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Revier & Praxis<br />
Teil 2<br />
<strong>Jagd</strong> auf Flugwild:<br />
Fasane und Rebhühner<br />
In der März-<strong>Ausgabe</strong> haben wir erfahren, wie reizvoll die <strong>Jagd</strong> auf Fasane und Rebhühner<br />
sein kann. Wir haben auch gehört, wie wir uns bestmöglich auf die Flugwildjagd<br />
vorbereiten können. Im zweiten Teil lernen wir von Peter Widmer, was für<br />
Waffen und welche Munition sich für die Flugwildjagd eignen, wie eindrücklich und<br />
erlebnisreich Einzeljagden mit dem Hund sind, wie Gruppenjagden funktionieren<br />
und welche Anforderungen an die einzelnen Schützen gestellt werden.<br />
Text und Fotos: Peter A. Widmer<br />
Achtung, mein betagter Kurzhaar hat aus dieser<br />
Hecke Witterung bekommen! Er verharrt wie<br />
angewurzelt. Da wir bis jetzt ohne Beute geblieben<br />
sind, lasse ich die Kamera fallen und mache<br />
mich für einen eventuellen Schuss bereit.<br />
Zwei, drei kräftige Fusstritte meinerseits ins<br />
Gebüsch genügen: Ein Gockel wird mit klatschenden<br />
Schwingen hoch, um nach hinten<br />
links abzustreichen …<br />
Auf meinen hingeworfenen<br />
Schuss ist er in einen abgeernteten<br />
Maisacker gefallen,<br />
jedoch auf den daneben noch<br />
stehenden Mais zugelaufen<br />
und darin verschwunden.<br />
Mein Hund weiss genau, was<br />
zu tun ist. Er rennt hin, nimmt<br />
das Geläuf auf und kehrt umgehend<br />
mit dem verendeten<br />
Hahn im Fang zurück.<br />
Waffe und Munition<br />
Seit Jahrzehnten ist eine Grosszahl der modernen<br />
Flinten mit Wechselchokes ausgerüstet, was es erlaubt,<br />
die Würgebohrungen nach Bedarf auszuwechseln.<br />
Manche ältere Waffen, die für die <strong>Jagd</strong> auf Rehwild<br />
in der Schweiz verwendet werden, weisen Halbund<br />
Vollchokes auf. Das macht für diese Art <strong>Jagd</strong><br />
Sinn, für das <strong>Jagd</strong>parcoursschiessen und die Flugwildjagd<br />
dagegen halte ich sie für zu eng. Nach meinen<br />
Erfahrungen reichen Einviertel- und Halbchoke<br />
(im unteren/rechten bzw. oberen/linken Lauf) mühelos<br />
aus. Doch kenne ich hervorragende Sportschützen,<br />
die auf dem <strong>Jagd</strong>parcours fast immer Vollchokes<br />
benutzen. Dies aufgrund der Überlegung,<br />
nahe Wurftauben würden sie sowieso treffen und für<br />
weite sei eine enge Bohrung von Vorteil. Im sportlichen<br />
Schiessen hat das einiges für sich, für die <strong>Jagd</strong><br />
auf Feldhühner hingegen erscheinen mir Vollchokes<br />
als problematisch. Denn – abgesehen von einer niedrigeren<br />
Trefferzahl beim Anfänger – ein Volltreffer damit<br />
auf 15 bis 20 Meter ist imstande, den kleinen und<br />
zarten Körper eines Fasans oder Rebhuhns für die<br />
Küche so ziemlich zu ruinieren. Bereits ein aus einem<br />
Viertelchoke instinktiv abgefeuerter Nahschuss vermag<br />
genug unbeabsichtigten Schaden anzurichten.<br />
Und schlussendlich sollten ja die erlegten Vögel irgendwann<br />
auf einem Teller landen.<br />
Für den Durchschnittsschützen spielt es keine<br />
nennenswerte Rolle, ob sein Lauf 71, 76 oder 81 cm<br />
misst. Da handelt es sich in erster Linie um eine<br />
Gewohnheitssache. Flinten mit langen Läufen haben<br />
ein anderes Schwingverhalten, was für nicht sehr<br />
gewandte Schützen eher hinderlich sein kann. Ich<br />
selbst schiesse mit Waffen von herkömmlicher<br />
Länge (71 cm) in der <strong>Jagd</strong>praxis genauso gut wie<br />
mit längeren. Solche mit über 76 cm besitze ich<br />
nicht.<br />
Ein weiterer Diskussionspunkt ist das Kaliber: 12,<br />
16 oder 20? Während 16er-Flinten beinah gänzlich<br />
aus der Mode gekommen sind, erfreuen sich die<br />
20er seit Jahren bei einer Minderheit besonderer<br />
Beliebtheit. Zum Einsatz kommen sie vor allem auf<br />
der <strong>Jagd</strong>, kaum im Schiesssport.<br />
Das Allerwichtigste ist, dass der Schaft passt. Dies<br />
wird nach wie vor von vielen Jägern, welche die<br />
Flinte ausschliesslich auf unseren Herbstjagden führen,<br />
unterschätzt. Eine Kontrolle und, wenn nötig,<br />
eine Korrektur durch einen erfahrenen Schäfter<br />
sind deshalb in jedem Falle ratsam. Alle kennen<br />
wohl den folgenden Spruch, aber noch immer<br />
beherzigen ihn zu wenige: Der Lauf schiesst, der<br />
Schaft trifft.<br />
Längst weiss man, dass für Rehwild Schrotgrössen<br />
zwischen 3,5 bis maximal 4,0 mm zu verwenden<br />
sind. Auf Fasane und Rebhühner sollten sie allerdings<br />
feiner sein. Ich habe alles zwischen 2,2 und 3 mm<br />
(Nr. 8 bis Nr. 5) ausprobiert, ohne einen sichtbaren<br />
Unterschied festzustellen. Einzig für Enten sind feinere<br />
Schrote als 3 mm (Nr. 5) ab einer gewissen Distanz<br />
unbrauchbar. Ich schiesse auf der Feldjagd fast<br />
durchwegs Patronen mit 32 g Bleischrot, während auf<br />
den Schiessständen in der Schweiz nicht mehr als<br />
24 g und einzig Weicheisenschrot zugelassen sind.<br />
Meist wird bei Flugwildjagden die geeignete Munition<br />
vom Organisator angeboten, also auf dem Platz<br />
an die Schützen verkauft. Feineres Schrot steigert für<br />
schussweiches Wild wie Rebhühner und Fasane<br />
nicht nur die Trefferquote, sondern erhöht zudem<br />
die Sicherheit. Haben wir doch alle einmal die Faustregel<br />
gelernt, dass die Meterflugweite eines Schrotkorns<br />
mit dessen Durchmesser x 100 zu berechnen<br />
sei.<br />
Einzeljagd mit dem Hund<br />
Die Suche von Fasan und Rebhuhn allein oder besser<br />
zu zweit mit gut geführten Hunden gehört zum<br />
Eindrücklichsten, was es jagdlich zu erleben gibt. Die<br />
Strecke wird selten hoch ausfallen: Vier bis acht Vö-<br />
Staatsjagdverwalter Dragan mit seinem jungen DK Kiro, der bereits<br />
hervorragende Arbeit leistet. Zu viert, zwei Flinten und zwei Hunde,<br />
macht Feldjagd besonders Freude.<br />
Diesmal jedoch war es ziemlich anstrengend und nicht eben ertragreich<br />
(vier Fasane). Eine Halbtagesstrecke von vier bis acht Stück pro<br />
Schütze ist bei guten Bedingungen normal. Die Föhnwetterlage<br />
(23 Grad Celsius, und das Ende Oktober!) hatte uns einen Streich<br />
gespielt. Im Lauf des Nachmittags waren die Hunde am Ende ihrer<br />
Kräfte und zudem gefrustet, da wir uns heute als Schützen nicht<br />
von der besten Seite zeigten. Trotz aufmunternder Worte Dragans<br />
stehen seinem Hund Lustlosigkeit und Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.<br />
gel pro Schütze an einem Herbstnachmittag, je nach<br />
Wetterlage, Gelände und Situation, genügen indessen<br />
völlig. Das Zusammenspiel von Vierbeinern und<br />
Jägern ist massgebend, das ohne jegliche Hast vor<br />
sich gehen soll. Eine manchmal zeitraubende, dafür<br />
erfolgreiche Verlorensuche auf ein geflügeltes Stück<br />
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JAGD & NATUR<br />
JAGD & NATUR 47