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Jagd & Natur Ausgabe April 2017 | Vorschau

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Revier & Praxis<br />

<strong>Jagd</strong> auf Flugwild<br />

wiegt jeden dadurch verpassten weiteren Abschuss<br />

auf. Gilt es doch, möglichst allen beschossenen Wildes<br />

habhaft zu werden. Doch zugegeben: Bei aller<br />

Sorgfalt und Geübtheit lassen sich gelegentliche<br />

Fehlschüsse nicht vermeiden.<br />

<strong>Jagd</strong> in Gruppen<br />

Für Gruppenjagden stehen, je nach Anzahl Schützen,<br />

mindestens zwei Berufsjäger mit einem oder mehreren<br />

zusätzlichen Begleitern zur Verfügung. Ihre mitgeführten<br />

Hunde (ausschliesslich Deutsch-Kurzhaar<br />

und Deutsch-Drahthaar), nie weniger als zwei, sind<br />

Vollprofis. Ausserdem sind sie sehr verträglich, was<br />

es einem <strong>Jagd</strong>gast gestattet, auch seinen eigenen<br />

Hund einzusetzen.<br />

Vorbedingungen einer sauberen Flugwildjagd sind<br />

somit ortskundiges Personal, das seinen Aufgaben<br />

gewissenhaft und mit Passion nachkommt, sowie<br />

zuverlässig arbeitende Hunde.<br />

Vor dem Durchdrücken einer breiten Hecke<br />

positionieren sich die Schützen zu beiden<br />

Seiten in einem Abstand von ca. 40 m voneinander.<br />

Nach Beginn des Treibens bewegen<br />

sie sich langsam, d. h. im Tempo der Treiber,<br />

vorwärts. Die hintersten Schützen gehen in<br />

deren Linie, um v. a. auch nach rückwärts abstreichendes<br />

Wild erlegen zu können.<br />

Gegen Ende des Treibens: Wird’s ein Treffer? Die beiden<br />

Schützen in der Mitte sind zueinander aufgeschlossen.<br />

Zu beachten ist die Haltung ihrer Waffen:<br />

Die Mündung zeigt stets nach oben. Der Treiber rechts<br />

beobachtet das Verhalten des Stücks genau, denn<br />

gleich wird der Schuss fallen.<br />

Vor <strong>Jagd</strong>beginn wird die Gruppe von Berufsjäger Stanko begrüsst<br />

und instruiert. Erlegt werden dürfen Fasane (Hahn und<br />

Henne), Rebhühner sowie allenfalls auftauchende Füchse.<br />

Für fünf Schützinnen/Schützen stehen heute zwei Berufsjäger<br />

mit ihren Vorstehhunden sowie ein weiterer Treiber zur<br />

Verfügung.<br />

Gruppen von sechs Flinten haben sich als ideal erwiesen.<br />

Während ein Maisfeld, Raps, hohes Altgras,<br />

Hecken oder kleine Wäldchen durchgedrückt werden,<br />

gehen die Schützen im Abstand von knapp<br />

40 Metern zueinander und einige Meter von der Deckung<br />

entfernt beidseitig langsam mit. Die Vordersten<br />

bewegen sich gut 60 Meter vor der Treiberlinie,<br />

die Hintersten mit ihr. Vor allem bei feuchter Witterung<br />

empfiehlt es sich, einen Schützen vorzustellen,<br />

d. h. schon zu Beginn ans Ende des Treibens zu schicken.<br />

Fasane mit nassem Gefieder fliegen nämlich<br />

sehr ungern und laufen so lange wie möglich. So<br />

kommt es vor, dass in unübersichtlichem Terrain ein<br />

Hund das frische Geläuf eines Vogels aufnimmt,<br />

durchbrennt und diesen am vorderen Rand der Deckung<br />

hochmacht, noch bevor es die Treiber bis zu<br />

deren Mitte geschafft haben. Für eine erfolgreiche<br />

Feldjagd braucht es, das darf man nicht verschweigen,<br />

ein bisschen Wetterglück. Strömender Regen,<br />

der glücklicherweise in dieser Region selten ist,<br />

macht das Jagen nahezu aussichtslos. Anderseits erschweren<br />

hohe Temperaturen, kombiniert mit ausgetrockneter<br />

Umgebung, den Hunden die Arbeit<br />

sehr.<br />

Körperliche Verfassung<br />

Das Gehen entlang der bejagten Deckungsflächen<br />

kann, je nach Bodenbeschaffenheit und Wetterbedingungen,<br />

recht ermüdend sein. Bei Trockenheit ist<br />

nackte Erde ruppig, bei Feuchtigkeit klebt sie an Stiefeln<br />

oder Schuhen. Und Stoppelfelder oder knöchelbis<br />

kniehohe Vegetation schränken die Bewegungsfreiheit<br />

ebenfalls ein. Zurückgelegte Distanzen pro<br />

Tag betragen ohne Weiteres 10 bis 15 Kilometer,<br />

auch wenn man häufig stehen bleibt, durch Nachsuchen<br />

Kurzpausen entstehen und eine längere Mittagsrast<br />

mit Verpflegung eingeschaltet wird. Somit<br />

sollte man über eine minimale Kondition verfügen,<br />

wenngleich die Gegend ausgesprochen eben ist. Allerdings<br />

werden einzelne nicht überaus gehtüchtige<br />

Jäger vor Beginn eines Treibens an einen vorgestellten<br />

Stand gefahren.<br />

Werden grossgeschrieben: Sicherheit und<br />

Sorgfalt bei der Nachsuche<br />

Bei der Gruppenjagd muss man einige eiserne Regeln<br />

beachten. So ist etwa jeder Teilnehmer verpflichtet,<br />

eine warnfarbene Weste oder Kappe oder<br />

zumindest ein entsprechendes Hutband zu tragen.<br />

Die Mündung einer geladenen Waffe ist immer nach<br />

oben gerichtet, und nach Beendigung des Treibens<br />

befindet sich die Flinte gebrochen unter dem Arm<br />

oder auf der Schulter.<br />

Niedriger Bewuchs wie Mais, Raps oder Altgras<br />

darf nicht zu flachen Schüssen ins Treiben verleiten.<br />

Solche würden sowohl die Treiber wie die Schützen<br />

auf der anderen Seite ernsthaft gefährden. Vor allem<br />

durchnässte Vögel streichen oftmals sehr knapp über<br />

ihrer Deckung ab, und Rebhühner tun dies ohnehin<br />

fast immer. Das Unfallrisiko wird dadurch erheblich<br />

erhöht, und deshalb ist klar: In derartigen Situationen<br />

wird ausschliesslich nach hinten geschossen!<br />

Die einheimischen Profis haben einen scharfen<br />

Blick dafür, ob ein beschossener Vogel zeichnet oder<br />

nicht, und so weit wie möglich beobachten sie unabhängig<br />

davon sein Flugverhalten. Am Schluss eines<br />

Treibens hat ausserdem jeder Schütze mitzuteilen,<br />

ob ihm ein Missgeschick passiert ist und er deshalb<br />

eine Nachsuche für erforderlich hält. Ein Hundeführer<br />

geht mit seinem Hund unter Umständen über<br />

mehrere hundert Meter weit in die angegebene<br />

Richtung, und häufig gelingt es, das z. B. geflügelte<br />

Stück zur Strecke zu bringen.<br />

Legen der Strecke, Wildverwertung<br />

Am Ende eines Gruppenjagdtages wird von den Berufsjägern<br />

und ihren Helfern die Strecke gelegt, worauf<br />

deren Chef der versammelten <strong>Jagd</strong>gruppe Art<br />

und Anzahl der erlegten Stücke meldet. Darüber hinaus<br />

gibt er einen Kommentar zur beendeten <strong>Jagd</strong> ab.<br />

Zum Schluss bedankt sich einer der Flintentragenden<br />

bei den Einsatzkräften für die geleistete Arbeit<br />

und überreicht ihnen einen bei seinen Mitjägern eingesammelten<br />

kleinen Obolus.<br />

Während der Mittagspause und nach Einstellung<br />

des <strong>Jagd</strong>betriebs am späten Nachmittag wird Fasanen<br />

und Rebhühnern durch einen kurzen Schnitt unter<br />

dem Stoss das Gescheide entfernt. Dies schreibt<br />

Ohne zuverlässige<br />

Hunde und deren<br />

beharrliche Führer<br />

ist eine Feldjagd<br />

nicht verantwortbar.<br />

Das gilt für<br />

die <strong>Jagd</strong> in Gruppen<br />

genauso wie<br />

für die Einzeljagd.<br />

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JAGD & NATUR<br />

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