gangart_4_Zukunft der Arbeit
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Ausgabe 04, April 2015, € 2,50, Titelbild: Fotolia, Zugestellt durch Post.at, www.wmsport2000.at<br />
Sommer 2015<br />
Mama Lammertal<br />
Landschaft mit Kopf<br />
Über die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Kraftplatz Lammerklamm<br />
Die Rocheralm<br />
Vom Jagen und Sammeln<br />
Das Haus, das mitwächst<br />
WM-Sport: Totalabverkauf Fahrrä<strong>der</strong> ... siehe Seite 31<br />
<strong>gangart</strong> 1
ÄRMEL HOCH!<br />
Über die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Unser Leben verän<strong>der</strong>t sich. Und unsere <strong>Arbeit</strong> tut es auch. Wir befinden uns an<br />
einer Epochenschwelle, am Übergang vom Industrie- ins Informationszeitalter.<br />
Viele meinen, dass dabei kein Stein auf dem an<strong>der</strong>en bleibt. Aber was heißt das konkret?<br />
Und was ist passiert, dass plötzlich alle von <strong>der</strong> neuen Welt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> reden?<br />
Ein Beitrag von Wolfang Tonninger<br />
Wo kämen wir hin,<br />
wenn je<strong>der</strong> sagte, wo<br />
kämen wir hin und<br />
keiner ginge, um zu sehen,<br />
wohin wir kämen,<br />
wenn wir gingen?<br />
"Sie können ein Auto in je<strong>der</strong> Farbe haben,<br />
Hauptsache es ist schwarz." Dieser berühmte<br />
Satz aus dem Mund von Henry Ford ging in<br />
die Automobilgeschichte ein, weil er die Idee<br />
<strong>der</strong> Massenproduktion am Fließband auf den<br />
Punkt brachte. Ideal war <strong>der</strong> Mitarbeiter, <strong>der</strong><br />
nichts hinterfragte, auf wenige Handgriffe<br />
reduziert und damit völlig austauschbar war.<br />
Parallel dazu etablierte sich das Management<br />
dieser Prozesse als die Disziplin, die versucht,<br />
den Einsatz <strong>der</strong> "Ressource Mensch" zu rationalisieren<br />
und Produktivität am besten mit <strong>der</strong><br />
Stoppuhr in <strong>der</strong> Hand zu vergleichen.<br />
Das war die alte <strong>Arbeit</strong>, die <strong>der</strong> Logik <strong>der</strong> Fabrik<br />
gehorchte. Dass sie noch heute in unseren<br />
Köpfen spukt, zeigt sich darin, dass wir den<br />
Menschen und seine Individualität immer noch<br />
gerne als Störfaktor begreifen; als Sand im<br />
Getriebe <strong>der</strong> ansonsten reibungslos laufenden<br />
Maschine.<br />
Und die neue <strong>Arbeit</strong>? Sie beginnt in dem Moment,<br />
in dem wir begreifen, dass es heute nicht<br />
mehr darum geht, schnell angelernte <strong>Arbeit</strong>skräfte<br />
ein paar wenige Handgriffe wie<strong>der</strong>holen<br />
und möglichst effizient ausführen zu lassen;<br />
dass <strong>der</strong> Erfolg von Unternehmen heute davon<br />
abhängt, inwieweit Mitarbeiter selbständig<br />
Probleme lösen und im Umgang mit Kunden<br />
Mehrwert schaffen; und dass man Kreativität,<br />
Engagement und Qualität eben nicht mit <strong>der</strong><br />
Stoppuhr messen kann.<br />
Wer Abläufe aus Gründen <strong>der</strong> Effizienzkontrolle<br />
bis aufs Kleinste vorgibt, wird niemals<br />
überrascht werden. Auch nicht von Ideen und<br />
Innovationen. Zumal Kontrolle sogar für gegenteilige<br />
Effekte sorgt, weil <strong>der</strong> Kontrollierte seine<br />
kreative Energie im Normalfall dazu nutzt,<br />
das Messsystem auszutricksen – und damit<br />
die grün blinkende Bewertungsampel (Scorecard)<br />
wichtiger wird als <strong>der</strong> zufriedene Kunde.<br />
Aktuelle Studien belegen, dass heute mehr als<br />
80% <strong>der</strong> Mitarbeiter in Unternehmen nur mehr<br />
Dienst nach Vorschrift machen und ihr Gehalt<br />
als Schmerzensgeld begreifen – für eine <strong>Arbeit</strong>,<br />
die so keinen Sinn macht.<br />
Spielräume statt <strong>Arbeit</strong>splätze<br />
Wir können einfache Dinge kontrollieren, aber<br />
nicht, wann <strong>der</strong> Geist abhebt und schöpferisch<br />
wird. „Deshalb“, so schreibt <strong>der</strong> Glücksforscher<br />
Wolff Horbach, „lassen kluge Unternehmen<br />
ihren Mitarbeitern Spielraum für eigene Ideen<br />
und Projekte.“ Der Einwand, dass es hier um<br />
<strong>Arbeit</strong> geht und nicht um das Glück des Einzelnen,<br />
ist leicht zu entkräften. Denn dieses<br />
Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong> gibt es nicht mehr. Es geht um<br />
beides. <strong>Arbeit</strong> muss nicht wehtun, um <strong>Arbeit</strong><br />
zu sein. <strong>Arbeit</strong> darf, <strong>Arbeit</strong> soll Spaß machen,<br />
wenn sie den ganzen Menschen erreichen will;<br />
weil das Unproduktivste, das sich Unternehmen<br />
leisten, demotivierte Mitarbeiter sind, die ihre<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit an angenagelten Schreibtischen<br />
absitzen wie verhaltensauffällige Schüler.<br />
10 <strong>gangart</strong>
„Prognosen sind<br />
schwierig, beson<strong>der</strong>s<br />
wenn sie die <strong>Zukunft</strong><br />
betreffen.“<br />
Karl Valentin<br />
„Behandle deine Mitarbeitenden wie Erwachsene, dann verhalten<br />
sie sich auch so. Je mehr Freiheiten du ihnen gibst, desto<br />
produktiver, zufriedener und innovativer werden sie.“ So lautet<br />
<strong>der</strong> Leitspruch von Ricardo Semler, <strong>der</strong> 1982 seine Rockkarriere<br />
an den Nagel hängte und das marode Maschinenbauunternehmen<br />
seines Vaters in Sao Paolo/Brasilien übernahm. Er entließ in<br />
kurzer Zeit die Hälfte <strong>der</strong> Manager, reduzierte die Hierarchiestufen<br />
von zwölf auf drei, führte kurze Entscheidungswege ein, verzichtete<br />
auf Anwesenheitspflicht im Unternehmen und glänzt<br />
seit über 30 Jahren allen Prognosen zum Trotz mit Wachstumsraten<br />
von jährlich bis zu 40%. Wobei es nicht das Mehr war, das<br />
ihn leitete, son<strong>der</strong>n das Besser. "Vertrauen statt Kontrolle, Beteiligung<br />
statt Hierarchie, Entbürokratisierung, Selbstverantwortung<br />
statt Regeln und Vorschriften" – was nach <strong>der</strong> Wunschliste<br />
eines realitätsfernen Romantikers klingt, ist das Management-<br />
Credo eines Unternehmers, dem <strong>der</strong> Erfolg recht gibt.<br />
Solche Entwicklungen passieren natürlich nicht alle auf einmal<br />
und auf <strong>der</strong> grünen Wiese. Die Freiheiten, die Mitarbeiter in<br />
solchen Organisationsversuchen erfahren, müssen von einer<br />
Führungs- und Feedbackkultur flankiert werden,<br />
die dem Einzelnen Sicherheit und einen<br />
Rahmen bietet, den er für seine Entfaltung<br />
braucht. Ohne Vertrauen geht dabei natürlich<br />
gar nichts. Aber wer Vertrauen gibt, wird Engagement<br />
ernten. Das wi<strong>der</strong>spricht zwar <strong>der</strong> stillschweigenden<br />
Grundannahme des klassischen<br />
Managements, dass Menschen <strong>Arbeit</strong> vermeiden,<br />
wo immer dies ihnen möglich ist, funktioniert<br />
aber in <strong>der</strong> Praxis bestens. Übrigens: Das<br />
Argument, dass es Menschen gibt, die dieses<br />
Vertrauen ausnützen, sticht nicht, weil es betriebswirtschaftlich<br />
einfach keinen Sinn macht,<br />
eine Organisation nach solchen Härtefällen<br />
auszurichten. Folgerichtig definiert Wolf Lotter<br />
Vertrauen als "die Fähigkeit, nicht auf seinen<br />
schlechten Erfahrungen sitzen zu bleiben" und<br />
trifft damit den Nagel auf den Kopf.<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 11
Die Nadel im Datenhaufen<br />
Wer kreative Prozesse ermöglichen will, muss für inspirierende<br />
Rahmenbedingungen sorgen. Rahmenbedingungen, in denen<br />
Ideen blühen und geteilt werden. Eine davon ist das Internet, das<br />
weltweite digitale Netz, das mittlerweile für viele ein zweites<br />
Zuhause geworden ist. Es sorgt nicht nur für kaum kontrollierbare<br />
Netzeffekte, die sich sprunghaft hochschaukeln, son<strong>der</strong>n auch<br />
dafür, dass wir uns heute beinahe von überall und je<strong>der</strong>zeit miteinan<strong>der</strong><br />
verbinden und Informationen teilen können; dass wir<br />
am Land wohnen und für ein Unternehmen in <strong>der</strong> Stadt arbeiten<br />
können, ohne jeden Tag mit dem Auto hin- und her zu hetzen.<br />
Mobilität in diesem Sinne ist ökologisch verträglich und bedeutet,<br />
dass wir im Sitzen reisen können. Sie hat etwas mit Wendigkeit<br />
zu tun und beginnt bestenfalls im Kopf. So kann es passieren,<br />
dass Mitarbeiter sich über Zeitzonen hinweg die Hand geben,<br />
wenn sie zur <strong>Arbeit</strong> kommen, und durch Bildschirme an <strong>der</strong><br />
Wand das Gefühl haben, nebenan zu sitzen, obwohl ein ganzer<br />
Ozean sie trennt. Dass dabei Betriebsräte<br />
aufschreien und von Totalkontrolle sprechen,<br />
gehört auch dazu – weil technisch<br />
heute (fast) alles möglich ist. Und wenn etwas<br />
technisch möglich ist, das haben wir gelernt,<br />
wird es auch irgendwo praktiziert – oft dort,<br />
wo man es am wenigsten erwartet. Zum<br />
Beispiel auf <strong>der</strong> grünen Wiese, wo Kühe mit<br />
Mikrosensoren ausgestattet und über das<br />
Netz überwacht werden, damit sie optimal<br />
angefüttert auf unseren Tellern landen. Die<br />
technologischen Rahmenbedingungen sind<br />
heute gegeben. Und wir werden sie auch nicht<br />
mehr los. Unser Planet sieht mittlerweile aus<br />
wie ein großer Wollknäuel aus Glasfaserkabeln,<br />
die von Robotern am Meeresgrund<br />
verlegt werden – 24 Stunden am Tag, 7 Tage<br />
die Woche.<br />
12 <strong>gangart</strong>
Das ist die eine, technologisch getriebene Seite. Wir beobachten<br />
aber auch hier Gegentendenzen – wie eine Renaissance des<br />
Lokalen und <strong>der</strong> kurzen Distanzen, die Wie<strong>der</strong>entdeckung des<br />
Handwerks, die umweltsensible Produktion von Lebensmitteln<br />
o<strong>der</strong> die homöopathische Begleitung von Rin<strong>der</strong>n – selbst<br />
dort, wo wir es nicht vermuten. Da erzählt ein Venture-Kapitalist<br />
im Silicon Valley, <strong>der</strong> Hochburg <strong>der</strong> digitalen <strong>Arbeit</strong>,<br />
dass er in kein Start-up investiert, zu dem er nicht mit dem<br />
Fahrrad fahren kann; weil für ihn räumliche und persönliche<br />
Nähe entscheidend ist –wohlgemerkt, um digitale Modelle zu<br />
entwickeln, wo Menschen immer weniger eine Rolle spielen.<br />
Alles Gleichzeitig.<br />
Alles Nebeneinan<strong>der</strong>.<br />
Digitale Enthaltsamkeit<br />
Dass Technologie in diesem Zusammenhang nicht nur Segen,<br />
son<strong>der</strong>n Fluch zugleich ist, zeigt sich exemplarisch am für<br />
das neue Zeitalter typischen Berufsbild des Wissensarbeiters,<br />
dessen Aufgabe es ist, Informationen zu<br />
sammeln, zu verdichten und zu teilen. Dieser<br />
Wissensarbeiter sitzt mittlerweile jedem von<br />
uns auf <strong>der</strong> Schulter wie ein digitaler Vogel, <strong>der</strong><br />
nicht genug kriegen kann – in unterschiedlichen<br />
Ausprägungen natürlich. So glauben wir,<br />
das Überangebot an Information nur dadurch<br />
in den Griff zu kriegen, dass wir immer mehr<br />
Dinge gleichzeitig erledigen – und ertappen uns<br />
täglich in Situationen, in denen wir vergessen<br />
haben, was wir gerade tun o<strong>der</strong> sagen wollten.<br />
Wurden früher Menschen auf einen Handgriff<br />
reduziert und damit an das Fließband gefesselt,<br />
halten die digitalen Medien uns heute im<br />
Multitasking-Strom gefangen, um jede kreative<br />
Nachdenklichkeit im Keim zu ersticken.<br />
In einer Welt, in <strong>der</strong> Information eine Droge ist,<br />
die niemals glücklich macht, wenn man sie hat,<br />
nur unglücklich, wenn man sie nicht hat, wird<br />
die neue Welt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> auch darüber entschieden,<br />
ob wir uns als echte Wissensarbeiter<br />
begreifen o<strong>der</strong> vielmehr Informationsjunkies<br />
sind, die je<strong>der</strong> Neuigkeit hinterherhetzen und<br />
niemals satt werden; und ob wir trotz aller<br />
Zerstreuungen auch immer wie<strong>der</strong> in den<br />
Modus <strong>der</strong> Kontemplation zurückfinden, aus<br />
<strong>der</strong> Oberfläche des Multitasking in die Tiefe <strong>der</strong><br />
Kreativität, die nur dann möglich ist, wenn wir<br />
uns Zeit geben und entschleunigen. „Gleichzeitigkeit<br />
ist das Ende allen Sinns, weil ich<br />
dann nirgends ganz dabei bin. Der Anruf, <strong>der</strong><br />
reinkommt, ist wie eine Zurückweisung dessen,<br />
was gerade dabei ist, sich zu entfalten“ meint<br />
<strong>der</strong> Psychotherapeut Günter Funke in seinem<br />
Vortrag beim "Smart Afternoon zur neuen<br />
<strong>Arbeit</strong>" – und dem ist nur hinzuzufügen, dass<br />
es auch eine Zurückweisung ist, wenn Menschen<br />
dauernd auf ihr Ding (mobiles Endgerät)<br />
starren, wenn sie mit einem sprechen. Was in<br />
einer konkreten Situation Information ist und<br />
was störendes Geräusch, muss immer wie<strong>der</strong><br />
neu ausverhandelt werden – solange es die Off-<br />
Taste gibt, mit <strong>der</strong> man abschalten und sich in<br />
digitaler Enthaltsamkeit üben kann.<br />
Wer von seinen Mitarbeitern hingegen die permanente<br />
Erreichbarkeit for<strong>der</strong>t, braucht sich<br />
nicht wun<strong>der</strong>n, wenn diese dabei verbrennen<br />
und sich ins Burnout verabschieden.<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 13
Ihr<br />
Partner<br />
im Tennengau.<br />
• Peugeot-Vertragspartner<br />
• Vertragshändler von Leichtkraftfahrzeugen<br />
<strong>der</strong> Marke Microcar<br />
• Reparatur aller Marken<br />
• §57A-Begutachtung<br />
• Karosserie- und Spenglerarbeiten<br />
• Versicherungsabwicklung<br />
• Reifenhandel<br />
• Hauseigener Abschleppservice<br />
Weil jedes Unternehmen an<strong>der</strong>s und Menschen<br />
verschieden sind, lebt auch die neue Welt des<br />
<strong>Arbeit</strong>ens von <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Persönlichkeiten,<br />
<strong>Arbeit</strong>sstile und Szenarien, die sie unterstützt.<br />
Dementsprechend gibt es we<strong>der</strong> einen Universalschlüssel<br />
noch ein Patentrezept. Man wird individuell,<br />
situationsbezogen und immer wie<strong>der</strong> aufs<br />
Neue entscheiden müssen, welcher Mix einem gut<br />
tut, was zerstreut und was produktiv hält. Das ist<br />
ein anhalten<strong>der</strong> aber durchaus lustvoller Balanceakt,<br />
weil Menschen und Wissensarbeiter im<br />
Speziellen eben nicht nur Orte <strong>der</strong> Begegnung und<br />
<strong>der</strong> Kooperation brauchen, son<strong>der</strong>n auch Orte des<br />
Rückzugs und <strong>der</strong> Konzentration. Und weil dieser<br />
Mix für jeden an<strong>der</strong>s ist, sind diese <strong>Arbeit</strong>swelten<br />
umso gelungener, je vielfältiger und offener sie<br />
sind.<br />
Die Verflachung <strong>der</strong> Welt<br />
Als Thomas L. Friedman im Jahr 2005 im indischen<br />
Bangalore die Menschen besuchte, die das<br />
Telefon abheben, wenn wir die Service-Nummer<br />
unserer Bank des Vertrauens wählen, sah er seine<br />
These bestätigt, dass die Erde längst zum globalen<br />
Dorf geworden ist, in dem je<strong>der</strong> mit jedem kommunizieren,<br />
in Wettbewerb treten o<strong>der</strong> auf vielfältige<br />
Art zusammenarbeiten kann - über System-,<br />
Plattform- und Unternehmensgrenzen hinweg.<br />
Dank dem PC als Massenmedium, dem World Wide<br />
Web auf Basis Glasfaser und einer neuen Software-<br />
Generation, die man für ein paar Euro im Monat<br />
mietet statt kauft, können hun<strong>der</strong>te Millionen<br />
Menschen heute das tun, was die Computer seit<br />
langem versprechen: „plug & play“, anstecken und<br />
loslegen.<br />
Und wie sie es tun! In Bangalore genauso wie in<br />
Dalian, einer Stadt nordöstlich von Peking mit 22<br />
Universitäten und mehr als 200.000 Studenten,<br />
werden heute jene <strong>Arbeit</strong>skräfte ausgebildet, die<br />
schon morgen im Zuge einer globalen Auslagerung<br />
und Umschichtung unsere Jobs übernehmen<br />
können, ohne auf eine Aufenthaltsgenehmigung<br />
angewiesen zu sein. Das ist die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong><br />
neuen <strong>Arbeit</strong>swelt: dass nicht nur wir von überall<br />
arbeiten können, son<strong>der</strong>n eben auch an<strong>der</strong>e.<br />
AUTOHAUS JÄGER<br />
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14 <strong>gangart</strong><br />
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Die <strong>Arbeit</strong> und das Leben<br />
Wohin die Reise geht, ist ungewiss. Die digitale<br />
Maschine läuft auf Hochtouren. Sie nimmt uns<br />
immer mehr die <strong>Arbeit</strong> ab – o<strong>der</strong> weg, wie man<br />
es sehen will. Das ist we<strong>der</strong> gut noch schlecht.<br />
Die entscheidende Frage, die nicht gestellt wird,<br />
ist, welche Tätigkeiten wir <strong>der</strong> Maschine überlassen<br />
und welche wir für uns beanspruchen,<br />
weil sie uns als Menschen ausmachen. Zur Zeit<br />
scheint es jedenfalls so, dass wir uns entschlossen<br />
haben das zu tun, was die Maschine<br />
(noch) nicht kann. Und warten. Ob das genug<br />
ist, um nicht über kurz o<strong>der</strong> lang endgültig den<br />
Verstand zu verlieren?<br />
Technologie hat jedenfalls immer zwei Aspekte:<br />
Sie ermächtigt uns und macht uns taub. Wenn<br />
wir ein Navigationssystem nutzen, geht die<br />
Fähigkeit verloren, dass wir uns selbst orientieren.<br />
Und durch den Pulsmesser beim Laufen<br />
verlernen wir, unseren Herzschlag selbst zu<br />
spüren. Der <strong>Zukunft</strong>sforscher Matthias Horx<br />
hält in diesem Zusammenhang fest: „Wo <strong>der</strong><br />
Entmündigungsprozess überwiegt, wird Technologie<br />
zum Flop.“<br />
Die Zeit neuer <strong>Arbeit</strong>s- und Lebenswelten ist<br />
gerade erst angebrochen. Es gibt viel zu entdecken<br />
und viel zu erfahren. Für Organisationen<br />
genauso wie für den Menschen, <strong>der</strong> seine Leistungen<br />
am <strong>Arbeit</strong>smarkt anbietet. Das Leben ist<br />
ein Lernprozess und endet schon lange nicht<br />
mehr mit dem Lehrabschluss, <strong>der</strong> Matura o<strong>der</strong><br />
dem akademischen Grad. Neugier ist dafür ein<br />
wichtiger Motor. Genauso wie die Fähigkeit, immer<br />
wie<strong>der</strong> Geschwindigkeit rausnehmen o<strong>der</strong><br />
einfach abschalten zu können.<br />
Vor diesem Hintergrund ist auch die Rede von<br />
<strong>der</strong> Work-Life-Balance Unsinn. Alles muss Platz<br />
haben im selben Marmeladenglas (siehe Kasten).<br />
Denn warum um alles in <strong>der</strong> Welt soll die<br />
<strong>Arbeit</strong> plötzlich nicht mehr zum Leben gehören,<br />
wo wir dort doch einen Großteil unserer<br />
Zeit verbringen? Die Frage ist vielmehr, warum<br />
wir uns in ihr so behandeln lassen, als wären<br />
wir kleine Kin<strong>der</strong>, die keine Entscheidungen<br />
selbst treffen können?<br />
Wer Freiheit will, wird Selbstverantwortung<br />
übernehmen. Die gehören nämlich zusammen,<br />
wie die <strong>Arbeit</strong> und das Leben.<br />
Das Leben im Marmeladenglas<br />
Wie viel darin Platz hat, zeigt die Geschichte des<br />
Mathematik-Professors, <strong>der</strong> mit einem Marmeladenglas<br />
vor sich seinen Unterricht begann. Er griff in eine Kiste mit<br />
Golfbällen, füllte damit das Glas und fragte am Ende, ob es voll sei,<br />
was die Studenten bejahten.<br />
Als nächstes griff <strong>der</strong> Professor in eine zweite Kiste mit Smarties (die kleinen<br />
runden Schokoscheiben) und schüttete diese in das Glas. Er bewegte<br />
es sachte und die Smarties rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen.<br />
Dann fragte er die Studenten wie<strong>der</strong>um, ob das Glas nun voll sei. Sie<br />
nickten nachdenklich. Daraufhin öffnete <strong>der</strong> Professor die dritte Kiste. Sie<br />
enthielt Sand. Diesen schüttete er ebenfalls in das Glas zu dem Golfball-<br />
Smarties-Gemisch und füllte damit die verbliebenen Zwischenräume aus.<br />
Er fragte nun ein drittes Mal, ob das Marmeladenglas nun voll sei. Die<br />
Studenten antworteten nun einstimmig mit einem Ja.<br />
Doch damit nicht genug. Der Professor holte nun noch zwei Dosen Bier<br />
unter dem Tisch hervor, öffnete diese und schüttete den ganzen Inhalt in<br />
das Glas und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern<br />
aus. Die Studenten lachten.<br />
“Nun”, sagte <strong>der</strong> Professor, als das Lachen nachließ, “ich möchte, dass<br />
Sie dieses Marmeladenglas als Ihr Leben ansehen. Die Golfbälle sind die<br />
wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kin<strong>der</strong>, Ihre Gesundheit,<br />
Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres<br />
Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch<br />
diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllen würden.” Er<br />
fuhr fort: “Die Smarties symbolisieren die an<strong>der</strong>en Dinge im Leben wie<br />
Ihre <strong>Arbeit</strong>, ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles An<strong>der</strong>e, die Kleinigkeiten.<br />
Falls Sie den Sand zuerst in das Glas geben”, schloss <strong>der</strong> Professor,<br />
“hat es we<strong>der</strong> Platz für die Smarties noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt<br />
für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren,<br />
werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie zuerst<br />
auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre<br />
Prioritäten. Der Rest ist nur Sand.”<br />
Einer <strong>der</strong> Studenten hob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier<br />
repräsentieren soll. Der Professor schmunzelte: “Ich bin froh, dass Sie das<br />
fragen. Das zeigt Ihnen, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es<br />
ist immer noch Platz für ein o<strong>der</strong> zwei Bier.”<br />
<strong>gangart</strong> 15