31.03.2017 Aufrufe

NAGELFLUH Frühjahr/Sommerausgabe 2017 - das Naturpark Magazin

Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong>/Sommer <strong>2017</strong><br />

Das <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

ARBEITEN IM PARADIES...<br />

...und <strong>das</strong> vierzehn Stunden am Tag! Ein Besuch beim<br />

Käser Sebastian Beck auf der Sennalpe Oberberg<br />

KURZE WEGE, LANGER GENUSS<br />

Bei den Partner-Alpen von »Allgäuer Alpgenuss«<br />

kommt nur regionale Kost auf den Brotzeitteller<br />

DREI RANGER FÜR DEN PARK<br />

Der <strong>Naturpark</strong> bekommt Unterstützung: Die Ranger<br />

Max, Florian und Carola sind draußen unterwegs<br />

MYSTISCHES MOOR<br />

Moorlandschaften und ihre Artenvielfalt gehören zu<br />

den faszinierendsten Wildnisgebieten des <strong>Naturpark</strong>s


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

Welchen Wert hat unsere Natur- und<br />

Kulturlandscha? Was ist uns eine artenreiche<br />

Blumenwiese oder intaktes Hochmoor<br />

wert? Welchen Nutzen hat es, <strong>das</strong>s bei<br />

uns noch Birk- und Auerhühner vorkommen,<br />

während sie vielerorts ausgestorben sind?<br />

Es gibt zweifellos viele verschiedene Zugänge<br />

zu diesem ema. Einer ist der über die sog.<br />

Ökosystemleistungen. Ein intaktes Moor hält<br />

Regenwasser zurück und kann Hochwasser -<br />

ereignisse abmildern. Der Zusammenhang ist<br />

relativ einfach und leicht nachvollziehbar, weil<br />

Menschen direkt davon profitieren. Etwas<br />

schwieriger wird es schon bei der Blumenwiese.<br />

Sie bietet vielen Lebewesen – Pflanzen und Tieren<br />

– ein Zuhause. Viele unterschiedliche Elemente<br />

in einem System bringen Stabilität. Das<br />

bedeutet, <strong>das</strong>s es widerstandfähiger gegenüber<br />

äußeren Einflüssen ist.<br />

Zu Zeiten des Klimawandels und der Schnelllebigkeit<br />

erscheint Stabilität gegenüber Änderungen<br />

als erstrebenswerter Zustand. Zudem<br />

produzieren unsere Landwirte und Sennälpler<br />

hochwertige regionale Qualitätsprodukte. Diese<br />

sind ohne struktur- und artenreiche Wiesen und<br />

Weiden immer schwerer beim Kunden vermittelbar.<br />

Auch hier haben wir als Konsumenten<br />

also einen direkten Vorteil von der Vielfalt und<br />

zwar einen, der durch den Magen geht.<br />

Beim Birk- oder Auerhuhn wird es noch<br />

komplizierter. Wir dürfen sie – aus Artenschutzgründen<br />

– nicht essen und trotzdem kümmern<br />

wir uns um diese urigen Raufußhühner.<br />

Warum? Nur weil sie da sind? Ja, dies alleine<br />

wäre schon ein Grund, denn sie sind schon seit<br />

vielen Jahrhunderten angestammte <strong>Naturpark</strong>bewohner.<br />

Zudem stehen sie für eine naturnahe<br />

alpine Landscha und viele andere seltene Arten<br />

profitieren mit, wenn wir sie schützen. Und wer<br />

sonst als der Mensch sollte es tun? Wir haben<br />

die Fähigkeit, über unseren Vorteil als Individuum<br />

hinaus zu denken und uns uneigennützig<br />

um andere Lebewesen zu kümmern.<br />

Welchen Wert hat nun unsere Landscha?<br />

Für uns einen unschätzbar hohen! Deshalb<br />

haben wir nun den nächsten Schritt im Auau<br />

des grenzüberschreitenden <strong>Naturpark</strong>s getan.<br />

Mit Carola, Florian und Max sind seit Anfang<br />

dieses Jahres drei Ranger im Gelände unterwegs.<br />

Sie stehen allen draußen Aktiven mit Rat<br />

und Tat zur Seite, informieren über schutzwürdige<br />

Tiere und Lebensräume und sollen ein<br />

gutes Miteinander von Mensch und Natur unterstützen.<br />

Sie gehen in die <strong>Naturpark</strong>schulen<br />

und helfen bei der Durchführung der Junior<br />

Ranger Sommercamps. Sie berichten aus der<br />

Natur und helfen, touristische Produkte umweltfreundlich<br />

zu gestalten.<br />

Wir sind sehr froh, <strong>das</strong>s wir für diesen<br />

Schritt auf die Projektunterstützung der Europäischen<br />

Union im Rahmen des INTERREG-<br />

Programms und des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

zurückgreifen können.<br />

Vielleicht begegnen Sie diesen Sommer auf<br />

einer Wanderung im <strong>Naturpark</strong> einem Ranger.<br />

Sprechen Sie ihn an, kommen Sie ins Gespräch.<br />

Ich verspreche, es wird interessant.<br />

Ihr<br />

Rolf Eberhardt<br />

Geschäsführer <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Mit einer Größe von<br />

405 km² ist die Nagelfluhkette<br />

im alpen weiten<br />

Vergleich ein Schutz gebiet<br />

mittlerer Größe. Während<br />

im Bregenzerwald jeweils<br />

die gesamten Flächen der<br />

beteiligten acht Gemeinden<br />

im <strong>Naturpark</strong> liegen,<br />

gehören von den sieben<br />

Allgäuer Gemeinden in<br />

der Regel die dünn besiedelten<br />

Berggebiete dazu.<br />

Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />

leben etwa<br />

13.000 Menschen, was zu<br />

einer, im dicht besiedelten<br />

Europa, sehr geringen<br />

Siedlungsdichte von 33<br />

Einwohnern je km² führt.<br />

Ein besonderes Merkmal<br />

ist der sorgsame Umgang<br />

der Bewohner mit ihrer<br />

Heimat.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

3


INHALT & IMPRESSUM<br />

Themen<br />

dieser<br />

Ausgabe<br />

ARBEITEN IM PARADIES...<br />

Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg 6<br />

SEITE 22<br />

DARF’S EIN BISSCHEN MEHR SEIN?<br />

Qualität auf kurzen Wegen heißt »Allgäuer Alpgenuss« 10<br />

SCHÜLER UNTERRICHTEN SCHÜLER<br />

Gymnasiasten aus Egg unterrichten <strong>Naturpark</strong>schüler 14<br />

NATURPARK MACHT SCHULE<br />

Ein Jahr <strong>Naturpark</strong>schule im Klassenzimmer Wald, Wiese und Co. 16<br />

WIE KOMMT DER NATURPARK AUF DIE FLASCHE?<br />

Der Mineralbrunnen Allgäuer Alpenwasser ist <strong>Naturpark</strong>partner 20<br />

BLOSS KEIN BODENKONTAKT!<br />

Die kletterfreudige Haselmaus ist Tier des Jahres <strong>2017</strong> 22<br />

Fotos: Fotolia, D. Ultes<br />

SEITE 6<br />

Titelfotos; T. Gretler, Hans Snoek - www.hs-buch.de/pixelio, R. Eberhardt<br />

DREI RANGER FÜR DEN NATURPARK<br />

Tatkräige Unterstützung für den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette 24<br />

BEWEGENDE NATUR: MIT DEM RANGER UNTERWEGS<br />

Tourentipps zu den schönsten Flecken im <strong>Naturpark</strong> 26<br />

DAS MOOR<br />

Schwarze Perlen der Natur: Feuchtgebiete 38<br />

BEIM WANDERWEGENETZ TUT SICH WAS<br />

Besucherlenkung: Ein bewegendes ema 42<br />

125 ALPTRÄUME IN GRÜN<br />

Panorama: Blick zum <strong>Naturpark</strong> Almenland 44<br />

Was gibt’s Neues im <strong>Naturpark</strong>? 28<br />

Kinderseite 46<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49 8323 9988750<br />

info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />

www.naturpark-nagelfluh.eu<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS e. K.,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

D-87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. +49 8379 728616,<br />

Fax +49 8379 728018<br />

nagelfluh@heimat-allgaeu.info,<br />

www.nagelfluh-magazin.de<br />

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />

Tel. +49 8379 728616,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen die<br />

Meinung des Verfassers, nicht aber des<br />

Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß,<br />

Ramona Klein<br />

Anzeigen: Sven Abend, Katharina Böttger,<br />

Carolin Mathes, Tel. +49 8379 728616;<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/<strong>2017</strong><br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Deutschland:<br />

Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Österreich:<br />

Raiffeisenzentralkasse Innsbruck,<br />

IBAN: AT223600000000643361,<br />

BIC: RZTIAT22<br />

4 <strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

5


Arbeiten<br />

im Paradies…<br />

… und <strong>das</strong> vierzehn Stunden und sieben Tage die Woche? Einfach, naturnah,<br />

arbeitsam: Das ist <strong>das</strong> Leben auf der Alpe. Wir haben die Sennalpe Oberberg<br />

am Mittag, dem Eingang zur Nagelfluhkette, besucht und in den Alltag eines<br />

Senns »hineingeschnuppert«. Und dabei erfahren, warum Alpwirtscha bis<br />

heute so wichtig ist.<br />

Der Nebel hängt tief im Tal. Es wird seine Zeit brauchen, bis die<br />

Sonne sich blicken lässt. Noch lässt sich <strong>das</strong> matte Licht hinter der<br />

Bergkuppe gerade einmal erahnen, und der Morgentau hängt in dicken<br />

Tropfen an den Grashalmen. Es ist vier Uhr früh und recht frisch auf<br />

1300 Metern Höhe, als Sebastian Beck durch die kleine Holztür vor die<br />

Hütte tritt. Er nimmt einen tiefen Zug von der kühlen Morgenlu, wir<br />

einen kurzen Blick auf die Wolken. Ein klarer, sonniger Tag soll es werden.<br />

Fröstelnd stap der 26-Jährige zu dem unscheinbaren Nebengebäude<br />

hinunter. Ein kleines, hölzernes Schild neben der Tür weist auf dessen<br />

Inhalt hin: »Käserei«. Der Arbeitstag des jungen Senn auf der Alpe Oberberg<br />

beginnt. Erst in vierzehn, eher fünfzehn Stunden wird er enden.<br />

Mit der Käsepflege fängt er an.<br />

Innerhalb einer Stunde versorgt er den Käse vom Vortag und bringt<br />

die Laibe hinunter in den Käsekeller. Hier unten tut sich eine wahre –<br />

wenn auch etwas streng riechende – Schatzkammer auf: Ein goldschattierter<br />

Käselaib reiht sich an den nächsten, nach Reifegrad sortiert und<br />

in Holzregalen verstaut. Im hinteren Bereich steht eine Wanne mit Salzwasser:<br />

zwei Käselaibe liegen auf einem Holzbrett obenauf, zwei nehmen<br />

6


Fotos: Dominik Ultes, Sennalpe Oberberg<br />

Linke Seite: Die Alpe Oberberg liegt idyllisch auf 1305 Metern in Südlage am<br />

Mittag, dem Hausberg von Immenstadt.<br />

Unten: Im Goldkeller – Der Käse wird bis zu zwei Jahre gelagert. Während dieser<br />

Zeit muss er regelmäßig gepflegt und gewendet werden.<br />

Oben: Das Käsen steht täglich auf dem Programm: Während der 100 Tage Alpsommer<br />

entstehen an die 7 Tonnen Käse und Butter auf der Sennalpe. Sebastian<br />

Beck hat sie von seiner Mutter abgepachtet. Rund vier Stunden täglich kümmert<br />

er sich um die Käsepflege und stellt neuen her


Nicht die ganze Familie Beck ist immer auf der Alpe. Aber von Tierhaltung, Milchgewinnung<br />

über die Käseproduktion bis zu Vermarktung und Verkauf ist alles in Familienhand<br />

gerade ein Bad darin. »Das Salzwasser unterstützt unter anderem die<br />

Rindenbildung beim Käse«, erklärt der Senn. Daher müssen die fertigen<br />

Käselaibe bis zur vollendeten Reife noch regelmäßig »geschmiert« werden.<br />

Mit zügigen Bewegungen bürstet Sebastian mit einer Mischung aus<br />

Salzwasser und Rotschmiere den Käse. »Frischen Käse schmiere ich täglich.<br />

Zweiwöchigen nur alle zwei Tage und nach vier Monaten einmal<br />

wöchentlich«, erklärt er. Das macht er etwa eine Stunde lang, dann muss<br />

Sebastian in den Stall.<br />

Katzensprung zwischen Stall und Sennküche<br />

Dort wollen zwischenzeitlich die »Käse-Produzentinnen« versorgt<br />

werden. Dreiunddreißig Milchkühe sömmern auf der Alpe Oberberg.<br />

Zweimal täglich werden sie gemolken. Ein Hirte hat sie mittlerweile in<br />

den Stall getrieben – »eingestallt«, wie Sebastian es formuliert. Dort wird<br />

den Vierbeinern die Milch abgezap, angereichert von den saigen Bergkräutern,<br />

die sie hier oben den ganzen Tag verspeisen.<br />

»Es ist gut für die Milch, wenn sie vorm Käsen möglichst wenig bewegt<br />

wird«, erzählt Sebastian. »Wir haben auch bewusst auf Rohrleitungen<br />

und Pumpen verzichtet – die verändern <strong>das</strong> Milcheiweiß. Bei uns<br />

kommt die Milch in den Kübel und wird per Handwagen in die Sennküche<br />

transportiert. Dort wird sie in der Regel gleich weiterverarbeitet:<br />

»Für ein Kilogramm Käse brauche ich rund zehn Liter Milch, eher elf«,<br />

erklärt er. Nun geht es ans Käsen: Die Milch wird entrahmt, mit Lab angereichert,<br />

geschnitten und gepresst: zwei Käselaibe entstehen in den<br />

kommenden Stunden. Den genauen Vorgang, wie die Milch zum Käse<br />

wird und – die Frage kann man als Käser kaum noch hören – wie die<br />

Löcher in den Käse kommen, erklärt Sebastian Beck regelmäßig den<br />

Besuchern auf der Alpe. »Mir ist es wichtig, <strong>das</strong>s die Leute die Arbeit<br />

verstehen, die hinter einem einzigen Laib Käse steckt. Da geht es nicht<br />

nur ums Käsen, auch die Pflege während des Reifeprozesses – hinter alldem<br />

stecken viele, viele Stunden Arbeit. Es freut mich, wenn die Leute<br />

die Alpe mit einem neuen Blickwinkel für dieses Handwerk verlassen.«<br />

Schwenden, jäten, mulchen<br />

Mittags geht es auf die Weide. 35 Hektar Grasflächen umgeben die<br />

Alpe nahe der Mittagbahn. Damit die Kühe den ganzen Sommer von<br />

ihnen speisen können, müssen sie gepflegt werden. Beim Schwenden<br />

befreit Sebastian die Grasflächen von jungen Bäumen und Sträuchern.<br />

Unkraut, wie Disteln und <strong>das</strong> giige Kreuzkraut entfernt er. Dann düngt<br />

er <strong>das</strong> junge Gras mit gehäckseltem Altgras – Mulch.<br />

Mit der Mittagbahn<br />

zur Sennalpe Oberberg<br />

Die Alpe Oberberg ist von Mai bis November<br />

durchgehend bewirtschaet. Sie liegt unterhalb<br />

des Mittaggipfels, am Einstieg (oder Endpunkt)<br />

der Nagelfluhkette. Über die Mittagbahn ist sie<br />

sehr leicht zu erreichen. In zwei Etappen schwebt<br />

8 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

man im Sesselli hinauf zum Gipfel (1452 m).<br />

Die gesamte Fahrt inklusive Umsteigen an der<br />

Mittelstation dauert ohne Wartezeiten etwa eine<br />

halbe Stunde. Schon vom Gipfelkreuz bietet sich<br />

ein fantastisches Bergpanorama. Der Weg zur<br />

Sennalpe Oberberg ist von hier sehr gut ausgeschildert:<br />

Von der Bergstation führt der gut ausgebaute<br />

Normalweg in etwa zwanzig Minuten<br />

hinunter zur Alpe. Hier kann man sich mit dem<br />

schmackhaen Bergkäse der Becks den Gaumen<br />

verwöhnen und weitere Touren in die Nagelfluhkette<br />

starten.<br />

Die Sennalpe Oberberg ist Mitglied beim Allgäuer<br />

Alpgenuss. Mehr dazu auf der Folgeseite.<br />

Info: Alpe Oberberg, Tel. +49 8323 6784,<br />

info@alpe-oberberg.de, www.alpe-oberberg.de


Mit herrlichen Ausblicken, aber auch viel Arbeit ist <strong>das</strong> Leben am Berg verbunden<br />

Die artgerechte Haltung steht ihr gut: Die Alpenkräuter und die schöne Südlage<br />

der Sennalpe sorgen für eine besonders gute Milch<br />

Gudrun Beck – die 56-Jährige kümmert sich mitunter um <strong>das</strong> leibliche Wohl<br />

ihrer Gäste. Sie stellt aber auch den schmackhaften Weichkäse her<br />

Zufriedene Gäste – sie alle besuchen regelmäßig die Alpe Oberberg. Das halte<br />

jung, finden sie. Außerdem: „Hat man da droben sei Rühe!“<br />

Natürlich könnte er intensiver düngen, großflächige reine Grasflächen<br />

anlegen, wie es im Tal o der Fall ist. »Der Weidboden ist aber letztlich<br />

die Grundlage für meine gesamte Existenz. Eine umweltverträgliche und<br />

nachhaltige Pflege ist mir wichtig, damit diese bestehen bleibt.« Nicht<br />

zuletzt müssen die Kühe den ganzen Sommer über gut versorgt sein.<br />

»Man merkt schon, <strong>das</strong>s aus der Zucht immer leistungsstärkere Kühe<br />

hervorgegangen sind, die viel Milch geben. Die brauchen aber auch viel<br />

vitaminreiches Futter. Hier droben verbrauchen sie ja viel Energie schon<br />

allein durch die artgerechte Haltung, den Auslauf, den sie haben. Da<br />

muss der Älpler hinterher sein, <strong>das</strong>s sie genug kriegen.« Gegen fünf Uhr<br />

nachmittags werden sie ein zweites Mal eingestallt und gemolken. Im<br />

Anschluss wird der Stall geputzt. »Um halb Sieben habe ich Feierabend«,<br />

meint Sebastian. Den nutzt er hin und wieder für eine Bergtour oder<br />

einen Besuch auf einer anderen Alpe. »Meist bin ich aber froh, wenn ich<br />

endlich ins Bett komme«, lacht der junge Mann.<br />

In Familienhand<br />

Die Alpe Oberberg gibt es schon lange. Im Jahr 1875 wurde sie erbaut.<br />

In füner Generation lebt und arbeitet die Familie Beck »am Berg«.<br />

Besonders viel hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren getan: Zwei<br />

Jahre vor der Jahrtausendwende erschloss Sebastians Vater, Klaus Beck,<br />

die Alpe durch einen Zufahrtsweg. So kamen die Wanderer zur Einkehr.<br />

Sein Vater habe damit einen wichtigen Schritt getan, erzählt Sebastian:<br />

»Davor kamen am Tag ein oder zweimal Leute zu Besuch, die dann auch<br />

manchmal einen Käse gekau haben. Den Großteil davon haben wir mit<br />

Schlitten ins Tal gebracht und im Winter dort verkau.«<br />

Heute säumt ein Dutzend Tische mit Bierbänken die eigens angelegte<br />

Aussichtsterrasse. An sonnigen Wochenenden bleibt selten einer unbesetzt.<br />

Die Leute kommen, genießen die Aussicht, lassen sich Brotzeit servieren,<br />

probieren den Käse, der keine zwanzig Meter weiter produziert<br />

wurde. Viele lassen sich ein paar hundert Gramm abpacken. »Fünfundneunzig<br />

Prozent von meinem Käse verkaufe ich hier an der Alpe«, erzählt<br />

Sebastian. Das, was nach dem Sommer übrig bleibt, verkau seine Mutter<br />

auf der Alpe Rappengschwend. Diese liegt etwas tiefer im Gunzesrieder<br />

Tal und ist nur im Winter geöffnet. Die Erlöse aus dem Käseverkauf sind<br />

Sebastians Haupteinkommen. Reich wird man davon nicht. Ȁlpler wird<br />

man nicht aus finanziellen Gründen«, weiß Gudrun Beck. Die Mutter von<br />

Sebastian ist die gute Seele auf der Alpe Oberberg. Neben den täglichen<br />

Aufgaben auf der Sennalpe bewirtet sie die Gäste. Die 56-Jährige weiß:<br />

Viele Alpen sind reine Familienbetriebe. Von der Tierhaltung, Milchgewinnung<br />

über die Käseproduktion bis zu Vermarktung und Verkauf – auf<br />

der Alpe Oberberg ist alles in Familienhand. Die Achtung vor der sie umgebenden<br />

Landscha ist groß: »Wir leben ja von ihr«, so die Sennerin.<br />

Niemand ohne Leidenscha für dieses Leben und die umgebene Natur<br />

wäre für die vielen Stunden harter Arbeit zu begeistern. Sie selbst kann<br />

sich einen Sommer im Tal gar nicht vorstellen: »Ich würde die Alpe und<br />

die Freiheit, die man hier oben genießt, wahnsinnig vermissen.«<br />

Mit einem Auge auf die Zukunft<br />

Damit auch die nächste Generation diese Freiheit genießen kann,<br />

müssen die Becks mit der Zeit gehen. »Es ist wie in jedem Betrieb«, weiß<br />

Sebastian, »Stillstand bedeutet Rückschritt. Man sollte immer überlegen:<br />

Was kann ich besser machen? Was muss ich verändern? Jeder sollte mit<br />

einem Auge auf die Zukun leben, damit die nächste Generation noch<br />

gut davon leben kann.« Während man so gemütlich, <strong>das</strong> kalte Glas Limonade<br />

in der Hand, auf der Bierbank sitzt und über <strong>das</strong> Geländer der<br />

Terrasse schaut – der Blick schwei über saige Bergweiden, über die<br />

gerade ein Tagfalter flattert, an dunklen Baumspitzen zum Allgäuer<br />

Hauptkamm hinüber – dann versteht man, wovon der junge Senn<br />

spricht. Dieses kleine Fleckchen Landscha sähe heute ganz anders aus,<br />

würde niemand es bewirtschaen und pflegen. Und <strong>das</strong> wäre ein Verlust<br />

für die Vielfalt unserer Heimat.<br />

Viola Elgaß<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

9


Darf’s ein bisschen<br />

mehr sein?<br />

Damit ist keine zweite Wurstplatte gemeint. Sondern mehr<br />

Ursprünglichkeit, mehr Ehrlichkeit und Wertschätzung,<br />

wenn es um heimische Produkte geht. Brot vom Dorf -<br />

bäcker, Schinken aus der benachbarten Metzgerei<br />

und würziger Bergkäse direkt von der Sennalpe.<br />

Theresia Schwarz, unter den Älplern<br />

nur als »Resi« bekannt, vom Allgäuer<br />

Alpgenuss mit familiärer »Verstärkung«<br />

Auf vielen Brotzeitbrettern ist ein klarer Trend erkennbar: Der geht<br />

weg von anonymen Massenprodukten und hin zu nachhaltigen<br />

und nachvollziehbaren Zutaten direkt aus der Region. Qualität auf kurzen<br />

Wegen – ein Standard beim Verein »Allgäuer Alpgenuss e. V.«. Im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gibt es eine Reihe hervorragender Gastronomiebetriebe<br />

und Alpen mit Einkehrmöglichkeit, die streng auf die Herkun<br />

ihrer Zutaten achten. Um diese Qualität (nicht nur im <strong>Naturpark</strong>!) zu garantieren,<br />

wurde der Zusammenschluss im Jahr 2007 gegründet.<br />

»Ehrlichkeit, Ursprünglichkeit und Qualität mit Produkten aus der<br />

Region, dafür stehen die Allgäuer Alpgenuss Alpen«, beschreibt eresia<br />

Schwarz die Partneralpen. Die Oberstdorferin kommt selbst aus der<br />

Landwirtscha und ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Zusammenschlusses<br />

zuständig. Seit über zehn Jahren moderiert sie den Viehscheid<br />

in der <strong>Naturpark</strong>gemeinde Obermaiselstein, pflegt engen Kontakt mit<br />

den Älplern, Sennereien und Lieferanten.<br />

Die Garantie, <strong>das</strong>s auf den Alpen nur heimische Produkte serviert<br />

werden, ist für sie ein wichtiger Baustein für die Glaubwürdigkeit der<br />

Region. Schließlich besuchen die Gäste keine Alpe, um dann Discounterware<br />

auf ihrem Brotzeitbrett vorzufinden. »Stattdessen darf der Gast<br />

eigene Erzeugnisse genießen – und jederzeit nachfragen, woher die Zutaten<br />

stammen.« Im günstigsten Fall kommen diese direkt von der Sennalpe,<br />

auf der er gerade zur Brotzeit eingekehrt ist.<br />

Urlaub für den Gaumen<br />

Auf den 49 anerkannten Mitgliedsalpen darf der Gast sicher sein, <strong>das</strong>s<br />

es ein »Genuss« ist, auf diesen Alpen zu verweilen und zu rasten. »Unsere<br />

Partner alpen müssen anerkannte Alpen mit Konzession sein und ihren<br />

Warenbezug offen legen«, beschreibt Schwarz. Der Verein prüfe dann<br />

die Lieferanten auf ihre regionale und nachhaltige Verarbeitung: »Zum<br />

Beispiel dürfen unsere Partner aus den Bäckereibetrieben keine Backmischungen<br />

verwenden.«<br />

Für 6 Euro im AlpSeeHaus erhältlich:<br />

Das Kaffeehaferl von Alpgenuss<br />

10 <strong>NAGELFLUH</strong>


Mach mit beim Gewinnspiel!<br />

Alpgenuss kann vieles sein: Ob nun ein kühles Bier auf der Sennalpe,<br />

der stolze Blick im Gesicht, wenn man endlich den Gipfel erklommen<br />

hat oder die Kuh, die sich die Sonne auf den Pelz brennen lässt.<br />

Was bedeutet »Alp-Genuss« für dich?<br />

Poste oder schicke uns dein originelles Alpgenuss-Foto in der Allgäuer<br />

Natur! Einsendeschluss ist der 1. Oktober <strong>2017</strong>. Einsendungen bitte an:<br />

info@alpgenuss.de oder direkt auf www.facebook.com/alpgenuss<br />

Das gibt’s zu gewinnen:<br />

1. Eine »deige Allgäuer Brotzeit« direkt von unseren Alpgenuss<br />

Partneralpen per Post zur dir nach Hause oder natürlich vor Ort<br />

auf der Alpe<br />

2. Ein Allgäuer Alpgenuss Brotzeitbrett<br />

3. Zwei Kaffeehaferl vom Allgäuer Alpgenuss<br />

Partneralpen wie hier die Alpe Unteregg erkennt man am Logo vor Ort. Damit garantieren<br />

die Älpler, <strong>das</strong>s hier nur heimische Produkte aufs Brotzeitbrett kommen<br />

Vektor: Rwdd_Studios / Freepik<br />

Fotos: Alpe Unteregg, Alpe Hörnle, Theresia Schwarz, Alpe Strausberg<br />

Wie sieht Genuss aus? Mit dem Gewinnspiel will Allgäuer Alpgenuss <strong>das</strong> herausfinden:<br />

Hier pures Weideglück bei der Alpe Hörnle, Obermaiselstein/Grasgehren<br />

Allgäuer Alpgenuss im <strong>Naturpark</strong><br />

Diese Allgäuer Alpgenuss Partneralpen findest du im <strong>Naturpark</strong>:<br />

Sennalpe Bärenschwand, Oberstaufen-Buchenegg, Tel. +49 8386-7220<br />

Sennalpe Gerstenbrändle, Blaichach-Gunzesried Säge, Tel. +49 8321-89871<br />

Sennalpe Mittelberg, Immenstadt-Steigbachtal, Tel. +49 8323-4920<br />

Alpe Obere Kalle, Immenstadt-Ratholz, Tel. +49 8325-487<br />

Sennalpe Oberhündle, Oberstaufen-Hündle, Tel. +49 8386-962402<br />

Alpe Remmelegg, Oberstaufen-Steibis, Tel. +49 151-52531295<br />

Alpe Unteregg, Oberstaufen-Steibis, Tel. +49 160-94655691<br />

Sennalpe Waltnersalpe, Oberstaufen-Steibis, Tel. +49 8386-8149<br />

Moosalpe, Oberstaufen-alkirchdorf, Tel. +49 8325-1033<br />

Sennalpe Derb, Blaichach-Ettensberg, Tel. +49 8321-85950<br />

Sennalpe Hochried, Immenstadt-Mittag, Tel. +49 8323-51850<br />

Sennalpe Oberberg, Immenstadt-Mittag, Tel. +49 8323-6784<br />

Sennalpe Schattwald-Rohrmoos, Oberstdorf-Tiefenbach, Tel. +49 8322-606707<br />

Oberlauchalpe, Oberstaufen-Steibis, Tel. +49 8386-991533<br />

Alpe Hörnle, Obermaiselstein-Grasgehren, Tel. +49 160-97964901<br />

Alpe Schönberg, Obermaiselstein-Grasgehren, Tel. +49 171-1936116<br />

Weitere Allgäuer Alpgenuss Partner: Balderschwang, Blaichach-Gunzesrieder<br />

Tal, Oberstaufen, Obermaiselstein, Landkreis Oberallgäu<br />

Die gesamten Partner mit Infos gibt es unter www.alpgenuss.de<br />

Die Lieferanten sind dadurch Teil des Alpgenusses und werden in <strong>das</strong><br />

System einbezogen. Dazu zählen Metzgereien, Brauereien, Bäckereien,<br />

Brennereien und Kaffeeröster. »Auf diese Weise entsteht ein Netzwerk<br />

aus derzeit über 80 Erzeugern, Verarbeitern, Lieferanten und Dienstleistern«,<br />

erzählt die 35-Jährige weiter. Zur Gründung hatten sich vor zehn<br />

Jahren acht aktive Älpler zusammengeschlossen, um die nachhaltige<br />

Pflege der Kulturlandscha in den Allgäuer Alpen aufrecht zu erhalten.<br />

»Ein wichtiger Hintergrund der Vereinsgründung war, <strong>das</strong>s vermehrt<br />

Beschwerden an <strong>das</strong> Landwirtschasamt und den Alpwirtschalichen<br />

Verein heran getragen wurden, <strong>das</strong>s auf den Alpen Billigprodukte angeboten<br />

wurden«, verrät die Pressereferentin.<br />

Die Region als Passion<br />

Die Vorstandscha ist breit gefächert mit aktiven Älplern, Vertretern<br />

vom Amt für Ernährung, Landwirtscha und Forsten, dem Alpwirtschalichen<br />

Verein, Partnerlieferanten und Endverbrauchern. Besonders freut<br />

sich eresia Schwarz über einen Neuzugang bei den Lieferanten: »Auf<br />

den Alpgenuss-Alpen dürfen sich Gäste künig auf frische Heumilch-Produkte<br />

aus dem Allgäu freuen. Unser neuer Partner ist die Allgäuer Hof-<br />

Milch GmbH in Missen-Wilhams.« Die 2016 gegründete Molkerei verarbeitet<br />

seit Dezember letzten Jahres gentechnikfreie Allgäuer Heumilch zu<br />

frischen Milchprodukten. Die Milch beziehen die Gründer Matthias Haug<br />

und Johannes Nußbaumer von Landwirten aus dem Allgäu und bezahlen<br />

ihnen einen garantierten Milchpreis von 40 Cent pro Liter. Die Produktpalette<br />

umfasst frische Trinkmilch, Natur- und Fruchtjoghurts sowie Käse<br />

und Butter. Ab dem <strong>Frühjahr</strong> sind auch Cremejoghurts und Sauerrahm<br />

sowie neue Joghurtsorten erhältlich: »Zitrone mit Melisse und Schwarze<br />

Johannisbeere mit Brennnessel«, schwärmt eresia Schwarz. Ihr zufolge<br />

werden die Produkte künig auf diversen Alpgenuss-Alpen zum Kauf angeboten.<br />

»Wer nicht gleich einen Berg hinaufsteigen möchte, erhält die<br />

Produkte auch im Handel oder im AlpSeeHaus in Immenstadt.«<br />

Der neue Partner fügt sich perfekt ins Konzept von Allgäuer Alpgenuss<br />

ein: »Wertschöpfung, die in der Region erfolgt, Erhalt von Tradition und<br />

Handwerk, Heimatschutz und ein Beitrag zum Klima- und Naturschutz –<br />

<strong>das</strong> ist der Nutzen, den wir unserer Region zurückgeben möchten.«<br />

Info: Jeder kann Mitglied werden! Mehr dazu bei Allgäuer Alpgenuss<br />

e.V., 1. Vorstand Alois Ried, Kirchgasse 1, Tel. +49 8321 89019, 87527<br />

Oerschwang, info@alpgenuss.de, www.alpgenuss.de<br />

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11


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Unsere regionalen Lieferanten und Partner-Alpen stehen für<br />

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Allgäuer Milch-, Käse- und Wurstwaren, hergestellt auf Sennalpen und<br />

Alpen oder von örtlichen Bäckereien, Metzgereien und Bergsennereien<br />

geliefert – <strong>das</strong> Ergebnis schmeckt schlicht und einfach gut.<br />

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13


Schüler<br />

unterrichten Schüler<br />

Im vergangenen Schuljahr ist zwischen dem Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG)<br />

Egg und dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette eine besondere Zusammenarbeit entstanden.<br />

Dabei schlüpfen Schüler der höheren Schule in die Rolle der Lehrer, um Kinder aus<br />

den <strong>Naturpark</strong>schulen in Kleingruppen draußen in der Natur zu unterrichten.<br />

Verena, schau mal! Ich hab ein Tier gefunden.<br />

Was wird daraus?« Eine winzige<br />

Larve, nur ein paar Millimeter groß, paddelt in<br />

der kleinen Wasserschüssel hin und her. Verena<br />

inspiziert den Fang, der ihr unter die Nase<br />

gehalten wird, eingehend. »Eine Köcherfliege.<br />

Die schauen wir uns gleich ganz genau unter<br />

dem Mikroskop an«, antwortet sie schließlich<br />

der Volksschülerin Lena, die ihren Fund herangetragen<br />

hat. »Weißt du denn noch, weshalb die<br />

so heißen?« Klar weiß Lena die Antwort: »Weil<br />

die Larven in einem Köcher leben!«<br />

Diese Unterhaltung könnte ein ganz normaler<br />

Austausch zwischen Lehrer und Schüler auf<br />

Exkursion sein. Mit einem Unterschied: Die<br />

Lehrerin Verena ist selbst erst 17 Jahre alt.<br />

Beim Projekt »Schüler unterrichten Schüler«<br />

treten Erwachsene in den Hintergrund. Es sind<br />

die Gymnasiasten des Wahlpflichtgegenstands<br />

(WPG) Biologie, die hier eigenständig nachforschen,<br />

untersuchen und erklären.<br />

Erwachsene – überflüssig?<br />

Schon bei den ersten Testläufen im Jahr 2016<br />

stellte sich heraus, <strong>das</strong>s die <strong>Naturpark</strong>führer,<br />

die die Exkursionen leiteten, nur noch für die<br />

14 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Koordination der Termine und den groben Ablauf<br />

zu sorgen hatten. Ansonsten unterrichten<br />

die Gymnasiasten mit Enthusiasmus und Begeisterung<br />

selbst. »Sowohl die Lehrer, als auch<br />

die <strong>Naturpark</strong>führer treten bewusst in den<br />

Hintergrund und leisten nur Hilfe, wenn es<br />

nötig werden sollte«, beschreibt Carola Bauer<br />

den gewollten Effekt. Die <strong>Naturpark</strong>-Rangerin<br />

betreut mitunter den Bereich Umweltbildung<br />

auf der Vorderwälder Seite des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette.<br />

Die Vorbereitung der Oberschüler<br />

sieht folgendermaßen aus: Die beiden zuständigen<br />

Lehrkräe aus Egg, omas Rüscher<br />

(Wahlpflichtgegenstand Waldökologie) und<br />

Alexander Feurle (Gewässerökologie), kennen<br />

sich als <strong>Naturpark</strong>führer selbst bestens im <strong>Naturpark</strong><br />

aus. Sie liefern ihren Schülerinnen und<br />

Schülern <strong>das</strong> nötige Know How.<br />

Die Schüler haben weiterhin »normalen«<br />

Unterricht, können jedoch ihr Wissen festigen,<br />

wenn sie mit den <strong>Naturpark</strong>schülern auf Exkursion<br />

sind und selbst in die Rolle des Lehrenden<br />

schlüpfen. »Wir nutzen die vorgegebenen<br />

Lehrplanstrukturen, damit es für beide<br />

Schulen kein oder nur wenig Mehraufwand ist.<br />

Gelernt wird auf Exkursion mit allen Sinnen,<br />

daher ist <strong>das</strong> wichtigste Hilfsmittel die Neugier<br />

aller, die Natur gemeinsam zu entdecken. Da<br />

kann es durchaus passieren, <strong>das</strong>s die Kinder<br />

sich auch mal blind durch den Wald tasten«,<br />

beschreibt Carola. Man merkt der Rangerin an,<br />

<strong>das</strong>s die Begeisterung der Schüler ansteckend<br />

ist. »Bisher unterrichten die Gymnasiasten des<br />

BORG Egg die Volksschüler unserer <strong>Naturpark</strong>schule<br />

Hittisau und die angehenden <strong>Naturpark</strong>schulen<br />

Lingenau und Sibratsgfäll.«<br />

Mehrwert für die Schulen<br />

Nicht nur für die »Lehrer«, die ihr Wissen<br />

vertiefen, auch für die Volksschüler bietet diese<br />

Unterrichtsform Vorteile. Da jeder seinen »Privatlehrer«<br />

hat, kann individuell auf die Bedürfnisse<br />

der Kinder eingegangen werden. Der Unterricht<br />

findet in der Regel draußen in der<br />

Natur statt. An einem Vormittag kann bei einer<br />

gemeinsamen Exkursion ein ema erarbeitet<br />

werden. So ist es beispielsweise bei der Gewässeruntersuchung<br />

möglich, die Kinder mit professionellen<br />

Mikroskopen unter Anleitung der<br />

Jugendlichen arbeiten zu lassen.<br />

Daher stellt dieses Projekt einen Mehrwert<br />

sowohl für die jungen Erwachsenen, als auch<br />

für die Volksschüler dar. Carola Bauer ist über-


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Im Projekt »youTurn«<br />

haben die Gymnasiasten<br />

eine eigene Exkursion<br />

zum Thema<br />

Wiese/Alpe entwickelt.<br />

Diese kommt jetzt in<br />

die Testphase<br />

Fotos: Alexander Feurle<br />

Einsatz in Gummi -<br />

stiefeln: Da werden die<br />

<strong>Naturpark</strong>schüler auf<br />

Händen getragen<br />

zeugt: »Das Projekt ist ein Selbstläufer. Das<br />

Selbstvertrauen der Jugendlichen wird durch<br />

die Eigenverantwortung gestärkt und die<br />

Volksschüler sind von ihren neuen Betreuern<br />

so begeistert, <strong>das</strong>s sie sogar zum Kindergeburtstag<br />

eingeladen werden. Meiner Meinung<br />

nach sollte es mehr solche Projekte geben, da<br />

beide Seiten profitieren.«<br />

cb/ve<br />

youTurn<br />

»Schüler unterrichten Schüler« ist Teil des<br />

Projekts »youTurn« der Internationalen Alpenschutzkommission<br />

CIPRA. In diesem<br />

Projekt soll die aktive Mitgestaltung der Jugendlichen<br />

in den Gemeinden sowie der<br />

Wissenstransfer gefördert und die Zusammenarbeit<br />

untereinander gestärkt werden.<br />

Das Projekt »Schüler unterrichten Schüler«<br />

passte perfekt in diesen Kontext. Somit erhielt<br />

<strong>das</strong> Engagement der Jugendlichen in<br />

Vorarlberg einen offiziellen Charakter. Sie<br />

konnten sich in zwei internationalen Meetings<br />

mit anderen Jugendlichen, vorwiegend<br />

aus Liechtenstein und Frankreich, über ihre<br />

gemeinnützige Arbeit austauschen und gemeinsam<br />

weitere Ideen entwickeln.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

15


<strong>Naturpark</strong><br />

macht Schule<br />

Im Jahr 2015 fiel der offizielle Startschuss für <strong>das</strong> Projekt<br />

»<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette macht Schule«. Exkursionen raus<br />

in die Natur und regional geprägte Unterrichtsthemen sind in<br />

vielen Grund- und Volksschulen im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

seither fest verankert. Wie moderne Umweltbildung aussehen<br />

kann, zeigen die Fotos auf den folgenden Seiten...<br />

Grundschule Fischen-Ofterschwang<br />

<strong>Naturpark</strong>schule seit Sommer 2016<br />

Eröffnung der Grundschule Fischen-Ofterschwang<br />

(17. Juni 2016):<br />

Mit einem schönen Schulfest wurde die Grundschule Fischen-Ofterschwang<br />

offiziell zur <strong>Naturpark</strong>schule. Mit dabei waren alle Partner, die in den kommenden<br />

Jahren Aktionen in der <strong>Naturpark</strong>schule durchführen werden. Ob Imker, Förster,<br />

Naturschützer, Land- und Alpwirt, Fischer, Jäger – alle wichtigen <strong>Naturpark</strong>akteure<br />

aus den Hörnerdörfern bringen sich mit viel Elan in die <strong>Naturpark</strong>schule ein.<br />

Mit dem Förster unterwegs<br />

So waren die Grundschüler in Fischen z.B. gemeinsam mit Förster Andreas Fisel<br />

(Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten, AELF) zum Thema<br />

»Mensch und nachhaltige Waldwirtschaft« in ihrem Schulwald unterwegs.<br />

Ein Highlight für die Kinder war die Baumfällung mit Forstwirt Pirmin Enzensberger<br />

von der Wald- und Weidegenossenschaft Fischen. Natürlich durfte <strong>das</strong><br />

Kommando »Achtung – Baum fällt« von den Kindern kommen.<br />

16 <strong>NAGELFLUH</strong>


Königsegg-Grundschule Immenstadt<br />

In <strong>das</strong> neue <strong>Naturpark</strong>-Schuljahr gestartet…<br />

Eine Besonderheit wartete zum Schuljahresanfang auf die Schüler der Immenstädter<br />

Königsegg-Grundschule. Um die Schüler zu motivieren, haben sich <strong>Naturpark</strong> -<br />

schulenpartner aus Immenstadt bereit erklärt, die Kinder mit T-Shirts auszustatten.<br />

So besuchten Herr Dieter Lochbihler (Robert Bosch GmbH), Herr Thomas Mayinger<br />

(Bosch BKK) und Herr Ditterich (Sparkasse Allgäu, Förderverein der Königsegg-Grundschule)<br />

die Kinder und überreichten ihnen die gespendeten Erkennungszeichen:<br />

Das Shirt zeigt <strong>das</strong> Maskottchen Nägli mit dem seltenen Apollofalter.<br />

Steineschleifen mit Ranger Florian und Max<br />

Strahlende Kinderaugen und eine ordentliche Portion Wissen zu vermitteln waren<br />

<strong>das</strong> Ziel der Unterrichtsstunde der <strong>Naturpark</strong>ranger Florian und Max. Mit im Gepäck<br />

hatten sie Schleifschwämme, Flusskiesel und <strong>das</strong> neu gebaute Modell zur Entstehung<br />

der Nagelfluhkette. Mit verschiedenen groben und feinen Schleifschwämmen durften<br />

die Kinder nach einer Einführung ihren eigenen Flusskiesel polieren und dadurch <strong>das</strong><br />

Gestein ihrer Heimat besser kennenlernen.<br />

Grundschule Oberstaufen<br />

Am 10. Mai geht es los<br />

Um schon mal verschieden Aktionen der zukünftigen <strong>Naturpark</strong>schule zu testen,<br />

waren die Förster Andreas Kley und Christian Müller vom AELF Kempten<br />

mit den Grundschülern am Staufner Berg unterwegs. Waldpädagogische Spiele<br />

erklärten den Kindern, wer in unseren Wäldern lebt und welche Baumarten einen<br />

Allgäuer Bergwald ausmachen.<br />

»Ab in die Hecke« hieß es im Herbst für die Schüler der 2. Klassen der Grundschule<br />

Oberstaufen. Zum Abschluss wurde aus den zahlreich gesammelten<br />

Hagebutten mit Frau Dorner – unserer Partnerbäuerin ein Tee zubereitet, den<br />

die Kinder zusammen mit Hefezopf und selbstgekochter Hagebuttenmarmelade<br />

genießen durften.<br />

Am 10.5.<strong>2017</strong> wird Oberstaufen zur offiziellen <strong>Naturpark</strong>schule.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

17


Volksschule Hittisau<br />

<strong>Naturpark</strong>schule seit 13.10.2016.<br />

Die Volksschule Hittisau ist die erste<br />

<strong>Naturpark</strong>schule in Vorarlberg. Der offizielle<br />

Startschuss fand am 13. Oktober<br />

2016 im Ritter-von-Bergmann-Saal mit<br />

allen Partnern und Prominenz aus Politik<br />

und Gesellschaft in Hittisau statt. Die<br />

Schüler umrahmten <strong>das</strong> Programm mit<br />

Gesang und Trommelwirbel. Anschließend<br />

gab es für alle Kinder interessante Mitmachstationen<br />

in der Schule und für die<br />

Eltern Kaffee und Kuchen.<br />

Volksschule Sibratsgfäll<br />

Nachdem sich die Sibratsgfäller Volksschulkinder im Schuljahr<br />

bereits intensiv mit dem Thema Wald beschäftigt haben, durften sie im<br />

Februar selber Hand anlegen. Unter fachkundiger Anleitung von Christian<br />

Natter (Waldschule Bodensee) wurde ein Baum gefällt und<br />

abtransportiert. Zur Rückung der stattlichen Buche kam Unterstützung<br />

von Landwirt Erwin Kolb mit seiner Norikerstute Flicka.<br />

Nach dem Eröffnungsfest im Sommer ist auch Sibratsgfäll im Netzwerk<br />

<strong>Naturpark</strong>schule dabei.<br />

18 <strong>NAGELFLUH</strong>


Volksschule Lingenau<br />

Was ist Quelltuff? Für die Lingenauer Erstklässler ist<br />

es nach der Exkursion mit Rangerin Carola ein Leichtes,<br />

die Fragen zu beantworten. Das Thema Wasser stand<br />

dabei im Vordergrund. Mit Spaß und Spiel entdeckten die<br />

Detektive die Geheimnisse des Quelltuffs und wie Wasser<br />

<strong>das</strong> Gelände im <strong>Naturpark</strong> formt.<br />

Im Herbst <strong>2017</strong> ist es soweit – die VS Lingenau wird<br />

offiziell <strong>Naturpark</strong>schule.<br />

Netzwerk <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

macht Schule<br />

Unterstützt werden die <strong>Naturpark</strong>schulen durch ein starkes<br />

Partnernetz von Akteuren aus Forst-, Alp-, Landwirtschaft, Kultur<br />

und Naturschutz. Durch Aktionen bringen sie sich aktiv ein.<br />

Die <strong>Naturpark</strong>schule ist Teil des Interreg Projekts »naturWerte<br />

entdecken - lebensWerte schaffen« und wird gefördert vom<br />

Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung.<br />

Fotos: Netzwerk <strong>Naturpark</strong>schule, Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de, T. Gretler<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

19


Wie kommt<br />

der <strong>Naturpark</strong><br />

auf die Flasche?<br />

Der Ursprung des Allgäuer Alpenwassers liegt im Herzen des<br />

<strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette. Dies und die Heimatverbundenheit des<br />

Mineralwasserbrunnens aus Oberstaufen sind der Anlass für eine<br />

kürzlich geschlossene Kooperation: In Zukun wird <strong>das</strong> Allgäuer<br />

Alpenwasser Projekte wie »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette macht Schule«<br />

und »Junior Ranger« unterstützen.<br />

Wie kommt denn eine Partnerscha zwischen<br />

einem <strong>Naturpark</strong> und einem Abfüller<br />

von Mineralwasser zustande? »Mit dem<br />

Ursprung des Allgäuer Alpenwassers ist die<br />

Gemeinsamkeit schnell gefunden«, beschreibt<br />

Sonja Hölzler vom <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />

»Unsere Kooperation veranschaulicht den unmittelbaren<br />

Zusammenhang zwischen Landschasqualität<br />

und regionalem Produkt.« Zwei<br />

emenfelder, die zusammen gehören. Es mag<br />

überraschend klingen, doch hätte niemals ein<br />

Mensch unsere Region besiedelt und bewirtschaet,<br />

würden uns nicht so vielfältige Landschaen<br />

und Lebensräume umgeben, wie es<br />

heute der Fall ist. Ein gutes Beispiel hierfür sind<br />

die Berge im <strong>Naturpark</strong>: Ohne Älpler gäbe es<br />

keine Alpweiden, sondern hauptsächlich bewaldete<br />

Bergflächen. In solchen fände der seltene<br />

Apollofalter keinen Lebensraum. Auf den<br />

artenreichen Bergwiesen aber schon. Das<br />

nennt man Kulturlandscha: Landschaen, die<br />

vom Menschen positiv mitgestaltet wurde.<br />

»Deswegen ist es dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

schon immer ein Anliegen, engen Kontakt<br />

mit den Erzeugern von regionalen Produkten<br />

zu halten«, führt Sonja Hölzler aus.<br />

»Das Wasser steht für die Wertigkeit unserer Region und macht den <strong>Naturpark</strong><br />

auch fernab seiner Grenzen ‚genüsslich‘ erlebbar«, findet Sonja Hölzler<br />

Mineralwasser<br />

aus dem <strong>Naturpark</strong><br />

Auch Allgäuer Alpenwasser nutzt die Berglandscha<br />

für sich: »Als <strong>Naturpark</strong>motiv und<br />

‚Gesicht‘ unserer Flaschen haben wir bewusst<br />

<strong>das</strong> Rindalphorn gewählt. Es veranschaulicht<br />

perfekt die vielen Gesteinsschichten, die <strong>das</strong><br />

Wasser auf seiner 80-jährigen Wanderung<br />

durchfließt«, beschreibt Stephanie Kindlmann.<br />

20 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Bei Allgäuer Alpenwasser ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

zuständig, die Kooperation mit<br />

dem <strong>Naturpark</strong> gestaltet sie maßgeblich mit.<br />

Sie erklärt auch, warum die Gesteinsschichten<br />

für <strong>das</strong> Alpenwasser so wichtig sind: Das Wasser<br />

sickert Jahrzehnte lang durch Moränenkiesund<br />

Tonschichten, bis es aus einer Tiefe von<br />

140 Metern aus der Erde gewonnen wird. Es<br />

durchläu verschiedene Filterungsprozesse.<br />

»Dabei kommt es zu einer ausgewogenen Mi-<br />

neralisierung, die <strong>das</strong> Allgäuer Alpenwasser<br />

einzigartig macht und von anderen Wassermarken<br />

unterscheidet. Die Qualität liegt in seiner<br />

Reinheit.« Außerdem sei es besonders »natriumarm«.<br />

Als natriumarm darf ein Mineralwasser<br />

bezeichnet werden, <strong>das</strong> den Grenzwert<br />

von 20 Milligramm Natrium pro Liter nicht<br />

überschreitet. Eine reduzierte Natrium-Aufnahme<br />

trägt zur Aufrechterhaltung eines gesunden<br />

Blutdrucks bei. Allgäuer Alpenwasser


hat einen Natriumgehalt von 18,6 Milligramm<br />

je Liter. Es entspringt einem zehn Hektar großen<br />

Quellgebiet im Besitz der Allgäuer Alpen -<br />

wasser GmbH und untersteht einer ständigen<br />

Kontrolle und Aufsicht, sowie einer intensiven<br />

Pflege – so ist <strong>das</strong> Gebiet bereits seit der<br />

Erschließung im Jahr 1907 jeglicher landwirtschalichen<br />

Nutzung entzogen. Das Allgäuer<br />

Mineralwasser sprudelt seit 1997. »Es ist die<br />

erste erschlossene Mineralwasser-Quelle im<br />

Landkreis Oberallgäu«, erzählt Kindlmann.<br />

»Im Zuge der Kooperation möchten wir etwas<br />

von dem Nutzen, den wir aus der hohen landschalichen<br />

Qualität ziehen, dem <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette zurückgeben«, beschreibt sie<br />

den Grund für die Partnerscha.<br />

Einsatz auf<br />

Umweltbaustellen<br />

Und wie wird diese Partnerscha nun aussehen?<br />

»Wir wollen Allgäuer Alpenwasser zunächst<br />

in unsere Umweltbildungsprojekte mit<br />

einbeziehen«, verrät die <strong>Naturpark</strong>mitarbeiterin<br />

Sonja Hölzler.<br />

Konkret genau solche Projekte, in denen es<br />

darum geht, der Natur etwas zurück zu geben.<br />

»Wir planen sogenannte Umweltbaustellen:<br />

Das kann <strong>das</strong> Pflanzen eines Bergmischwaldes<br />

oder <strong>das</strong> Schwenden (Entbuschen) einer Alp -<br />

fläche sein. Durchgeführt werden diese Aktionen<br />

von unseren jüngsten Experten, den <strong>Naturpark</strong>schülern<br />

und den Junior Rangern.« Für<br />

diese Aktionen stellt <strong>das</strong> Unternehmen mitun-<br />

ter nützliche Ausrüstung, wie Wasserfilter und<br />

einen Wasserkoffer für Untersuchungszwecke:<br />

Letzterer wird nützliche Utensilien zur kindgerechten<br />

Forschung in und am Gewässer enthalten.<br />

Die Junior Ranger erhalten außerdem eine<br />

sogenannte »Jurte«, ein großes Rundzelt, <strong>das</strong><br />

sie beispielsweise während der Sommercamps<br />

nutzen können.<br />

Für <strong>das</strong> kommende Jahr hat sich Kindlmann<br />

etwas Besonderes überlegt: »Wir planen eine<br />

Stoierserie, die in Kombination mit unserem<br />

Wasser im Handel erhältlich sein wird: Jedes<br />

Jahr eine limitierte Auflage mit einem anderen<br />

tierischen Bewohner des <strong>Naturpark</strong>s.«<br />

Am 30. September soll dann <strong>das</strong> große Abschlussfest<br />

der Junior Ranger erstmals vor den<br />

Seit 2015 führt der Thalkirchdorfer Felix Schädler<br />

als alleiniger Inhaber <strong>das</strong> Unternehmen. Im März<br />

bekam er Verstärkung durch Uwe Frankfurter als<br />

neues Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Firmentoren von Allgäuer Alpenwasser stattfinden.<br />

Dort können die jungen Naturforscher<br />

und interessierte Besucher einen Blick hinter<br />

die Kulissen werfen und hautnah erleben, wie<br />

<strong>das</strong> im <strong>Naturpark</strong> gesammelte Wasser in Flaschen<br />

abgefüllt wird.<br />

Sowohl Stephanie Kindlmann als auch Sonja<br />

Hölzler können sich vorstellen, <strong>das</strong>s weitere<br />

Kooperationen zustande kommen: »Was sich<br />

anbietet und möglich ist, wird <strong>das</strong> kommende<br />

Jahr zeigen.«<br />

Viola Elgaß<br />

Info: Allgäuer Alpenwasser GmbH,<br />

Salzstraße 52, D-87534 Oberstaufen,<br />

Tel. +49 8325 444, E-Mail: info@<br />

alpenwasser.de, www.alpenwasser.de<br />

Um herauszufinden, ob<br />

ein Produkt die Qualität<br />

hält, die es verspricht,<br />

lohnt es sich, an den<br />

Ursprung seiner Herkunft<br />

zu gehen. Hier<br />

zeigt sich der Weg des<br />

Allgäuer Alpenwassers<br />

Fotos: Allgäuer Alpenwasser<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

21


Bloß kein<br />

Bodenkontakt<br />

Die Haselmaus ist so groß wie ein menschlicher Daumen, setzt<br />

freiwillig keinen Fuß auf die Erde und lebt unter falschem Namen.<br />

Im April erwacht der Winzling, der gar keine Maus, sondern ein<br />

Schläfer ist, allmählich aus dem langen Winterschlaf.<br />

Die Haselmaus ist die zierlichste Vertreterin unter den sogenannten<br />

»Bilchen«, besser bekannt als Schläfer: Dazu zählt unter anderem<br />

der in unseren Breitengraden bekanntere Siebenschläfer. Wie der graue<br />

Verwandte verschlä auch die Haselmaus einen Großteil ihres Lebens.<br />

Im Oktober zieht sie sich in ihre kugelförmigen Nester in Baum und<br />

Busch zurück und erwacht erst wieder gegen April oder Mai. Doch selbst<br />

dann zeigt sie sich dem Menschen selten. Schläfer sind Nachtschwärmer:<br />

Kurz nach Sonnenuntergang krabbelt die Haselmaus aus ihrem Versteck<br />

und geht auf Nahrungssuche. Geschickt balanciert sie auf Ästen und<br />

hangelt sich zwischen Blättern entlang. Sie besitzt ausgezeichnete Kletterfähigkeiten.<br />

So ist sie in der Lage, den ersten und den fünen Zeh fast<br />

rechtwinklig abzuspreizen und auf diese Weise behände nach Halmen<br />

und kleinen Ästchen zu greifen.<br />

So kletterfreudig die Haselmaus auch ist – große Sprünge macht sie<br />

nicht, im sprichwörtlichen Sinn. Aus Angst vor Fressfeinden wie dem<br />

Fuchs oder dem Steinmarder meidet <strong>das</strong> kleine Tier den Bodenkontakt,<br />

wo es nur kann. So kommt die falsche Maus nicht weit. Schon kleinen<br />

Lücken in Sträuchern und Hecken scheint sie auszuweichen, ein Abstand<br />

von fünf bis sechs Metern ohne Blätterschutz wirkt wie eine Barriere. 20<br />

Meter gehölzfreie Zone trennen ganze Populationen. Der Radius, in dem<br />

sich die Haselmaus bewegt, ist folglich ziemlich klein. Rund 150 Meter<br />

legt ein Tier pro Nacht zurück – wobei hier die beachtlichen vertikalen<br />

Strecken mit Blattgehangel und Astbalancieren nicht einberechnet sind.<br />

Haselmäuse bewohnen Laub- und Mischwälder mit gut entwickelter<br />

Strauchschicht und dicht verwachsenen Waldrändern. Ein halber Hektar<br />

reicht ihr als Revier völlig aus. Aber nur, wenn die Speisekarte im Umkreis<br />

genug hergibt. Dabei hat die Haselmaus ein kleines Verdauungsproblem.<br />

Wie alle Bilche besitzt sie keinen verlängerten Blinddarm, der<br />

Zellulose zersetzen könnte. Leicht erreichbare Nahrungsquellen wie Blätter<br />

und Wurzeln verträgt sie daher nur in geringen Mengen. Stattdessen<br />

frisst sie Blüten, Insekten, Blattläuse und Raupen. Sobald die ersten<br />

Früchte wie Brombeeren, Himbeeren und Wildkirschen reif genug sind,<br />

kommen diese in großer Zahl hinzu.<br />

Spätestens im Herbst muss sich die Haselmaus eine ordentliche Speckschicht<br />

zugelegt haben – sieben Monate zu verschlafen ist nicht ohne für<br />

den Organismus. Gerne grei sie dabei auf die fettreichsten Baumfrüchte<br />

zurück: Nüsse. Eicheln, Bucheckern und natürlich Haselnüsse sind die<br />

herbstliche Leibspeise der kleinen Bilche. Mit ihnen schlagen sie sich<br />

den Bauch voll, meist direkt am Strauch. Zurück bleiben die leeren Schalen<br />

– mit den arttypischen Fraßspuren an der Schale. Dies brachte englische<br />

Forscher im Jahr 1993 auf die Idee, die scheue und kaum doku-<br />

Wer hat die Nuss benagt?<br />

Viele Tiere haben Nüsse zum Fressen gern.<br />

Sehr beliebt sind vor allem Haselnüsse. Es ist<br />

gar nicht so einfach an den Kern zu gelangen,<br />

denn die Schale ist sehr hart. Die Tiere müssen<br />

sich anstrengen, und ihre Arbeit hinterlässt<br />

an der Schale deutliche Spuren.<br />

Diese sind von Tierart zu Tierart sehr<br />

unterschiedlich. Die verschiedenen<br />

Spuren verraten, wer sich an der Nuss<br />

zu schaffen gemacht hat!<br />

Eichhörnchen<br />

Die Nuss wurde auf -<br />

gebrochen; man findet<br />

keine Knabberspuren<br />

22 <strong>NAGELFLUH</strong>


Fotos: Fotolia; piclease (H. Heimpel)/Deutsche Wildtierstiftung; Walter Niederer, Naturschutzverein Rheindelta (re.), Zeichnungen: Ramona Klein<br />

Ihrem Verwandten, dem Siebenschläfer,<br />

steht die Haselmaus in<br />

nichts nach. Sie hält einen bis zu<br />

siebenmonatigen Winterschlaf<br />

Eine weitere Methode,<br />

der Haselmaus auf die<br />

Spur zu kommen, ist<br />

<strong>das</strong> Aufstellen von Nist -<br />

röhren, die von Nagern<br />

gerne bezogen werden.<br />

Auf diese Weise entdeckt<br />

beispielsweise<br />

der Naturschutzverein<br />

Rheindelta unverhofft<br />

verbreitete Vorkommen<br />

in Vorarlberg. Gefördert<br />

wurde <strong>das</strong> Projekt von<br />

der Inatura Naturschau<br />

in Dornbirn.<br />

mentierte Haselmaus einfach anhand angefressener Haselnussschalen<br />

nachzuweisen. Sie riefen damals in ganz England zur ersten sogenannten<br />

»Nussjagd« auf. Tausende Kinder und Jugendliche folgten dem Aufruf,<br />

angeknabberte Schalen zu suchen. Mithilfe der Berge von Nüssen konnten<br />

letztendlich viele vermutete Lebensräume bestätigt und zur Freude<br />

der Artenforscher sogar neue entdeckt werden.<br />

Seither fand die Idee der Nussjagd Verbreitung. In vielen Ländern ist<br />

sie ausgerufen worden, jedoch meist auf kleinere Umkreise wie Bundesländer<br />

beschränkt. Mancher fragt sich vielleicht, warum die Forscher<br />

nicht einfach jede Nuss sammeln, die sie finden. Es ist jedoch ausschließlich<br />

die harte Schale der Haselnuss, auf der sich typische Fraßspuren von<br />

Eichhörnchen, Waldmaus und Co. verewigen. Die Schalen von anderen<br />

Nüsse sind dazu zu weich.<br />

Viola Elgaß<br />

Info: Die Haselmaus wurde von der Deutschen Wildtierstiung zum<br />

Tier des Jahres <strong>2017</strong> ernannt. Weitere Informationen<br />

und wie wir den kleinen Schläfer in seinem<br />

Habitat unterstützen können, gibt<br />

es unter www.deutschewildtierstiung.de/naturschutz/tier-desjahres.<br />

Zum Forschungsprojekt<br />

der Inatura: www.inatura.at<br />

Haselnussbohrer<br />

Die Nuss wurde<br />

wie mit einem<br />

Bohrer aufgebohrt<br />

Siebenschläfer<br />

Die Nuss ist grob mit<br />

breiten Zahnabdrücken<br />

benagt; Zahnspuren<br />

fast parallel zum Rand<br />

Waldmaus/<br />

Gelbhalsmaus<br />

Die Zahnspuren verlaufen<br />

senkrecht zum<br />

Lochrand, Zahnspuren<br />

auf der Oberfläche<br />

Haselmaus<br />

Das Loch ist sehr rund<br />

und fein gearbeitet. Die<br />

Zahnspuren verlaufen<br />

parallel zum Rand oder<br />

leicht schräg<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

23


Drei Ranger<br />

für den <strong>Naturpark</strong><br />

Seit Anfang Januar wird <strong>das</strong> Team des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette von<br />

Carola Bauer, Florian Heinl und Max Löther verstärkt. Die Ranger werden<br />

die meiste Zeit im Gelände verbringen. Dabei werden sie grenzübergreifend<br />

neben Besucherlenkung und Umweltbildung auch die Bereiche Tourismus,<br />

Alpwirtscha, Forst und Naturschutz unterstützen. Wir haben uns mit<br />

Carola Bauer über den Alltag als <strong>Naturpark</strong>-Rangerin unterhalten.<br />

Carola, was ist die Tätigkeit als <strong>Naturpark</strong>ranger:<br />

Beruf oder Passion?<br />

Ein <strong>Naturpark</strong>-Ranger ist ein Mensch, der<br />

seine Leidenscha zum Beruf macht. Draußen<br />

sein, sich für die Belange unserer schützenswerten<br />

Natur und Kultur einsetzen und anderen<br />

<strong>das</strong> Wertvolle unserer Heimat vermitteln.<br />

Wie bist du dazu gekommen, Rangerin im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette zu werden? Braucht<br />

man dafür eine spezielle Ausbildung?<br />

Bereits vor meiner Anstellung als Rangerin<br />

war ich viel freiberuflich als <strong>Naturpark</strong>führerin<br />

sowohl mit den <strong>Naturpark</strong>schulen als auch Erwachsenen<br />

unterwegs. Daher waren mir die<br />

Abläufe im <strong>Naturpark</strong> bereits vertraut. Ich<br />

musste aber, wie alle anderen Bewerber, erst die<br />

Vorstandsmitglieder von mir überzeugen. Für<br />

die Stelle war keine spezielle Ausbildung zum<br />

Ranger gefragt, allerdings denke ich, <strong>das</strong>s eine<br />

Ausbildung im naturwissenschalichen oder<br />

landschasplanerischen Bereich von Vorteil ist.<br />

24 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Florian Heinl<br />

»Als gelernter Forstwirt bin ich<br />

gerne draußen im Gelände<br />

unterwegs – egal ob mit Bergschuhen<br />

oder Tourenski. In den<br />

Bergen rund um meine Heimat<br />

Obermaiselstein kenne ich<br />

mich bestens aus und bin seit<br />

jeher stark mit der Natur verbunden.<br />

Durch meine Ausbildung zum <strong>Naturpark</strong>führer<br />

konnte ich schon die Aufgaben eines Rangers<br />

kennenlernen.«<br />

Was sind die Unterschiede zu deiner vorherigen<br />

Tätigkeit als <strong>Naturpark</strong>führerin?<br />

Viele meiner Tätigkeiten wie die Betreuung<br />

der <strong>Naturpark</strong>schulen und des Junior Ranger<br />

Camps, die Öffentlichkeitsarbeit oder <strong>das</strong> Führen<br />

von Exkursionen blieben und wurden intensiviert.<br />

Jedoch sind neue spannende Aufgaben<br />

in den Bereichen Besucherlenkung und<br />

Tourismus dazugekommen.<br />

Ist die Tätigkeit als Rangerin damit dein<br />

Hauptberuf?<br />

Derzeit bin ich mit 50 Prozent als Rangerin<br />

angestellt. Außerdem unterstütze ich Carina<br />

Niedermair vom <strong>Naturpark</strong>management Vorderwald<br />

im Bereich Umweltbildung und arbeite<br />

für <strong>das</strong> Projekt »Apollofalter« auf Vorderwaldseite.<br />

Wie liegen deine Arbeitszeiten?<br />

Die Arbeitszeiten sind sehr flexibel. Keine<br />

Arbeitswoche gleicht der anderen. Wir versuchen<br />

allerdings, fixe Tage im Büro einzurichten,<br />

um erreichbar zu sein. Das Arbeiten an<br />

Wochenenden und Feiertagen oder auch mal<br />

nach 18 Uhr sollten einen Ranger nicht abschrecken.<br />

Und wie sehen deine täglichen Aufgaben<br />

im <strong>Naturpark</strong> aus?<br />

Zu meinen täglichen Aufgaben gehört die<br />

Besucherlenkung in sensiblen Bereichen des


Vor ihrer Anstellung als<br />

<strong>Naturpark</strong>-Rangerin hat<br />

Carola den <strong>Naturpark</strong><br />

bereits in diversen Projekten<br />

begleitet, zum<br />

Beispiel bei der Ausbildung<br />

der Junior Ranger<br />

Fotos: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette, Thomas Gretler<br />

<strong>Naturpark</strong>s, die Ausbildung unserer <strong>Naturpark</strong>schüler<br />

sowie unserer Junior Ranger im<br />

Sommer, <strong>das</strong> Führen von Exkursionen und die<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Unabdingbar ist hier der<br />

enge Austausch mit den <strong>Naturpark</strong>partnern.<br />

Was ist mit deinen Kollegen Max und Florian?<br />

Habt ihr dieselben Arbeitsbereiche?<br />

Eine enge Zusammenarbeit mit meinen Kollegen<br />

Max und Florian ist im <strong>Naturpark</strong> unerlässlich.<br />

Florian kannte ich bereits von unserer<br />

<strong>Naturpark</strong>führerausbildung. Allerdings hat uns<br />

die gemeinsame Arbeit im Bereich Besucher-<br />

Max Löther<br />

»Seit meiner Kindheit hat mich<br />

die heimische Natur und Kultur<br />

begeistert, weshalb ich mich<br />

entschieden habe, Forstwirtschaft<br />

zu studieren. Bei Aktivitäten<br />

in den Bergen habe ich die<br />

einzigartige Naturlandschaft<br />

schätzen gelernt. Als Ranger im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette habe ich die perfekte<br />

Kombination meiner Interessen und Leidenschaften<br />

gefunden.«<br />

lenkung und der Öffentlichkeitsarbeit innerhalb<br />

kürzester Zeit zusammengeschweißt. Da<br />

ich mein Büro im Gemeindeamt in Hittisau<br />

habe, die Männer aber im AlpSeeHaus, sehen<br />

wir uns nicht jeden Tag.<br />

Welche »Ausrüstung« trägt man als Ranger<br />

bei sich?<br />

Fernglas und Kamera sind unerlässlich, um<br />

außergewöhnliche Momente festzuhalten und<br />

beobachten zu können. Auch der Rucksack ist<br />

unser ständiger Begleiter.<br />

Welche Herausforderungen bringt der Job<br />

mit sich? Was sind die schönsten Momente?<br />

Die schönsten Momente sind, wenn die<br />

Schüler und Schülerinnen der <strong>Naturpark</strong>schulen<br />

von einer Exkursion mit einem strahlenden<br />

Lächeln im Gesicht zurückkommen und den<br />

anderen begeistert erzählen, was sie alles erlebt<br />

oder gelernt haben und sofort fragen, wann wir<br />

<strong>das</strong> nächste Mal wieder unterwegs sind. Es ist<br />

aber gleichzeitig eine Herausforderung, sie bei<br />

wirklich jedem Wetter zu motivieren, mit mir<br />

rauszugehen.<br />

Carola Bauer<br />

»Aufgrund meiner Begeisterung<br />

und Faszination für die Bergwelt,<br />

meines Geographiestudiums<br />

und meiner Ausbildung<br />

zur Bergwanderführerin, habe<br />

ich nun die einzigartige Gelegenheit<br />

bekommen, mich im<br />

<strong>Naturpark</strong> für die Natur und<br />

Kultur der Region einzusetzen. Ich freue mich auf<br />

spannende und vielseitige Aufgaben.«<br />

Welche Eigenschaen sollte deiner Meinung<br />

nach ein <strong>Naturpark</strong>-Ranger haben?<br />

Ein <strong>Naturpark</strong>-Ranger sollte offen auf Leute<br />

zugehen können, gute Laune verbreiten, gerne<br />

sportlich bei jedem Wetter in der Natur unterwegs<br />

sein und es lieben, von ihr zu lernen.<br />

Was ist dir besonders wichtig, wenn du mit<br />

Leuten draußen unterwegs bist?<br />

Die Leute auf die kleinen Besonderheiten<br />

aufmerksam machen, damit sie meine Faszination<br />

für die Natur teilen. Natürlich ist mir genauso<br />

wichtig, stets sicher unterwegs zu sein.<br />

Foto: Alexander Feurle<br />

Der Ranger empfiehlt<br />

Carolas Tourentipp: eine Tour im Lecknertal<br />

auf den Hochhäderich. Bequem mit dem<br />

Bus (Linie 30 bis Bolgenach Reute) ins Lecknertal<br />

fahren und von dort auf der Straße bis zum<br />

Leckenholz spazieren. Man sollte so bald wie<br />

möglich die Fahrstraße verlassen und rechts<br />

über eine kleine Brücke durch <strong>das</strong> märchenhae<br />

Leckenholz wandern. Diesen scheinbar unberührten<br />

Wald muss man einfach auf sich wirken<br />

lassen. Weiter geht’s über Ohlisgschwendalpe<br />

und einen leichten Klettersteig auf den Hochhäderich<br />

(1566 m). Am Gipfel lassen wir den Blick<br />

ins Allgäu, zum Bodensee, in die Schweiz und<br />

über den Bregenzerwald schweifen. Eine Rast<br />

mit einer guten Jause beim gleichnamigen Gasthof<br />

unterhalb des Gipfels entschädigt für die<br />

etwa 600 Höhenmeter Aufstieg. Um die Besonderheiten<br />

der Lochalpe kennen zu lernen, steigen<br />

wir Richtung Westen ab. Die Lochalpe, die<br />

in einem Meer von Nagelfluhfelsen liegt, lädt<br />

zum Käsekauf ein. Der Bergkäse ist für mich ein<br />

kleiner Geheimtipp. Man schmeckt richtig die<br />

Kräuter der saigen Wiesen und die Handarbeit<br />

des Senns. Beim Abstieg an den Felsen vorbei<br />

sollte man im Juli unbedingt Ausschau nach<br />

dem Apollofalter halten. Um die Lochalpe fliegt<br />

der seltene große weiße Falter, der die Nagelfluhfelsen<br />

bewachsen mit weißen Mauerpfeffer,<br />

Disteln und die Sonnenhänge liebt. Zurück im<br />

Tal geht es gemütlich mit dem Bus nach Hause.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

25


Bewegende Natur<br />

Mit dem Ranger unterwegs<br />

Entdecken Sie mit unseren Experten große und kleine Naturwunder:<br />

Die <strong>Naturpark</strong>-Ranger kennen <strong>das</strong> Gebiet rund um die Nagelfluhkette<br />

wie ihre Westentasche. Begleiten Sie sie auf ihren Streifzügen und<br />

erfahren Sie Wissenswertes und Spannendes über den <strong>Naturpark</strong> und<br />

seine besonderen Pflanzen und Tiere.<br />

Mit dem Ranger unterwegs:<br />

Auf den Spuren alter Bäume<br />

6. Mai <strong>2017</strong>, 9.00 – 12.00 Uhr, Oberstaufen<br />

Das Alpgebiet rund um Steibis beherbergt<br />

noch eine Vielzahl sehenswerter Bäume, die<br />

teilweise zu den größten und ältesten ihrer Art<br />

in ganz Deutschland gehören. Gemeinsam mit<br />

<strong>Naturpark</strong>-Ranger Max begeben wir uns in<br />

eine erlebnisreiche Kulturlandscha und erfahren<br />

mehr über <strong>das</strong> Zusammenspiel von alten,<br />

knorrigen Bäumen und einer seit Jahrhunderten<br />

gehüteten Kulturlandscha. Die Baumveteranen<br />

von Steibis bleiben im Gedächtnis und<br />

lassen einen nicht mehr los.<br />

Mit dem Ranger unterwegs:<br />

Im Lebensraum des Apollofalters<br />

8. Juli <strong>2017</strong>, 10.00 – 12.00 Uhr, Balderschwang<br />

Mit dem Ranger unterwegs:<br />

Im Reich der genagelten Steine<br />

10. Juni <strong>2017</strong>, 9.00 – 12.00 Uhr, Gunzesried<br />

Die gemütliche <strong>Naturpark</strong>-Wanderung führt<br />

über die Südhänge des Gunzesrieder Tals bei<br />

Blaichach. Gemeinsam mit unserem <strong>Naturpark</strong>-Ranger<br />

Florian gibt es dabei allerhand zu<br />

entdecken: Genagelte Steine, artenreiche<br />

Mischwälder und kräuterreiche Alpweiden.<br />

Mit etwas Glück zeigt sich auch der »König der<br />

Lüe«. Für einen gelungenen Abschluss belohnen<br />

sich die Teilnehmer mit regionalen Köstlichkeiten<br />

in der Sennalpe Gerstenbrändle.<br />

Dieser Schmetterling geht einem nicht mehr<br />

aus dem Kopf: Mit <strong>Naturpark</strong>-Rangerin Carola<br />

begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise im<br />

Lebensraum des seltenen Apollofalters. Dabei<br />

wandern die Teilnehmer durch eine strukturreiche,<br />

außergewöhnliche Landscha im Herzen<br />

von Balderschwang: Dieser landschaliche<br />

Strukturreichtum trägt dazu bei, <strong>das</strong>s sich der<br />

Apollofalter so wohl fühlt – mit etwas »Wetterglück«<br />

wird Rangerin Carola allen Teilnehmern<br />

den Flugkünstler vorstellen.<br />

Mit dem Ranger unterwegs:<br />

In der bewegten Natur von Sibratsgfäll<br />

16. September <strong>2017</strong>, 9.00 – 12.00 Uhr,<br />

Sibratsgfäll<br />

Ganz Sibratsgfäll ist in Bewegung. Eindrücklich<br />

sieht man <strong>das</strong> an Felbers schiefem Haus in<br />

der Parzelle Rindberg, <strong>das</strong> sich ohne nennenswerte<br />

Schäden insgesamt 18 Meter bewegte.<br />

Nach einem Besuch im Schiefen Haus erwandern<br />

wir die schräge Welt von Sibratsgfäll am<br />

Rindberg. Rangerin Carola zeigt uns, wie man<br />

die Landscha lesen lernen kann. Jede Veränderung<br />

bringt Chancen für die Natur. Gemeinsam<br />

begeben wir uns auf die Suche nach der<br />

neu geschaffenen Vielfalt.<br />

Fotos: Thomas Gretler, <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette, Sibratsgfäll, Archiv<br />

26 <strong>NAGELFLUH</strong>


Mit dem Ranger unterwegs:<br />

Auf dem Grenzerpfad<br />

22. Juli und 24. August <strong>2017</strong>,<br />

10.00 – 12.00 Uhr, Sulzberg<br />

Grenzen und wie man sie überwindet, ist im<br />

ersten grenzüberschreitenden <strong>Naturpark</strong> zwischen<br />

Österreich und Deutschland ein wichtiges<br />

ema. Nicht nur die Menschen, auch viele<br />

Tiere und Pflanzen gehen im gebirgigen Lebensraum<br />

an ihre Grenzen. Viele Strategien<br />

und damit verbunden Geschichten zur Überwindung,<br />

Ausdehnung, Umgehung und Anpassung<br />

an Grenzen kennen Ranger Max und<br />

Florian.<br />

Anzeige<br />

Mit dem Ranger unterwegs:<br />

Dem Geheimnis des Alpkäses auf der Spur<br />

2. August <strong>2017</strong>, 9.00 – 12.00 Uhr,<br />

Hittisau<br />

Mit über 500 Betrieben weist der <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette die höchste Alpdichte im gesamten<br />

Alpenraum auf. Das Geheimnis dafür<br />

lüet Rangerin Carola im Gelände, nur so viel<br />

sei verraten – Nagelfluh, kleine und große Kiesel<br />

zu Konglomerat verbacken, spielt eine wesentliche<br />

Rolle dabei. Von den glattpolierten<br />

Steinen an der Bolgenach bis zum mystischen<br />

Bergsturzgebiet der Rappenfluh erfahren wir<br />

viel Interessantes über den Nagelfluh und die<br />

dynamischen Prozesse unserer Erdgeschichte.<br />

Und natürlich darüber, wie die Menschen der<br />

Region ihren Feinschliff verpasst haben.<br />

Info:<br />

Die geführten Touren mit den <strong>Naturpark</strong>-<br />

Rangern sind kostenlos. Die Touren führen<br />

ins Gelände: Bitte geeignetes Schuhwerk tragen.<br />

Weitere Informationen und Details zur<br />

Anmeldung werden zeitnah auf www.nagelfluhkette.info<br />

veröffentlicht.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

27


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Fotos: Thomas Gretler, S. Specht, Bund Naturschutz, J. Wehnert<br />

Kleine Experten im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Auch im Jahr <strong>2017</strong> heißt es wieder »Mach mit<br />

bei den Junior Ranger Sommercamps <strong>2017</strong>!« Seit<br />

2011 bildet der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette Kinder<br />

im Alter von neun bis zwölf Jahren zu Junior<br />

Rangern aus. An vier Tagen sind die Kinder auf<br />

Erkundungstour im <strong>Naturpark</strong> unterwegs und<br />

übernachten auf dem Junior Ranger Stützpunkt<br />

Grafenälpe (Gunzesried) oder in Hittisau auf der<br />

Güntlealpe. Begleitet werden sie von jeweils<br />

einem/er Ranger/in und einem/r <strong>Naturpark</strong>führer/in.<br />

Die angehenden Junior Ranger lernen so<br />

auf spielerische Art und Weise die Tiere und<br />

Pflanzen des Gebiets kennen und erfahren viel<br />

über die Bedeutung der Land-, Alp- und Forstwirtscha<br />

im <strong>Naturpark</strong>. Am 30. September findet<br />

dann wieder <strong>das</strong> große Junior Ranger Abschlussfest<br />

statt: Heuer erstmals vor den Toren<br />

des <strong>Naturpark</strong>partners Allgäuer Alpenwasser<br />

(siehe auch S. 20/21) in Oberstaufen.<br />

Und nach dem Camp?<br />

Nach dem Camp haben die Junior Ranger die<br />

Möglichkeit, bei der »Junior Ranger - Aktiv«<br />

Gruppe dabei zu sein. Diese hat sich im Oberallgäu<br />

entwickelt und wird von der Bund Naturschutz-Kreisgruppe<br />

Kempten und dem <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette gemeinsam betreut.<br />

Für <strong>das</strong> Jahr <strong>2017</strong> haben sich die ehrenamtlichen<br />

Betreuer (Sabine, Birgit, Gabi, Michael und Florian)<br />

wieder tolle Aktionen ausgedacht, um den<br />

naturinteressierten Kindern vielfältige Einblicke<br />

in unser Schutzgebiet zu geben. Ganz konkret<br />

können die Kinder dann auch ihr Wissen anwenden:<br />

Am 5. Mai pflanzen die jungen Ranger<br />

im Rahmen einer »Umweltbaustelle« einen<br />

Bergmischwald mit dem Revierförster Andreas<br />

Fisel. Im Juni untersuchen sie eine Wiese und<br />

erforschen, was dort so blüht und krabbelt. Im<br />

Termine –<br />

Sommercamps <strong>2017</strong><br />

(alle mit Übernachtung)<br />

1. bis 4. August: Grafenälpe, Gunzesried<br />

9. bis 12. August: Grafenälpe, Gunzesried<br />

15. bis 18. August: Güntlealpe, Hittisau<br />

29. August bis 1. September: Grafenälpe,<br />

Gunzesried<br />

5. bis 8. September: Güntlealpe, Hittisau<br />

Info: www.nagelfluhkette.info<br />

Herbst gewinnen sie astronomische Einblicke<br />

über die Sternwarte in Knottenried und im November<br />

ist mitunter ein Ausflug in die Burgenwelt<br />

Ehrenberg mit Besuch der <strong>Naturpark</strong>ausstellung<br />

Tiroler Lech geplant. Im Laufe des Jahres<br />

werden sie außerdem ihre großen Vorbilder<br />

– die <strong>Naturpark</strong>-Ranger – auf deren Touren<br />

durch den <strong>Naturpark</strong> begleiten. Ein spannendes<br />

Jahr erwartet die jungen Umweltforscher.<br />

Das Projekt »Junior Ranger« wird vom Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung unterstützt:<br />

Im Gespräch mit…<br />

Martin Beckel<br />

Bürgermeister Oberstaufen<br />

Vorsitzender des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

28 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Herr Beckel, welche Herausforderungen bringt<br />

es mit sich, <strong>Naturpark</strong>vorsitzender zu sein?<br />

In erster Linie heißt es, die Ziele des <strong>Naturpark</strong>s,<br />

die sich die Mitglieder bei der Gründung<br />

im Jahr 2008 gesteckt haben, konsequent<br />

weiterzuverfolgen. Das ist eine große<br />

Aufgabe und spannende Herausforderung. Es<br />

ermöglicht uns Bürgermeistern nicht nur gemeinsam<br />

unsere Region nach vorne zu bringen,<br />

sondern auch über den eigenen Tellerrand<br />

hinaus zu blicken. Gerade die Zusammenarbeit<br />

mit unseren Partnern auf österreichischer<br />

Seite bringt uns wertvolle Einblicke<br />

in andere Strukturen.<br />

Ihr Vorgänger und <strong>Naturpark</strong>-Initiator Walter<br />

Grath hat seit der Gründung viele Dinge in Bewegung<br />

gesetzt.<br />

Das stimmt. Wenn ich nur an <strong>das</strong> Besucherlenkungskonzept<br />

»Mein Freiraum – Dein Lebensraum«<br />

denke, an die Junior Ranger oder an die<br />

Einführung der <strong>Naturpark</strong>schulen. Diese laufenden<br />

Projekte wollen wir selbstverständlich erhalten<br />

und weiter ausbauen. Darüber hinaus sind<br />

wir im Vorstand und in der Geschäsführung<br />

mit einem neuen Interreg-Projekt beschäigt.<br />

Neben etlichen Teilprojekten in den einzelnen<br />

Partnergemeinden geht es hier vor allem darum,<br />

unseren <strong>Naturpark</strong> nachhaltig zu entwickeln und<br />

ihm »Gesichter« zu geben. Deshalb vervollständigen<br />

seit Januar drei <strong>Naturpark</strong>-Ranger unser<br />

Team. Sie sollen künig an verschiedenen Orten<br />

im <strong>Naturpark</strong> anzutreffen sein und den Besuchern<br />

mit Rat zur Seite stehen sowie ein<br />

wach(end)es Auge über die Natur haben.<br />

Worin liegt für Sie die wichtigste Aufgabe eines<br />

<strong>Naturpark</strong>s?<br />

Die wichtigste Aufgabe des <strong>Naturpark</strong>s sehe<br />

ich darin, den hier lebenden Menschen zu vermitteln,<br />

welche hohen Werte wir hier vor Ort<br />

in unserer Kulturlandscha und in unserer<br />

Natur haben. Sie darüber zu informieren, wie<br />

dieser Raum bewirtschaet wird und welche<br />

Zusammenhänge – aber auch welche Interessenskonflikte<br />

– in diesem Lebens- und Wirtschasraum<br />

bestehen. Unter dem Leitsatz<br />

»Schützen und Nützen« wollen wir zwischen<br />

den einzelnen Interessenvertretern vermitteln,<br />

ohne selber Partei zu ergreifen.


Anzeigen<br />

Freizeitparadiese<br />

in Oberstaufen<br />

Im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gelegen, beginnen<br />

an der Bergstationen der Hündle- sowie<br />

der Imbergbahn zahlreiche Wanderwege. Angefangen<br />

vom gemütlichen Spaziergang, über<br />

abwechslungsreiche Erlebniswanderwege bis<br />

hin zu Premiumwanderwegen. Am Imberg befindet<br />

sich nahe der Bergstation ein Klettergarten.<br />

Am Hündle sorgen die Sommerrodelbahn,<br />

<strong>das</strong> Bungee-Trampolin, der Spielplatz, eine Minigolfanlage,<br />

Elektroautos und ein Kleintiergehege<br />

für viel Spaß. Am 9. Juli wird um 10.30<br />

Uhr eine Bergmesse an der Bergstation der<br />

Hündle-Gondelbahn gefeiert. Der Gottesdienst<br />

wird von den Staufner Jodlern und den Staufner<br />

Alphornbläsern mitgestaltet. Im Anschluss<br />

steht ein züniger Frühschoppen an der Berggaststätte<br />

auf dem Programm.<br />

Info: www.huendle.de sowie www.imbergbahn.de<br />

Fotos: J.Waffenschmidt, Hüdle- und Imbergbahn<br />

Das Besondere am <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

ist…?<br />

…die große Vielfalt, die unser <strong>Naturpark</strong> vorzuweisen<br />

hat. Weil unsere Kulturlandschaft<br />

so besonders wertvoll ist, darum haben wir<br />

im Jahr 2008 die Auszeichnung <strong>Naturpark</strong><br />

überhaupt bekommen. Unsere Natur ist<br />

struktur- und artenreich und eignet sich in<br />

besonderer Weise dazu, die Freizeit darin zu<br />

verbringen oder Sportarten auszuüben. Sie ist<br />

Grundlage für die Produktion von hochwertigen<br />

und gesunden Lebensmitteln und sie<br />

erbringt umfangreiche Leistungen für <strong>das</strong><br />

Ökosystem. In unserem <strong>Naturpark</strong> wechseln<br />

sich Flüsse und Seen, Schluchten und Wälder,<br />

Moore und Feuchtwiesen, Alpflächen und alpine<br />

Rasen auf kleinsten Räumen ab. Und er<br />

ist übrigens der einzige zwischen Deutschland<br />

und Österreich.<br />

Fotos: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

29


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Sonderausstellung im AlpSeeHaus<br />

»Gemeinsam unter einem Dach«<br />

Die Rauschwalbe ist ein Zugvogel. Sie bevorzugt<br />

sogenannte »offene Kulturlandschaften«, in denen<br />

es Bauernhöfe, Wiesen und Teiche gibt<br />

Schwalben, Mauersegler und Haussperlinge<br />

sind Vogelarten, die gerne in unserer Nähe<br />

leben. Sie bauen ihre Nester an unseren Häusern<br />

oder in unseren Kuhställen. Jedes Jahr begrüßen<br />

wir aufs Neue die Schwalben als Frühlingsboten,<br />

bewundern die Flugkünste des<br />

Mauerseglers und freuen uns über die frechen<br />

Spatzen.<br />

Im AlpSeeHaus gibt es viel zu entdecken: Neben der<br />

<strong>Naturpark</strong>ausstellung »Expedition Nagelfluh - Natur<br />

mit anderen Augen sehen« sorgen regelmäßige<br />

Sonderausstellungen für Abwechslung<br />

30 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Doch der Bestand unserer Rauch- und Mehlschwalben<br />

sowie des Mauerseglers ist in den<br />

letzten 100 Jahren drastisch zurückgegangen.<br />

Mittlerweile stehen Schwalben und Mauersegler<br />

auf der Roten Liste bedrohter Vogelarten.<br />

Die Einbußen bei den beiden Schwalbenarten<br />

betrugen im Zeitraum zwischen 1975 und 1999<br />

in Bayern beachtliche 20 bis 50 Prozent. Auch<br />

beim Haussperling oder Spatz wird ein Rückgang<br />

vermutet.<br />

Mit einer Sonderausstellung vom 1. April bis<br />

15. Oktober möchten der Landesbund für Vogelschutz<br />

(LBV) und der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

diese Arten wieder ins Licht rücken.<br />

Veränderte Bauweise und<br />

Sanierungen<br />

Allen vier Arten ist gemein, <strong>das</strong>s sie an Gebäuden<br />

brüten. Mauersegler und Hausperlinge<br />

legen ihre Nester in Ritzen und Nischen an.<br />

Veränderungen in der Bauweise sowie zunehmende<br />

Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden<br />

sind ein ernstzunehmender Faktor für den<br />

Rückgang von Spatz und Co. Sanierungen sind<br />

jedoch aus Klimaschutzgründen sehr wichtig.<br />

Es muss daher darauf geachtet werden, <strong>das</strong>s<br />

rechtzeitig Ersatzbrutplätze in Form von künst-<br />

lichen Nisthilfen eingebaut werden. Schwalben<br />

bauen ihre Nester direkt an die Innenwände<br />

von Viehställen (Rauchschwalbe) beziehungsweise<br />

an die Außenwände von Häusern (Mehlschwalbe).<br />

Leider finden sie für den Bau ihrer<br />

aus Lehm und Speichel bestehenden Nester<br />

immer weniger Baumaterial. Wertvolle Wasserpfützen<br />

werden aufgefüllt, Bauernhofeinfahrten<br />

asphaltiert und landesweit steigt die<br />

Flächenversiegelung täglich.<br />

Mehlschwalben profitieren zunächst von Neubaugebieten.<br />

Sind die Arbeiten an den Häusern<br />

noch nicht abgeschlossen und die Zufahrtsstraßen<br />

nicht asphaltiert, so finden sie hier ausreichend<br />

Nistmaterial. Genau so schnell wie sie<br />

gekommen sind, verlassen sie jedoch diese<br />

Brutplätze wieder, wenn in der nächsten Saison<br />

alles aus Menschen Sicht schön sauber und versiegelt<br />

hergerichtet ist. Nicht zuletzt werden leider<br />

immer noch Nester mutwillig zerstört, obwohl<br />

diese nach dem Bundesnaturschutzgesetz<br />

verboten ist.<br />

Wir können den Schwalben helfen, indem wir<br />

ihnen in flachen Wannen (am besten eignen<br />

sich große Pflanzenuntersetzer die im Boden<br />

eingelassen werden) feuchtes Nistmaterial zur<br />

Verfügung stellen, uns dafür einsetzen, <strong>das</strong>s<br />

nicht auch noch der letzte Feldweg asphaltiert


Der Haussperling, bekannter als Spatz, hat sich vor 10.000 Jahren als Kulturfolger dem Menschen angeschlossen<br />

wird und mutwillige Zerstörung von Nestern<br />

zur Anzeige gebracht werden.<br />

Bauernhöfe – die Kinderstube<br />

der Rauchschwalben<br />

Rauchschwalben brüten bevorzugt in Viehställen.<br />

Hier finden sie auch bei schlechtem Wetter<br />

genügend Insektennahrung. Wird die Viehhaltung<br />

in alten Ställen eingestellt, so verschwinden<br />

auch o die Schwalben.<br />

Es hat sich jedoch gezeigt, <strong>das</strong>s die Brutplätze<br />

teilweise erhalten werden können. Sofern in<br />

näherer Umgebung noch bewirtschaete Höfe<br />

sind, finden Schwalben Nahrung und Nistmaterial<br />

und langjährige Brutplätze bleiben bestehen.<br />

Voraussetzung ist natürlich, <strong>das</strong>s die Stallfenster<br />

weiterhin ab Anfang Ende März geöffnet<br />

bleiben. Laut Brigitte Kra vom LBV<br />

Schwaben gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten<br />

Schwalben, Mauerseglern und Haussperlingen<br />

zu helfen. »Neben den genannten Hilfsmaßnahmen<br />

ist es für den Schutz ausschlaggebend,<br />

<strong>das</strong>s wir auch andere für Gebäudebrüter<br />

begeistern und aufzeigen, wie wir ihnen helfen<br />

können. Zeigen wir unseren Freunden, Kindern<br />

und Enkeln die geschwätzigen Schwalben,<br />

die eleganten Mauersegler und frechen Spatzen.<br />

Das ist einer der wichtigsten Grundsteine<br />

für die Zukun dieser Arten.«<br />

Wer sich also auf unterhaltsame Weise über<br />

diese vielfältigen »Mitbewohner« informieren<br />

will, kann <strong>das</strong> durch einen Besuch im AlpSee-<br />

Haus – zusätzlich zur Sonderausstellung auf<br />

rund 30 Quadratmetern lockt auch die Erlebnisausstellung<br />

»Expedition Nagelfluh«. Hier erfährt<br />

der Besucher, was unseren <strong>Naturpark</strong> so<br />

einzigartig macht.<br />

Fotos: LBV, Nadine Wolf, Z. Tunka<br />

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern<br />

e.V. (kurz LBV) ist ein Umwelt- und<br />

Naturschutzverband in Bayern. Er hat sich<br />

mit heute 75.000 Mitgliedern und rund<br />

3000 Hektar eigenen Schutzgebieten zum<br />

viertgrößten Naturschutzverband in<br />

Deutschland entwickelt. Der LBV ist der<br />

bayerische Partnerverband des Naturschutzbund<br />

Deutschland (NABU). Im Jahr<br />

1909 wurde der Verband zunächst als<br />

»Staatlich autorisierte Vogelschutzkommission«<br />

gegründet. Heute konzentriert<br />

sich die Arbeit des ehemals reinen Vogelschutzvereins<br />

auf Artenschutz, Lebensraumsicherung<br />

und Umweltbildung.<br />

Info: Landesbund für Vogelschutz in<br />

Bayern (LBV) e. V., Landesgeschässtelle<br />

Eisvogelweg 1, D-91161 Hilpoltstein,<br />

Tel. +49 9174 4775-0, infoservice@lbv.de,<br />

www.lbv.de<br />

Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509<br />

Immenstadt, Tel. +49 8323 998877,<br />

www.nagelfluhkette.info. Öffnungszeiten<br />

täglich von 10 bis 18 Uhr<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

31


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

V.l.n.r.: Max Löther, Carola Bauer, Landesrat Johannes<br />

Rauch, Carina Niedermair und Florian Heinl bei der<br />

feierlichen Übergabe der Rucksäcke<br />

Foto: Landespressestelle Vorarlberg, A. Serra<br />

Vielfalter Entdeckerrucksäcke<br />

für die Schutzgebiete Vorarlbergs<br />

Zwei Naturvielfalt-Entdeckerrucksäcke duren<br />

die frischgebackenen Ranger im Februar vom<br />

Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch in<br />

Empfang nehmen. Darin enthalten sind Forscherutensilien<br />

wie verschiedene Netze, Becherlupen<br />

und Ferngläser, Bestimmungskarten<br />

und Erste-Hilfe-Materialien. Mit den Entdeckerrucksäcken<br />

bekommen die Schutzgebiete<br />

Vorarlbergs eine Grundausstattung für die Vermittlung<br />

wertvoller Naturerlebnisse. Der Trekkingrucksack<br />

mit hochwertigem Traggestell,<br />

gesponsert vom <strong>Naturpark</strong>-Partner Deuter bietet<br />

Platz zum Verstauen sämtlicher Materialien,<br />

so <strong>das</strong>s auch weitere Wegstrecken bewältigt<br />

werden können. Im <strong>Naturpark</strong> kommen die<br />

Rucksäcke vor allem im Zuge der <strong>Naturpark</strong>schule<br />

zum Einsatz. Die Volksschüler sind nun<br />

beim Unterricht im »Klassenzimmer <strong>Naturpark</strong>«<br />

mit dem perfekten Rüstzeug von Naturforschern<br />

ausgestattet. Auch die Ranger werden<br />

den Entdeckerrucksack vielfältig in der<br />

Naturvermittlung und bei der Besucherlenkung<br />

verwenden. Konzipiert und organisiert<br />

wurde der Rucksack von Naturpädagogin und<br />

Rangerin Carola Bauer, beauragt vom Land<br />

Vorarlberg im Rahmen des Projekts Naturvielfalt<br />

Vorarlberg.<br />

cn<br />

Anzeigen<br />

Anzeigenschluss für die Herbst/Winter Ausgabe<br />

von <strong>NAGELFLUH</strong> ist der 25. September <strong>2017</strong><br />

info@heimat-allgaeu.info, Tel. 49 (0)8379/728616<br />

32 <strong>NAGELFLUH</strong>


Abenteuer in<br />

der Alpsee Bergwelt<br />

Die Alpsee Bergwelt zwischen Immenstadt<br />

und Oberstaufen zählt zu den attraktivsten<br />

Freizeitmöglichkeiten im Allgäu. »Richtig<br />

Spaß« lautet <strong>das</strong> Motto auf dem Alpsee Coaster.<br />

Dieser hat fast drei Kilometer Länge und<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h.<br />

Dabei führt die Strecke durch 68 Kurven von<br />

der Bergstation der Sesselbahn hinab zum Rodelwirt<br />

an der Talstation. Dabei kann jeder<br />

Fahrer die Geschwindigkeit selber bestimmen.<br />

Auf der im Sommer 2016 eröffneten<br />

»Abenteuer Alpe« an der Bergstation gibt es<br />

auf einer Fläche von über 10.000 m² Fläche<br />

einiges zu entdecken. In sechs einzigartigen<br />

Spielbereichen nach Lust und Laune herumtoben,<br />

klettern, mit Wasser spielen, schaukeln,<br />

rutschen und noch viel mehr.<br />

Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509<br />

Immenstadt, info@alpsee-bergwelt.de, Tel.<br />

+49 8325 252, www.alpsee-bergwelt.de,<br />

www.abenteuer-alpe.de<br />

Foto: Heimathaus Sonthofen<br />

Kreative Recyclingprodukte mit Geschichte sind bis Oktober im Heimathaus Sonthofen zu sehen<br />

Ein Traum aus Fallschirmseide<br />

Ob Meerjungfrauen-Stil oder A-Linie – wer<br />

heutzutage ein Brautkleid kau, bezahlt dafür in<br />

den meisten Fällen viel Geld. Dass es auch anders<br />

geht, beweist ein originelles Objekt der aktuellen<br />

Sonderausstellung im Heimathaus Sonthofen<br />

»Selbsterdacht und Selbstgemacht – Von<br />

Mächlarn und Recyclingkünstlern«: ein Hochzeitskleid<br />

aus Fallschirmseide aus dem Jahr<br />

1946. Der gebrauchte Rettungsfallschirm eines<br />

Piloten war ein Geschenk an den Bräutigam, der<br />

sich in englischer Kriegsgefangenscha befand.<br />

Daraus wurde dann <strong>das</strong> Hochzeitskleid genäht,<br />

<strong>das</strong> 1980 noch einmal bei der Hochzeit der<br />

Tochter zum Einsatz kam. Weitere pfiffige Erfindungen<br />

und kreative Recyclingprodukte mit Geschichte<br />

sind noch bis zum 15. Oktober im Heimathaus<br />

Sonthofen zu bewundern. Gezeigt wird<br />

<strong>das</strong> Selbermachen in seinem weiten Spannungsfeld<br />

zwischen Sparsamkeit, Ressourcenschonung<br />

und kreativem Do-it-yourself. Eine Ausstellung,<br />

die amüsiert, erstaunt, nachdenklich<br />

macht und dazu anregt, selbst aktiv zu werden.<br />

Info: Heimathaus Sonthofen, Sonnenstr. 1,<br />

D-87527 Sonthofen, Tel. +49 8321 3300,<br />

www.heimathaus-sonthofen.de<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

33


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Auf leisen Pfoten…<br />

Fotos: Inatura Erlebnis Naturschau GmbH<br />

In Schauermärchenhäufig verunglimpft – ist der Wolf<br />

wirklich so gefährlich wie man früher glaubte?<br />

Im 19. Jahrhundert wurde ihm schwer auf den Pelz gerückt: Meister Petz, unser größtes ehemals heimisches<br />

Raubtier. Jetzt wandern die Pelzträger im italienischen Trentino allmählich wieder in unsere Richtung<br />

…kehren sie zurück und erobern Stück für<br />

Stück wieder den Alpenraum. Raubtiere wie<br />

Luchs, Wolf, Bär oder Wildkatze sind wieder<br />

auf dem Vormarsch – wenn auch mit Hindernissen.<br />

Die Naturerlebnisschau und <strong>Naturpark</strong>-Partner<br />

inatura nimmt dies zum Anlass,<br />

die Rückkehrer zu präsentieren.<br />

Eine interaktive Sonderausstellung »Auf leisen<br />

Pfoten – Raubtiere des Alpenraums« beleuchtet<br />

bis zum 24. Februar 2018 die Fähigkeiten<br />

und Lebensweisen der besonderen Tiergruppe.<br />

Von Westen über den Jura schleicht die Wildkatze<br />

wieder in unsere Nähe, aus der Ostschweiz<br />

verirren sich Wölfe von Zeit zu Zeit in unsere<br />

Gefilde und aus dem Trentino strecken junge<br />

männliche Bären ihre Pranken auf ihrer Wanderscha<br />

auch in unsere Richtung aus.<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts ausgerottet (die<br />

letzten Abschüsse von Bären in Bayern und<br />

Österreich gehen auf die Zeit um 1840 zurück,<br />

Luchsen und Wölfen erging es ähnlich) hat sich<br />

unsere Geisteshaltung und somit auch <strong>das</strong> Blatt<br />

gewendet. Unser Verständnis rund um die ökologische<br />

Bedeutung von Raubtieren hat sich<br />

gewandelt, die größeren Waldgebiete, auf welche<br />

die meisten dieser Beutegreifer angewiesen sind,<br />

haben sich vom vielerorts vorherrschenden<br />

Kahlschlag um 1900 erholt.<br />

Allerdings bergen unsere Freizeitinteressen in<br />

der unberührten Natur unserer Wälder und<br />

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34 <strong>NAGELFLUH</strong>


Naturvielfalt vor der Haustüre<br />

Aus dem Bayerischen Wald kommt der Luchs auf<br />

leisen Sohlen auch in unsere Region geschlichen<br />

Berge sowie die Alpwirtscha doch erhebliches<br />

Konfliktpotenzial, wenn etwa ein unverhoes<br />

Meeting mit einem Bär anstehen sollte. Die Inatura<br />

wird diese emen gewohnt interaktiv angehen:<br />

Imposante Präparate, Spiele und Inhalte<br />

zum Lachen, Staunen und Nachdenken erwarten<br />

interessierte Besucher in der neuen Raubtiergalerie.<br />

Info: inatura Erlebnis Naturschau GmbH<br />

Jahngasse 9, A-6850 Dornbirn<br />

Bereits <strong>das</strong> achte Mal in Folge veranstaltet die<br />

Abteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes<br />

Vorarlberg im Sommer zusammen mit interessierten<br />

Gemeinden Biotopexkursionen.<br />

Die Teilnehmenden werden von erfahrenen<br />

Expertinnen und Experten in ausgewählte Naturräume<br />

der Gemeinden begleitet. Sie können<br />

die Besonderheiten der heimischen Natur kennenlernen<br />

und erleben. Die insektenreiche Blumenwiese,<br />

<strong>das</strong> Moor oder der Auwald – unterschiedlichste<br />

Lebensräume mit botanischen<br />

Raritäten oder außergewöhnlichen Tierarten<br />

sind zu entdecken und zu bestaunen. Unter<br />

www. vorarlberg.at/biotope wird demnächst<br />

ein Informationshe zum Download stehen.<br />

Biotopexkursionen im <strong>Naturpark</strong>:<br />

Lingenau<br />

Wanderung an die Subersach und zum Quelltuff.<br />

17.06.<strong>2017</strong>, 9 Uhr, ca. 2 Stunden<br />

Treffpunkt Käsekeller<br />

Ansprechpartner Gemeinde: Tanja Steurer<br />

+43 5513 6321<br />

Leitung: Rosemarie Zöhrer<br />

Sulzberg<br />

Wanderung zur Falzkapelle, über Hochmörchen,<br />

Moorbad und Fohra<br />

28.07.<strong>2017</strong>, 18.30 Uhr, ca. 2 Stunden<br />

Treffpunkt Pfarrkirche<br />

Ansprechpartner Gemeinde: Barbara Baldauf,<br />

+43 5516 2213-10<br />

Leitung: Rosemarie Zöhrer<br />

Doren<br />

Besuch auf der »Biberbaustelle« an der<br />

Weißach<br />

16.09.<strong>2017</strong>, 14 Uhr, ca. 2 Stunden<br />

Treffpunkt: Gemeindeamt Doren<br />

Ansprechpartner Gemeinde: Reinhard Maier,<br />

+43 5516 201810<br />

Leiter: Agnes Steininger<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

35


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Fotos: Gästeinfo Blaichach<br />

VERANSTALTUNGSTIPPS AUS DEN NATURPARKGEMEINDEN<br />

Ob zum Frühstück beim Moorwirt oder eine Wildkräuterwanderung:<br />

im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gibt es viel zu entdecken. Hier<br />

finden Sie die Sommertipps aus den <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

Blaichach<br />

Was blüht denn da am Wegesrand?<br />

Wildkräuter und deren Verwendung in<br />

Küche und Volksheilkunde.<br />

Termin: Jeden Montag (Mai – August),<br />

10.00 – 13.00 Uhr<br />

Wildkräuterwanderung zu einer Sennalpe<br />

im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Woher bekommt der Allgäuer Bergkäse<br />

seinen guten Geschmack?<br />

Info: Mehr zu den <strong>Naturpark</strong>führern und<br />

den geführten Wanderungen auf www.nagelfluhkette.info<br />

oder über <strong>das</strong> zuständige<br />

Tourismusbüro (dort erfolgt auch die Anmeldung).<br />

Die Kosten betragen je nach<br />

Führung 5 bis 25 Euro. Bitte informieren<br />

Sie sich bei der Anmeldung über die Anforderungen<br />

der jeweiligen Touren – passendes<br />

Schuhwerk ist Pflicht!<br />

36 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Termin: Jeden Dienstag (Mai – September),<br />

10.00 – 14.00 Uhr<br />

Alpenrosenblühen auf dem<br />

Rangiswanger Horn<br />

Entlang der Allgäuer Hörnerkette<br />

Termin: 17. Juni und 1. Juli, 08.00 – 14.30 Uhr<br />

Info: Gästeinfo Blaichach, www.blaichach.de<br />

Bolsterlang<br />

Halbtageswanderung im <strong>Naturpark</strong><br />

Leichte Gipfeltouren auf verschiedene<br />

»Hörnerberge« im <strong>Naturpark</strong>.<br />

Termine: Mittwoch (Juni – September),<br />

9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Familienwanderung<br />

Auf eine Alpe im <strong>Naturpark</strong>.<br />

Termine: Freitag (Juni - August), 10.00 bis<br />

14.00 Uhr<br />

Info: Gästeinformation Bolsterlang,<br />

www.bolsterlang.de<br />

Obermaiselstein<br />

Bergtour mit <strong>Naturpark</strong>führer Wolfgang<br />

Zeller<br />

Tagesbergwanderungen zu den schönsten<br />

Allgäuer Gipfel- und Berghüttenzielen.<br />

Termine: Freitag (09.06., 23.06., 07.07., 21.07.,<br />

04.08., 18.08., 01.09., 15.09., 29.09.), 8.45 –<br />

17.00 Uhr<br />

Alpsennereibesichtigung<br />

Käseherstellung in ihrer ursprünglichen Form<br />

auf der Alpe Schattwald im Rohrmoostal.<br />

Termine: Mittwoch, 14.06., 28.06. jeden Mittwoch,<br />

05.07 bis 13.09.<strong>2017</strong><br />

Info: Gästeinformation Obermaiselstein,<br />

www.obermaiselstein.de


Holzkultur erleben –<br />

Umgang Bregenzerwald<br />

13 Dörfer neu entdecken<br />

Termine: 12.05., 30.6., 11.08., 22.09.<br />

und 27.10., Treffpunkt 09.30 Uhr<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette – Exklusive<br />

Natur-Genießer-Tour Halbtagestour: Mit dem <strong>Naturpark</strong> Ranger Wolfgang Zeller<br />

auf Entdeckungsreise durch den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />

Termine: 16.05., 30.05., 13.06., 27.06., 11.07., 25.07., 08.08.,<br />

22.08., 05.09., 19.09.<br />

Perlen der Natur <strong>Naturpark</strong>-Rundtour vom Riedbergpass ins Balderschwangertal<br />

und weiter in den Bregenzerwald.<br />

Termine: 09.05., 23.05., 06.06., 20.06., 04.07., 18.07., 01.08.,<br />

29.08., 12.09., 26.09.<br />

Scheuenwasserfalltour Von Balderschwang über Wiesen- und Waldwege zum<br />

Scheuenwasserfall. Einkehr in der Scheuenalpe.<br />

Termine: 29.06., 13.07., 27.07., 10.08., 24.08., 07.09., 21.09.<br />

Sonnenaufgangstour In der Morgendämmerung nach Grasgehren und zu Fuß<br />

auf den Gipfel des Riedberger Horns. Berglerfrühstücksbuffet<br />

auf der Grasgehrenhütte.<br />

Termine: ab 27.05. jeden Samstag, Beginn 5 Uhr, von 26.08.<br />

bis 30.09 (außer 23.09.) ab 5.30 Uhr<br />

INFO: Gästeinfo Fischen, www.hoernerdoerfer.de/naturpark-nagelfluhkette-exklusiv<br />

Info: Tourismus Hittisau, www.hittisau.at<br />

Oberstaufen<br />

Tour 1: Wildes Wasser –<br />

die Buchenegger Wasserfälle<br />

Tour 2: Luiger Grat –<br />

Dreigipfeltour auf dem Nagelfuhgrat<br />

Termine: Jeden Dienstag von Mai bis Oktober<br />

Info: Oberstaufen Tourismus Marketing,<br />

www.oberstaufen.de<br />

Doren<br />

Doren genießt<br />

Dorener Genussmarkt auf dem<br />

wunderschönen Dorfplatz<br />

Termine: 07.07. ab 17.00 Uhr, 06.08.<br />

ab 09.30 Uhr und 08.09. ab 17.00 Uhr<br />

am Dorfplatz von Doren<br />

Krumbach<br />

Geheimnisvolle Moorwelten<br />

Geführte Tour durch die Moore Krumbach.<br />

Termine: Jeden Donnerstag (1. Juni – 28. September),<br />

9:30 Uhr. Treffpunkt variiert. Anmeldung<br />

bis 12:00 Uhr des Vortages<br />

Morgendämmerung und Moorfrühstück<br />

Morgenwanderung und Frühstück bei den<br />

Moorwirten (bitte dort anmelden)<br />

Termine: 03.06. (Restaurant Schulhus),<br />

01.07. (Krumbacher Stuba), 05.08. (Hotel<br />

Rossbad), 02.09. (Gasthof Adler)<br />

Info: Gemeindeamt Krumbach, www.krumbach.at<br />

Hittisau<br />

Nagelfluhschleifen<br />

Kinder erarbeiten unter fachkundiger<br />

Anleitung ein Nagelfluhamulett.<br />

Termine: Von Juli bis September immer<br />

Freitag14.00 - 16.00 Uhr<br />

Info: Gemeindeamt Doren, www.doren.at<br />

Immenstadt<br />

Geführte Wanderung in Immenstadt<br />

Überschreitung des Hausberges<br />

Immenstädter Horn<br />

Termine: Donnerstag (3., 17. und 31. August<br />

<strong>2017</strong>)<br />

Info: Touristinfo Immenstadt,<br />

www.immenstadt.de<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

37


JUWELEN DES NATURPARKS<br />

Das Moor<br />

»Oh schaurig ist´s über´s Moor zu geh´n...«<br />

Wer heute noch die ersten Worte des Gedichts<br />

von Annette von Droste-Hülshoff verinnerlicht,<br />

weiß wenig über diesen hochspezialisierten<br />

Lebensraum. Moore sind Perlen unserer Landscha<br />

und unabdingbar für einen gesunden<br />

Naturhaushalt.<br />

Moore binden klimaschädliches CO2, sind Lebensraum für hochspezialisierte<br />

Arten, speichern Wasser und mildern Hochwasserspitzen<br />

– intakte Moore haben eine herausragende Bedeutung für die<br />

Natur. Viele Moore sind heute aber entwässert und können diese wichtigen<br />

Funktionen nicht mehr wahrnehmen.<br />

Moore sind Lebensräume, deren besondere Lebens- und Wachstumsbedingungen<br />

vom Wasser abhängig sind. Kurz gesagt: ohne Wasser kein<br />

Moor. Denn Moore entstehen überall dort, wo <strong>das</strong> Wasser den Sauerstoff<br />

vom Boden fernhält, wodurch Pflanzenreste nicht zersetzt werden können.<br />

Moor ist nicht gleich Moor<br />

Es wird nach drei Moortypen unterschieden: In Niedermooren steht<br />

die Vegetation im ständigen Austausch mit dem Grundwasser. Niedermoore<br />

sind daher besonders reich an Pflanzenarten. Sie werden häufig<br />

als Streuwiesen genutzt, weil hier viele Gräser wachsen. Wächst die Vegetation<br />

allmählich über <strong>das</strong> Grundwasser hinaus, entwickelt sich ein<br />

38 <strong>NAGELFLUH</strong>


Übergangs- und schließlich ein Hochmoor. Viele Moore im <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette sind Hochmoore: Diese werden ausschließlich durch Niederschläge<br />

gespeist, weshalb sie auch Regenmoore genannt werden. Hier<br />

wachsen vor allem unterschiedliche Moosarten, welche ganz spezielle<br />

Fähigkeiten besitzen, um nicht zu verhungern. Der überwiegende Teil<br />

sind sogenannte Torfmoose.<br />

Im Reich der Untoten<br />

Eine intakte Torfmoospflanze schwankt zwischen einem andauernden<br />

Zustand zwischen Tod und Wachstum. Ihr oberer Teil, <strong>das</strong> Pflanzenköpfchen,<br />

wächst und gedeiht stetig an der Oberfläche. Der untere Teil der<br />

Pflanze ist wegen Lichtmangel längst abgestorben und im Moorwasser<br />

konserviert.<br />

Da Torfmoose <strong>das</strong> Wasser ansäuern, ist Moorwasser in Hochmooren<br />

fast so sauer wie unverdünnter Essig. Torfmoose schaffen und erhalten<br />

auf diese Weise ein nährstoffarmes, saures Milieu. Dies fördert ihr eigenes<br />

Wachstum. Für andere Pflanzen – mit Ausnahme weniger Arten –<br />

wird der Standort dadurch lebensfeindlich.<br />

Unterirdisches Archiv<br />

eoretisch können diese Pflänzchen über zehn Zentimeter pro Jahr<br />

wachsen. In ihrer dichtbewachsenen Nachbarscha drücken sie sich jedoch<br />

gegenseitig nieder oder aber der Schnee drückt sie nach unten. Die<br />

Moorschicht legt daher pro Jahr nur etwa einen Millimeter zu. Ein langsamer,<br />

doch beständiger Prozess: Im <strong>Naturpark</strong> gibt es Moore, deren<br />

Torfschicht über zehn Meter misst. Das bedeutet, <strong>das</strong>s diese bereits über<br />

10.000 Jahre alt sind.<br />

In deren Torfschicht schlummert ein gut geführtes Pollenarchiv der<br />

Pflanzen-, Wald- und Klimageschichte. Das bedeutet, im tiefsten Torf<br />

fanden Forscher gut konservierten Blütenstaub, der Rückschlüsse auf <strong>das</strong><br />

frühere Aussehen der Landscha schließen ließ. Vor 10.000 Jahren hatte<br />

unsere Region wohl nicht wenig Ähnlichkeit mit der Tundra, wie sie<br />

Wasserspeicher und Lebensraum für Spezialisten: Hochmoore<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

39


Kleine Moosjungfern im sogenannten »Paarungsrad«<br />

Sein Name verrät seinen Lebensraum: Der seltene Hochmoorgelbling<br />

Fleischfresser im Moor: Der klebrige Sonnentau lockt Insekten an<br />

Torfmoose spielen bei der Entstehung von Hochmooren eine wichtige Rolle<br />

Geheimnisvolle<br />

Welten: Die<br />

Moore bei<br />

Krumbach<br />

40 <strong>NAGELFLUH</strong>


Verhaltenstipps im Moor<br />

Ein Spaziergang durchs Moor führt durch einen wertvollen Lebensraum<br />

voller seltener Tiere und Pflanzen. Mit diesen einfachen Tipps<br />

trägst du zu einem gesunden Miteinander zwischen Mensch und<br />

Moor bei.<br />

• Bleib auf den ausgewiesenen Wegen: Viele Moorpflanzen sind<br />

besonders trittempfindlich. Auch für dort lebende Tiere ist die<br />

»Berechenbarkeit« der menschlichen Wege wichtig.<br />

• Hund an die Leine: Frei laufende Hunde lösen bei vielen Wildtieren<br />

Fluchtreaktionen aus.<br />

• Pflanzen und Tiere bitte nicht mitnehmen: Alles, was im Moor krabbelt<br />

und wächst, leistet einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt.<br />

• Bitte nicht baden: Auch nicht Bello. Wasserstellen sind ein empfindlicher<br />

Lebensraum. Ohne Wasser kein Moor.<br />

• Rücksicht auf andere Besucher: Ein respektvolles Miteinander trägt<br />

dazu bei, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.<br />

Fotos: Thomas Gretler, Gemeinde Krumbach, Archiv<br />

Das Werdensteiner Moos liegt zwar nicht direkt im <strong>Naturpark</strong>, sondern in einem<br />

Ortsteil von Immenstadt, zählt jedoch mit 85 ha Fläche zu den größten Hochmooren<br />

im Allgäu. Der neu angelegte Themenlehrpfad der Bayerischen Staatsforsten<br />

ist ein sehenswerter Geheimtipp!<br />

heute noch im Norden Russlands oder Kana<strong>das</strong> zu finden ist. Auch<br />

Nachweise von menschlichen Siedlungen und Ackerbau hatten die<br />

Moore über Jahrtausende »eingelagert«.<br />

Mensch und Moor<br />

Die Beziehung zwischen Mensch und Moor ist zwiegespalten: Zuerst<br />

haben Menschen die unheimlichen Feuchtgebiete gemieden, dann gerodet,<br />

entwässert, Torf gestochen, gedüngt, geackert, aufgeschüttet, überbaut.<br />

Auf der anderen Seite entstanden durch traditionelle Weide- und<br />

Streunutzung artenreiche Kulturlandschaen: Lebensraum vieler seltener<br />

und anspruchsvoller Tiere und Pflanzen. Daher ist auch heute die<br />

extensive Nutzung der Streuwiesen mit der jährlichen Mahd wichtig, um<br />

sie zu erhalten und vor Verbuschung zu schützen.<br />

Vor allem die Entwässerung der Gebiete spielt bei der Verschlechterung<br />

der Moore eine große Rolle. Intakte Moore leisten einen wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz: Im Torf ist tonnenweise Kohlenstoff gespeichert.<br />

Moorpflanzen entziehen der Atmosphäre <strong>das</strong> klimaschädliche<br />

Kohlendioxid. Dort wird es über Jahrtausende hinweg eingelagert. So<br />

sind in Mooren über 30 Prozent des weltweiten Bodenkohlenstoffs gespeichert,<br />

obwohl sie nur etwa 3 Prozent der Landoberfläche einnehmen.<br />

Mit Entwässerungskanälen wurden Moore trocken gelegt, um die Flächen<br />

intensiv bewirtschaen zu können. Dadurch entweicht jedoch <strong>das</strong><br />

eingelagerte klimaschädliche Kohlendioxid.<br />

Mehr als Schlamm und Torf<br />

In zahlreichen lokalen Projekten bemühen sich daher Gemeinden, Behörden,<br />

Naturfreunde und Verbände um die Erhaltung unserer Moore.<br />

Ein gutes Beispiel ist die <strong>Naturpark</strong>gemeinde Krumbach im Vorderwald.<br />

Insgesamt werden in der Gemeinde Krumbach 13 Kleinraumbiotope<br />

und ein Großraumbiotop ausgewiesen. Bemerkenswert hoch sind die<br />

Anteile der Hoch- und Flachmoore. Hier wurde ein stimmiges Programm<br />

rund um die Erlebniswelt der umliegenden Feuchtgebiete entworfen,<br />

<strong>das</strong> viele Partner mit einbezieht und sich als roter Faden durch<br />

die Gemeindeentwicklung zieht. Es entstand nicht nur ein großer Rundweg,<br />

für den man sich einen halben Tag Zeit nehmen sollte, zusätzlich<br />

ließen sich auch mehrere Krumbacher zu Moorführern ausbilden und<br />

führen im Sommer zu regelmäßigen Terminen Besucher durch den artenreichen<br />

Naturraum. Vier Krumbacher Gastronomen nehmen sich<br />

ebenfalls des emas »Moor« an. Als »Moorwirte« bieten sie für ihre<br />

Gäste Führungen, Kochkurse oder Moortage zum genüsslichen Moorerleben<br />

an. Mindestens eine Speise mit Bezug zum Moor finden die Gäste<br />

ganzjährig auf der Speisekarte.<br />

red<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

41


BESUCHERLENKUNG<br />

Beim<br />

Wanderwegenetz<br />

tut sich was<br />

Ein gut ausgebautes Wanderwegenetz ist ein Aushängeschild jeder Tourismusregion.<br />

Seit einigen Jahren werden viele Wegeabschnitte aber immer stärker in Mitleidenscha<br />

gezogen. Um für die höheren Belastungen gewappnet zu sein, wird an zahlreichen<br />

Stellen im <strong>Naturpark</strong> am Wanderwegenetz gearbeitet.<br />

Der Weg verlief früher<br />

durch ein sehr sensibles<br />

Gebiet. Nun werden die<br />

Wanderer »umgeleitet«<br />

Fotos: Rolf Eberhardt<br />

42 <strong>NAGELFLUH</strong>


Teilweise wurde <strong>das</strong> Material per Hubschrauber geliefert<br />

Ein Junior Ranger testet den neuen Weg am Prinschen<br />

Was bedeutet »Belastungen«? Die Hintergründe sind vielfältig.<br />

Zum einen sind immer mehr Menschen als Bergwanderer unterwegs<br />

und dies – aufgrund des Klimawandels – immer länger im Jahr.<br />

Omals herrschen noch bis Ende November beste Wanderverhältnisse<br />

in den Bergen des <strong>Naturpark</strong>s. Auf der anderen Seite werden neuere Nutzungsformen<br />

immer bedeutender, wie zum Beispiel <strong>das</strong> Mountainbiken<br />

auf schmalen, teils sehr steilen Pfaden. Setzt die Erosion erst mal an, verschlechtern<br />

sich die Wege schnell und können nur mit hohen finanziellen<br />

Mitteln wieder instand gesetzt werden.<br />

Letztes Jahr wurde von den Bayerischen Staatsforsten der Weg zwischen<br />

Berghaus Schwaben im Bolgental und der Prinschenalpe im Ostertal<br />

komplett erneuert und tragfähiger gestaltet. Hintergrund war hierbei<br />

auch der Schutz des extrem wertvollen Hochlagenmoors an der Prinschenalpe.<br />

Dieses wurde entlang des bisherigen Wegeverlaufs immer<br />

stärker in Mitleidenscha gezogen. Ein Grund sind die nassen, matschigen<br />

Stellen, die auf feuchtem Untergrund schnell entstehen, wenn die<br />

Nutzung zunimmt. Um diese zu umgehen, sind Wanderer und Mountainbiker<br />

immer mehr randlich ausgewichen und es haben sich »Nebenwegchen«<br />

im wertvollen Moorkörper gebildet. Die Bayerischen Staatsforsten<br />

sind auf Initiative von Revierförster Heinl und in enger Abstimmung<br />

mit dem Amt für Ernährung, Landwirtscha und Forsten in die<br />

Offensive gegangen und haben den Weg so gut instand gesetzt, <strong>das</strong>s ein<br />

Ausweichen nicht mehr nötig ist und jeder gerne auf dem Weg bleibt.<br />

Um die wertvollsten Moorbereiche zu schützen, wurde er bei dieser Gelegenheit<br />

auch gleich in einigen Teilabschnitten verlegt.<br />

Neue Anforderungen an den Wegeverlauf können sich an einigen Stellen<br />

auch aus Sicht des Artenschutzes ergeben, wie zum Beispiel am Dreifahnenkopf.<br />

Der Weg über den Gipfel verläu mitten durch ein bedeutsames<br />

Vorkommen des Birkhuhns. Da dieser Wegeabschnitt ohnehin<br />

keine große touristische Bedeutung hat, wurde nach Absprache mit den<br />

Tourismusverantwortlichen vor Ort der Weg verlegt. Hierzu wurde,<br />

ebenfalls von den Bayerischen Staatsforsten, eine komplett neue Wegeverbindung<br />

vom Sattel Richtung Grauenstein runter zur Prinschenalpe<br />

hergestellt, so <strong>das</strong>s der bisherige Weg über den Dreifahnenkopf nun aus<br />

der Wanderwegweisung rausgenommen werden kann.<br />

Der Aufwand hierbei ist groß. Es sind sich aber alle Beteiligten vor<br />

Ort sicher, <strong>das</strong>s es sich für den Schutz der alpinen Lebensgemeinschaen<br />

und insbesondere für <strong>das</strong> Birkhuhn lohnt.<br />

Rolf Eberhardt<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

43


PANORAMA<br />

125 Alpträume in Grün<br />

<strong>Naturpark</strong> Almenland<br />

In unserer Serie blicken wir regelmäßig über den Tellerrand hinaus. Dünn besiedelt, auf<br />

rund 1.000 Meter Höhe ist der <strong>Naturpark</strong> Almenland <strong>das</strong> größte zusammenhängende<br />

Almweidegebiet in Europa. Das bedeutet Lu und Raum für seltene Pflanzen und Tiere.<br />

Das Almenland liegt im nordwestlichen Teil des Grazer Berglands.<br />

Es ist durch seine grünlandgeprägte Kulturlandscha mit Felswänden<br />

aus Kalkstein, Schluchten und durch ausgeprägte Waldlandschaen<br />

geformt. Der <strong>Naturpark</strong> Almenland ist <strong>das</strong> größte zusammenhängende<br />

Niedrig-Almweidegebiet in Europa auf einer Seehöhe von 464 bis 1720<br />

Metern. Auf einer Fläche von 253 Quadratkilometern leben 14.500 Einwohner<br />

in sechs Gemeinden.<br />

Das Almenland ist der jüngste der sieben <strong>Naturpark</strong>e in der Steiermark.<br />

Der Beschluss der Landesregierung, die Region für die einzigartige<br />

Kulturlandscha der bewirtschaeten Almen auszuzeichnen, fiel im Jahr<br />

Fotos: Tourismusverband Almenland/B. Bergmann<br />

2006. Die steirischen <strong>Naturpark</strong>e repräsentieren die schönsten Kulturlandschaen<br />

der Steiermark – charakteristische und ökologisch wertvolle<br />

Kulturlandschaen wie Weinberge, Almen, waldreiche Teich- und Flussgebiete<br />

oder Streuobst-Hügellandschaen und haben sich dem bewussten<br />

Miteinander von Mensch und Natur verpflichtet. Die Steiermärkische<br />

Landesregierung hat sie unter besonderen Schutz gestellt und mit<br />

dem Prädikat »<strong>Naturpark</strong>« ausgezeichnet.<br />

Der Natur ihren Platz, dem Menschen <strong>das</strong> Erlebnis<br />

»Schützen durch Nützen« ist Kernaufgabe des <strong>Naturpark</strong>s Almenland.<br />

Dabei stehen der Erhalt und die Entwicklung ökologisch intakter Kulturlandschaen<br />

im Vordergrund. Gut vernetzte Vor-Ort-Managements<br />

sichern gesunde Lebensgrundlagen durch Schutz-, Pflege- und Nutzungsformen<br />

im Sinne der Nachhaltigkeit. Für dieses Programm haben<br />

die <strong>Naturpark</strong>verantwortlichen und der Tourismusverband ein umfangreiches<br />

Paket geschnürt, <strong>das</strong> die emen Naturerlebnis, Urlaub bei<br />

Naturpartnern, Schutz der biologischen Vielfalt, die Entwicklung der<br />

regionalen Wertschöpfungskette und Programme für Schulprojekte enthält.<br />

Die Angebote locken dann mit originellen Schlagzeilen: So entpuppt<br />

sich <strong>das</strong> »Lernsehen im Waldwohnzimmer« als Erlebnispark auf über<br />

1.000 Meter. Welches Programm man wählt, bleibt jedem selbst überlassen.<br />

Fernbedienung gibt es keine, dafür jedoch einen Streichelzoo mit<br />

Kaninchen und Ziegen sowie Gehege mit Füchsen, Damwild, Rotwild,<br />

44 <strong>NAGELFLUH</strong>


Kinder beim Toben im Mixnitzbach: Der Bach ist Teil vieler Wanderwege<br />

Der Moorlehrpfad Teichalm führt durch ein Latschenhochmoor<br />

Hängebauchschweinen, Schafen, Degus, Wildschweinen, Stachelmäusen,<br />

<strong>das</strong> Ökohaus, verschiedene Lehrpfade, der Wasserspielplatz oder die<br />

Kletterwand. Unter »Komme wer Wolle« verstehen die Touristiker im<br />

Almenland dagegen einen Lehrpfad: Entlang des Weges erfährt man<br />

Interessantes von verschiedenen Schafrassen und deren Bedeutung für<br />

die Landschaspflege.<br />

Perlen der Vielfalt<br />

So vielfach wie ihre Namen sind die Ziele in Flora und Fauna, die man<br />

ansteuern kann, um naturnahe Erlebnisse zu finden: Das Hochmoorbiotop<br />

mit Sonnentau, Orchideen und die Silikatflora am Kirchkogel, <strong>das</strong><br />

Europaschutzgebiet Raabklamm, <strong>das</strong> Naturdenkmal Bärenschützklamm,<br />

<strong>das</strong> Naturschutzgebiet Teichalm Hochmoor, <strong>das</strong> Latschenhochmoor, Hohenauer<br />

Ochsenhalt, <strong>das</strong> Hochplateau Nechnitz sowie die Drachen höhle.<br />

Im <strong>Naturpark</strong> Almenland leben zahlreiche seltene Tiere, zu denen unter<br />

anderen der Alpenbock, Schwarzstorch, Eisvogel, Auerwild und Steinböcke<br />

zählen.<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Almenland ist auch Genussland. Über 200 sortenreine<br />

Äpfel und Birnen werden auf den Märkten im Almenland angeboten.<br />

Und nicht nur in roher Form sind diese Raritäten gut in Form, auch verkocht<br />

bleiben sie gut zu verkosten. Für die Freunde eines leckeren Stück<br />

Fleisch garantieren die »Zottel«, die ganzjährig im Freien leben und sich<br />

nur vom besten Heu und Gras ernähren: die Highland- und die Styria-<br />

Beef-Rinder des Biohofs Hochegger. Ihre Milch wird in der Almenland<br />

Sennerei zu Käse verarbeitet, der in jahrmillionenaltem Gestein, hundert<br />

Meter tief im Berg, sein unvergleichbares Aroma entwickelt. tn<br />

Info: Tourismusverband Almenland, Fladnitz 100, A-8163 Fladnitz/<br />

Teichalm, Tel. +43 3179 23000-0, info@almenland.at, www.almenland.at<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

45


SPIEL KURZMELDUNGEN<br />

& SPASS<br />

NA<br />

Lach mal wieder!<br />

»Mann, ich hab es satt hier herumzuhängen!«,<br />

sprach die Glühbirne und<br />

brannte durch.<br />

Ein Zauberer ruft bei seiner Vorführung in<br />

Riefensberg einen Buben aus dem Publikum auf die Bühne:<br />

»Gell, mein Junge, vor dieser Vorstellung wir haben uns<br />

noch nie gesehen!« – »Nein, Papa!«<br />

Was fängt mit Po an, hat vier Buchstaben und<br />

man sitzt darauf? – Ein Pony natürlich!<br />

Sitzen zwei Frösche an einem<br />

Teich auf einem Stein. Da fängt es an<br />

zu regnen. Die Froschmama streckt den<br />

Kopf aus dem Wasser und ruft: »Jetzt kommt<br />

aber ganz schnell zurück in den Teich,<br />

bevor der Regen euch völlig<br />

durchnässt!«<br />

Was gehört in den Entdeckerrucksack?<br />

Oh je! Carla und ihr Bruder Lukas haben verschlafen! Die zwei sind<br />

Junior Ranger und wollen mit ihrer Gruppe den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

erforschen. Gleich geht es los, doch sie haben ihre Ausrüstung<br />

noch nicht sortiert. Jetzt muss es schnell gehen! Kannst du ihnen<br />

helfen, nützliche Gegenstände in den Rucksack zu packen? Wenn du<br />

die richtigen Sachen auswählst und die dazugehörigen Buchstaben in<br />

die korrekte Reihenfolge bringst, erfährst du, welches besondere Tier<br />

sie auf ihrer letzten Expedition entdeckt haben.<br />

TA<br />

K<br />

M<br />

S<br />

IN<br />

AU<br />

SEL<br />

HA<br />

UA<br />

Anzeige<br />

Lösung: Trinkflasche, Junior Ranger T-Shirt, Fernglas, Lupe, Naturführer: Das Tier, <strong>das</strong>s Carla und Lukas gesehen haben, ist die Haselmaus. Diese ist<br />

<strong>das</strong> Tier des Jahres <strong>2017</strong> und ist gar keine echte Maus, sondern ein Bilch, wie der Siebenschläfer. Auf Seite 22 kannst du mehr über <strong>das</strong> Tier erfahren.<br />

46 <strong>NAGELFLUH</strong>


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