the mission - NEGAtief
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tipp der redaktion<br />
Jabberwock<br />
„Sweet Limbo“<br />
Was hier aus den Boxen<br />
schreit, blubbert und<br />
groovt, kann nur aus<br />
Frankreich kommen.<br />
In frecher und unkonventioneller<br />
Manier<br />
brennen die Elektroclasher ein Feuerwerk voller<br />
musikalischer Gewitz<strong>the</strong>it ab, ohne je den songdienlichen<br />
Aspekt zu vergessen. Die kompakten Songs<br />
sind allesamt extrem eingängig und spannend anzuhören.<br />
Elemente aus New Wave, Ska, Elektro, EBM<br />
und Synthpop verbinden sich, als hätten sie schon<br />
immer zusammengehört. Sobald man sich jedoch<br />
mit den Texten auseinandersetzt, fällt die Guillotine<br />
der gnadenlosen Abrechnung mit unserer westlichen<br />
Spaßgesellschaft: Rastlosigkeit, Verlustängste, Medienwahn,<br />
radikale Religiosität oder das Dilemma<br />
Freiheit contra Sicherheit sind nur ein Teil des Jabberwockschen<br />
Kosmos. Die Krönung jedoch zum<br />
Schluss: Die 70er Jahre Diskohymne „Le Freak“ als<br />
geisteskranke Coverversion. GERt DRExl<br />
Metallspürhunde<br />
– „Böse Wetter“<br />
Die Schweizer Hundearmee<br />
ist wieder an<br />
der Front und tanzt<br />
am Abgrund unserer<br />
Zivilisation. Auf ihrem<br />
bisher geradlinigsten<br />
und dunkelsten Album<br />
zelebriert das Quartett den Ritt ins Verderben<br />
der Menschheit. Wo früher der Sprachgesang des<br />
Oberwadenbeißers Michel manchmal eine Portion<br />
zu gleichförmig war, tritt heute perfekt intonierter<br />
Wechselgesang mit der stimmlich gewachsenen<br />
Femme fatale Marion, die bereits auf der Clubhymne<br />
„Was hat Dich bloss so ruiniert“ brillierte. Musika-<br />
lisch nicht minder abwechslungsreich, pendelt die<br />
Nadel, pardon der Leselaser zwischen straighten<br />
Elektronummern und krachigen Gothgitarrenstampfern<br />
mit filmorchestraler Horizonterweiterung. Und<br />
sogar Balladeskes findet Einzug in den Metallspürhundekosmos<br />
(„Sie will fliegen“). Absoluter Anspieltipp<br />
ist jedoch die Kritik der materiellen Welt, „Wo<br />
gehst Du hin“. Die CD wird durch ein detailreich<br />
illustriertes Comicbooklet der russischen Künstlerin<br />
Aminess abgerundet. maRiuS maRx<br />
Wertstahl<br />
„kontrol“<br />
EBM lebt. Seit dem Relaunch<br />
des frühen Elektrominimalismus<br />
durch<br />
Artists wie Spetznaz<br />
scheint das Elektrogenre<br />
auf den Nostalgiegeschmack<br />
gekommen<br />
zu sein und befeuert dankenswerterweise die Tanzflächen<br />
mit Styles abseits des Noise oder Hellectros.<br />
Wertstahl stehen zwar nicht im Alphabet zwischen<br />
Front und Nitzer Ebb, finden jedoch stilistisch<br />
genau jene Nische, die zwischen den konstruktivistischen<br />
Genies aus Belgien und den elektrominimalistischen<br />
Stilikonen aus England immer leer blieb.<br />
Wer jetzt glaubt, dass das langweilig und ewig gestrig<br />
klingt, sollte sich eines Besseren belehren und<br />
in das spannende Debüt der chromglänzenden Kontrollfreaks<br />
hineinhorchen. SiEGmaR OSt<br />
Coppelius<br />
„Tumult!“<br />
Anno 1791 gegründet<br />
und 009 erst den zweiten<br />
Longplayer veröffentlichen?<br />
Das geht nicht?<br />
Oh doch, das geht. Die<br />
werten Herrschaften der<br />
Berliner Kapelle Coppelius<br />
können sowas. „Tumult!“ heißt er und kommt<br />
mit verzerrten Celli, Klarinetten, Kontrabass und<br />
Schlagwerk daher. Gesungen wird in deutscher und<br />
ebenso in englischer Sprache. Der sanft am Metal<br />
kratzende Zylinderträger-Rock, welcher von Kennern<br />
auch gerne als Kammermusik-Metal bezeichnet<br />
wird, zeigt auf einzigartige Art und Weise, dass auch<br />
„betagter“ Sound noch kräftig zusetzen kann. Egal<br />
ob man nun auf Metal steht oder nicht, „Tumult!“<br />
ist zumindest einen größer angelegten Lauschangriff<br />
wert, weil er sich ja nun doch sehr vom alt hergebrachten<br />
Metal absetzt. Wohl bekomm’s! tYVES<br />
6 7<br />
OBEN<br />
Deathstars<br />
„Night Electric Night”<br />
Es gibt ja Metal und Metal.<br />
Zumindest wenn man<br />
mich fragt. Deathstars’<br />
Metal ist sehr eingängig<br />
und lässt sich auch sehr<br />
gut mal so nebenher hören,<br />
ohne das man gleich<br />
nach Kopfschmerzlinderungspharmazeutika rufen<br />
muss. „Night Electric Night” gibt sich sogar teilweise<br />
sehr gefühlvoll. Zum Beispiel in dem emotionellen<br />
Track „Via The End”, der sich mit dem Selbstmord<br />
des Bruders von Bandmitglied Nightmare Industries<br />
auseinandersetzt. Dieser Titel ist zugleich mein Liebster<br />
auf der Scheibe und mein Anspieltipp. Alles in<br />
allem lässt sich sagen, dass „Night Electric Night”<br />
ein würdiger, wenn nicht gar noch ausgereifterer<br />
Nachfolger für „Termination Bliss“ ist. tYVES OBEN<br />
The Pussybats – „Famous<br />
Last Songs“<br />
Das Album wird mit dem Song<br />
„Back To The Darkness“ eingeleitet,<br />
ein relativ ruhiger,<br />
aber solider Rocktrack, der<br />
ein gewisses Ohrwurmpotential<br />
besitzt. Lieder wie<br />
diese erinnern an Kollegen<br />
aus dem Norden, wie zum Beispiel HIM oder Negative.<br />
Eine weitere nennenswerte Nummer ist „Your<br />
Woman“. Dieser poplastige Track lädt immerhin<br />
zum Kopfnicken ein und macht einfach nur Spaß.<br />
Wer lieber einen Gang herunter schalten möchte,<br />
ist mit „In April“ gut bedient. Eine wunderschöne<br />
Rockballade, die zum Träumen und Nachdenken einlädt.<br />
Und das ist nicht das einzige Lied, was von einer<br />
grundlegenden Melancholie begleitet wird. Fans<br />
von alternativem Rock, mit bewegenden Texten und<br />
einer sich aufbauenden Atmosphäre, werden sich<br />
sicher mit dem Werk der Jungs von The Pussybats<br />
anfreunden können. Egal ob es der emotionale und<br />
kraftvolle Gesang ist oder die netten Gitarrenriffs,<br />
dieses Album wird bei manchem hoch und runter<br />
laufen. Wollen wir hoffen, dass wir noch mehr von<br />
dieser Band hören werden. NORma HillEmaNN