Stahl & Technik auf der IdeenExpo - Schau Verlag Hamburg
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FOTO: ILSENBURGER GROBBLECH<br />
RESTIL ® Werkstoff wurde in enger Zusammenarbeit mit dem <strong>Stahl</strong>werk und <strong>der</strong> SZMF entwickelt<br />
mag auch saure Sachen<br />
Neue <strong>Stahl</strong>güten für Pipelines und Behälterbau aus Ilsenburg<br />
Der Verbrauch von Erdöl und<br />
Erdgas ist enorm. So sind zwischen<br />
2000 und 2007 rund<br />
220 Milliarden Barrel Erdöl<br />
geför<strong>der</strong>t worden. Und allein 2004 wurden<br />
2689 Millionen Kubikmeter Erd<br />
gas geför<strong>der</strong>t. Damit sind diese beiden<br />
Stoffe die wesentlichen Energieträger<br />
<strong>der</strong> Menschheit.<br />
Aber die Vorkommen sind endlich,<br />
auch wenn sich die Experten nicht einig<br />
sind, wie viel Erdgas und Erdöl noch<br />
unter <strong>der</strong> Erde lagern. Man schätzt, dass<br />
die Reserven noch 50 Jahre ausreichen.<br />
Eines aber ist gewiss: Die Lagerstätten<br />
sind immer schwieriger zu erschließen.<br />
Das betrifft nicht nur die Erreichbarkeit.<br />
Auch die Qualität gibt Probleme <strong>auf</strong>,<br />
denn die „süßen“ Vorkommen an Öl und<br />
Gas werden immer weniger. „Es werden<br />
zunehmend ,saure‘ Vorkommen mit<br />
einem hohen Schwefelwasserstoffanteil<br />
erschlossen“, sagt Fabian Illmer, Leiter <strong>der</strong><br />
Exportabteilung <strong>der</strong> Ilsenburger Grobblech<br />
GmbH (ILG). Dieser Schwefelwasserstoff<br />
sorgt für Probleme: Er greift den<br />
<strong>Stahl</strong> an und führt in einem chemischen<br />
Prozess zur Rissbildung bei den Pipelines.<br />
Die Folge: <strong>Stahl</strong>rohre und Behälter können<br />
bersten.<br />
Der Anspruch an Werkstoffwissenschaft<br />
ler und Metallurgen war eindeutig:<br />
Es muss te ein <strong>Stahl</strong> entwickelt werden,<br />
bei dem dieser Schädigungsprozess nicht<br />
einsetzt. Die Lösung <strong>der</strong> Ilsenburger<br />
Grobblech GmbH heißt „RESTIL ® “. Diese<br />
<strong>Stahl</strong>Produktfamilie ist ein eingetragenes<br />
Warenzeichen – ein Brand, wie die<br />
Marketingfachleute sagen.<br />
Damit RESTIL ® die anspruchsvollen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Zähigkeit, Festigkeit<br />
und Sauergasbeständigkeit erfüllen kann,<br />
„muss er, was die Legierung betrifft, sehr<br />
,sauber‘ mit möglichst wenig Schwefel<br />
und Phosphor sein“, erläutert Dr. Kerstin<br />
Brecht von <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>der</strong><br />
ILG. Legierungselemente sind Kohlenstoff,<br />
Silizium, Mangan und je nach spezieller<br />
RESTIL ® Güte auch Nickel. Doch<br />
eine TopLegierung allein reicht nicht.<br />
„Schon im Hochofenprozess bei <strong>der</strong> Roheisenproduktion<br />
bei unserer Schwesterfirma<br />
Salzgitter Flachstahl wird bei Erzen<br />
und Koks dar<strong>auf</strong> geachtet, dass wenig<br />
Schwefel enthalten ist“, erklärt Dr. Brecht.<br />
Diese Sorgfalt setzt sich im <strong>Stahl</strong>werk<br />
fort: Bevor hier das Vormaterial <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />
Stranggießanlage III zu Brammen vergossen<br />
wird, muss <strong>der</strong> Rohstahl in <strong>der</strong> Vakuumanlage<br />
zunächst entgast werden.<br />
Eine mit <strong>Stahl</strong>blechen aus<br />
Ilsenburg errichtete Raffinerie<br />
Entscheidend ist ebenso das homogene<br />
und gleichmäßige Walzen <strong>der</strong> Brammen<br />
in Ilsenburg. Der <strong>Stahl</strong> erhält ein feines<br />
Gefüge und weist eine geringe Kaltverfestigung<br />
<strong>auf</strong>. Speziell für RESTIL ® wurde<br />
von <strong>der</strong> ILG auch im Zusammenspiel mit<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Mannesmann Forschung<br />
eine <strong>auf</strong>wendige Logistik erarbeitet, um<br />
die Prüfverfahren zu beschleunigen.<br />
Das fertige Produkt kann sich sehen<br />
lassen: „In Europa können nur wenige<br />
Hersteller vergleichbare <strong>Stahl</strong>güten herstellen“,<br />
sagt Illmer. Damit wird auch mit<br />
RESTIL ® ein Anspruch <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Strategie erfüllt: hin zu einem immer höheren<br />
Anteil an höherwertigen <strong>Stahl</strong>güten<br />
mit höherer Wertschöpfung.<br />
„Die Kunden wurden von uns intensiv<br />
informiert“, berichtet Hubert Büttner vom<br />
Verk<strong>auf</strong> <strong>der</strong> ILG. „Wir haben eigens Symposien<br />
in Indien und <strong>der</strong> Golfregion veranstaltet,<br />
um unseren internationalen Kunden<br />
RESTIL ® vorzustellen. Dazu nutzen wir<br />
auch unsere regelmäßigen Kundentreffen.“<br />
Ganz nah an den Kunden zeigte sich die<br />
ILG bei einem Symposium in Ilsenburg.<br />
Auch hier ging es speziell um RESTIL ® .<br />
Geschäftsführer Dr. Jörg Wehmann: „Die<br />
Veranstaltung war so erfolgreich, dass wir<br />
sie bestimmt wie<strong>der</strong>holen.“<br />
In Salzgitter entsteht eine neue Luftzerlegungsanlage<br />
Sauerstoff für die <strong>Stahl</strong>produktion<br />
Mit einer 27 Kilometer langen Pipeline wird auch die Peiner Träger GmbH angeschlossen<br />
In Salzgitter entsteht zurzeit eine Luftzerlegungsanlage<br />
zur Herstellung<br />
von Sauerstoff, Stickstoff und Argon.<br />
Bauherr und Betreiber ist die Firma<br />
Messer <strong>auf</strong> dem Gelände <strong>der</strong> Salzgitter<br />
Flachstahl. Sie investiert rund 50 Mio. Euro.<br />
Die Luftzerlegungsanlage wird bis zu<br />
28 000 Normkubikmeter gasförmigen<br />
Sauerstoff pro Stunde in das Verteilnetz<br />
<strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl GmbH einspeisen.<br />
Messer wird zusätzlich Sauerstoff,<br />
Stickstoff und Argon in flüssiger Form<br />
produzieren und damit den lokalen<br />
Markt bedienen. Salzgitter Flachstahl benötigt<br />
den Sauerstoff in verschiedenen<br />
Betrieben wie Hochofen und <strong>Stahl</strong>werk.<br />
Über eine im Bau befindliche Sauerstofffernleitung<br />
von Salzgitter nach Peine<br />
baut die Peiner Träger GmbH eine Verbundversorgung<br />
mit <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl<br />
GmbH <strong>auf</strong>. Der Bau ist <strong>der</strong> nächste<br />
wichtige Schritt für die zukünftige Versorgung<br />
des Peiner <strong>Stahl</strong>werkes mit Sauerstoff.<br />
Die PTG wird dabei den Sauerstoff<br />
aus dem Netz <strong>der</strong> Salzgitter Flachstahl<br />
beziehen. Sauerstoff wird bei <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>produktion<br />
benötigt, um unerwünschte<br />
Begleitstoffe aus <strong>der</strong> <strong>Stahl</strong>schmelze herauszulösen.<br />
Die Sauerstofffernleitung zwischen den<br />
<strong>Stahl</strong>Produktionsstandorten Peine und<br />
Salzgitter wird 27 Kilometer lang und<br />
rund 13 Mio. Euro kosten.<br />
Mit den Erweiterungsinvestitionen in die<br />
Produktionsanlagen in Salzgitter und in<br />
Peine wurde ein höherer Sauerstoffbedarf<br />
für die <strong>Stahl</strong>produktion an beiden Standorten<br />
erwartet. Um die Sauerstoffversorgung<br />
sicherzustellen, war zu entscheiden, entwe<strong>der</strong><br />
an beiden Standorten jeweils eine neue<br />
Luftzerlegungsanlage zu errichten o<strong>der</strong> in<br />
eine gemeinsam genutzte Anlage mit einer<br />
entsprechend höheren Sauerstoffkapazität<br />
zu investieren. „In <strong>der</strong> Gesamtschau ergaben<br />
sich dann deutliche wirtschaftliche und<br />
auch umwelttechni sche Vorteile für den Bau<br />
nur einer Anlage, weil wir die bestehende,<br />
energetisch unwirtschaftliche Anlage in<br />
Peine in den StandbyBetrieb setzen können“,<br />
erklärt Maik Ren<strong>der</strong>, Leiter Technische<br />
Dienste <strong>der</strong> Peiner Träger. So wird sich<br />
durch die SauerstoffFernleitung allein <strong>der</strong><br />
für die Sauerstofferzeugung erfor<strong>der</strong>liche<br />
Strombedarf in einem Maße verringern,<br />
Flexen, dass die Funken fliegen: zwei Arbeiter bei <strong>der</strong> Installation <strong>der</strong> Pipeline<br />
dass zukünftig jedes Jahr bis zu 18.000<br />
Tonnen CO2 (Kohlendioxid) eingespart<br />
werden können. Die Versorgung des <strong>Stahl</strong>werks<br />
Peine wird somit zukünftig über<br />
die Sauerstofffernleitung erfolgen, die bis<br />
November 2009 fertig gestellt sein soll.<br />
Durch diese neue Pipeline wird demnächst<br />
Sauerstoff nach Peine fließen<br />
28 stil stil 29<br />
FOTOS: PETER LENKE