Gemeindezeitung Lavant 2015
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Seite 62 | Dezember <strong>2015</strong><br />
AUS DER CHRONIK<br />
Die Auswandererfamilie Klocker<br />
Auswanderung und Flucht ist vor allem in diesem Jahr ein äußerst aktuelles Thema, das jeden beschäftigt. Die Gründe,<br />
weshalb Menschen ihre Heimat verlassen sind vielfältig und wiederholen sich im Laufe der Geschichte bis heute.<br />
Auf der einen Seite gab bzw. gibt es die Wirtschafts- sowie Kriegsflüchtlinge und andererseits die Auswanderung<br />
aufgrund von Überbevölkerung, dem Rückgang von Rohstoffen, religiöser Verfolgung oder dem Wunsch nach einer<br />
Verbesserung der Lebensumstände.<br />
OSR Erwin Kolbitsch befasste sich in den 1970er Jahren mit der Auswanderung aus dem Bezirk Lienz von 1550 bis<br />
1815 und erwähnte für diesen Zeitraum für <strong>Lavant</strong> eine Auswandererzahl von 12 Personen. In der Ferne waren etwa<br />
die Hälfte aller Auswanderer in der Landwirtschaft tätig, die andere Hälfte ging einem Handwerk nach. Wie etwa der<br />
<strong>Lavant</strong>er Lorenz Rader, der um 1760 als Maurer in Debrecin (Ungarn) lebte. Dessen Spuren sich dann aber verlieren.<br />
Der Beginn der Auswanderung setzte ab der 2. Hälfte des 16. Jh. ein und erreichte seinen Höhepunkt vor 1800. Die<br />
Auswandererziele beschränkten sich in dieser Zeit vor allem auf die Länder Europas. Auch die Anzahl der Emigranten<br />
war überschaubar.<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in den Ländern Süd- und Nordamerikas die Sklavenarbeit abgeschafft. Daher benötigte<br />
man viele und vor allem billige Arbeitskräfte.<br />
Man warb in allen gängigen Zeitungen massiv für die<br />
Auswanderung nach Übersee. Für viele Menschen, die in<br />
Europa in schwerer Armut lebten und keine Perspektiven<br />
hatten, mussten sich die Beschreibungen der nord- und<br />
südamerikanischen Länder wie der Himmel auf Erden<br />
angehört haben.<br />
Eine Massenauswanderung war die Folge. Zwischen<br />
1815 und 1914 wanderten ca. 50 Millionen Europäer nach<br />
Lienzer Zeitung, 01.02.1902, S. 9<br />
Übersee aus, davon etwa 6 Millionen deutschsprachige.<br />
Bevorzugte Länder waren USA, Kanada, Brasilien, Argentinien<br />
und Australien.<br />
Die Auswanderung wurde für viele Menschen<br />
zu einem lukrativen Geschäft. Vor<br />
allem die Schifffahrtslinien und sonstige<br />
Transportunternehmen verdienten sich<br />
Anzeiger zum Pustertaler Boten, 23.10.1874, S. 1<br />
Anzeiger zum Pustertaler Boten, 23.10.1874, S. 1<br />
Bote für Tirol, Intelligenzblatt Nr. 50, 02.03.1855, S. 4<br />
Brunner vlg. Unterhuber (April 1976)<br />
mit den Emigranten eine<br />
goldene Nase. Warb man<br />
doch auch hier in allen<br />
regionalen Zeitungen für<br />
eine günstige und sichere<br />
Überfahrt.<br />
Nach einer langen und<br />
meist beschwerlichen<br />
Überfahrt wurden die<br />
Auswanderer jedoch sehr<br />
schnell auf den Boden<br />
der Realität zurückgeholt.<br />
Da viele für die Überfahrt<br />
Schulden machten,