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Ole Frahm / Torsten Michaelsen: Hört die anderen Wellen! Zur ...

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5. Fremdheit und Aneignung der Stimme<br />

Die Stimmen im Radio sind ohne Ursprung und gespenstisch.<br />

Für <strong>die</strong> Stimmen, <strong>die</strong> wir alltäglich auf den UKW-Frequenzen<br />

im Radio hören, scheint das nicht zu gelten. Zwar sind <strong>die</strong><br />

SprecherInnen <strong>die</strong>ser Stimmen nicht sichtbar - beste Voraussetzungen<br />

also, sie für Gespenster zu halten. Doch wird es niemandem<br />

schwerfallen, sich eine Person, der <strong>die</strong> jeweilige Stimme gehört,<br />

vorzustellen. Sie spricht in ein Mikrofon und praktisch im selben<br />

Moment können Sie <strong>die</strong> Stimme hören. Ob das dabei Gesprochene für<br />

zwei Ohren bestimmt ist oder für tausende, ändert nichts daran, daß<br />

<strong>die</strong> Stimme im Radio einen Ursprung hat: den Menschen, der sich mit<br />

<strong>die</strong>ser Stimme artikuliert. Die geäußerten Worte leben aus ihrer oder<br />

seiner Intention. Daran ändert sich auch nichts, wenn sich <strong>die</strong>se<br />

Stimmen verzerrt und verrauscht gespenstig überlagern und von den<br />

TonbandstimmenforscherInnen als paranormale Phänomene<br />

festgehalten werden. Denn kaum jemand wird bezweifeln, daß es<br />

einer genauen Analyse möglich sein könnte, Personen hinter <strong>die</strong>sen<br />

Erscheinungen auszumachen, <strong>die</strong> ihre Stimmen an ganz irdischen und<br />

wenig unheimlichen Orten verlauten ließen: In fernen Radiostationen,<br />

vor CB-Funkgeräten, oder <strong>anderen</strong> Sendeapparaturen, <strong>die</strong> Frequenzen<br />

außerhalb der gängigen Radiobandbreiten nutzen. 24<br />

Wenn wir behaupten, daß <strong>die</strong> Stimmen im Radio ohne<br />

Ursprung und gespenstisch sind, wenden wir uns damit gegen einen<br />

24 Tatsächlich behaupten gnostische Strömungen in der Tonbandstimmenforschung,<br />

<strong>die</strong> Ursache des Stimmphänomens liege in solchen Überlagerungen, aus denen<br />

Schallereignisse folgten, <strong>die</strong> erst von den HörerInnen in ihren jeweiligen<br />

Hörsituationen mit Sinn gefüllt werden. Sich auf das Konzept der "Synchronizität"<br />

C.G. Jungs berufend, erklären sie das Erscheinen einer gespenstischen Stimme zu<br />

einer "sinnvolle(n) Koinzidenz eines objektiven physikalischen Vorgangs mit einem<br />

inneren psychischen Ereignis" (Bion, Stefan, Hypothesen zur Entstehung des<br />

Tonbandstimmen-Phänomens, www.vtf.de/p93_1.htm, auch enthalten in Heft 4/98<br />

[P93] der vtf-Post, dem Mitteilungsblatt des Vereins für Tonbandstimmenforschung,<br />

das über <strong>die</strong> Homepage www.vtf.de zu beziehen ist), aus dem der subjektive<br />

Eindruck entsteht, an einem Kommunikationsakt Teil gehabt zu haben. Eine solche<br />

Deutung geht am zentralen Erkenntnisgewinn, den <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit der<br />

Tonbandstimmenforschung liefern kann, vorbei: an der Feststellung nämlich, daß<br />

jede Stimme bereits im Ursprung gespenstisch ist. Das Konzept der Synchronizität<br />

verkürzt <strong>die</strong> Wahrnehmung einer paranormalen Stimme auf ein subjektives<br />

Phänomen und hält dagegen <strong>die</strong> Vorstellung von einem ungeteilten Ursprung der<br />

Stimme aufrecht.<br />

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