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allgäuALTERNATIV Frühjahrsausgabe 2017

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Ausgabe 1/<strong>2017</strong><br />

Schutzgebühr: 4,- Euro<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz<br />

E-Mobil: Fliegen mit Wasserstoff<br />

Energie: So sparen Sie im Haushalt<br />

Schwerpunkt: Projekte entlang der Iller


Editorial<br />

Globale Probleme?<br />

Nur gemeinsam lösbar!<br />

Im Jahr 2050 werden fast zehn Milliarden Menschen<br />

auf der Erde leben. Allein in Afrika wird<br />

sich die Zahl der Menschen bis 2050 verdoppeln.<br />

Jeder Einzelne braucht täglich Nahrung, Wasser, Energie.<br />

Für uns in Europa ist dies selbstverständlich – drei,<br />

vier Mahlzeiten am Tag, sauberes Trinkwasser, Strom,<br />

eine warme Wohnung. Dafür verbrauchen wir in den<br />

reichen Ländern 80 Prozent der Ressourcen und sind<br />

für zwei Drittel der weltweiten Umweltverschmutzung<br />

verantwortlich.<br />

Was heißt das für uns? Müssen wir verhindern,<br />

dass die Menschen in Entwicklungsländern sich unserem<br />

Lebensstandard annähern? Haben wir mehr<br />

Recht auf diesen Lebensstil als sie? Natürlich nicht! Im<br />

Gegenteil: Wenn es uns nicht gelingt, die zunehmende<br />

Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern, dann<br />

werden sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />

noch viel mehr Menschen auf den Weg nach<br />

Europa machen, gerade auch aus Afrika.<br />

Wir stehen also vor einer Herkulesaufgabe: Wir<br />

müssen einerseits bei uns selbst anfangen, unseren<br />

Ressourcenverbrauch senken, unseren Lebensstil<br />

nachhaltiger gestalten – und gleichzeitig dafür sorgen,<br />

dass weniger entwickelte Länder ihren wachsenden<br />

Bedarf an Ressourcen und Energie decken können,<br />

ohne dabei unsere Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.<br />

Dass dies möglich ist, zeigen wir längst, beispielsweise<br />

in Marokko.<br />

Dort steht das weltgrößte und modernste Solarkraftwerk,<br />

mitten in der Wüste, in Ouarzazate – gebaut<br />

mit unserer finanziellen Unterstützung, Turbinen und<br />

Parabolspiegel kommen von deutschen Unternehmen.<br />

Eine Million Menschen wird das Solarkraftwerk mit<br />

grünem Strom versorgen – Marokko macht vor, wie<br />

die afrikanische Energiewende gelingen kann. Neunzig<br />

Prozent der Mittel, die Deutschland weltweit in<br />

den Klimaschutz steckt, kommen aus meinem Minis -<br />

terium, jährlich zwei Milliarden Euro. Die sind gut<br />

eingesetzt: Wir sparen damit rund um den Globus so<br />

viel Kohlendioxid ein, wie Landwirtschaft und Verkehr<br />

zusammen in Deutschland ausstoßen!<br />

Wir dürfen nicht kapitulieren!<br />

Es reicht nicht, nur in Deutschland für den Klimaschutz<br />

zu kämpfen – wir alle brauchen Luft zum<br />

Atmen, das Klima kennt keine Grenzen. Und der Klimawandel<br />

trifft ausgerechnet die Menschen und Regionen<br />

am härtesten, die die geringste Schuld daran<br />

haben. Klimawandel macht Entwicklung zunichte,<br />

heizt Krisen und Kriege an – und treibt Menschen in<br />

Foto: BMZ/Photothek.de<br />

die Flucht. Bis zu 200 Millionen Menschen könnten<br />

zu Klimaflüchtlingen werden, sagen Experten – weil<br />

steigende Meeresspiegel ganze Landstriche überfluten,<br />

das Salzwasser die Böden versalzt und dort nichts<br />

mehr wächst. Weil ausbleibender Regen die Ernte verdorren<br />

lässt. Weil das Vieh kein Futter mehr findet.<br />

Weil Menschen und Tiere verhungern.<br />

Ganz eng mit der Klimafrage verknüpft ist die<br />

Ernährung: Unser Ziel ist eine Welt ohne Hunger –<br />

wir müssen und wir können es schaffen, alle Menschen<br />

auf dieser Erde satt zu machen. Dafür müssen<br />

die weltweiten Erträge in den nächsten dreißig Jahren<br />

um sechzig Prozent steigen – und das trotz schrumpfender<br />

landwirtschaftlicher Flächen und trotz des voranschreitenden<br />

Klimawandels. Auch das ist möglich,<br />

wie unsere Arbeit zeigt: dank neuer und nachhaltiger<br />

Anbaumethoden, die wir in über einem Dutzend Innovationszentren<br />

in Afrika und Indien erproben und<br />

vor allem verbreiten. So können wir zum Beispiel<br />

Reis ernten verdoppeln, sogar verdreifachen – nur<br />

durch den Austausch von Wissen, Sorten, Saatgut, die<br />

bereits vorhanden sind.<br />

All dies sind Beispiele, die uns zeigen, dass wir<br />

vor den globalen Herausforderungen nicht kapitulieren<br />

dürfen. Wir können unsere Welt gemeinsam gerecht<br />

gestalten. Mit der Technologie des 21. Jahrhunderts<br />

und der Erkenntnis, dass wir alle in einer Welt<br />

leben, für die jeder Einzelne Verantwortung trägt.<br />

Dr. Gerd Müller, Bundesminister für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

Bundesminister Dr. Gerd Müller<br />

zu Besuch beim größten und<br />

modernsten Solarkraftwerk in<br />

Ouarzazate, Marokko<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

3


Inhalt<br />

Impressum<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

87509 Immenstadt-<br />

Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616,<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.allgaeu-alternativ.de<br />

14<br />

Herausgeber:<br />

Peter Elgaß<br />

Redaktion:<br />

Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />

Thomas Niehörster,<br />

Claudia Schöwe,<br />

Annette Müller<br />

Gekennzeichnete Beiträge<br />

stellen die Meinung des<br />

Ver fassers, nicht aber des<br />

Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß,<br />

Ramona Klein<br />

Anzeigen:<br />

Sven Abend (Ltg.),<br />

Katharina Böttger,<br />

Carolin Mathes,<br />

Sarah Wohlketzetter,<br />

Tel. 08379/728616;<br />

gültige Anzeigenpreisliste:<br />

1/2010<br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Raiffeisenbank Oberallgäu-<br />

Süd eG, IBAN:<br />

DE97733699200007126999<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Fotos: HBC/Stefan Settele, Fotoatelier Hegge, Uwe Kießling, Thomas Niehörster; Titelfotos: DLR, djd/Wärme+/Stiebel Eltron, Abt Sportsline, Rainer Retzlaff<br />

70 50<br />

18<br />

68<br />

4 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Editorial Seite 3<br />

Bauen<br />

Logistikhalle mit Atmosphäre Seite 6<br />

Gegensätze nutzen Seite 10<br />

Die »starken Platten« Seite 12<br />

Mobilität<br />

Lautlos zur Hochzeit Seite 14<br />

Er brummt nicht mehr Seite 18<br />

Geflügeltes Elektro-Taxi Seite 22<br />

Mächlerstory<br />

Der Ellenator aus Dösingen Seite 20<br />

Ausbildung<br />

Technik hautnah erleben Seite 25<br />

E-Mobil<br />

Basis von Abt Sportsline Seite 26<br />

Meldungen<br />

»Holzbau Kompakt« Seite 30<br />

Großer Erfolg für Hochschule Kempten Seite 30<br />

Bildungsbeauftragter für Klimaschutz Seite 30<br />

Das Allgäu als Vorbild Seite 31<br />

Kunst in einem Beratungsunternehmen Seite 32<br />

Billig und trotzdem top – F64 kann’s Seite 32<br />

E-Autos im Einsatz für das Gute Seite 33<br />

Erfolgsrezept: Passivhauskonzept Seite 33<br />

Informationen schwarz auf weiß Seite 34<br />

Ein E-Bike zum Abschied Seite 34<br />

SCHNELL Motoren AG ist gerettet Seite 34<br />

Neue Stromer für schwere Lasten Seite 35<br />

Klein, aber hochwirksam Seite 36<br />

Preis für umweltfreundliche Mähtechnik Seite 36<br />

Eine gute Zwischenlösung Seite 36<br />

Setzen Sie ein Zeichen für den Klimaschutz Seite 37<br />

Gentechnikfrei in die Zukunft Seite 38<br />

Altbautage auf dem Hochschulgelände Seite 38<br />

Windrad und Wasserturbine im MiniformatSeite 38<br />

Zukunftsthema: Mobilität am Bodensee Seite 39<br />

Klimaschutz<br />

Vorbildliches Allgäu Seite 40<br />

Spaß und Sensibilisierung Seite 72<br />

Energie<br />

Es werde Licht Seite 41<br />

Bürger tauschen sich aus Seite 54<br />

Ehrung<br />

Das Allgäu ist Vorreiter Seite 42<br />

Energie sparen<br />

Wie alt ist Ihr Boiler? Seite 44<br />

»Aus« für alte Heizungen? Seite 46<br />

Kostenbremse in Betrieben Seite 49<br />

Studium<br />

Die Zukunft beginnt jetzt Seite 50<br />

Förderung<br />

Schub für Energieforschung Seite 53<br />

Energiezukunft<br />

Ganz vorne mit dabei Seite 56<br />

Holz<br />

Ein Projekt für die Zukunft Seite 59<br />

Wasserkraft<br />

Strom aus Trinkwasser Seite 60<br />

Viel Wind um Wasserkraft Seite 62<br />

Es geht um viel Kies Seite 66<br />

Eine Betonkugel unter Wasser Seite 68<br />

Natur<br />

Die Erhaltung der Streuwiesen Seite 70<br />

Tipp<br />

Thermografie selber machen Seite 74<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste<br />

Ausgabe ist der 29. Mai <strong>2017</strong><br />

Anzeige<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

5


Bauen<br />

Logistikhalle mit Atmosphäre<br />

Holz im Gewerbebau in Leutkirch<br />

Der Neubau des Logistikzentrums für elobau Sensor Technology in Leutkirch dient<br />

der Erweiterung des bestehenden Standortes. Es entstand eine Büro- und Logistikhalle<br />

mit besonderer Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Unbestritten hat dieser Bau eine<br />

starke Öffentlichkeitswirkung für den Bauherrn und die beteiligten Gewerke. Denn<br />

das Gebäude wurde in reiner Holzbauweise im Energie-Plus-Standard errichtet und<br />

hat darüber hinaus eine außergewöhnliche Fassadengestaltung.<br />

Fassadenstruktur: Detail<br />

Fassade Südwest<br />

Die Firma elobau ist ein dynamisches und<br />

stark wachsendes Unternehmen mit zwei<br />

Standorten in Leutkirch. Mit dem Neubau<br />

des Logistikzentrums als Erweiterung des Werkes II<br />

soll die gesamte Logistik gebündelt werden. Das Werk<br />

II besteht aus Produktions-, Labor- und Bürobereichen<br />

mit ca. 6800 Quadratmetern Grundfläche am<br />

Rand des Gewerbegebietes.<br />

Der Wunschbaustoff: Holz<br />

Gewünscht waren warme Atmosphäre von Holz,<br />

reichlich Tageslicht und gute Luft: So, wie Menschen<br />

6<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


gerne wohnen, so sollen sie hier auch arbeiten können.<br />

Alle sichtbaren Oberflächen im Hallenbereich sind aus<br />

Holz. Man kann das Holz sehen, fühlen und riechen.<br />

Im Bürobereich schaffen raumhohe Fenster und die<br />

Raumhöhe selbst eine lichte Atmosphäre. Das Holz<br />

sorgt neben seinen ökologischen Vorteilen auch für<br />

ein angenehmes Raumklima: Es reguliert die Luftfeuchtigkeit<br />

und nimmt Schadstoffe aus der Atemluft<br />

auf. In der Halle arbeiten ständig 25 Menschen, im<br />

Büro ebenso viele. In großzügigen »Treffpunkten« versorgen<br />

sich die Mitarbeiter mit Getränken, frischem<br />

Obst und leben informelle Kommunikation. Die hohe<br />

Gestaltungsqualität, ausgesuchte Materialien und das<br />

soziale Engagement des Unternehmers schaffen eine<br />

hohe Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz.<br />

Holz als CO2-neutraler Baustoff<br />

Der Bauherr wünschte sich ein umweltfreundliches<br />

Gebäude mit einem kleinen CO2-Fußabdruck. Die Halle<br />

ist als reine Holzkonstruktion schon in der Erstellung<br />

klimaneutral. Holz entzieht der Atmosphäre während<br />

seines Wachstums mehr CO2, als bei seiner Verarbeitung<br />

zu Schnittholz oder Holzwerkstoffen freigesetzt wird.<br />

Das Hallentragwerk überspannt mit schmalen<br />

Leimbindern 25 Meter bei einem Achsabstand von<br />

zweieinhalb Metern, der von einer Sperrholzplatte<br />

überdeckt wird. Die Wände wurden als vorgefertigte<br />

Ständerwände erstellt, deren innere Schale eine Sperrholzplatte<br />

mit Sichtoberfläche ist.<br />

Auch der zweigeschossige Büroteil wurde komplett<br />

in Holzbauweise erstellt. Raumhohe Fenster<br />

schaffen ein großzügiges, helles Raumklima. Doppelböden<br />

und Akustikdecken stellen Flexibilität und Ergonomie<br />

für den Büroalltag sicher.<br />

Die Projektbeteiligten<br />

Bauherr:<br />

Elobau Sensor Technology, Leutkirch<br />

Architekt:<br />

F64 Architekten BDA, Kempten<br />

www.f64architekten.de<br />

Energie- und Klimakonzept:<br />

Transsolar Energietechnik, München<br />

Fassade die auffällt und bewegt<br />

Um dem Motto »elobau goes green« visuellen<br />

Ausdruck zu verleihen wird der Baukörper grün ausgebildet<br />

und mit einem leichten hölzernen »Filter«<br />

überzogen.<br />

Durch diesen Filter erhält das Gebäude je nach<br />

Blickwinkel eine andere Anmutung, nur in der Frontalansicht<br />

ist das Grün zu erkennen. Ein großer<br />

Schriftzug LOGISTIK hinter dem Filter wird nur dem<br />

Vorbeifahrenden abschnittsweise sichtbar werden.<br />

Durch die Modulation der Oberfläche des Filters entstehen<br />

weitere visuelle Effekte, und die Oberfläche des<br />

großen Baukörpers wird in ein leichtes, bewegtes Spiel<br />

von Farbe und Holz gebracht.<br />

Ganzheitliches Klima- und Energiekonzept<br />

»elobau goes green« ist das Motto, nach dem alle<br />

Strategien und Entscheidungen des Bauherrn ausgerichtet<br />

sind. Die Produktion ist CO2-neutral, alle Dächer<br />

sind mit eigenen Solaranlagen belegt.<br />

In diesem Sinne wurde auch für die neue Logis -<br />

tikhalle kompromisslos auf Nachhaltigkeit und den<br />

schonenden Umgang mit Ressourcen geachtet. Der<br />

Neubau wird durch den Energie-Plus-Standard mehr<br />

www.transsolar.com<br />

Freiraum:<br />

Baron Landschaftsarchitekt BDLA/SRL, Ulm<br />

Tragwerk:<br />

Häussler Ingenieure GmbH, Kempten<br />

HLS:<br />

Pfähler + Rühl GmbH, Heilbronn<br />

Elektro:<br />

ib-s Elektrotechnik GmbH, Kempten<br />

Versand und Hochregal<br />

Fotos: Rainer Retzlaff<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

7


Bauen<br />

Links: Innenansicht Halle;<br />

rechts: Fassade Südseite<br />

Logistik<br />

Energie produzieren als verbrauchen. Dies wird durch<br />

eine dreifache Optimierungs-Strategie erreicht:<br />

• Einsparen von Nutzenergie<br />

• Effizienz in der Nutzung nicht erneuerbarer<br />

Energie<br />

• Einsatz regenerativer Energie<br />

Mithilfe von thermisch-dynamischer Simulation<br />

wurden die optimalen Dämmstärken, Heiz- und<br />

Kühlsysteme ermittelt. Es kommen dreifach verglaste<br />

Holz-Aluminium-Fenster zum Einsatz. Durch die gezielte<br />

Positionierung von Fenstern und Oberlichtern<br />

mit zeitgesteuerter Nachtlüftung konnte auf eine Lüftungsanlage<br />

verzichtet werden. Bei der am Standort<br />

vorhandenen effizienten Wärmeerzeugung wird der<br />

Verzicht auf Wärmerückgewinnung aus der Abluft<br />

durch die Einsparung des Stromes für mechanische<br />

Luftförderung mehr als ausgeglichen.<br />

Über nordorientierte Verglasungen im Sheddach<br />

der Halle und nachführbare Lamellen der Raffstores<br />

vor den Verglasungen der Büro- und Hallenbereiche<br />

wurde die Tageslichtnutzung optimiert und Energie<br />

für künstliche Beleuchtung eingespart. Das Kunstlicht<br />

im gesamten Gebäude wird tageslichtabhängig gedimmt<br />

und durch moderne LED-Leuchten erzeugt.<br />

Die Beheizung im Gebäude erfolgt hauptsächlich<br />

über Deckenstrahlplatten zwischen den Holzbindern<br />

des Tragwerkes. An den Fassaden wurden zusätzlich<br />

Rippenrohre eingesetzt. Die Büros werden ebenfalls<br />

über die Decken beheizt. Während die Halle im Sommer<br />

rein über die sommerliche Querlüftung auf komfortable<br />

Raumtemperaturen gebracht wird, werden in<br />

den Bürobereichen Heiz- und Kühldecken zur Kühlung<br />

eingesetzt.<br />

Nach detaillierten energetischen und ökonomischen<br />

Vergleichen verschiedener Optionen für die<br />

Wärmeversorgung einschließlich Kraft-Wärme-Kopplung,<br />

geothermischen Wärmepumpen und Holz -<br />

kesseln wurde die Versorgung über einen Biogaskessel<br />

aus dem Werksnetz gewählt, der einen Primärenergiefaktor<br />

von 0,25 erzielt.<br />

Die auf dem Hallendach installierte Photovoltaik -<br />

anlage mit etwa 1400 Quadratmetern aktiver Modulfläche<br />

erreicht eine maximale Peak-Leistung von 225<br />

kWp. Durch die flache Anordnung auf dem Hallendach<br />

und auf der Südseite des Sheds wird die gegenseitige<br />

Verschattung minimiert, und die Dachfläche<br />

konnte maximal mit Modulen belegt werden. Von<br />

dem Jahresstromertrag der Anlage von 216 MWh<br />

können etwa 13 Prozent direkt im Gebäude genutzt<br />

werden. Diese 28 MWh/a decken etwa die Hälfte des<br />

von Gebäude und Anlagen benötigten Stroms. Der vor<br />

allem im Sommer anfallende Überschuss wird ins öffentliche<br />

Stromnetz eingespeist.<br />

Der gesetzliche Nachweis für das Gebäude erreichte<br />

eine Unterschreitung der zur Einreichung gültigen<br />

Energieeinsparverordnung EnEV um über 90<br />

Prozent, berücksichtigt jedoch weder den Stromverbrauch<br />

von Geräten und Maschinen noch die über<br />

den Eigenbedarf hinausgehenden Erträge der Photovoltaikanlage.<br />

Daher wurde über eine Jahressimulation<br />

der Gesamtprimärenergiebedarf für das Gebäude<br />

ermittelt und mit den Gutschriften aus dem im gesamten<br />

Jahr erzeugten regenerativen Strom der Photovoltaikanlage<br />

verglichen. Das Gebäude erwirtschaftet in<br />

der Jahresbilanz 2,6-mal so viel Primärenergie, wie es<br />

selbst zum Betrieb benötigt.<br />

8 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Bauen<br />

Gegensätze nutzen<br />

Ein echtes Vorzeigeprojekt<br />

Über 440 Tonnen weniger CO2 pro Jahr und eine bedeutende Kostenersparnis:<br />

Davon profitiert die Niederlassung der Dachser SE in Memmingen dank der neu<br />

errichteten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage (KWKK), die von der Alois<br />

Müller GmbH und der e-con AG realisiert wurde.<br />

Rund 800 Mitarbeiter, 150.000 Quadratmeter<br />

Fläche und 165.000 Paletten-Stellplätze:<br />

Damit ist das Logistikzentrum Allgäu in<br />

Memmingen einer der größten Dachser-Standorte<br />

weltweit. Das Unternehmen hat sich dort neben der<br />

Kontraktlogistik für Konsum- und Industriegüter auf<br />

die Lagerung und die Distribution von temperatur -<br />

geführten Lebensmitteln in der Business Line Food<br />

Logistics spezialisiert.<br />

Kälte ist in diesem Geschäft ein absolutes Muss.<br />

Im 20.000 Quadratmeter großen Distributionszentrum<br />

für den Lebensmittelbereich werden Molkereiprodukte<br />

und Schokolade in verschiedenen Temperaturbereichen<br />

gelagert. Neben Kälte wird auch Wärme<br />

benötigt – für die temperierten Lager mit unterschiedlichen<br />

Temperaturbereichen, in denen vor allem Produkte<br />

für die Verpackungsindustrie gelagert werden.<br />

Die Alois Müller GmbH und die e-con AG haben<br />

nun für die Dachser SE eine neue KWKK-Anlage eingerichtet.<br />

Mit dieser setzen die Energiespezialisten aus<br />

dem Allgäu auf die Kraft der Gegensätze: Wärme und<br />

Kälte. Dies ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch<br />

sinnvoll – können doch mit der Anlage über 440<br />

Tonnen CO2 eingespart werden.<br />

»Die KWKK-Anlage bei Dachser ist ein echtes<br />

Vorzeigeprojekt und ein tolles Beispiel, wie effiziente<br />

und umweltfreundliche Energieversorgung für einen<br />

Industriebetrieb funktioniert. Gerade hier brauchen<br />

wir intelligente und pfiffige Lösungen wie eben die<br />

Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Denn in der Industrie<br />

liegt das größte Energie-Einsparpotenzial und somit<br />

auch eine Riesen-Chance für eine erfolgreiche Energiewende«,<br />

so Andreas Müller, Geschäftsführer der<br />

Alois Müller GmbH.<br />

Wie aus Wärme Kälte wird<br />

Mit der KWKK-Anlage spart die Dachser-Niederlassung<br />

in Memmingen nicht nur 442 Tonnen CO2 pro<br />

Jahr, sondern erzeugt die Energie verbrauchsgerecht vor<br />

Ort zu konstanten und kalkulierbaren Kosten.<br />

Betrieben wird die Anlage über ein Blockheizkraftwerk<br />

(BHWK), das dem Dachser Logistikzentrum<br />

70 Prozent des benötigten Stroms und 100 Prozent<br />

Wärmeleistung liefert. Das Kraftwerk selbst wird<br />

mit Erdgas betrieben und erreicht eine maximale elektrische<br />

Leistung von 637 kW. Diese wird in das interne<br />

Dachser-Stromnetz eingespeist. Zudem erzielt das<br />

BHKW eine maximale Wärmeleistung von 818 kW,<br />

die primär zum Heizen genutzt wird. »Die Kraft-Wärme-Kopplung<br />

spart rund 30 Prozent Energie und circa<br />

40 Prozent CO2 im Vergleich zu einer getrennten<br />

Strom- und Wärmeerzeugung. Beim Einsatz von er-<br />

Das Dachser Logistik -<br />

zentrum Allgäu in<br />

Memmingen ist einer der<br />

größten Standorte des<br />

Unternehmens weltweit<br />

10<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


neuerbaren Energien sinkt der CO2-Ausstoß sogar auf<br />

nahezu Null«, erklärte Joachim Maier, Geschäftsführer<br />

der ebenfalls am Projekt beteiligten Energas BHKW<br />

GmbH. In der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage<br />

wird ein Teil der erzeugten Wärme anschließend in einer<br />

Absorptionskältemaschine in Kälte umgewandelt.<br />

Diese wird bei Dachser zum Kühlen der Hallen genutzt,<br />

in denen Lebensmittel gelagert werden. Als natürliche<br />

Kühlmittel für die Absorptionskältemaschine<br />

dienen Ammoniak und Wasser. In der KWKK-Anlage<br />

werden so maximal 818 kW Wärmeleistung zu maximal<br />

540 kW Kälteleistung.<br />

Zudem ist eine geothermische Brunnenanlage in<br />

das Energiekonzept integriert. Diese dient zur Rückkühlung<br />

des Absorbers. Die Anlage, bestehend aus<br />

drei Entnahmebrunnen und drei Rückgabebrunnen<br />

mit einer Tiefe von jeweils 15 Metern, hat eine Förderleistung<br />

von 56 Litern pro Sekunde.<br />

»Dank des ausgeklügelten Systems sind wir nicht<br />

nur eine der größten, sondern wahrscheinlich auch<br />

eine der modernsten Dachser-Niederlassungen weltweit<br />

und bestens für die Herausforderungen der Zukunft<br />

gerüstet«, zieht Thomas Henkel, Niederlassungsleiter<br />

bei Dachser SE in Memmingen, ein Resümee.<br />

Nicht nur Dachser, sondern auch die benachbarte<br />

Gefro Reformversand Frommlet KG profitiert von<br />

dem Energiekonzept: Sie bekommt gut 70 kW aus der<br />

KWKK-Anlage von Dachser.<br />

(cs)<br />

Im Rahmen einer Infor ma -<br />

tionsveranstaltung konnten<br />

die Gäste einen Blick auf<br />

die Kraft-Kälte-Wärme-<br />

Kopplungs anlage werfen<br />

Unten links: Das Block heiz -<br />

kraftwerk ist ein echter<br />

Leistungsprotz<br />

Unten rechts: Mithilfe<br />

modernster Technik<br />

überwacht die e-con AG<br />

die KWkK-Anlage<br />

Fotos: Alois Müller GmbH, Dachser SE<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

11


Bauen<br />

Die »starken Platten«<br />

Eine wohngesunde Alternative<br />

Holz ist der Inbegriff für ökologisches, gesundes Wohnen und<br />

liegt absolut im Trend. Für die perfekte Wohngesundheit ohne<br />

Kompromisse bieten die Holzwerke Waal zusammen mit ihrem<br />

Geschäftspartner elka eine besonders natürliche Lösung an:<br />

esb-Platten, kurz für »elka strong board«.<br />

Die esb-Platte (unten) bietet im<br />

Vergleich zur OSB-Platte (oben)<br />

mehrere Vorteile: Sie besteht<br />

zu 100 Prozent aus Frischholz,<br />

hat eine hellere Optik und ist<br />

geruchsneutral<br />

12<br />

Die esb-Platten von elka<br />

werden auch in den Baufritz-<br />

Ökohäusern eingesetzt<br />

Diese geruchsfreien und emissionsarmen Platten<br />

erfüllen höchste Ansprüche an die<br />

Wohngesundheit und wurden nicht nur mit<br />

dem »Blauen Engel« und dem Holzwerkstoff-Siegel<br />

»Premium Qualität« ausgezeichnet, sondern sie sind<br />

auch im österreichischen »baubook«, der Datenbank<br />

für ökologisches Bauen und Sanieren, gelistet. Die Premiumversion<br />

– die esb-Plus-Platte – wurde zudem als<br />

erste und einzige Holzwerkstoffplatte offiziell vom<br />

Sentinel Haus Institut als besonders schadstoffarm<br />

zertifiziert.<br />

Vorteile und Vielseitigkeit<br />

In der gesamten Baubranche sind die Anforderungen<br />

in puncto Wohngesundheit enorm gestiegen.<br />

Vor allem auch bei öffentlichen Bauten wie Kindergärten<br />

und Schulen ist das Thema ,gesundes Raumklima’<br />

ein absoluter Dauerbrenner. Klar, dass da auch<br />

die Nachfrage nach ökologischen und wohngesunden<br />

Baustoffen steigt. »Die esb-Platten sind hier der absolute<br />

Renner in unserem Produktprogramm. In diesem<br />

Jahr haben wir enorme Mengensteigerungen bei den<br />

esb-Platten zu verzeichnen«, erklärt Prokurist Ale -<br />

xander Schmid, Vertriebs- und Einkaufsleiter der<br />

Holzwerke Waal GmbH & Co. Holzwerke KG.<br />

Fotos: Baufritz, elka Holzwerke<br />

Im Allgemeinen setzen immer mehr Bauherren<br />

und Bauträger auf die innovativen und ökologischen<br />

esb-Platten von elka, denn gegenüber den herkömmlich<br />

verwendeten OSB-Platten weisen sie vierfach geringere<br />

VOC-Werte auf und sind praktisch geruchsfrei.<br />

Dies liegt daran, dass für die Platten nur frische,<br />

harzarme Fichtenhackschnitzel verwendet werden.<br />

Zudem wird bei der Herstellung der esb-Platten arbeits-<br />

und recyclingfreundlicher MUF-Leim anstelle<br />

von PU-Leim, der bei OSB-Platten zum Einsatz<br />

kommt, verwendet. Das garantiert eine hohe Qualität<br />

der Innenraumluft und sorgt für ein rundum natürliches<br />

und gesundes Wohnklima in Holzhäusern. Die<br />

»starken Platten« können von Planern, Bauherren und<br />

Handwerkern vielseitig eingesetzt werden: für verkleidende<br />

Zwecke an Wand und Decke, für tragende<br />

Zwecke wie Fußböden, im geschützten Außenbereich<br />

und sogar in Feuchträumen.<br />

Ökologisch und technisch top<br />

Die esb-Platten von elka überzeugen auch in der<br />

Verarbeitung, denn sie bieten eine sehr hohe Biege -<br />

festigkeit in beiden Achsen und eine Querzugfestigkeit,<br />

die rund 40 Prozent höher ist als bei OSB. Die<br />

Biegefestigkeit in beiden Richtungen minimiert deutlich<br />

den Verschnitt und schließt zudem Verarbeitungsfehler<br />

durch Verwechslung der Achsen aus. Außerdem<br />

sind die esb-Platten weitgehend diffusionsoffen,<br />

gleichzeitig aber regensicher und somit auch als<br />

Unterdeckplatten einsetzbar.<br />

Für perfekte Wohnatmosphäre sorgen nicht nur<br />

die »inneren Werte« der Platten, sondern auch ihre Optik.<br />

Durch die frisch verarbeiteten Fichtenspäne haben<br />

sie eine sehr gleichmäßige und helle Oberfläche, die immer<br />

geschliffen ausgeliefert wird. So können die esb-<br />

Platten auch ohne weitere Oberflächenbehandlung im<br />

sichtbaren, dekorativen Bereich verarbeitet werden und<br />

wirken dort freundlich-frisch. Die helle, glatte Oberfläche<br />

der Platten bietet aber auch ideale Voraussetzungen<br />

für anschließendes Streichen oder Lackieren.


Advertorial<br />

Perfektes Energiemanagement für Ihr Unternehmen<br />

Das VKW-Energiecockpit revolutioniert das<br />

Energiemanagement in Ihrem Unternehmen.<br />

Mit dem VKW-Energiecockpit, dem neu entwickelten<br />

Energiemanagementsystem der VKW, behält man die<br />

eigene Energiebilanz immer im Blick. »Durch eine regelmäßige<br />

Überwachung der gesamten Energieflüsse<br />

im Bereich Strom, Wärme, Luft und Wasser können<br />

die Kosten in den meisten Fällen deutlich reduziert<br />

werden«, erklärt Produktmanagerin Dipl.-Ing. Anna<br />

Maierhofer. Im Allgäu profitiert auch die Feneberg<br />

Lebensmittel GmbH von dem innovativen Monitoring-<br />

und Analysewerkzeug.<br />

Energieeffizienz wird immer wichtiger<br />

Für Unternehmen ist Energiesparen nicht nur ökologisch<br />

wichtig, sondern auch ein entscheidender Kos -<br />

tenfaktor. Mit dem VKW-Energiecockpit ist die Kontrolle<br />

der Energieflüsse keine Schwierigkeit mehr. Die<br />

Zählerstände werden automatisch ins System integriert.<br />

Alternativ ist es auch möglich, die Daten über<br />

die VKW-Energiecockpit-App bequem zu erfassen<br />

und manuell ins System zu übertragen. »Auffällig<br />

hohe Verbräuche werden automatisch und rechtzeitig<br />

erkannt, so dass umgehend Maßnahmen eingeleitet<br />

werden können«, sagt Maierhofer.<br />

Zahlreiche Vorteile für Unternehmen<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe profitieren von den<br />

zahlreichen Vorteilen: Für die einfache Online-Anwendung<br />

ist keine Softwareinstallation erforderlich.<br />

Das VKW-Energiecockpit übernimmt<br />

die Daten außerdem bei höchster Datensicherheit<br />

und maximalem Datenschutz<br />

aus den Strom- und Erdgaszählern.<br />

Auch bei den Auswertungen, Analysen<br />

und Berichten werden benutzerspezifische<br />

Anforderungen erfüllt. Mit<br />

der Darstellung des Energieverbrauchs<br />

und CO 2 -Berichten gelingt volle Kostenkontrolle.<br />

Damit gehören »Energielecks«<br />

der Vergangenheit an und einem<br />

energieeffizienten Verbrauch steht ab<br />

sofort nichts mehr im Weg.<br />

Kontakt<br />

Vorarlberger Kraftwerke AG<br />

(VKW)<br />

Technischer Vertrieb<br />

technischervertrieb@vkw.at<br />

Tel. 08381 899-998<br />

www.vkw.de<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

13


Mobilität<br />

Lautlos zur Hochzeit<br />

E-mobile Fahrzeug-Nostalgie<br />

Ende Januar stand eine Hochzeit in Vorderburg an. Die Hochzeitsgäste staunten<br />

nicht schlecht, als das Brautpaar im offenen Oldie an der kleinen Kirche in Ellegg<br />

vorfuhr. Nicht das leiseste Brummen war zu hören, als der Viersitzer um die<br />

Ecke bog. Unter der »Motorhaube«, die sich später als Bar für den Sektempfang<br />

herausstellte, tuckerte kein Diesel, denn das Fahrzeug im Oldtimer-Look, Type<br />

»S4«, wird mit E-Power betrieben.<br />

Entstanden ist der Oldie in der Ideenschmiede<br />

der »Allgäuer Akkumulatoren Automobile«.<br />

Noch ist die AAA nur eine Garagenwerkstatt<br />

im Schleifweg in Wertach. Hier konstruieren und<br />

schrauben Richard Schalber und sein Projektleiter<br />

Peter Schmeller an Ideen für morgen. Richard Schalber,<br />

ehemaliger Motorsportfahrer, ist Träger zahlreicher<br />

nationaler und internationaler Titel. Auch als Berater<br />

im Motorrad- und Autosport hat er sich manche<br />

Lorbeeren verdient. In seiner ersten Werkshalle in<br />

Vorderhindelang entwickelte er mit Peter Schmeller<br />

einen hocheffizienten Wasserstoffmotor, der mittels<br />

14<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Da staunte die Hochzeitsgesellschaft:<br />

Geräuschlos kam<br />

das Brautpaar um die Ecke<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Mit 20 PS zur Trauung<br />

einer Brennstoffzelle Strom für den Antrieb produziert<br />

(<strong>allgäuALTERNATIV</strong> 1/2012). Angelehnt an die<br />

Historie – zwischen 1896 und 1939 registrierte man<br />

weltweit 565 Marken von Elektroautos – wollte das<br />

Tüftlerduo einen E-Oldie neu entstehen lassen. Vorbild<br />

war das Elektro-Kleinauto »Electric« einer ehemaligen<br />

Automobilfabrik in Berlin um 1900.<br />

Die Frage nach dem Sinn<br />

Auf die Frage nach dem Sinn, ein E-Oldie zu bauen,<br />

erklärt Richard Schalber den Bedarf an einem solchen<br />

Fahrzeug im Bereich des Tourismus, bei Hochzeiten,<br />

Veranstaltungen, Messen und überall dort, wo<br />

von Pferden gezogene Kutschen für Stadtrundfahrten<br />

mittlerweile untersagt werden. So hat das Duo<br />

Schalber/Schmeller noch in Vorderhindelang für ein<br />

Event-Unternehmen eine Kutsche gebaut, die mit<br />

Elektromotoren betrieben wird (<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

3/2014). Vom E-Oldie ist geplant, in den »Allgäuer<br />

Akkumulatoren Automobilen« zehn Stück pro Jahr zu<br />

produzieren. Für den Verkauf haben sich die beiden<br />

Autobauer mit einem Vertriebsfachmann zusammengeschlossen.<br />

Realisiert sich der Plan, werden in einer<br />

größeren Halle neue Arbeitsplätze entstehen.<br />

Start mit einem weißen Papier<br />

»Seit dem Bau von Elektromotoren und Batterien<br />

für den Prototyp eines mit Wasserstoff betriebenen<br />

Autos und dem Bau unserer Elektrokutsche haben wir<br />

– auch durch manche Rückschläge! – ausgezeichnete<br />

Kenntnisse im Bau von E-Fahrzeugen«, erklärt Schalber<br />

die Vorgehensweise bei der Konstruktion des »S4«.<br />

»Dennoch verging gut ein Jahr, bis wir von der ersten<br />

Skizze auf einem Blatt Papier zum ersten Ausrollen aus<br />

der Werkstatt Ende Januar kamen. Das Chassis aus<br />

Metall wurde nach unseren Plänen hergestellt. Den<br />

Aufbau, der überwiegend aus Eschenholz besteht, fertigte<br />

die Schreinerei Sebis in Bad Oberdorf.«<br />

▶<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

15


Mobilität<br />

Ob Dracula es dauerhaft als<br />

Symbol auf den Kühler schafft?<br />

Herzstück: die Motor-Radsatz-Gruppe<br />

Für bestimmte Bauteile greift das Team auf Zulieferer<br />

zurück: »Warum das Rad noch einmal neu erfinden?«,<br />

erklärt<br />

Richard Schalber.<br />

»Die Armarturen,<br />

darunter Tacho,<br />

Uhr und – wichtig! –<br />

der Stromanzeiger sind Sonderanfertigungen<br />

von VDO.<br />

Die Lampen kommen aus einer<br />

kleinen Manufaktur in Polen, und den<br />

Messingkühler lieferte uns eine Spenglerei<br />

in Vorderhindelang.« Die Batterie,<br />

ebenfalls eine Eigenentwicklung,<br />

ist in den Leiterrahmen integriert. Sie<br />

besteht u.a. aus 50 Lithiumzellen, die<br />

aus China bezogen wurden. Etwa zwei<br />

Stunden braucht die Batterie zur Voll-<br />

Ladung. Der Antrieb besteht aus einem Elektromotor<br />

mit 500 Nm Drehmoment an der Hinterachse. Diese<br />

spezielle Motor-Radsatz-Baugruppe ist eine weitere<br />

Erfindung des Teams. Der Motor hat eine Leistung<br />

von 15 kWh (20,4<br />

PS). »Die Reichweite<br />

des Protoypen beträgt<br />

zwei Stunden…«,<br />

schmunzelt Peter Schmeller,<br />

»…so lange, wie die Batterie<br />

Leistung abgibt. Ehrlich gesagt:<br />

Wir haben es noch nicht getestet.<br />

Die Kraft der E-Motoren reicht jedenfalls<br />

aus, um mit dem 850 Kilo schweren<br />

Gefährt den Riedbergpass zu bewältigen.«<br />

Die mögliche Höchstgeschwindigkeit<br />

beträgt 75 Stundenkilometer.<br />

Zugelassen sind jedoch nur<br />

25 Stundenkilometer.<br />

16<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Das Auto soll Freude machen<br />

»Die Replik des E-Oldies soll einfach Freude machen.«<br />

Geht es nach Richard Schalber, kann das E-<br />

Auto für Sightseeing-Touren und viele andere Events<br />

eingesetzt werden. Dazu gehört auch die Minibar hinter<br />

dem klappbaren »Autokühler«, der beim Prototyp<br />

mit einem kleinen Dracula verziert ist. Der Kühler erhält<br />

später in Blau auf weißem Grund das Firmenzeichen<br />

»AAA«, das noch emailliert wird. Neben der Minibar<br />

gibt es reichlich Stauraum in einer Kiste aus edlem<br />

Holz hinter den vier Sitzen. Auf Wunsch kann der<br />

»S4« auch als »S6« mit sechs Sitzen geliefert werden,<br />

gerne auch mit einem wasserdichten Verdeck. »Vieles<br />

ist möglich!« so unisono Richard Schalber und Peter<br />

Schmeller, und sie sind gespannt, wann der erste Lkw<br />

mit Plane und der Werbeaufschrift einer Allgäuer<br />

Brauerei durch die Lande fährt. Wer weiß, was in<br />

Wertach noch entstehen kann – auch Carl Benz hat<br />

einmal klein angefangen. Thomas Niehörster<br />

Kein Geheimfach, aber trotzdem<br />

eine »Überraschungskiste«<br />

verbirgt sich hinter dem Ersatzrad<br />

Oben: Schwarzer Lack, glänzendes Messing und edle Hölzer<br />

dominieren beim AAA S 4<br />

Rechts: spartanisch das Armaturenbrett<br />

und konventionell die Blattfederung<br />

17


Mobilität<br />

Er brummt nicht mehr<br />

Der erste Allgäuer Elektro-Lkw<br />

Wenn über die Senkung des CO2-Ausstoßes und den Mobilitäts -<br />

wandel diskutiert wird, steht meist der Pkw im Mittelpunkt – über<br />

Lkw spricht man seltener. Dabei gibt es gerade bei den »Brummis«<br />

enormes Sparpotential. Der Allgäuer Spediteur Walter Müller hat<br />

das erkannt: Seit Dezember 2016 ist der erste Elektro-Lkw im Raum<br />

Allgäu, Bodensee und Oberschwaben unterwegs. Sauber und leise.<br />

Keine Emission: erster Elektro-<br />

Lkw im Allgäu, Premiere in<br />

Süddeutschland und dritter<br />

E-Force One in Deutschland<br />

Die Spedition Max Müller GmbH mit Sitz in<br />

Opfenbach ist das erste süddeutsche und<br />

bundesweit zweite Unternehmen mit einem<br />

Elektro-Lkw. Damit zählt das inhabergeführte Familienunternehmen<br />

zu den Pionieren alternativer Antriebe<br />

in ganz Deutschland. Zu 100 Prozent mit Strom<br />

angetrieben, erspart der 18-Tonner im Nahverkehr der<br />

Umwelt 12.000 Liter Diesel pro Jahr.<br />

Der E-Force One – technische Daten<br />

Höhe: 3,8 Meter / Länge: 9,3 Meter /<br />

Breite: 2.5 Meter<br />

Gesamtgewicht: 18 Tonnen / Leergewicht: 8 Tonnen<br />

300 kW / 408 PS<br />

Höchstgeschwindigkeit: 87 km/h (elektronisch begrenzt)<br />

Reichweite: 200 bis 300 km<br />

Batterie: LiFePo4, 2 X120 kWh, 400 V, 2600 kg<br />

Vollladung mit 44 kW in 6 Stunden Ladezeit<br />

60 Badewannen voller Diesel<br />

Frei von Emissionen ist der leise Brummi im täglichen<br />

Verteilerverkehr unterwegs. Mit seiner Spitzengeschwindigkeit<br />

von 87 Stundenkilometern und der<br />

Reichweite von 300 Kilometern ist das Fahrzeug für die<br />

Auslieferung von Stückgut im Stadtgebiet der Lindauer<br />

Insel eingeplant. Anschließend durchquert es ein<br />

Wohngebiet und übernimmt Umfuhren für einen alteingesessenen<br />

Lindauer Webmaschinen-Hersteller. Auf<br />

dem Rückweg sammelt es Stückgut bei mehreren produzierenden<br />

Unternehmen in Wangen ein. Pro Jahr<br />

verbraucht der E-Lkw statt 12.000 Litern oder 60 Badewannen<br />

Diesel etwa 40.000 kWh bei gleicher Leistung.<br />

Die Vorarlberger Kraftwerke liefern dazu ihren<br />

zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugten<br />

Strom an eine neu gebaute Stromtankstelle im Hof.<br />

Dort laden die zwei Lithium-Eisenphosphat-Batterien,<br />

die den Motor mit 252 PS Dauer- und 408 PS Höchstleistung<br />

speisen, in maximal sechs Stunden auf.<br />

Innovationsfreudiger Forschergeist<br />

Bei 250 Einsatztagen à 200 Kilometer rechnet das<br />

Unternehmen mit 30 Prozent weniger Betriebskosten<br />

durch den Einsatz von Strom und 75 Prozent weniger<br />

Wartungs- und Reparaturaufwand. Für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

nach Auslastung und Einsatz<br />

des Fahrzeugs sammelt die Koordinationsstelle<br />

NOW über zwei Jahre Informationen wie diese im<br />

Rahmen eines Förderprojektes.<br />

Eberhard Rotter, Landtagsabgeordneter der CSU<br />

für den bayerischen Stimmkreis Lindau-Sonthofen,<br />

und Markus Olligschläger vom DSLV (Deutscher Speditions-<br />

und Logistikverband) e.V. haben sich gemeinsam<br />

mit Unternehmer Walter Müller erfolgreich für<br />

das Projekt eingesetzt. Das Fahrzeug der E-Force One<br />

AG mit Sitz in der Schweiz wird im Rahmen der Modellregionen<br />

Elektromobilität mit insgesamt 96.381<br />

Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und<br />

Digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die Anschaf-<br />

18<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Wirtschaftlich ist der E-Lkw noch nicht – aber Praxistests sind<br />

unabdinglich für technische Fortschritte, findet Walter Müller<br />

Das Fahrzeug ist für die Auslieferung von Stückgut im<br />

Stadtgebiet der Lindauer Insel eingeplant<br />

Die Arbeitsabläufe bleiben gleich. Nur manchmal wundern<br />

sich die Kunden, wie plötzlich der Lkw stillschweigend vor die<br />

Geschäftstür gekommen ist<br />

fungskosten für den Elektro-Lkw betragen 345.000<br />

Euro.<br />

»Der Elektro Lkw kostet uns selbst damit 248.619<br />

Euro. Für einen Standard-18-Tonner hätten wir<br />

100.000 Euro bezahlt. Von unserem Elektro-Lkw erhoffen<br />

wir uns eine Einsparung in Höhe von 6600<br />

Euro pro Jahr«, beschreibt Walter Müller die Fakten.<br />

»Rechnerisch wird sich der E-Lkw erst in 22,5 Jahren<br />

rentieren. Daran erkennen Sie, dass so ein Elektro-<br />

Lkw leider noch lange nicht wirtschaftlich ist.«<br />

Warum so viel Zeit und Geld investieren?<br />

Seinen Antrieb für die hohe Investition beschreibt<br />

der Geschäftsführer der Spedition Max Müller als Unternehmer<br />

und Vater von vier Kindern: »Ich rechne fest<br />

damit, dass die fossilen Brennstoffe in einigen Jahren<br />

verbraucht sind. Bis dahin werden die Preise steigen.<br />

Aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch<br />

für die Zukunft unserer Kinder müssen wir neue Technologien<br />

schneller vorantreiben. Mein Credo dabei ist:<br />

Miss es oder vergiss es. Damit meine ich, wir testen Innovationen,<br />

anstatt lange darüber zu reden. Nur die<br />

Praxis zeigt, ob sie unsere Zwecke erfüllen. Wenn ja,<br />

übernehmen wir sie sofort. In jedem Fall tragen wir mit<br />

unseren Rückmeldungen zum Fortschritt bei.«<br />

Fotos: Fotoatelier Hecke<br />

Durchweg positive Reaktionen<br />

Intern kommt die Idee bei Mitarbeitern und<br />

Kunden bis jetzt gut an. Michael Speer, der das Projekt<br />

E-Force und gleichzeitig den Nahverkehr bei Max<br />

Müller verantwortet, sagt: »Wir erwarten in unseren<br />

täglichen Abläufen keine Probleme. Überall stoßen<br />

wir auf große Neugier und positives Feedback. Ich<br />

selbst und viele meiner Kollegen sind richtig stolz darauf,<br />

ganz vorne mit dabei zu sein.«<br />

In den Praxistest kommt der E-Force V.2.0, die<br />

weiterentwickelte zweite Generation. Es ist der dritte<br />

Elektro-Lkw des Herstellers in Deutschland. Damit sind<br />

inklusive der Schweiz zehn E-Fahrzeuge unterwegs.<br />

Der Brummi brummt nicht: Walter Müller (Geschäftsführer), Eberhard Rotter (Mitglied des<br />

Landtages in München) und Matthias Bentz (Bürgermeister von Opfenbach) lauschen an der<br />

Motorhaube des Elektro-Lkw<br />

Zur Max Müller Spedition<br />

Die 1922 gegründete Unternehmensgruppe<br />

Max Müller mit Sitz im bayerischen<br />

Opfenbach zwischen Lindau am Bodensee<br />

und Wangen im Allgäu ist ein inhaber -<br />

geführtes Familienunternehmen mit<br />

300 Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen<br />

Kontrakt-Logistik, Spedition und Umzüge.<br />

Kontakt: Walter Müller, Geschäftsführer, Max<br />

Müller Spedition GmbH, Gewerbestraße 2,<br />

88145 Opfenbach, Tel. 08385/9210-0,<br />

info@mm-logistik.com<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

19


Mächelerstory<br />

Der Ellenator aus Dösingen<br />

Ein Allgäuer Auto für junge Leute<br />

Ein sicheres Auto bereits für 16-Jährige: Das wollte ein Allgäuer<br />

Mechaniker Wenzel Ellenrieder aus dem Ostallgäuer Ort Dösingen<br />

für seine Kinder schaffen. Herausgekommen ist ein pfiffiges Fahrzeug,<br />

das bei den Jugendlichen auf dem Land gut ankommt – da es ihnen<br />

echte Mobilität verschafft. Hier der Anfang einer Erfolgsgeschicht.<br />

Für Leute wie Wenzel Ellenrieder gibt es bei uns<br />

im Allgäu ein Wort: »Mächeler«. Das steht für<br />

einen, der Geschick in den Händen und Ideen<br />

im Kopf hat. Und der nach Feierabend originelle Erfindungen<br />

verwirklicht. »Ich bin leidenschaftlicher<br />

Mechaniker«, sagt der 54-Jährige nicht ohne Stolz<br />

über sich. Vor drei Jahren kam dem Kfz-Meister und<br />

Autohändler aus Dösingen (Landkreis Ostallgäu) die<br />

Idee seines Lebens: ein vollwertiges Auto für Jugendliche.<br />

Dank einer Gesetzeslücke darf man den Umbau<br />

ab einem Alter von 16 Jahren fahren.<br />

Geboren wurde die Idee im Herbst 2013. Ellenrieders<br />

Sohn Markus war gerade 16 geworden. Hatte<br />

den Führerschein Klasse A1 in der Tasche. Aber nicht<br />

den geeigneten Untersatz unterm »Fiedle«. Zumindest<br />

nicht so eins, wie es Vater Wenzel für sicher hält.<br />

»Ganz ehrlich, die Mikrocars mit 45 Stundenkilometern<br />

sind doch lebensgefährliche Bremsklötze im Ver-<br />

20<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


kehr«, sagt er. Über Zweiräder, so Ellenrieder, brauche<br />

man gar nicht zu reden.<br />

Der Mann ist, wie erwähnt, ein waschechter Mächeler.<br />

Kein Anzugtäter – auch, wenn sein Kfz-Betrieb<br />

eine stattliche Größe hat. Mit dem beherzten Griff,<br />

dem Arbeitsgewand und einem Käppi der Prototyp<br />

des Herzbluthandwerkers. Wer ihn im Betrieb trifft,<br />

würde ihn nie und nimmer für den Chef halten.<br />

An diesem Herbsttag 2013 stand der Schrauber<br />

in seiner Werkstatt und dachte nach. Das Feierabendbier<br />

in der einen Hand, eine erste Skizze in der anderen.<br />

Auf der Hebebühne vor ihm ein VW Polo. Da<br />

war sie, die Idee: Warum nicht ein Dreirad? Mit Dreirädern<br />

kennt er sich aus. Seit 20 Jahren vertreibt Ellenrieder<br />

für Piaggio die legendäre italienische Arbeitsbiene<br />

»Ape«. Die »große« 200-Kubik-Version darf<br />

Fotos: Klaus Mergel<br />

man, das wusste er natürlich, seit 2013 mit dem Führerschein<br />

A1 fahren. Dreiräder bis 15 Kilowatt sind<br />

damit ab 16 Jahren legal.<br />

Der Funke war gezündet. Weihnachten 2013 fand<br />

für Ellenrieder also mehr oder weniger in seiner<br />

Werkstatt statt. Er schaffte Material rein, legte los. Die<br />

Dorfleute flachsten und sagten: »Der Wenzel schläft<br />

jetzt in der Werkstatt.« Immer brannte dort Licht. Ellenrieder<br />

schweißte und flexte. Schraubte, vermaß,<br />

tüftelte – und fluchte. Das Hinterrad passte nicht so<br />

recht, die Lastverteilung stimmte nicht. Mit dem<br />

Bremsen gab es Probleme.<br />

Ein Geistesblitz: warum nicht zwei Räder dicht<br />

nebeneinander? Denn »mit 46,5 Zentimetern Abstand<br />

von zwei Rädern gilt das als Dreirad«, sagt Ellenrieder.<br />

So kam sein Spezialauto zur nötigen Stabilität. Musste<br />

nur noch der Motor gedrosselt werden.<br />

Es sollte den Kfz-Meister noch 1300 Arbeitsstunden,<br />

60.000 Euro Entwicklungskosten und ein Jahr mit<br />

viel Behördenkram kosten, bis er am 22. Dezember<br />

2014 den ersten »Ellenator« zulassen konnte.<br />

Die erste Kleinserie startete bald. Zuerst mit Autos<br />

aus der VW-Gruppe, inzwischen hat Ellenrieder<br />

mit dem Fiat 500 die »perfekte Basis« für seinen Umbau<br />

gefunden.<br />

Umbau wohlgemerkt: Wer einen Ellenator<br />

möchte, muss einen Basis-Fiat 500 mitbringen. »Älter<br />

als zwei Jahre sollte er nicht sein«, sagt Ellenrieder.<br />

Kostenpunkt: 5000 Euro. Ein Rückbau wäre möglich,<br />

ist aber unnötig. Wie sich herausstellte, sind die<br />

Autos begehrt. 140 kurven bereits herum, rund 30<br />

sind vorbestellt. Denn wer schon mal auf dem Land<br />

gewohnt hat, weiß: Ein Bus pro Stunde in die nächste<br />

Kleinstadt macht Jugendliche nicht froh.<br />

Bei der Probefahrt wird schnell klar: Der Ellenator<br />

bringt es auf flotte 90 Stundenkilometer und fährt<br />

sich wie ein normales Auto. Und hat Airbags und alles.<br />

»Was mich freut: dass ich ein sicheres Auto für Jugendliche<br />

geschaffen habe«, sagt Ellenrieder.<br />

Bisher laufen seine Fahrzeuge mit ganz normalen<br />

Benzin-Motoren. Das heißt nicht, dass der »Mächeler«<br />

nicht schon weiter gedacht hat. Beim Stichwort Elektromobilität<br />

fangen Ellenrieders Augen zu leuchten an.<br />

Das Topthema für einen Mächeler heute. »Finde ich<br />

total spannend«, sagt er. Es könne sein, dass da noch<br />

etwas in seiner Werkstatt passiert. Aber was, das verrät<br />

er nicht. »Ich muss erst schauen, dass ich mit dem Ellenator<br />

in die schwarzen Zahlen komme.« Innovation<br />

und Tüftelei kosten schließlich auch Geld.<br />

Für Sohn Markus war es zu spät, da war das »richtige«<br />

Auto schon in Reichweite. Aber für Sohn Thomas,<br />

der im 14 Kilometer entfernten Denklingen seine Ausbildung<br />

macht: perfekt. »Was meinen Sie, wie den die<br />

Mädels anhimmeln mit dem Auto«, erzählt Ellenrieder<br />

mit glänzenden Augen. Wobei nicht ganz klar ist, auf<br />

was er mehr stolz ist: auf seinen schneidigen Sohn oder<br />

seine Erfindung.<br />

Klaus Mergel<br />

Zwei Hinterräder im Abstand<br />

von 46,5 Zentimetern gelten<br />

noch als ein Hinterrad<br />

Das EL im Nummernschild steht<br />

»noch nicht« für Elektroantrieb<br />

Bis zu 90 Stundenkilometer<br />

schnell ist das Gefährt aus<br />

dem Ostallgäu<br />

Wenzel Ellenrieder präsentiert<br />

seinen Ellenator – ein Fahrzeug<br />

für junge Leute<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

21


Mobilität<br />

Geflügeltes Elektro-Taxi<br />

Fliegen mit Wasserstoff und Brennstoffzelle<br />

Im letzten Herbst startete das erste viersitzige Passagierflugzeug vom<br />

Flughafen Stuttgart, das allein mit einem Wasserstoffbrennstoffzellen-<br />

Batterie-System angetrieben wird. Wissenschaftler des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten den Antriebsstrang<br />

des Flugzeugs und arbeiteten in dem Projekt gemeinsam mit<br />

Partnern aus Industrie und Forschung. Die Redaktion allgäuALTER-<br />

NATIV war neugierig und wagte einen Blick über den Zaun.<br />

22 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Das Brennstoffzellenflugzeug HY4 wurde vom<br />

DLR-Institut für Technische Thermodynamik<br />

mit den Partnern Hydrogenics, Pipistrel,<br />

H2FLY, der Universität Ulm und dem Flughafen<br />

Stuttgart entwickelt. Wissenschaftler des DLR verantworteten<br />

dabei die Entwicklung des Wasserstoffbrennstoffzellen-Antriebes<br />

und seine Integration in das<br />

Flugzeug. Der Antriebsstrang besteht aus einem Wasserstoffspeicher,<br />

einer Niedertemperatur-Wasserstoffbrennstoffzelle<br />

sowie einer Hochleistungsbatterie. Die<br />

Brennstoffzelle wandelt die Energie des Treibstoffs<br />

Wasserstoff direkt in elektrische Energie um. Als einziges<br />

Abfallprodukt entsteht dabei Wasser. Mit dem so<br />

gewonnenen Strom treibt der Elektromotor den Propeller<br />

des Flugzeugs an.<br />

Li-Batterie hilft bei Steigflügen<br />

Die an Bord mitgeführte Lithium-Ionen-Batterie<br />

liefert zusätzlichen Strom während der Startphase und<br />

bei Steigflügen. Wird der für die Brennstoffzelle benötigte<br />

Wasserstoff durch Elektrolyse erzeugt, die<br />

Strom aus erneuerbaren Energien nutzt, fliegt die HY4<br />

komplett emissionsfrei. Das Flugzeug wird von der<br />

DLR-Ausgründung H2FLY betrieben.<br />

Schritt in die nachhaltige Luftfahrt<br />

Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Verkehr, sagte<br />

zum Thema emissionsfreies Fliegen: »Ich bin stolz<br />

darauf, dass europäische Forscher und Hersteller dieses<br />

mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebene<br />

Flugzeug verwirklicht haben. Derartige vorausschauende<br />

Aktivitäten verkörpern die Zukunft des emissionsfreien<br />

Fliegens. Die Kommission unterstützt nachdrücklich<br />

solche Initiativen, die voll im Einklang mit<br />

unserer neuen Strategie für eine emissionsarme Mobilität<br />

stehen. Die Luftfahrt spielt eine wichtige Rolle<br />

dabei, Menschen zusammenzubringen, große Städte<br />

sowie entfernte Standorte zu verbinden. Die EU wird<br />

weiterhin solche Initiativen unterstützen, um Innovationen<br />

voranzutreiben.« Prof. Georg Fundel, Ge-<br />

HY4 nach dem<br />

Testflug am Boden<br />

des Stuttgarter Flughafens<br />

Blick ins Innere. Rot gekenn zeich -<br />

net: Einfüllstutzen für Wasserstoff<br />

Fotos: DLR<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

23


Mobilität<br />

Die Erfolgsmannschaft mit<br />

ihrem viersitzigen »Baby«<br />

schäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH, freut<br />

sich, dass der Erstflug am Flughafen Stuttgart stattgefunden<br />

hat: »Der Flughafen Stuttgart wie auch die<br />

Luftfahrt allgemein erwarten in Zukunft ein weiteres<br />

Wachstum. Dies ist für uns ein wichtiger Grund, auf<br />

ein umweltfreundliches und vielleicht eines Tages sogar<br />

emissionsfreies Fliegen und innovative Technologien<br />

zu setzen.«<br />

Electric Air Taxis im Regionalverkehr<br />

»Große Passagierflugzeuge werden auf absehbare<br />

Zeit noch mit konventionellen Antrieben fliegen. Es<br />

gehört jedoch zu den großen Herausforderungen der<br />

nächsten Jahrzehnte, die Elektromobilität in die Luft<br />

zu bringen und den Luftverkehr der Zukunft CO2-<br />

neutral zu machen«, sagt Prof. André Thess, Leiter des<br />

DLR-Instituts für Technische Thermodynamik. »Unser<br />

Ziel ist es, den Brennstoffzellen-Antriebsstrang<br />

weiter zu verbessern und ihn langfristig auch in Regionalflugzeugen<br />

mit bis zu 19 Passagieren zum Einsatz<br />

zu bringen.« Zum Thema elektrisches Fliegen ist<br />

DLR zudem gemeinsam mit den Industrieunternehmen<br />

Airbus Group und Siemens, 20 Universitätsinstituten<br />

und weiteren Helmholtz-Zentren in der Helmholtz-Initiative<br />

DLR@Uni Electric Flight aktiv.<br />

Mit 165 Stundenkilometern unterwegs<br />

Der Elektromotor der HY4 hat eine Leistung von<br />

80 Kilowatt und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von rund 200 sowie eine Reisegeschwindigkeit<br />

von 165 Kilometern pro Stunde. Abhängig von Geschwindigkeit,<br />

Flughöhe und Zuladung ist eine Reichweite<br />

zwischen 750 und 1500 Kilometern möglich.<br />

Auffallendes Merkmal der HY4 sind ihre zwei Rümpfe,<br />

die über den Flügel fest miteinander verbunden<br />

sind. In jedem der beiden Rümpfe haben zwei Passagiere<br />

Platz. Das Maximalgewicht der HY4 beträgt<br />

1500 Kilogramm. »Mit der HY4 haben wir nun eine<br />

optimale Plattform, um den Einsatz der Brennstoffzelle<br />

im Flugzeug weiterzuentwickeln«, sagt Prof. Josef<br />

Kallo, Leiter des Projektes HY4 im DLR und Professor<br />

an der Universität Ulm. »Kleine Passagierflugzeuge<br />

wie die HY4 können sehr bald im Regionalverkehr als<br />

Electric Air Taxis eingesetzt werden und eine flexible<br />

und schnelle Alternative zu bestehenden Transportmitteln<br />

bieten.«<br />

24 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Ausbildung<br />

Technik hautnah erleben<br />

Eine Chance für Mädchen<br />

Wie Löten, Hämmern und Fräsen funktionieren – das wissen nun zehn<br />

Schülerinnen aus der Region. Im »Mädchen für Technik-Camp« haben<br />

sie in den letzten Herbstferien bei der Rohde & Schwarz Messgerätebau<br />

GmbH einen Einblick in die Welt der Technik erhalten.<br />

Unternehmen haben in den letzten Jahren erkannt,<br />

dass Mädchen eine ernst zu nehmende<br />

Zielgruppe darstellen, und umwerben diese.<br />

Da ihre Chancen für eine berufliche Zukunft denen<br />

der Jungen in nichts nachstehen sollen, werden seit<br />

2002 die »Mädchen für Technik-Camps« angeboten.<br />

In ihnen beschäftigen sich Zwölf- bis 14-Jährige eine<br />

Woche lang mit technischen Fragestellungen und<br />

haben die Möglichkeit, sich in einem Unternehmen<br />

aktiv mit den Angestellten auszutauschen. Die Camps<br />

finden in den Schulferien in Kooperation mit verschiedenen<br />

bayerischen Unternehmen statt. Während<br />

dieser Zeit setzen die Mädchen mit Ausbildern und<br />

Auszubildenden ein technisches Projekt um, das sie<br />

am Ende des Camps präsentieren.<br />

Ein Erfolg für alle<br />

So bauten beispielsweise die Schülerinnen, die<br />

bei der Rohde & Schwarz Messgerätebau GmbH Technikluft<br />

schnupperten, einen LED-Turm. Damit wurden<br />

die Ziele des Camps erreicht: Zum einen konnten<br />

sich die Mädchen in der Technik ausprobieren und somit<br />

Hemmschwellen abbauen. Zum anderen haben sie<br />

durch ihre Teilnahme verschiedene technische Berufe<br />

wie Mechanikerin oder Elektronikerin kennengelernt.<br />

Doch auch der Spaß kam im Camp nicht zu kurz:<br />

Nach der Arbeit gab es gemeinsame Ausflüge und<br />

Sport-Unternehmungen.<br />

Was die Mädchen unter der Woche gewerkelt haben,<br />

interessierte auch Bayerns Wirtschaftsministerin<br />

Ilse Aigner: Das Bayerische Staatsministerium für<br />

Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie fördert<br />

die Initiative. Ilse Aigner selbst ist Schirmherrin<br />

des MINT-Projektes und besuchte die Schülerinnen<br />

bei Rohde & Schwarz Messgerätebau. »Die Camps<br />

sind ein wichtiger Beitrag, um Mädchen frühzeitig für<br />

technische Berufe zu begeistern. Erfreulich ist, dass<br />

sich nach den Camps viele Teilnehmerinnen für technische<br />

Berufe entscheiden«, sagte die Ministerin Aigner.<br />

Im Camp kommen die Mädchen den Maschinen und<br />

technischen Geräten näher und verlieren so die Scheu<br />

Fotos: Matthias Riedl/bbw e.V.<br />

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der<br />

bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände<br />

bayme vbm, die das Projekt als Hauptsponsoren unterstützen,<br />

ergänzte: »Insbesondere in den MINT-<br />

Berufen gibt es immer wieder Fachkräfteengpässe. Wir<br />

können es uns nicht länger erlauben, das Potenzial junger<br />

Frauen zu verschenken. bayme vbm engagieren<br />

sich schon seit Jahren für Projekte, die Mädchen frühzeitig<br />

MINT-Berufe näher bringen. Hierzu zählen<br />

auch die ‚Mädchen für Technik-Camps‘. Damit setzen<br />

wir uns aktiv dafür ein, den Anteil von derzeit rund 25<br />

Prozent weiblichen Beschäftigten in der M+E-Indus -<br />

trie zu steigern.«<br />

Weitere Informationen unter: www.tezba.de<br />

(cs)<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

25


E-Mobil<br />

In Kempten vorgestellt: der neue Triebkopf T6 eCab mit 13"-AL-KO-Chassis<br />

Basis von Abt Sportsline<br />

E-Fahrgestell vom Veredler aus Kempten<br />

Dass ein Fahrzeugveredler sich mit Elektromobilität beschäftigt, mag verwundern.<br />

Doch speziell im Hause Abt Sportsline widmet man sich seit Langem schon<br />

Zukunftstechnologien. Der Veredler aus dem Allgäu ist schon eine Weile in<br />

puncto Entwicklung »grüner« Mobilität aktiv. Mit einem neuen elektrischen<br />

Fahrgestell eröffnet Abt viele Aufbauvarianten.<br />

Hans-Jürgen Abt, Geschäftsführer des Kemp -<br />

tener Unternehmens, betont: »Wir gehen<br />

davon aus, dass das Bedürfnis nach Mobilität<br />

im privaten wie auch im wirtschaftlichen Sektor<br />

weiterwachsen wird. Sicher ist auch, dass unterschiedliche<br />

Konzepte nebeneinander den Bedarf abdecken<br />

werden.«<br />

So beteiligte man sich unter anderem an einer<br />

umfangreichen Elektroflotte für die Tourismusregion<br />

Allgäu, engagiert sich in der weltweit erfolgreichen<br />

Strom-Rennserie FIA Formula E und entwickelte den<br />

ABT eCaddy mit einem Batteriepaket, um im Logis -<br />

tik-Alltag im bergigen Allgäu bestehen zu können.<br />

Eine Plattform – viele Möglichkeiten<br />

Neu ist das rein elektrische Fahrgestell eCab, das<br />

für unterschiedlichste Aufbaukonzepte geeignet ist.<br />

Ob als Verteilerfahrzeug, als Personentransporter<br />

oder Kleinmüllverdichter – das eCab ist ein vielseitiges<br />

Basisfahrzeug. Das 13"-AL-KO-Chassis gestattet<br />

einen tiefen Einstieg und einen ebenen Ladeboden<br />

ohne Radkästen. Daraus resultieren kurze, ermüdungsfreie<br />

Ladevorgänge und hohes Volumen. Das<br />

Fahrzeugkonzept bietet einen Nutzmasse-Vorteil von<br />

bis zu 200 Kilogramm. Als E-Fahrzeug auf 3,9 Tonnen<br />

zulässiges Gesamtgewicht (zGG) aufgelastet, kann das<br />

Fahrzeug mit dem B-Führerschein bewegt werden.<br />

Das TÜV-geprüfte eCab auf VW-Transporter-Basis<br />

hat eine Reichweite von 120 Kilometern nach NEDC<br />

(New European Driving Cycle) und ist für den Stadtund<br />

Umlandverkehr besonders geeignet, da sich die<br />

Feinstaub-, Stickstoff- und CO 2 -Emission auf null reduzieren<br />

lässt. Zudem sind die Fahrzeuge auf der neuen<br />

Abt-Basis zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit<br />

und erfordern nur geringe Betriebs- und Wartungskosten.<br />

Drei Partner – drei Welten<br />

Durch die Verbindung von Abt, VW und AL-KO<br />

ergibt sich das Beste aus drei Konstruktions-Welten:<br />

ein auf den Kunden zugeschnittener Elektro antrieb<br />

(von Abt), ein erprobtes Großserienfahrzeug (von<br />

VW) und eine variable Plattform für alle Arten von<br />

Aufbauten (von AL-KO). Dadurch kann, in Verbin-<br />

26<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Fotos: Abt Sportsline<br />

Das Chassis mit integrierter HV-Traktionsbatterie<br />

Im Rahmen verbaut: die Traktionsbatterie eCab mit 28 kWh<br />

dung mit mittelständischen Aufbauherstellern, jede<br />

erdenkliche Art von Nutzfahrzeug aufgebaut werden.<br />

»Elektromobilität wird sich in weiten Bereichen<br />

der Gesellschaft durchsetzen, wenn es gelingt, sich bei<br />

den Energiespeichern in puncto Reichweite deutlich<br />

zu steigern und gemeinsame Normen zu entwickeln«,<br />

ist Hans-Jürgen Abt überzeugt und fährt fort: »Auch<br />

die Entwicklung der Asynchronmaschinen als Antrieb<br />

könnte ein wichtiger Schritt sein. Denn diese kommen<br />

weitgehend ohne die teuren und bei der Gewinnung<br />

umweltschädigenden seltenen Erden aus. Im kommerziellen<br />

Bereich ist E-Mobility schon jetzt sinnvoll, weil<br />

sich die Nutzung optimal planen und kalkulieren lässt.<br />

Dem tragen wir mit unserem ABT eCab Rechnung.«<br />

Rechts: Ein Blick in den Motorraum<br />

des T6 eCab zeigt die Antriebseinheit<br />

Der Fahrtrichtungs-Wahlhebel im Cockpit des T6<br />

»Triebkopf« nennen die Konstrukteure die Kabine des T6<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

27


Advertorial<br />

Bauen<br />

Energiesparen & Wohnfühlklima<br />

Nachhaltiges Bauen mit Betonfertigteilen<br />

Temperatur, Luftqualität und Akustik haben einen großen Einfluss darauf,<br />

wie wohl sich Menschen in einem Raum fühlen. Um für Mensch und Umwelt<br />

das Beste aus Beton zu machen, verbessern Green Code Bauelemente deshalb<br />

nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch das Raumklima. Hierfür werden<br />

die Wände und Decken schon bei der Vorfertigung mit technischen<br />

Komponenten ausgestattet und optimal auf ihren Einsatz vorbereitet.<br />

Green Code Thermowände bilden die Gebäudehülle<br />

und können mit hochwertigen<br />

Dämm-Materialien Passivhausstandard erreichen.<br />

Die Dämmschicht wird bei der Vorfertigung<br />

in die Wand integriert und ist von Beton umgeben. So<br />

bleibt sie dauerhaft vor mechanischen Schäden, Feuer<br />

sowie Verwitterung geschützt, und ihre Effektivität<br />

wird auch nach Jahren nicht beeinträchtigt. Die schalungsglatten<br />

Betonoberflächen der Wände können<br />

innen wie außen zu Sichtbeton veredelt werden und<br />

benötigen keine umweltbelastenden Anstriche.<br />

Für behagliche Temperaturen sorgt die Klimadecke,<br />

die bei der Vorfertigung mit Rohrregistern zur<br />

Heizung und Kühlung ausgestattet wird. Da die<br />

gesamte Deckenfläche zum Heizen und Kühlen zur<br />

Verfügung steht, genügen für den effektiven Betrieb<br />

bereits geringe Temperaturunterschiede zwischen<br />

Raum und Decke. So wird nur wenig Energie benötigt,<br />

um die Vorlauftemperatur des Wassers zu halten und<br />

das macht die Klimadecke besonders geeignet für regenerative<br />

Energiegewinnung wie Wärmepumpen<br />

und Solarthermie.<br />

Behaglich warm, mit gesunder Atemluft<br />

Nach dem Vorbild der Sonne heizt die Klima -<br />

decke fast ausschließlich über Wärmestrahlen. Das bedeutet,<br />

die Decke strahlt ihre Wärme sanft und gleichmäßig<br />

in jeden Winkel des Raumes und überträgt sie<br />

direkt an den Boden, die Wände und Möbel. Die Luft<br />

wird dabei nicht direkt erwärmt – sie nähert sich nur<br />

langsam an die Temperatur der erwärmten Ober -<br />

flächen an.<br />

Diese Heizmethode hat gleich mehrere Vorteile:<br />

Menschen empfinden Räume mit warmen Ober -<br />

flächen und frischer Luft sehr behaglich, während<br />

kühle Oberflächen und aufgeheizte Luft eher unangenehm<br />

wirken. Zudem benötigt das Erwärmen der<br />

Oberflächen an Stelle der Raumluft ungefähr 18 Prozent<br />

weniger Energie, um ein angenehmes Raumklima<br />

zu erzeugen. Auch beim Lüften geht weniger Energie<br />

verloren, da die Wärme in den festen Körpern gespeichert<br />

ist und nicht mit der Luft entweicht. Ganz nebenbei<br />

beugen warme, trockene Wände der Schimmelbildung<br />

vor und verbessern die Dämmwerte.<br />

28<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Advertorial<br />

Fertigteil bedeutet nicht<br />

»von der Stange«, sondern<br />

maßgeschneiderte Vorfertigung<br />

für anspruchsvolle Architektur.<br />

Fotos: Concrete Rudolph<br />

Ganz links: Konvektionsheizung verursacht<br />

Luft-Staubwalze und starke Temperaturunterschiede<br />

Daneben: Klimadecke erwärmt den Raum<br />

gleichmäßig, ohne Luftumwälzung<br />

Konvektive Heizsysteme verteilen die Wärme<br />

über die Luftbewegung im Raum. Sie erwärmen die<br />

Luft, die dadurch aufsteigt, sich an den kalten Wandund<br />

Deckenflächen abkühlt und wieder kalt zu Boden<br />

strömt. Diese kalt abfallende Luft an den Wänden und<br />

Fenstern wird besonders unangenehm empfunden.<br />

Zudem wirbelt der zirkulierende Luftstrom Staub auf<br />

und verteilt ihn in der Atemluft, wo er mit anhaftenden<br />

Keimen und Milben eingeatmet wird. Bei der Deckenheizung<br />

steht die Luft dagegen beinahe still, da sie nicht<br />

direkt beheizt wird und aufsteigende Warmluft sich an<br />

den warmen Flächen der Decke und Wände nicht abkühlen<br />

kann. Es bildet sich kein kalt abfallender Luftstrom<br />

und auch der Staub bleibt am Boden. So schafft<br />

die Klimadecke nicht nur behagliche Temperaturen, sie<br />

hält auch die Atemluft sauber und gesund.<br />

Im Sommer wird das System zum Kühlen einfach<br />

umgekehrt: Die aufgewärmten Oberflächen im Raum<br />

strahlen ihre Wärme an die Decke ab, wo sie kontinuierlich<br />

mit kaltem Wasser abgeführt wird. Ganz sanft<br />

und gleichmäßig, ohne die kalte Zugluft und das Rauschen<br />

einer Klimaanlage.<br />

Gegen akustische Reizüberflutung<br />

Welchen Einfluss die Raumakustik auf das Wohlbefinden<br />

hat, erleben wir vor allem in Räumen, die akustisch<br />

nicht für ihre Nutzung geeignet sind. Wenn zum<br />

Beispiel Stimmen zu lange nachhallen, werden sie<br />

schwer verstanden. Das Zuhören beansprucht dann bereits<br />

einen großen Teil der Konzentration und der Kopf<br />

ist nicht mehr richtig frei, um die Informationen zu verarbeiten.<br />

Am Arbeitsplatz und zu Hause kann ungeeignete<br />

Akustik so zur Dauerbelastung werden.<br />

Das lässt sich am besten vermeiden, indem man<br />

die Raumakustik bereits vor dem Bau berechnet und<br />

optimiert. Zu diesem Zweck können Schallabsorber<br />

in die Klimadecke integriert werden, ohne die Heizund<br />

Kühlleistung zu beeinträchtigen. In der richtigen<br />

Anzahl und Anordnung dosieren die Schallabsorber<br />

den Nachhall und schneiden die Akustik auf die geplante<br />

Raumnutzung zu.<br />

Für Generationen gebaut<br />

Der wahre Wert eines Gebäudes zeigt sich über<br />

seinen gesamten Lebenszyklus. Denn der Energieverbrauch<br />

rechnet sich jährlich und jede Bauweise zieht<br />

unterschiedliche Instandhaltungskosten nach sich.<br />

Hier punktet Beton mit seiner Langlebigkeit – die Widerstandsfähigkeit<br />

des Materials nimmt im Lauf der<br />

Zeit sogar zu. Im Inneren der Betonwände bleibt die<br />

Dämmung geschützt und muss nicht erneuert werden.<br />

An der Fassade benötigt Sichtbeton weniger Pflege als<br />

Holz und Putz. Und im Haus herrscht Wohnfühlklima<br />

mit einem äußerst effizienten Energiehaushalt. Zusammen<br />

ergeben sich sehr geringe Folgekosten, die<br />

das Green Code Gebäude zu einer soliden Wertanlage<br />

machen.<br />

www.green-code.de<br />

www.concrete-rudolph.de<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

29


Meldungen<br />

»Holzbau Kompakt – aus der Praxis für die Praxis«<br />

Organisiert durch das Holzforum<br />

Allgäu und »proHolz Bayern«, findet<br />

im Frühjahr <strong>2017</strong> im Grünen<br />

Zentrum in Immenstadt/Allgäu<br />

eine Veranstaltungsreihe für Bau -<br />

ingenieure, Architekten, Holzbauer<br />

und Studierende des Bauingenieurwesens<br />

sowie der Architektur statt.<br />

Mit dieser Vortragsreihe will das<br />

Holzforum an den Erfolg des Vorjahres<br />

anknüpfen – diesmal im<br />

Grünen Zentrum, in dem man sich<br />

nach dem Motto »Kompetenzen<br />

bündeln, Chancen nutzen, Zukunft<br />

gestalten« für eine nachhaltige Entwicklung<br />

der Region Allgäu einsetzt.<br />

Ziel der Kooperationspartner<br />

ist es, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

und die hohe Leistungs-<br />

fähigkeit des Baustoffes Holz in der<br />

Region bekannter zu machen.<br />

Hoch karätige Experten informieren<br />

die Teilnehmer zum aktuellen<br />

Die Termine im Einzelnen<br />

Stand von Baulösungen, Bauphysik<br />

und fachlichen Neuerungen nach<br />

dem Motto: »aus der Praxis für die<br />

Praxis«.<br />

23. März, 18 Uhr »Das moderne, sich selbst auflösende Holzflachdach«<br />

Dipl.-Ing. BDB Richard Adriaans<br />

6. April, 18 Uhr »Urbaner Holzbau im Innovationsstadtteil Graz-<br />

Reininghaus«<br />

Dipl.-Ing. Ernst Rainer<br />

27. April, 18 Uhr »leanWOOD – Holzbau sicher geplant«,<br />

Dipl.-Ing. Frank Lattke<br />

11. Mai, 18 Uhr »Entwicklungstendenzen im modernen Holzbau aus Sicht<br />

der Qualitätssicherung«, Dr.-Ing. René Stein<br />

18. Mai, 18 Uhr »Wie moderne Holzenergie dem Holzbau zu 100%<br />

Klimaneutralität verhilft«, Diplom-Forstwirt Martin Bentele<br />

Anmeldeformular und weitere Informationen zur Veranstaltung und den<br />

Referenten auf www.holzforum-allgaeu.de<br />

Großer Erfolg für Hochschule Kempten<br />

Bei den Logistik Masters 2016 –<br />

dem größten Wissenswettbewerb<br />

für Logistikstudenten in Deutschland<br />

– gelang der Hochschule erneut<br />

eine Top-Platzierung. Mit dem<br />

vierten Platz im Logistik-Hoch-<br />

schul-Ranking ist sie die zweitbeste<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften.<br />

25 Studenten aus<br />

Kempten nahmen an dem Wettbewerb<br />

teil und mussten von Januar<br />

bis August insgesamt 70 Fragen aus<br />

den Bereichen Transport, Spedition,<br />

Logistik und Supply Chain Management<br />

beantworten. Die Ergebnisse<br />

der jeweils zehn besten Studierenden<br />

einer Hochschule gingen<br />

in die Wertung ein.<br />

(cs)<br />

Bildungsbeauftragter für den Klimaschutz<br />

Foto: Eva Büchele/Landratsamt Unterallgäu<br />

Das Landratsamt Unterallgäu hat<br />

seit September des vergangenen<br />

Jahres einen neuen ehrenamtlichen<br />

Bildungsbeauftragten für den Klimaschutz.<br />

Rudolf Mendele aus<br />

Türkheim unterstützt nun die<br />

hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

Andrea Ruprecht und Susanne Ruf.<br />

Der ehemalige Lehrer wird zukünftig<br />

mit den Unterallgäuer Schulen<br />

zusammenarbeiten und sagt: »Ich<br />

Rudolf Mendele ist ehrenamtlicher<br />

Bildungsbeauftragter für Klimaschutz<br />

am Landratsamt Unterallgäu. Im Bild<br />

bespricht er mit Klimaschutzmanagerin<br />

Andrea Ruprecht neue Projekte<br />

sehe meine Aufgabe darin, die<br />

Lehr erkräfte organisatorisch zu unterstützen.<br />

Ich denke da zum Beispiel<br />

an Beratungen bei Förderprogrammen,<br />

Hilfe bei Schulwettbewerben<br />

wie dem Bewegten Wandertag,<br />

die Ausarbeitung von Tagesprogrammen<br />

zum Thema Klimaschutz<br />

im Unterallgäu und die Teilnahme<br />

an bundesweit durchgeführten<br />

Wettbewerben.« (cs)<br />

30<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Foto: eza!<br />

Das Allgäu als Vorbild<br />

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) fördert ein Projekt, das<br />

den Erfahrungs-und Wissensaustausch<br />

zwischen der Slowakei und<br />

dem Allgäu zum Ziel hat. Dabei<br />

geht es um das Thema Passivhausstandard.<br />

Bislang werden in der<br />

Slowakei höchst selten öffentliche<br />

Gebäude in Passivhausstandard gebaut.<br />

Das soll sich nun – auch im<br />

Hinblick auf die verschärfte EU-<br />

Gebäuderichtlinie, die ab 1. Januar<br />

2019 für öffentliche Bauten gilt –<br />

mit Unterstützung der eza! ändern.<br />

Beim ersten Besuch in Kempten<br />

hatten sich die slowakischen Passivhaus-Experten<br />

insbesondere darüber<br />

informiert, wie die Entscheidungsträger<br />

in den Gemeinden<br />

und Städten fürs energieoptimierte<br />

Bauen und Sanieren gewonnen<br />

werden können. Das Allgäu gilt<br />

hier als Vorreiter. Unter anderem<br />

stand eine Exkursion zu kommunalen<br />

Vorzeigeobjekten wie dem<br />

Gymnasium in Buchloe und der<br />

Kinderkrippe »Pusteblume« in<br />

Marktoberdorf auf dem Programm.<br />

Ein wichtiges Ziel ist zudem der<br />

Aufbau einer Bildungsabteilung<br />

nach eza!-Muster. Jahr für Jahr bereitet<br />

das Energie- und Umweltzentrum<br />

Allgäu mehrere hundert<br />

Handwerker, Architekten und Planer<br />

auf die ständig steigenden Anforderungen<br />

beim energieoptimierten<br />

Bauen und Sanieren vor. Künftig<br />

sollen auch in der Slowakei entsprechende<br />

Kurse und Fachseminare<br />

angeboten werden. In einem<br />

ersten Schritt war auf Vermittlung<br />

von eza! der Günzburger Architekt<br />

und Passivhaus-Experte Martin<br />

Endhardt als Referent nach Bratislava<br />

gereist.<br />

Bereits mehrmals waren<br />

Passivhaus-Experten aus<br />

der Slowakei zu Besuch im<br />

Allgäu und im Austausch<br />

mit Allgäuer Experten<br />

Anzeige<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

31


Meldungen<br />

Kunst in einem Beratungsunternehmen<br />

Gudrun Menger, Gerhard Menger, Vorsitzender des BBK Schwaben Süd, Dr.<br />

Jürgen Kaeser, Gesellschafter von ECAConcept, Besucher, Jürgen<br />

Bartenschlager, ausstellender Künstler (v.r.)<br />

Foto: Elmar Jonietz<br />

ECAConcept geht neue Wege:<br />

Nach einer erfolgreichen Vernissage<br />

der Künstlerin Kristin Kaeser im<br />

Jahr 2015, die »Projekt 1« genannt<br />

wurde, startete am 28. Januar »Projekt<br />

2« mit dem Untertitel »Hintersinn«.<br />

Diesmal war der Berufsverband<br />

der bildenden Künstler, der<br />

BBK Schwaben Süd, mit von der<br />

Partie, da die Idee, den Künstlern<br />

auf diesem Wege neue Chancen zur<br />

Darstellung ihres Schaffens zu bieten,<br />

beim Vorsitzenden des BBK,<br />

Gerhard Menger, auf großes Interesse<br />

stieß.<br />

Bisher wurden Ausstellungen dieser<br />

Art eher von Arztpraxen, kommunalen<br />

Einrichtungen oder E-Werken<br />

durchgeführt. Die Kunst als be-<br />

Das Architekturbüro F64 aus<br />

Kempten hat sich in Kempten und<br />

Umgebung durch seine anspruchsvollen<br />

Wohnbauten bereits einen<br />

Namen gemacht.<br />

Für das Wohnprojekt »Genossenschaftliches<br />

Wohnen für Familien«<br />

in der Allgäu-Metropole wurden sie<br />

nun belohnt und erhielten den Sonderpreis<br />

»Kostengünstiger, energielebendes<br />

Element auch in kleineren<br />

Unternehmen zu etablieren, wurde<br />

in dieser Art und Weise im Allgäu<br />

bisher nicht praktiziert. Das Thema<br />

der Ausstellung, die noch bis April<br />

die Mitarbeiter von ECAConcept<br />

zum Nachdenken anregen soll, ist<br />

Vernetzung.<br />

Der Künstler Bernd Henkel mit seinen<br />

Wandobjekten und Installationen,<br />

Jürgen Bartenschlager mit<br />

großformatigen Fotografien sowie<br />

die keramischen Skulpturen und<br />

Wandobjekte von Bärbel Auer haben<br />

sich des Themas Energie angenommen.<br />

Alle drei Künstler vernetzen<br />

damit ihre Werke mit einem<br />

der Beratungsthemen von ECA-<br />

Concept.<br />

(cs)<br />

Billig und trotzdem top – F64 kann’s<br />

effizienter Geschoßwohnungsbau«<br />

des Deutschen Ziegelpreises, der am<br />

3. Februar vergeben wurde. Mit ihrem<br />

Neubau von 25 öffentlich geförderten<br />

Mietwohnungen wirken<br />

sie der Vermutung vom »billigen<br />

Bauen« erfolgreich entgegen.<br />

Die kubischen Bauten fügen sich<br />

solide und traditionell anmutend in<br />

das stark abfallende Gelände ein,<br />

und die Bauweise gewährleistet ein<br />

langes, wartungsarmes Leben.<br />

Neben dem Sonderpreis für F64<br />

Architekten gab es noch andere<br />

Preise – zwei Hauptpreise, vier andere<br />

Sonderpreise und zwölf Anerkennungen<br />

für herausragende Architektur<br />

in Ziegelbauweise. Mehr<br />

dazu unter www.deutscher-ziegelpreis.de<br />

(cs)<br />

Die Ausführung mit mono lithi -<br />

schen Ziegelaußenwänden ist<br />

unkompliziert und gegliedert<br />

durch gut gewählte, mit Fa -<br />

schen betonte Fenster formate<br />

Foto: Rainer Retzlaff Photographie, Niedersonthofen<br />

32<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Foto Caritasverband Kempten-Oberallgäu e.V.<br />

E-Autos im Einsatz für das Gute<br />

Die Caritas Kempten-Oberallgäu<br />

möchte künftig neben den sozialen<br />

Aspekten auch ökologische Themen<br />

im Unternehmen weiter optimieren.<br />

Deswegen hat die Caritas<br />

eine Untersuchung der Fahrzeugflotte<br />

in Sonthofen und dem südlichen<br />

Oberallgäu bei der Hochschule<br />

Kempten in Auftrag gegeben, die<br />

Aufschluss über das Potenzial einer<br />

Ergänzung durch Elektrofahrzeuge<br />

geben sollte.<br />

Die Auswertungen ergaben: Insgesamt<br />

könnten 17 der 34 Fahrzeuge<br />

Der Fuhrpark der Caritas Kempten<br />

Oberallgäu bekommt bald Stromer<br />

ohne Komforteinbußen durch<br />

Elektrofahrzeuge ersetzt werden.<br />

Der CO2-Ausstoß der gesamten<br />

Flotte könnte so um etwa 24,5 Tonnen<br />

jährlich reduziert werden, und<br />

der Umstieg auf E-Autos würde zusätzlich<br />

7000 Euro an Treibstoff -<br />

kosten sparen.<br />

Die Caritas Kempten-Oberallgäu<br />

will nun einen Teil ihrer Fahrzeuge<br />

mittelfristig durch Elektrofahrzeuge<br />

ersetzen – das erste E-Auto wird<br />

noch dieses Frühjahr in die Flotte<br />

integriert.<br />

(cs)<br />

Erfolgsrezept: Passivhauskonzept<br />

In St. Johann bei Kitzbühel eröffnete<br />

das fünfte Explorer Hotel, und<br />

das sechste folgt noch dieses Jahr –<br />

jedes einzelne wurde und wird im<br />

Passivhaus-Standard gebaut. Dieser<br />

Nachhaltigkeitsgedanke kommt<br />

nicht nur bei Geschäftsführer Jürnjakob<br />

Reisigl an, der durch die Bauweise<br />

Energiekosten spart, sondern<br />

auch bei den Gästen. Als Bauherr<br />

setzt Jürnjakob Reisigl auf eingespielte<br />

Bauteams. Eine wichtige<br />

Rolle dabei kommt dem Planungsbüro<br />

Herz&Lang aus Weitnau zu,<br />

das als Passivhaus-Consulter unter<br />

anderem für die Qualitätskontrolle<br />

zuständig ist. Laut Dieter Herz, einem<br />

der beiden Geschäftsführer,<br />

genießen die Explorer Hotels Vorbildcharakter.<br />

Es wird großer Wert<br />

auf eine Passivhaus-Zertifizierung<br />

gelegt, um zu dokumentieren, dass<br />

die Gebäude tatsächlich auch die<br />

strengen Vorgaben des Passivhaus-<br />

Instituts erfüllen. »Die Passivhaus-<br />

Zertifizierung ist wichtig für unsere<br />

Glaubwürdigkeit«, betont Jürnjakob<br />

Reisigl. »Wir bauen kein 'Passivhaus-Light',<br />

sondern richtige<br />

Passivhäuser.«<br />

(cs)<br />

Foto: Herz&Lang<br />

Dieter Herz (re.) vom Planungsbüro Herz&Lang übergibt Jürnjakob Reisigl (li.) das<br />

Passivhaus-Zertifikat für das Explorer Hotel Montafon in Gaschurn. Es handelt sich<br />

um das erste zertifizierte Passivhotel in Österreich<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

33


Meldungen<br />

Informationen schwarz auf weiß<br />

Foto: Landratsamt Unterallgäu<br />

Seit dem 17. Februar liegt die Unterallgäuer<br />

Umweltzeitung wieder<br />

bei allen Wertstoffhöfen, den Gemeinden<br />

und im Landratsamt zur<br />

kostenlosen Mitnahme aus. Auf 16<br />

Seiten bietet die Umweltzeitung<br />

laut dem Leiter der kommunalen<br />

Abfallwirtschaft, Edgar Putz, wieder<br />

aktuelle Informationen rund<br />

um Abfallentsorgung, Umwelt- und<br />

Klimaschutz.<br />

Darin zu finden sind wie immer<br />

auch die Sammeltermine für<br />

Schadstoffe und Gartenabfälle so-<br />

wie die Termine für die Leerung der<br />

kommunalen Altpapiertonnen und<br />

die aktuellen Öffnungszeiten der<br />

Wertstoffsammelstellen. Außerdem<br />

gibt die Klimaschutzstelle des<br />

Landkreises Hinweise zum Klimaschutz.<br />

(cs)<br />

Ein E-Bike zum Abschied<br />

Nach 36 Jahren an der Spitze Memmingens<br />

ging Dr. Ivo Holzinger in<br />

den Ruhestand. Zu seinem Abschied<br />

haben sich Landrat Hans-<br />

Joachim Weirather und die Unterallgäuer<br />

Bürgermeister ein spezielles<br />

Geschenk überlegt – sie übergeben<br />

Dr. Holzinger ein E-Bike, mit<br />

dem er seine neu gewonnene Freizeit<br />

so richtig genießen kann und<br />

das Lust auf Touren durch die reizvolle<br />

Landschaft des Unterallgäus<br />

machen soll.<br />

(cs)<br />

Dr. Ivo Holzinger mit seinem E-Bike,<br />

eingerahmt vom Landrat und den<br />

Unterallgäuer Bürgermeistern<br />

Foto: Robert Langer/Stadt Memmingen<br />

SCHNELL Motoren AG ist gerettet<br />

Foto: SCHNELL Motoren AG<br />

TEDOM, ein weltweit agierender<br />

Hersteller von Blockheizkraftwerken<br />

mit Sitz in der Tschechischen<br />

Republik, steigt bei SCHNELL Motoren<br />

ein, und die beiden Firmenstandorte<br />

in Amtzell und Rodewald<br />

bleiben erhalten. »Das ist ein großer<br />

Erfolg«, freut sich der<br />

SCHNELL-Alleinvorstand Andreas<br />

Elsäßer von Schultze & Braun, der<br />

als Restrukturierungsexperte und<br />

Interimsvorstand die SCHNELL<br />

SCHNELL ist seit über 20 Jahren<br />

Hersteller von hocheffizienten<br />

Energieerzeugungsanlagen<br />

Motoren AG durch das Sanierungsverfahren<br />

in Eigenverwaltung führt.<br />

»Das internationale Interesse an<br />

SCHNELL war sehr groß im Markt.<br />

Letztendlich haben das schlüssige<br />

Gesamtkonzept und die herausragenden<br />

Perspektiven mit TEDOM<br />

den Ausschlag gegeben. SCHNELL<br />

bleibt mit seiner starken Marke aktiv<br />

und erhält durch den Zusammenschluss<br />

mit TEDOM alle Optionen<br />

für nationales und internationales<br />

Wachstum. Der Einstieg<br />

von TEDOM ermöglicht es<br />

SCHNELL, mit einem erweiterten<br />

Produktportfolio neue Märkte zu<br />

erschließen und den Ausbau des<br />

Serviceangebotes fortzusetzen.«<br />

34<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Neue Stromer für schwere Lasten<br />

Renault setzt seine Elektroauto-Offensive<br />

mit gleich zwei Neuheiten<br />

fort – dem aktualisierten City-Lieferwagen<br />

Kangoo Z.E. und dem<br />

komplett neu entwickelten Elektrotransporter<br />

Master Z.E. Der technisch<br />

gründlich überarbeitete Kangoo<br />

Z.E. kommt mit neuem E-Motor<br />

und neuem Akku auf eine<br />

Reichweite von 270 Kilometern.<br />

Damit weist das Renault-Modell<br />

den größten Aktionsradius in der<br />

Klasse der rein elektrisch betriebenen<br />

leichten Nutzfahrzeuge auf. Renault<br />

bietet auch den aktualisierten<br />

Kangoo Z.E. in zwei Längenvarianten<br />

an: als 4,28 Meter langen Kangoo<br />

Z.E. und als 4,66 Meter langen<br />

Kangoo Maxi Z.E. Mit dem Master<br />

Z.E. weitet Renault seine Elektrofahrzeug-Offensive<br />

erstmals in die<br />

Klasse der großen Transporter aus<br />

Foto: Renault<br />

– der neue Stromer bietet je nach<br />

Aufbau bis zu 1400 Kilogramm Zuladung<br />

und 200 Kilometer Reichweite.<br />

Renault bietet den Master<br />

Z.E. als Kastenwagen und Fahrgestell<br />

an. Beim Kastenwagen haben<br />

Kunden die Auswahl zwischen drei<br />

Längen von 5,05 bis 6,2 Metern und<br />

zwei Laderaumhöhen, 1,7 und 1,89<br />

Meter. Die E-Motoren beider Fahrzeuge<br />

basieren auf dem des ZOE,<br />

und die Akkus können an einer<br />

Wall-Box mit 230 Volt jeweils in<br />

etwa sechs Stunden geladen werden.<br />

Das Autohaus Sirch, das an vier<br />

Standorten im Allgäu vertreten ist,<br />

hat den Kangoo Z.E. schon jetzt in<br />

sein Sortiment aufgenommen. Interessierte<br />

Kunden können sich vor<br />

Ort von den Stromern überzeugen<br />

und ihren Wunsch-Elektro-Lieferwagen<br />

zusammenstellen. Am Ende<br />

dieses Jahres soll dann auch der<br />

Master Z.E. auf den Markt kommen<br />

und wird dann ebenfalls im Autohaus<br />

angeboten werden. (cs)<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.autohaus-sirch.de<br />

Auf der European Motor<br />

Show in Brüssel<br />

stell te Renault seine<br />

neuen Elektroautos vor<br />

Anzeigen<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

35


Meldungen<br />

Klein, aber hochwirksam<br />

Das Unternehmen Beckmann aus<br />

Wangen im Allgäu bietet mit seinem<br />

Energie-Spartrockner eine<br />

echte Alternative zu den herkömmlichen<br />

Wäschetrocknern. Mit einem<br />

minimalen Energie-Einsatz –<br />

gerade einmal sechs Watt in der<br />

Stunde – trocknet die Wäsche je<br />

nach Feuchtigkeitsgrad in zwei bis<br />

drei Stunden. Angetrieben wird der<br />

Spartrockner durch einen kleinen,<br />

robusten 12-Volt-Motor, der im<br />

Standrohr verbaut ist und über das<br />

mitgelieferte Steckernetzgerät an<br />

das Stromnetz angeschlossen wird.<br />

Er sorgt mit 18 Umdrehungen pro<br />

Minute für eine schonende Trocknung<br />

der Wäsche: Sie wird sanft bewegt<br />

wie auf Großmutters Wäscheleine<br />

im Wind und trocknet schön<br />

glatt und knitterfrei. Auf dem Spartrockner<br />

findet eine Wäscheladung<br />

Platz, und dank des Timers kann<br />

die Einschaltdauer eingestellt werden.<br />

Außerdem ist der Energie-<br />

Spartrockner wartungsfrei. (cs)<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.beckmann-kg.de<br />

Der Energie-Spartrockner spart nicht<br />

nur Geld, sondern auch Platz<br />

Foto: Ing. G. Beckmann KG<br />

Preis für umweltfreundliche Mähtechnik<br />

Einhergehend mit dem »Bee-<br />

Award« bekam Max Bannaski<br />

(re.) auch 4000 Euro<br />

Foto: Landratsamt Unterallgäu<br />

Das Unternehmen BB-Umwelttechnik<br />

aus Bernbeuren gewann im<br />

Dezember des letzten Jahres den<br />

Europäischen Bienenpreis – den<br />

»Bee-Award« – in der Kategorie<br />

»Innovative und technologische<br />

Lösungen«. Den Preis nahm Max<br />

Bannaski, Geschäftsführer und<br />

Landwirt, im Europäischen Parlament<br />

in Brüssel entgegen. Er ist es<br />

auch, dem das Unternehmen den<br />

Preis zu verdanken hat. Der Landwirt<br />

war auf der Suche nach einer<br />

umweltfreundlichen Mähtechnik,<br />

und als er nicht fündig wurde, entschied<br />

er sich dazu, ein Mähwerk<br />

zu bauen, das seinen Vorstellungen<br />

entspricht. So entstand das »Doppelmessermähwerk<br />

mit automatischem<br />

Schleifautomat« – dies ist<br />

ein innovatives Werkzeug zur Ernte<br />

von Grünland und um zu vermei-<br />

den, dass in den Wildblumen oder<br />

im Gras sitzende Insekten oder<br />

Amphibien geschädigt werden.<br />

Dieses Mähwerksystem wird bereits<br />

seit zwei Jahren vermarktet, und es<br />

liegen Pläne vor, den Vertrieb auch<br />

auf andere interessierte europäische<br />

Länder auszuweiten. (cs)<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.bbumwelttechnik.com<br />

Eine gute Zwischenlösung<br />

Das digitale Gründerzentrum<br />

Kempten soll neue Möglichkeiten<br />

für junge Unternehmen aus dem<br />

IT-Bereich schaffen und wird auf<br />

dem ehemaligen Seitz-Gelände an<br />

der Immenstädter Straße in räumlicher<br />

Nähe zur Hochschule Kemp-<br />

Beim Umbau der<br />

»Schlichterei« soll der<br />

Industriecharakter<br />

des Gebäudes erhalten<br />

bleiben<br />

Foto: Stadt Kempten<br />

ten entstehen. Um die Firmengründer<br />

schon vor Fertigstellung des<br />

neuen Gebäudes unterstützen zu<br />

können, wurde nach einer Zwischenlösung<br />

gesucht. Fündig geworden<br />

ist man in der Keselstraße<br />

auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Spinnerei und Weberei. In der<br />

Sheddachhalle wird nun die frühere<br />

»Schlichterei« als digitales Gründerzentrum<br />

umgebaut, das dort im<br />

zweiten Quartal <strong>2017</strong> eröffnet werden<br />

soll. Dann wird auch Christian<br />

Dosch, der Leiter des Zentrums,<br />

seinen Arbeitsplatz in der Keselstraße<br />

haben. Bis dahin befindet<br />

sich sein Büro übergangsweise in<br />

der Räumen der Allgäu GmbH, Allgäuer<br />

Straße 1, 87435 Kempten.<br />

Dort ist Christian Dosch seit 15. Februar<br />

unter der E-Mail-Adresse<br />

dosch@allgaeu.de sowie unter Telefon<br />

0831/57537-30 zu erreichen.<br />

(cs)<br />

36<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Advertorial<br />

Setzen Sie ein Zeichen für den Klimaschutz!<br />

Das Klimaneutralitätsbündnis 2025 ist eine Initiative<br />

mit Vorbildwirkung, mit der Unternehmen aktiv<br />

einen Beitrag zur Lösung der weltweiten Klimaprobleme<br />

leisten. Machen Sie mit!<br />

Das Klimaneutralitätsbündnis 2025 hat seinen Ursprung<br />

in Vorarlberg. Hier haben zehn renommierte<br />

Unternehmen beschlossen, nicht länger auf politische<br />

Vorgaben zu warten, sondern von sich aus tätig zu<br />

werden und sich aktiv dem Klimaschutz zu widmen.<br />

Nur durch freiwillige Maßnahmen zur Minderung des<br />

CO 2 -Ausstoßes kann das 2°C-Ziel der Vereinten Nationen<br />

noch erreicht werden.<br />

In wenigen Schritten<br />

CO 2 -neutral<br />

Wir unterstützen Sie aktiv auf Ihrem Weg, CO 2 -neutral<br />

zu werden. In einem ersten Schritt berechnen wir<br />

Ihren ökologischen Fußabdruck, analysieren Ihren<br />

Verbrauch und beraten Sie individuell über Möglich-<br />

keiten, Ihren Verbrauch nachhaltig zu senken. Nicht<br />

vermeidbare Emissionen werden durch die Unterstützung<br />

ausgewählter internationaler Klimaschutzprojekte<br />

kompensiert. Bei all diesen Schritten – von der Reduktion<br />

bis zur Kommunikation Ihrer Maßnahmen –<br />

werden Sie kompetent betreut und unterstützt.<br />

Das Bündnis wächst<br />

rasant – werden Sie Teil davon!<br />

Mittlerweile ist das Klimaneutralitätsbündnis auf über<br />

75 Mitglieder angewachsen und es ist das Ziel, noch<br />

größer zu werden. Deshalb steht es allen interessierten<br />

Unternehmen offen, die Verantwortung übernehmen,<br />

ein Zeichen setzen und gleichzeitig ihr nachhaltiges<br />

Image stärken wollen. Je mehr Unternehmen teilnehmen,<br />

desto kraftvoller wird die Initiative und desto<br />

stärker profitieren die Teilnehmer auch vom gegenseitigen<br />

Austausch. Dabei ist es egal, wie groß Ihr Unternehmen<br />

ist.<br />

www.klimaneutralitaetsbuendnis2025.com/<br />

Kontakt<br />

Vorarlberger Kraftwerke AG<br />

(VKW)<br />

Technischer Vertrieb<br />

technischervertrieb@vkw.at<br />

Tel. 08381 899-998<br />

www.vkw.de<br />

Anzeigen<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

37


Meldungen<br />

Gentechnikfrei in die Zukunft<br />

Foto: Landratsamt Oberallgäu<br />

Die Initiative GENial hat in den<br />

letzten Jahren viel erreicht, und das<br />

Thema Gentechnikfreiheit ist im<br />

Allgäu eine Selbstverständlichkeit<br />

geworden. Nichtsdestotrotz gilt es<br />

weiterhin, konstant zu informieren<br />

und zu sensibilisieren. Die Initiative<br />

wird daher auf zahlreichen Messen<br />

aktiv sein, um Verbraucher und<br />

Landwirte über die bestehende<br />

gentechnikfreie Anbau- und Fütterungsregion<br />

und die neuen Ent-<br />

Lisa Prechtl sorgt für frischen Wind<br />

bei GENial. Bald soll es die Möglichkeit<br />

geben, sich per Newsletter auf dem<br />

Laufenden zu halten<br />

wicklungen im Bereich der Gentechnik<br />

aufzuklären. Für alle interessierten<br />

Gruppen und Einzelpersonen<br />

wird außerdem ein Klausurtag<br />

stattfinden, um sich auszutauschen<br />

und gemeinsame Schwerpunkte<br />

zu vertiefen. Seit Anfang des<br />

Jahres koordiniert Lisa Prechtl die<br />

Initiative. Bei Interesse an der Mitarbeit<br />

oder für weitere Fragen können<br />

Sie sich jederzeit an sie wenden.<br />

E-Mail: lisa@streifzuege.at<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.oberallgaeu.org/bauen_umwelt/extras/gentechnikfreie_anbauregion/<br />

Altbautage auf dem Gelände der Hochschule<br />

Bereits zum 18. Mal finden die Allgäuer<br />

Altbautage am 4./5. März<br />

<strong>2017</strong> statt. Rund 70 Aussteller präsentieren<br />

ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen auf dem Gelände<br />

der Hochschule Kempten.<br />

Ob Wärmedämmung, Heizungserneuerung,<br />

Fenster oder Solarenergie,<br />

Bauschäden oder finanzielle<br />

und rechtliche Rahmenbedingungen<br />

– alle Bereiche für Hausbesitzer<br />

werden abgedeckt. Dabei wird natürlich<br />

wie bisher auch auf ein Rahmenprogramm<br />

für die gesamte Familie<br />

mit Kinderbetreuung und<br />

Gastronomie geachtet. Auch dieses<br />

Jahr werden wieder Tausende Besucher<br />

bei den Allgäuer Altbautagen<br />

erwartet, die sich fundiert und umfassend<br />

zum Thema energetisches<br />

Bauen und Sanieren informieren<br />

wollen.<br />

Die beliebte Messe mit Ausstellern<br />

aus sämtlichen Branchen und einem<br />

umfangreichen Vortragsprogramm<br />

findet bereits zum 18. Mal<br />

statt<br />

Info: Veranstalter ist das Energieund<br />

Umweltzentrum Allgäu (eza!).<br />

Die Altbautage finden in der<br />

Hochschule Kempten statt:<br />

Bahnhofstraße 61-63.<br />

Öffnungszeiten: 9.30 bis 17 Uhr<br />

Windrad und Wasserturbine im Miniformat<br />

38<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

»Das erste Windrad in Dickenreishausen<br />

wird also demnächst gebaut«,<br />

stellte Stadtrat Eddi Güttler<br />

schmunzelnd mit einem Blick auf<br />

sechs neue Experimentierkästen in<br />

der Grundschule Dickenreishausen<br />

fest. Die Experimentiersets zu erneuerbaren<br />

Energien sind eine<br />

Spende der LEW Lechwerke AG,<br />

die Josef Nersinger von der LEW an<br />

Schulleiter Hermann Eckner und<br />

Bürgermeisterin Margareta Böckh<br />

überreichte. »Seitens der Stadt dan-<br />

Spendenübergabe in der Grundschule<br />

Dickenreishausen: Bürgermeisterin<br />

Mar gareta Böckh dankte den Lech -<br />

werken im Namen der Stadt Mem -<br />

mingen für die Experimentierkästen<br />

Foto: Alexandra Wehr/Pressestelle Stadt Memmingen<br />

ke ich herzlich für die Experimentierkästen.<br />

Energiegewinnung ist<br />

ein sehr wichtiges Thema in der<br />

Schule«, betonte die Bürgermeisterin.<br />

Mit dem neuen Material können<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

der Grundschule Dickenreishausen<br />

zukünftig spielerisch Wasserturbinen<br />

bauen, herausfinden, wie man<br />

elektrische Energie speichert, oder<br />

auch ein kleines Windrad aufstellen,<br />

erklärte Josef Nersinger.


Zukunftsthema: Mobilität am Bodensee<br />

Im Rahmen des Mobilitätsprojektes<br />

PEMO besuchten die Projektpartner<br />

aus Liechtenstein, Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz die<br />

Grenzregion Basel. Auch Vertreter<br />

aus dem Landkreis Lindau waren<br />

dabei. Sie tauschten Erfahrungen in<br />

der grenzüberschreitenden Mobilität<br />

mit der Stadt Basel aus und erhielten<br />

Impulse von Unternehmen,<br />

die ihre Maßnahmen für das betriebliche<br />

Mobilitätsmanagement<br />

vorstellten.<br />

Das Ziel des grenzüberschreitenden<br />

Projektes PEMO, an dem auch der<br />

Landkreis Lindau sowie die Städte<br />

Lindau und Lindenberg als assoziierte<br />

Partner beteiligt sind, ist, konkrete<br />

Maßnahmen zur nachhaltigen<br />

Pendlermobilität umzusetzen.<br />

Erfolgreiche Mobilitätsstrategien<br />

aus anderen Städten oder Unternehmen<br />

sollen einfließen.<br />

Ähnlich wie im Bodenseeraum<br />

grenzen auch im Raum Basel verschiedene<br />

Länder aneinander: die<br />

Schweiz, Frankreich und Deutschland.<br />

»Die grenzüberschreitende<br />

Mobilität ist in Basel Alltag und<br />

bringt zahlreiche Herausforderungen<br />

mit sich«, erklärt Antje Ham-<br />

Foto: Thomas Niehörster<br />

mer, Geschäftsführerin des Pendlerfonds<br />

im Bau- und Verkehrsdepartement<br />

Basel-Stadt. Drei Länder<br />

– das bedeutet verschiedene Tarifsysteme,<br />

unterschiedliche rechtliche<br />

Grundlagen und Zuständigkeiten.<br />

Im Rahmen des Treffens besuchten<br />

die Projektpartner verschiedene<br />

Unternehmen, unter anderem die<br />

Firma Roche. Diese baut in der<br />

Stadt Basel gerade ihre Firmenzentrale<br />

aus. Ein Parkplatz für jeden ist<br />

auf diesem beengten Raum unmöglich.<br />

Mit gezielten Maßnahmen wie<br />

Parkplatzbewirtschaftung, Bonussystemen,<br />

flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

und klaren Regelungen für<br />

den Parkplatzanspruch begegnet<br />

das Unternehmen dieser Herausforderung.<br />

Ingo Pohl, Head of Strategy and<br />

Concepts bei Roche, riet, für die<br />

Umsetzung einer neuen Mobilitätsstrategie<br />

genügend Zeit einzuplanen,<br />

Mitarbeitende in den Prozess<br />

einzubinden sowie Ausnahmeregelungen<br />

für berufliche und familiäre<br />

Sondersituationen vorzusehen.<br />

Auch im Projekt PEMO werden anhand<br />

von Befragungen der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter individuelle<br />

Lösungen für die teilnehmenden<br />

Unternehmen erarbeitet.<br />

»Die Exkursion nach Basel, insbesondere<br />

der Besuch bei den Firmen<br />

Roche und ABB, lieferte wertvolle<br />

Impulse für das Projekt PEMO, was<br />

Engagement und Durchsetzbarkeit<br />

im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

betrifft«, lautet<br />

das Fazit von Steffen Riedel, Klimaschutzmanager<br />

des Landkreises<br />

Lindau.<br />

Steffen Riedel, Klimaschutz -<br />

manager des Landkreises<br />

Lindau, war beim Mobilitäts -<br />

projekt PEMO dabei und<br />

zieht eine postive Bilanz<br />

Anzeige<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

39


Klimaschutz<br />

Vorbildliches Oberallgäu<br />

Ehrgeizige Ziele werden verfolgt<br />

Im Landkreis Oberallgäu geht es flott voran beim Thema Klimaschutz.<br />

Erst kam die Ernennung zur Masterplan-Kommune, dann<br />

ein neuer Klimaschutzbeauftragter, und mittlerweile gehören<br />

zwei Elektroautos zum Fuhrpark des Landratsamtes.<br />

Simon Steuer hat als<br />

Masterplanmanager die<br />

Arbeit aufgenommen<br />

Landrat Anton Klotz und<br />

Simon Steuer werden die<br />

E-Autos künftig häufiger<br />

nutzen<br />

Seit dem vergangenen Juli gibt es insgesamt<br />

22 neue Masterplan-Kommunen in ganz<br />

Deutschland, die mit Förderung des Bundesumweltministeriums<br />

einen Klimaschutz-Masterplan<br />

entwickeln und umsetzen. Die sogenannten Masterplan-Kommunen<br />

vereint das Ziel, ihre Treibhausgasemissionen<br />

bis 2050 um 95 Prozent zu senken und<br />

ihren Endenergieverbrauch gegenüber 1990 zu halbieren.<br />

In Bayern gehört der Landkreis Oberallgäu zu den<br />

geförderten Regionen. Zu dem Projekt in Bayern sagt<br />

die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: »Der<br />

Landkreis Oberallgäu besticht durch seine langjährige<br />

und hervorragende Zusammenarbeit im Klimaschutz<br />

zwischen Landkreis und kreisangehörigen Kommunen.<br />

Als attraktiver Tourismusstandort hat die Masterplan-Kommune<br />

Ausstrahlungskraft in die ganze Welt.«<br />

Enkeltaugliche Lösungen gesucht<br />

Mit der Ernennung zur Masterplan-Kommune<br />

entstand die Stelle des Masterplanmanagers, die mit Simon<br />

Steuer besetzt wurde. »Ich freue mich, in den kommenden<br />

Jahren Ansprechpartner für alle Ideen in den<br />

Bereichen Energie und Klimaschutz im Oberallgäu zu<br />

sein«, sagt Simon Steuer und weiter »Die vielen bestehenden<br />

Initiativen auf kommunaler und privater Ebene<br />

gilt es zu unterstützen und zu vernetzen.« Der neue<br />

Mann im Landratsamt hat an der Universität Innsbruck<br />

Geografie studiert und war bisher Umwelt- und Mobilitätsbeauftragter<br />

bei der Stadt Fellbach. Bei seiner Vorstellung<br />

vor dem Oberallgäuer Energie- und Klimaschutzbeirat<br />

machte Simon Steuer deutlich, dass im<br />

Hinblick auf die wachsenden Herausforderungen enkeltaugliche<br />

Lösungen gefunden werden müssen. »Die<br />

Hälfte des heutigen Energieverbrauches wollen wir bis<br />

zum Jahr 2050 durch neue Technologien, effizientere<br />

Technik und sparsames Verhalten reduzieren«, so Steuer.<br />

Der restliche Energiebedarf soll über erneuerbare<br />

Energien gedeckt werden. Dieses Ziel zu erreichen, sei<br />

nicht einfach. Doch mit der Förderung des Bundesumweltministeriums<br />

und der gemeinsamen Anstrengung<br />

von Bürgern, Unternehmen und Verwaltungen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Energie- und Umweltzentrum<br />

eza! ist es machbar.<br />

Ein weiterer Schritt, den der Landkreis Oberallgäu<br />

in Sachen Klimaschutz gemacht hat, ist der Austausch<br />

zweier konventioneller Fahrzeuge des Fuhrparkes<br />

gegen Elektroautos. Damit möchte das Landratsamt<br />

eine Vorbildfunktion einnehmen, denn die Senkung<br />

des CO2-Ausstoßes und der Abhängigkeit von<br />

fossilen Brennstoffen seien wichtige Ziele der Klimaschutzpolitik<br />

des Landkreises. »Der Ausbau der Elektromobilität«,<br />

so Landrat Anton Klotz, »spielt dabei<br />

eine wichtige Rolle. Gerade die Fuhrparks von Verwaltungen<br />

und Unternehmen haben häufig gleichbleibende<br />

Kilometerleistungen und nach Feierabend genügend<br />

Zeit zum Laden.«<br />

(cs)<br />

Fotos: Landratsamt Oberallgäu, BMUB/Sascha Hilgers<br />

Seit dem letzten Sommer ist der<br />

Landkreis Oberallgäu offiziell eine<br />

Masterplan-Kommune<br />

40<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Energie<br />

Foto: Stadt Marktoberdorf<br />

Die LED rund um den<br />

Sprungturm sind im<br />

wahrsten Sinne des<br />

Wortes ein Highlight<br />

Es werde Licht<br />

Badepark erstrahlt dank LED<br />

Das Hallenbad im Herzen Kaufbeurens besitzt nicht nur ein imposantes kuppelförmiges<br />

Holzdach und verschiedene Wasserbecken, sondern kann sich nun auch über eine neue<br />

LED-Beleuchtung freuen, die im gesamten Badebereich Einzug gehalten hat. Damit wurde<br />

ein verantwortungsvolles und zukunftsfähiges Energiekonzept umgesetzt.<br />

Nachdem es im Schwimmbad allerorten<br />

recht feucht zugeht, sind nur LED-Leuchten<br />

mit entsprechender Schutzklasse (IP<br />

65) geeignet. Das war Grundvoraussetzung in der<br />

Ausschreibung für die neue Beleuchtung. Eine weitere<br />

wesentliche Rolle spielte die Energieeffizienz und<br />

Lebensdauer der Leuchten. Alles in allem hat das Angebot<br />

der AS LED Lighting überzeugt, und die Verantwortlichen<br />

haben sich anhand der Lichtplanung und<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für diese Lösung entschieden.<br />

Nun herrscht in den Umkleiden, in Gängen<br />

und Duschen, im Technikraum und natürlich in der<br />

großen Schwimmhalle mit den großzügigen Schwimmbecken<br />

und Ruhezonen ein angenehmes LED-Lichtklima<br />

mit fotozertifizierter Beleuchtung.<br />

Die Umsetzung<br />

Vorgabe war, die vorhandene konventionelle Beleuchtung<br />

gegen eine energieeffiziente LED-Beleuchtung<br />

zu ersetzen. Die Feuchtraumleuchte TGL von AS<br />

LED Lighting erwies sich hier als hochwertiger und<br />

flexibel einsetzbarer Ersatz. Mit deutlich höheren Lumen-<br />

und geringeren Anschlussleistungen konnte die<br />

Anzahl der eingesetzten Leuchten reduziert werden.<br />

Das opale Leuchtenglas gewährleistet mit 210 Grad<br />

Abstrahlwinkel eine hohe und homogene Flächenausleuchtung.<br />

Die dezente Deckenaufhellung der TGL-<br />

Leuchten bringt die imposante Holzdecke in der großen<br />

Schwimmhalle voll zum Tragen. Fünf verschiedene<br />

Baulängen ermöglichten es, die LED-Leuchten genau<br />

in den vorhandenen Baukörper einzupassen;<br />

mehrere Lichtstärken und -farben stehen für spezifische<br />

Beleuchtungsanforderungen zur Verfügung. Die<br />

Installation wurde durch die vorhandenen durchverdrahteten<br />

Systemstecker an beiden Seiten der Leuchte<br />

erleichtert und kostengünstig gestaltet. Durch DALI-<br />

Steuerungen passt sich die Beleuchtung automatisch<br />

und schnell geänderten Lichtverhältnissen an. Das hat<br />

einen zusätzlichen energiesparenden Effekt.<br />

Langlebig und stromsparend<br />

Rund um den Sprungturm sind zehn HCL-Hallenstrahler<br />

von AS LED Lighting angebracht. Mit ihrer<br />

hohen Lumenleistung sorgen sie nicht nur für eine außergewöhnliche<br />

Lichtatmosphäre, sondern funktionieren<br />

zugleich als Notlicht bei Stromausfällen, da sie<br />

für Sicherheitsbeleuchtungsanlagen gemäß EN 50172<br />

geeignet sind. Das gilt übrigens auch für alle TGL-<br />

Leuchten. Beide Leuchtenfamilien sind für Dauerbetrieb<br />

und auf eine lange Lebensdauer hin ausgelegt,<br />

die deutlich über der anderer Leuchtenhersteller liegt:<br />

die Feuchtraumleuchten TGL mit L80/B10 >65.000<br />

Stunden und die Hallenstrahler HCL mit L80/B10<br />

>100.000 Stunden. Energieeinheit und LED-Module<br />

halten im Prinzip ebenso lange. Da sie aber auswechselbar<br />

sind, braucht sich die Stadt Kaufbeuren in den<br />

kommenden 15 Jahren keine Gedanken über größere<br />

Ersatzinvestitionen zu machen. Die Energiebilanz<br />

überzeugt insgesamt – laut Auskunft des Energiemanagers<br />

der Stadt liegt die Stromersparnis mit den neuen<br />

LED-Leuchten gegenüber der bisherigen Beleuchtung<br />

bei rund 65 Prozent.<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

41


Ehrung<br />

Das Allgäu ist Vorreiter<br />

Ausgezeichnete Klimaschutzpolitik<br />

Bei einem Festakt Ende Januar in Kempten überreichte der<br />

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,<br />

Dr. Gerd Müller, sechs bayerischen Kommunen den European<br />

Energy Award für ihre Klimaschutzpolitik. Insgesamt vier der<br />

ausgezeichneten Gemeinden kamen aus dem Allgäu.<br />

Dass das Allgäu in Sachen Klimaschutz ganz<br />

vorne mitspielt, wurde bei der Verleihung des<br />

European Energy Award (eea) einmal mehr<br />

deutlich: Durach, Haldenwang und die Stadt Lindau<br />

dürfen sich nun mit dem eea schmücken, und Gast -<br />

geber Kempten erhielt als erste bayerische Stadt überhaupt<br />

den Award in Gold – die höchste Stufe.<br />

Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle<br />

sagte in seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung,<br />

dass Leitlinien gebraucht werden, um über die<br />

Jahre hinweg kleine, aber bedeutende Schritte in die<br />

richtige Richtung zu gehen. Durch die Teilnahme am<br />

eea gelingt es, an- und ausdauernd am Klimaschutz zu<br />

arbeiten, denn er bietet Begleitung und Beratung für<br />

Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Planung<br />

und Realisierung von energie- und klimaschutzpolitischen<br />

Maßnahmen.<br />

Mit Maßnahmen zum Award<br />

Zentrales Mittel des eea sind verschiedene Klimaschutzaktionen:<br />

Die Kommunen versuchen, möglichst<br />

viele der Maßnahmen langfristig und regelmä-<br />

42 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Jedes Mitglied der Energieteams erhielt ein kleines Präsent<br />

Gold für Kempten – das hat sich die Stadt mit ihrer Klimaschutzpolitik verdient<br />

ßig umzusetzen. Gelingt ihnen das, bekommen sie dafür<br />

Punkte und die begehrte Auszeichnung, so wie beispielsweise<br />

die Gemeinde Durach, die nun zum ersten<br />

Mal den eea erhielt. Die Oberallgäuer Kommune<br />

konnte unter anderem mit ihrem Hackschnitzel-Nahwärmenetz,<br />

den regen Aktivitäten des Energieteams,<br />

den Photovoltaikanlagen auf den gemeindeeigenen<br />

Dächern für den Eigenstromverbrauch sowie einem<br />

Punktekatalog für energieeffizientes Bauen im Neubaugebiet<br />

am Orogelände überzeugen und erhielt so<br />

54 Prozent der möglichen Punkte.<br />

Auch Haldenwang wurde für seine Bemühungen<br />

in Sachen Klimaschutzpolitik ausgezeichnet. In der Gemeinde<br />

wird der Strombedarf bereits vollständig und<br />

der Wärmebedarf immerhin zu 29 Prozent aus erneuerbaren<br />

Energien gedeckt. Dazu versorgt eine gemeindeeigene<br />

Photovoltaikanlage das Sportzentrum der<br />

Kommune mit Strom. Durch das langjährige kommunale<br />

Energiemanagement konnte der Energieverbrauch<br />

der kommunalen Liegenschaften und Anlagen<br />

spürbar gesenkt werden. Vorbildlich sind außerdem<br />

das Versorgungskonzept mit seinen Dorfläden und die<br />

Ausrichtung eines jährigen Energietages mit Vortragsprogramm.<br />

Diese Maßnahmen führten dazu, dass Haldenwang<br />

59 Prozent der möglichen Punkte erreichte.<br />

Besonders beachtenswert war, dass die Stadt<br />

Lindau ebenfalls ausgezeichnet wurde, denn sie war<br />

erst 2016 in das eea-Programm eingestiegen und hat<br />

noch im gleichen Jahr das externe Audit überstanden.<br />

Überzeugt hat die Auditoren unter anderem das klimafreundliche<br />

Mobilitätskonzept KliMo, mit dem der<br />

motorisierte Individualverkehr auf der Insel reduziert<br />

werden soll. Im Rahmen eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes<br />

gab es einen Wettbewerb für die<br />

zukünftige Bebauung der hinteren Insel. Weiterhin<br />

wurde ein energiepolitisches Leitbild mit quantifizierbaren<br />

Zielen für die Stadt Lindau verabschiedet, die im<br />

unmittelbaren Bereich der Kommune, aber auch in<br />

dem eines jeden Bürgers liegen. Ebenfalls vorbildlich<br />

ist die enge Zusammenarbeit mit den benachbarten<br />

Gemeinden – auch grenzüberschreitend. Ein nachhaltiger<br />

Reiseführer unter dem Motto »Umweltschonend<br />

reisen. Regional speisen. Nachhaltig genießen.« rundet<br />

die vielen Aktivitäten ab, die der Stadt 63,2 Prozent der<br />

möglichen Punkte bescherte. Neben diesen drei Allgäuer<br />

Gemeinden wurden auch noch die Stadt Neu-<br />

Ulm, die 57,3 Prozent der möglichen Punkte erreichte,<br />

Dr. Gerd Müller verlieh den<br />

European Energy Award<br />

Fotos: eza!, Peter Elgaß<br />

und die mittelfränkische Gemeinde Kammerstein, die<br />

auf 65,2 Prozent kam, ausgezeichnet.<br />

Höchste Ehrung für Kempten<br />

Strahlendster Gewinner des Abends war aber der<br />

Gastgeber der Veranstaltung: Als erste bayerische Stadt<br />

erhielt Kempten den eea in Gold. Bereits seit 2011 beteiligt<br />

sich die Stadt am eea-Programm und wird dabei<br />

wie alle anderen Allgäuer Kommunen auch vom Energie-<br />

und Umweltzentrum Allgäu (eza!) betreut. »Es ist<br />

viel passiert. Durch die Teilnahme am European Energy<br />

Award ist es uns gelungen, ausdauernd und kontinuierlich<br />

am Thema Klimaschutz zu arbeiten«, sagte<br />

Oberbürgermeister Thomas Kiechle im Rahmen der<br />

Verleihung. 2012 erhielt Kempten erstmalig den eea,<br />

nachdem 60 Prozent aller möglichen Maßnahmen<br />

realisiert worden waren. Vier Jahre später schaffte sie<br />

78 Prozent – 75 Prozent sind für die Auszeichnung in<br />

Gold nötig. Der »Masterplan 100 % Klimaschutz«, den<br />

Kempten 2012 verabschiedet hatte, bildet den Rahmen<br />

für sämtliche Aktivitäten: seien es die Energieberatung<br />

und die Energieeffizienz-Angebote für Unternehmen,<br />

Kampagnen wie »Sanieren mit GRIPS« für Hausbesitzer<br />

oder Initiativen zur Förderung der Radverkehrs.<br />

Durch ein konsequentes kommunales Energiemanagement<br />

für die städtischen Liegenschaften konnte seit<br />

2000 der Ausstoß von 8000 Tonnen CO2 vermieden<br />

werden. Städtische Neubauten werden nur noch im<br />

Passivhausstandard ausgeführt. Auch der Ausbau und<br />

die Verdichtung der Fernwärmeversorgung zahlreicher<br />

Unternehmen und Haushalte durch den Zweckverband<br />

Abfallwirtschaft Kempten wirkten sich positiv<br />

auf die Bewertung aus.<br />

(cs)<br />

Sechs Awards wurden an Städte und Gemeinden überreicht,<br />

vier davon gingen ins Allgäu<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

43


Energie sparen<br />

Elektronisch geregelte<br />

Durchlauferhitzer sorgen für<br />

zuverlässig gradgenaue<br />

Wassertemperaturen<br />

Foto: djd/Wärme+/Stiebel Eltron<br />

Wie alt ist Ihr Boiler?<br />

Stromfresser unterm Wachbecken<br />

Foto: djd/Wärme+/AEG<br />

Er ist unauffällig, arbeitet zuverlässig und sorgt<br />

dafür, dass die Stromrechnung ordentlich ausfällt:<br />

der alte Durchlauferhitzer in älteren Gebäuden.<br />

Oft findet gerade der Boiler bei Gebäude sanierungen<br />

keine Beachtung, dabei kann man mit modernen<br />

Geräten viel Geld sparen.<br />

Komfortabel: die Steuerung<br />

und Überwachung eines<br />

Durchlauf erhitzers über<br />

Tablet oder Smartphone<br />

In Deutschland gibt es eine Vielzahl betagter Häuser<br />

und Wohnungen, in denen bald eine Renovierung<br />

ansteht. Zum modernen Wohnambiente<br />

gehören aber nicht nur frische Farben, neue Böden<br />

und eine schicke Inneneinrichtung – in zahlreichen<br />

sanierungswürdigen Objekten lässt auch die Warmwasserversorgung<br />

zu wünschen übrig. Alte hydraulische<br />

Durchlauferhitzer beispielsweise bieten wenig<br />

Komfort. Typisch sind zum Beispiel unfreiwillige<br />

»Wechselduschen«, die sich systembedingt durch<br />

Schwankungen im Wasserdruck kaum vermeiden lassen.<br />

Zudem verbrauchen die Altgeräte weit mehr<br />

Energie als neue, elektronisch geregelte Geräte.<br />

Durchlauferhitzer mit Fernbedienung oder<br />

Smartphone-Steuerung können auch<br />

komplett unsichtbar eingebaut werden<br />

Foto: djd/Wärme+/AEG<br />

44 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Foto: djd/Wärme+/Clage<br />

Foto links: djd/Wärme+/Clage<br />

Neben der Temperatur liefern<br />

elektronisch geregelte Durch -<br />

lauferhitzer auch Informationen<br />

zum aktuellen Was ser- und<br />

Energieverbrauch und machen<br />

es ein facher, einen Überblick<br />

über die Nebenkosten zu<br />

behalten<br />

Kompakte elektronische Durchlauferhitzer können in jedem<br />

Bad unauffällig eingebaut werden<br />

Gradgenaue Temperaturregelung<br />

Diese elektronisch geregelten Durchlauferhitzer<br />

sind mit moderner Mikroprozessor-Technologie und<br />

einer sensiblen Sensortechnik ausgestattet. »Daher regeln<br />

sie ständig die Heizleistung in Abhängigkeit von<br />

Sollwert, Durchflussmenge und Zulauftemperatur«,<br />

erläutert Jörg Gerdes von der Initiative Wärme+.<br />

Druckschwankungen im Wassernetz und wechselnde<br />

Einlauftemperaturen würden direkt ausgeglichen, die<br />

Temperatur an der Entnahmestelle bleibe aufs Grad<br />

genau konstant. Weil die elektronisch geregelte Wassererwärmung<br />

ohne die Beimischung von Kaltwasser<br />

funktioniert, ist auch der Wirkungsgrad wesentlich<br />

besser, es können gegenüber alten hydraulischen Modellen<br />

Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent erreicht<br />

werden.<br />

Warmes Wasser per Fernbedienung<br />

Auch bei der Bedienung sind elektronisch geregelte<br />

Durchlauferhitzer den Altgeräten überlegen. So<br />

gehört etwa eine Fernbedienung bei den Top-Modellen<br />

heute zur Grundausstattung. Das ist nicht nur<br />

praktisch, sondern macht auch einen wesentlich flexibleren<br />

Einbau der Geräte möglich. So können sie<br />

unsichtbar in einem Badmöbel oder hinter einer<br />

Wandverkleidung installiert werden. Außerdem verfügen<br />

moderne Durchlauferhitzer über komfortable<br />

Einstellmöglichkeiten. So lassen sich individuelle<br />

Wunschtemperaturen speichern oder spezielle Wellness-Dusch-Programme<br />

genießen.<br />

Kurzinfo<br />

Mehr Informationen rund um die Warmwasser -<br />

versorgung mit elektronisch geregelten Durchlaufer -<br />

hitzern enthält ein i-Book der Initiative Wärme+, das<br />

auch als pdf unter www.waerme-plus.de/downloads<br />

kostenlos heruntergeladen werden kann. (djd)<br />

Anzeige<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

45


Energie sparen<br />

»Aus« für alte Heizungen?<br />

Tausch kann sparen helfen<br />

Seit Jahresbeginn gibt es Neuerungen, die Hausbesitzer mit älteren Heizungs anlagen betreffen: So<br />

bringen ab sofort die Schornsteinfeger Energieeffizienzlabel auf Heizungen an, die älter als 15 Jahre<br />

sind. Ziel ist, dem Hauseigentümer einen Überblick zu geben, wie es um die Energieeffizienz seiner<br />

Heizung bestellt ist. Veraltete öl- und gasbetriebene Standardkessel mit einer Laufzeit von über<br />

30 Jahren müssen unter bestimmten Bedingungen ausgetauscht werden.<br />

Das Energieeffizienzlabel ist seit Anfang <strong>2017</strong><br />

Pflicht für ältere Heizungen. Das Label soll<br />

über die farbliche Kennzeichnung die Effizienz<br />

der Heizungsanlage deutlich machen. Das<br />

Energieeffizienzlabel, das bisher auf neuen Haushaltsgeräten<br />

zu finden war, ziert jetzt auch immer mehr Heizungsanlagen:<br />

Während neue Heizungen bereits seit<br />

2015 mit dem Energieeffizienzlabel ausgestattet sind, ist<br />

das jetzt auch für ältere Anlagen Pflicht. Das Label sortiert<br />

die Anlagen über ein Farbsystem in verschiedene<br />

Effizienzklassen: von A++ bis hin zur schlechtesten<br />

Klasse E. Konventionelle Heizkessel werden in die Klassen<br />

E bis A eingestuft, moderne Öl-Brennwertgeräte<br />

finden sich dabei im grünen Klasse-A-Bereich wieder.<br />

Wenn der Heizkessel dieses bedauerliche Stadium erreicht<br />

hat, sollte er schnell ausgetauscht werden<br />

Hybridheizungen, die neben Heizöl eine oder mehrere<br />

erneuerbare Energien nutzen, werden bei A+ oder A++<br />

eingestuft. Für die Eigentümer der Heizungsanlagen ist<br />

das Anbringen des Labels kostenlos, der Aufkleber wird<br />

beim nächsten regulären Besuch des Kaminkehrers ausgestellt<br />

und auf die Anlage geklebt.<br />

Die Austauschpflicht für veraltete Standardkessel<br />

betrifft allerdings nicht alle Hausbesitzer, da die Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) einige Ausnahmen vorsieht:<br />

So können Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

ihre Heizungen weiter betreiben, wenn sie ihr<br />

Haus spätestens am 1. Februar 2002 bezogen haben.<br />

Grundsätzlich nicht ausgetauscht werden müssen zudem<br />

Öl-Niedertemperatur- und Öl-Brennwertkessel<br />

sowie Heizungen mit einer Nennleistung unter 4 kW<br />

oder über 400 kW. Wird mit dem Kessel nur Wasser<br />

erwärmt, darf er ebenfalls weiter laufen.<br />


Beratung beim Tausch der Heizkessel verbessert nicht nur die Umwelt-Werte, sondern wirkt sich auch direkt auf den Geldbeutel aus<br />

Deutschland macht Plus<br />

Nach wie vor heizen in Deutschland 5,2 Millionen Eigen heimbesitzer mit<br />

Heizöl, und nur 0,6 Millionen haben bereits auf Öl-Brennwertkessel<br />

umgestellt. Wer noch dieses Jahr handelt und auf hocheffiziente Öl-<br />

Brennwert technik um rüstet, kann sich wertvolle Zuschüsse sichern. Bis<br />

zum 31. Dezember <strong>2017</strong> läuft noch die Aktion »Deutschland macht Plus!«,<br />

die das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) gemeinsam mit Partnern<br />

wie Heizgeräte herstellern und dem Mineralölhandel initiiert hat.<br />

»Insgesamt können sich Hauseigentümer bis zu 3200 Euro sichern«, sagt<br />

IWO-Marketingleiter Olaf Bergmann. Die Investition in Öl-Brennwerttechnik<br />

lohne sich schnell, sagt er. »Nach der Installation werden bis zu 30 Prozent<br />

Brennstoff einge spart.«<br />

Die Öl-Brennwerttechnik bietet den Haushalten, die bisher noch mit<br />

veralteter Öltechnik heizen, einen bezahlbaren Einstieg in die Energie -<br />

wende. Und eine gute Basis für die Kombination mit erneuerbaren<br />

Energien: Vergleichs weise einfach können Öl-Brennwertheizungen um<br />

Solaranlagen oder Holzkaminöfen ergänzt werden. Mit diesem<br />

sogenannten Hybridsystem wird dann noch mehr Heizöl eingespart, und<br />

auch die Treibhausgase missionen sinken weiter. Der eigene Tank bietet<br />

zusätz liche Versorgungssicherheit und kann ganz jährig nach eigenem<br />

Ermessen und bei günstigen Preislagen auf gefüllt werden. Weitere Infos<br />

zur Aktion »Deutschland macht Plus!« und zur Öl-Brennwerttechnik gibt<br />

es auf www.deutschland-macht-plus.de<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong> 47


Energie sparen<br />

Der Schornsteinfeger klebt ab sofort Energieeffizenz-<br />

Labels (Foto ganz unten) auf die geprüften Heizanlagen.<br />

Eine neue Heizanlage (Foto unten) bekommt A++ in Grün<br />

Fotos: IWO-Pressebild<br />

»Heizungen, die veraltet und somit im orangenen<br />

oder sogar roten Bereich eingeordnet sind, arbeiten<br />

nicht mehr effizient und sollten modernisiert werden«,<br />

rät Dr. Ernst-Moritz Bellingen, Leiter Energiepolitik<br />

beim Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO): »Die<br />

kostengünstigste Lösung für Ölheizer ist in der Regel ein<br />

modernes und sparsames Öl-Brennwertgerät. Damit<br />

sinkt der Brennstoffverbrauch sofort um bis zu 30 Prozent.«<br />

Zudem können in den meisten Fällen bestehende<br />

Anschlüsse übernommen werden. Und gefördert wird<br />

die Modernisierung ebenfalls: Wer sich für ein Öl-<br />

Brennwertgerät entscheidet, kann neben staatlichen Fördergeldern<br />

auch die Aktion »Deutschland macht Plus!«<br />

nutzen. Insgesamt sind so bis zu 3200 Euro drin. Infos<br />

zur Aktion »Deutschland macht Plus!« und zur Öl-<br />

Brennwerttechnik gibt es auf www.zukunftsheizen.de<br />

48 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Energie sparen<br />

Foto: Wikipedia/Stadt Memmingen<br />

Auf dem Luftbild von<br />

Memmingen sind die beiden<br />

großen Gewer begebiete<br />

gekennzeichnet. Wie im<br />

Unterallgäu soll es auch<br />

dort bald energe tische<br />

Beratungen geben<br />

Kostenbremse in Betrieben<br />

»Energiezukunft Unternehmen«<br />

Wo viel Energie gebraucht wird, kann auch viel gespart werden. Zielgruppe diesmal:<br />

Unternehmen. Die Berater kommen zum kostenlosen Check. Das Angebot umfasst<br />

die vier Allgäuer Landkreise und die drei kreisfreien Städte. Federführend ist das<br />

Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!). Der Kreistag des Unterallgäus gab jetzt<br />

den Startschuss.<br />

Rund die Hälfte der Energie, die im Landkreis<br />

Unterallgäu verbraucht wird, entfällt<br />

laut einer Erhebung auf Betriebe und<br />

Unternehmen. Dies ist, so Landrat Hans-Joachim<br />

Weirather, zum einen ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft<br />

im Unterallgäu stark ist. Zum anderen lasse<br />

sich dort, wo viel Energie verbraucht wird, oft auch<br />

viel einsparen. Aus diesem Grund sei das Projekt<br />

»Energiezukunft Unternehmen« ins Leben gerufen<br />

worden. Dabei werden Betriebe informiert und beraten.<br />

Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum<br />

Allgäu (eza!) stellte das Projekt »Energiezukunft<br />

Unternehmen« im Umweltausschuss des Unterallgäuer<br />

Kreistages vor. Es handelt sich um eine Initiative der<br />

Allgäu GmbH mit den Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten, der Industrie- und Handelskammer Schwaben<br />

und der Handwerkskammer für Schwaben. Umgesetzt<br />

wird sie von eza! mit dem Ziel, Betrieben aufzuzeigen,<br />

wie sie ihre Energieeffizienz steigern und damit<br />

Kosten und Emissionen einsparen können. Die<br />

Unternehmen werden dem Eza!-Geschäftsführer<br />

zufolge über Förderungen und Beratungsangebote informiert.<br />

Dazu wurde unter (0831) 9602860 eine Telefonhotline<br />

eingerichtet. Außerdem können sich die<br />

Unternehmen in eigens gebildeten Netzwerken austauschen.<br />

Daneben ist auch eine Energieberatung vor Ort<br />

geplant, wie Sambale sagte. Dabei kommt ein Energieberater<br />

zu einem kostenlosen Energiecheck ins Unternehmen.<br />

In der Pilotphase werden dafür zunächst Gemeinden<br />

ausgewählt. Je nach Größe der Kommune<br />

wird die Beratung anschließend allen ortsansässigen<br />

Unternehmen oder allen Firmen eines Gewerbegebietes<br />

angeboten. Nach der Pilotphase werden die Unternehmensberatungen<br />

laut Landrat Weirather auf den<br />

gesamten Landkreis ausgedehnt.<br />

Das Projekt »Energiezukunft Unternehmen« ist<br />

in diesem Jahr einer der Schwerpunkte der Fachstelle<br />

für Klimaschutz im Unterallgäu. Weitere wichtige Projekte<br />

sind nach den Worten von Klimaschutzmanagerin<br />

Andrea Ruprecht unter anderem eine Kooperationsbörse<br />

zur Anpassung an den Klimawandel, eine<br />

Ausstellung zum Thema Elektromobilität, ein Energieeffizienzkurs<br />

für Bildungseinrichtungen sowie eine<br />

Strom- und Wärmebilanz für den Landkreis. Die finanziellen<br />

Mittel dafür sind im diesjährigen Haushaltsansatz<br />

eingeplant. Diesen begrüßte der Umweltausschuss<br />

einstimmig und empfahl dem Kreistag, den<br />

Ansatz wie vorgelegt zu billigen.<br />

Kurzinfo<br />

Informationen gibt es auch<br />

über die Telefon hotline bei<br />

Eza! unter (0831) 9602860<br />

oder im Internet unter<br />

www.energiezukunft-unter -<br />

nehmen.de. Bei Fragen gibt<br />

im Unter allgäu Klimaschutz -<br />

managerin Andrea Ruprecht<br />

Auskunft unter Telefon<br />

(08261) 995-164.<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

49


Studium<br />

Die Zukunft beginnt jetzt<br />

Studiengang Industrielle Biotechnologie<br />

In der chemischen Industrie und der Energiewirtschaft sollen zunehmend<br />

alternative, nachhaltige Produktionsverfahren entwickelt werden, um<br />

umwelt-, ressourcen- und klimaschonende Prozesse zu realisieren und die<br />

Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren. Die Hochschule<br />

Biberach kommt diesem Wunsch entgegen – mit dem Studiengang der<br />

Industriellen Biotechnologie.<br />

Info<br />

Dieser Studiengang kann nur im<br />

Wintersemester begonnen werden,<br />

Bewerbungsfrist ist der 15. Juli <strong>2017</strong>.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.hochschule-biberach.de/<br />

web/industrielle-biotechnologie/ibt<br />

Ein kühles Bier, intelligentes Waschmittel, abbaubare<br />

Mulchfolie – all das sind Produkte der<br />

Industriellen Biotechnologie. Doch dieser<br />

Zweig der Biotechnologie leistet noch mehr: Es werden<br />

Bioprozesse entwickelt und optimiert, und somit<br />

wird eine ausreichende Erzeugung von Biomasse als<br />

Energieträger und Wertstoff garantiert. Dies sichert<br />

langfristig die nachhaltige Nutzung von natürlichen<br />

Informationen zu den Zulassungs -<br />

voraussetzungen und dem Bewerbungs -<br />

verfahren unter www.hochschulebiberach.de/web/zulassungsamt<br />

Neben der Industriellen Biotechnologie bietet<br />

die Hochschule Biberach noch zwei weitere<br />

Energie-Studiengänge an: Energie-<br />

Ingenieurwesen und Energiewirtschaft.<br />

Ressourcen. Dass dies für zukünftige Generationen<br />

wichtig sein wird, erkannte auch die Hochschule Biberach.<br />

Sie startete im Jahr 2011 erstmals den Bachelorstudiengang<br />

Industrielle Biotechnologie und schuf<br />

damit eine enge interdisziplinäre Verbindung mit den<br />

ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen.<br />

Profundes Wissen erlangen<br />

In sieben Semestern bildet der Studiengang junge<br />

Männer und Frauen zu Biotechnologen aus, die im<br />

späteren Berufsleben Bioprozesse zur Erzeugung von<br />

Energieträgern und Wertstoffen anwenden können.<br />

Dafür werden fundierte Kenntnisse im Anlagenbau<br />

sowie in der Mess- und Regeltechnik benötigt, die den<br />

Studenten vermittelt werden. Weitere Schwerpunkte<br />

des Studiums sind Chemie, Mikrobiologie und die<br />

Verfahrenstechnik. Nach ihrem Abschluss sind die<br />

Absolventen dann auf den Einsatz von biotechnologischen<br />

Verfahren spezialisiert, um Biomasse für die<br />

stoffliche und energetische Verwertung oder Verede-<br />

50 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Auch selbstständiges Arbeiten an Projekten ist für<br />

die jungen Männer und Frauen Teil des Studiums<br />

Das Gebäude der Industriellen Biortechnologie<br />

bietet eine Infratruktur aus Hörsälen, Labors und<br />

apparativer Ausstattung<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

51


Studium<br />

Die theoretische Lehre wird<br />

durch vielseitige Laborpraktika<br />

ergänzt. Der Praxisanteil liegt<br />

bei über einem Drittel der<br />

Präsenzzeit<br />

Die topmoderne<br />

Laborausstattung<br />

ermöglicht den Studenten<br />

eine fundierte Ausbildung<br />

lung in den verschiedensten Wirtschaftszweigen bereitzustellen.<br />

Nah an der Praxis<br />

Fotos: HBC, HBC/Stefan Sättele, Claudia Schöwe<br />

Die theoretischen Vorlesungen und Seminare<br />

werden ergänzt durch Exkursionen zu verschiedenen<br />

relevanten Industrieunternehmen und durch verschiedene<br />

Laborpraktika. Gut ein Drittel ihres Studiums<br />

verbringen die Studenten in den topmodern ausgestatteten<br />

Labors und erlernen das selbstständige Arbeiten.<br />

Hinzu kommt noch ein Praxissemester, das bis zu 25<br />

Prozent der Studenten im Ausland absolvieren. In diesem<br />

Semester sammeln die Studierenden praktische<br />

Erfahrungen in einem Industrieunternehmen oder einer<br />

Forschungseinrichtung. So hat der Student während<br />

seines Praktikums unter anderem Einblick in die<br />

betriebliche Arbeitsweise und Sozialstruktur und wird<br />

mit Forschungs- oder Entwicklungsmethoden, Verfahrens-<br />

und Betriebsaufgaben und industriellen Produktionseinrichtungen<br />

vertraut gemacht. So wird der<br />

Student mit dem Praktikum frühzeitig auf die spätere<br />

Berufstätigkeit vorbereitet.<br />

Weites Berufsfeld<br />

Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums erwarten<br />

die Absolventen produktionsbegleitende, problemlösende<br />

oder analytisch forschende Tätigkeiten.<br />

Es stehen ihnen Möglichkeiten in den verschiedensten<br />

Industriefeldern offen wie etwa in der chemischen Industrie,<br />

im Anlagenbau, in der Umwelt- und Entsorgungstechnik,<br />

in Forschungs- und Untersuchungslabors<br />

oder in Ingenieursbüros und bei Behörden.<br />

Jedoch haben die jungen Männer und Frauen<br />

nach ihrem Bachelorabschluss auch die Möglichkeit,<br />

noch den viersemestrigen Masterstudiengang »Indus-<br />

trielle Biotechnologie« zu absolvieren, den die Hochschule<br />

Biberach in Kooperation mit der Universität<br />

Ulm anbietet.<br />

(cs)<br />

52 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Förderung<br />

Schub für die Energieforschung<br />

Fördermittel an Hochschule Biberach<br />

Mit vier neuen Forschungsprojekten,<br />

die zum Jahreswechsel bewilligt wurden<br />

und sich derzeit in der Startphase<br />

befinden, wird die Energieforschung<br />

an der Hochschule Biberach HBC<br />

deutlich gestärkt. Die Projekte werden<br />

in den nächsten drei Jahren mit<br />

knapp 1,9 Millionen Euro gefördert.<br />

Diese Drittmittel geben der Energieforschung<br />

an der Hochschule Biberach einen neuen und<br />

wichtigen Schub«, sagt der geschäfts führende<br />

Leiter des Instituts für Energie- und Gebäude systeme<br />

an der HBC, Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff. Die<br />

Biberacher Forscher sehen seit Langem ein Defizit in<br />

der Diskussion um die Energiewende, die – so Koenigsdorff<br />

– bislang eher als »Stromwende« geführt<br />

werde. Der Fokus liege zu sehr auf der – in den letzten<br />

Jahren stark ansteigenden – Erzeugung von Strom aus<br />

erneuerbaren Energiequellen. Wichtig sei eine Ergänzung<br />

um eine »Wärme- und Kältewende« mit höherer<br />

Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, so der<br />

Institutsleiter. Sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Martin<br />

Becker sieht vor allem mit der Energieeffizienz »eine<br />

bisher stark vernachlässigte Säule auf dem Weg zur<br />

Transformation der Energiesysteme«. Als Beispiel<br />

nennt er Kälteanlagen, die überwiegend mit elektrischen<br />

betriebenen Kompressoren werden und rund 15<br />

Prozent des gesamten elektrischen Endenergiebedarfes<br />

benötigen. Becker sieht deshalb »ein hohes Einsparpotenzial<br />

im riesigen Bestand von Kälteanlagen,<br />

die im laufenden Betrieb optimiert werden können«,<br />

weshalb in seinen neuen Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

ein Schwerpunkt insbesondere auf die<br />

Betriebsoptimierung von Kälteanlagen gelegt wird.<br />

Noch stärker als bisher wird sich das Institut für Gebäude-<br />

und Energiesysteme der Hochschule Biberach<br />

deshalb künftig der Energieeffizienz widmen. Die vier<br />

neuen Projekte decken einen großen Forschungsbereich<br />

zur Optimierung von thermischen Systemen<br />

und zum Einsatz erneuerbarer Energien in der<br />

Wärme- und Kälteversorgung ab.<br />

Was gefördert wird<br />

Im Projekt Automationsgestützte Optimierung<br />

thermischer Energieversorgungsysteme geht es um die<br />

optimierte Betriebsführung und verbesserte Automatisierung<br />

von Wärme- und Kälteversorgungssystemen.<br />

Foto: Hochschule Biberach<br />

Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung von verbesserten<br />

Steuerungs- und Regelungsverfahren für heizungs- und<br />

klimatechnische Anlagensysteme, ebenso die verbesserte<br />

Regelung der Hydraulik inklusive Einbindung von<br />

Speichertechnologien. Das Projekt Energieeffizienz und<br />

optimierte Betriebsführung von gewerblichen Kälteanlagen<br />

befasst sich mit der Entwicklung von Methoden<br />

und Werkzeugen, um die Energie effizienz von gewerblichen<br />

Kälteanlagen im laufenden Betrieb bewerten und<br />

darauf aufbauend gezielte Maßnahmen zur Betriebsoptimierung<br />

vornehmen zu können.<br />

Die Verbesserung der Technologien zur Nutzung<br />

oberflächennaher geothermischer Energie steht im<br />

Fokus des Projektes Qualitätssicherung bei Erdwärmesonden.<br />

In diesem Verbundprojekt unter Leitung<br />

des Bayerischen Zentrums für angewandte Energie -<br />

forschung arbeitet das Biberacher Institut an der<br />

Erforschung und Entwicklung von Auslegungs- und<br />

Simulationswerkzeugen für die unterschiedlichen<br />

Technologien wie Erdwärmesonden, -kollektoren, -<br />

körbe und Eisspeicher.<br />

Die Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg<br />

in einem größeren Maßstab wird im Projekt »Geo-<br />

Speicher.bw« untersucht. Das Verbundvorhaben zielt<br />

darauf ab, den effizienten Einsatz geothermischer Wärme-<br />

und Kältenutzung und vor allem der Speicherung<br />

zur Reduzierung fossiler Energieträger zu demonstrieren.<br />

Die Hochschule Biberach ist als einer der Partner<br />

im Landesforschungszentrum Geothermie beteiligt, begleitet<br />

das »Kalte Nahwärmenetz Hochvogelstraße« in<br />

Biberach wissenschaftlich und befasst sich mit der optimalen<br />

Einbindung geothermischer Anlagen in Gebäude-<br />

und Energiekonzepte.<br />

Sie bringen die Energie forschung<br />

an der Hochschule Biberach<br />

weiter voran: die Professoren<br />

Martin Becker, Alexander Floß,<br />

Stefan Hofmann und Roland<br />

Koenigsdorff (v. l.)<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

53


Energie<br />

Bürger tauschen sich aus<br />

Ideen sammeln für den Klimaschutz<br />

Energie und Klimaschutz sind Theman, über die wir uns<br />

alle Gedanken machen sollten. Das Landratsamt Oberallgäu<br />

bot Ende November vergangenen Jahres dafür eine Plattform:<br />

die Bürger-Energiewerkstatt, in deren Rahmen auch die<br />

Gewinner des Stromsparwettbewerbes ausgezeichnet wurden.<br />

Die Bürger-Energiewerkstatt war der gemeinschaftlichen<br />

Entwicklung von Projektideen<br />

zum Energie-und Klimaschutz gewidmet.<br />

Hintergrund der Veranstaltung im Landratsamt Oberallgäu<br />

war die Erstellung eines Masterplans für 100<br />

Prozent Klimaschutz, zu dessen Erstellung der Landkreis<br />

im Frühjahr 2016 als eine von 22 Kommunen in<br />

Deutschland ausgewählt worden war.<br />

Um das Ziel von 100 Prozent Klimaschutz zu erreichen,<br />

soll die Hälfte des heutigen Energieverbrauches<br />

eingespart werden – durch erneuerbare Technologien,<br />

effizientere Technik und sparsames Verhalten.<br />

Der restliche Energiebedarf soll durch erneuerbare<br />

Energien gedeckt werden. Da die Erreichung dieses<br />

Zieles nicht einfach wird, fördert das Bundesumweltministerium<br />

Kommunen und Landkreise, die entsprechende<br />

Pläne und Projekte gemeinsam mit der Bevölkerung<br />

entwickeln und umsetzen.<br />

Anregungen, Ideen und Wünsche<br />

So waren nun im Landkreis Oberallgäu die Bürger<br />

im Rahmen der Energiewerkstatt gefragt: In drei<br />

verschiedenen Workshops hatten sie die Möglichkeit,<br />

Anregungen zu geben, Ideen zu sammeln oder ihre<br />

Wünsche für die Zukunft zu äußern. Eine Stunde hatten<br />

sie dafür in etwa Zeit, und sie traten in einen regen<br />

Austausch miteinander und notierten alles auf kleine<br />

Zettel, die dann später an Tafeln befestigt wurden. Am<br />

Ende der Workshops erläuterten dann die drei Leiter<br />

der Arbeitskreise jeweils kurz die Ergebnisse.<br />

Reicher Ideenfluss<br />

Im Workshop »Erneuerbare Energien« lag der Fokus<br />

auf dem Wärme- und Strombereich. Dort forderten<br />

die Bürger beispielsweise, dass intelligente Heizungssteuerungen<br />

ein Muss sein sollten. Auch mehr Bildungsarbeit<br />

an Schulen, der Abbau von genehmigungsrechtlichen<br />

Hürden sowie das Voranbringen des Baues<br />

von intelligenten Häusern waren Forderungen, ebenso<br />

der Ausbau von Wasserkraft. Weiterhin regten die Bürger<br />

an, dass Speichertechnik und -vernetzung sowie virtuelle<br />

Kraftwerke mehr gefördert werden sollten.<br />

Ein anderer Arbeitskreis mit dem Thema »Energieeffizienz«<br />

setzte das Hauptaugenmerk eher auf die<br />

Bereiche Marketing, Presse und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die Teilnehmer waren sich einig, dass anderen mitge-<br />

54<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Stromsparwettbewerb<br />

Im Rahmen der Bürger-Energiewerkstatt fand auch<br />

die Preisverleihung des landkreisweiten Strom spar -<br />

wettbewerbes in verschiedenen Kategorien statt.<br />

Die Teilnehmer traten in<br />

einen regen Austausch, der<br />

auch schon mal hitzig<br />

werden konnte<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Die erste Bürger-Energie-<br />

Werkstatt fand am 28.<br />

November 2016 statt,<br />

weitere sollen folgen<br />

teilt werden muss, was man vorhat, beziehungsweise<br />

die Öffentlichkeit über die verschiedenen Aspekte der<br />

Energieeffizienz informiert werden sollte. Zum Thema<br />

»Sanieren« kam beispielsweise der Vorschlag, dass<br />

es steuerliche Anreize geben sollte.<br />

Forderungen der Bürger<br />

Im dritten Workshop »Verkehr und Mobilität«<br />

erklärte der Leiter zunächst, dass 30 Prozent der CO 2 -<br />

Emissionen im Oberallgäu vom Verkehr verursacht<br />

werden. Mit dieser Information kam dann etwa die<br />

Frage auf, was hinsichtlich des Antriebes mit Wasserstoff<br />

zukünftig passieren wird. Auch forderten die<br />

Bürger einiges wie etwa: den Ausbau von Ladesäulen,<br />

die Einrichtung von Mitfahrgelegenheitsportalen, die<br />

Senkung von Ticketpreisen des Öffentlichen Personennahverkehrs,<br />

den Ausbau und die sichere Gestaltung<br />

der Radwege oder das Organisieren von Wettbewerben<br />

wie das Stadtradeln.<br />

In der Energiewerkstatt wurden dank der interessierten<br />

und engagierten Bürger noch viel mehr Ideen<br />

und Wünsche gesammelt – sie alle werden nun gesichtet<br />

und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. (cs)<br />

Teilnehmerstärkste Kommune<br />

1. Platz Buchenberg – 73 Teilnehmer<br />

2. Platz Haldenwang – 59 Teilnehmer<br />

3. Platz Durach – 24 Teilnehmer<br />

Prozentuale Einsparung zum Vorjahr<br />

1. Platz Beate Groeger – 70,55 %<br />

2. Platz Herbert Lehleiter – 51,47 %<br />

3. Platz Hans Kinzelmann – 49,33 %<br />

4. Platz Oswald Nebel – 48,76 %<br />

Niedrigster Verbrauch pro Kopf<br />

1. Platz Stephan Ettensperger – 114,4 kWh p.a.<br />

2. Platz Antonie Schlicke – 214,75 kWh p.a.<br />

3. Platz Wolfgang Kübler – 342,5 kWh p.a.<br />

Besondere Leistung<br />

Durchschnittliche Einsparung:<br />

Wildpoldsried – 20,4 % (19 Teilnehmer)<br />

Durach – 18,52 % (24 Teilnehmer)<br />

Haldenwang – 17,9 % (59 Teilnehmer)<br />

Energieautarkie<br />

Zusätzlich gewann die Familie Fackler aus Haldenwang<br />

ein Wochenende kostenloses E-Auto fahren dafür, dass<br />

sie energieautark lebt und ihren Strom aus Wasserkraft<br />

bezieht.<br />

Landrat Anton Klotz gratuliert Toni Barth, dem<br />

Bürgermeister von Buchenberg, zum 1. Platz<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

55


Energiezukunft<br />

Ganz vorne mit dabei<br />

Das Allgäu als Vorbildregion<br />

Die Stromleitungen im<br />

Allgäu transportieren<br />

überdurchschnittlich viel<br />

Strom aus erneuerbaren<br />

Energien – hier der Blick<br />

von einem Hochspannungs -<br />

mast bei Kempten<br />

Unsere künftige Energieversorgung zeichnet sich durch drei Merkmale aus:<br />

Es werden erneuerbare Energien genutzt, die Produktion ist dezentral und die<br />

Versorgungsnetze »denken mit«. Kurzum: Die Energiezukunft ist grün, dezentral<br />

und digital. Aktuelle Zahlen belegen: Das Allgäu hat diese Zukunft bereits eingeläutet.<br />

Bei der regenerativen Stromerzeugung zählt die Region bundesweit zu den<br />

Vorreitern. Kommunen, Unternehmen und Bürger bringen den Energiewechsel<br />

auch in den Bereichen Wärmeversorgung und Mobilität gemeinsam voran.<br />

Zwei von drei Kilowattstunden der Stromnachfrage<br />

erzeugt das nördliche Allgäu heute bereits<br />

selbst – nachhaltig und CO 2 -frei. Dafür<br />

betreiben Unternehmen, Kommunen und Bürger in<br />

dieser Region insgesamt rund 23.000 EEG-Anlagen –<br />

die meisten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie.<br />

Die regenerative Stromerzeugung hat dort inzwischen<br />

einen Anteil am Stromverbrauch von 68 Prozent erreicht.<br />

Die Region nimmt damit bundesweit einen<br />

Spitzenplatz ein. National kommt der Beitrag der erneuerbaren<br />

Energien lediglich auf etwas mehr als 30<br />

Prozent. Nach den Plänen der Bundesregierung soll<br />

dieser Wert bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent gesteigert<br />

werden. Für das Allgäu ist das also kein Zukunftsziel<br />

mehr, sondern schon jetzt Energie-Realität.<br />

Gemeinsam in die Energiezukunft<br />

Der erfolgreiche Start der Energiezukunft ist eine<br />

Gemeinschaftsleistung aller Kräfte in der Region:<br />

Möglich macht das zum einen das Engagement von<br />

Unternehmen, Kommunen und Bürgern, die auf<br />

Photo voltaikanlagen und andere dezentrale Erzeugungsanlagen<br />

setzen. Zum anderen muss der überall<br />

in der Region gewonnene Stromertrag aber auch ins<br />

Stromnetz eingespeist und genutzt werden können.<br />

Dafür investierten die Lechwerke (LEW) in den letzten<br />

sechs Jahren rund 60 Millionen Euro in den Ausbau<br />

und die Modernisierung des regionalen Stromnetzes<br />

im Allgäu. Gleichzeitig unterstützen sie als<br />

Energiepartner vor Ort die Anlagenbetreiber dabei,<br />

ihren Umweltstrom direkt vor Ort zu speichern und<br />

zu nutzen. Über ein Internetportal etwa lassen sich<br />

Batteriespeicher und PV-Anlagen einfach online konfigurieren,<br />

bestellen und von regionalen Handwerksbetrieben<br />

installieren. Insgesamt sind im gesamten<br />

Netzgebiet von LEW inzwischen rund 1600 Batteriespeicher<br />

in Betrieb. Aktuell ist jede dritte neue Photovoltaikanlage<br />

bereits von Beginn an mit einem Stromspeicher<br />

ausgerüstet, und immer mehr Betreiber rüs -<br />

ten ihre Bestandsanlagen nach.<br />

56<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Im Projekt eplanB in Buchloe wurde ein intelligentes Lade-Management für Elektroautos entwickelt, um Strom aus den Photovoltaikanlagen zu nutzen<br />

Energiewende bei Strom,<br />

Wärme und Verkehr<br />

Der Umstieg auf regenerative Energiequellen in<br />

der Stromerzeugung ist tragende Säule der Energiewende.<br />

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wäre<br />

das allein aber noch nicht ausreichend. Denn zwei<br />

Drittel der CO 2 -Emissionen in Deutschland verur -<br />

sacht nicht der Energiesektor, sondern die Wärmeversorgung<br />

und der Verkehr. Für einen nachhaltigen Klimaschutz<br />

muss also auch in diesen Sektoren der Ausstieg<br />

aus fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und<br />

Gas gelingen.<br />

Erreichen lässt sich das durch die Koppelung der<br />

Sektoren, also durch die Kombination nachhaltiger<br />

Energiebausteine zu integrierten Lösungen. Ein Beispiel<br />

dafür ist die klimaneutrale Gebäudeheizung und<br />

Warmwasserversorgung mit Erd- und Umweltwärme.<br />

Den Strom für die Wärmepumpen kann dabei die<br />

eigene Solaranlage auf dem Dach liefern. Auch in diesem<br />

Bereich ist die Region auf einem guten Weg: Im<br />

vergangenen Jahr hat LEW in Bayerisch-Schwaben<br />

und im Allgäu fast 1000 neue Anlagen ans Netz genommen.<br />

Elektromobilität nimmt Fahrt auf<br />

Fotos: LEW/Hanisch, Hochgemuth, Plössel, Wagner; Portrait: privat<br />

Viele Unternehmen setzen auf erneuerbare Energien. Hier die Alois Müller GmbH in Ungerhausen<br />

Ein anderes Beispiel ist die Elektromobilität. Für<br />

die CO 2 -Vermeidung im Verkehrssektor spielt sie<br />

eine Schlüsselrolle. Besonders im ländlichen Raum<br />

sind strombetriebene Fahrzeuge eine sinnvolle Option,<br />

weil es in Regionen wie dem Allgäu vor Ort genügend<br />

Grünstrom zum umweltfreundlichen Laden<br />

der Fahrzeugbatterien gibt. Gerade fürs Pendeln eignen<br />

sich die elektrisch betriebenen Fahrzeuge besonders<br />

gut. Die Lechwerke treiben die Elektromobilität<br />

in der Region seit vielen Jahren voran: In Bayerisch-<br />

Schwaben und im Allgäu betreiben sie inzwischen<br />

rund 130 Ladepunkte für Elektroautos. Im Forschungsprojekt<br />

ePlanB in Buchloe (allgäuALTERNA-<br />

TIV berichtete mehrfach) entwickelten sie mit ihren<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

57


Energiezukunft<br />

Die Wasserkraft ist eine<br />

traditionell starke Säule der<br />

Energieversorgung in der<br />

Region. Mit zahlreichen<br />

Projekten wie hier einer<br />

naturnahen Fischtreppe am<br />

Kraftwerk Maria Steinbach<br />

möchten die Lechwerke beim<br />

Betrieb der Kraftwerke<br />

Ökonomie und Ökologie in<br />

Einklang bringen<br />

Projektpartnern ein intelligentes Lademanagement,<br />

das die geparkten Elektroautos gezielt dann auflädt,<br />

wenn die heimischen Photovoltaikanlagen viel Strom<br />

in das Netz einspeisen. Gemeinsam mit Partnern bauen<br />

die Lechwerke die öffentliche Ladeinfrastruktur<br />

derzeit kontinuierlich weiter aus. Dass die Elektro -<br />

mobilität auf den Straßen im Allgäu an Fahrt aufnimmt,<br />

zeigen Zahlen: Allein in den Teilen des Allgäus,<br />

in denen LEW mit dem Thema Elektromobilität<br />

aktiv ist, stieg die Zahl der Hybridfahrzeuge und reinen<br />

Elektroautos innerhalb eines Jahrs um mehr als<br />

30 Prozent auf mehr als 1000 Fahrzeuge. Die Zahl der<br />

Unser Autor:<br />

Josef Nersinger<br />

Der 57-jährige ist<br />

stellvertretender Leiter<br />

der Kommunal betreuung<br />

bei den Lechwerken<br />

(LEW). Er hat sein Stu -<br />

dium an der Hochschule<br />

Augs burg im Fach be -<br />

reich Elektrotechnik ab -<br />

sol viert. Seit 1985 ist er bei LEW in ver schie denen Funk -<br />

tionen bei Netz und Vertrieb tätig. Seit 2003 arbeitet er<br />

im Bereich der Kommunal betreu ung. Dort ist er schwer -<br />

punkt mäßig zu stän dig für Kommunen und Land kreise im<br />

westlichen und südlichen Bereich des LEW-Netzgebietes.<br />

Josef Nersinger arbeitet in verschiedenen Energie teams<br />

der Region mit.<br />

Ladevorgänge an allen LEW-Ladesäulen ist um mehr<br />

als 40 Prozent gestiegen.<br />

Unterallgäu startet Modellprojekt<br />

Auch, wenn das Allgäu bereits ein gutes Stück auf<br />

dem Weg in die Energiezukunft vorangekommen ist:<br />

Es sind weiterhin große Anstrengungen nötig, um den<br />

Umbau des Energiesystems weiter voranzutreiben.<br />

Wichtige Impulse soll hierbei das von der Bundes -<br />

regierung unterstützte Projekt »Energiewende Unterallgäu<br />

Nordwest« liefern, ein bundesweit einzigartiger<br />

Feldversuch für eine beschleunigte Energiewende im<br />

ländlichen Raum. Das ambitionierte Ziel: in nur fünf<br />

Jahren den Anteil erneuerbarer Energie bei Stromund<br />

Wärmeverbrauch von derzeit 40 auf 60 Prozent<br />

erhöhen. Der Landkreis Unterallgäu, das Energie- und<br />

Umweltzentrum Allgäu und die Lechwerke wollen gemeinsam<br />

unter Beweis stellen, dass dies im Allgäu<br />

möglich ist. LEW unterstützt die 27 beteiligten Gemeinden<br />

dafür unter anderem durch Stromsparmaßnahmen<br />

wie beispielsweise die Umstellung auf LED-<br />

Straßenbeleuchtung. Das Unternehmen will außerdem<br />

Möglichkeiten schaffen, um Solarstrom für die<br />

Erzeugung von Wärme zu speichern. Und die Lechwerke<br />

werden ihre Erfahrungen beim Einsatz virtueller<br />

Regionalkraftwerke nutzen, um die erneuerbaren<br />

Energien optimal in das Energiesystem zu integrieren.<br />

Im Allgäu wird sich in Sachen Energiezukunft also<br />

noch einiges tun.<br />

58 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Holz<br />

Ein Projekt für die Zukunft<br />

Holzforum entsendet Botschafterin ins Allgäu<br />

Zur Förderung von grenzübergreifenden Innovationen in der Forst- und<br />

Holzbranche haben sich das Holzforum Allgäu, die Cluster-Initiative Forst<br />

und Holz Bayern, der Verein proHolz Tirol und die Universität Innsbruck<br />

für das Projekt »Inno4wood« zusammengeschlossen.<br />

Fotos: Volker Wille, Maike Breitfeld/Holzforum<br />

Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette<br />

Forst-Holz soll der grenzüberschreitende<br />

Zugang zu Know-how, Forschungsund<br />

Entwicklungsergebnissen und Kompetenzen erleichtert<br />

und somit deren Innovationsbereitschaft und<br />

-leistung gestärkt werden – das ist das Ziel von<br />

»Inno4wood«.<br />

Regional könnten die einzelnen Akteure der<br />

Forst-, Säge- und Holzbauwirtschaft sowie Schreinereibetriebe<br />

vielfach noch enger zusammenarbeiten.<br />

Was dafür jedoch fehlt, ist ein gezielter und grenzübergreifender<br />

Wissensaustausch, das Aufzeigen von verfügbaren<br />

Angeboten im Bereich Forschung und Entwicklung<br />

sowie von konkreten Chancen, die eine verstärkte<br />

Innovationstätigkeit mit sich bringen. Um die<br />

regionalen Unternehmen dahingehend zu erreichen,<br />

werden sogenannte »Holzbotschafter für Innovation<br />

und Technologie« als konkrete Ansprechpartner für<br />

die Unternehmen eingesetzt, und das Angebot der am<br />

Projekt beteiligten Organisationen wird dahingehend<br />

ausgeweitet.<br />

Im Auftrag des Holzes<br />

Eines der Kernziele von »Inno4wood« liegt darin,<br />

die Hemmschwelle von Wirtschaftsunternehmen hinsichtlich<br />

Nutzung der Angebote von Forschungseinrichtungen<br />

abzubauen. Auch mögliche Denkhürden<br />

sollen beseitigt und die Transparenz der Akteure<br />

untereinander gesteigert werden. Möglich wäre<br />

dies durch auf spezifische Zielgruppen zugeschnittene<br />

Veranstaltungen und die Entwicklung<br />

einer grenzüberschreitenden Plattform<br />

für Innovation und Qualifizierung.<br />

Ebenso werden die Projektpartner den Unternehmen<br />

in Entwicklungsprozessen unterstützend<br />

zur Seite stehen.<br />

»Als Partner dieses Projektes möchten<br />

wir vor allem die Allgäuer Unternehmer<br />

und politische Entscheidungsträger<br />

ins Boot holen. Wir möchten<br />

hier im Allgäu einen neuen Ansatzpunkt<br />

für die Umsetzung und die Zusammenarbeit<br />

innerhalb innovativer Prozesse erschaffen«,<br />

erklärt Hugo Wirthensohn, 1. Vorstand von<br />

Holzforum Allgäu. Hier setzt seit Dezember Maike<br />

Breitfeld, die neue Holzbotschafterin des Holzforums<br />

Allgäu, an. Sie ist im gesamten Allgäu unterwegs, um<br />

den Kontakt zu Holzbetrieben auszubauen, Netzwerke<br />

zu stärken und Innovationen voranzutreiben. Zunächst<br />

ist die Stelle auf die Laufzeit des Projektes befristet<br />

und läuft bis Mai 2019 – ist sie jedoch in ihrer<br />

Rolle als Holzbotschafterin erfolgreich, soll die Stelle<br />

auch nach Ende des Projektes weitergeführt werden.<br />

(cs)<br />

Maike Breitfeld ist als<br />

Selbstständige im Bereich<br />

Kommunikationstraining tätig<br />

und nun nebenberuflich<br />

Holzbotschafterin<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

59


Wasserkraft<br />

Strom aus Trinkwasser<br />

Umweltfreundliche Doppelnutzung<br />

Immenstadt im Oberallgäu will die Trinkwasserquelle in den Bergen doppelt nutzen.<br />

Im Krafthaus soll mit moderner UV-Technik das Trinkwasser keimfrei gemacht<br />

werden. Das Chlor-Zeitalter soll dann der Vergangenheit angehören. Die Stadt möchte<br />

aber auch zusätzlich umweltschonend auch Strom gewinnen.<br />

Der Blick durch das<br />

Steigbachtal, in dem die<br />

Sigundquelle liegt, auf die<br />

Stadt Immenstadt<br />

Die Stadt Immenstadt hat das Glück, bei der<br />

Trinkwasserversorgung noch überwiegend<br />

auf eine eigene Quelle, die Sigundquelle im<br />

Oberen Steigbachtal, zurückgreifen zu können. Bereits<br />

seit vielen Jahren füllt diese Quelle den Hochbehälter<br />

der 15.000-Einwohner-Stadt. Mit dem Bergrutsch am<br />

Immenstädter Horn geriet der alte Hochbehälter in<br />

den Gefahrenbereich. Er musste verlegt werden. Dies<br />

nahmen die Stadtwerke zum Anlass, weitergehende<br />

Überlegungen anzustellen.<br />

UV-Licht ersetzt Chlorierung<br />

»Bisher mussten wir das Wasser der Quelle vorschriftsgemäß<br />

mit Chlor behandeln, was immer wieder<br />

mal zu Beschwerden einiger Bürger führte, die den<br />

Geruch des Wassers monierten«, berichtet Paul Müller,<br />

der Verantwortliche bei den Stadtwerken Immenstadt.<br />

Mit der Verlegung des Hochbehälters entwickelte<br />

man dort nun die Idee, statt der Chlorung des Wassers<br />

auf UV-Bestrahlung umzusatteln. In diesem Fall<br />

war es aber nötig, im Steigbachtal ein kleines Gebäude<br />

Fotos: Unterlerchner, Trojan, Archiv EDITION ALLGÄU<br />

für die UV-Anlage zu bauen. Bei einer kleineren Quelle<br />

im Bergstättgebiet ist bereits seit Jahren eine kleine<br />

Trinkwasserturbine in Einsatz. Nun dachte man darüber<br />

nach, auch bei der Sigundquelle mehrere Fliegen<br />

mit einer Klappe zu schlagen. Wenn schon ein Gebäude<br />

errichtet werden muss, dann könnte man doch<br />

auch gleich eine Trinkwasserturbine unterbringen.<br />

Nach der Prüfung der Gegebenheiten wurde dieser<br />

Vorschlag im Herbst dem Bau- und Umweltausschuss<br />

der Stadt vorgetragen. Und die Räte waren von der<br />

Idee sehr angetan. Eine geeignete Turbine für die Fallhöhe<br />

von 160 Metern war bald gefunden.<br />

Turbine aus dem Defereggental<br />

Die Maschinenbau-Firma Unterlercher GmbH<br />

im Defereggental/Tirol konnte mit der passenden Turbine<br />

aufwarten. Die inhabergeführte Firma hat sich<br />

auf Spezial-Turbinen konzentriert. Bernhard Unterlercher<br />

beschäftigt sich seit 1990 mit Wasserkraft-<br />

Maschinen. Mit moderner Simulationssoftware werden<br />

die Geometrien seiner Turbinen strömungstechnisch<br />

optimiert und hochbeanspruchte Bauteile mittels<br />

Berechnung überprüft. Dazu gibt es einen firmeneigenen<br />

Prüfstand. Nach Inbetriebnahme einer Wasserkraftanlage<br />

wird diese von den Technikern durch<br />

Kennlinienmessungen analysiert. Der Hersteller gewinnt<br />

dadurch wichtige Aufschlüsse zur Turbinenleis -<br />

tung über den gesamten Regelbereich. Um die Trinkwasserqualität<br />

nicht zu beeinflussen, kommen nur<br />

ausgewählte Edelstähle zum Einsatz. In Immenstadt<br />

wird eine Turbine mit 35 kWh Spitzenleistung eingesetzt.<br />

Sie soll 365 Tage im Jahr laufen. Der Turbinentyp<br />

aus dem Hause Unterlercher ist so konstruiert, dass er<br />

im Wasserablauf den Wasserdruck nicht vermindert.<br />

Die Turbine soll sich bald amortisieren<br />

Nun sind 35 kWh (entspricht einer Versorgung<br />

von ca. 70 Normalhaushalten) keine besondere Leis -<br />

tung für ein Wasserkraftwerk. Betrachtet man aber,<br />

dass es sich dabei um eine »Zweitnutzung« des Wassers<br />

handelt, dann macht der Einbau der Turbine<br />

durchaus Sinn. Das Turbinengebäude müsste für die<br />

UV-Behandlung sowieso gebaut werden. Die Zulei-<br />

60 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


tung von der Quelle besteht, und die Weiterleitung an<br />

den Hochbehälter ist auch bereits verlegt und hat nur<br />

wegen der Wasserkraft-Nutzung keinen Cent mehr<br />

gekostet. Die neue Turbine und der Generator werden<br />

sich – so hoffen die Vertreter der Stadtwerke – schon<br />

bald amortisiert haben.<br />

Eine Gefahr bleibt bestehen<br />

Ein Problem haben die Immenstädter aber trotzdem<br />

– und das führte zu Diskussionen im Bauausschuss:<br />

Die meisten Einheimischen kennen den monumentalen<br />

Erdrutsch am Immenstädter Horn, den<br />

man sogar von der B19 gut sehen kann. Sowohl die<br />

Trinkwasserleitung als auch das neue kleine Krafthaus<br />

mit UV-Anlage liegt am unteren Ende des Rutsch -<br />

hanges. Es ist bekannt, dass es am Horn weitere instabile<br />

Gesteinslagen gibt, die aber derzeit ruhen. Bürger -<br />

meis ter Armin Schaupp: »Wenn wir Pech haben, geht<br />

der Rutsch schon in drei oder zehn Jahren weiter – es<br />

kann aber auch die nächsten hundert Jahre nichts passieren.<br />

Mit einem gewissen Risiko müssen wir leben.«<br />

Die Stadt hat einen Anschluss an das Fernwassernetz.<br />

Deshalb ist sichergestellt, dass »im Fall der Fälle« die<br />

Wasserversorgung nicht gefährdet ist. Auf eine Betonkonstruktion,<br />

wie sie bei Lawinenbauwerken üblich ist,<br />

will man in Immenstadt verzichten. Sie würde im naturnahen<br />

Steigbachtal nicht besonders gut aussehen.<br />

Verlass auf den Marktführer<br />

Sehr wohl aber vertrage es eine unscheinbare<br />

Holzhütte mit dem UV-Element der Firma Trojan<br />

Technologies Deutschland GmbH in Schöllkrippen.<br />

Mit der Bestrahlung mit UV-C-Licht wird Trink -<br />

wasser keimfrei gemacht. Durch seine (im Vergleich<br />

zu Licht im sichtbaren Spektrum) höhere Energie vermag<br />

UV-Strahlung Bakterien, Viren sowie vielerlei<br />

Sporen abzutöten und ist damit auch anstelle von<br />

Chlor oder Sauerstoff zur Desinfektion geeignet. Trojan<br />

hat über ein Vierteljahrhundert den Einsatz von<br />

umweltfreundlichem Ultraviolettlicht (UV) in der<br />

Wasseraufbereitung vorangetrieben und ist bewährter<br />

Partner vieler Kommunen. Trojan hat weltweit die<br />

größte Anzahl von installierten UV-Systemen (4000<br />

Anlagen) im Einsatz, sie schützen Wasser vor den<br />

schädlichen Wirkungen der mikrobiellen und chemischen<br />

Kontamination.<br />

Oben: Trinkwasserturbine mit Generator, wie sie von<br />

der Unterlercher GmbH hergestellt und eingebaut wird<br />

Links: Beim Erdrutsch wurde die Trinkwasserleitung<br />

im Steigbachtal abgerissen. So wurde die Schüttung<br />

der Sigundquelle einmal sichtbar<br />

Unten: Mit dem Trojan-UV-Telos wird zukünftig das<br />

Trinkwasser der Stadt desinfiziert<br />

Ganz unten: So könnte das Krafthäuschen für die<br />

Turbine und die UV-Desinfektion einmal aussehen<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

61


Wasserkraft<br />

Viel Wind um Wasserkraft<br />

Widerstand gegen Projekte<br />

Moderne Wasserkraftwerke sollen an der Iller, an der Ostrach und an<br />

der Trettach entstehen. Gegen alle diese Projekte laufen Naturschützer<br />

und Fischer Sturm, obwohl bereits unterschiedliche Genehmigungen<br />

vorliegen. Hier ein Überblick über den Stand der Dinge.<br />

An der Iller plant die Firma Fontin & Company<br />

in Zusammenarbeit mit der TU München<br />

an acht Standorten im Fluss sogenannte<br />

Schachtkraftwerke, die als besonders ökologische<br />

Kleinwasserkraft-Konzepte bezeichnet werden. Diese<br />

Kraftwerke sollen zwischen Memmingen und Iller -<br />

tissen entstehen. Eines davon ist am Standort bei<br />

Dietenheim bereits genehmigt worden. Nach Genehmigung<br />

und Inbetriebnahme könnte das Schachtkraftwerk<br />

etwa 1,6 Millionen kWh/a erneuerbare Energie<br />

produzieren. Es ist mit einer Fallhöhe von knapp über<br />

vier Metern geplant. Das dort vorhandene alte Wehr<br />

ist eines von den vielen Querbauwerken, die eine<br />

Durchgängigkeit für wandernde Fische nicht ermöglichen.<br />

»Die ökologische Durchgängigkeit des Wehres<br />

nach dem Ausbau wird mittels Fischauf- und Fischabstiegsanlage<br />

nach aktuellen Normen hergestellt«,<br />

versprechen die Planer von Fontin. Mit dem neuen<br />

Kraftwerk könnten ca. 400 Drei-Personen-Haushalte<br />

mit Strom versorgt werden. Vom Planer ist zu erfahren:<br />

Für Kraftwerke mit der Schacht-Technologie wurden<br />

an den Standorten Altenstadt und Balzheim<br />

bereits beim Landratsamt Neu-Ulm Anträge eingereicht.<br />

In diesem Frühjahr werden auch die geplanten<br />

Wehrschwellen bei Illertissen, Kellmünz, Heimertingen,<br />

Tannheim und das zweite Wehr bei Balzheim planerisch<br />

in Angriff genommen.<br />

Kraftwerk verschwindet unter Wasser<br />

»Innovativ, kosteneffizient und naturverträglich<br />

sind diese Schachtkraftwerke«, berichtet Prof. Dr. Peter<br />

Rutschmann vom Lehrstuhl für Wasserbau und<br />

Wasserwirtschaft der TU München. Er hat sie entwikkelt.<br />

Das Schachtkraftwerk besteht aus einer Einheit<br />

von Turbine und Generator, die in einem Schacht mit<br />

sohlbündiger, horizontaler Einlaufebene (und damit<br />

vollständig unter Wasser) installiert ist. Das Kraftwerk<br />

kann in ein bestehendes Querbauwerk – und damit als<br />

62<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Fotos: Fischereiverband; Archiv EDITION ALLGÄU<br />

Kraftwerk kaum wahrnehmbar – integriert werden.<br />

Der Zufluss wird durch den horizontal angeordneten<br />

Rechen mit abflussabhängiger Überdeckungshöhe der<br />

Turbine zugeführt. Die Anbindung an das Unterwasser<br />

erfolgt über das Saugrohr. In der Wehrebene ist in<br />

der Einlaufbreite ein multifunktionaler Verschluss angebracht.<br />

Er dient beim Kraftwerksbetrieb durch eine<br />

leichte Überströmung der Wirbelvermeidung, gibt bei<br />

der Rechenreinigung das Rechenreinigungsgut direkt<br />

ins Unterwasser ab und kann im Hochwasserfall vollständig<br />

abgesenkt werden, um einen großen Fließquerschnitt<br />

freizugeben. Spezielle Durchlässe im Verschluss<br />

ermöglichen den gefahrlosen Abstieg von Fischen<br />

über das Kraftwerk. Zusätzlich wird mit dem<br />

Schachtkraftwerk die vollständige Geschiebedurchgängigkeit<br />

hergestellt.<br />

Proteste vieler Umweltgruppen<br />

Gegen die Vorhaben der Kraftwerksbetreiber hat<br />

sich eine breite Front von Gegnern zusammengeschlossen.<br />

Bund Naturschutz, der Fischereiverband,<br />

der Landesbund für Vogelschutz und die Interessengemeinschaft<br />

»Naturraum Iller« wollen den Ausbau<br />

der Wasserkraft verhindern. Ihr Ziel: Renaturierung<br />

der Iller zwischen Dietenheim und Illertissen. Der<br />

stellvertretende Landesvorsitzende des BUND, Sebas -<br />

tian Schönauer, bezeichnete bei eine Demonstration<br />

das Vorhaben so: »Das Ganze kommt mir vor wie das<br />

Ausquetschen einer leeren Bananenschale!« Ulrich<br />

Müller, langjähriger Vorsitzender vom BUND in Dietenheim,<br />

will eine Renaturierung der Iller vorantreiben.<br />

Er könnte sich sogar vorstellen, die noch vorhandenen<br />

Schwellen abzubauen. »90 Prozent des Illerwassers<br />

werden schon jetzt zur Stromerzeugung genutzt.<br />

Die restlichen zehn Prozent sollten der Ökologie dienen.«<br />

Ein weiteres Problem spricht Thomas Frey, der<br />

Regionalreferent für Schwaben des Bundes Naturschutz<br />

an. Denn mitgespülte Steine im Flussbett, ein<br />

wichtiger Lebensraum für Fische und viele andere Tiere,<br />

würden durch das Bauwerk aufgehalten. »Ein Rie-<br />

Foto oben links: die sogenannte<br />

Eisenbreche an der Ostrach<br />

als Wildfluss. Foto oben:<br />

eine Animation, wie das<br />

Einlaufbecken des Kraftwerks<br />

aussehen könnte<br />

Fontin: stark in Wasser und Wind<br />

Fontin & Company, vertreten durch Geschäftsführer Dr. Mathias Fontin, verfügt<br />

über ausgeprägte Kompetenzen im Bereich der Projektentwicklung von<br />

Wind- und Wasserkraft. Das Engagement des Münchner Unternehmens<br />

umfasst die Entwicklung und Finanzierung eigener Wasserkraftwerke in<br />

Deutschland und im gesamten Alpenraum. Dabei nutzt man<br />

unterschiedliche Kraftwerkskonzepte im Leistungsbereich von ca. 250 bis<br />

7.500 kW. Das 1995 als Ausgründung der Universität St. Gallen<br />

gegründete Unternehmen beschreibt sich als kompetentes Beraterteam:<br />

»Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten diverse Erfolgskonzepte der<br />

anlagenintensiven Branchen identifizieren oder teilweise auch mit<br />

entwickeln können. Es ist gerade die Vielfalt der Strategien,<br />

Geschäftsmodelle, Managementprozesse und Anlagenarten in den verschiedenen<br />

Branchen, die im Laufe der Jahre zu einem Pool an wertvollen und<br />

komplementären Ideen und good practices geführt hat. Wir sehen diesen<br />

Erfahrungshintergrund als unser Herausstellungsmerkmal an, das wir in<br />

der Beratungsarbeit aktiv einbringen.«<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

63


Die Ostrach bei Oberstdorf. Hier<br />

soll ein altes Wasserkraftwerk<br />

optimiert werden<br />

senproblem in vielen bayerischen Flüssen.« Mit 32<br />

Wasserkraftwerken sieht er die rund 150 Kilometer<br />

lange Iller ausreichend eingedeckt.<br />

Konflikt zwischen Bayern<br />

und Baden-Württemberg?<br />

Auch der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim<br />

Weirather, gleichzeitig schwäbischer Fischereipräsident,<br />

hat sich zu Wort gemeldet: Die Iller soll wieder<br />

fließen dürfen, er sei empört über eine Entscheidung<br />

des baden-württembergischen Landratsamtes Alb-<br />

Donau-Kreis. Es habe in einer Hauruck-Aktion kurz<br />

vor Weihnachten den Bau einer Wasserkaftanlage auf<br />

Höhe von Illertissen/Dietenheim genehmigt. So wird<br />

Weirather in einem Bericht der Interessengemeinschaft<br />

»Naturraum Iller« zitiert. Sowohl gegen das bereits<br />

genehmigte Kraftwerk bei Dietenheim als auch<br />

gegen die weiteren Planungen sollen Klagen eingereicht<br />

werden, ist aus Naturschützerkreisen zu hören.<br />

Federführend werden Landesfischereiverband und<br />

Bund Naturschutz sein.<br />

Älpele geht in eine neue Runde<br />

In <strong>allgäuALTERNATIV</strong> 1/2014 berichteten wir<br />

ausführlich über das Vorhaben der Planungsgesellschaft<br />

Kraft Älpele mbH, ein Wasserkraftwerk an der<br />

Eisenbreche bei Hinterstein an der Ostrach zu errichten.<br />

Im März 2015 hatte der Oberallgäuer Landrat<br />

Anton Klotz angeblich auch gegen Bedenken seiner<br />

Behörde eine Genehmigung ausgesprochen. Bund<br />

Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz<br />

klagten. Noch ist das Verfahren vor dem Verwaltungs -<br />

gericht Augsburg nicht entschieden. Eine Umweltverträglichkeitsstudie<br />

solle mehr Klarheit bringen.<br />

Im Vergleich zur Stromgewinnung an der Iller bei<br />

Dietenheim geht es beim Älpele um ganz andere Dimensionen.<br />

Während Fontin mit seinem Schachtkraft-<br />

Strom für eine Million Haushalte<br />

Der Bundesverband deutscher Wasserkraftwerke veröffentlicht auf seiner<br />

Homepage die wichtigsten Daten: Rund 7000 Wasserkraftanlagen ins -<br />

gesamt gibt es zurzeit in Deutschland. Die Mehrzahl der Anlagen hat eine<br />

Leistung von unter 100 Kilowatt (kW). Allein in Bayern gibt es über 3500<br />

Wasserkraftanlagen, die meisten mit einer Leistung < 100 kW. Ins gesamt<br />

haben alle Wasserkraftanlagen in Deutschland zusammen eine installierte<br />

Leistung von 5500 Megawatt (MW). Davon erhalten Anlagen mit einer<br />

installierten Leistung von insgesamt 1400 MW eine Vergütung nach dem<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG. Die Stromproduktion aus Wasserkraft<br />

schwankte in den letzten Jahren je nach den Nieder schlags mengen<br />

zwischen 19 Terawattstunden (TWh) und 29 TWh. Damit können zwischen<br />

800.000 und 1,2 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.<br />

Im Jahr 2015 hat Wasserkraft in Deutschland den Ausstoß von 14,5<br />

Millionen Tonnen CO 2 erspart.<br />

Diese Zahlen sehen monumental aus. Im Gesamtvergleich der Strom -<br />

erzeugung in Deutschland sind sie aber nicht sehr hoch: Erzeugt werden<br />

hier 610 Milliarden kWh. Also liegt der Anteil des Stroms durch Wasser -<br />

kraft nur bei 3,1 bis 4,75 Prozent der erzeugten Menge. Auch die Ausbau-<br />

Potenziale sind nicht sehr hoch. Allerdings gibt es noch zahlreiche alte Querbauwerke,<br />

die für die Stromerzeugung aktiviert werden könnten – wenn da<br />

nicht die Proteste der Naturschützer und Fischer wären.<br />

Der Anteil von Wasserkraft an der Deckung des bayerischen Strom -<br />

verbrauchs soll nach dem bayerischen Konzept »Energie innovativ« von<br />

12,7 Prozent im Jahr 2014 auf 17 Prozent im Jahr 2021 erhöht werden.<br />

Zum Teil soll das durch Nachrüstung erreicht werden. Ein anderer Teil soll<br />

durch Modernisierung alter Anlagen erfolgen.<br />

64 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


werk 1,6 Millionen kWh/a erzeugen will, geht es beim<br />

Älpele um rund 9 Millionen kWh/a. Dafür sollen elf<br />

Millionen Euro investiert werden. Und diese 9 Millionen<br />

kWh/a sollen erzeugt werden, obwohl das Kraftwerk<br />

an über 100 Tagen im Jahr nicht betrieben wird.<br />

Die Gegner verteidigen Schutzgebiet<br />

Während es an der unteren Iller um einen weitgehend<br />

künstlich gebändigten Fluss geht, befindet sich<br />

die Eisenbreche an der Ostrach in einem Naturschutzund<br />

FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat). Das erschwert<br />

das Vorhaben deutlich, Bund Naturschutz<br />

und Landesbund für Vogelschutz sehen deshalb gute<br />

Aussichten, vor dem Gericht erfolgreich zu sein. Anton<br />

Klotz geht in einem erneuten 67-seitigen Genehmigungsbescheid<br />

auf die Einwendungen der Naturschützer<br />

ein, begründet die Genehmigung aber auch,<br />

weil sie seiner Meinung nach im öffentlichen Interesse<br />

liegt. Bald würden die Atomkraftwerke in Bayern stillstehen.<br />

Weiter Strom aus den Nachbarländern zu beziehen,<br />

hält er nicht für zielführend. Die Planungsgesellschaft<br />

Kraft Älpele mbH gehört keinem regionalen,<br />

nationalen oder internationalen Konsortium an. Eigentümer<br />

der Gesellschaft sind Wald- und Weide -<br />

genossenschaft Bad Oberdorf (29%), Genossenschaft<br />

Elektizitätswerk Hindelang (39%), Markt Bad Hindelang<br />

(22 %) und die Genossenschaft Hindelanger Galt -<br />

alpen (10%).<br />

Illerursprung: viermal höhere Leistung<br />

Auch in Oberstdorf scheiden sich die Geister an<br />

einem Wasserkraft-Projekt. Seit vielen 1929 läuft dort<br />

ein altes Wasserkraftwerk: Trettach II. Als Betreiber<br />

fungiert die Energieversorgung Oberstdorf GmbH, die<br />

zu den Gemeindewerken Oberstdorf gehört. Dort sagt<br />

man: »Die bestehende Wasserkraftanlage ist an vielen<br />

Stellen sanierungsbedürftig.« Das will man nicht mehr<br />

reparieren, sondern Trettach II durch eine neue Anlage<br />

mit Namen »Illerursprung« ersetzen. Die neue<br />

Anlage wird eine mehr als vierfach höhere Leis tung<br />

als Trettach II haben und den Anteil an vor Ort erzeugter<br />

regenerativer Energie erhöhen. Die Jahres -<br />

leistung wird von bisher 1,5 Millionen kWh auf 6,3<br />

Millionen kWh steigen, so die Gemeindewerke. Das<br />

Fassungsbauwerk am bestehenden Standort wird erneuert<br />

und das Triebwasser in einer 2,35 Kilometer<br />

langen Druckrohrleitung zum neuen Krafthaus ca. 400<br />

Meter unterhalb des Illerursprungs geleitet. Die Leis -<br />

tungssteigerung wird zum Teil durch die höhere Fallhöhe<br />

erreicht. Bisher sind es zehn Meter. 36 Meter sollen<br />

es zukünftig werden. Bis zu sechs Kubikmeter<br />

Wasser pro Sekunde sollen in Spitzenzeiten die Turbine<br />

erreichen. Die Betreiber versichern, dass die Fischdurchgängigkeit<br />

durch eine Restwasserschnecke mit<br />

Fischabstiegsmöglichkeit verbessert wird, denn die<br />

bisherige Anlage entspreche nicht mehr den technischen<br />

Vorschriften. Auch die Durchlässigkeit für Geröll<br />

und Geschiebe werde verbessert.<br />

Oberstdorf: Angst ums Trinkwasser<br />

Auch für dieses Ersatzkraftwerk gibt es bereits<br />

eine Genehmigung des Landratsamtes. Aber auch hier<br />

hat der Landesfischereiverband bereits Widerstand<br />

angemeldet. Bedenken habe man dem Landratsamt<br />

Oberallgäu mitgeteilt. Die Antragsteller haben Anfang<br />

des Jahres noch einige Änderungen (Tekturen) angemeldet.<br />

Gegner des Vorhabens vor Ort befürchten einen<br />

Eingriff in die gemeindliche Wasserversorgung,<br />

die ebenfalls im Trettachtal gefasst wird. Der Bauausschuss<br />

der Marktgemeinde hat das Projekt jedoch<br />

kürzlich mit den nachgereichten Änderungen und Ergänzungen<br />

genehmigt.<br />

Die Iller im Unterlauf bei Niedrigwasser.<br />

Kleines Foto: großes<br />

Wasserkraftwerk an der Iller<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

65


Wasserkraft<br />

Es geht um viel Kies<br />

Iller-Projekt für Geschiebemanagement<br />

Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hat ein Pilotprojekt mit europaweitem Vorbildcharakter<br />

gestartet. Die Bayerischen Elektrizitätswerke erproben gemeinsam mit<br />

Partnern an der Iller neue Verfahren im Geschiebemanagement. Lebensräume für<br />

Flussfauna und -flora sollen verbessert werden Das Vorhaben ist Teil der Iller-Strategie<br />

2020 und wird von der Europäischen Union als »best practice-Projekt« gefördert.<br />

Die bayerische Umweltministerin Ulrike<br />

Scharf freute sich, an der Iller bei Legau ein<br />

Projekt freizugeben, das nichts mit Eiern<br />

und Hühnerhaltung zu tun hat. Sie gab am 15. Februar<br />

den Startschuss für ISOBEL (Integrated SOlutions for<br />

BEd Load management). Das ist ein Pilotprojekt mit<br />

europaweitem Vorbildcharakter. Im Mittelpunkt des<br />

Projektes steht ein zielgerichtetes Geschiebemanagement,<br />

um geeignete Gewässerstrukturen und neue Lebensräume<br />

für Fische und Kleinlebewesen zu<br />

schaffen. Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH<br />

(BEW) testet dazu gemeinsam mit der Universität<br />

Augsburg, dem Aueninstitut Neuburg und dem Fischereiverband<br />

Schwaben e.V. in den nächsten drei<br />

Jahren an mehreren Abschnitten verschiedene Verfahren,<br />

gezielt Kies in den Fluss einzubringen.<br />

Lebensraum für Fische und Kleintiere<br />

Als Geschiebe werden Feststoffe wie beispielsweise<br />

Steine bezeichnet, die jeder Fluss mit sich führt. Ist<br />

der Geschiebetransport etwa durch Staustufen beeinträchtigt,<br />

verändern sich die Gewässerstrukturen und<br />

damit die Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen.<br />

Fische finden zum Beispiel weniger Möglichkeiten<br />

zum Laichen, was sich wiederum auf den Fischbestand<br />

auswirkt.<br />

Das Projekt ISOBEL läuft bis Ende 2019 und wird<br />

von Life, einem Förderprogramm der Europäischen<br />

Union für Umwelt, Naturschutz und Klimapolitik, gefördert.<br />

Die Gesamtkosten für das Vorhaben belaufen<br />

sich auf rund 1,8 Millionen Euro. Die Europäische Union<br />

fördert alle Maßnahmen mit 60 Prozent. Den Rest<br />

tragen die Bayerischen Elektrizitätswerke.<br />

Neue Wege bei der Renaturierung<br />

Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf<br />

betonte zum Projektstart: »Wir gehen mit dem Life-<br />

Projekt ISOBEL neue Wege bei der Renaturierung der<br />

Iller. Mit dem neuen Projekt wird die Lebensqualität<br />

an der Iller nachhaltig verbessert. Es zeigt auch: Eine<br />

klimafreundliche Energiegewinnung aus der Wasserkraft<br />

kann im Einklang mit der Ökologie unserer Flüs-<br />

66 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Viel Prominenz aus Politik<br />

und Wirtschaft fanden<br />

sich ein; um Isobel aus der<br />

Taufe zu heben. Links beim<br />

Spatenstich an der Iller<br />

und unten beim Festakt in<br />

der Umweltstation Legau<br />

Fotos: Peter Elgaß<br />

se erfolgen. Dafür arbeiten Staatsregierung und Wirtschaft<br />

Hand in Hand.«<br />

Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem<br />

bayerischen Umweltministerium und BEW aus dem<br />

Jahr 2014, der sogenannten Iller-Strategie 2020, wurden<br />

an der Oberen Iller zwischen Altusried und<br />

Lautrach in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche<br />

ökologische Maßnahmen umgesetzt. So können Fische<br />

die Obere Iller zwischen Lautrach und Altusried<br />

wieder auf 30 Kilometer durchwandern. Dafür sind an<br />

den Staustufen naturnahe Umgehungsbäche entstanden.<br />

Sie ermöglichen den Fischen nicht nur das Wandern<br />

im Fluss, sondern stellen selbst wertvolle Lebensräume<br />

dar. Um den Fischschutz weiter zu verbessern,<br />

wurden außerdem neue engmaschige Rechen an den<br />

Turbineneinlässen der Kraftwerke angebracht. Das<br />

Geschiebemanagement ist eine weitere Maßnahme<br />

der Iller-Strategie.<br />

Europa-Projekt startet an der Iller<br />

»ISOBEL ist ein weiteres wegweisendes Projekt,<br />

das zeigt, wie wir die nachhaltige Wasserkraft mit neuen<br />

Ideen und Konzepten voranbringen«, sagt Norbert<br />

Schürmann, LEW-Vorstandsmitglied. »Der partnerschaftliche<br />

Ansatz und die gute Zusammenarbeit mit<br />

allen Beteiligten sind dabei entscheidende Erfolgskriterien.<br />

Das belegen die bisher realisierten erfolgreichen<br />

Maßnahmen an der Iller eindrucksvoll.«<br />

Durch das gezielte Einbringen von Kies soll der<br />

Lebensraum im Fluss verbessert werden. An den vier<br />

Illerstaustufen Altusried, Fluhmühle, Legau und Maria<br />

Steinbach erproben die Projektpartner in der ersten<br />

Projektphase auf einer Länge von je 200 Metern dazu<br />

unterschiedliche Verfahren. So wird zum Beispiel Kies<br />

in Kombination mit Buhnen oder großflächig<br />

in der Flussmitte eingebracht.<br />

An anderen geeigneten Stellen bauen<br />

die Projektpartner die Uferbefestigungen<br />

gezielt zurück und fördern<br />

damit die eigenständige naturnahe Entwicklung der<br />

Ufer. Die durchgeführten Maßnahmen werden dabei<br />

intensiv beobachtet und auf ihre Wirkung hin überprüft.<br />

Ziel des Pilotprojektes ist es, Handlungsempfehlungen<br />

für das Geschiebemanagement zu entwickeln,<br />

die vor allem im Donaueinzugsgebiet und in Europa<br />

umgesetzt werden können.<br />

Politik und Wirtschaft als Partner<br />

Die Verbesserung des ökologischen Potenzials<br />

der europäischen Gewässer ist ein zentrales Ziel der<br />

EU-Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000. Darauf<br />

aufbauend haben vor zehn Jahren die bayerische<br />

Staatsregierung und die führenden Wasserkraftbetreiber<br />

ein Eckpunktepapier für eine nachhaltige Wasserkraftnutzung<br />

in Bayern vorgelegt. Seitdem sind zahlreiche<br />

Programme und Projekte an bayerischen Flüssen<br />

angestoßen und umgesetzt worden, unter anderem<br />

die 2014 vereinbarte Iller-Strategie 2020.<br />

Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH<br />

Die bayerische<br />

Umweltministerin Ulrike<br />

Scharf ließ es sich nicht<br />

nehmen, selbst das<br />

Projekt zu starten<br />

Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der<br />

Augsburger Lechwerke AG. BEW unterhält und betreibt 36 Wasserkraftwerke an Donau,<br />

Günz, Iller, Lech und Wertach und gehört damit zu den führenden Wasserkraftwerks be -<br />

trei bern in Bayern. Das Unternehmen erzeugt jährlich rund eine Milliarde Kilowattstunden<br />

Strom aus regenerativer Wasserkraft. BEW beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz<br />

ist Augsburg. Weitere Informationen unter wvvw.bew-augsburg.de<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

67


Wasserkraft<br />

Eine Betonkugel unter Wasser<br />

Der etwas andere Pumpspeicher<br />

Ein neues Forschungprojekt befasst sich mit der Entwicklung<br />

und Erprobung eines innovativen Pumpspeicherkonzeptes<br />

zur Speicherung von elektrischer Energie vor den<br />

Küsten im Meer. Im Bodensee fand nun der erste Modellversuch<br />

statt.<br />

Der Kugelpumpspeicher<br />

wurde in 100 Metern Tiefe<br />

im Bodensee verankert, um<br />

Strom zu speichern<br />

Am 9. November 2016 wurde eine Betonkugel<br />

mit drei Metern Durchmesser für vier Wochen<br />

im Bodensee versenkt. Dort sollte in<br />

100 Metern Tiefe getestet werden, ob und wie Energiespeicherung<br />

von Offshore-Windparks direkt im<br />

Meer gelingen kann.<br />

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Pumpspeicher<br />

hatten zwei Physiker – Prof. Dr. Horst<br />

Schmidt-Böcking und Dr. Gerhard Luther – im Jahr<br />

2011. Darauf aufbauend hat das Fraunhofer IWES aus<br />

Kassel zusammen mit der damaligen Hochtief Solutions<br />

AG eine Vorstudie zur grundsätzlichen Machbarkeit<br />

der Idee im Meer durchgeführt. Im Laufe der Studie<br />

stellten sich dann relativ schnell die Kugelform beziehungsweise<br />

ähnliche Formen aufgrund des speicherbaren<br />

Volumen/Oberflächen-Verhältnisses und<br />

der gebotenen gleichmäßigeren mechanischen Belas -<br />

tung als am besten geeignet heraus.<br />

Eine hohle Kugel als Energiespeicher<br />

Der Hohlkörper soll dann später auf dem Meeresboden<br />

befestigt werden. In ihm befindet sich eine<br />

Öffnung an der Oberseite mit einer darin integrierten<br />

Pumpturbine, ähnlich wie bei einem Pumpspeicher-<br />

Wasserkraftwerk an Land. Wird ein Ventil an der Kugel<br />

geöffnet, so strömt Wasser in die Kugel, die Turbine<br />

wird angetrieben und produziert Strom. Bei einem<br />

Überschuss an elektrischer Leistung wird das Wasser<br />

entweder ganz oder teilweise mittels einer Elektropumpe<br />

aus der Kugel gepumpt. Die Speicherkapazität<br />

steigt bei gleichem Volumen linear mit der Wassertiefe<br />

an und soll später bei einer Kugel mit 30 Metern<br />

68<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Durchmesser und in 700 bis 800 Metern Tiefe bei 20<br />

Megawattstunden liegen.<br />

Neben dem Modellversuch im Bodensee wird<br />

auch eine Analyse der weltweit in Frage kommenden<br />

Standorte mithilfe von Geoinformationssystemen<br />

durchgeführt. Schon jetzt lässt sich sagen: Das Potenzial<br />

für eine spätere Anwendung der Kugel ist enorm,<br />

vor allem in küstennahen Standorten wie Spanien, den<br />

USA, Norwegen und Japan.<br />

Größere Exemplare<br />

dieser Betonkugel sollen<br />

künftig im offenen Meer<br />

eingesetzt werden<br />

Ökologische Risiken?<br />

Natürlich stellt sich beim Versenken einer Betonkugel<br />

im Bodensee und später im Meer die Frage, wie<br />

verträglich dies für Fische, Krebse, Mikroorganismen<br />

und andere Wasserbewohner ist. Genau dieser Aspekt<br />

wurde bei der Planung berücksichtigt. Die eingesetzten<br />

Materialien bei der Kugel – Stahl und Beton – halten das<br />

ökologische Risiko gering, und darüber hinaus legen die<br />

Verantwortlichen großen Wert darauf, diese auch entsprechend<br />

auszuwählen. Die verwendete Pumpturbine<br />

etwa wird auch zur Förderung von Trinkwasser eingesetzt,<br />

und das Einsaugen von Tieren wird durch eine geringe<br />

Strömungsgeschwindigkeit am Wassereintritt und<br />

ein sehr feinmaschiges Gitter verhindert. (cs)<br />

Fotos: Fraunhofer IWES/Energiesystemtechnik<br />

Anzeigen<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

69


Natur<br />

Die Erhaltung der Streuwiesen<br />

Rückblick auf ein innovatives Programm<br />

Nach fünf Jahren endete im vergangenen Herbst das 50-Höfe-Programm,<br />

mit dem Landwirte beim Maschinenkauf für die Streuwiesenbewirtschaftung<br />

unterstützt wurden. <strong>allgäuALTERNATIV</strong> beleuchtet ein einmaliges Projekt,<br />

das Naturschutz und Landwirtschaft miteinander verbunden hat.<br />

Streuwiesen sind nicht nur ein fester Bestandteil<br />

der historischen Allgäuer Kulturlandschaft,<br />

sondern zusammen mit den<br />

Niedermooren auch der Lebensraum mit der höchsten<br />

Artenvielfalt innerhalb der Allgäuer Moorlandschaft.<br />

Diese Vielfalt kann nur erhalten werden, wenn die Flächen<br />

regelmäßig von den Landwirten bewirtschaftet,<br />

Die Mahd wird mit einer<br />

Plane, die von einem<br />

Traktor gezogen wird, von<br />

der Wiese geholt<br />

also gemäht werden. Zur Mahd der Streuwiesen werden<br />

allerdings besondere Maschinen benötigt: Diese<br />

müssen je nach Fläche bodenschonend arbeiten, leicht<br />

und wendig sein oder über bestimmte Mähwerke verfügen.<br />

Mit solch technisch angepassten Maschinen<br />

kann eine qualitativ hochwertige Streu erzeugt werden,<br />

die in der Region Verwendung findet.<br />

Ideen und Innovationen fördern<br />

Das ausgelaufene 50-Höfe-Programm startete im<br />

Herbst 2011 mit dem Ziel, die landwirtschaftlichen Betriebe<br />

bei der Pflege der Streuwiesen und Verwertung<br />

der Streu zu unterstützen. Dies war wichtig, da die<br />

Streuwiesenbewirtschaftung nicht nur aufwendig und<br />

anstrengend ist, sondern auch schnell teuer werden<br />

kann, weil die Landwirte geeignete Maschinen brauchen.<br />

Hier setzte nun das 50-Höfe-Programm an. Es<br />

förderte technische Geräte und Einrichtungen, die für<br />

die Streuwiesenbewirtschaftung und weitere Verwen-


Mit einem Motormäher geht die Mahd leichter und schneller<br />

Eine Rundballenpresse an einem Motormäher<br />

Fotos: Uwe Kießling, Claudia Schöwe<br />

Eine Raupe, die mit einem Bandrechen umgerüstet wurde<br />

Landrätin Maria Rita Zinnecker bei der<br />

Abschlussveranstaltung des Programms<br />

dung der Streu notwendig sind. Es gab drei verschiedene<br />

Fördersätze: Für Standardgeräte gab es 25 Prozent<br />

Förderung, für überbetrieblich genutzte Geräte oder<br />

den Einsatz auf naturschutzfachlich prioritären Flächen<br />

im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojektes Allgäuer<br />

Moorallianz oder in der prioritären Gebietskulisse des<br />

Landratsamtes Ostallgäu gab es 33 Prozent, und sogar<br />

50 Prozent Förderung erhielten die Landwirte für überbetrieblich<br />

genutzte, naturschutzfachlich prioritär eingesetzte<br />

Geräte und innovative Neuerungen, Umbauten<br />

und Eigenkonstruktionen.<br />

So wurden im Laufe des Programms beispielsweise<br />

Spezialmaschinen, Zwillingsbereifungen, Heck- und<br />

Frontmähwerke, Bandrechen und Sonderanfertigungen<br />

gefördert. Außerdem wurde auch in Ideen und Innovationen<br />

investiert. Ein Landwirt etwa erfand ein besonderes<br />

Mähwerk, das im Rahmen des Programmes zu 50<br />

Prozent gefördert wurde. Diese Erfindung hat er sich<br />

patentieren lassen und letztes Jahr mit seinem Unternehmen<br />

über 100 Stück davon gebaut.<br />

Positives Fazit<br />

Insgesamt wurden über 50 Landwirten in den<br />

fünf Jahren 75 Anträge bewilligt. Damit wurde auch<br />

das Projektziel erreicht, 50 Höfe bei der Streuwiesenbewirtschaftung<br />

zu unterstützen. Die Summe der ausgezahlten<br />

Förderung beläuft sich auf fast 330.000 Euro.<br />

Die ausgelöste Investitionssumme, also die Gesamtsumme<br />

inklusive der Eigenanteile der Landwirte, beträgt<br />

knapp über eine Million Euro.<br />

Bei den Landwirten fand das Projekt großen Anklang,<br />

da sie sich beispielsweise durch die Förderung<br />

neue Mähwerke leisten konnten, mit denen sie mehr<br />

Streu ernten können und nun auch die Möglichkeit<br />

haben, damit andere Höfe zu versorgen. Somit wurden<br />

durch das 50-Höfe-Programm die Landschaftspflegearbeiten<br />

rentabler gemacht, und die Landwirte können<br />

sie als finanzielles Standbein nutzen.<br />

Von der Erhaltung der Allgäuer Kulturlandschaft<br />

profitieren somit sowohl die nachhaltige Landwirtschaft<br />

als auch der Naturschutz und Tourismus. Leider<br />

kann das Programm nicht fortgesetzt werden, da die<br />

Fördermittel fehlen und wohl auch in naher Zukunft<br />

keine neuen Gelder bereitgestellt werden können.<br />

Doch die Landwirte sind sich einig, dass sie die Streuwiesen<br />

weiter bewirtschaften werden, denn dank des<br />

Programmes haben sie die notwendige Technik und<br />

die Begeisterung für die Thematik.<br />

(cs)<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

71


Klimaschutz<br />

Spaß und Sensibilisierung<br />

Ein klimafreundlicher Schulausflug<br />

Warum in die Ferne schweifen? Das Gute<br />

liegt so nah! Dass man nicht weit reisen<br />

muss, um etwas zu erleben, macht der<br />

Wettbewerb »Bewegter Wandertag« im<br />

Unterallgäu deutlich. Gesucht werden<br />

Wandertage, die nicht nur ein Erlebnis,<br />

sondern auch umweltschonend sind.<br />

Der Wettbewerb findet dieses Jahr zum zweiten<br />

Mal statt und entstand aus einer Idee des Vereins<br />

ProNah, der in der Vergangenheit schon<br />

diverse Aktivitäten mit und an Schulen angestoßen hat.<br />

Da lag für Hermann Kerler, Vorsitzender des Vereins,<br />

und seine Mitstreiter die Idee mit dem Schulwettbewerb<br />

für Wandertage nahe, denn diese gibt es jedes<br />

Schuljahr, und junge Menschen sind noch sehr empfänglich<br />

für klimaschutzrelevante Ziele, wenn man sie<br />

altersgerecht aufbereitet. Auch bei den Schulleitungen<br />

stieß der Vorschlag auf Zustimmung, ebenso bei den<br />

Lechwerken, die das Projekt finanziell unterstützen.<br />

Das Konzept des Wettbewerbes arbeitete schließlich<br />

das Landratsamt Unterallgäu heraus.<br />

Teilnahmebedingungen:<br />

Teilnehmen können Klassen aller Unter all -<br />

gäuer Schulen, unabhängig von Schulart und<br />

Jahrgangsstufe. Der Wandertag muss im laufenden<br />

Schuljahr 2016/17 stattfinden.<br />

Für die Teilnahme sollte eine Konzeptmappe<br />

eingereicht werden, bestehend aus einem<br />

Deckblatt, einer Kurzbeschreibung und<br />

einigen Fotos.<br />

Einsendeschluss ist der 7. Juli <strong>2017</strong>.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.unterallgaeu.de/wandertag oder<br />

www.pronah.de<br />

Fotos: Jan Greune, Landratsamt Unterallgäu<br />

Klimaschutz als Erlebnis<br />

Der Wettbewerb soll zu naturnahen und klimaverträglichen<br />

Ausflügen in die Region anregen, denn<br />

das Unterallgäu bietet zahlreiche Ziele für Groß und<br />

Klein, die preisgünstig und umweltverträglich zu erreichen<br />

sind. So soll eine Brücke geschlagen werden<br />

zwischen Regionalität, der Gesundheitsregion Kneippland<br />

und dem Klimawandel. Eine weitere Motivation<br />

des Wettbewerbes ist es, die Identität der Schüler mit<br />

ihrer Heimat zu fördern und die Bindung der Kinder<br />

an ihre Umgebung zu stärken. Durch den »Bewegten<br />

Wandertag« sollen sie Museen, Erlebnispfade, die verschiedenen<br />

Rad-und Wanderwege, aber auch Bauernhöfe<br />

sowie Betriebe in der Region näher kennenlernen.<br />

Um den Wandertag dann nicht nur erlebnisreich, sondern<br />

auch umweltfreundlich zu gestalten, soll der klimarelevante<br />

Aspekt nie aus den Augen verloren werden,<br />

denn die Bewältigung kurzer Wege zu Fuß oder<br />

mit dem Rad und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

führen zu einer besseren Ökobilanz.<br />

So haben die Schüler nicht nur Spaß am Wandertag,<br />

sondern werden gleichzeitig für das Thema Klimaschutz<br />

und die Auswirkungen des eigenen Verhaltens<br />

auf die Umwelt sensibilisiert.<br />

72<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong>


Anzeigen<br />

Zur Preisverleihung kamen alle Klassen in das Landratsamt<br />

Unterallgäu und präsentierten ihre Wandertage.<br />

Und eine Belohnung für einen klimafreundlichen<br />

Wandertag winkt bei der Teilnahme am Wettbewerb<br />

auch: Jede Klasse, die teilnimmt, bekommt einen<br />

Anerkennungspreis. Zusätzlich loben die Lechwerke<br />

und der Verein ProNah für die fünf interessantesten<br />

Ausflüge jeweils 300 Euro als Preisgeld aus. (cs)<br />

HIER<br />

könnte Ihre<br />

Anzeige stehen.<br />

Kontaktieren Sie uns:<br />

Sarah Wohlketzetter<br />

und Carolin Matthes<br />

Tel. +49 (0)8379 728616<br />

E-Mail:<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

Dass ein Wandertag nicht nur Spaß macht, sondern<br />

auch lehrreich sein kann, beweist der Wettbewerb<br />

Das sollte Schule machen<br />

Was sich da der Verein ProNah im Unterallgäu hat<br />

einfallen lassen, sollte flächendeckend im Allgäu Schule<br />

machen. Wir alle wissen, dass Erlebtes, Erfühltes und<br />

Erfahrenes besser »kleben« bleibt als Wissen aus dem<br />

Lehrbuch. Die Sensibilisierung unserer Kinder für Umweltund<br />

Energie-Themen kann nicht früh genug beginnen.<br />

Vor allem, wenn diese Erfahrungen praktischer Natur<br />

sind und in der nächsten Nähe – unserer Allgäuer<br />

Heimat – stattfinden.<br />

Ist erst einmal der Entdeckergeist der jungen Menschen<br />

geweckt, werden sie von sich aus weiter forschen und<br />

danach ihre eigene Energiezukunft planen und verwirk -<br />

lichen. Die Energiewende findet regional statt – und sie<br />

wird nur erfolgreich sein, wenn sie von den Menschen in<br />

der Region gelebt wird. Die Belohnung, die von den Lech -<br />

werken ausgelobt wurde, ist eine tolle Sache – und Bei -<br />

spiel für andere energieaffine Unternehmen, es ihnen<br />

nachzumachen.<br />

Peter Elgaß<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe<br />

ist der 29.05.<strong>2017</strong><br />

Anzeigen-Kontakt:<br />

Sarah Wohlketzetter und Carolin Matthes<br />

Tel. +49 (0)8379 728616<br />

E-Mail: info@heimat-allgaeu.info<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

73


Tipp<br />

Thermografie selber machen?<br />

Unser Energiespar-Tipp zum Schluss<br />

1 2 3<br />

Fotos: erdgas schwaben<br />

Bild 1 Einfamilienhaus:<br />

Kühle Stellen am Haus stellt<br />

die thermografische<br />

Aufnahme in bläulichen<br />

Farben dar. Wo Wärme<br />

nach außen dringt, zeigen<br />

gelbe und rote Flächen.<br />

Zu Bild 2 Detail: Wo Wärme<br />

ungenutzt verloren geht,<br />

zeigen die roten und gelben<br />

Flächen auf dem thermo -<br />

grafischen Bild.<br />

Zum Bild 3 Neubau: Im<br />

Idealfall zeigt ein Neubau<br />

wie auf diesem Bild, dass<br />

wenig Energie durch Wär -<br />

mebrücken verloren geht<br />

Selbermachen liegt im Trend – warum nicht<br />

auch mal eben ein thermografisches Bild vom<br />

eigenen Haus knipsen? Viele Hersteller bieten<br />

Apps und Aufsteckkameras an, die thermografische<br />

Bilder für den privaten Gebrauch liefern sollen – also<br />

die für das menschliche Auge unsichtbare Wärmestrahlung<br />

sichtbar machen. Eingesetzt wird Thermografie<br />

zum Beispiel, um Wärmebrücken und andere<br />

Lecks aufzuspüren, durch die ein Gebäude Wärme<br />

und damit kostbare Energie verliert.<br />

Bild und Analyse gehören zusammen<br />

Wer aus dieser Technik wirklich Nutzen ziehen<br />

will, sollte vor der geplanten Sanierung einen erfahrenen<br />

Energiesparprofi zu Rate ziehen, der die thermografischen<br />

Bilder nicht nur mit einer hochauflösenden<br />

Profikamera macht, sondern sie auch sicher interpretieren<br />

kann. Beispielsweise bieten die Energieberater<br />

von erdgas schwaben professionelle Infrarotthermografie<br />

an, um zuverlässig Wärmeverluste und Wärmebrücken<br />

an Gebäuden aufzudecken. Zum Angebot gehören<br />

mindestens sechs Außenaufnahmen und eine<br />

Infobroschüre mit Erläuterungen. Die Profi-Kameras<br />

decken ein deutlich größeres Temperaturspektrum ab<br />

als die Amateurgeräte.<br />

Nach dem Bild der Sanierungsfahrplan<br />

Die Energieberater erklären die entstandenen<br />

Bilder und geben Tipps zur Behebung möglicher<br />

Schwachstellen. Darüber hinaus bekommt der Auftraggeber<br />

Hinweise zur neuen Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV). Wichtig ist es, die Bilder an einem kalten<br />

Abend zu machen – unter fünf Grad Celsius – und<br />

auf die Witterungsverhältnisse zu achten. Starker<br />

Wind oder viel Sonne am vorhergehenden Tag können<br />

das Ergebnis verfälschen. erdgas schwaben bietet<br />

Infrarotthermografie, Analyse der Aufnahmen und<br />

eine individuelle Beratung für Kunden besonders günstig<br />

an (109 Euro). Nicht-Kunden können die Dienstleistung<br />

ebenfalls in Anspruch nehmen (159 Euro).<br />

Info: www.erdgas-schwaben.de<br />

Anzeigen<br />

<strong>allgäuALTERNATIV</strong><br />

jetzt auch<br />

online lesen!<br />

www.allgaeu-alternativ.de<br />

74 <strong>allgäuALTERNATIV</strong>

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