />
Durchschnittliche Einsparung:<br />
Wildpoldsried – 20,4 % (19 Teilnehmer)<br />
Durach – 18,52 % (24 Teilnehmer)<br />
Haldenwang – 17,9 % (59 Teilnehmer)<br />
Energieautarkie<br />
Zusätzlich gewann die Familie Fackler aus Haldenwang<br />
ein Wochenende kostenloses E-Auto fahren dafür, dass<br />
sie energieautark lebt und ihren Strom aus Wasserkraft<br />
bezieht.<br />
Landrat Anton Klotz gratuliert Toni Barth, dem<br />
Bürgermeister von Buchenberg, zum 1. Platz<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
55
Energiezukunft<br />
Ganz vorne mit dabei<br />
Das Allgäu als Vorbildregion<br />
Die Stromleitungen im<br />
Allgäu transportieren<br />
überdurchschnittlich viel<br />
Strom aus erneuerbaren<br />
Energien – hier der Blick<br />
von einem Hochspannungs -<br />
mast bei Kempten<br />
Unsere künftige Energieversorgung zeichnet sich durch drei Merkmale aus:<br />
Es werden erneuerbare Energien genutzt, die Produktion ist dezentral und die<br />
Versorgungsnetze »denken mit«. Kurzum: Die Energiezukunft ist grün, dezentral<br />
und digital. Aktuelle Zahlen belegen: Das Allgäu hat diese Zukunft bereits eingeläutet.<br />
Bei der regenerativen Stromerzeugung zählt die Region bundesweit zu den<br />
Vorreitern. Kommunen, Unternehmen und Bürger bringen den Energiewechsel<br />
auch in den Bereichen Wärmeversorgung und Mobilität gemeinsam voran.<br />
Zwei von drei Kilowattstunden der Stromnachfrage<br />
erzeugt das nördliche Allgäu heute bereits<br />
selbst – nachhaltig und CO 2 -frei. Dafür<br />
betreiben Unternehmen, Kommunen und Bürger in<br />
dieser Region insgesamt rund 23.000 EEG-Anlagen –<br />
die meisten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie.<br />
Die regenerative Stromerzeugung hat dort inzwischen<br />
einen Anteil am Stromverbrauch von 68 Prozent erreicht.<br />
Die Region nimmt damit bundesweit einen<br />
Spitzenplatz ein. National kommt der Beitrag der erneuerbaren<br />
Energien lediglich auf etwas mehr als 30<br />
Prozent. Nach den Plänen der Bundesregierung soll<br />
dieser Wert bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent gesteigert<br />
werden. Für das Allgäu ist das also kein Zukunftsziel<br />
mehr, sondern schon jetzt Energie-Realität.<br />
Gemeinsam in die Energiezukunft<br />
Der erfolgreiche Start der Energiezukunft ist eine<br />
Gemeinschaftsleistung aller Kräfte in der Region:<br />
Möglich macht das zum einen das Engagement von<br />
Unternehmen, Kommunen und Bürgern, die auf<br />
Photo voltaikanlagen und andere dezentrale Erzeugungsanlagen<br />
setzen. Zum anderen muss der überall<br />
in der Region gewonnene Stromertrag aber auch ins<br />
Stromnetz eingespeist und genutzt werden können.<br />
Dafür investierten die Lechwerke (LEW) in den letzten<br />
sechs Jahren rund 60 Millionen Euro in den Ausbau<br />
und die Modernisierung des regionalen Stromnetzes<br />
im Allgäu. Gleichzeitig unterstützen sie als<br />
Energiepartner vor Ort die Anlagenbetreiber dabei,<br />
ihren Umweltstrom direkt vor Ort zu speichern und<br />
zu nutzen. Über ein Internetportal etwa lassen sich<br />
Batteriespeicher und PV-Anlagen einfach online konfigurieren,<br />
bestellen und von regionalen Handwerksbetrieben<br />
installieren. Insgesamt sind im gesamten<br />
Netzgebiet von LEW inzwischen rund 1600 Batteriespeicher<br />
in Betrieb. Aktuell ist jede dritte neue Photovoltaikanlage<br />
bereits von Beginn an mit einem Stromspeicher<br />
ausgerüstet, und immer mehr Betreiber rüs -<br />
ten ihre Bestandsanlagen nach.<br />
56<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Im Projekt eplanB in Buchloe wurde ein intelligentes Lade-Management für Elektroautos entwickelt, um Strom aus den Photovoltaikanlagen zu nutzen<br />
Energiewende bei Strom,<br />
Wärme und Verkehr<br />
Der Umstieg auf regenerative Energiequellen in<br />
der Stromerzeugung ist tragende Säule der Energiewende.<br />
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wäre<br />
das allein aber noch nicht ausreichend. Denn zwei<br />
Drittel der CO 2 -Emissionen in Deutschland verur -<br />
sacht nicht der Energiesektor, sondern die Wärmeversorgung<br />
und der Verkehr. Für einen nachhaltigen Klimaschutz<br />
muss also auch in diesen Sektoren der Ausstieg<br />
aus fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und<br />
Gas gelingen.<br />
Erreichen lässt sich das durch die Koppelung der<br />
Sektoren, also durch die Kombination nachhaltiger<br />
Energiebausteine zu integrierten Lösungen. Ein Beispiel<br />
dafür ist die klimaneutrale Gebäudeheizung und<br />
Warmwasserversorgung mit Erd- und Umweltwärme.<br />
Den Strom für die Wärmepumpen kann dabei die<br />
eigene Solaranlage auf dem Dach liefern. Auch in diesem<br />
Bereich ist die Region auf einem guten Weg: Im<br />
vergangenen Jahr hat LEW in Bayerisch-Schwaben<br />
und im Allgäu fast 1000 neue Anlagen ans Netz genommen.<br />
Elektromobilität nimmt Fahrt auf<br />
Fotos: LEW/Hanisch, Hochgemuth, Plössel, Wagner; Portrait: privat<br />
Viele Unternehmen setzen auf erneuerbare Energien. Hier die Alois Müller GmbH in Ungerhausen<br />
Ein anderes Beispiel ist die Elektromobilität. Für<br />
die CO 2 -Vermeidung im Verkehrssektor spielt sie<br />
eine Schlüsselrolle. Besonders im ländlichen Raum<br />
sind strombetriebene Fahrzeuge eine sinnvolle Option,<br />
weil es in Regionen wie dem Allgäu vor Ort genügend<br />
Grünstrom zum umweltfreundlichen Laden<br />
der Fahrzeugbatterien gibt. Gerade fürs Pendeln eignen<br />
sich die elektrisch betriebenen Fahrzeuge besonders<br />
gut. Die Lechwerke treiben die Elektromobilität<br />
in der Region seit vielen Jahren voran: In Bayerisch-<br />
Schwaben und im Allgäu betreiben sie inzwischen<br />
rund 130 Ladepunkte für Elektroautos. Im Forschungsprojekt<br />
ePlanB in Buchloe (allgäuALTERNA-<br />
TIV berichtete mehrfach) entwickelten sie mit ihren<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
57
Energiezukunft<br />
Die Wasserkraft ist eine<br />
traditionell starke Säule der<br />
Energieversorgung in der<br />
Region. Mit zahlreichen<br />
Projekten wie hier einer<br />
naturnahen Fischtreppe am<br />
Kraftwerk Maria Steinbach<br />
möchten die Lechwerke beim<br />
Betrieb der Kraftwerke<br />
Ökonomie und Ökologie in<br />
Einklang bringen<br />
Projektpartnern ein intelligentes Lademanagement,<br />
das die geparkten Elektroautos gezielt dann auflädt,<br />
wenn die heimischen Photovoltaikanlagen viel Strom<br />
in das Netz einspeisen. Gemeinsam mit Partnern bauen<br />
die Lechwerke die öffentliche Ladeinfrastruktur<br />
derzeit kontinuierlich weiter aus. Dass die Elektro -<br />
mobilität auf den Straßen im Allgäu an Fahrt aufnimmt,<br />
zeigen Zahlen: Allein in den Teilen des Allgäus,<br />
in denen LEW mit dem Thema Elektromobilität<br />
aktiv ist, stieg die Zahl der Hybridfahrzeuge und reinen<br />
Elektroautos innerhalb eines Jahrs um mehr als<br />
30 Prozent auf mehr als 1000 Fahrzeuge. Die Zahl der<br />
Unser Autor:<br />
Josef Nersinger<br />
Der 57-jährige ist<br />
stellvertretender Leiter<br />
der Kommunal betreuung<br />
bei den Lechwerken<br />
(LEW). Er hat sein Stu -<br />
dium an der Hochschule<br />
Augs burg im Fach be -<br />
reich Elektrotechnik ab -<br />
sol viert. Seit 1985 ist er bei LEW in ver schie denen Funk -<br />
tionen bei Netz und Vertrieb tätig. Seit 2003 arbeitet er<br />
im Bereich der Kommunal betreu ung. Dort ist er schwer -<br />
punkt mäßig zu stän dig für Kommunen und Land kreise im<br />
westlichen und südlichen Bereich des LEW-Netzgebietes.<br />
Josef Nersinger arbeitet in verschiedenen Energie teams<br />
der Region mit.<br />
Ladevorgänge an allen LEW-Ladesäulen ist um mehr<br />
als 40 Prozent gestiegen.<br />
Unterallgäu startet Modellprojekt<br />
Auch, wenn das Allgäu bereits ein gutes Stück auf<br />
dem Weg in die Energiezukunft vorangekommen ist:<br />
Es sind weiterhin große Anstrengungen nötig, um den<br />
Umbau des Energiesystems weiter voranzutreiben.<br />
Wichtige Impulse soll hierbei das von der Bundes -<br />
regierung unterstützte Projekt »Energiewende Unterallgäu<br />
Nordwest« liefern, ein bundesweit einzigartiger<br />
Feldversuch für eine beschleunigte Energiewende im<br />
ländlichen Raum. Das ambitionierte Ziel: in nur fünf<br />
Jahren den Anteil erneuerbarer Energie bei Stromund<br />
Wärmeverbrauch von derzeit 40 auf 60 Prozent<br />
erhöhen. Der Landkreis Unterallgäu, das Energie- und<br />
Umweltzentrum Allgäu und die Lechwerke wollen gemeinsam<br />
unter Beweis stellen, dass dies im Allgäu<br />
möglich ist. LEW unterstützt die 27 beteiligten Gemeinden<br />
dafür unter anderem durch Stromsparmaßnahmen<br />
wie beispielsweise die Umstellung auf LED-<br />
Straßenbeleuchtung. Das Unternehmen will außerdem<br />
Möglichkeiten schaffen, um Solarstrom für die<br />
Erzeugung von Wärme zu speichern. Und die Lechwerke<br />
werden ihre Erfahrungen beim Einsatz virtueller<br />
Regionalkraftwerke nutzen, um die erneuerbaren<br />
Energien optimal in das Energiesystem zu integrieren.<br />
Im Allgäu wird sich in Sachen Energiezukunft also<br />
noch einiges tun.<br />
58 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Holz<br />
Ein Projekt für die Zukunft<br />
Holzforum entsendet Botschafterin ins Allgäu<br />
Zur Förderung von grenzübergreifenden Innovationen in der Forst- und<br />
Holzbranche haben sich das Holzforum Allgäu, die Cluster-Initiative Forst<br />
und Holz Bayern, der Verein proHolz Tirol und die Universität Innsbruck<br />
für das Projekt »Inno4wood« zusammengeschlossen.<br />
Fotos: Volker Wille, Maike Breitfeld/Holzforum<br />
Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette<br />
Forst-Holz soll der grenzüberschreitende<br />
Zugang zu Know-how, Forschungsund<br />
Entwicklungsergebnissen und Kompetenzen erleichtert<br />
und somit deren Innovationsbereitschaft und<br />
-leistung gestärkt werden – das ist das Ziel von<br />
»Inno4wood«.<br />
Regional könnten die einzelnen Akteure der<br />
Forst-, Säge- und Holzbauwirtschaft sowie Schreinereibetriebe<br />
vielfach noch enger zusammenarbeiten.<br />
Was dafür jedoch fehlt, ist ein gezielter und grenzübergreifender<br />
Wissensaustausch, das Aufzeigen von verfügbaren<br />
Angeboten im Bereich Forschung und Entwicklung<br />
sowie von konkreten Chancen, die eine verstärkte<br />
Innovationstätigkeit mit sich bringen. Um die<br />
regionalen Unternehmen dahingehend zu erreichen,<br />
werden sogenannte »Holzbotschafter für Innovation<br />
und Technologie« als konkrete Ansprechpartner für<br />
die Unternehmen eingesetzt, und das Angebot der am<br />
Projekt beteiligten Organisationen wird dahingehend<br />
ausgeweitet.<br />
Im Auftrag des Holzes<br />
Eines der Kernziele von »Inno4wood« liegt darin,<br />
die Hemmschwelle von Wirtschaftsunternehmen hinsichtlich<br />
Nutzung der Angebote von Forschungseinrichtungen<br />
abzubauen. Auch mögliche Denkhürden<br />
sollen beseitigt und die Transparenz der Akteure<br />
untereinander gesteigert werden. Möglich wäre<br />
dies durch auf spezifische Zielgruppen zugeschnittene<br />
Veranstaltungen und die Entwicklung<br />
einer grenzüberschreitenden Plattform<br />
für Innovation und Qualifizierung.<br />
Ebenso werden die Projektpartner den Unternehmen<br />
in Entwicklungsprozessen unterstützend<br />
zur Seite stehen.<br />
»Als Partner dieses Projektes möchten<br />
wir vor allem die Allgäuer Unternehmer<br />
und politische Entscheidungsträger<br />
ins Boot holen. Wir möchten<br />
hier im Allgäu einen neuen Ansatzpunkt<br />
für die Umsetzung und die Zusammenarbeit<br />
innerhalb innovativer Prozesse erschaffen«,<br />
erklärt Hugo Wirthensohn, 1. Vorstand von<br />
Holzforum Allgäu. Hier setzt seit Dezember Maike<br />
Breitfeld, die neue Holzbotschafterin des Holzforums<br />
Allgäu, an. Sie ist im gesamten Allgäu unterwegs, um<br />
den Kontakt zu Holzbetrieben auszubauen, Netzwerke<br />
zu stärken und Innovationen voranzutreiben. Zunächst<br />
ist die Stelle auf die Laufzeit des Projektes befristet<br />
und läuft bis Mai 2019 – ist sie jedoch in ihrer<br />
Rolle als Holzbotschafterin erfolgreich, soll die Stelle<br />
auch nach Ende des Projektes weitergeführt werden.<br />
(cs)<br />
Maike Breitfeld ist als<br />
Selbstständige im Bereich<br />
Kommunikationstraining tätig<br />
und nun nebenberuflich<br />
Holzbotschafterin<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
59
Wasserkraft<br />
Strom aus Trinkwasser<br />
Umweltfreundliche Doppelnutzung<br />
Immenstadt im Oberallgäu will die Trinkwasserquelle in den Bergen doppelt nutzen.<br />
Im Krafthaus soll mit moderner UV-Technik das Trinkwasser keimfrei gemacht<br />
werden. Das Chlor-Zeitalter soll dann der Vergangenheit angehören. Die Stadt möchte<br />
aber auch zusätzlich umweltschonend auch Strom gewinnen.<br />
Der Blick durch das<br />
Steigbachtal, in dem die<br />
Sigundquelle liegt, auf die<br />
Stadt Immenstadt<br />
Die Stadt Immenstadt hat das Glück, bei der<br />
Trinkwasserversorgung noch überwiegend<br />
auf eine eigene Quelle, die Sigundquelle im<br />
Oberen Steigbachtal, zurückgreifen zu können. Bereits<br />
seit vielen Jahren füllt diese Quelle den Hochbehälter<br />
der 15.000-Einwohner-Stadt. Mit dem Bergrutsch am<br />
Immenstädter Horn geriet der alte Hochbehälter in<br />
den Gefahrenbereich. Er musste verlegt werden. Dies<br />
nahmen die Stadtwerke zum Anlass, weitergehende<br />
Überlegungen anzustellen.<br />
UV-Licht ersetzt Chlorierung<br />
»Bisher mussten wir das Wasser der Quelle vorschriftsgemäß<br />
mit Chlor behandeln, was immer wieder<br />
mal zu Beschwerden einiger Bürger führte, die den<br />
Geruch des Wassers monierten«, berichtet Paul Müller,<br />
der Verantwortliche bei den Stadtwerken Immenstadt.<br />
Mit der Verlegung des Hochbehälters entwickelte<br />
man dort nun die Idee, statt der Chlorung des Wassers<br />
auf UV-Bestrahlung umzusatteln. In diesem Fall<br />
war es aber nötig, im Steigbachtal ein kleines Gebäude<br />
Fotos: Unterlerchner, Trojan, Archiv EDITION ALLGÄU<br />
für die UV-Anlage zu bauen. Bei einer kleineren Quelle<br />
im Bergstättgebiet ist bereits seit Jahren eine kleine<br />
Trinkwasserturbine in Einsatz. Nun dachte man darüber<br />
nach, auch bei der Sigundquelle mehrere Fliegen<br />
mit einer Klappe zu schlagen. Wenn schon ein Gebäude<br />
errichtet werden muss, dann könnte man doch<br />
auch gleich eine Trinkwasserturbine unterbringen.<br />
Nach der Prüfung der Gegebenheiten wurde dieser<br />
Vorschlag im Herbst dem Bau- und Umweltausschuss<br />
der Stadt vorgetragen. Und die Räte waren von der<br />
Idee sehr angetan. Eine geeignete Turbine für die Fallhöhe<br />
von 160 Metern war bald gefunden.<br />
Turbine aus dem Defereggental<br />
Die Maschinenbau-Firma Unterlercher GmbH<br />
im Defereggental/Tirol konnte mit der passenden Turbine<br />
aufwarten. Die inhabergeführte Firma hat sich<br />
auf Spezial-Turbinen konzentriert. Bernhard Unterlercher<br />
beschäftigt sich seit 1990 mit Wasserkraft-<br />
Maschinen. Mit moderner Simulationssoftware werden<br />
die Geometrien seiner Turbinen strömungstechnisch<br />
optimiert und hochbeanspruchte Bauteile mittels<br />
Berechnung überprüft. Dazu gibt es einen firmeneigenen<br />
Prüfstand. Nach Inbetriebnahme einer Wasserkraftanlage<br />
wird diese von den Technikern durch<br />
Kennlinienmessungen analysiert. Der Hersteller gewinnt<br />
dadurch wichtige Aufschlüsse zur Turbinenleis -<br />
tung über den gesamten Regelbereich. Um die Trinkwasserqualität<br />
nicht zu beeinflussen, kommen nur<br />
ausgewählte Edelstähle zum Einsatz. In Immenstadt<br />
wird eine Turbine mit 35 kWh Spitzenleistung eingesetzt.<br />
Sie soll 365 Tage im Jahr laufen. Der Turbinentyp<br />
aus dem Hause Unterlercher ist so konstruiert, dass er<br />
im Wasserablauf den Wasserdruck nicht vermindert.<br />
Die Turbine soll sich bald amortisieren<br />
Nun sind 35 kWh (entspricht einer Versorgung<br />
von ca. 70 Normalhaushalten) keine besondere Leis -<br />
tung für ein Wasserkraftwerk. Betrachtet man aber,<br />
dass es sich dabei um eine »Zweitnutzung« des Wassers<br />
handelt, dann macht der Einbau der Turbine<br />
durchaus Sinn. Das Turbinengebäude müsste für die<br />
UV-Behandlung sowieso gebaut werden. Die Zulei-<br />
60 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
tung von der Quelle besteht, und die Weiterleitung an<br />
den Hochbehälter ist auch bereits verlegt und hat nur<br />
wegen der Wasserkraft-Nutzung keinen Cent mehr<br />
gekostet. Die neue Turbine und der Generator werden<br />
sich – so hoffen die Vertreter der Stadtwerke – schon<br />
bald amortisiert haben.<br />
Eine Gefahr bleibt bestehen<br />
Ein Problem haben die Immenstädter aber trotzdem<br />
– und das führte zu Diskussionen im Bauausschuss:<br />
Die meisten Einheimischen kennen den monumentalen<br />
Erdrutsch am Immenstädter Horn, den<br />
man sogar von der B19 gut sehen kann. Sowohl die<br />
Trinkwasserleitung als auch das neue kleine Krafthaus<br />
mit UV-Anlage liegt am unteren Ende des Rutsch -<br />
hanges. Es ist bekannt, dass es am Horn weitere instabile<br />
Gesteinslagen gibt, die aber derzeit ruhen. Bürger -<br />
meis ter Armin Schaupp: »Wenn wir Pech haben, geht<br />
der Rutsch schon in drei oder zehn Jahren weiter – es<br />
kann aber auch die nächsten hundert Jahre nichts passieren.<br />
Mit einem gewissen Risiko müssen wir leben.«<br />
Die Stadt hat einen Anschluss an das Fernwassernetz.<br />
Deshalb ist sichergestellt, dass »im Fall der Fälle« die<br />
Wasserversorgung nicht gefährdet ist. Auf eine Betonkonstruktion,<br />
wie sie bei Lawinenbauwerken üblich ist,<br />
will man in Immenstadt verzichten. Sie würde im naturnahen<br />
Steigbachtal nicht besonders gut aussehen.<br />
Verlass auf den Marktführer<br />
Sehr wohl aber vertrage es eine unscheinbare<br />
Holzhütte mit dem UV-Element der Firma Trojan<br />
Technologies Deutschland GmbH in Schöllkrippen.<br />
Mit der Bestrahlung mit UV-C-Licht wird Trink -<br />
wasser keimfrei gemacht. Durch seine (im Vergleich<br />
zu Licht im sichtbaren Spektrum) höhere Energie vermag<br />
UV-Strahlung Bakterien, Viren sowie vielerlei<br />
Sporen abzutöten und ist damit auch anstelle von<br />
Chlor oder Sauerstoff zur Desinfektion geeignet. Trojan<br />
hat über ein Vierteljahrhundert den Einsatz von<br />
umweltfreundlichem Ultraviolettlicht (UV) in der<br />
Wasseraufbereitung vorangetrieben und ist bewährter<br />
Partner vieler Kommunen. Trojan hat weltweit die<br />
größte Anzahl von installierten UV-Systemen (4000<br />
Anlagen) im Einsatz, sie schützen Wasser vor den<br />
schädlichen Wirkungen der mikrobiellen und chemischen<br />
Kontamination.<br />
Oben: Trinkwasserturbine mit Generator, wie sie von<br />
der Unterlercher GmbH hergestellt und eingebaut wird<br />
Links: Beim Erdrutsch wurde die Trinkwasserleitung<br />
im Steigbachtal abgerissen. So wurde die Schüttung<br />
der Sigundquelle einmal sichtbar<br />
Unten: Mit dem Trojan-UV-Telos wird zukünftig das<br />
Trinkwasser der Stadt desinfiziert<br />
Ganz unten: So könnte das Krafthäuschen für die<br />
Turbine und die UV-Desinfektion einmal aussehen<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
61
Wasserkraft<br />
Viel Wind um Wasserkraft<br />
Widerstand gegen Projekte<br />
Moderne Wasserkraftwerke sollen an der Iller, an der Ostrach und an<br />
der Trettach entstehen. Gegen alle diese Projekte laufen Naturschützer<br />
und Fischer Sturm, obwohl bereits unterschiedliche Genehmigungen<br />
vorliegen. Hier ein Überblick über den Stand der Dinge.<br />
An der Iller plant die Firma Fontin & Company<br />
in Zusammenarbeit mit der TU München<br />
an acht Standorten im Fluss sogenannte<br />
Schachtkraftwerke, die als besonders ökologische<br />
Kleinwasserkraft-Konzepte bezeichnet werden. Diese<br />
Kraftwerke sollen zwischen Memmingen und Iller -<br />
tissen entstehen. Eines davon ist am Standort bei<br />
Dietenheim bereits genehmigt worden. Nach Genehmigung<br />
und Inbetriebnahme könnte das Schachtkraftwerk<br />
etwa 1,6 Millionen kWh/a erneuerbare Energie<br />
produzieren. Es ist mit einer Fallhöhe von knapp über<br />
vier Metern geplant. Das dort vorhandene alte Wehr<br />
ist eines von den vielen Querbauwerken, die eine<br />
Durchgängigkeit für wandernde Fische nicht ermöglichen.<br />
»Die ökologische Durchgängigkeit des Wehres<br />
nach dem Ausbau wird mittels Fischauf- und Fischabstiegsanlage<br />
nach aktuellen Normen hergestellt«,<br />
versprechen die Planer von Fontin. Mit dem neuen<br />
Kraftwerk könnten ca. 400 Drei-Personen-Haushalte<br />
mit Strom versorgt werden. Vom Planer ist zu erfahren:<br />
Für Kraftwerke mit der Schacht-Technologie wurden<br />
an den Standorten Altenstadt und Balzheim<br />
bereits beim Landratsamt Neu-Ulm Anträge eingereicht.<br />
In diesem Frühjahr werden auch die geplanten<br />
Wehrschwellen bei Illertissen, Kellmünz, Heimertingen,<br />
Tannheim und das zweite Wehr bei Balzheim planerisch<br />
in Angriff genommen.<br />
Kraftwerk verschwindet unter Wasser<br />
»Innovativ, kosteneffizient und naturverträglich<br />
sind diese Schachtkraftwerke«, berichtet Prof. Dr. Peter<br />
Rutschmann vom Lehrstuhl für Wasserbau und<br />
Wasserwirtschaft der TU München. Er hat sie entwikkelt.<br />
Das Schachtkraftwerk besteht aus einer Einheit<br />
von Turbine und Generator, die in einem Schacht mit<br />
sohlbündiger, horizontaler Einlaufebene (und damit<br />
vollständig unter Wasser) installiert ist. Das Kraftwerk<br />
kann in ein bestehendes Querbauwerk – und damit als<br />
62<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Fotos: Fischereiverband; Archiv EDITION ALLGÄU<br />
Kraftwerk kaum wahrnehmbar – integriert werden.<br />
Der Zufluss wird durch den horizontal angeordneten<br />
Rechen mit abflussabhängiger Überdeckungshöhe der<br />
Turbine zugeführt. Die Anbindung an das Unterwasser<br />
erfolgt über das Saugrohr. In der Wehrebene ist in<br />
der Einlaufbreite ein multifunktionaler Verschluss angebracht.<br />
Er dient beim Kraftwerksbetrieb durch eine<br />
leichte Überströmung der Wirbelvermeidung, gibt bei<br />
der Rechenreinigung das Rechenreinigungsgut direkt<br />
ins Unterwasser ab und kann im Hochwasserfall vollständig<br />
abgesenkt werden, um einen großen Fließquerschnitt<br />
freizugeben. Spezielle Durchlässe im Verschluss<br />
ermöglichen den gefahrlosen Abstieg von Fischen<br />
über das Kraftwerk. Zusätzlich wird mit dem<br />
Schachtkraftwerk die vollständige Geschiebedurchgängigkeit<br />
hergestellt.<br />
Proteste vieler Umweltgruppen<br />
Gegen die Vorhaben der Kraftwerksbetreiber hat<br />
sich eine breite Front von Gegnern zusammengeschlossen.<br />
Bund Naturschutz, der Fischereiverband,<br />
der Landesbund für Vogelschutz und die Interessengemeinschaft<br />
»Naturraum Iller« wollen den Ausbau<br />
der Wasserkraft verhindern. Ihr Ziel: Renaturierung<br />
der Iller zwischen Dietenheim und Illertissen. Der<br />
stellvertretende Landesvorsitzende des BUND, Sebas -<br />
tian Schönauer, bezeichnete bei eine Demonstration<br />
das Vorhaben so: »Das Ganze kommt mir vor wie das<br />
Ausquetschen einer leeren Bananenschale!« Ulrich<br />
Müller, langjähriger Vorsitzender vom BUND in Dietenheim,<br />
will eine Renaturierung der Iller vorantreiben.<br />
Er könnte sich sogar vorstellen, die noch vorhandenen<br />
Schwellen abzubauen. »90 Prozent des Illerwassers<br />
werden schon jetzt zur Stromerzeugung genutzt.<br />
Die restlichen zehn Prozent sollten der Ökologie dienen.«<br />
Ein weiteres Problem spricht Thomas Frey, der<br />
Regionalreferent für Schwaben des Bundes Naturschutz<br />
an. Denn mitgespülte Steine im Flussbett, ein<br />
wichtiger Lebensraum für Fische und viele andere Tiere,<br />
würden durch das Bauwerk aufgehalten. »Ein Rie-<br />
Foto oben links: die sogenannte<br />
Eisenbreche an der Ostrach<br />
als Wildfluss. Foto oben:<br />
eine Animation, wie das<br />
Einlaufbecken des Kraftwerks<br />
aussehen könnte<br />
Fontin: stark in Wasser und Wind<br />
Fontin & Company, vertreten durch Geschäftsführer Dr. Mathias Fontin, verfügt<br />
über ausgeprägte Kompetenzen im Bereich der Projektentwicklung von<br />
Wind- und Wasserkraft. Das Engagement des Münchner Unternehmens<br />
umfasst die Entwicklung und Finanzierung eigener Wasserkraftwerke in<br />
Deutschland und im gesamten Alpenraum. Dabei nutzt man<br />
unterschiedliche Kraftwerkskonzepte im Leistungsbereich von ca. 250 bis<br />
7.500 kW. Das 1995 als Ausgründung der Universität St. Gallen<br />
gegründete Unternehmen beschreibt sich als kompetentes Beraterteam:<br />
»Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten diverse Erfolgskonzepte der<br />
anlagenintensiven Branchen identifizieren oder teilweise auch mit<br />
entwickeln können. Es ist gerade die Vielfalt der Strategien,<br />
Geschäftsmodelle, Managementprozesse und Anlagenarten in den verschiedenen<br />
Branchen, die im Laufe der Jahre zu einem Pool an wertvollen und<br />
komplementären Ideen und good practices geführt hat. Wir sehen diesen<br />
Erfahrungshintergrund als unser Herausstellungsmerkmal an, das wir in<br />
der Beratungsarbeit aktiv einbringen.«<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
63
Die Ostrach bei Oberstdorf. Hier<br />
soll ein altes Wasserkraftwerk<br />
optimiert werden<br />
senproblem in vielen bayerischen Flüssen.« Mit 32<br />
Wasserkraftwerken sieht er die rund 150 Kilometer<br />
lange Iller ausreichend eingedeckt.<br />
Konflikt zwischen Bayern<br />
und Baden-Württemberg?<br />
Auch der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim<br />
Weirather, gleichzeitig schwäbischer Fischereipräsident,<br />
hat sich zu Wort gemeldet: Die Iller soll wieder<br />
fließen dürfen, er sei empört über eine Entscheidung<br />
des baden-württembergischen Landratsamtes Alb-<br />
Donau-Kreis. Es habe in einer Hauruck-Aktion kurz<br />
vor Weihnachten den Bau einer Wasserkaftanlage auf<br />
Höhe von Illertissen/Dietenheim genehmigt. So wird<br />
Weirather in einem Bericht der Interessengemeinschaft<br />
»Naturraum Iller« zitiert. Sowohl gegen das bereits<br />
genehmigte Kraftwerk bei Dietenheim als auch<br />
gegen die weiteren Planungen sollen Klagen eingereicht<br />
werden, ist aus Naturschützerkreisen zu hören.<br />
Federführend werden Landesfischereiverband und<br />
Bund Naturschutz sein.<br />
Älpele geht in eine neue Runde<br />
In <strong>allgäuALTERNATIV</strong> 1/2014 berichteten wir<br />
ausführlich über das Vorhaben der Planungsgesellschaft<br />
Kraft Älpele mbH, ein Wasserkraftwerk an der<br />
Eisenbreche bei Hinterstein an der Ostrach zu errichten.<br />
Im März 2015 hatte der Oberallgäuer Landrat<br />
Anton Klotz angeblich auch gegen Bedenken seiner<br />
Behörde eine Genehmigung ausgesprochen. Bund<br />
Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz<br />
klagten. Noch ist das Verfahren vor dem Verwaltungs -<br />
gericht Augsburg nicht entschieden. Eine Umweltverträglichkeitsstudie<br />
solle mehr Klarheit bringen.<br />
Im Vergleich zur Stromgewinnung an der Iller bei<br />
Dietenheim geht es beim Älpele um ganz andere Dimensionen.<br />
Während Fontin mit seinem Schachtkraft-<br />
Strom für eine Million Haushalte<br />
Der Bundesverband deutscher Wasserkraftwerke veröffentlicht auf seiner<br />
Homepage die wichtigsten Daten: Rund 7000 Wasserkraftanlagen ins -<br />
gesamt gibt es zurzeit in Deutschland. Die Mehrzahl der Anlagen hat eine<br />
Leistung von unter 100 Kilowatt (kW). Allein in Bayern gibt es über 3500<br />
Wasserkraftanlagen, die meisten mit einer Leistung < 100 kW. Ins gesamt<br />
haben alle Wasserkraftanlagen in Deutschland zusammen eine installierte<br />
Leistung von 5500 Megawatt (MW). Davon erhalten Anlagen mit einer<br />
installierten Leistung von insgesamt 1400 MW eine Vergütung nach dem<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG. Die Stromproduktion aus Wasserkraft<br />
schwankte in den letzten Jahren je nach den Nieder schlags mengen<br />
zwischen 19 Terawattstunden (TWh) und 29 TWh. Damit können zwischen<br />
800.000 und 1,2 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.<br />
Im Jahr 2015 hat Wasserkraft in Deutschland den Ausstoß von 14,5<br />
Millionen Tonnen CO 2 erspart.<br />
Diese Zahlen sehen monumental aus. Im Gesamtvergleich der Strom -<br />
erzeugung in Deutschland sind sie aber nicht sehr hoch: Erzeugt werden<br />
hier 610 Milliarden kWh. Also liegt der Anteil des Stroms durch Wasser -<br />
kraft nur bei 3,1 bis 4,75 Prozent der erzeugten Menge. Auch die Ausbau-<br />
Potenziale sind nicht sehr hoch. Allerdings gibt es noch zahlreiche alte Querbauwerke,<br />
die für die Stromerzeugung aktiviert werden könnten – wenn da<br />
nicht die Proteste der Naturschützer und Fischer wären.<br />
Der Anteil von Wasserkraft an der Deckung des bayerischen Strom -<br />
verbrauchs soll nach dem bayerischen Konzept »Energie innovativ« von<br />
12,7 Prozent im Jahr 2014 auf 17 Prozent im Jahr 2021 erhöht werden.<br />
Zum Teil soll das durch Nachrüstung erreicht werden. Ein anderer Teil soll<br />
durch Modernisierung alter Anlagen erfolgen.<br />
64 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
werk 1,6 Millionen kWh/a erzeugen will, geht es beim<br />
Älpele um rund 9 Millionen kWh/a. Dafür sollen elf<br />
Millionen Euro investiert werden. Und diese 9 Millionen<br />
kWh/a sollen erzeugt werden, obwohl das Kraftwerk<br />
an über 100 Tagen im Jahr nicht betrieben wird.<br />
Die Gegner verteidigen Schutzgebiet<br />
Während es an der unteren Iller um einen weitgehend<br />
künstlich gebändigten Fluss geht, befindet sich<br />
die Eisenbreche an der Ostrach in einem Naturschutzund<br />
FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat). Das erschwert<br />
das Vorhaben deutlich, Bund Naturschutz<br />
und Landesbund für Vogelschutz sehen deshalb gute<br />
Aussichten, vor dem Gericht erfolgreich zu sein. Anton<br />
Klotz geht in einem erneuten 67-seitigen Genehmigungsbescheid<br />
auf die Einwendungen der Naturschützer<br />
ein, begründet die Genehmigung aber auch,<br />
weil sie seiner Meinung nach im öffentlichen Interesse<br />
liegt. Bald würden die Atomkraftwerke in Bayern stillstehen.<br />
Weiter Strom aus den Nachbarländern zu beziehen,<br />
hält er nicht für zielführend. Die Planungsgesellschaft<br />
Kraft Älpele mbH gehört keinem regionalen,<br />
nationalen oder internationalen Konsortium an. Eigentümer<br />
der Gesellschaft sind Wald- und Weide -<br />
genossenschaft Bad Oberdorf (29%), Genossenschaft<br />
Elektizitätswerk Hindelang (39%), Markt Bad Hindelang<br />
(22 %) und die Genossenschaft Hindelanger Galt -<br />
alpen (10%).<br />
Illerursprung: viermal höhere Leistung<br />
Auch in Oberstdorf scheiden sich die Geister an<br />
einem Wasserkraft-Projekt. Seit vielen 1929 läuft dort<br />
ein altes Wasserkraftwerk: Trettach II. Als Betreiber<br />
fungiert die Energieversorgung Oberstdorf GmbH, die<br />
zu den Gemeindewerken Oberstdorf gehört. Dort sagt<br />
man: »Die bestehende Wasserkraftanlage ist an vielen<br />
Stellen sanierungsbedürftig.« Das will man nicht mehr<br />
reparieren, sondern Trettach II durch eine neue Anlage<br />
mit Namen »Illerursprung« ersetzen. Die neue<br />
Anlage wird eine mehr als vierfach höhere Leis tung<br />
als Trettach II haben und den Anteil an vor Ort erzeugter<br />
regenerativer Energie erhöhen. Die Jahres -<br />
leistung wird von bisher 1,5 Millionen kWh auf 6,3<br />
Millionen kWh steigen, so die Gemeindewerke. Das<br />
Fassungsbauwerk am bestehenden Standort wird erneuert<br />
und das Triebwasser in einer 2,35 Kilometer<br />
langen Druckrohrleitung zum neuen Krafthaus ca. 400<br />
Meter unterhalb des Illerursprungs geleitet. Die Leis -<br />
tungssteigerung wird zum Teil durch die höhere Fallhöhe<br />
erreicht. Bisher sind es zehn Meter. 36 Meter sollen<br />
es zukünftig werden. Bis zu sechs Kubikmeter<br />
Wasser pro Sekunde sollen in Spitzenzeiten die Turbine<br />
erreichen. Die Betreiber versichern, dass die Fischdurchgängigkeit<br />
durch eine Restwasserschnecke mit<br />
Fischabstiegsmöglichkeit verbessert wird, denn die<br />
bisherige Anlage entspreche nicht mehr den technischen<br />
Vorschriften. Auch die Durchlässigkeit für Geröll<br />
und Geschiebe werde verbessert.<br />
Oberstdorf: Angst ums Trinkwasser<br />
Auch für dieses Ersatzkraftwerk gibt es bereits<br />
eine Genehmigung des Landratsamtes. Aber auch hier<br />
hat der Landesfischereiverband bereits Widerstand<br />
angemeldet. Bedenken habe man dem Landratsamt<br />
Oberallgäu mitgeteilt. Die Antragsteller haben Anfang<br />
des Jahres noch einige Änderungen (Tekturen) angemeldet.<br />
Gegner des Vorhabens vor Ort befürchten einen<br />
Eingriff in die gemeindliche Wasserversorgung,<br />
die ebenfalls im Trettachtal gefasst wird. Der Bauausschuss<br />
der Marktgemeinde hat das Projekt jedoch<br />
kürzlich mit den nachgereichten Änderungen und Ergänzungen<br />
genehmigt.<br />
Die Iller im Unterlauf bei Niedrigwasser.<br />
Kleines Foto: großes<br />
Wasserkraftwerk an der Iller<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
65
Wasserkraft<br />
Es geht um viel Kies<br />
Iller-Projekt für Geschiebemanagement<br />
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hat ein Pilotprojekt mit europaweitem Vorbildcharakter<br />
gestartet. Die Bayerischen Elektrizitätswerke erproben gemeinsam mit<br />
Partnern an der Iller neue Verfahren im Geschiebemanagement. Lebensräume für<br />
Flussfauna und -flora sollen verbessert werden Das Vorhaben ist Teil der Iller-Strategie<br />
2020 und wird von der Europäischen Union als »best practice-Projekt« gefördert.<br />
Die bayerische Umweltministerin Ulrike<br />
Scharf freute sich, an der Iller bei Legau ein<br />
Projekt freizugeben, das nichts mit Eiern<br />
und Hühnerhaltung zu tun hat. Sie gab am 15. Februar<br />
den Startschuss für ISOBEL (Integrated SOlutions for<br />
BEd Load management). Das ist ein Pilotprojekt mit<br />
europaweitem Vorbildcharakter. Im Mittelpunkt des<br />
Projektes steht ein zielgerichtetes Geschiebemanagement,<br />
um geeignete Gewässerstrukturen und neue Lebensräume<br />
für Fische und Kleinlebewesen zu<br />
schaffen. Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH<br />
(BEW) testet dazu gemeinsam mit der Universität<br />
Augsburg, dem Aueninstitut Neuburg und dem Fischereiverband<br />
Schwaben e.V. in den nächsten drei<br />
Jahren an mehreren Abschnitten verschiedene Verfahren,<br />
gezielt Kies in den Fluss einzubringen.<br />
Lebensraum für Fische und Kleintiere<br />
Als Geschiebe werden Feststoffe wie beispielsweise<br />
Steine bezeichnet, die jeder Fluss mit sich führt. Ist<br />
der Geschiebetransport etwa durch Staustufen beeinträchtigt,<br />
verändern sich die Gewässerstrukturen und<br />
damit die Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen.<br />
Fische finden zum Beispiel weniger Möglichkeiten<br />
zum Laichen, was sich wiederum auf den Fischbestand<br />
auswirkt.<br />
Das Projekt ISOBEL läuft bis Ende 2019 und wird<br />
von Life, einem Förderprogramm der Europäischen<br />
Union für Umwelt, Naturschutz und Klimapolitik, gefördert.<br />
Die Gesamtkosten für das Vorhaben belaufen<br />
sich auf rund 1,8 Millionen Euro. Die Europäische Union<br />
fördert alle Maßnahmen mit 60 Prozent. Den Rest<br />
tragen die Bayerischen Elektrizitätswerke.<br />
Neue Wege bei der Renaturierung<br />
Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf<br />
betonte zum Projektstart: »Wir gehen mit dem Life-<br />
Projekt ISOBEL neue Wege bei der Renaturierung der<br />
Iller. Mit dem neuen Projekt wird die Lebensqualität<br />
an der Iller nachhaltig verbessert. Es zeigt auch: Eine<br />
klimafreundliche Energiegewinnung aus der Wasserkraft<br />
kann im Einklang mit der Ökologie unserer Flüs-<br />
66 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Viel Prominenz aus Politik<br />
und Wirtschaft fanden<br />
sich ein; um Isobel aus der<br />
Taufe zu heben. Links beim<br />
Spatenstich an der Iller<br />
und unten beim Festakt in<br />
der Umweltstation Legau<br />
Fotos: Peter Elgaß<br />
se erfolgen. Dafür arbeiten Staatsregierung und Wirtschaft<br />
Hand in Hand.«<br />
Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem<br />
bayerischen Umweltministerium und BEW aus dem<br />
Jahr 2014, der sogenannten Iller-Strategie 2020, wurden<br />
an der Oberen Iller zwischen Altusried und<br />
Lautrach in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche<br />
ökologische Maßnahmen umgesetzt. So können Fische<br />
die Obere Iller zwischen Lautrach und Altusried<br />
wieder auf 30 Kilometer durchwandern. Dafür sind an<br />
den Staustufen naturnahe Umgehungsbäche entstanden.<br />
Sie ermöglichen den Fischen nicht nur das Wandern<br />
im Fluss, sondern stellen selbst wertvolle Lebensräume<br />
dar. Um den Fischschutz weiter zu verbessern,<br />
wurden außerdem neue engmaschige Rechen an den<br />
Turbineneinlässen der Kraftwerke angebracht. Das<br />
Geschiebemanagement ist eine weitere Maßnahme<br />
der Iller-Strategie.<br />
Europa-Projekt startet an der Iller<br />
»ISOBEL ist ein weiteres wegweisendes Projekt,<br />
das zeigt, wie wir die nachhaltige Wasserkraft mit neuen<br />
Ideen und Konzepten voranbringen«, sagt Norbert<br />
Schürmann, LEW-Vorstandsmitglied. »Der partnerschaftliche<br />
Ansatz und die gute Zusammenarbeit mit<br />
allen Beteiligten sind dabei entscheidende Erfolgskriterien.<br />
Das belegen die bisher realisierten erfolgreichen<br />
Maßnahmen an der Iller eindrucksvoll.«<br />
Durch das gezielte Einbringen von Kies soll der<br />
Lebensraum im Fluss verbessert werden. An den vier<br />
Illerstaustufen Altusried, Fluhmühle, Legau und Maria<br />
Steinbach erproben die Projektpartner in der ersten<br />
Projektphase auf einer Länge von je 200 Metern dazu<br />
unterschiedliche Verfahren. So wird zum Beispiel Kies<br />
in Kombination mit Buhnen oder großflächig<br />
in der Flussmitte eingebracht.<br />
An anderen geeigneten Stellen bauen<br />
die Projektpartner die Uferbefestigungen<br />
gezielt zurück und fördern<br />
damit die eigenständige naturnahe Entwicklung der<br />
Ufer. Die durchgeführten Maßnahmen werden dabei<br />
intensiv beobachtet und auf ihre Wirkung hin überprüft.<br />
Ziel des Pilotprojektes ist es, Handlungsempfehlungen<br />
für das Geschiebemanagement zu entwickeln,<br />
die vor allem im Donaueinzugsgebiet und in Europa<br />
umgesetzt werden können.<br />
Politik und Wirtschaft als Partner<br />
Die Verbesserung des ökologischen Potenzials<br />
der europäischen Gewässer ist ein zentrales Ziel der<br />
EU-Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000. Darauf<br />
aufbauend haben vor zehn Jahren die bayerische<br />
Staatsregierung und die führenden Wasserkraftbetreiber<br />
ein Eckpunktepapier für eine nachhaltige Wasserkraftnutzung<br />
in Bayern vorgelegt. Seitdem sind zahlreiche<br />
Programme und Projekte an bayerischen Flüssen<br />
angestoßen und umgesetzt worden, unter anderem<br />
die 2014 vereinbarte Iller-Strategie 2020.<br />
Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH<br />
Die bayerische<br />
Umweltministerin Ulrike<br />
Scharf ließ es sich nicht<br />
nehmen, selbst das<br />
Projekt zu starten<br />
Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der<br />
Augsburger Lechwerke AG. BEW unterhält und betreibt 36 Wasserkraftwerke an Donau,<br />
Günz, Iller, Lech und Wertach und gehört damit zu den führenden Wasserkraftwerks be -<br />
trei bern in Bayern. Das Unternehmen erzeugt jährlich rund eine Milliarde Kilowattstunden<br />
Strom aus regenerativer Wasserkraft. BEW beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz<br />
ist Augsburg. Weitere Informationen unter wvvw.bew-augsburg.de<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
67
Wasserkraft<br />
Eine Betonkugel unter Wasser<br />
Der etwas andere Pumpspeicher<br />
Ein neues Forschungprojekt befasst sich mit der Entwicklung<br />
und Erprobung eines innovativen Pumpspeicherkonzeptes<br />
zur Speicherung von elektrischer Energie vor den<br />
Küsten im Meer. Im Bodensee fand nun der erste Modellversuch<br />
statt.<br />
Der Kugelpumpspeicher<br />
wurde in 100 Metern Tiefe<br />
im Bodensee verankert, um<br />
Strom zu speichern<br />
Am 9. November 2016 wurde eine Betonkugel<br />
mit drei Metern Durchmesser für vier Wochen<br />
im Bodensee versenkt. Dort sollte in<br />
100 Metern Tiefe getestet werden, ob und wie Energiespeicherung<br />
von Offshore-Windparks direkt im<br />
Meer gelingen kann.<br />
Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Pumpspeicher<br />
hatten zwei Physiker – Prof. Dr. Horst<br />
Schmidt-Böcking und Dr. Gerhard Luther – im Jahr<br />
2011. Darauf aufbauend hat das Fraunhofer IWES aus<br />
Kassel zusammen mit der damaligen Hochtief Solutions<br />
AG eine Vorstudie zur grundsätzlichen Machbarkeit<br />
der Idee im Meer durchgeführt. Im Laufe der Studie<br />
stellten sich dann relativ schnell die Kugelform beziehungsweise<br />
ähnliche Formen aufgrund des speicherbaren<br />
Volumen/Oberflächen-Verhältnisses und<br />
der gebotenen gleichmäßigeren mechanischen Belas -<br />
tung als am besten geeignet heraus.<br />
Eine hohle Kugel als Energiespeicher<br />
Der Hohlkörper soll dann später auf dem Meeresboden<br />
befestigt werden. In ihm befindet sich eine<br />
Öffnung an der Oberseite mit einer darin integrierten<br />
Pumpturbine, ähnlich wie bei einem Pumpspeicher-<br />
Wasserkraftwerk an Land. Wird ein Ventil an der Kugel<br />
geöffnet, so strömt Wasser in die Kugel, die Turbine<br />
wird angetrieben und produziert Strom. Bei einem<br />
Überschuss an elektrischer Leistung wird das Wasser<br />
entweder ganz oder teilweise mittels einer Elektropumpe<br />
aus der Kugel gepumpt. Die Speicherkapazität<br />
steigt bei gleichem Volumen linear mit der Wassertiefe<br />
an und soll später bei einer Kugel mit 30 Metern<br />
68<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Durchmesser und in 700 bis 800 Metern Tiefe bei 20<br />
Megawattstunden liegen.<br />
Neben dem Modellversuch im Bodensee wird<br />
auch eine Analyse der weltweit in Frage kommenden<br />
Standorte mithilfe von Geoinformationssystemen<br />
durchgeführt. Schon jetzt lässt sich sagen: Das Potenzial<br />
für eine spätere Anwendung der Kugel ist enorm,<br />
vor allem in küstennahen Standorten wie Spanien, den<br />
USA, Norwegen und Japan.<br />
Größere Exemplare<br />
dieser Betonkugel sollen<br />
künftig im offenen Meer<br />
eingesetzt werden<br />
Ökologische Risiken?<br />
Natürlich stellt sich beim Versenken einer Betonkugel<br />
im Bodensee und später im Meer die Frage, wie<br />
verträglich dies für Fische, Krebse, Mikroorganismen<br />
und andere Wasserbewohner ist. Genau dieser Aspekt<br />
wurde bei der Planung berücksichtigt. Die eingesetzten<br />
Materialien bei der Kugel – Stahl und Beton – halten das<br />
ökologische Risiko gering, und darüber hinaus legen die<br />
Verantwortlichen großen Wert darauf, diese auch entsprechend<br />
auszuwählen. Die verwendete Pumpturbine<br />
etwa wird auch zur Förderung von Trinkwasser eingesetzt,<br />
und das Einsaugen von Tieren wird durch eine geringe<br />
Strömungsgeschwindigkeit am Wassereintritt und<br />
ein sehr feinmaschiges Gitter verhindert. (cs)<br />
Fotos: Fraunhofer IWES/Energiesystemtechnik<br />
Anzeigen<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
69
Natur<br />
Die Erhaltung der Streuwiesen<br />
Rückblick auf ein innovatives Programm<br />
Nach fünf Jahren endete im vergangenen Herbst das 50-Höfe-Programm,<br />
mit dem Landwirte beim Maschinenkauf für die Streuwiesenbewirtschaftung<br />
unterstützt wurden. <strong>allgäuALTERNATIV</strong> beleuchtet ein einmaliges Projekt,<br />
das Naturschutz und Landwirtschaft miteinander verbunden hat.<br />
Streuwiesen sind nicht nur ein fester Bestandteil<br />
der historischen Allgäuer Kulturlandschaft,<br />
sondern zusammen mit den<br />
Niedermooren auch der Lebensraum mit der höchsten<br />
Artenvielfalt innerhalb der Allgäuer Moorlandschaft.<br />
Diese Vielfalt kann nur erhalten werden, wenn die Flächen<br />
regelmäßig von den Landwirten bewirtschaftet,<br />
Die Mahd wird mit einer<br />
Plane, die von einem<br />
Traktor gezogen wird, von<br />
der Wiese geholt<br />
also gemäht werden. Zur Mahd der Streuwiesen werden<br />
allerdings besondere Maschinen benötigt: Diese<br />
müssen je nach Fläche bodenschonend arbeiten, leicht<br />
und wendig sein oder über bestimmte Mähwerke verfügen.<br />
Mit solch technisch angepassten Maschinen<br />
kann eine qualitativ hochwertige Streu erzeugt werden,<br />
die in der Region Verwendung findet.<br />
Ideen und Innovationen fördern<br />
Das ausgelaufene 50-Höfe-Programm startete im<br />
Herbst 2011 mit dem Ziel, die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
bei der Pflege der Streuwiesen und Verwertung<br />
der Streu zu unterstützen. Dies war wichtig, da die<br />
Streuwiesenbewirtschaftung nicht nur aufwendig und<br />
anstrengend ist, sondern auch schnell teuer werden<br />
kann, weil die Landwirte geeignete Maschinen brauchen.<br />
Hier setzte nun das 50-Höfe-Programm an. Es<br />
förderte technische Geräte und Einrichtungen, die für<br />
die Streuwiesenbewirtschaftung und weitere Verwen-
Mit einem Motormäher geht die Mahd leichter und schneller<br />
Eine Rundballenpresse an einem Motormäher<br />
Fotos: Uwe Kießling, Claudia Schöwe<br />
Eine Raupe, die mit einem Bandrechen umgerüstet wurde<br />
Landrätin Maria Rita Zinnecker bei der<br />
Abschlussveranstaltung des Programms<br />
dung der Streu notwendig sind. Es gab drei verschiedene<br />
Fördersätze: Für Standardgeräte gab es 25 Prozent<br />
Förderung, für überbetrieblich genutzte Geräte oder<br />
den Einsatz auf naturschutzfachlich prioritären Flächen<br />
im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojektes Allgäuer<br />
Moorallianz oder in der prioritären Gebietskulisse des<br />
Landratsamtes Ostallgäu gab es 33 Prozent, und sogar<br />
50 Prozent Förderung erhielten die Landwirte für überbetrieblich<br />
genutzte, naturschutzfachlich prioritär eingesetzte<br />
Geräte und innovative Neuerungen, Umbauten<br />
und Eigenkonstruktionen.<br />
So wurden im Laufe des Programms beispielsweise<br />
Spezialmaschinen, Zwillingsbereifungen, Heck- und<br />
Frontmähwerke, Bandrechen und Sonderanfertigungen<br />
gefördert. Außerdem wurde auch in Ideen und Innovationen<br />
investiert. Ein Landwirt etwa erfand ein besonderes<br />
Mähwerk, das im Rahmen des Programmes zu 50<br />
Prozent gefördert wurde. Diese Erfindung hat er sich<br />
patentieren lassen und letztes Jahr mit seinem Unternehmen<br />
über 100 Stück davon gebaut.<br />
Positives Fazit<br />
Insgesamt wurden über 50 Landwirten in den<br />
fünf Jahren 75 Anträge bewilligt. Damit wurde auch<br />
das Projektziel erreicht, 50 Höfe bei der Streuwiesenbewirtschaftung<br />
zu unterstützen. Die Summe der ausgezahlten<br />
Förderung beläuft sich auf fast 330.000 Euro.<br />
Die ausgelöste Investitionssumme, also die Gesamtsumme<br />
inklusive der Eigenanteile der Landwirte, beträgt<br />
knapp über eine Million Euro.<br />
Bei den Landwirten fand das Projekt großen Anklang,<br />
da sie sich beispielsweise durch die Förderung<br />
neue Mähwerke leisten konnten, mit denen sie mehr<br />
Streu ernten können und nun auch die Möglichkeit<br />
haben, damit andere Höfe zu versorgen. Somit wurden<br />
durch das 50-Höfe-Programm die Landschaftspflegearbeiten<br />
rentabler gemacht, und die Landwirte können<br />
sie als finanzielles Standbein nutzen.<br />
Von der Erhaltung der Allgäuer Kulturlandschaft<br />
profitieren somit sowohl die nachhaltige Landwirtschaft<br />
als auch der Naturschutz und Tourismus. Leider<br />
kann das Programm nicht fortgesetzt werden, da die<br />
Fördermittel fehlen und wohl auch in naher Zukunft<br />
keine neuen Gelder bereitgestellt werden können.<br />
Doch die Landwirte sind sich einig, dass sie die Streuwiesen<br />
weiter bewirtschaften werden, denn dank des<br />
Programmes haben sie die notwendige Technik und<br />
die Begeisterung für die Thematik.<br />
(cs)<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
71
Klimaschutz<br />
Spaß und Sensibilisierung<br />
Ein klimafreundlicher Schulausflug<br />
Warum in die Ferne schweifen? Das Gute<br />
liegt so nah! Dass man nicht weit reisen<br />
muss, um etwas zu erleben, macht der<br />
Wettbewerb »Bewegter Wandertag« im<br />
Unterallgäu deutlich. Gesucht werden<br />
Wandertage, die nicht nur ein Erlebnis,<br />
sondern auch umweltschonend sind.<br />
Der Wettbewerb findet dieses Jahr zum zweiten<br />
Mal statt und entstand aus einer Idee des Vereins<br />
ProNah, der in der Vergangenheit schon<br />
diverse Aktivitäten mit und an Schulen angestoßen hat.<br />
Da lag für Hermann Kerler, Vorsitzender des Vereins,<br />
und seine Mitstreiter die Idee mit dem Schulwettbewerb<br />
für Wandertage nahe, denn diese gibt es jedes<br />
Schuljahr, und junge Menschen sind noch sehr empfänglich<br />
für klimaschutzrelevante Ziele, wenn man sie<br />
altersgerecht aufbereitet. Auch bei den Schulleitungen<br />
stieß der Vorschlag auf Zustimmung, ebenso bei den<br />
Lechwerken, die das Projekt finanziell unterstützen.<br />
Das Konzept des Wettbewerbes arbeitete schließlich<br />
das Landratsamt Unterallgäu heraus.<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
Teilnehmen können Klassen aller Unter all -<br />
gäuer Schulen, unabhängig von Schulart und<br />
Jahrgangsstufe. Der Wandertag muss im laufenden<br />
Schuljahr 2016/17 stattfinden.<br />
Für die Teilnahme sollte eine Konzeptmappe<br />
eingereicht werden, bestehend aus einem<br />
Deckblatt, einer Kurzbeschreibung und<br />
einigen Fotos.<br />
Einsendeschluss ist der 7. Juli <strong>2017</strong>.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.unterallgaeu.de/wandertag oder<br />
www.pronah.de<br />
Fotos: Jan Greune, Landratsamt Unterallgäu<br />
Klimaschutz als Erlebnis<br />
Der Wettbewerb soll zu naturnahen und klimaverträglichen<br />
Ausflügen in die Region anregen, denn<br />
das Unterallgäu bietet zahlreiche Ziele für Groß und<br />
Klein, die preisgünstig und umweltverträglich zu erreichen<br />
sind. So soll eine Brücke geschlagen werden<br />
zwischen Regionalität, der Gesundheitsregion Kneippland<br />
und dem Klimawandel. Eine weitere Motivation<br />
des Wettbewerbes ist es, die Identität der Schüler mit<br />
ihrer Heimat zu fördern und die Bindung der Kinder<br />
an ihre Umgebung zu stärken. Durch den »Bewegten<br />
Wandertag« sollen sie Museen, Erlebnispfade, die verschiedenen<br />
Rad-und Wanderwege, aber auch Bauernhöfe<br />
sowie Betriebe in der Region näher kennenlernen.<br />
Um den Wandertag dann nicht nur erlebnisreich, sondern<br />
auch umweltfreundlich zu gestalten, soll der klimarelevante<br />
Aspekt nie aus den Augen verloren werden,<br />
denn die Bewältigung kurzer Wege zu Fuß oder<br />
mit dem Rad und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />
führen zu einer besseren Ökobilanz.<br />
So haben die Schüler nicht nur Spaß am Wandertag,<br />
sondern werden gleichzeitig für das Thema Klimaschutz<br />
und die Auswirkungen des eigenen Verhaltens<br />
auf die Umwelt sensibilisiert.<br />
72<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong>
Anzeigen<br />
Zur Preisverleihung kamen alle Klassen in das Landratsamt<br />
Unterallgäu und präsentierten ihre Wandertage.<br />
Und eine Belohnung für einen klimafreundlichen<br />
Wandertag winkt bei der Teilnahme am Wettbewerb<br />
auch: Jede Klasse, die teilnimmt, bekommt einen<br />
Anerkennungspreis. Zusätzlich loben die Lechwerke<br />
und der Verein ProNah für die fünf interessantesten<br />
Ausflüge jeweils 300 Euro als Preisgeld aus. (cs)<br />
HIER<br />
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Anzeige stehen.<br />
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Sarah Wohlketzetter<br />
und Carolin Matthes<br />
Tel. +49 (0)8379 728616<br />
E-Mail:<br />
info@heimat-allgaeu.info<br />
Dass ein Wandertag nicht nur Spaß macht, sondern<br />
auch lehrreich sein kann, beweist der Wettbewerb<br />
Das sollte Schule machen<br />
Was sich da der Verein ProNah im Unterallgäu hat<br />
einfallen lassen, sollte flächendeckend im Allgäu Schule<br />
machen. Wir alle wissen, dass Erlebtes, Erfühltes und<br />
Erfahrenes besser »kleben« bleibt als Wissen aus dem<br />
Lehrbuch. Die Sensibilisierung unserer Kinder für Umweltund<br />
Energie-Themen kann nicht früh genug beginnen.<br />
Vor allem, wenn diese Erfahrungen praktischer Natur<br />
sind und in der nächsten Nähe – unserer Allgäuer<br />
Heimat – stattfinden.<br />
Ist erst einmal der Entdeckergeist der jungen Menschen<br />
geweckt, werden sie von sich aus weiter forschen und<br />
danach ihre eigene Energiezukunft planen und verwirk -<br />
lichen. Die Energiewende findet regional statt – und sie<br />
wird nur erfolgreich sein, wenn sie von den Menschen in<br />
der Region gelebt wird. Die Belohnung, die von den Lech -<br />
werken ausgelobt wurde, ist eine tolle Sache – und Bei -<br />
spiel für andere energieaffine Unternehmen, es ihnen<br />
nachzumachen.<br />
Peter Elgaß<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe<br />
ist der 29.05.<strong>2017</strong><br />
Anzeigen-Kontakt:<br />
Sarah Wohlketzetter und Carolin Matthes<br />
Tel. +49 (0)8379 728616<br />
E-Mail: info@heimat-allgaeu.info<br />
<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />
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Tipp<br />
Thermografie selber machen?<br />
Unser Energiespar-Tipp zum Schluss<br />
1 2 3<br />
Fotos: erdgas schwaben<br />
Bild 1 Einfamilienhaus:<br />
Kühle Stellen am Haus stellt<br />
die thermografische<br />
Aufnahme in bläulichen<br />
Farben dar. Wo Wärme<br />
nach außen dringt, zeigen<br />
gelbe und rote Flächen.<br />
Zu Bild 2 Detail: Wo Wärme<br />
ungenutzt verloren geht,<br />
zeigen die roten und gelben<br />
Flächen auf dem thermo -<br />
grafischen Bild.<br />
Zum Bild 3 Neubau: Im<br />
Idealfall zeigt ein Neubau<br />
wie auf diesem Bild, dass<br />
wenig Energie durch Wär -<br />
mebrücken verloren geht<br />
Selbermachen liegt im Trend – warum nicht<br />
auch mal eben ein thermografisches Bild vom<br />
eigenen Haus knipsen? Viele Hersteller bieten<br />
Apps und Aufsteckkameras an, die thermografische<br />
Bilder für den privaten Gebrauch liefern sollen – also<br />
die für das menschliche Auge unsichtbare Wärmestrahlung<br />
sichtbar machen. Eingesetzt wird Thermografie<br />
zum Beispiel, um Wärmebrücken und andere<br />
Lecks aufzuspüren, durch die ein Gebäude Wärme<br />
und damit kostbare Energie verliert.<br />
Bild und Analyse gehören zusammen<br />
Wer aus dieser Technik wirklich Nutzen ziehen<br />
will, sollte vor der geplanten Sanierung einen erfahrenen<br />
Energiesparprofi zu Rate ziehen, der die thermografischen<br />
Bilder nicht nur mit einer hochauflösenden<br />
Profikamera macht, sondern sie auch sicher interpretieren<br />
kann. Beispielsweise bieten die Energieberater<br />
von erdgas schwaben professionelle Infrarotthermografie<br />
an, um zuverlässig Wärmeverluste und Wärmebrücken<br />
an Gebäuden aufzudecken. Zum Angebot gehören<br />
mindestens sechs Außenaufnahmen und eine<br />
Infobroschüre mit Erläuterungen. Die Profi-Kameras<br />
decken ein deutlich größeres Temperaturspektrum ab<br />
als die Amateurgeräte.<br />
Nach dem Bild der Sanierungsfahrplan<br />
Die Energieberater erklären die entstandenen<br />
Bilder und geben Tipps zur Behebung möglicher<br />
Schwachstellen. Darüber hinaus bekommt der Auftraggeber<br />
Hinweise zur neuen Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV). Wichtig ist es, die Bilder an einem kalten<br />
Abend zu machen – unter fünf Grad Celsius – und<br />
auf die Witterungsverhältnisse zu achten. Starker<br />
Wind oder viel Sonne am vorhergehenden Tag können<br />
das Ergebnis verfälschen. erdgas schwaben bietet<br />
Infrarotthermografie, Analyse der Aufnahmen und<br />
eine individuelle Beratung für Kunden besonders günstig<br />
an (109 Euro). Nicht-Kunden können die Dienstleistung<br />
ebenfalls in Anspruch nehmen (159 Euro).<br />
Info: www.erdgas-schwaben.de<br />
Anzeigen<br />
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www.allgaeu-alternativ.de<br />
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