Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Revier & Praxis<br />
<strong>Jagd</strong> auf Flugwild<br />
wiegt jeden dadurch verpassten weiteren Abschuss<br />
auf. Gilt es doch, möglichst allen beschossenen Wildes<br />
habhaft zu werden. Doch zugegeben: Bei aller<br />
Sorgfalt und Geübtheit lassen sich gelegentliche<br />
Fehlschüsse nicht vermeiden.<br />
<strong>Jagd</strong> in Gruppen<br />
Für Gruppenjagden stehen, je nach Anzahl Schützen,<br />
mindestens zwei Berufsjäger mit einem oder mehreren<br />
zusätzlichen Begleitern zur Verfügung. Ihre mitgeführten<br />
Hunde (ausschliesslich Deutsch-Kurzhaar<br />
und Deutsch-Drahthaar), nie weniger als zwei, sind<br />
Vollprofis. Ausserdem sind sie sehr verträglich, was<br />
es einem <strong>Jagd</strong>gast gestattet, auch seinen eigenen<br />
Hund einzusetzen.<br />
Vorbedingungen einer sauberen Flugwildjagd sind<br />
somit ortskundiges Personal, das seinen Aufgaben<br />
gewissenhaft und mit Passion nachkommt, sowie<br />
zuverlässig arbeitende Hunde.<br />
Vor dem Durchdrücken einer breiten Hecke<br />
positionieren sich die Schützen zu beiden<br />
Seiten in einem Abstand von ca. 40 m voneinander.<br />
Nach Beginn des Treibens bewegen<br />
sie sich langsam, d. h. im Tempo der Treiber,<br />
vorwärts. Die hintersten Schützen gehen in<br />
deren Linie, um v. a. auch nach rückwärts abstreichendes<br />
Wild erlegen zu können.<br />
Gegen Ende des Treibens: Wird’s ein Treffer? Die beiden<br />
Schützen in der Mitte sind zueinander aufgeschlossen.<br />
Zu beachten ist die Haltung ihrer Waffen:<br />
Die Mündung zeigt stets nach oben. Der Treiber rechts<br />
beobachtet das Verhalten des Stücks genau, denn<br />
gleich wird der Schuss fallen.<br />
Vor <strong>Jagd</strong>beginn wird die Gruppe von Berufsjäger Stanko begrüsst<br />
und instruiert. Erlegt werden dürfen Fasane (Hahn und<br />
Henne), Rebhühner sowie allenfalls auftauchende Füchse.<br />
Für fünf Schützinnen/Schützen stehen heute zwei Berufsjäger<br />
mit ihren Vorstehhunden sowie ein weiterer Treiber zur<br />
Verfügung.<br />
Gruppen von sechs Flinten haben sich als ideal erwiesen.<br />
Während ein Maisfeld, Raps, hohes Altgras,<br />
Hecken oder kleine Wäldchen durchgedrückt werden,<br />
gehen die Schützen im Abstand von knapp<br />
40 Metern zueinander und einige Meter von der Deckung<br />
entfernt beidseitig langsam mit. Die Vordersten<br />
bewegen sich gut 60 Meter vor der Treiberlinie,<br />
die Hintersten mit ihr. Vor allem bei feuchter Witterung<br />
empfiehlt es sich, einen Schützen vorzustellen,<br />
d. h. schon zu Beginn ans Ende des Treibens zu schicken.<br />
Fasane mit nassem Gefieder fliegen nämlich<br />
sehr ungern und laufen so lange wie möglich. So<br />
kommt es vor, dass in unübersichtlichem Terrain ein<br />
Hund das frische Geläuf eines Vogels aufnimmt,<br />
durchbrennt und diesen am vorderen Rand der Deckung<br />
hochmacht, noch bevor es die Treiber bis zu<br />
deren Mitte geschafft haben. Für eine erfolgreiche<br />
Feldjagd braucht es, das darf man nicht verschweigen,<br />
ein bisschen Wetterglück. Strömender Regen,<br />
der glücklicherweise in dieser Region selten ist,<br />
macht das Jagen nahezu aussichtslos. Anderseits erschweren<br />
hohe Temperaturen, kombiniert mit ausgetrockneter<br />
Umgebung, den Hunden die Arbeit<br />
sehr.<br />
Körperliche Verfassung<br />
Das Gehen entlang der bejagten Deckungsflächen<br />
kann, je nach Bodenbeschaffenheit und Wetterbedingungen,<br />
recht ermüdend sein. Bei Trockenheit ist<br />
nackte Erde ruppig, bei Feuchtigkeit klebt sie an Stiefeln<br />
oder Schuhen. Und Stoppelfelder oder knöchelbis<br />
kniehohe Vegetation schränken die Bewegungsfreiheit<br />
ebenfalls ein. Zurückgelegte Distanzen pro<br />
Tag betragen ohne Weiteres 10 bis 15 Kilometer,<br />
auch wenn man häufig stehen bleibt, durch Nachsuchen<br />
Kurzpausen entstehen und eine längere Mittagsrast<br />
mit Verpflegung eingeschaltet wird. Somit<br />
sollte man über eine minimale Kondition verfügen,<br />
wenngleich die Gegend ausgesprochen eben ist. Allerdings<br />
werden einzelne nicht überaus gehtüchtige<br />
Jäger vor Beginn eines Treibens an einen vorgestellten<br />
Stand gefahren.<br />
Werden grossgeschrieben: Sicherheit und<br />
Sorgfalt bei der Nachsuche<br />
Bei der Gruppenjagd muss man einige eiserne Regeln<br />
beachten. So ist etwa jeder Teilnehmer verpflichtet,<br />
eine warnfarbene Weste oder Kappe oder<br />
zumindest ein entsprechendes Hutband zu tragen.<br />
Die Mündung einer geladenen Waffe ist immer nach<br />
oben gerichtet, und nach Beendigung des Treibens<br />
befindet sich die Flinte gebrochen unter dem Arm<br />
oder auf der Schulter.<br />
Niedriger Bewuchs wie Mais, Raps oder Altgras<br />
darf nicht zu flachen Schüssen ins Treiben verleiten.<br />
Solche würden sowohl die Treiber wie die Schützen<br />
auf der anderen Seite ernsthaft gefährden. Vor allem<br />
durchnässte Vögel streichen oftmals sehr knapp über<br />
ihrer Deckung ab, und Rebhühner tun dies ohnehin<br />
fast immer. Das Unfallrisiko wird dadurch erheblich<br />
erhöht, und deshalb ist klar: In derartigen Situationen<br />
wird ausschliesslich nach hinten geschossen!<br />
Die einheimischen Profis haben einen scharfen<br />
Blick dafür, ob ein beschossener Vogel zeichnet oder<br />
nicht, und so weit wie möglich beobachten sie unabhängig<br />
davon sein Flugverhalten. Am Schluss eines<br />
Treibens hat ausserdem jeder Schütze mitzuteilen,<br />
ob ihm ein Missgeschick passiert ist und er deshalb<br />
eine Nachsuche für erforderlich hält. Ein Hundeführer<br />
geht mit seinem Hund unter Umständen über<br />
mehrere hundert Meter weit in die angegebene<br />
Richtung, und häufig gelingt es, das z. B. geflügelte<br />
Stück zur Strecke zu bringen.<br />
Legen der Strecke, Wildverwertung<br />
Am Ende eines Gruppenjagdtages wird von den Berufsjägern<br />
und ihren Helfern die Strecke gelegt, worauf<br />
deren Chef der versammelten <strong>Jagd</strong>gruppe Art<br />
und Anzahl der erlegten Stücke meldet. Darüber hinaus<br />
gibt er einen Kommentar zur beendeten <strong>Jagd</strong> ab.<br />
Zum Schluss bedankt sich einer der Flintentragenden<br />
bei den Einsatzkräften für die geleistete Arbeit<br />
und überreicht ihnen einen bei seinen Mitjägern eingesammelten<br />
kleinen Obolus.<br />
Während der Mittagspause und nach Einstellung<br />
des <strong>Jagd</strong>betriebs am späten Nachmittag wird Fasanen<br />
und Rebhühnern durch einen kurzen Schnitt unter<br />
dem Stoss das Gescheide entfernt. Dies schreibt<br />
Ohne zuverlässige<br />
Hunde und deren<br />
beharrliche Führer<br />
ist eine Feldjagd<br />
nicht verantwortbar.<br />
Das gilt für<br />
die <strong>Jagd</strong> in Gruppen<br />
genauso wie<br />
für die Einzeljagd.<br />
48<br />
JAGD & NATUR<br />
JAGD & NATUR<br />
49