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Emsland-Sonne-Brause, Kunst und Wissenschaft

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<strong>Emsland</strong>-<strong>Sonne</strong>-<strong>Brause</strong>, <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong> ?<br />

Ein Projekt einer 10. Klasse der Liebfrauenschule Vechta<br />

Fachlehrer: Martin Ratermann<br />

Liebfrauenschule Vechta<br />

Marienstr. 4<br />

493377 Vechta<br />

E [ ]<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

300 350 400 450 500 550 600<br />

1<br />

Wellenlänge [nm]


<strong>Emsland</strong>-<strong>Sonne</strong>-<strong>Brause</strong>, <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong> ?<br />

1 Vom Untersuchungsobjekt zum Projekt<br />

1.1 Entwicklung der Projektidee<br />

Beim Besuch der Lebensmittel- oder Getränkeabteilungen von Supermärkten fallen den K<strong>und</strong>en<br />

besonders die attraktiven, manchmal auch sehr intensiven Farben der Produkte auf. Häufig verdanken<br />

die Lebensmittel ihr ansprechendes Aussehen dem Zusatz natürlicher, naturidentischer oder<br />

synthetischer Farbstoffe. Im Chemieunterricht <strong>und</strong> in Arbeitsgemeinschaften hatten wir an unserer<br />

Schule bereits mehrere Projekte zum Thema "Farbstoffe in Lebensmitteln"<br />

durchgeführt <strong>und</strong> dabei interessante Ergebnisse erzielt. 1 Bei der Suche nach<br />

neuen Untersuchungsobjekten stießen wir, zunächst eher zufällig, auf die intensiv<br />

rote <strong>Emsland</strong>-<strong>Sonne</strong>-<strong>Brause</strong>. Ursprünglich galt unser Interesse lediglich den<br />

enthaltenen Farbstoffen. Schließlich setzten wir uns aber zum Ziel möglichst<br />

viele Inhaltsstoffe der <strong>Brause</strong> experimentell nachzuweisen. Am Anfang stand<br />

dabei die intensive Suche nach geeigneten Versuchsvorschriften. Bei unseren<br />

Literaturrecherchen stießen wir auf eine Vielzahl interessanter Quellen. Als<br />

besonders ergiebig erwiesen sich z.T. hervorragend präsentierte<br />

Praktikumsanleitungen aus dem Internet. 2<br />

1 <strong>Emsland</strong>-<br />

<strong>Sonne</strong>-<strong>Brause</strong><br />

2Etikett der <strong>Emsland</strong>-<strong>Sonne</strong>-<strong>Brause</strong><br />

1.2 Limonade oder <strong>Brause</strong> - was ist der Unterschied ?<br />

Uns war zunächst nicht bewusst, dass zwischen einer Limonade <strong>und</strong> einer <strong>Brause</strong> Unterschiede<br />

bestehen. Im Rahmen unserer Literaturstudien stießen wir dann aber auf Informationen 3 . Danach<br />

enthalten <strong>Brause</strong>n im Unterschied zu Limonaden <strong>und</strong> Fruchtsaftgetränken naturidentische oder<br />

künstliche Aroma- <strong>und</strong> /oder Farbstoffe.<br />

1<br />

Z.B. Was Tiere Bunt macht, Lit. [3]<br />

2<br />

vgl. Literaturliste, hier sind nur die wichtigsten Titel angegeben.<br />

3<br />

vgl. [a]<br />

2


2 Die Farbstoffe<br />

2.1 Wasserlöslich oder fettlöslich ?<br />

In einem ersten Experiment sollten die Farbstoffe einer gelben Limonade <strong>und</strong> der roten <strong>Brause</strong> im<br />

Hinblick auf ihre Löslichkeiten in verschiedenen Lösungsmitteln verglichen werden. Dazu wurden<br />

Proben beider Lösungen mit wenig Hexan überschichtet <strong>und</strong> geschüttelt.<br />

Beobachtung: Der gelbe Farbstoff der Limonade wurde überwiegend in die Hexanschicht überführt.<br />

Der rote Farbstoff der <strong>Brause</strong> blieb in der wässerigen Phase gelöst.<br />

Deutung: Bei dem gelben Farbstoff der Limonade handelt es sich um ein fettlösliches Carotinoid.<br />

Dieses ist nicht wasserlöslich <strong>und</strong> liegt in der Limonade in suspendierter Form vor. Dies erklärt auch<br />

die Trübung der Limonade. Der Farbstoff der klaren <strong>Brause</strong> ist wasserlöslich <strong>und</strong> lässt sich daher mit<br />

Hexan nicht extrahieren.<br />

3 Extraktionsversuche mit <strong>Brause</strong> <strong>und</strong> Limonade<br />

2.2 Isolierung der Farbstoffe aus der <strong>Brause</strong><br />

Da sich die Farbstoffe mit Hexan nicht extrahieren<br />

ließen, musste ein anderes Extraktionsverfahren<br />

angewandt werden. Wir entschieden uns für die<br />

"Wollfadenmethode". Wir gaben entfettete Wollfäden<br />

in die <strong>Brause</strong>. Ein bei anderen Versuchsobjekten<br />

notwendiger Zusatz von Essig erübrigte sich hier, da<br />

die <strong>Brause</strong> ausreichend sauer war. Soll das Experiment<br />

nur wenige Minuten dauern, muss erhitzt werden. Da<br />

wir die entfärbte Lösung aber weiter auf andere<br />

Inhaltsstoffe untersuchen wollten <strong>und</strong> befürchteten,<br />

dass durch die Erwärmung hitzelabile Bestandteile<br />

zerstört werden könnten, entschieden wir uns dafür,<br />

den Ansatz über Nacht ohne Erwärmung zu rühren.<br />

Am nächsten Tag war die Lösung völlig entfärbt <strong>und</strong><br />

die Wollfäden hatten eine intensiv rote Farbe<br />

angenommen (Abb. 4).<br />

3<br />

4 Gefärbter Wollfäden in entfärbter <strong>Brause</strong>


Die Wollfäden wurden unter fließendem Wasser gewaschen. Durch Kochen in verdünnter<br />

Ammoniaklösung wurden die Farbstoffe wieder von den Fäden desorbiert. Die erhaltene rote Lösung<br />

wurde spektralfotometrisch untersucht. Das Spektrum (Abb. 5) zeigt drei Absorptionsmaxima bei bei<br />

411 (430) nm <strong>und</strong> bei 510 nm. Das Aussehen des Spektrums deutet auf zwei oder drei Farbstoffe hin.<br />

2.3 Chromatografie<br />

5 Absorptionsspektrum der Farbstoffe in der <strong>Brause</strong><br />

Die beim Kochen mit Ammoniakwasser erhaltene Farbstofflösung wurde eingeengt. Mit<br />

Mikropipetten wurden die Farbstoffe auf Cellulose-Dünnschichtplatten 4 übertragen. Die Platten<br />

wurden in eine Chromatografiekammer gestellt. Als Laufmittel wurde ein Gemisch aus 25 ml<br />

Ammoniaklösung (5%ig), 3 ml Brennspiritus <strong>und</strong> 1 g Natriumcitrat verwendet. Nach wenigen<br />

Minuten war eine Auftrennung in eine rote <strong>und</strong> zwei gelbe Farbstoffbanden deutlich zu erkennen.<br />

4 Polygram CEL 300<br />

E [ ]<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

6 Chromatogramme der <strong>Brause</strong>farbstoffe<br />

0<br />

300 350 400 450 500 550 600<br />

Wellenlänge [nm]<br />

4<br />

RF-Werte:<br />

roter Farbstoff:<br />

0.45<br />

gelbe Farbstoffe:<br />

0.15<br />

0.31


Deutung: Die Auftrennung in drei Farbstoffbanden deutet zunächst auf drei Farbstoffe hin. Auf dem<br />

Etikett sind jedoch nur zwei Farbstoffe als Inhaltsstoffe angegeben: E 104 (Chinolingelb) <strong>und</strong> E 124<br />

(Cochenillerot A). Literaturstudien ergaben, dass Chinolingelb herstellungsbedingt aus einem<br />

Gemisch aus Disulfonaten (mind. 80 %) Monosulfonaten (höchstens 15 %) <strong>und</strong> Trisulfonaten<br />

(höchstens 7 %) besteht 5 . Es ist daher anzunehmen, dass die intensivere obere gelbe Bande durch<br />

Disulfonate <strong>und</strong> die untere Bande im Wesentlichen durch Monosulfonate erzeugt wird. Das in der<br />

Literatur angegebene Absorptionsmaximum von 411 nm entspricht exakt dem von uns gef<strong>und</strong>enen.<br />

Vermutlich sind die Monosulfonate für das zweite Absorptionsmaximum bei 430 nm verantwortlich.<br />

Das dritte Absorptionsmaximum bei 510 nm ist eindeutig dem Cochenillerot A zuzuordnen <strong>und</strong><br />

entspricht ebenfalls dem Literaturwert.<br />

2.4 Die Farbstoffe der <strong>Brause</strong><br />

2.4.1 E 104 Chinolingelb<br />

2.4.2 E 124 Cochenillerot<br />

Ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung 6 : Wegen der chemischen<br />

Ähnlichkeit mit Azofarbstoffen wird ein<br />

Zusammenhang bei der Auslösung von<br />

Pseudoallergien <strong>und</strong> hyperkinetischem Syndrom bei<br />

entsprechend veranlagten Menschen nicht<br />

ausgeschlossen.<br />

In den USA ist Chinolingelb für die Färbung von<br />

Lebensmitteln nicht zugelassen !<br />

Tierversuche haben bisher keine Hinweise auf eine<br />

Toxizität des Farbstoffes ergeben.<br />

5<br />

Ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung: Wegen der<br />

chemischen Struktur (Azofarbstoff) wird ein<br />

Zusammenhang bei der Auslösung von<br />

Pseudoallergien <strong>und</strong> hyperkinetischem Syndrom<br />

bei entsprechend veranlagten Menschen nicht<br />

ausgeschlossen. Weiterhin wird eine Beteiligung<br />

bei der Auslösung von Neurodermitis <strong>und</strong><br />

Asthma für möglich gehalten. Tierversuche<br />

haben bisher allerdings keine Hinweise auf eine<br />

Toxizität des Farbstoffes ergeben.<br />

5 Richtlinie 95/45/EG der Kommission vom 26.Juli 1995 zur Festlegung spezifischer Reinheitskriterien für<br />

Lebensmittelfarbstoffe, geändert durch Richtlinie 1999/75/EG der Kommission vom 22.Juli 1999<br />

6 Ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung u.a. nach Literaturstelle [f]


3 Die Citronensäure<br />

3.1 Bestimmung des Gehaltes an Citronensäure<br />

Durchführung: Eine Probe der <strong>Brause</strong><br />

wurde über Nacht mit einem<br />

Magnetrührer gerührt, um die<br />

enthaltene Kohlensäure zu entfernen.<br />

Die in der Lösung enthaltene<br />

Citronensäure sollte titrimetrisch<br />

bestimmt werden. Dazu wurden 25<br />

Milliliter der entgasten <strong>Brause</strong> mit<br />

Natronlauge der Konzentration 0.1<br />

mol/l titriert (rote Kurve, Abb.8). In<br />

einem Parallelversuch wurden 25 ml<br />

einer wässerigen Citronensäurelösung<br />

titriert (grüne Kurve, Abb. 8). Das<br />

Vergleichsexperiment mit einer<br />

Citronensäurelösung sollte dazu dienen,<br />

den Verlauf der Titrationskurve<br />

vergleichend zu beurteilen . So sollte<br />

gezeigt werden, dass in der entgasten<br />

<strong>Brause</strong> ausschließlich Citronensäure<br />

titriert wurde.<br />

7 Schülerinnen bei der Titration<br />

In weiteren Experimenten wurde die entfärbte <strong>und</strong> entgaste <strong>Brause</strong> eingesetzt. In diesen Experimenten<br />

wurden die Äquivalenzpunkte anhand des Farbumschlages von Bromthymolblau als Indikator<br />

bestimmt. Die Ergebnisse waren in allen Versuchen gleich.<br />

Beobachtung: Bei einem Natronlaugeverbrauch von 8<br />

Millilitern tritt ein sprunghafter Anstieg des pH-Wertes auf.<br />

Auswertung: c(Citronensäure) =c(Natronlauge)•V(Natronlauge)/3•V(Citronensäure)<br />

c(Citronensäure) = 0.1 mol/l • 8 ml / 3 • 25 ml = 0.011 mol/l<br />

Ergebnis: Die Citronensäurekonzentration der Lösung beträgt<br />

0.011 mol/l. Das entspricht<br />

m = M • c = 192.4g/mol • 0.011 mol/l = 2.11 g/l.<br />

Die Konzentration der Citronensäure beträgt 0.211%.<br />

(Die Dichte der Regina beträgt 1 g/ml).<br />

3.2 Zur Verwendung von Citronensäure<br />

6<br />

pH [ ]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Titration von <strong>Brause</strong> <strong>und</strong><br />

Citronensäurelösung<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Natronlauge [ml]<br />

8 Titrationskurven<br />

Citronensäure bewirkt in erster Linie einen sauren Geschmack. Sie trägt außerdem zur Haltbarkeit der<br />

<strong>Brause</strong> bei, weil sie als Säure das Wachstum von Mikroorganismen hemmt.


4 Die Zucker<br />

4.1 Nachweis von Kohlenhydraten in der <strong>Brause</strong><br />

4.1.1 Molisch-Test<br />

Je drei Milliliter der Proben wurden in Reagenzgläser gefüllt, mit einigen Tropfen Molisch- Reagenz<br />

(15%ige Thymollösung in Ethanol) versetzt <strong>und</strong> mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet.<br />

Untersucht wurden Maltose-Lösung 5%ig, Glucose-Lösung 5%ig, Fruktose-Lösung 5%ig,<br />

Saccharose-Lösung 5%ig, entfärbte <strong>Brause</strong>, Wasser. In dieser Reihenfolge wurden die Reagenzgläser<br />

von links nach rechts gefüllt.<br />

Maltose Glucose Fructose Saccharose <strong>Brause</strong> Wasser<br />

9 Ergebnisse des Molisch-Tests<br />

Beobachtung: In den Vergleichsansätzen mit verschiedenen Zuckern <strong>und</strong> in dem Ansatz mit <strong>Brause</strong><br />

verfärbte sich der untere Bereich dunkel. An der Grenzfläche trat jeweils ein orangefarbener Ring auf.<br />

Der Ansatz mit Wasser blieb farblos.<br />

Deutung: Das Auftreten eines orangen Ringes an der Grenzfläche lässt auf Anwesenheit von<br />

Kohlenhydraten schließen. Die <strong>Brause</strong> enthält ein Kohlenhydrat oder mehrere Kohlenhydrate.<br />

In Gegenwart von konz. H2SO4 werden Zucker unter Bildung von Furfuryl-Derivaten dehydratisiert.<br />

Furfural entsteht bei der Deydratisierung von Pentosen, während aus Hexosen Hydroxymethylfurfural<br />

gebildet wird. Naphtol-(1) (bzw. Thymol) reagiert mit den zyklischen Aldehyden zu purpur gefärbten<br />

Kondensationsprodukten (Furfuryl-diphenyl-methan-Farbstoffe) (1). 7<br />

10 Bildung des Farbstoffes beim Molisch-Test (Hier formuliert mit Naphthol statt mit Thymol)<br />

7 Kursiv gedruckter Text <strong>und</strong> Abb. 9 zitiert aus [e]<br />

7


4.2 Überprüfung auf reduzierend wirkende Zucker - der Benedict-Test 8<br />

Benedict-Reagenz: Lösung 1: 17.3 g Natriumcitrat <strong>und</strong> 10 g Natriumcarbonat in 70 ml<br />

warmem Wasser gelöst,<br />

Lösung 2: 1,7g Kupfersulfat in 20 ml Wasser gelöst<br />

Je drei Milliliter der Proben wurden Reagenzgläser gefüllt <strong>und</strong> mit je einem Milliliter der Lösungen 1<br />

<strong>und</strong> 2 versetzt. Anschließend stellt man die Lösungen für einige Minuten in ein etwa 70°C warmes<br />

Wasserbad.<br />

Maltose Glucose Fructose Saccharose <strong>Brause</strong> Wasser<br />

11 Ergebnisse des Benedict-Tests<br />

Beobachtung: Mit Maltose-, Glucose-, Fructoselösung <strong>und</strong> <strong>Brause</strong> bildete sich ein ziegelroter<br />

Niederschlag. Bei Saccharose <strong>und</strong> Wasser blieb die Niederschlagsbildung aus, die Lösungen blieben<br />

blau.<br />

Deutung: Bei Anwesenheit reduzierend wirkender Zucker bildet sich ein ziegelroter Niederschlag aus<br />

Kupfer-I-oxid. Saccharose wirkt nicht reduzierend. <strong>Brause</strong> enthält einen oder mehrere reduzierend<br />

wirkende Zucker<br />

12 Reaktionsschema zum Nachweis reduzierend wirkender Zucker<br />

8<br />

Benedict Reagenz ist ein Ersatz-Reagenz für das übliche Fehling-Reagenz. Benedictreagenz ist für den<br />

Schulbereich vorzuziehen, da Natriumhydroxid durch das weniger basische Natriumcarbonat ersetzt ist.<br />

8


4.3 Nachweis von Fructose - Seliwanoff-Test<br />

Seliwanoff-Reagenz: 0.05 g Resorcin in 100 ml konzentrierter Salzsäure (c=6 mol/l)<br />

Zu 2 ml Probelösung wurden je 5 ml Seliwanoff-Reagenz gegeben. Anschließend wurden die Proben<br />

für 5 Minuten im siedenden Wasserbad erhitzt (oberes Bild). Danach wurden die Proben weitere 5<br />

Minuten erhitzt (unteres Bild).<br />

Maltose Glucose Fructose Saccharose <strong>Brause</strong> Wasser<br />

13 Ergebnisse des Seliwanoff-Tests<br />

Beobachtung: Mit Fructose ergab sich nach kurzer zeit eine intensive Rotfärbung, mit Saccharose<br />

eine etwas weniger intensive. Die (zuvor entfärbte) <strong>Brause</strong> verfärbte sich langsam rot. Nach 10<br />

Minuten waren die Rotfärbungen kräftiger, die Abstufung der<br />

Farbintensitäten blieb aber bestehen.<br />

Deutung: Ketosen ergeben beim Seliwanoff-Test eine<br />

Rotfärbung. Fructose ist eine Ketose, Glucose <strong>und</strong> Maltose<br />

sind Aldosen. Unter den vorliegenden sauren Bedingungen<br />

findet langsam eine Hydrolyse von Saccharose in Fructose <strong>und</strong><br />

Glucose statt. Anwesenheit von Saccharose führt deshalb<br />

langsamer zu einer Rotfärbung. Die <strong>Brause</strong> enthält also<br />

entweder Fructose <strong>und</strong>/oder Saccharose. Die langsamere<br />

Reaktion deutet auf Saccharose hin. Es ist allerdings nicht<br />

auszuschließen, dass Fructose enthalten ist <strong>und</strong> die weniger<br />

intensive Rotfärbung auf der geringen Konzentration des<br />

Zuckers beruht. 14 Farbstoff Seliwanoff-Test<br />

9


4.4 Nachweis von Glucose - der GOD-Test<br />

In die Zuckerlösungen wird kurzzeitig ein Glucoseteststäbchen gehalten. Nach einer Minute kann<br />

aufgr<strong>und</strong> der Verfärbung des Testfeldes Glucose nachgewiesen werden.<br />

Maltose Glucose Fructose Saccharose <strong>Brause</strong> Wasser<br />

15 Ergebnis des GOD-Tests<br />

Beobachtung: Nur bei Glucoselösung <strong>und</strong> <strong>Brause</strong> verfärbte sich das Testfeld bläulich.<br />

Deutung: Bei Anwesenheit von Glucose tritt eine Blaufärbung auf. Die enzymkatalysierte Reaktion<br />

(Glucose-Oxidase-Reaktion) ist spezifisch, andere Zucker reagieren nicht. <strong>Brause</strong> enthält Glucose.<br />

4.5 Vorläufiges Ergebnis<br />

Mithilfe der bisher durchgeführten Experimente ist folgende Aussage möglich: Glucose ist sicher<br />

enthalten, dies zeigt der positive GOD-Test. Aufgr<strong>und</strong> des Ergebnisses des Seliwanoff-Tests ist zu<br />

vermuten, dass außerdem Saccharose <strong>und</strong>/oder Fructose vorhanden sind. Ein Anteil von Maltose ist<br />

unwahrscheinlich, kann aber aufgr<strong>und</strong> unserer Experimente nicht ausgeschlossen werden.<br />

4.6 Chromatografischer Nachweis der Zucker<br />

Da unsere bisherigen Ergebnisse keine endgültige Klärung der Frage erlaubten, welche Zucker in der<br />

<strong>Brause</strong> enthalten sind, sollte eine chromatografische Analyse Aufschluss bringen. Lösungen der<br />

Zucker <strong>und</strong> <strong>Brause</strong> wurden auf eine Kieselgel-Platte aufgebracht. Als Laufmittel wurde ein Gemisch<br />

aus 40 ml Butanon, 40 ml Aceton <strong>und</strong> 25 ml 3%iger Borsäurelösung verwendet. Als<br />

Derivatisierungsreagenz wurde ein Gemisch aus 0.02g Naphthoresorcin, 10 ml Ethanol <strong>und</strong> 1 ml<br />

konzentrierte Schwefelsäure verwendet. Nach erfolgter Trennung wurden die DC-Platten getrocknet,<br />

mit dem Derivatisierungsreagenz besprüht <strong>und</strong> bei 120 °C für fünf Minuten in den Trockenschrank<br />

gestellt.<br />

10


Fructose Glucose Maltose Saccharose <strong>Brause</strong><br />

16 DC-Platte nach Trennung <strong>und</strong> Derivatisierung<br />

Beobachtung: Es treten unterschiedlich gefärbte Flecken auf. Fructose <strong>und</strong> Saccharose ergeben rote<br />

Flecken, Maltose <strong>und</strong> Glucose blaue. Die Laufstrecken der Zucker unterscheiden sich (leider) kaum,<br />

so dass eine ganz eindeutige Zuordnung schwer fällt. (Beim Besuch des Lebensmitteluntersuchungsamtes<br />

in Oldenburg im Herbst 2001 stellten wir fest, dass unsere Ergebnisse sich nicht sehr stark von<br />

professionellen Analysen unterscheiden. Abhilfe könnte hier die Verwendung eines anderen<br />

Laufmittelgemisches schaffen. Dieses enthielte aber als krebserregend eingestuftes Acetonitril, dessen<br />

Einsatz im Schulunterricht unseres Erachtens nicht zu verantworten wäre.)<br />

Ergebnis: Versuchte Zuordnung siehe Abbildung 14.<br />

4.7 Der Massenanteil der Zucker<br />

100 g der <strong>Brause</strong> wurden über mehrere Tage im Trockenschrank bei einer Temperatur von 50 °C bis<br />

zur Bildung eines nahezu festen Rückstandes getrocknet. Die Masse dieses Rückstandes betrug 3,2 g.<br />

Wir nahmen an, dass die Masse der Farbstoffe <strong>und</strong> Süßstoffe zu vernachlässigen sei <strong>und</strong> der<br />

Feststoffrest aus wenig Citronensäure (genau 0.21 g, vgl. Punkt 3.1) <strong>und</strong> vor allem aus Zucker<br />

bestand. Daraus ergab sich einen Zuckeranteil von 30 g/l <strong>Brause</strong>.<br />

4.8 Zusammenfassung der Zuckeranalysen<br />

Ganz eindeutige Beweise können wir nicht liefern. Es spricht aber einiges dafür, dass Saccharose mit<br />

wenig Fructose <strong>und</strong> Glucose als Kohlenhydrate in der <strong>Brause</strong> enthalten sind. Auf dem Etikett steht der<br />

Hinweis "mit einer Zuckerart". Bei einem Besuch des Lebensmitteluntersuchungsamtes in Oldenburg<br />

erhielten wir von einem Lebensmittelchemiker die Information, dass in der <strong>Brause</strong> enthaltene<br />

Saccharose unter den sauren Bedingungen - der pH-Wert liegt unter 3 - langsam hydrolysiert werden<br />

kann. Insofern ist es plausibel, wenn neben Saccharose Glucose <strong>und</strong> Fructose, vernutlich nur als<br />

Hydrolyseprodukte, vorhanden sind.<br />

11<br />

Saccharose ?<br />

Glucose ?<br />

Fructose ?


5 Die Süßstoffe<br />

5.1 Nachweis von Aspartam<br />

Aspartam musste getrennt von den übrigen Süßstoffen nachgewiesen werden, da es sich nicht<br />

gemeinsam mit diesen aus der <strong>Brause</strong> extrahieren ließ. Lösungen von Aspartam, von Acesulfam, von<br />

Saccharin, entfärbte <strong>Brause</strong> <strong>und</strong> dest. Wasser wurden erhitzt <strong>und</strong> mit wenig festem Ninhydrin versetzt.<br />

Beim Aspartam trat sofort eine Blaufärbung auf. Diese dient als Nachweis für Aspartam. Die von uns<br />

erwartete Blaufärbung der zuvor entfärbten <strong>Brause</strong> blieb zunächst aus, bis die Lösung mit Natronlauge<br />

etwa neutralisiert wurde. Diese Phänomen beobachteten wir auch, wenn wir der <strong>Brause</strong> Aspartam<br />

zugaben. Den Ausgang dieses Experimentes werteten wir als gelungenen Aspartamnachweis in der<br />

<strong>Brause</strong>.<br />

17 v. l.n.r.: Aspartamlösung, Acesulfamlösung, Saccharinlösung, <strong>Brause</strong>, dest. Wasser nach<br />

Erwärmen <strong>und</strong> Zugan von Ninhydrin<br />

5.2 Nachweise von weiteren Süßstoffe<br />

9 vgl. Literatur [6]<br />

10 Di-2-ethylhexylphophphorsäure<br />

12<br />

Weitere in der <strong>Brause</strong> enthaltene Süßstoffe<br />

sollten chromatografisch nachgewiesen werden.<br />

Angesichts der geringen Süßstoffkonzentrationen<br />

mussten diese zunächst aus der Lösung<br />

extrahiert <strong>und</strong> anschließend aufkonzentriert<br />

werden. Dazu wendeten wir ein in der Literatur 9<br />

beschriebenes Verfahren an. In zwei Parallelversuchen<br />

wetzten wir dabei entfärbte bzw. nicht<br />

entfärbte <strong>Brause</strong> ein. Die später erhaltenen<br />

Ergebnisse waren identisch. Auf die Entfärbung<br />

der <strong>Brause</strong> kann also verzichtet werden.<br />

Im ersten Schritt wurden 50 ml <strong>Brause</strong> mit 15 ml<br />

D2EHPA 10 geschüttelt. Die wässerige Phase<br />

wurde verworfen. Die in der organischen Phase<br />

enthaltenen Süßstoffe wurden mit zwei mal 7 ml<br />

Ammoniaklösung reextrahiert.<br />

18 Extraktion der Süßstoffe mit D2EHPA


Der so erhaltene Süßstoffextrakt wurde mit Mikropipetten auf eine Kieselgelplatte aufgetragen.<br />

Daneben wurden Lösungen von reinem Acesulfam, Saccharin <strong>und</strong> zwei Süßstoffen mit<br />

überwiegendem Cyclamatanteil 11 zu Vergleichszwecken aufgetragen. Als Laufmittel wurde ein<br />

Gemisch aus 25 ml Xylol, 25 ml n-Propanol <strong>und</strong> 5 ml Ameisensäure eingesetzt. Nach etwa einer<br />

St<strong>und</strong>e wurde der Trennvorgang beendet <strong>und</strong> die Platte im Kaltlusftstrom getrocknet. Anschließend<br />

wurde die getrocknete Platte mit einer zweiprozentigen Lösung von 2,7-Dichlorfluoreszein in<br />

Brennspiritus 12 besprüht <strong>und</strong> für 15 Minuten bei etwa 70°C in den Trockenschrank gelegt. Nach dieser<br />

Zeit waren die von den Süßstoffen erzeugten hellen Flecken gut zu erkennen (vgl. Abb 19). Die<br />

Abbildung wurde am PC nachbehandelt (Erhöhung des Kontrastes), um die Substratflecken deutlicher<br />

sichtbar zu machen.<br />

19 Chromatogramm der Süßstofftrennung<br />

Saccharin Rf = 0.81<br />

Aceslufam Rf = 0.5<br />

Cyclamat Rf = 0.28<br />

Ergebnis: Cyclamat <strong>und</strong> Saccharin ließen sich von uns eindeutig in der <strong>Brause</strong> nachweisen. Das laut<br />

Etikett ebenfalls vorhandene Acesulfam fanden wir nicht.<br />

11<br />

Assugrin <strong>und</strong> ein weiteres Produkt<br />

12<br />

Das in der Literatur vorgeschlagene giftige Methanol wird durch Brennspiritus ersetzt, was offenbar ohne<br />

Einfluss auf das erhaltene Ergebnis blieb.<br />

13


5.3 Wissenswertes zu den enthaltenen Süßstoffen<br />

Süßstoffe werden eingesetzt, um einen angenehm süßen Geschmack ohne Zucker zu erzeugen.<br />

Dadurch enthalten die Nahrungsportionen viel weniger für den Körper verwertbare Energie (Joule).<br />

Ein Verzicht auf Zucker kann z.B. Nahrungsmittel auch für Diabetiker verträglich machen, die<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> eine erwünschte Gewichtsreduktion fördern. Einerseits stellt Zucker für den einen<br />

oder anderen Konsumenten ein Risiko dar, andererseits ist aber auch der Einsatz von Süßstoffen<br />

keineswegs unumstritten. Häufig (naturgemäß?) unterscheiden sich die Einschätzungen von<br />

Süßstoffindustrie <strong>und</strong> Verbraucherverbänden bezüglich der ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken. Im Folgenden<br />

eine kurze Einschätzung eines Verbraucherverbandes 13<br />

Aspartam: Künstlicher Süß- <strong>und</strong> Geschmacksstoff, wirkt 200 mal süßer als Zucker.Für Menschen mit<br />

Phenylketonurie bedenklich. Teilweise wird Aspartam gentechnisch hergestellt. Für dieses ist eine<br />

abschließende Bewertung z. Zt. nicht möglich.<br />

Acesulfam: künstlicher Süßstoff <strong>und</strong> Geschmacksverstärker, wirkt 200mal süßer als Zucker. Gilt als<br />

unbedenklich.<br />

Cyclamat: Künstlicher Süßstoff, der 30-50 mal süßer wirkt als Zucker. Nach neueren Untersuchungen<br />

lassen sich alte Bef<strong>und</strong>e, nach denen höhere Dosen im Tierversuch zu Blasenkrebs <strong>und</strong> anderen<br />

Erkrankungen geführt haben sollen, nicht aufrecht erhalten. Von häufigem Verzehr wird abgeraten.<br />

Saccharin: Künstlicher Süßstoff, der 500 mal süßer wirkt als Zucker. In Tierversuchen gibt es<br />

Hinweise auf eine Beteiligung an der Entstehung von Krebsgeschwüren. in den USA ist ein<br />

entsprechender Warnhinweis vorgeschrieben. Von häufigem Verzehr wird abgeraten.<br />

6 Schluss<br />

Im Rahmen des Unterrichtsreihe, deren Ergebnisse wir hier vorstellen, wollten wir vor allem<br />

Erfahrungen mit analytisch praktischem Arbeiten sammeln. Viele der beschriebenen Experimente<br />

gelangen auf Anhieb, sodass schnelle Erfolgserlebnisse nicht ausblieben. Insbesondere die<br />

chromatographischen Zucker- <strong>und</strong> Süßstoffanalysen erwiesen sich aber als heikel. Hier mussten z.B.<br />

verschiedenen Laufmittelgemische getestet werden, bis brauchbare Ergebnisse erhalten wurden. Dies<br />

geschah zumeist in arbeitsteiliger Gruppenarbeit. Dadurch konnten in vertretbarer Zeit die hier<br />

präsentierten Ergebnisse erhalten werden. Alle Untersuchungen wurden ansonsten in<br />

Parallelversuchen von Kleingruppen durchgeführt, jeweils mit identischen Ergebnissen. Die Versuche<br />

sind also gut reproduzierbar. Mit den vorliegenden Versuchsvorschriften sollte es möglich sein,<br />

vergleichbare Untersuchungsobjekte im Unterricht oder in Arbeitsgemeinschaften in vertretbarer Zeit<br />

erfolgreich zu untersuchen.<br />

Im Rahmen des Unterrichts wurden jeweils auch ausführlichere Informationen zur ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Bewertung der Inhaltsstoffe eingeholt. Diese sind im Rahmen dieser Arbeit nur beispielhaft <strong>und</strong> sehr<br />

knapp dargestellt, um den Rahmen nicht zu sprengen. Uns ging es an dieser Stelle primär darum, die<br />

interessanten praktisch-analytischen Aspekte darzustellen.<br />

13 Aus www:zusatzstoffe-online.de<br />

14


7 Liste der verwendeten Literatur<br />

[1] Grob, P.: Einfache Schulversuche zur Lebensmittelchemie, Aulis-Verlag, Köln 2000<br />

[2] Lutz, B., Pfeifer, P.: Gaukler der Süße, in: NiU-PC 37 (1989), S.16-19<br />

[3] Ratermann, M.: Was Tiere bunt macht - Farbstoffe in der Nahrung, in: Chemkon 3/2001, S.149- 153<br />

[4] Schwedt, G.: Experimente mit Supermarktprodukten; Wiley-Verlag-Chemie, Weinheim 2001<br />

[5] Schwedt, G.: Farbstoffen analytisch auf der Spur, Aulis-Verlag, Köln 1996<br />

[6] Steiner, D., Schneider-Ebert, Chr.: Light-Getränke leicht untersucht, in: NiU-Chemie 6 (1995)<br />

S.12-17<br />

[7] Technical Information, Ajinomoto Aspartame; Firmenschrift<br />

Ausgewählte Seiten aus dem Internet:<br />

[a] www.verbraucherministerium.de/verbraucher/themen/ verbr/lmbuch/ls-erfrischungsgetraenke.pdf<br />

[b] http://www.stud.tu-muenchen.de/~stefan.brummet/facharbeit/<br />

[c] www.unipaderborn.de/schule/reis/fff/Chemie/Nachweis%20von%20Kohlenhydraten%20in%20Lebensmitteln.htm<br />

[d] http://berg.heim.at/almwiesen/410466/cho/zucker/zucker.htm<br />

[e] http://www.uniregensburg.de/Fakultaeten/nat_Fak_IV/Organische_Chemie/Didaktik/Keusch/p30_Z_mol.htm<br />

[f] www.zusatzstoffe-online.de/<br />

Fachlehrer: Martin Ratermann<br />

Liebfrauenschule Vechta<br />

Marienstr. 4<br />

49377 Vechta<br />

An den Untersuchungen waren folgende Schülerinnen beteiligt:<br />

Inka Bosmann, Anna-Lena Grote, Katharina Klostermann, Eva-Maria Luers, Sarah Ostmann,<br />

Alexandra Pentzlin, Theresa Rottinghaus, Nicole Sandvoß, Sonja Stein, Ruth Themann, Stefanie Voth<br />

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