14 - Landfunker
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fortan auch nur dem Kaiser<br />
unterstellt, so mussten sie doch<br />
bis ins 15. Jahrhundert hinein<br />
ein fl orierender<br />
Marktfl eck<br />
stetig wechselnden Landesherren<br />
huldigen, denn häufi g<br />
wurde Heidelsheim Gegenstand<br />
von Erbstreitigkeiten oder gar<br />
verpfändet. Erst im Jahre <strong>14</strong>63<br />
fi el Heidelsheim endgültig an die<br />
Kurpfalz. Bereits im <strong>14</strong>. Jahrhundert<br />
begann hier eine Zeit der<br />
wirtschaftlichen Blüte und des<br />
Wachstums, so dass Heidelsheim<br />
bald zu den bedeutendsten<br />
Städten der rechtsrheinischen<br />
Kurpfalz zählte. Zahlreiche<br />
Handwerker profi tierten von<br />
der überaus günstigen Lage der<br />
Stadt - vom Handels- und Reiseverkehr<br />
sowie von den Märkten.<br />
In dieser Blütezeit entstand die<br />
ummauerte Vorstadt, da die<br />
mittelalterliche Altstadt mit dem<br />
ovalen Mauerring nicht mehr<br />
genügend Raum und Wohnfl äche<br />
für die stetig wachsende<br />
Bevölkerung bot. Das weite<br />
Viereck des Marktplatzes mit<br />
dem Marktbrunnen, umgeben<br />
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von Bürgerhäusern und Schildgaststätten,<br />
beschwört Bilder<br />
vom bunten Markttreiben herauf,<br />
dass zweimal jährlich Bewohner<br />
und Kaufl eute anlockte. Geistliche<br />
Erbauung hingegen fanden<br />
die Bürger, ob sie nun protestantischen<br />
oder katholischen Glaubens<br />
waren, in der Stadtkirche.<br />
Die Martinskapelle, der gotische<br />
Chor der Kirche, zählt zu den<br />
ältesten Gebäuden der Stadt,<br />
stammt er doch aus dem 16.<br />
Jahrhundert. Die Häuser jedoch<br />
entstammen einer jüngeren Zeit,<br />
da die Stadt sowohl 1622 während<br />
des Dreißigjährigen Krieges<br />
als auch 1689 in den Wirren<br />
des Pfälzischen Erbfolgekrieges<br />
»bis auf die drei geringsten<br />
Hüttlein« nahezu völlig zerstört<br />
wurde. Davor konnten selbst die<br />
Befestigungsanlagen, die etwa<br />
Einschärung in<br />
Kriegszeiten<br />
10 Meter hohen Mauern sowie<br />
die Wassergräben, die Bewohner<br />
nicht bewahren. Durch vier<br />
befestigte Tore gelangte man in<br />
die Stadt. Von diesen ist einzig<br />
das Stadttor erhalten geblieben,<br />
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in dem sich heutzutage das<br />
Heimatmuseum des Ortes befi<br />
ndet. Türme vervollständigten<br />
ehemals die Festungsanlagen<br />
rund um Heidelsheim. Katzenturm,<br />
Törlesturm und Diebsturm<br />
zeigen, ebenso wie die Reste<br />
der Stadtmauer, wie wehrhaft<br />
die strategisch wichtige Stadt<br />
einst auf ihre Besucher gewirkt<br />
haben musste. Nachdem das<br />
Stadttor nicht mehr bewohnbar<br />
war, zog der Turmwächter von<br />
Heidelsheim in den Katzenturm,<br />
den höchstgelegenen und<br />
imposantesten Eckturm der<br />
Stadtbefestigung, um. Von hier<br />
aus genoss er einen herrlichen<br />
Blick auf das Städtchen, wachte<br />
aber auch über das umgebende<br />
Land. Wildes Glockenläuten vom<br />
Katzenturm, das verkündete<br />
den Bürgern eine drohende<br />
Gefahr – sei es durch anrückende<br />
Truppen oder im Falle eines<br />
Brandes. Die Beaufsichtigung<br />
von Gefangenen zählte ebenfalls<br />
zu seinen Aufgaben. Nachdem<br />
der Diebsturm im Dreißigjährigen<br />
Krieg immensen Schaden<br />
genommen hatte, wurde nun im<br />
Katzenturm das Verlies eingerichtet<br />
– nur durch das sogenannte<br />
Angstloch zugänglich und<br />
mittels schmaler Schlitzscharten<br />
dürftig erhellt. Halsgeigen<br />
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7 7A<br />
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Kerker und<br />
Blutgericht<br />
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Kraichgau<br />
»Ein weyland vornehmer und wie ein Stättlein<br />
gebauter churpfälzischer Fleck«<br />
und ein Pranger, allesamt Gerät<br />
der niederen Gerichtsbarkeit,<br />
präsentieren sich heute hier dem<br />
Besucher und zeugen von der<br />
Rechtsprechung in Heidelsheim.<br />
So manche Streiterei fand hier<br />
ein Ende, ob es sich nun um Beschimpfungen,<br />
Korruption oder<br />
Kuppelei handelte. Heute nicht<br />
mehr sichtbar ist ein Merkmal<br />
der hohen Gerichtsbarkeit, der<br />
ehemals vor der Stadt auf dem<br />
Hochgerichtsplatz stehende<br />
dreisäulige Galgen. Innerhalb<br />
der Mauern sorgten neben<br />
dem Türmer ein oder mehrere<br />
Nachtwächter für die Einhaltung<br />
der Ordnung, indem sie des<br />
Nachts stündlich durch die Stadt<br />
gingen, die Stunden ausriefen,<br />
heimatloses Gesindel vertrieben<br />
und nach dem Rechten sahen.<br />
An manchen Tagen hört man ihn<br />
auch heute noch rufen: »Hört, ihr<br />
Herrn, und lasst euch sagen: Unsere<br />
Glock’ hat zehn geschlagen.<br />
Zehn sind der heiligen Gebot’,<br />
die uns gab der lieb Gott...«<br />
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WILLI 2009<br />
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