Städtisches Aufgebot und „Söldnerwesen“ in der Zeit der ... - Tempus
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TEMPUS - <strong>Zeit</strong>enwandel 2011<br />
Städtefreiheit & Landesherrschaft<br />
Vom Ritter- zum Söldnerheer - Die <strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> großen Fehden<br />
Seite 8 von 8<br />
Geschichts- & Medienagentur<br />
Ra<strong>in</strong>er Kasties M.A.<br />
2010, Mrz. 20<br />
Wurden die <strong>in</strong> Fehdezeiten zusätzlich angeworbenen Fußknechte nicht zu Ausjagden <strong>und</strong> Belagerungen<br />
ausgesandt, setzte man sie für verschärfte Wachdienste, zur Sicherung <strong>der</strong> Befestigungsanlagen <strong>und</strong> als<br />
Geleitschutz e<strong>in</strong> <strong>und</strong> hielt sie für den direkten Verteidigungsfall <strong>in</strong> Bereitschaft.<br />
c. Fußschützen<br />
Bei <strong>der</strong> Anwerbung von Fußknechten beschränkten sich die Stadträte auf die effektivste Waffengattung,<br />
die „Schützen“. Dies spiegelt sich <strong>in</strong> den städtischen Soldverträgen wie<strong>der</strong>, die mehrheitlich die Komb<strong>in</strong>ation<br />
„1 Reiter“ plus „3 berittene Knechte“ o<strong>der</strong> „1 Reiter plus 1 berittenen Knecht plus 2 Schützen“<br />
aufweisen. 1430 trat <strong>der</strong> Ritter Godeken F<strong>in</strong>tze mit e<strong>in</strong>er Gleve <strong>in</strong> den Dienst Braunschweigs. Er musste<br />
sich verpflichten, im Notfall auch im Büchsenwerk zu dienen. 69<br />
Auch bei den, von den Städten für die aktive Fehdeführung zusätzlich geworbenen Fußknechten handelte<br />
es sich fast ausschließlich um Schützen, da nur diese Waffengattung bei <strong>der</strong> üblichen Fehdeführung<br />
– Wachdienste, Geleitschutz, Verteidigung, Belagerung – S<strong>in</strong>n machte.<br />
1421/22 stockte das Stift Hildesheim wg. e<strong>in</strong>er drohenden Fehde se<strong>in</strong> Schützenkont<strong>in</strong>gent von 14 auf 34<br />
Mann auf. Köln legte für den Entsatz nach Neuss 1474/75 <strong>in</strong> allen Soldverträgen ausdrücklich fest, dass<br />
die Fußknechte nur mit Handbüchsen <strong>und</strong> Armbrüsten ausgerüstet sei sollten. 70 Osnabrück schickte im<br />
15. Jh. gleich mehrere Schützenkont<strong>in</strong>gente zu Feldzügen; 1465 sowie 1474/75 nach Neuss entsandte die<br />
Stadt jeweils e<strong>in</strong> größeres <strong>Aufgebot</strong>, bestehend aus Stadtknechten <strong>und</strong> Schützen, über die Abrechnungen<br />
vorliegen. 71 Es handelte sich also um Soldschützen. Für e<strong>in</strong>en Zug Bernhards von Lippe stellte die Stadt<br />
1479 ebenfalls 56 Soldschützen zur Verfügung. 72 Weitere Ausgaben f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Stadtrechnungen,<br />
so die Soldzahlungen für 100 Schützen im Jahre 1484. Für den Zug nach Ostnie<strong>der</strong>sachsen 1485/86 wurden<br />
wie<strong>der</strong>um 100 Schützen angeworben. 73<br />
d. Herkunft <strong>der</strong> Söldner<br />
Bei den oben erwähnten böhmischen Fußsöldnern handelte es sich überwiegend um Schützen, die mit<br />
sog. „Setzschilden“ (paveznici) <strong>und</strong> Schusswaffen ausgerüstet waren, was auf e<strong>in</strong>en spezialisierten E<strong>in</strong>satz<br />
im Belagerungskrieg h<strong>in</strong>deutet, weniger auf Feldschlachten. 74<br />
Schon 1447 standen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Soester Fehde fast ausschließlich Böhmen als Söldner <strong>in</strong> Diensten des Erzbischofs<br />
von Köln, während die Stadt auf adlige Soldritter zurückgriff. 75<br />
Gött<strong>in</strong>gen hatte 1484-86, wie erwähnt, rd. 30-39 Fußschützen unter Vertrag. Die Aufträge, mit denen<br />
die Werber ausgeschickt wurden, nennen explizit die Böhmen. Die Abrechnungen über Ausrüstung, Munitionierung<br />
<strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> hannoverschen Soldknechte sowie <strong>der</strong> Name ihres Hauptmanns (‚Mester Pawel’)<br />
belegen, dass es zum e<strong>in</strong>en fast ausschließlich Fußschützen waren <strong>und</strong> es sich zum zweiten ebenfalls<br />
um Böhmen gehandelt haben wird. 76<br />
© Entwürfe, Texte <strong>und</strong> Konzepte <strong>und</strong> sonstige von <strong>der</strong> Geschichts- & Medienagentur gestalteten Vorlagen unterliegen<br />
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Verfasser. Jede – auch auszugsweise – Wie<strong>der</strong>gabe, Weitergabe o<strong>der</strong> Veröffentlichung über das Maß üblichen Zitierens<br />
h<strong>in</strong>aus o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung bedarf <strong>der</strong> vorherigen Genehmigung.<br />
69<br />
StA Braunschw., B I 2, Bd. 3, S. 95.<br />
70<br />
Hist. Archiv Stadt Köln, Briefbuch 30, fol. 135, 1339 v, 140 etc.<br />
71<br />
Abrechnungsbelege bei STUVE, Der Zug <strong>der</strong> Osnabrücker nach Neuss, S. 165-180; Staatsarchiv Osnabrück, Dep.<br />
3 a, 1 VI, 174/1-9.<br />
72<br />
8 Pfennige pro Tag <strong>und</strong> Mann. Vgl. STUVE.<br />
73<br />
Abrechnungsbelege bei STUVE, Die braunschweigische Fehde, S. 30-41.<br />
74<br />
TRESP, S. 79.<br />
75<br />
Vgl. StA Soest, Bestand A, Quittungen 1441-48.<br />
76<br />
StA Hann. Kämmereireg. 1485/86, passim.