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Jagd & Natur Ausgabe April 2017 | Vorschau

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Revier & Praxis<br />

Teil 2<br />

<strong>Jagd</strong> auf Flugwild:<br />

Fasane und Rebhühner<br />

In der März-<strong>Ausgabe</strong> haben wir erfahren, wie reizvoll die <strong>Jagd</strong> auf Fasane und Rebhühner<br />

sein kann. Wir haben auch gehört, wie wir uns bestmöglich auf die Flugwildjagd<br />

vorbereiten können. Im zweiten Teil lernen wir von Peter Widmer, was für<br />

Waffen und welche Munition sich für die Flugwildjagd eignen, wie eindrücklich und<br />

erlebnisreich Einzeljagden mit dem Hund sind, wie Gruppenjagden funktionieren<br />

und welche Anforderungen an die einzelnen Schützen gestellt werden.<br />

Text und Fotos: Peter A. Widmer<br />

Achtung, mein betagter Kurzhaar hat aus dieser<br />

Hecke Witterung bekommen! Er verharrt wie<br />

angewurzelt. Da wir bis jetzt ohne Beute geblieben<br />

sind, lasse ich die Kamera fallen und mache<br />

mich für einen eventuellen Schuss bereit.<br />

Zwei, drei kräftige Fusstritte meinerseits ins<br />

Gebüsch genügen: Ein Gockel wird mit klatschenden<br />

Schwingen hoch, um nach hinten<br />

links abzustreichen …<br />

Auf meinen hingeworfenen<br />

Schuss ist er in einen abgeernteten<br />

Maisacker gefallen,<br />

jedoch auf den daneben noch<br />

stehenden Mais zugelaufen<br />

und darin verschwunden.<br />

Mein Hund weiss genau, was<br />

zu tun ist. Er rennt hin, nimmt<br />

das Geläuf auf und kehrt umgehend<br />

mit dem verendeten<br />

Hahn im Fang zurück.<br />

Waffe und Munition<br />

Seit Jahrzehnten ist eine Grosszahl der modernen<br />

Flinten mit Wechselchokes ausgerüstet, was es erlaubt,<br />

die Würgebohrungen nach Bedarf auszuwechseln.<br />

Manche ältere Waffen, die für die <strong>Jagd</strong> auf Rehwild<br />

in der Schweiz verwendet werden, weisen Halbund<br />

Vollchokes auf. Das macht für diese Art <strong>Jagd</strong><br />

Sinn, für das <strong>Jagd</strong>parcoursschiessen und die Flugwildjagd<br />

dagegen halte ich sie für zu eng. Nach meinen<br />

Erfahrungen reichen Einviertel- und Halbchoke<br />

(im unteren/rechten bzw. oberen/linken Lauf) mühelos<br />

aus. Doch kenne ich hervorragende Sportschützen,<br />

die auf dem <strong>Jagd</strong>parcours fast immer Vollchokes<br />

benutzen. Dies aufgrund der Überlegung,<br />

nahe Wurftauben würden sie sowieso treffen und für<br />

weite sei eine enge Bohrung von Vorteil. Im sportlichen<br />

Schiessen hat das einiges für sich, für die <strong>Jagd</strong><br />

auf Feldhühner hingegen erscheinen mir Vollchokes<br />

als problematisch. Denn – abgesehen von einer niedrigeren<br />

Trefferzahl beim Anfänger – ein Volltreffer damit<br />

auf 15 bis 20 Meter ist imstande, den kleinen und<br />

zarten Körper eines Fasans oder Rebhuhns für die<br />

Küche so ziemlich zu ruinieren. Bereits ein aus einem<br />

Viertelchoke instinktiv abgefeuerter Nahschuss vermag<br />

genug unbeabsichtigten Schaden anzurichten.<br />

Und schlussendlich sollten ja die erlegten Vögel irgendwann<br />

auf einem Teller landen.<br />

Für den Durchschnittsschützen spielt es keine<br />

nennenswerte Rolle, ob sein Lauf 71, 76 oder 81 cm<br />

misst. Da handelt es sich in erster Linie um eine<br />

Gewohnheitssache. Flinten mit langen Läufen haben<br />

ein anderes Schwingverhalten, was für nicht sehr<br />

gewandte Schützen eher hinderlich sein kann. Ich<br />

selbst schiesse mit Waffen von herkömmlicher<br />

Länge (71 cm) in der <strong>Jagd</strong>praxis genauso gut wie<br />

mit längeren. Solche mit über 76 cm besitze ich<br />

nicht.<br />

Ein weiterer Diskussionspunkt ist das Kaliber: 12,<br />

16 oder 20? Während 16er-Flinten beinah gänzlich<br />

aus der Mode gekommen sind, erfreuen sich die<br />

20er seit Jahren bei einer Minderheit besonderer<br />

Beliebtheit. Zum Einsatz kommen sie vor allem auf<br />

der <strong>Jagd</strong>, kaum im Schiesssport.<br />

Das Allerwichtigste ist, dass der Schaft passt. Dies<br />

wird nach wie vor von vielen Jägern, welche die<br />

Flinte ausschliesslich auf unseren Herbstjagden führen,<br />

unterschätzt. Eine Kontrolle und, wenn nötig,<br />

eine Korrektur durch einen erfahrenen Schäfter<br />

sind deshalb in jedem Falle ratsam. Alle kennen<br />

wohl den folgenden Spruch, aber noch immer<br />

beherzigen ihn zu wenige: Der Lauf schiesst, der<br />

Schaft trifft.<br />

Längst weiss man, dass für Rehwild Schrotgrössen<br />

zwischen 3,5 bis maximal 4,0 mm zu verwenden<br />

sind. Auf Fasane und Rebhühner sollten sie allerdings<br />

feiner sein. Ich habe alles zwischen 2,2 und 3 mm<br />

(Nr. 8 bis Nr. 5) ausprobiert, ohne einen sichtbaren<br />

Unterschied festzustellen. Einzig für Enten sind feinere<br />

Schrote als 3 mm (Nr. 5) ab einer gewissen Distanz<br />

unbrauchbar. Ich schiesse auf der Feldjagd fast<br />

durchwegs Patronen mit 32 g Bleischrot, während auf<br />

den Schiessständen in der Schweiz nicht mehr als<br />

24 g und einzig Weicheisenschrot zugelassen sind.<br />

Meist wird bei Flugwildjagden die geeignete Munition<br />

vom Organisator angeboten, also auf dem Platz<br />

an die Schützen verkauft. Feineres Schrot steigert für<br />

schussweiches Wild wie Rebhühner und Fasane<br />

nicht nur die Trefferquote, sondern erhöht zudem<br />

die Sicherheit. Haben wir doch alle einmal die Faustregel<br />

gelernt, dass die Meterflugweite eines Schrotkorns<br />

mit dessen Durchmesser x 100 zu berechnen<br />

sei.<br />

Einzeljagd mit dem Hund<br />

Die Suche von Fasan und Rebhuhn allein oder besser<br />

zu zweit mit gut geführten Hunden gehört zum<br />

Eindrücklichsten, was es jagdlich zu erleben gibt. Die<br />

Strecke wird selten hoch ausfallen: Vier bis acht Vö-<br />

Staatsjagdverwalter Dragan mit seinem jungen DK Kiro, der bereits<br />

hervorragende Arbeit leistet. Zu viert, zwei Flinten und zwei Hunde,<br />

macht Feldjagd besonders Freude.<br />

Diesmal jedoch war es ziemlich anstrengend und nicht eben ertragreich<br />

(vier Fasane). Eine Halbtagesstrecke von vier bis acht Stück pro<br />

Schütze ist bei guten Bedingungen normal. Die Föhnwetterlage<br />

(23 Grad Celsius, und das Ende Oktober!) hatte uns einen Streich<br />

gespielt. Im Lauf des Nachmittags waren die Hunde am Ende ihrer<br />

Kräfte und zudem gefrustet, da wir uns heute als Schützen nicht<br />

von der besten Seite zeigten. Trotz aufmunternder Worte Dragans<br />

stehen seinem Hund Lustlosigkeit und Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.<br />

gel pro Schütze an einem Herbstnachmittag, je nach<br />

Wetterlage, Gelände und Situation, genügen indessen<br />

völlig. Das Zusammenspiel von Vierbeinern und<br />

Jägern ist massgebend, das ohne jegliche Hast vor<br />

sich gehen soll. Eine manchmal zeitraubende, dafür<br />

erfolgreiche Verlorensuche auf ein geflügeltes Stück<br />

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JAGD & NATUR<br />

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