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ASADI-Ausgabe-18-März-2017-3

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Eckernförde<br />

Geflüchtete in Friedrichsort – Gedanken eines Kielers<br />

Schusterkrug 25<br />

Als 2015 immer mehr Flüchtlinge<br />

und Migranten nach Deutschland<br />

strömten, kamen die leeren Kasernengebäude<br />

der abgezogenen<br />

Marineflieger zwischen Holtenau<br />

und Friedrichsort als Unterkunft<br />

wie gerufen. Sie boten Platz für<br />

viele Menschen und die Sanierungen<br />

der sanitären und elektrischen<br />

Anlagen konnten neben<br />

dem laufenden Betrieb erledigt<br />

werden. Bis zu 2000 Menschen<br />

hätten hier ein Dach über dem<br />

Kopf finden können. Auf dem<br />

Höhepunkt der „Krise“ kamen<br />

hier 1.100 Menschen unter, die<br />

größtenteils vor Krieg, Gewalt<br />

und Tyrannei geflohen waren.<br />

Die Gemeinschaftsunterkunft<br />

Schusterkrug 25 ist immer noch<br />

die größte in Schleswig-Holstein<br />

und beherbergt derzeit noch<br />

knapp 650 Bewohner, die zum<br />

Teil schon lange hier sind und<br />

die auf die Bearbeitung ihrer<br />

Asylanträge warten. Es sind Familien<br />

verschiedener Nationalitäten<br />

darunter, deren Kinder<br />

auf die benachbarten Schulen in<br />

Friedrichsort gehen, die Älteren<br />

absolvieren oftmals Praktika oder<br />

befinden sich in Deutschkursen<br />

bzw. in Aus- und Weiterbildungen.<br />

Angst - Wovor?<br />

Die Situation hat sich scheinbar<br />

entspannt. Was bleibt, ist auf der<br />

einen Seite die Ungewissheit über<br />

die Zukunft. Auf der anderen Seite<br />

bleibt das Misstrauen, bisweilen<br />

auch eine gewisse Angst bei<br />

den Einheimischen. Vornehmlich<br />

bei jenen, die keinen direkten<br />

Kontakt zu ihren neuen Nachbarn<br />

haben. Sprachliche Barrieren<br />

erschweren zusätzlich den<br />

Kontakt – Deutsch ist schließlich<br />

keine einfache Sprache. Hinzu<br />

kommen immer wieder – für viele<br />

gefühlt täglich – Meldungen über<br />

Straftaten, die von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund begangen<br />

wurden. Vielfach wurden diese<br />

Taten von Straftätern verübt, die<br />

die unübersichtliche Situation<br />

und die Notlage der Flüchchtenden<br />

ausgenutzt und sich unter<br />

den Flüchtlingsstrom gemischt<br />

haben.<br />

Erschreckend geschickt nutzen<br />

gewisse Gruppen und Parteien<br />

wie die angebliche „Alternative<br />

für Deutschland“ (AfD) die latente<br />

Angst vor allem Fremden<br />

durch Verallgemeinerungen jener<br />

Meldungen zu schüren und<br />

für ihre Zwecke zu nutzen. Diese<br />

Art, mit simplen Ansätzen große<br />

Politik machen zu wollen, erfreut<br />

sich sogar international einer beängstigenden<br />

Popularität, wie die<br />

Wahlerfolge engstirniger Nationalisten<br />

in den vergangenen Monaten<br />

belegen.<br />

Doch Mauern bauen und Grenzen<br />

schließen lösen keine Probleme.<br />

Der Terrorismus, vor denen<br />

die Menschen aus Syrien und<br />

vielen anderen Ländern dieser<br />

Region geflohen sind und weiterhin<br />

fliehen, kennt keine Ländergrenzen.<br />

Er ist wie eine Seuche<br />

und muss bekämpft werden.<br />

Übermäßige Angst braucht im<br />

normalen Leben jedoch keiner zu<br />

haben. Gegenseitiges Kennenlernen<br />

und Verständnis hilft gegen<br />

Misstrauen und Furcht.<br />

Hierfür brauchen wir auf der einen<br />

Seite Geflüchtete und Migranten,<br />

die sich - vielleicht nur<br />

zeitweise, vielleicht auf Dauer<br />

- in die hiesige Gesellschaft integrieren.<br />

Auf der anderen Seite<br />

brauchen wir Einheimische, die<br />

die Hand reichen, bei der Integration<br />

helfen, die Wege aufzeigen<br />

und die neuen Nachbarn wenn<br />

nötig ein Stückchen begleiten.<br />

Schön zu sehen, dass die Schulkinder,<br />

die jeden Morgen am<br />

Schusterkrug in den Bus zur Schule,<br />

zwar oft unter sich bleiben,<br />

aber immer öfter Deutsch miteinander<br />

sprechen. Ebenso schön<br />

festzustellen, dass man beim Besuch<br />

im Schusterkrug von den<br />

Bewohnern mit einem freundlich-fröhlichen<br />

„Moin“ begrüßt<br />

wird. Die Richtung stimmt...<br />

Der Verfasser dieses Textes arbeitet<br />

über Soziale Teilhabe in<br />

einem ServiceBüro der Pro Regio.<br />

Er möchte seinen Namen nicht<br />

veröffentlichen.<br />

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