Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 03|15
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Von diffusen Mächten bedroht<br />
Schizophrenie<br />
Thema<br />
17<br />
Psychische und<br />
Verhaltensstörungen Teil 2<br />
Foto: Strobl<br />
Von einem Tag auf den an<strong>der</strong>en verrückte<br />
sich die Welt im Kopf. Angstzustände<br />
wechselten ab mit depressiven<br />
Grübeleien und Panikattacken. Der<br />
damals 17-jährige Christian Horvath<br />
fühlte sich permanent bedroht – von<br />
Windstößen, fallenden Blättern, bellenden<br />
Hunden, diffusen strafenden<br />
Mächten. Jedes Lachen, jede Stimme,<br />
jedes laute Wort betraf nur ihn. Irgendwann<br />
rannte er mit Straßenbahnen um<br />
die Wette - ohne je zu gewinnen. Am<br />
Ende wollte er sich umbringen, bis er<br />
sich selbst in die Psychiatrie einwies.<br />
Diagnose: Paranoide Schizophrenie. 7<br />
Jahre lang Spitalsaufenthalte und Medikamenteneinnahme.<br />
Die Schizophrenie gilt als eine schwere,<br />
fortschreitende Erkrankung, die wie<br />
eine vorzeitige Demenz anmuten kann.<br />
Seit 2005 gilt die Schizophrenie nicht<br />
mehr als unheilbar - <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong><br />
„Recovery“ Bewegung.<br />
Symptome<br />
I. Wahrnehmungsstörungen<br />
(Stimmen, optische<br />
Halluzinationen)<br />
II. Kontrollwahn, Verfolgungswahn<br />
III. Störungen des Denkens =<br />
Ich-Störungen<br />
IV. Antriebsstörungen<br />
V. Störungen des Gefühlsausdrucks<br />
(Affektverflachung, Affektsteigerung)<br />
VI. Störung <strong>der</strong> Psychomotorik<br />
(Haltungsstörungen, Stereotypie)<br />
Es gibt unterschiedliche Verläufe. Diese<br />
reichen vom einmaligen bis zu oftmaligen<br />
Schüben über eine längere Lebensspanne.<br />
Die Hälfte <strong>der</strong> Patienten<br />
ist dauerhaft in ihrer psychosozialen<br />
Entwicklungsfähigkeit beeinträchtigt.<br />
Wird die Erkrankung chronisch, treten<br />
Sprachverarmung, Freudlosigkeit und<br />
Einschränkungen <strong>der</strong> Gedächtnisleistung<br />
auf.<br />
Betroffene (=1% <strong>der</strong> Bevölkerung) erkranken<br />
erstmals zwischen dem 15.<br />
und 25. Lj. Damit ist die Schizophrenie<br />
eine weit verbreitete Störung, vergleichbar<br />
mit <strong>der</strong> Blutzuckerkrankheit.<br />
Ursachen: genetische Häufung, Hirnschädigungen,<br />
Entwicklungsdefizite<br />
durch Verwahrlosung, Cannabis und<br />
an<strong>der</strong>e toxische Substanzen als Auslöser,<br />
emotionaler Stress, Traumatisierungen,<br />
etc.<br />
Bärbel Fichtl<br />
Zum Weiterlesen:<br />
www.sozialpsychiatrie-aktuell.at<br />
Foto: sunnychicka / fotolia.com